Quotations.ch
  Directory : Iwein
GUIDE SUPPORT US BLOG
  • Google
  • This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
  • to make the world's books discoverablc online.
  • It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
  • to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
  • are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
  • Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
  • publisher to a library and finally to you.
  • Usage guidelines
  • Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
  • public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
  • prcvcnt abuse by commcrcial parties, including placing technical restrictions on automatcd qucrying.
  • We also ask that you:
  • + Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
  • personal, non-commercial purposes.
  • + Refrain from automated querying Do not send aulomated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
  • translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
  • use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
  • + Maintain attributionTht GoogX'S "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct andhclping them lind
  • additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
  • + Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
  • because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
  • countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
  • any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
  • anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
  • Äbout Google Book Search
  • Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
  • discover the world's books while hclping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
  • at |http : //books . google . com/|
  • Google
  • IJber dieses Buch
  • Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
  • Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
  • Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
  • das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
  • von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
  • und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
  • Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
  • nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
  • Nu tzungsrichtlinien
  • Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
  • zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
  • Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
  • kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
  • Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
  • + Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
  • Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
  • + Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
  • über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
  • nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
  • unter Umständen helfen.
  • + Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
  • dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
  • + Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
  • sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
  • öffentlich zugänglich ist, auch fiir Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
  • von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
  • ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
  • Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
  • Über Google Buchsuche
  • Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
  • Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
  • Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .corül durchsuchen.
  • i
  • 1
  • 1
  • miTTELÄLTEHS
  • Vi,
  • f
  • 1
  • i
  • r
  • 1
  • 1
  • ov^^^A^lfl
  • DEUTSCHE CLASSIKEß
  • DES
  • MITTELALTE RS
  • MIT WORT- UND SACHERKLÄRUNGEN.
  • BEGRÜNDET
  • VON
  • FRANZ PFEIFFER.
  • SECHSTER BAND.
  • HARTMANN VON AUE.
  • DRITTER THEIL.
  • LEIPZIG :
  • F. A. BROCKHAUS
  • 1888.
  • HARTMAKN VON AUK
  • HERAUSGEGEBEN
  • VON
  • FEDOB BECH.
  • DBITTEK THEIL.
  • IWEIN, ODER DER RITTER MIT DEM LÖWEN.
  • DRITTE AUFLAGE.
  • LEIPZIG :
  • F. A. BROCKHAÜS
  • 1888.
  • *
  • EINLEITUNG.
  • Iwein, oder vielmehr Der Ritter mit dem Löwen, war
  • der Titel des bedeutendsten aller Gedichte, die wir von Hart-
  • mann von Aue kennen. So nennt es uns der Pleier (13. Jahr-
  • hundert in seinem Garel vom blühenden Thal (nach Zingerle
  • in der Germania 3, 26)
  • Hartmann der Ouwaere
  • hat uns e wol geseit
  • für eine rehte wärheit
  • an einem buoche, deist wol bekant,
  • deist der riter mit dem lewen genant,
  • daz Artus was sin wip genomen (Iwein 4290)
  • und eben darauf deutet die Erwähnung bei Rudolf von Ems
  • im Heiligen Wilhelm (MSH. IV, 866), da wo er vom Ouwoere
  • spricht :
  • der uns fireckes getät
  • und von dem leun getihtet hat
  • sowie Heinrich von dem Türlin in der Krone 1330:
  • der köpf (Becher) wart vroun Laudin,
  • des lewen ämien, gegeben.
  • Im Gedichte selbst wird der Hauptheld öfter der riter mit
  • dem lewen genannt, z. B. 5502, 5510, 6109, 0257, ganz nach
  • dem französischen Chevalier au Hon,
  • Die Entstehung der Dichtung fiel nach dem Erec, wie
  • sich aus einer Stelle ergibt, in der sich der Dichter auf jenen
  • zurückbezieht, im Iwein 2791—94:
  • kert ez niht al an gemach,
  • als hern £recke geschach,
  • der sich ouch also manegen tac
  • durch vrouwen ilniten verlac.
  • VI EINLEITUNG.
  • Außerdem lässt sich (nach Lachmann, Vorrede zu Wolfram^s
  • Parzival, S. xix, und Haupt, Vorrede zu den Liedern und
  • Büchlein Hartmann's, S. xyiii) darthun, daß das Gedicht be-
  • reits vor 1203 vollendet war. Das siebente Buch des Parzival
  • ist nämlich bald nach 120#, das sechste Buch desselben nach
  • dem Sommer 1204 gedichtet; im fünften aber zeigt Wolfram,
  • daß er die Erzählung vom Ritter mit dem Löwen bereits
  • kennen gelernt hatte, indem er (V. 879 — 886, vgl. auch IX,
  • 95 — 100) bei Erwähnung der um ihren todten Geliebten trauern-
  • den, unerschütterlich treuen Sigune einen Seitenblick wirft
  • auf Luneten, die Vertraute Laudinens, und den Bath, den
  • sie ihr (siehe Iwein 1793—1804) nach dem Tode ihres Herrn
  • ertheilte:
  • d6 natzten dougen ir (=» Sigünen) die wät.
  • ouch was froun Lüneten rät
  • niender da bt ir gewesen.
  • diu riet ir frouwen: alät genesen
  • disen man, der den iweren sluoc:
  • er mag ergetzen iuch genuoc.»
  • Sigüne gerte ergetzens niht
  • als wlp diu man bt wanke siht.
  • Die Bestimmung der Zeit, in welche die übrigen Ge-
  • dichte Hartmann's fallen, ist in der Einleitung des ersten
  • Theils zum Gegenstande einer ausführlichem Erörterung ge-
  • macht worden. Ehe noch der zweite Theil ausgegeben war,
  • erschien von W. Wilmanns über denselben Gegenstand eine
  • neue Untersuchung in Haupt's Zeitschrift 14, 144 — 155, unter
  • der Überschrift: «Zu Hartmann's von Aue Liedern und
  • Büchlein», worin zugleich versucht wird die von mir auf-
  • gestellten Vermuthungen zu widerlegen. Die von Wilmanns
  • dort vorgetragenen Ansichten mag ich dem Leser nicht vor-
  • enthalten; sie lassen sich ungefähr in Folgendem zusammen-
  • fassen:
  • Hartmann von Aue stammte wahrscheinlich aus Franken
  • (S. 150); denn dort hatte er seine Verwandten, von denen
  • er sich zum Ereuzzuge verabschiedete (vgl. Lied 10 = 2. Aufl.
  • Kreuzlieder 3). In Schwaben beginnt sein erstes Minne-
  • verhältniss, zu einer Zeit wo er noch nicht Ritter war; er
  • dient ohne Erfolg einer vornehmen Dame. Da stirbt sein
  • Herr. Dieß nöthigt ihn, seinen Aufenthalt, sowie seinen
  • Minnedienst (um das Jahr 1194) aufzugeben. Im Spätherbst
  • 9 J&bres 1195, auf dem Reichstage xa WoruiB, aicnmt er
  • das Kreuz {Lied 8 — 2. Aufl. Kreuzlieder I), und awar oaeh-
  • dem er bereits Ritter geworden ( Lied 7 = a. Aull. Frauen-
  • minne G). la der Zeit vom Früliling 1196—97 knüpft er ein
  • neues Minne verhältniss an, ebenfalls mit eiaer ritterbilrtigea
  • Frau l'2. BUchl. 35t). Darauf macht er den Kreuzzug (Lied
  • 10 = 2. Aufl. Kreuzüeder 3); im Frühlinge 1197 findet der
  • Aufbrucli des Heeres statt. -- Auf das erste MiuueTerhaltuisH
  • beziehen sich die Lieder 1. 2. 3. 1. 5. lä (2. Aufl. Frauen-
  • minne 12) sowie das erste Büchlein; auf das zweite die Lie-
  • der T. 11. 14. 16. IT und, gewisserm allen als Fortsetzung,
  • das zweite Büchlein. Nicht nur das erste Bilchleia
  • V. 16BT fg.|, auch der Erec ist vor dem Beginne des Kreuz-
  • zugs verfallt worden.
  • Dieß ist im Aügemeiuen der Abriss der Lebetisgeschichte
  • Hartmaun's, wie sie sich WilmauuB aus deu gelegentlichen
  • Andeutungeu in den einzelnen Gedichten zusammengesetzt
  • hat. Er ist dabei mit großem Scharfsinne zu Werke ge-
  • gangen; seine Begründung hat, ich gestehe es, viel Eiu-
  • aehmeodes, zumal fftr den. der sich über die von mir er-
  • hobenen PJinwendungen so leichten Kaufes hinwegsetzen zu
  • können meint. In mehreren Punkten hat er eine richtigere
  • Auffassung der Sache gefördert. So hat er Recht in Bezug
  • auf die letzte Strophe des 2. Liedes, und die in der Ein-
  • leitung zum ersten Tlieile, S, v — vi, von mir »
  • Wendung ist abzuweisen: der Dichter sagt dort
  • als: «seines Uerrn Tod und die Ungnade seim
  • seien das was ihn bekümmere; mit diesem Leid hat er seine
  • früheren Freuden bezahlt». Ebenso habe ich mich, was Wil-
  • manns noch nicht wissen konnte, bereits in der Einleitung
  • des zweiten Theils, S. xy, mit der von ihm inzwischen an-
  • genommenen Erklärung vertraut gemacht, daß nämlich unter
  • der Minne, deren sich der Verfasser des li3. Liedes (2. Aufl.
  • 3. KreuzUed) rühmt, die himmlische, nicht die irdische zu
  • denken sei.
  • Für die von Wilmanns festgehaltene Auffassung der
  • «weiten Strophe des genannten Liedes, welches bei der Be-
  • stimmung der Chronologie am meisten in Frage kommen muß,
  • fehlt mir der Ulaube; der Anstoß, welchen die Erwähnung
  • Frankens sowie die Be^iugnahme auf Saladiu in diesem unter
  • Hartmann's Namen gehenden Lisde für mich hat, ist durch
  • Wilmanns keineswegs beseitigt worden; vgl. meine Vorhetaw-
  • kung KU diesem Liede, zweiter Theil, S. 2Q l.'i. kvift. ^. ^^-N.
  • ersuchte An-
  • iitet nichts
  • ■ Geliebten
  • I
  • 1
  • VIII EINLEITUNG.
  • Gegen die Vermuthung, daß Hartmann aus Franken stamme,
  • wie Wilmanns zu glauben geneigt ist (S. 150), spricht das un-
  • verfängliche Zeugniss Heinrich's von dem Türlin in der Krone
  • 236:3: als ich ez vil ofte las an tkecke, den von der Swähe
  • lande uns brähte ein tihtcere; wo die auch bei andern Dich-
  • tern übliche Wortstellung nicht verlangt von der Swähe lande
  • mit hrähte statt mit ein tihtcßre zu verbinden; man kann
  • darin kaum etwas anderes sehen wollen als eine abweichende
  • Bezeichnung für das gewöhnlichere von Ouwe her Harmann
  • (vgl. 1. Büchl. 29). Es lässt sich vielmehr daraus schließen^
  • daß Heinrich den Ort Ouwe in Schwaben suchte. Auch ist
  • es eben nur Schein, wenn aus der Stelle im Armen Heinrich
  • 1432 — 35 (got weiz wol, den Swaben muoz ieglich biderbem
  • man des jehen, der si da heime hat gesehen, daz bezzers
  • willen niene wart) hervorzugehen scheint, «als unterscheide
  • sich der Dichter von den Schwaben», und als wäre er damals
  • nicht mehr in .Schwaben gewesen. Wie sollte der Dichter,
  • wenn er seine Landsleute verherrlichen wollte, auch wenn er
  • sich mitten unter ihnen wusste, sich nicht so auslassen dürfen?
  • Uns Swaben und uns da heime zu sagen statt den Swaben
  • und st da heime — was einem Wolfram (vgl. Parzival HI, 153;
  • II, 1666; IV, 175; XVI, 1213) eher anstand und unserer modernen
  • Art jedensfalls besser entsprochen haben würde — unterließ
  • er wol auch deshalb, weil er sich dachte, daß sein Gedicht
  • einmal von Andern vorgetragen werden würde; wird es doch
  • auch niemand einfallen, da wo Hartmann von sich selbst in
  • der dritten Person redet, wie z. B. im 1. Büchlein 6 — 32 oder
  • im Eingange des Armen Heinrich, zu behaupten, diese Worte
  • rührten nicht von ihm, sondern von einem Andern her, der
  • etwa die Herausgabe der Gedichte besorgt hätte. Die Rede-
  • weise ist ganz natürlich, wenn man bedenkt, wie wenig unsere
  • alten Epiker ihr persönliches Ich hervortreten ließen. Vgl.
  • übrigens über die Stelle Selig Cassel in dem Weimarischen
  • Jahrbuche von Hoffmann von Fallersleben und 0. Schade I,
  • 473. Mit besserem Rechte, meine ich, lässt sich nach einer
  • andern Stelle geltend machen, daß der Dichter sich von den
  • Franken unterschieden habe, wenn er den jungen Gregor
  • 1401 fg. sagen lässt: ichn wart nie mit gedanke ein Beter
  • oder Franke u. s. w. So wegwerfend würde er sich nicht
  • über die bairische und die fränkische Ritterschaft geäußert
  • haben, wenn er selber unter ihr seine Heimat gehabt hätte;
  • man vergleiche z. B. Wolfram im Parzival III, 153 fg. dagegen;
  • vielmehr glaube ich, daß so nur ein Schwabe den jungen Gregor
  • EINLEITUNG. IX
  • sprechen lassen konnte. Schwaben war ohnehin das Land,
  • wo die feinere ritterliche Bildung und Sitte aus Nordfrank-
  • reich und den Niederlanden sich am meisten verbreitet hatte;
  • vgl. meine Anmerkung zu Gregor 1401 — 5.
  • Waren nun die in der Einleitung des ersten Theils S. xiii
  • und in der Vorbemerkung zum 10. Liede (2. Aufl. 3. Kreuzlied)
  • geäußerten Zweifel berechtigt, so war auch der Versuch er-
  • laubt, die Zeit der Betheiligung Hartmann's am Ereuzzuge auf
  • anderem Wege zu bestimmen als Lachmann gethan. Die ge-
  • legentlichen Beziehungen auf eine Meerfahrt auf den Kreuz-
  • zug zu deuten, von dem wir außerdem bestimmte Kunde haben,
  • lag doch gewiss näher, als mit Wilmanns anzunehmen (S. 1 55),
  • «Hartmann habe sich diese genaue Kenntniss der See entweder
  • durch Schilderung und Erzählung Anderer oder durch eine
  • Erfahrung, die dem Kreuzzuge vorangieng, erworben.» Das
  • ist wohl möglich, aber weit weniger wahrscheinlich, solange
  • wir eben über eine dem Kreuzzuge vorangehende Erfahrung
  • gar keine bestimmte Kunde haben. Wie es natürlich ist, daß
  • die Eindrücke einer trüben Pilgerfahrt, die Erinnerungen an
  • selbst bestandene Gefahren auf dem Meere sich späterhin
  • verwischen, sodaß im Armen Heinrich wie im Iwein keine
  • Andeutung davon mehr zu spüren ist, so natürlich war es,
  • daß in den unmittelbar nach dem Kreuzzuge entstandenen
  • Dichtungen, wie im Erec und im ersten Büchlein, solche
  • Eindrücke und Erinnerungen hin und wieder zum Vorschein
  • kamen.
  • Für die Entstehungszeit des ersten Büchleins wage ich
  • auch nicht die dort V. 1687 gebrauchten Worte:
  • durch got solt ez dir sin erkant,
  • wser ich in oriende,
  • wie mich din tugent überwant
  • anzuführen, noch von ihnen das zu behaupten: «eine solche
  • Bekräftigung konnte nicht angewandt werden auf ein Ver-
  • hältniss, das die Kreuzfahrt des Dichters überdauert hatte»
  • (S. 154). Der Ausdruck wcer^ ich in ortende, falls der Text
  • richtig ist, kann recht gut so viel bedeuten als: wäre ich
  • auch im fernsten Lande der Erde, wäre ich wer weiß wie
  • weit, ähnlich dem ze Kriechen oder ze Riuzen nach meiner
  • Anmerkung zum Iwein 7584, und würde sich so im Munde
  • eines Ritters, der den Kreuzzug hinter sich hatte, durclia.\i&
  • nicht unpassend ausnehmen. Die Stelle \st ^\iet ^a^xiO^ %^^
  • Dicht dazu BQgethan, ein entscheidendes ZeugnisB vider die
  • bisher galtige Ansicht von der Bntatehungszeit des Qedicbtes
  • abzugeben, deun die Überlieferung hat wier ick ormende, der
  • Text in der heutigen Gestillt ist bloße Verinuthung.
  • Wer sich, nun dafür entschieden hat, daß der Erec nad
  • das erste Büchlein Werke sinil, die nach des Dichters Kreuz-
  • fa.hrt entstanden, muß auch annehmen, daß der Bichter noch
  • sehr jung war, als er diesem Zuge beiwohnte. Denn im
  • ersten Büchlein Y. T nennt er sich noch eimea jungelinc , im
  • Krec 1607 und 717!! noch einen tumpen kveht. Mit Bezug
  • auf letztere Bezeichnung muß dann auch ferner augenonunen
  • werden, daß er zu der Zeit noch nicht Ritter war. Die Wer-
  • bung des Liebesboten (Lied 7=2. Aufl, Frauenmin
  • für einen Ritter um Gnade fleht, kann dalier nicht in diese Zi
  • fallen; in dem Liede selber ist auch sonst nichts, das auf di
  • Kreuzfahrt Bezug nähme. Nur ist in meiner Anordnung
  • Versehen geschehen, indem dieses Lied statt nach den Ereue-
  • liedem vor diesetben gestellt worden ist. Der im Erec gl
  • brauchte Ausdruck tumper Jcveht unterstützt auch meii
  • faasriüg von tumpeT man, dessen sich Hartmann im
  • Ereuzliede V. 6 und 3l bedient hat, und letzteres
  • stützt sunach wieder meine Ansicht von der Entstehungszei
  • des Liedes, wenn es auch an sich, wie Wilmanns i
  • geltend macht, dieselbe noch nicht beweist. Daß das Altei
  • thum unter einem luwberi vorzugsweise neineu jungen
  • erfahrenen Mann>, einen der noch nicht game tagend undt
  • ■leisen sin besiß, verstanden habe, wird durch das fero-l
  • liegende Citat aus Walther nicht widerlegt; vgl. darüber be^
  • sonders Wackernagel in der Literaturgeschichte, S. 1'
  • Schließlich hat Wilmans aus der Art und Weise,
  • die Liederhandschriften hie und da miteinander ühereinstim-
  • men, sowie aus dem Inhalt der betreffenden Lieder wahr-
  • scheinlich zu macheu gesucht, daß uusern heutigen Hand-
  • schriften mehrere uLiederbücbleinn zu Grunde gelegen haben.
  • Diesen entsprechend nimmt er zugleich z«'ei verschiedene
  • Minneverhältnisse des Dichters an; auf das erste derselben
  • lasse sich das erste, auf das andere das zweite Büchlein be-
  • ziehen. Für denjenigen, dem es ohne Zweifel feststeht, daß
  • das zweite Büchlein ebenfalls von Hartmann verfasst ist,
  • bleibt, wie ich bereits in meiner Vorbemerkung dazu ange-
  • deutet habe, nichts weiter übrig, als, sowie Wilmans gethan,
  • einen Wechsel in den Minneverhältnissen des Dichters anzu-
  • nehmen. Auf die übereinstimmenden Puiikte in den Liedern
  • I
  • EINLEITUNG. XI
  • und in dem betreffenden Büchlein habe ich zum Theil in den
  • Anmerkungen hingewiesen. Solange indessen meine Zweifel
  • in Betreff des zweiten Büchleins nicht zu Gunsten Hartmann's
  • gehoben sind, scheint mir auch die Annahme zweier Minne-
  • dienste noch sehr zweifelhaft, wenn ich auch daran, daß
  • beide Büchlein in der Jugend des Verfassers entstanden sein
  • müssen, keinen Anstoß mehr nehme; denn das erste Büchlein
  • ist in seinem Jünglingsalter verfasst, das zweite kann nach
  • V. 597 in der jugent oder in stner besten tugent, d. h. im
  • jugendlichen Mannesalter (vgl. MüUenhoff und Scherer, Denk-
  • mäler deutscher Poesie und Prosa, S. 507) verfasst sein.
  • Baß Hartmann einen neuen Minnedienst, und zwar noch vor
  • Antritt der Kreuzfahrt, begonnen habe, dafür finde ich, wenn
  • ich mich willkürlicher Deutungen enthalten will, in den be-
  • treffenden Liedern keine überzeugenden Beweise. Im ersten
  • Kreuzliede (8, ii, 18) weiß es der Dichter Gott Dank, daß
  • er von den sorgen frei ist, die so viele von der Theilnahme
  • an seiner Pilgerfahrt zurückgehalten haben; im zweiten (10=
  • 2. Aufl. Ereuzlied 3, 17 fg.), das nach Wilmans unmittelbar
  • vor Beginn des Zuges gedächtet ward, rühmt der Verfasser
  • seine himmlische Minne im Gegensatz zu dem leeren Wahne
  • der Minnesinger. Das eine wie das andere macht es un-
  • wahrscheinlich, daß der Dichter in der Minne glücklicher
  • geworden als er bis dahin war; er müsste denn, ganz gegen die
  • Art Friedrichs von Hausen, Reinmar's des Alten, Albrecht's
  • von Johansdorf (S. 147), bei dieser Gelegenheit seine Neigung
  • zu verhehlen für gut befunden haben.*) Daß ferner in den
  • Minneliedern ein auffallender Wechsel der Empfindung, ein
  • Schwanken von einem Gegensatz zum andern sich findet, daß
  • bald riuwe und klage, bald wieder hoher muot und vröude
  • das Herz des Sängers erfüllen, darin liegt doch noch keine
  • Nöthigung zu der Annahme, daß der Minner sein Verhältniss
  • gewechselt habe, am allerwenigsten bei Hartmann, der seine
  • triuwe und stcete so oft und so nachdrücklich betont. Eben-
  • daher widerstrebt es meinem Gefühle, daß alle derartige Ge-
  • sänge, in denen von hoffnungsloser Liebe die Eede ist, zu
  • einem besondem Büchlein vereinigt gewesen sein sollen; das
  • ♦) Da, wo der Dichter des Iwein sein Ich so gelegentlich hervortreten
  • lässt in Bezug auf Minneangelegenheiten, scheint er bald in schalkhafter
  • Weise sich fremd zu stellen wie in V. 3015, 5196 (vielleicht auch im
  • Gregor 917 fg. ) , bald eine unbefriedigte Neigung zu verrathen wie in V.
  • 5968—70 (vgl. Gregor 472— 475), 1863-88, 3099; vgl. auch die VoxbctSLerVxwv^
  • zum 17. Liede.
  • Xll EINLEITUNG.
  • scheint mir fast mechanisch und sieht eher danach aus, als
  • hätten erst die alten Sammler die Lieder nach diesem Schema
  • zusammengetragen. Überdieß können wir jetzt nur bei wenigen
  • Liedern mit Gewissheit bestimmen, inwieweit sie auf einem
  • bloßen lüäne, auf einer Fiction beruhten, oder sich auf wirk-
  • liche Vorkommnisse im Leben bezogen.
  • So viel sei hier bemerkt, um meine früher über Hart-
  • mann geäußerten Vermuthungen theils zu berichtigen, theils
  • zu rechtfertigen. Wenden wir uns nun wieder dem Iwein zu.
  • Wie beim Erec und beim Gregor, so hat auch hier dem
  • Dichter eine französische Quelle vorgelegen, die er frei um-
  • dichtete. Es ist dieß der Chevalier au lyon Christian's von
  • Troyes, desselben, von dem bereits in der Einleitung zum
  • Erec, S. xv— xvi (= 2. Aufl. S. xvi— xvii) die Rede war; vgl.
  • darüber noch W. Holland, Chrestien von Troies, S. 148 fg. ;
  • eine altenglische Übersetzung davon findet sich bei J. Bitson,
  • Ancient english metrical romances, Bd. 1. Auf diese Quelle
  • deutet Hartmann am Schlüsse seiner Erzählung, wenn er
  • (8161 — 02) sagt: ez wart mir niht bescheiden von dem ich
  • die rede habe; im Laufe des Gedichtes bezieht er sich nur
  • selten und in sehr unbestimmten Ausdrücken darauf, so 2980
  • wand ez was mir vür war geseit; 3026 als diti äventiure
  • giht; und 6465 diu vil wol, ist mir gesagt, wälhisch lesen
  • künde.
  • Die Stellung des Dichters dieser französischen Quelle
  • gegenüber ist hier noch selbständiger und freier als beim
  • Erec, die Kunst gereifter und vollendeter. Das Meiste in
  • der Gestaltung und Anordnung des sagenhaften Stoffes hat
  • er aus den Händen des zu seiner Zeit berühmten Nord-
  • franzosen überliefert bekommen. In der Verknüpfung der
  • lose zusammenhängenden Abenteuer, vor allen aber in der
  • ebenso durchdachten und klaren als leichten und gemüth-
  • vollen Erzählung, die dem Stoffe, ohne ihm ungerecht zu
  • werden, sein fremdartiges Äußere abzustreifen und ein mehr
  • anheimelndes deutsches Gewand überzuwerfen versteht, hat
  • Hartmann sein Original weit hinter sich gelassen.
  • Den mythischen Gehalt der nur äußerlich verknüpften
  • Sagen zu ergründen*) oder sie zu Trägern einer den ur-
  • sprünglichen Stoff wesentlich umgestaltenden Idee zu machen,
  • hat freilich Hartmann sowenig verstanden als seine Vorgänger,
  • die nordfranzösische Dichter, welche zuerst eine künstlerische
  • *) Vgl. W. Osterwald, Iwein ein keltischer Frühlingsgott (Halle 18r)3).
  • EINLEITUNG. XIII
  • Darstellung jener Sagen unternahmen. Eine solche Aufgabe
  • lag aber auch nicht im Geiste der damaligen Zeit. In kind-
  • lichem Glauben pflegte man die Wunderthaten der Vorzeit
  • aufzunehmen; überdieß hatte man sich gewöhnt, in den alten
  • Heldengestalten zugleich die Repräsentanten einer idealeren
  • sittlichen Weltordnung zu verehren; vgl. Einleitung zum Erec
  • S. VII. Nach beiden Seiten hin finden wir diese Richtung
  • der Zeit bei Hartmann vertreten. Ebenso verhält es sich bei
  • denen, welche durch des Auers Kunst angeregt waren.
  • Die Betrachtungen oder sentenzartigen Bemerkungen, mit
  • denen diese Dichter oft ihre längern Epen einleiteten, hatten
  • meist nur den Zweck, den Hörer oder Leser auf die Er-
  • zählung aufmerksam zu machen, ihn im voraus für sich ein-
  • zunehmen; sie vertraten gleichsam die Stelle eines Aushänge-
  • schildes, in dem auf den sittlichen Gewinn hingewiesen war,
  • den man aus der Erzählung schöpfen könne. Eine andere
  • Bedeutung hatten auch die einleitenden Worte nicht, welche
  • Hartmann seinem Iwein voransetzte, V. 1—20; etwas diesem
  • Anfange ganz Ähnliches hat W. Holland entdeckt am Schlüsse
  • des auf der Berner Bibliothek handschriftlich erhaltenen alt-
  • französischen Romans von Dumart li Gallois und in der
  • Germania 2, 163 mitgetheilt. Ebenso verfuhren die, welche
  • in ihrer Kunst und in ihrem Geschmack sich an Hartmann
  • anlehnten ; so Ulrich von Zatzikofen, der im Eingange seines
  • Lanzelet erklärt, daß er nicht von allen sondern nur von
  • «höfischen» Leuten gelobt sein wolle, und (vielleicht nach dem
  • Vorgange Hartmann's im Eingange seines Erec) alle die ab-
  • weist, denen es nicht in den Sinn wolle, daz eime riter wol
  • gekmc, der ie nach stceten tugenden ranc; so Konrad Fleck
  • in Flore und Blanscheflur 1—118; so Wirnt von Gravenberg
  • im Wigalois 1, 20 — 2, 2. Einen andern Sinn mögen auch
  • die sprichwörtlichen Sentenzen nicht haben, welche Wolfram
  • seinem Parzival vorangeschickt hat. Die Idee, welche das
  • ganze Stück durchdringt und zu deren Träger der Hauptheld
  • des Stückes bestimmt ist, war streng genommen in jenen ein-
  • leitenden Versen nicht berührt. Wenigstens trifft dieß bei
  • Hartmann nicht zu, wie die vortreffliche Auseinandersetzung
  • von Wackemagel in der Literaturgeschichte, S. 164 und 191,
  • zeigt. Dort wird mit Recht geltend gemacht, daß der Dichter
  • seinen Stoff «mit der ihn bezeichnenden Kunst bewusster
  • Aufstellung und Versöhnung sittlicher Gegensätze» behandelt
  • habe. Minne und Heldenthum, beide ursprünglich eng ver-
  • einigt, gerathen in Zwiespalt miteinander*, etsX I!lä.Oö. \^^%«^
  • SIV BIN1,E1TD«0.
  • nnd Bclivfcrcii Käropfen tritt eiQe VerBÖhuuDg und dem!
  • eine nm so festere Vereinigung beider ein. Dieaen Grund-
  • gedanken enthielt Bclion der Erec. Mit hellerem Bewusstaein
  • hat ihn der Dichter im Iwein durchgeführt; man Tgl. nament-
  • lich die Stelle im Iwein 2787—98. Der Uauptheld des lete-
  • tem geräth gerade in den entgegengesetzten Fehler, indem
  • er, von Gawein gewarnt, sich vor dem nVerliegen" Erec'a zu
  • hQteo sucht. Dort, im Erec, su künnte man sagen, Htt die
  • Ritterlichkeit unter dem Übermalt der Minne; hier die Miiine j
  • unter dem Übermaß der Ritterlichkeit.*) I
  • Das was die Werke Hartmann's iiberhauiJt, im höchsten I
  • Grade aber den Iwein vor tLndern auszeichnet und ihn zur '
  • «schönsten Blltte der erzählenden Kunstpnesie» erhebt, iat
  • die mäse, d. h. die Mäßigung, die maßvolle Haltung, die An-
  • gemessenheit, der feine Takt sowohl rUcksichtlich der künst-
  • lerischen Behandlung des Stoffes als rücksichtlich der Sprache.
  • Wie das Lehen nnd die Rede der gebildeten höfischen Kreise
  • in damaliger Zeit auf dieser tiuise als ihrer Cardinaltugend
  • beruhten, so auch HaTtmann.'s ganze Art des Dichtena. Er
  • ist ebendeshalb als der Haupi Vertreter der höfischen Poesie J
  • anzusehen; sein Iwein JBt das beste, was auf diesem Gebiete |
  • geleistet worden ist. J
  • Dem Kunstwerke des Dichters hat es aber auch nicht an
  • Anerkennung gel'ehlt, weder bei der Mit- noch bei der Nach-
  • welt Dieses bezeugen unter aaderm auch die rielen Hand-
  • schriften, welche sich von demselben in Deutschland zerstreut
  • vorfinden. Obwohl mehrere unter ihnen noch dem Kl. Jahr-
  • hunderte, zwei sogar, die Heidelberger und die Gießener,
  • dem Anfange dieses Jahrhunderts angehören, also von den
  • Lebzeiten des Dichters nur um weniges sich entfernen, so
  • steht doch liei den Kritikern fest, daß der ursprüngliche Text
  • schon in den ältesten Überlieferungen vielfach Umänderungen
  • erfahren habe, theils durch Übertragung in andere Moodart
  • Iwie z. B. in der Heidelberger in ein Mitteldeutsch, das stark
  • mit niederdeutschen Formen durcbtUrbt ist), theils durch
  • Überarbeitung und erweiternde Zusätze, je nach dem Ge-
  • schmacks und Bedürfnisse oder Zeit der des Schreibers. Die
  • Aufgabe, aus den verschiedenen theils absichtlichen, tbeils
  • unabsichtlicben Änderungen das Echte nu ermitteln, ist daher
  • n/-.;
  • . jM'J lind Uiduuar
  • EINLEITUNG. XV
  • bei diesem Schriftwerke eine äußerst schwierige. Ich bin im
  • Großen und Ganzen der Methode Lachmann's gefolgt, welcher
  • die am wenigsten überarbeitete Heidelberger Handschrift zu
  • Grunde gelegt hat; sie, «die älteste Handschrift», «ist mit
  • keiner andern näher verwandt : Veränderungen, die absichtlich
  • sind, hat sie niemals gemein mit einer andern»; vgl. Lach-
  • mann's Iwein, S. 364 (2. Ausgabe). Der Gebrauch derselben
  • erheischt aber um so mehr Vorsicht, als die sprachlichen
  • Formen dieses Denkmals von der des Dichters weit abweichen;
  • infolge dessen musste den übrigen Handschriften bei Auf-
  • stellung der echten Lesart oft eine weit entscheidendere
  • Stimme eingeräumt werden, als nach dem Charakter derselben
  • sonst geschehen wäre; vgl. darüber Pfeiffer in der Germania
  • 3, 338. Hier und da ist auch die gut beglaubigte Tradition
  • wieder hergestellt worden, wo sie von Lachmann ohne Noth,
  • und nur um der von ihm aufgestellten metrischen Kegel zu
  • genügen, verlassen schien.
  • Unter den Hilfsmitteln, deren ich mich bei meinen Er-
  • klärungen vielfach habe bedienen können, steht obenan die
  • vortreffliche Ausgabe des Iwein mit Anmerkungen von Benecke
  • und Lachmann (2. Ausgabe, Berlin 1843), zugleich «eines der
  • ersten Producte unserer wissenschaftlichen altdeutschen Phi-
  • lologie». Nicht minder wesentliche Dienste leistete mir dabei
  • das fleißig und genau ausgearbeitete Wörterbuch zu Hart-
  • mann's Iwein von dem ebengenannten Benecke (Göttingen 1833),
  • sowie das mittelhochdeutsche Wörterbuch von Wilhelm Müller
  • und Friedrich Zarncke. An manchen Stellen verhalf mir auch,
  • wenn sie nicht gerade schwierig waren, die metrische Über-
  • setzung von Friedrich Koch (unter dem Titel : Das Ritterbuch
  • von Fr. Koch, Bd. 1, Halle 1848) zu einem passenden Aus-
  • druck für meine Erklärung. Was sich von Citaten aus mittel-
  • alterlichen Schriftstellern in den Anmerkungen vorfindet, ist
  • meinen eigenen Sammlungen entnommen und meist nur da
  • geschehen, wo für die von mir versuchte Erklärung in den
  • vorhandenen Hilfsmitteln keine Belege zu finden waren.
  • Die Erzählung ist auch hier wieder aus den in der Ein-
  • leitung zum Erec, S. xvii (= 2. Aufl. S. xviii) dargelegten
  • Gründen in Abschnitte zerlegt. Dem Begehren meiner Herren
  • Recensenten nachgebend habe ich den Ausdruck dventinre
  • diesmal gemieden und dafür das neuhochdeutsche «Abenteuer»
  • gewählt.
  • Der vorliegenden Arbeit ist nicht die freundlich über-
  • wachende Theilnahme des Begründers dieser Samml\m^ "lw
  • XVI EINLEITUNG.
  • Tlieil geworden. Ein früher, allen unerwarteter Tod raffte
  • den lieben und treuen Freund dahin, ehe noch ein erheb-
  • liches Stück von diesem Bande gedruckt war. Sein Tod ist
  • wie für die Wissenschaft überhaupt, so namentlich auch für
  • den Iwein ein Verlust. Denn zu den vielen Denkmälern des
  • deutschen Alterthums, denen er seine erfolgreiche Thätigkeit
  • zugewandt hatte, gehörte auch die vorliegende Dichtung
  • Hartmann's; in Bezug auf diese war er, wie mir aus brief-
  • lichem und mündlichem Verkehr mit ihm bekannt und wie
  • schon aus den gelegentlichen Andeutungen in seiner Zeit-
  • schrift zu ersehen ist, in nicht wenigen Punkten zu Er-
  • fahrungen und Besultaten gelangt, die von denen Beneck e's
  • und Lachmann's wesentlich abwichen; leider ist ihm sein
  • Wunsch, sie später in ausführlicher Begründung zu veröffent-
  • lichen, nicht in Erfüllung gegangen.
  • Zum Schlüsse kann ich nicht umhin, der th eilnehmenden
  • Beihilfe zu gedenken, die mein verehrter Freund Reinhold
  • Bechstein sowohl diesem vorliegenden Bande als auch den
  • beiden vorhergehenden unausgesetzt hat zu Theil werden
  • lassen. Im Text wie in den Erklärungen haben nicht wenige
  • Stellen durch sein Urtheil und seine Erfahrung eine wesent-
  • liche Verbesserung empfangen.
  • Zeitz, im December 1868.
  • ZUR ZWEITEN AUFLAGE.
  • Auch in dieser neuen Auflage habe ich auf Grund reiferer
  • Erfahrung hie und da Text und Anmerkungen zu bessern, so
  • wie durch neue Belegstellen zu stützen gesucht. Von neueren
  • Schriftstücken, welche seit der ersten Auflage des Iwein er-
  • schienen und, soweit sie auf ihn Bezug nahmen, sorgfältig
  • zu Rathe gezogen worden sind, nenne ich in erster Linie die
  • Abhandlung von Dr. Güth in Herrig's Archiv XL VI, 251 fg.:
  • Das Verhältniss des Hartmann'schen Iwein zu seiner altfran-
  • zösischen Quelle. Außerdem habe ich der zweiten Ausgabe
  • des Erec von Moriz Haupt zu gedenken, die im Jahre 1871
  • erschien. Sie brachte manches überraschend Neue, dabei
  • EINLEITUNG. XVII
  • aber auch , ohne meinen Namen zu nennen, nicht wenig Ver-
  • besserungen und Erklärungen, die zuerst in meiner bereits
  • 1867 erschienenen ersten Auflage des Erec standen. Für den
  • Leser bemerke ich schließlich noch, daß da, wo hier auf die
  • im 1. oder 2. Bande der Hartmann'schen Werke enthaltenen
  • Gedichte verwiesen wird, nur die zweite Auflage gemeint ist.
  • Zeitz, im Juli 1873.
  • ZUR DRITTEN AUFLAGE.
  • Ich bekenne offen, daß ich seit der Zeit, wo die zweite
  • Auflage meines Iwein erschien, wenig Gelegenheit und Zeit
  • gefunden habe, mich irgendwie weiter in die Schriften Hart-
  • mann's zu vertiefen. Desto rühriger haben andere, bewähr-
  • tere Kräfte auf diesem Gebiete weiter gearbeitet und sind
  • durch eingehende Studien zu wichtigen Resultaten gelangt,
  • die der gegenwärtigen dritten Auflage zu Gute gekommen
  • sind.
  • Vor anderen habe ich hier H. Paul zu nennen mit sei-
  • ner scharfsinnigen Abhandlung Über das gegenseitige Ver-
  • hältniss der Handschriften von Hartmann's Iwein in den
  • Beiträgen von Paul und Braune I, 288—401. Paul hat es
  • hier zuerst gewagt, durch Anwendung streng wissenschaft-
  • licher Methode das kritische Verfahren Lachmann's zu prüfen;
  • hier hat namentlich die von Lachmann vielfach überschätzte
  • Handschr. A eine besondere Würdigung erfahren. Der Ver-
  • such Zacher's, an einer einzelnen Stelle zu zeigen, daß Paul
  • sich in seiner kritischen Methode geirrt habe (Zeitschr. für
  • deutsche Philologie 7, 157 fg.), ist von letzterem mit berech-
  • tigten Gründen zurückgewiesen worden in den genannten Bei-
  • trägen III, 184 fg.
  • Neben Paul sind von nicht geringerer Bedeutung für den
  • Iwein, was die Beurtheilung der handschriftl. Überlieferung
  • desselben betrifft, die auf großer Genauigkeit beruhenden
  • Untersuchungen Emil Henrici's gewesen. In einer Reihe von
  • Mittheilungen, welche sich in Steinmeyer's Zeitschr. 24, 179 fg.^
  • 25, 153 fg., 28, 250 fg., 29, 112 fg. und 360 ig., ^Q>, \^^i%.
  • HABTHANN TON AUE. III. 3. Aufl. "^
  • XVin EINLEITUNG.
  • finden, hat derselbe es sich zur Aufgabe gemacht zu zeigen,
  • dal^ man sich auf den handschriftlichen Apparat, den Lach-
  • mann brachte, nicht verlassen könne. Aus diesen unerwar-
  • teten Aufschlüssen ergiebt sich, daß Paul in seinen Unter-
  • suchungen zu manchen falschen Kesultaten verführt sein mag ;
  • indessen trifft das, soviel ich bisjetzt sehe, immer nur ein-
  • zelne Punkte; die Grundzüge und die Hauptresultate der
  • PauPschen Methode zu widerlegen bedarf es anderer Mittel
  • und Beweise als die, welche Henrici bisjetzt hier vorgebracht
  • hat (vgl. Steinmeyer's Zeitschr. 25, 125).
  • Außer diesen Arbeiten sind von mir hier und da noch
  • zu Rathe gezogen worden eine Abhandlung von Faust, Dicho-
  • tomische Responsorien bei Hartmann von Aue, in Steinmeyer's
  • Zeitschr. 24, 1 fg., sowie die Syntax in der Mhd. Grammatik
  • von H. Paul. Naumann's Erörterungen über die Reihenfolge
  • der Werke Hartmann's von Aue werden erst in der Vorrede
  • des ersten oder zweiten Bandes eine nähere Berücksichtigung
  • finden.
  • Schon hieraus geht hervor, daß nicht nur der Text die-
  • ser neuen Auflage, sondern auch die erklärenden Anmer-
  • kungen darunter mannigfache Änderungen erlitten haben.
  • Schließlich kann ich den Wunsch nicht bergen, daß die
  • geneigten Leser auch dieser dritten, nach menschlichem Er-
  • messen letzten von mir besorgten Auflage — denn meine
  • Tage sind nun auch gezählt — ihre Gunst nicht vorenthalten
  • mögen.
  • Zeitz, im Januar 1888.
  • Fedob Bech.
  • INHALT.
  • Seite
  • Einleitung v
  • I. Abenteuer, Kalogreant's Abenteuer im Walde von
  • Breziljan 3
  • II. Abenteuer, Iwein's Sieg über Askalon. Seine Ge-
  • fangenschaft im Fallthor 31
  • in. Abenteuer, Lunetens Kath und Laudinens Bekehrung 61
  • IV. Abenteuer, Keii's Spott und Gawein's Mahnung . . 87
  • V. Abenteuer, Iwein's Wahnsinn und seine Genesung. 106
  • VI. Abenteuer, die Besiegung des Grafen Aliers und die
  • Befreiung des Löwen 131
  • VII. Abenteuer, Lunetens Haft 139
  • Vni. Abenteuer, der Riese Harpin. Ginoverens Entführung 154
  • IX. Abenteuer, Lunetens Befreiung 180
  • X. Abenteuer, die Töchter des Grafen vom Schwarzen
  • Dom 196
  • XI. Abenteuer, Iwein im Kampf gegen zwei Riesen . . 211
  • XII. Abenteuer, Zweikampf zwischen Iwein und Gawein 237
  • XIII. Abenteuer, die Versöhnung . . ... 269
  • Wortregister 284
  • Namenverzeichniss 304
  • I W E I N.
  • HABTMANN VON AUB. in. 3. Aufl.
  • I. ABENTEUER,
  • KALOGBEANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BBEZILJAN.
  • Einst hatte König Artus auf seinem Palast zu Karidol ein großes
  • Ffingstfest veranstaltet und viele vornehme Bitter und Damen um sich
  • versammelt. Man vertrieb sich da die Zeit mit mancherlei Kurzweil. Vor
  • der Kammer, in welcher der König mit seiner Gemahlin schlafen gegangen
  • war, hatten sich auch sechs Bitter zusammengefunden, unter ihnen der
  • Truchseß Keii und Kalogreant ; der letztere hatte eben ein Abenteuer von
  • sich zu erzählen begonnen, als die Königin davon erwachte und plötzlich
  • in ihrer Mitte erschien. Die zuvorkommende Höflichkeit Kalogreant's, der
  • sie allein hat kommen sehen und zu ehrfurchtsvoller Begrüßung sich von
  • seinem Sitze erhebt, veranlaßt den neidischen Truchseß zu einer spötti-
  • schen Zurechtweisung und führt so einen heftigen Wortwechsel zwischen
  • ihnen und der Königin herbei, sodaß es erst der dringenden Verwendung
  • der letztem bedarf, um Kalog^reant zur Wiederaufnahme seiner Erzählung
  • zu vermögen.
  • Darauf berichtet dieser, wie er vor ungefähr zehn Jahren in den
  • Wald von Breziljan auf Abenteuer geritten sei. Nach einem beschwerlichen
  • Wege durch den dichten Wald gelangt er zunächst auf eine Burg, wo er
  • von dem Burgherrn und seiner Tochter auf das gastlichste bewirthet wird.
  • Am andern Morgen kommt er in eine waldlose Ebene ; da bemerkt er. mit
  • Orausen eine große Schar wilder Thiere, die mit einander kämpfen, mitten
  • unter ihnen die schreckliche Ungestalt eines Waldmenschen, der über sie
  • 2U gebieten hat. Von diesem wird ihm auf Befragen ein Abenteuer ge-
  • zeigt: in der Nähe sei ein kühler Brunnen, beschattet von einer immer-
  • grünen Linde, daneben ein prächtiger Marmorstein, über dem ein goldenes
  • Becken hänge; damit möge er auf den Stein Wasser aus dem Brunnen
  • ließen und dann sehen, was sich ereignen werde. Sofort macht sich der
  • Bitter dorthin auf. Er ist entzückt über die paradiesische Gegend und
  • über den wundervollen Vogelgesang, den er dort trifft, und thut alsobald
  • wie ihm der Waldmann geheißen. Infolge dessen erhebt sich ein furcht-
  • bares Unwetter mit Donnern und Blitzen und mit Hagelschlag, daß die
  • Vögel verstummen und die Bäume verderben, ja er selber auf Augenblicke
  • betäubt wird. Kaum hat sich das Gewitter wieder gelegt, so sprengt im
  • höchsten Zorne ein gewaltiger Bitter daher, es ist der Herr jenes Waldes,
  • der den Gast für den ihm angerichteten Schaden zum Zweikampf \i«a.\VÄ-
  • f ordert. Kalogreant hat kaum Zeit sich zur Wehte zu aetzfeTix, VvcÖl ^"wä
  • 1*
  • I. ABENTEUER,
  • dem Sattel geworfen und verliert sein Boss, mit dem der Fremde gleich
  • wieder davonreitet. Darauf sieht er sich genöthigt umzukehren und wan-
  • dert nun zu Fuß und ohne Harnisch wieder zu seinem Wirth, den er am
  • frühen Morgen verlassen hatte.
  • s. 9 Swer an rehte güete
  • wendet sin gemüete,
  • dem volget sselde und 6re.
  • des glt gewisse lere
  • künec Artus der guote, 5
  • der mit riters muote
  • nach lobe künde striten.
  • er hat bl slnen zlten
  • gelebet also schöne,
  • daz er der ören kröne 10
  • dö truoc und noch sin name treit.
  • des habent die wärheit
  • sine lantliute:
  • si jehent, er lebe noch Mute:
  • er hat den lop erworben, 15
  • ist im der lip erstorben,
  • so lebt doch iemer sin name.
  • er ist lasterlicher schäme
  • s. 10 iemer vil gar erwert,
  • der noch nach sinem site vert. 20
  • Ein riter, der gelöret was
  • unde ez an den buochen las,
  • swenne er sine stunde
  • niht baz bewenden künde.
  • 1 an rehte güete^ an «das was wahrhaftig gut ist», Benecke ; güete hier
  • im Sinne von Tugend, Edelmuth. Vgl. Herzog Ernst 4511 (v. d. Hagen)
  • ist er mit fugenden so gegurt Daz er sin reine gernüete Wendet an rehte güete^
  • Des lobe volget wirdekeit. — 3 scelde, Glttck. — 4 davon gibt einen untrüg-
  • lichen Beweis. — 5 der guote, der edele, vortreffliche. — 6 mit riters muote,
  • mit der Gesinnung eines edeln Mannes, mit ritterlichem Sinne. Vgh
  • Krone 251 — 254. — 7 nach lobe, «auf Lobes werthe Weise», B. — 12 inso-
  • fern (des) haben seine Landsleute recht. — 14 jehen^ behaupten. — 16 — 17
  • Vgl. Frauenlob Spr. 329, 13 — 16: Mnc Art&s mit der riehen tat Vil hohen
  • pris erwarp; Wie daz er ouch erstorben st. Sin r eines lop doch nie verdarp ;
  • Heinr. v. d. Ttlrlln Krone 199, 200 : Leider ob der Ixp erstarp, Im lebte doch
  • sin reiner nam. — 18 er, derjenige. — 19 erwert c. gen., geschützt, behütet
  • vor etwasji frei von. — 20 varn^ handeln, leben.
  • 21 geleret, des Lesens (und Schreibens) kundig; vgl. Armer Heinrich 1,
  • Gregor 868. — Die Yerse 21, 22 und 30 enthalten den Hauptgedanken;
  • y. 23 bis 29 sind als Zwischenrede zu fassen. Daher ist ez in V. 22 auf
  • mare in Y. 30 zu beziehen. — 23 swenne = so wenne^ wenn irgend einmal,
  • wann einmal, so oft als. — 23 — 24 sine stunde bewenden , seine Zeit an-
  • KALOGBEAKT's ABENTEÜEB im WALDE VON BREZILJAN. 5
  • daz er ouch tihtennes pflac ^ 25
  • (daz man gerne hoeren mac,
  • da kert er sinen vliz an:
  • er was genant Hartman
  • und was ein Ouwsere),
  • der tihte ditz msere. 30
  • Ez het der künec Artus
  • ze Earidöl in sin hüs
  • zeinen pfingesten geleit
  • nach rlcher gewonheit
  • ein also schcene höchzit, 35
  • daz er vordes noch sit
  • deheine schoener nie gewan.
  • deiswär da was ein bceser man
  • in vil swachem werde:
  • wan sich gesament üf der erde 40
  • bi niemens ziten anderswä
  • so manec guot riter als6 da.
  • s 11 ouch wart in da ze hove gegeben
  • in alle wis ein wunschleben:
  • in liebte den hof unde den lip 45
  • manec maget unde wlp,
  • die schoensten von den riehen,
  • mich jämert wserlichen,
  • und hulfez iht, ich woldez clagen,
  • daz nü bl unseren tagen 50
  • selch vröude niemer werden mac,
  • der man ze den ziten pflac.
  • doch müezen wir ouch nü genesen,
  • lehn wolde dö niht sin gewesen,
  • daz ich nü niht enwsere: 55
  • da uns noch mit ir msere
  • -wenden, verwenden; vgl. Eonrad Fleck im Flore 7992: ouch ensol er niht
  • engeUen^ Ob maniger sine stunde Baz bewenden künde An getihte dan er.
  • 33 zeinen pfingesten ist Plural: auf eine Pfingstzeit. — geleit, gelegt,
  • angesetzt. — 34 in so glänzender herrlicher Weise als er gewohnt war. —
  • Zbh6chzit, Fest. — 36 vordes noch sU, weder vorher noch nachher. — 38 deis-
  • vjärssidaz ist war, fürwahr. — boßse, nicht vornehm, unedel. — 39 in sehr
  • geringem, in gar keinem Ansehen. — 42=2453. — 44 wunschleben, das
  • vollkommenste, glücklichste, angenehmste Leben, vgl. zu Tristan 15047. —
  • 45 lieben mit dat. und acc, einem etwas lieb, angenehm machen. — lip,
  • liCben. — 47, von den riehen, aus den Ländern des Königs. — 53 genesen,
  • leben, durchkommen. — 55 dai, angenommen daß, dafür daß; daz — niht,
  • ohne daß; vgL^zum Armen Heinrich 765. Ebenso J. Titurel 2865, 4:
  • doch toolte ich da der beste niht sin gewesen daz min nü niht enwaere M\iÄ.
  • Heinrichs Tristan 6750. — 56 da, da wo; dagegen "V. H dö = ^waa^Ä. —
  • I. ABENTEUER,
  • SO rehte wol wesen sol,
  • da. täten in diu werc vil wol.
  • Artus und diu künegin,
  • ir ietwederz und er in 60
  • sich üf ir aller willen vleiz.
  • do man des pfingestages enbeiz,
  • männeclich im die vröude nam,
  • der in do aller beste gezam:
  • dise sprächen wider diu wip, 65
  • dise banecten den lip,
  • dise tanzten, dise sungen,
  • dise liefen, dise Sprüngen,
  • dise hörten seitspil,
  • dise schuzzen zuo dem zil, 70
  • dise retten von seneder arbeit,
  • s. 12 dise von grözer manheit.
  • Gäwein ahte umb wäfen:
  • Keii legt sich släfen
  • üf den sal under in: 75
  • ze gemäche an ere stuont sin sin.
  • ir mcere, «die Erzählung ihrer Thaten», die Kunde von ihnen. — 58 diu
  • werCy die Thaten, im Gegensatz zu mcere.
  • 61 sich vlUen t//, sich bemtkhen um, bedacht sein auf. — 62 enbeiz
  • (proet. von enbUen)^ die Mahlzeit eingenommen hatte. — 63 männeclich,
  • jedermann', yielleicht mänclich oder mänglich wie in oberdeutschen Urkk.
  • öfter geschrieben steht (z. B. im Urkundenb. von Augsburg I, No. 207^
  • 214, 243, 252, 325, 414, 420, 421 u. s. w.) ; manlich oder menlich ist eigentlich
  • nur md. Form = nd. manlik und erscheint erst seit dem 14. Jahrb. einige
  • Male auch bei oberdeutschen Schreibern; vgl. Anm. zu Erec^, 2140. —
  • im nemen, sich aussuchen. — 64 mich gezimt desy ich finde das mir an-
  • gemessen, es steht mir an, behagt mir. — 65 sprechen wider einen^ sich an
  • einen wenden um sich mit ihm zu unterhalten. — 66 den Itp baneken^ sich
  • tummeln, Leibesbewegungen machen, spazieren reiten. — 71 von seneder
  • arbeit y von der Fein (Noth) des senens d. h. des sich Härmens, des
  • Schmachtens, vorzugsweise von der Liebesqual, dem Inhalte der Minne-
  • lieder. V. 71—72 entsprechen den Versen bei Chrestiens: li un recontoient
  • noveles Li autre parloient d'amors. Des angoisses et des dolors; vgl. Paul
  • Beitr. I, 360 u. III, 187; den Mantel Heinrich's v. d. Türlin 304 fg. so
  • schuzzen Jene zuo dem zil , , . so reiten dise von ritte rschaft ^ Die andern
  • von den frouwen. "Weil V. 71 in auffälliger Weise überladen , hat Lach-
  • maun V. 69 vor V. 70 gestellt und retten in V. 71 auf Grund einer ein-
  • zigen Handschr. (A.) gestrichen. Das letztere verteidigte Zacher (Zeitschr.
  • f. d. Philol 7, 188 fg.), indem er nach zil ein Komma setzte und den zwei
  • folgenden Versen den Siun entnahm : adie einen aus Neigung zum höfischen
  • Minnedienste, die andern aus Vorliebe für ritterliche Leibes- und Waffen-
  • Übung. » Vgl. Braunschw. Keimchronik 8444 dhen einen manheit, dhen
  • anderen minne dwanc. — 73 vgl. zu 6181. — 76 sein Sinn war auf ruhm-
  • lose Gemächlichkeit gerichtet, war den Anstrengungen, durch die man
  • allein zu Ehren gelangen kann, abhold; vgl. über gemach als Gegensatz
  • zu ere Gregor 1505 und Sommer zu Flore 38.
  • KALOGREANt's ABENTBUBB im WALDE VON BREZILJAN. 7
  • Der künec und diu künegin
  • die heten sich ouch under in
  • ze handen gevangen
  • und wären gegangen 80
  • in eine kemenäten da
  • und heten sich släfen sä
  • m^ durch geselleschaft geleit
  • dan durch deheine träkheit.
  • si entsliefen beidiu schiere. 85
  • do gesäzen ritter viere,
  • Dodines und Gdwein,
  • Segremors und Iwein,
  • (ouch was gelegen da bi
  • der zuhtlöse Keii) 90
  • üzerhalp bi der want:
  • daz sehste was KälogrSant.
  • der begunde sagen ein maere
  • von grozer siner swsere,
  • von deheiner siner vrümekeit. 95
  • do er noch lützel het geseit,
  • do erwachte diu künegin
  • und hörte sin sagen hin in
  • und lie ligen den künec ir man
  • unde stal sich von im dan 100
  • s. 13 und sleich zuo in s6 lise dar,
  • daz es ir deheiner wart gewar,
  • unz si in kom vil nähen bt
  • und viel enmitten under s!.
  • niuwan ein Kälogrßant, 105
  • der spranc engegen ir üf zehant,
  • er neic ir unde enpfienc si.
  • do erzeicte aber Keii
  • 78 under in, «gegenseitig» , B. — 79 sich ze handen vähen, sicli bei der
  • Hand (mit Händen) fassen. — 81 kemenäte fem. , « heizbares Gemach (ca-
  • minata von caminus)^-», hier Schlafgemach. — 82 sä, sogleich^ darnach. —
  • 83 me durch geselleschaft, mehr aus geselliger, gegenseitiger Ktlcksicht. —
  • 86 gesäzen, hatten sich niedergesetzt, saßen beisammen. — 90 zuhtlos, un-
  • gezogen, rücksichtslos. — 91 bi der want, nämlich des Gemaches (der keme-
  • näten) in dem Arttts und seine Gemahlin schliefen. — 92 daz sehste, wo-
  • für wir jetzt sagen: der sechste. — 94 siooere fem., Last, Leid, Unglück. —
  • 95 deheiner, keiner. — vrümekeit fem., Trefiflichkeit, Geschicklichkeit (hier
  • nahe anstreifend an die Bedeutung von Erfolg, Glück). Vgl. Chrestien 60
  • non de s'annor, mes de sa honte. — 96 kaum hatte er zu erzählen an-
  • gefangen. — 98 hin in, bis hinein (in die kemenäte). — .104 Valien, plötzlich
  • wohin kommen oder gerathen, unversehens schnell erscheinen. Chrestien
  • de Trois 66: se fu lessice entr' ax cheoir. — 105 niuwan=nonnisi , nur. —
  • ein oder eine, allein. — 107 er neic ir, er verneigte eich, -vox Vi«. —
  • 8 I. ABEKTEÜEB,
  • sin alte gewonheit:
  • im was des mannes ^re leit 110
  • unde beruoft in drumbe sere
  • unde sprach im an sin Sre.
  • Er sprach: «her Kälogreant,
  • uns was ouch e daz wol erkant,
  • daz under uns niemen waere 115
  • 86 hövesch und als ^rbsere
  • als ir waenet daz ir sit,
  • des läzen wir iu den strit,
  • von allen iwem gesellen,
  • ob wir selbe wellen: 120
  • iuch bedünket des man süln iu län.
  • ouch solz min vrouwe da vür hän:
  • si tsete iu anders gewalt.
  • iwer zuht ist so manecvalt,
  • und ir dünket iuch so volkomen: 125
  • deiswär ir hat iuch an genomen
  • ime wizzet hiute waz.
  • unser keiner was so laz,
  • s. 14 heter die künegin gesehen,
  • im enwser diu selbe zuht geschehen, 130
  • diu da iu einem geschach.
  • Sit unser keiner sine sach,
  • ^ od swie wir des vergä.zen,
  • daz wir stille gesäzen,
  • dö möht ir ouch gesezzen sin.» 135
  • des antwurt im diu künegin.
  • 111 beruoferij schelten, vgl. Lassberg LS. I, 434, 42. — 112 einem sprechen
  • an stne ere, jemand an seiner Ehre angreifen, sich nachtheilig, beleidigend
  • über ihn äußern; Erec 4373.
  • 114 un$ ist erkant, wir wissen. — 116 Srbcere, auf Ehre bedacht, ehren-
  • haft. — 118 den strit län einem, den Widerstand gegen ihn aufgeben, ihm
  • den Sieg, den Vorrang lassen. — 119 die Worte schließen sich als nach-
  • trägliche Hervorhebung an niemen in V. 115 und ir in V. 117, während
  • der dazwischen stehende Gedanke von V. 118 mit V. 120 zu verbinden
  • ist. Hartmaun liebt es, mehrere Gedanken in dieser Weise sich durch-
  • kreuzen oder ineinander verflechten zu lassen; vgl. V. 1246 fg. — 121 ma»
  • süln iu län, man werde ihn (den Vorrang) euch lassen. — 122 et da vür
  • hän, es daftlr oder so ansehen, in diesem Sinne nehmen. — 123 gewalt,
  • Unrecht. — anders, sonst. — 124 zuht, Höflichkeit. — manecvalt, vielfältig,
  • groß (zuvorkommend?). — 126 sich ein dinc an nemen, sich zu etwas ver-
  • stehen, sich etwas beigehuu lassen, sich etwas anmaßen. Benecke: ihr
  • seid iu euern Augen, ihr wisset heute selbst nicht was ftlr ein großer
  • Meister feiner Lebensart.» — 130 mir geschiht diu zuht, es gelingt mir die
  • Höflichkeit, das feine Benehmen zu zeigen; ich zeige mich so artig, so
  • höflich; vgl. zu Erec 1047. — 131 iu einem, euch allein. — 132 sU, da. —
  • 133 oder wie es gekommen sein mag, daß wir nicht daran dachten. —
  • 135 so hättet ihr auch mögen, sollen sitzen bleiben.
  • KALOGRBANT's ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 9
  • Si sprach: «Keil, daz ist din site,
  • und enschädest niemen me dd. mite
  • daune du dir selben tuost,
  • daz du den iemer hazzen muost, 140
  • dem dehein ^re geschiht.
  • du erlast dins nides niht
  • daz gesinde noch die geste:
  • der boeste ist dir der beste
  • und der beste der bceste. 145
  • eins dinges ich dich troeste:
  • daz man dirz immer wol vertreit,
  • daz kumt von diner gewonheit,
  • daz dus die boesen alle erlast
  • und nluwan h4z ze den vrümen hast. 150
  • din schelten ist ein prisen
  • wider alle die wlsen.
  • dune betest ditz gesprochen,
  • du wserst benamen zebrochen;
  • und waere daz weiz got vil wol, 155
  • wan du bist bitters eiters vol,
  • 8. 15 da. din herze inne swebet
  • und wider dinen ^ren strebet.»
  • Keii den zom niht vertruoc,
  • er sprach: «vrouwe, es ist genuoc. 160
  • ir habt mirs joch ze vil gesagt :
  • und het irs ein teil verdagt,
  • daz zseme iuwerm namen wol.
  • ich enpfahe gerne, als ich sol,
  • iwer züht und iuwer meisterschaft : 165
  • doch h&t st alze gröze kraft,
  • ir sprechet alze sSre
  • 137 fg. In dieser Bede dutzt die Königin den Truchseß, später, 838 fg. ,
  • ihrzt sie ihn. — 141 =V. 2489 und 2777. — 142 erläzen mit acc. und gen.,
  • einen mit etwas verschonen. — 143 gexinde neutr., Hausgenossenscbaft
  • (Hofgesinde). — 146 öins kann ich dir versichern. — 152 gerichtet gegen
  • alle Verständigen; nur den Besonnenen, Guten zugewandt. — 153 hypo-
  • thetisch : hättest du nicht u. s. w. — 154 benamen , im eigentlichen Sinne
  • des Wortes (unfehlbar). — zehrechen, bersten. — 155 «und das wttrde sich
  • 80 gehören, das wäre ganz in der Ordnung» (Paul). — 156 eiter neutr.,
  • Gift. — bitter y scharf. — 157 «in dem deine Gedanken umhertreiben». B.
  • 159 zom hier: die Äußerung des Zornes, die Schelte, Strafrede. —
  • vertragen^ geduldig tragen, hinnehmen. — 161 joch^ aber auch, aber doch. —
  • 162 verdagen, verschweigen. — 164 enp/ähen, sich gefallen lassen. — 165
  • xuht, fem., Zurechtweisung. — meisterschaft, das Gebieten, die LeltuTi^. —
  • 166 kraft, Strenge, Härte. — 167 vgl. zu 112. —
  • 10 I. ABENTEUER,
  • den ritem an ir ere.
  • wir wärens von iu ungewon:
  • ir werdet unwert dervon. 170
  • ir strafet mich als einen kneht.
  • gena.de ist bezzer danne reht
  • ichn habe iu selbes niht getan,
  • im möhtet mich wol leben lau:
  • und wser min schulde grcezer iht, 176
  • so belibe mir der lip niht.
  • vrouwe, habet genäde min
  • und lä.t sus grözen zom sin.
  • iwer zorn ist ze ungensedeclich :
  • niene brechet iuwer zuht durch mich. 180
  • min läster wil ich vertragen,
  • däz ir rüoch^t gedagen.
  • ich kume nach minen schulden
  • gerne ze sinen hulden:
  • nü bitet in sin maere, 185
  • des e begunnen waere,
  • s. 16 durch iuwer liebe völsiä-gen.
  • man mac vil gerne vor iu dagen.»
  • Sus antwurte Eälogreant:
  • «ez ist umb iuch also gewant, 190
  • daz iu daz niemen merken sol,
  • sprecht ir anders danne wol.
  • mir ist ein dinc wol kunt:
  • ezn sprich et niemannes munt
  • wan als in sin herze l^ret. 195
  • swen iuwer zunge unöret,
  • da ist daz herze schuldec an.
  • 170 unwert, verächtlich, unliebsam. — 171 strafen, zurechtweisen, aug-
  • schelten; ebenso im 1. Büchlein 985. — 175 iht, irgendwie, etwa. — 176
  • belibe oonj. prset. — 177 eines genäde hän, mit einem Erbarmen haben,
  • gnädig gegen ihn sein. — 178 sus, so. — ISO niene, durchaus nicht, nicht
  • (=sniht ne). — sine zuht brechen, seine Würde verletzen; seiner Sitte zu-
  • widerhandeln. — 182 daz, unter der Bedingung daß, wofern. — ruochet,
  • geruhet, wollet. — gedagen, dagen , stille sein, schweigen. — 183 nach
  • minen schulden, in Bücksicht auf meine Schuld, insoweit ich die Schuld
  • trage, was mich betrifft. — 185 mcere neutr. , Erzählung, Geschichte. —
  • 187 durch iuwer liebe, aus Liebe zu euch, um euch gefällig zu sein. —
  • totsagen, auserzählen.
  • 190 es steht um euch, verhält sich mit euch so. — 191 ex einem merken,
  • einem einen Vorwurf daraus machen, es ihm übel nehmen. — 192 anders
  • danne tcol ist eine öfter wiederkehrende höfische Umschreibung ftür niht
  • tpol oder übele, — 195 trän als, anders als wie. — 196 swen, wenn einen
  • (si quem). — uneren, beschimpfen, lästern. —
  • KALOGREANt's ABENTEUER IM WALDE VON BBBZILJAN. 11
  • in der werlde ist manec man
  • valsch und wandelbsere,
  • der gerne biderbe wsere, 200
  • wan daz in sin herze enlät.
  • swer iuch mit 16re bestät,
  • deist ein verlorniu arbeit
  • im sult iwer gewonheit
  • durch nieman zebrechen. 205
  • der humbel der sei stechen:
  • euch ist reht daz der mist ^-
  • stink^ swa der ist:
  • der hornüz sei diezen.
  • ichn möhte niht geniezen 210
  • iwers löbes und iuwer vriuntschaft :
  • wan iuwer rede hat niht kraft:
  • euch enwil ich niht engelten
  • swaz ir mich muget gescheiten,
  • war umbe seit ir michs erlän? 215
  • s. 17 ir hat ez tiurerm. man getan,
  • doch sei man ze dirre zit
  • und iemer mßre swä ir sit
  • mines sagennes enbern:
  • min vrouwe sei mich des gewern, 220
  • daz ichs mit hulden über si.»
  • dö sprach der herre Keii:
  • «Nd enlänt disen herren
  • mine schulde niht gewerren:
  • wan dien hänt wider iuch niht getan. 225
  • min vrouwe sol iuch niht erlän
  • irn saget iuwer msere;
  • 199 valsch, treulos, unredlich, verdorben. — wandelboere , mit Fehler oder
  • Sohuld (toandel) behaftet, schuldig, sträflich, bescholten. — 201 wan daz =
  • ni»i quod, nur daß. — 202 einen mit lere bestdnf einem Unterricht, Beleh-
  • rung, Zurechtweisung zutheil werden lassen, Besseruugsversuche mit ihm
  • anstellen. — 204 ir sult, ihr werdet. — 205 zebrechen, ändern, aufgeben. —
  • 206 humbel masc, die Hummel. — 208 swa, wo nur immer. — 209 hornüz,
  • die Horniß. — diezen, tosen, (brummen). V. 206 — 209 sind sprichwörtliche
  • Bedensarten; vgl. Krone 1468—92 und MüUenhoff und Scherer, Denkm. 2,
  • S. 361 (225). — 210 ich wtlrde keinen Nutzen ziehen, keinen Vortheil haben
  • von euerm Lobe u. s. w. — 212 vgl. Gregor 3019. — 213 «auch glaube ich
  • nicht, daß es mir schaden wird», B. — 216 ihr habt schon bessere Män-
  • ner gescholten als Ich bin. — 217 ze dirre :it, in diesem Augenblick, jetzt.
  • — 221 mit huldenj mit ihrer Genehmigung. — es über sin, der Sache tiber-
  • hoben sein.
  • 224 gewerren^aait dat. , im Wege stehen : lasst diese Herteti VA«* -aTö.
  • meinetwillen nifht leiden. — 226—227 unsere Hexxm NJiTd. ©u^\v öt\ft "St-
  • 12 I. ABENTEUER,
  • wan ez niht reht enwaere,
  • engultens alle sament min.»
  • dö sprach diu guote künegin: 230
  • «herre Kälogröant,
  • nü ist iu selbem wol erkant,
  • und Sit erwahsen da mite,
  • daz in* sin boeser site
  • vil dicke hat enteret, 235
  • und daz sich niemen keret
  • an deheinen sinen spot.
  • cz ist min bete und min gebot,
  • daz ir saget iuwer msere,
  • wandez sin vröude wsere, 240
  • heter uns die rede erwant.»
  • dö sprach KälogrSant:
  • s. 18 «Swaz ir gebietent, deist getan.
  • Sit ir michs niht weit erlän,
  • so vernemet ez mit guotem site 245
  • unde mietet mich da. mite,
  • ich sag iu deste gerner vil,
  • ob manz ze rehte merken wil.
  • man verliuset michel sagen,
  • man enwöllez merken unde dagen. 250
  • maneger biutet diu ören dar:
  • ern n^mes ouch mit dem harzen war,
  • sone Wirt im niht w4n der döz,
  • und ist der schade alze groz:
  • wan si vliesent b6ide ir Arbeit, 255
  • der d6 hoert und der da seit.
  • Zählung eures Abenteuers nicht erlassen, -wird euch bestimmen, daß ihr
  • weiter erzählt. — 229 eines engelten^ ftlr jemandes Schuld bttben, um
  • jemandes willen leiden. — 232 vgl. zu 114. — 233 ihr seid dabei aufge-
  • wachsen, seid es ja von jeher nicht anders gewohnt ; Krone 22521. — 238
  • eine oft wiederkehrende alliterierende Formel: es ist mein Wunsch und
  • mein Wille. — 241 einem etwaz ertoenden^ einem etwas benehmen, ihn
  • darum bringen.
  • 243 deist (=:daz ist) getan = d&B muß geschehen, dagegen lässt sich
  • nichts thun, das kann nichf verweigert werden. — 245 mit guotem site^ mit
  • Gelassenheit, mit Bescheidenheit, mit Buhe; derselbe Vers bei Ulrich t.
  • Liecht. 234, 12; in der Rabenschlacht 725; Wigalois 159, 1; vgl. 1. Bflchl.
  • 988 = ohne zu schelten oder zu zanken. — 246 mieten, lohnen, bezahlen.
  • — 247 deste gerner vil, um so viel bereitwilliger. — 248 ze rehte, wie es
  • sich gebührt, ordentlich. — 249 man verliuset ez, man thut es umsonst,
  • erreicht damit nichts. — michel, viel. — 250 man en welle, es sei denn daß
  • man fwofern man nicht) wolle; ebenso ist die Negation zu. fassen in ern
  • nemes V. 252. — 253 doz. der (leere, bloße) Schall -— ^5 vliesent^ver-
  • li$ient; vgl. zu 249. —
  • KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BBEZILJAN. 13
  • ir mugt mir deste gerner dagen,
  • ichn wil iu keine lüge sagen.
  • Ez geschach mir, daz ist wd.r,
  • (es sint nü wol zehen jär) 260
  • daz ich nach äventiure reit,
  • gewäfent nach gewonheit,
  • ze Breziljän in den walt.
  • da wären die wege manecvalt:
  • d6 k^rt ich nach der zeswen hant 265
  • üf einen stic den ich da vant.
  • der was vil rüch und enge:
  • durch dorne und durch gedrenge
  • s6 vuor ich allen d6n tac,
  • daz ich vür war wol sprechen mac, 270
  • daz ich so gröz arbeit
  • s. 19 nie von ungeverte erleit.
  • und do ez.an den äbent gienc,
  • einen stic ich dö gevienc:
  • der truoc mich üz der wilde, 275
  • und kom an ein gevilde.
  • dem volgte ich eine wile,
  • niht vol eine mile,
  • unz ich eine burc ersach:
  • da kört ich durch min gemach. 280
  • Ich reit gegen dem bürgetor:
  • da, s6 stuont ein riter vor.
  • er hete, den ich da. stende vant,
  • einen müzerhabech üf der hant: ^
  • ditz was des hüses herre. 285
  • und als er mich von verre
  • zuo im sach riten , .
  • nune mohte er niht erbiten
  • 257 einem dagen, einem schweigend zuhören.
  • 260 bei Ghrestien 173 : il m'avaient plus a de VII am. — 263 Brezüjän,
  • ein in den Artussagen oft genannter Wald, der in der Bretagne lag. —
  • 265 zese, fleotiert zesewer, recht. — 266 stic masc, Steig, Pfad. — 267 ruch,
  • rauh. — 267 = Wigaloia 66 , 37. — 268 gedrenge neutr. , das Gedränge,
  • Dickicht. — 272 ungeverte neutr., beschwerliche Heise, unwegsame Gegend,
  • Unwegsunkeit. — 274 gevähenf betreten, einschlagen. — 275 toilde fem.,
  • Wildniss. — 276 gevilde neutr., freies Feld. — 280 durch mtn gemach, um
  • mich auszuruhen.
  • 284 müzerkabech masc, ein Habicht der sich bereits gemaußert hat. —
  • 288 nü (hier zur Einleitung des Nachsatzes nach einem Vodersatze mit
  • a{f) = da. — erbiten, erwarten. —
  • 14 I. ABENTEUEE,
  • und liez mir niht die muoze,
  • daz ich zuo stnem gruoze 290
  • vollecliche waere komen,
  • erne hete mir 6 genomen
  • den zoum ünde den st6gereif.
  • und alser mich also begreif,
  • do empfienc er mich als schöne 295
  • als im got iemer löne.
  • wan mir wirt liht unz an minen t6t
  • der herberg nimmer me so n6t.
  • Nu hienc ein tavele vor dem tor
  • an zwein ketenen enbor: 300
  • s. 20 da, sluoc er an, daz ez erhal
  • und daz ez in die burc erschal.
  • dar nach was vil unlanc,
  • unz daz dort her vtir spranc
  • des Wirtes samnunge, 305
  • schoene unde junge
  • junkherren unde knehte,
  • gecleidet nach ir rehte:
  • die hiezen mich willekomen sin.
  • mines rosses unde min 310 *
  • wart vil guot war genomen.
  • und vil schiere sach ich komen,
  • dö ich in die burc gienc,
  • eine jüncvröwen diu mich empfienc:
  • ich gihe noch als ich d6 jach, 315
  • daz ich nie schoener kint gesach.
  • diu entwäf^nte mich.
  • und einen schaden clage ich
  • s. 21 (des enwunder niemen),
  • daz der wäfenriemen 320
  • s. 22 also rehte lützel ist,
  • daz si niht langer vrist
  • 289 die muoze, bo viel Zeit. — 292 erne hete, ohne daß er hfttte. — 294 er
  • begreif mich, er hatte Haud an mich gelegt, sich mit mir su schaffen ge-
  • macht. — 2».')— 296 als — als, so — wie. — 297 — 298 vgL über diese von Lach-
  • mann getilgten Verse Germania 4, 195; Faul Beitr. I, 362.
  • 301 erhellen stv., erschallen, erklingen. — 303 darnach dauerte es ^ar
  • nicht lange. — 305 samnunge fem. , die Dienerschaar, gesinde. — 308 nach
  • ir rehte, vrie sich's ftlr sie gebtlhrte. — 311 vil guot war, osehr gute Sorge»,
  • B. — 316 kint, Mädchen, vgl. zum Armen Heinrich 331. — 318 und hier
  • in adversativem Sinne: indessen, nur, aber; vgl. 1801 u. Germania 13, 92.
  • — 319 dartlber wundere sich niemand. — 320 der tcafenriemen ist gen. pl.,
  • abhängig von lützel, wenig. —
  • KALOGBEANT's ABENTEUER IM WALDE VON BBEZILJAN. 15
  • mit mir solde umbe gän.
  • ez was ze schiere get&n:
  • ichn ruochte, soldez iemer sin. 325
  • ein seherisches mäntelin
  • däz gäp si mir an.
  • ich ünsseliger man,
  • daz si min ouge ie gesach,
  • dö uns ze scheidenne geschach! 330
  • Wir zwei beliben eine,
  • do verstuont sich wol diu reine
  • daz ich gerne bi ir was:
  • an ein daz schden^ste gras
  • daz diu werlt ie gewan, 335
  • dK vüorte si mich an,
  • ein wSnec von den liuten baz.
  • daz liez ich weizgot äne haz.
  • hie vant ich wlsheit bl der jugent,
  • gröze schoene und ganze tugent. 340
  • si saz mir güetlichen bi:
  • und swaz ich sprach, daz hörte si
  • und antwurt es mit güete.
  • ezn betwänc min gemüete *
  • unde bekumbert minen lip 345
  • nie so sere maget noch wip
  • und getüot ouch lihte nimer mö.
  • ouwö immer unde ouw6,
  • 8. 23 waz mir dö vröuden benam
  • ein böte der von dem wirte quam! 350
  • der hiez uns beidiu ezzen gä.n:
  • dö muose ich rede und vröude lä.n.
  • 324 ze achtere, zu bald. — 325 ichn ruochte, ich kümmerte mich nicht
  • darum, hfttte mir nichts daraus gemacht. — solde ez iemer stn, wenn es
  • immer gewesen wäre. — 326 Scharlach neutr. , ein feines Wollenzeug , aus
  • dem Morgenlande stammend (franz. esßarlat^ mlat. scarlatum). — 330 mir
  • geschiht ze, mir ist bestimmt, ich muß.
  • 382 sich verstän, verstehen, merken. — 334 — 335 zu dem allerschönsten
  • Gras oder zu einem der schönsten Grasplätze, den die Welt je gesehen.
  • — 337 etwas abseits von den Leuten. — 338 daz liez ich äne haz, das ließ
  • ich mir .gern gefallen. — 340 ganz, vollkommen. — 341 güetlichen adv.,
  • freundlich. — bt, zur Seite. — 343 es antwürten, daratif antworten. — 347
  • getuot vertritt hier dem Sinne nach das vorausgegangene betwingen und
  • bekumbern, — iVite adv., vielleicht, möglicherweise. — 349 waz vrouden,
  • was von (oder für) Freuden. — 851 beidiu nach alter Begel neutr. pl.,
  • weil es hier auf masc. und fem. zugleich geht; daher auch wir zwei in
  • y. 831. — 352 muose ist prset., musste.
  • 16 I. ABENTEUER,
  • DÖ ich mit ir ze tische gienc,
  • der wirt mich anderstunt enpfienc.
  • ezne gebot nie wirt mere 355
  • sinem gaste grxBzer ere.
  • er tet den stigen und den wegen
  • manegen güetlichen segen,
  • die mich gewiset heten dar.
  • hie mite s6 übergulterz gar, 360
  • daz er mich ir nie verstiez
  • und mich so güetlichen liez
  • mit der juncvrouwen ezzen.
  • ouch enwart da. niht vergezzen,
  • wirn heten alles des die kraft, 365
  • daz man da heizet iwirtschaft.
  • man gap uns spise, diu was guot,
  • da zuo den willigen muot.
  • DÖ wir mit vröuden g^en
  • und da nach gesäzen, 370
  • und ich im häte geseit,
  • daz ich nach äventiure reit,
  • des wundert in vil sere
  • und jach, daz im nie m^re
  • dehein der gast waere komen, 375
  • von dem er hete vemomen,
  • daz er äventiure suochte,
  • und bat daz ich des geruochte,
  • swenn ich den wec da. wider rite,
  • s. 24 daz ich in danne niht vermite. 380
  • da. wider het ich keinen strit:
  • ich lobet ez ünde leiste ez sit.
  • Do slaf^nnes zit wart,
  • do gedahte ich an mine vart.
  • 354 anderstunt, zum zweiten mal, abermals. — 355 nie — ttiere, femer
  • nie, nie wieder, noch nie. — 359 wUen, weisen, führen. — 360 überguUe
  • prset. Ton iib''rgülten, mehr als nöthif;; bezahlen, überbieten (güUeny abge-
  • leitet von gelten, Haupt zu Erec 10133). — 361 eerstd:en o. acc. und gen.,
  • einem etwas entziehen. — 365 kraft, Menge. — 366 xrirtschaft, Bewirthnng,
  • Speisung. — 368 willigen muot geben, bereitwilligen, zuvorkommenden
  • Sinn zeigen.
  • 369 gäzen , gegessen hatten. — 374 jach prset. von jehen , bekennen. —
  • 375 dehein der gast, kein Gast. — 378 ich geruochte des, ich war darauf
  • bedacht, ich hatte die Gewogenheit. — 379 voider rtten, zurück reiten. —
  • 380 einen vermiden, unbesucht lassen, vorüberreisen. — 881 strit maso.,
  • Einwendung, Widerrede. — 382 loben, versprechen.
  • KALOGREANT's ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 17
  • und dö ich niene wolde 385
  • noch beliben solde,
  • dö wart der riterlichen maget
  • von mir gend.de gesaget
  • ir guoten handelunge.
  • diu süeze und diu junge 390
  • diu lachet unde neic mir.
  • seht, dö muose ich von ir.
  • daz geslnde daz bevalch ich gote:
  • ze mihes wlrtes geböte
  • da bot ich mich vil dicke zuo. 395
  • dan Schiet ich und reit yil vruo
  • ze walde von gevilde.
  • da. rämet ich der wilde
  • und vant nach mitten morgen
  • in dem walde verborgen 400
  • ein breitez geriute
  • ane die liute.
  • Da gesach ich mir vil leide
  • eine swsere ougenweide,
  • aller der tiere hande 405
  • die man mir ie genande,
  • vehten unde ringen
  • mit ^islichen dingen.
  • dk vähten mit grimme
  • s. 25 mit griuli'cher stimme 410
  • Wisent und örrinder.
  • d6 gehabt ich hinder,
  • 386 solde, konnte (im Gegensatz zu toolde). — 387 riterlich, einem
  • Bitter angemessen, edel, herrlich. — 388 genade sagen, Dank sagen. —
  • 389 handelunge fem., Behandlung, Bewirthung. — 393 bevalch prset. von
  • bevelhen, befehlen. — 394—395 meinem Wirthe stellte ich meine Dienste
  • -wiederholt zur Yerfttgung, versicherte ihm wiederholt meine Ergeben-
  • heit. — 398 rämen mit gen., auf etwas lossteuern, etwas aufsuchen. —
  • 399 nach mitten morgen, mach der Mitte des Morgens. — 401 geriute neutr.,
  • ein urbar gemachtes Land, eine Feldgegend; vgl. Gregor 2680.
  • 403 mir vil leide, zu meinem großen Leidwesen. — 404 swcere, unan-
  • genehm, unbehaglich. — ougenweide fem., Schauspiel, Anblick. — 405 aller
  • der tiere hande ist ein auffallender, wol mehr dem Reim zu Liebe ge-
  • wählter Ausdruck für den gebräuchlichem: aller hande tiere; hant = Ait,
  • Sorte; vgl. franz. maniere. — 408 eislich (aus egesltch), schrecklich, häß-
  • lich; dinc dient hier, wie öfter im Mhd. , zum Ausdruck des abstracten
  • Begriffs, zumal in adverbialer Redeweise, daher mit eisltchen dingen soviel
  • als mit eislicheite (J. Rothe's Chronik 2), in entsetzlicher, schrecklicher
  • "Weise; Tgl. zum 1. Büchl. 1353. — 411 wisent masc, Büffel, Bisonochse. —
  • 4trrint neutr., Auerochse. — 412 hinder gehaben, sich hinten halten, hinten
  • halten bleiben. —
  • HABTMAZTM YON AUS. III. 3. Aufl. ^
  • 18 I. ABENTEUER,
  • und rou mich daz ich dar was komen.
  • und heten si min war genomen,
  • sone triut ich anders mich erwern, 415
  • wan ich bat mich got nern.
  • vil gerne wold ich von dan.
  • do gesach ich sitzen einen man
  • in almitten under in:
  • daz getröste mir den sin. 420
  • do ich aber im näher quam
  • und ich sin rehte war genam,
  • dö vorht ich in also s^re
  • sam diu tier, öde mere.
  • Sin menneschlich bilde 425
  • was anders harte wilde,
  • er was einem Möre gelich,
  • michel unde als eislich,
  • daz es niemen wol geloubet.
  • zwäre im was sin houbet 430
  • groezer dan einem üre.
  • ez hete der gebüre
  • ein rägendez här ruozvar:
  • daz was im vaste unde gar
  • verwalken zuo der swarte 435
  • an houbet unde an harte,
  • s. 26 sin antlütze was wol eilen breit,
  • mit grözen runzen beleit.
  • ouch wären im diu ören
  • als einem walttören 440
  • 413 rou prffit. von riuwen, reuen. — 415 triut prset. von triuwen oder
  • trüwen. sich getrauen. (Die Negation ne allein wird hier genügen vrie in
  • V. 7542, vgl. mhd. Wörterbuch 11», 322—328; vielleicht ist auch im Iwein
  • 998 wand er entriute me genesen und im Erec 6338 tcand er entriute nie
  • geleben zu lesen? vgl. tlber ne den zweiten Theil Hartmann's von Aue
  • ö. 347, und MöFr. 103, 9 ichn trüwe den lip vor leide emern.) — *tcÄ erwern^
  • sich durch Wehren behaupten, vertheidigen , Stand halten. — 416 tcan,
  • außer. — nern, retten, behüten. — 419 in almitten^ gerade in der Mitte. —
  • 420 getroste praet. von getrcesten, trösten, Muth eingeben.
  • 425 bilde noutr. , das äußere Ansehen. — 426 anders, übrigens (abge-
  • sehen von dem menneschltchen bilde). — harte, sehr. — 428 michel, groß. —
  • 430 zicäre, in Wahrheit. — 431 grcßzer, dicker. — t/r, masc, Auerochs. —
  • 432 gebüre, der Bauer (der bäurische Mensch, törper^ vilain). — ^ 433 ragen,
  • emporstarren, abstehen (nicht anliegen); vgl. au/ragendez hdr sam die
  • sweinporsten bei Ko^rad v. Megeuberg 43, 6; Erec 7345. — ruozvar, wie
  • Kuß aussehend. — 434 vaste adv., fest. — 435 mit der Haut (Kopfhaut) zu
  • einem Filz Verwachsen. — 438 runze fem., Kunzel, Hautfalte. — beleit =■
  • beleget. — 440 walttöre masc. , Waldmensch (ursprünglich wol märchen-
  • haftes Wesen). —
  • KALOOBEANT's ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 19
  • vermieset zewäre
  • mit spannelangem hd.re,
  • breit alsam ein wanne,
  • dem ungevüegen manne
  • wären gran unde brä 445
  • lanc rüch unde grä;
  • diu nase als einem ohsen gröz,
  • kurz, wit, niender blöz;
  • daz antlütze dürre unde vlach; —
  • (ouwl wie eisliche er sach!) 450
  • diu ougen röt, zornvar.
  • der munt het im gar
  • b^denthalp diu wangen
  • mit wite bevangen.
  • er was starke gezan, 455
  • als ein eber, niht als ein man:
  • üzerhalp des mundes tür
  • ragten sl im her vür,
  • lanc, scharpf, groz, breit.
  • im was daz houbet so geleit 460
  • daz im sin rühez kinnebein
  • gewahsen zuo den brüsten schein,
  • sin rüke was im üf gezogen,
  • hoveroht und itz gebogen.
  • 8. 27 er truoc an seltsseniu cleit ; 465
  • zwo hiute het er an geleit:
  • die heter in niuwen stunden
  • zwein tieren abe geschunden.
  • 441 vermiesen f wie mit Moos, mit möosartigem Haar Terwachsen, yer-
  • stopfen; vgl. Martina 21 im vermieaent diu oren, daz siu werdent ze toren
  • und 425, 5 toie wären den tSrschen offen ir sinne da vetmieset; dazu 1. Btlchl.
  • 811. — 443 toanne fem., Futterschwinge; Germania 3, 404 (215) ir oren als
  • ein wanne grois (groß); Zeitschr. f. D. Ph. 19, 74, Z. 5; Karajan, Frtlh-
  • lin|f8gabe, S. 140 (486) wannen breit was ir antlütz; Boner 81, 7 (des
  • pfawen)sweif was als ein wanne breit. — 445 gran fem., Bartbaar. — brä
  • fem., Braue, "Wimper. — 448 niender, nirgends. — 451 zornvar, zornig
  • aussehend. — 453 bSdenthalp, beidenhalp adv., beiderseits. — 454 mit tctte^
  • in weiter Ausdehnung, weithin. — bevähen, einnehmen, sich tlber etwas
  • erstrecken. — 4bb gezan, mit Zähnen versehen; vgl. Haupt's Zeitschrift
  • 8. 277 (60)=Zingerle, PindUnge, S. 625. — 456 man hier wie 501. — 458
  • «{ bezieht sich auf das in gezan (Y. 455) liegende Substantiv zene,
  • Zähne; vgl. den nämlichen Fall im Armen Heinrich 274; Erec 6612;
  • Germania 6, 267—268; 17, 121. — 461 kinnebein, das Kinn. — 462 ge-
  • toahsen zuo den brüsten, mit der Brust verwachsen, an die Brust gewach-
  • sen. — 463 üf gezogen, aufgetrieben; vgl. zu Erec 7349. — 464 hoveroht,
  • höckerioht, buoklicht. — {iz gebogen, auswärts gebogen (geschweift?); ür-
  • ttende 110, 6. — 465 seUsoene, seltsam. — 466 hiute pl. von h{it. Haut, Thier-
  • fell. — 467 in niuwen stunden, neuerdings, jüngst, vor wenigen Stunden:
  • ebenso M niuwen ziten bei Ulrich v. Singenberg 234, 17 (ed. \Vack.eTTÄ\i,«Y
  • 20 I. ABENTEUER,
  • er truoc ein kolben also gröz,
  • daz mich da bi im verdröz. 470
  • D6 ich im also nähen quam,
  • daz er min wol war genam,
  • zehant sach ich in üf stän
  • unde nähen zuo mir gän.
  • weder wider mich sin muot 475
  • wsere übel ode guot,
  • desn weste ich niht die wärhek
  • imd was iedoch ze wer bereit,
  • weder erne sprach noch ich.
  • do er sw6ic, do versach ich mich, 480
  • daz er ein stumbe wsere,
  • und bat mir sagen msere.
  • Ich sprach: «bist übel ode guot?»
  • er sprach: «swer mir niene tuot,
  • der sol ouch mich ze vriunde hän.» 485
  • «mahtü mich danne wizzen län,
  • waz creatiure bistü?»
  • «ein man, als du gesihest nü.»
  • «nü sage mir waz din ambet si.»
  • «da st6n ich disen tieren bi.» 490
  • «nü sage mir, tuont si dir iht?»
  • «si löbetenz, tset ich in niht.»
  • «entriuwen vürhtent si dich?»
  • «ich pflige ir, und si vürhtent mich
  • s. 28 als ir meister unde ir herren.» 495
  • «sage, waz mac in gewerren
  • din meisterschaft und din huote,
  • sine loufen nach ir muote
  • ze walde und ze gevilde?
  • wan ich sihe wol, si sint wilde, 500
  • u. Bieger). — 470 «daß ich gern je eher je lieber von ihm weggewesen
  • wäre»; Gregor 794.
  • 474 nähen adv. , nahe. — 475 weder — ode (z=utrum — an)^ ob — oder. —
  • muoty Gesinnung. — 477 davon hatte ich keine Gewissheit. — 480 d6 ver-
  • sach ich mich, ada kam ich auf den Gedanken», B. — 482 nuere sagen,
  • Auskunft geben.
  • 489 ambet neutr. , Amt, Beschäftigung. — 490 ich atSn—bt, ich warte,
  • beaufsichtige. — Über daß da, als Einleitung der Antwort, vgl. su Eree
  • 8778. — 491 iht, etwas. — 492 si löbetenz, sie würden es gerne sehen, wür-
  • den sich freuen, Gott danken. — 493 entriutcen, bei deinen Treuen I ich
  • beschwöre dich, sage mirl — 494 pflegen, warten, leiten, — 498 daß sie
  • nicht laufen nach ihrem freien Willen. —
  • KALOGBEANT's ABENTEUER IM WALDE VON BBEZILJAN. 21
  • sine erkennent man noch sin gebot,
  • ichn wände niht daz äne got
  • der gewählt lernen töhte,
  • der si betwingen möhte
  • äne sloz und äne bant.» 505
  • er sprach: «min zunge und min hant,
  • min bete unde min drö,
  • die hänt mirs gemachet s6,
  • daz si bibende vor mir stänt
  • und durch mich tuont unde länt. 510
  • swer ouch anders under in
  • solde sin als ich bin,
  • der wsere schiere verlorn.»
  • «herre, vürhtent si dinen zorn,
  • so gebiut in vride her ze mir!» 515
  • er sprach: «niene vürhte dir!
  • sine tuont dir bi mir dehein leit.
  • nü hän ich dir vil gar geseit
  • swes du geruochtest vrägen:
  • nune sol dich niht betragen, 520
  • düne sagest mir waz dCl suochest.
  • ob du iht von mir geruochest,
  • daz ist allez getan.»
  • ich sprach: «ich wil dich wizzen län,
  • ich suDche äventiure.» 525
  • s. 29 dö sprach der ungehiure:
  • «äventiure? waz ist daz?»
  • «daz wil ich dir bescheiden baz.
  • nü sich wie ich gewäfent bin:
  • ich heize ein riter und hän den sin, 530
  • daz ich suochende rite
  • einen man der mit mir strite,
  • $01 sie kennen weder Menschen noch Menschengebot. — 502 ichn wände
  • niht, ich hfttte nicht geglaubt. — 503 tÖhte (prset. conj. von tügen), an-
  • gemessen, seinen Kräften entsprechend wäre. — 505 ohne Band (Kette) und
  • ohne Biemen. — 508 mirs = mir st. — 509 bibende, bebend, zitternd. —
  • $10 und sich ganz nach mir richten; tuon unde läzen ist eine oft vor-
  • kommende Formel, um die vollkommene, unbeschränkte Freiheit im Han-
  • deln zu bezeichnen. — 5U ouch, dagegen, aber. — 515 gebiet ihnen Buhe
  • gegen mich (mir gegenüber). — 520 mich betraget niht (mit dem Conjunctiv
  • und ne im ^Nachsätze), es wird mir nicht lästig oder schwer, es ver-
  • drießt mich nicht etwas zu thun. — 522 geruochen, belieben, wünschen,
  • l^ewOhnlich mit dem Gen. , hier mit dem Acc. , vgl. Lambel zu Amis 78.
  • — 5^ vgl. «u 243. — 526 ungehiure, unheimlich, schrecklich.. — Vi^ %\ciK
  • ist Imperat. von sehen. — 530 sin, Absicht, Zweck, A.u{g&^>«. —
  • 22 I. ABENTEUER,
  • der gewäfent sl als ich.
  • daz priset in, und sieht er mich:
  • gesige ich aber im an, 535
  • so hat man mich vür einen man,
  • und wirde werder danne ich sl.
  • si dir nü verre oder bi
  • kunt umb seihe wäge iht,
  • daz verswic mich niht 540
  • unde wise mich dar,
  • wand ich nach anders nihte envar.»
  • Alsus antwurt er mir dö:
  • «Sit din gemüete st6t also,
  • daz du nach ungemache strebest 545
  • und niht gerne sanfte lebest,
  • ichn gehörte bi minen tagen
  • selbes nie niht gesagen,
  • waz äventiure wsere:
  • doch sage ich dir ein maere 550
  • wil du den lip wägen,
  • sone darftü niht m6 vrägen.
  • hie ist ein brunne nähen bi
  • über kurzer mile dri:
  • zwäre unde kumestü dar 555
  • s. 30 und tuostü im sin reht gar,
  • tuostü dan die widerk^re
  • äne gröze din un^re,
  • so bistü wol ein vrum man:
  • däne zwivel ich niht an. 560
  • waz vrumt ob ich dir m§re sage?
  • ich weiz wöl, und bistü niht ein zage,
  • so gesihestü wol in kurzer vrist
  • selbe waz diu rede ist.
  • 534 daz prtset in, das macht ihn des Preises werth, verherrlicht ihn. —
  • und hier wie 555. — slahen, erschlagen. — 535 einem an gesigen, den Sie^
  • über einen davontragen. — 536 man hier im Sinne von vrum man in
  • V. 559. — 537 wirde, ich werde. — danne ich 4t, als ich vielleicht sein
  • mag. — 538 bi adv., in unmittelbarer Nähe. — 539 wäge fem., Waguiss:
  • 543 Alsus, also. — 546 sanfte adv., ruhig, -r 551 Itp, Leben. — 552 so
  • brauchst du nicht weiter zu fragen. — 553 brunne masc. , Quelle. — 554
  • von hier drei kurze Meilen weit. — 555 im sin reht tuon^ mit einem so
  • verfahren, wie es ihm zukommt oder wie man gegen ihn verpflichtet ist;
  • vgl. Ereo 5057 n. 8172. — 558 ohne daß du erhebliche Schmach davon
  • hast. — 562 ein zage, ein unentschlossener, muthloser Mensch. — 564 was
  • diu rede ist, wie sich die Sache verhält.
  • KALOGREAKT's ABBNTBUES im WALDE VON BSEZILJAN. 23
  • Ouch hoere, waz sin reht sl. 565
  • da stät ein capelle bi:
  • diu ist schoene und aber deine,
  • kalt unde vil reine
  • ist der selbe brunne;
  • in rüeret regen noch sunne, 570
  • nochn trüebent in die winde,
  • des schirmet im ein linde,
  • daz nie man schoener gesach:
  • diu ist sin schate und sin dach,
  • si ist br6it hoch und also die, 575
  • daz regen noch der sunnen blic
  • niemer dar durch kumt:
  • im schadet der winter noch envrumt
  • an ir schoene niht ein här,
  • sine st6 geloubet durch daz jär. 580
  • und ob dem brunne stöt ein
  • harte zierlicher stein,
  • undersatzt mit vieren
  • marmelinen tieren:
  • der ist gelöchert vaste. 585
  • s. 31 ez hanget von eim aste
  • von golde ein becke her abe:
  • Jane wsen ich niht daz iemen habe-
  • kein bezzer golt danne ez si.
  • diu ketene, da ez hanget bi, 590
  • diu ist üz Silber geslagen.
  • wil du danne niht verzagen,
  • sone tuo dem becke niht me,
  • 565 reht neutr., Art, Natur. — 566—567 bei Christian von Troyes: et
  • d'autre part une chapele petite, mes el est molt bele. — und aber^ jedoch,
  • obwohl. — 572 des schirmet im, dagegen gewährt ihm Schutz. — 573 so
  • schön, wie sie noch niemand gesehen hat; daz schliel^t hier «eine Bestim-
  • mung ein, die hinzugedacht werden muß » wie z. B. 1138 , Benecke, Wör-
  • terbuch 66 und Hildebrand in der Zeitschr. f. d. Phil. 4, 359 (Gudrun 553
  • ir sult kröne tragen, daz ich und iuvter muoter nieman hceren sagen, daz
  • iuch ieman hazze). — 578 der Winter hat durchaus keinen Einfluß auf
  • sie. — 579 niht ein här ist sprichwörtl. Ausdruck für: nicht das Geringste.
  • — 580 sine stS, daß sie nicht bleibe. Statt des Conjunctivs mit der Ne-
  • gation nehme man im Neuhochdeutschen den Indicativ ohne Negation.
  • Die altdeutsche Satzverbindung im schadet der winter, sine ste geloubet
  • veranschaulicht sich durch das lateinische hieins eam non prohibet, quo-
  • minus stet frondosa. — 581 ob, tlber, oberhalb. — 582 zierlich, schön, prächtig.
  • — 584 marmelin adj., aus Marmor bestehend. — 585 gelöchert, mit Löchern
  • versehen (vgl. gelöchert venster, gelöchert heim im Jüngern Titurel 1663 u.
  • 4492). — Jane wcene ich, ja ich glaube nicht, ich zweifle; üblicher ist hier
  • VMBne ohne Negation (doch vgl. Haupt zu MSFr. 170, 38V — ?äQ Iteteue,
  • Kette. — 593 so nimm mit dem Becken weiter nichts vor a\Ä. —
  • 24 I. ABENTEÜEB,
  • giuz üf den stein, der da stß,
  • da mite des brunnen ein teil: 595
  • zwäre so hästü guot heil,
  • gescheidestü mit ^ren dan.»
  • hin wiste mich der waltman
  • einen stlc ze der winstem hant:
  • ich vuor des endes unde vant 600
  • der rede eine wärheit,
  • als er mir hete geseit,
  • und vant dd. gröz ere.
  • man enhoeret nimer mere,
  • diu "werlt st6 kurz ode lanc, 605
  • s6 wünneclichen vogelsanc
  • als ich ze der linden vernam,
  • dö ich derzuo geriten quam,
  • der ie gewesen wsere
  • ein tötriuwessere , 610
  • des herze waere da gevröut.
  • sl was mit vogelen beströut,
  • daz ich der este schin verlos
  • und ouch des luobes lützel kös.
  • s. 32 da wären zw^ne niender glich: 615
  • ir sanc was so mislich,
  • hoch unde nidere.
  • die stimme gap hin widere
  • mit gelichem galme der walt.
  • wie da sang sänge galt! 620
  • den brunnen ich dar under sach
  • und swes mir der waltman jach,
  • ein smäreides was der stein:
  • üz iegelichem orte schein
  • 5U6 guot heilj gut Glück. — 597 dan gescheiden, von dannen ziehen, davon-
  • kommen. — 598 tcaltman = waUt6re 440. — 599 teinster adj. , link. — 600
  • des endes, in dieser Bichtung, dorthin. — ich vuor, loh ritt, begab mich. —
  • 601 der rede eine wärheit vinden, die Sache bestätigt finden. — 603 Sre,
  • Herrlichkeit, Pracht. — 605 kurz sten, kurz daaem. — 609 der ie, wer nur
  • irgend, wenn jemals einer. — 610 totriuicescere, der todesmatte, lebenssatte
  • Büßer (von ritftc^n, reuen) vgl.. Lutwin 3679. — 611 gevrOut, erfreut. — 613
  • der este schtn Verliesen, die Aste nicht mehr sehen können (sehtn, der
  • Schein , die Sichtbarkeit). — 614 kiesen , befinden , wahrnehmen. — 615
  • zwene niender glich, auch nicht zwei einander gleich; vgl. Konrad v. Würz-
  • burg in MSH. II, 326* 6t den allen sint zwene gelich ein ander niht, und
  • Germania 7, 439. — 613 misHch, verschiedenartig. — 617 nidere, tief. —
  • 619 galm masc. Schall. — 620 gelten, antworten (resonare); Gottfried von
  • Keifen 25, 20 da die vögele setzen, ir sanc gein sänge mdzen. — 623 smäreides
  • mas'* Mmaragd, ein grüner Edelstein. — 624 ort, Ecke. —
  • KALOGBEANT's ABENTEUEB im WALDE VON BBEZILJAN. 25
  • ein also gelpfer rubin, 625
  • der morgensterne möhte sin
  • niht schcener, swenner üf gät
  • und in des luftes trüebe lät.
  • D6 ich daz becke hangent vant,
  • dö gedächte ich des zehant, 630
  • Sit ich nach äventiure reit,
  • ez wsere ein unmanheit,
  • ob ich dö daz verbsere
  • ichn versuochte waz daz wsere;
  • und riet mir min unwiser muot, 635
  • der mir vil dicke schaden tuot,
  • daz ich g6z üf den stein,
  • do erlasch diu sunne, diu ö schein,
  • unde zegienc der vogelsanc,
  • s. 33 als ez ein swserez weter twanc. 640
  • diu wölken begunden
  • in den selben stunden
  • von vier enden üf gän:
  • der liebte tac wart getan,
  • daz ich die linden küme gesach. 645
  • gröz ungenäde dk geschach.
  • Vil schiere dö gesach ich
  • in allen enden umbe mich
  • wol tüsent tüsent blicke:
  • dar nach sluoc also dicke 650
  • ein also krefteger donreslac.
  • 625 ffelpfj glänzend, üppig prangend. — 626 möhte niht »in, hätte nicht
  • sein können. — 627 sw€nne=Y. 23. — 628 trüebe fem., der trübe Nebel. —
  • icU. nicht hindert, nicht verdunkelt. Vgl. Albrecht y. Halberstadt in der
  • Germania^ 10, 239, 60 so der tagesterne Swenner lüter uf gät Und in diu
  • triibe verlat.
  • 630 zehant f sogleich; — 632 unmanheit, Feigheit. — 633 verbern mit
  • einem Gonjunctivsatze und der Negation nach sich = unterlassen etwas
  • zu thnn. m^ 637 fg. vgl. dazu Konrad v. Megenberg 484 ez sint brunnen in
  • dem grozen lant BritanniOy wenn man der toazzer geuzt auf einen stain
  • nSihen da pei, sS kümt regen und donr und ungeioiter. — 640 was durch ein
  • schweres Gewitter bewirkt ward. Die Handschr. schwanken zwischen
  • swart, schtearzea, »warea, swcBres; vielleicht hieß es toäzweter, d. i.
  • Sturmwetter (von wazen, wehen, stürmen), wie in der H. Magdalena fol.
  • 64^ man was weiter da nie gesach; Vocab. opt., S. 57*, 114; Lexer 3, 707;
  • vgl. zu 7806. — ez bezieht sich auf den Inhalt der zunächst vorhergehen-
  • den Sätze. — 643^ «on vier enden, von 4 Seiten, vgl. Jänicke z. Wolfdietrich
  • A. 303, 4. — Ä/ gan, aufsteigen (exoriri). — 644 wart getan, «wurde so ver-
  • wandelt». — 645 k&me adv., kaum. — 646 ungenade, Unruhe, Aufruhr.
  • 648 in (Men enden, auf aUen Seiten, überaU. — 649 tusend tüsent^ at&u%«M^
  • mal tausend», B. — blic masc, Blitz. — 650 also dicke, ebenso oi\.. —
  • 26 I. ABENTEUER, j
  • daz ich üf der erde gelac.
  • sich huop ein hagel unde ein regen:
  • wan daz mich der gotes segen
  • vriste von des weteres not, 655
  • ich wser der wile dicke tot.
  • daz' weter wart als ungemach ,
  • daz der walt nider brach,
  • was iender boum da s6 gröz
  • daz er bestuont, der wart bl6z 660
  • und loubes also laere
  • als er verbrennet wsere.
  • swaz lebte in dem walde,
  • ez entrünne danne balde,
  • daz was da zehant tot. 665
  • ich hete von des weteres not
  • s. 34 mich des libes begeben
  • und enahte niht üf min leben;
  • und wser doch sunder zwivel tot:
  • wan daz der hagel und diu not 670
  • in kurzer wile gelac,
  • und begunde liebten der tac.
  • Dö diu vreise zegienc
  • und ez ze wetere gevienc,
  • wser ich gewesen vür war 675
  • bl dem brunnen zehen jär,
  • ichn begüzze in nimer me:
  • ich hetez baz geläzen L
  • die vogel kömen widere:
  • ez wart von ir gevidere 680
  • diu linde anderstunt bedaht:
  • si huoben aber ir süezen braht
  • und sungen verre baz dan 6.
  • 654 — 655 wan dat mich vriste =ini.n auod me liberavit, 'wenn mich nicht er-
  • löst hätte. — 656 der wile, der Weile, inzwischen. — dicke t6t, zehnmal
  • (eigentlich : oft) umgekommen. — 657 ungemach adj., ungestüm. — 659 iender,
  • irgendwo. — 660 bestän, Stand halten, sich nicht werfen lassen. — 663
  • als , als wenn. — 667 sich des Itbes begeben , auf sein Leben verzichten , et
  • aufgeben. — 670 wan daz, nur daß, indessen ; wofern nicht. — 671 geligen,
  • sich legen, aufholen.
  • 673 vreise fem. , Gefahr , Verderben , Schrecken. — 674 gevahen stv. ze,
  • sich zu etwas wenden, etwas zu werden beginnen. — weter (hier im Gegen-
  • satz zu ungewiter) = gvii^ besser Wetter. — 677 = V. 771. — 678 hätte ich
  • es nur schon eher sein lassen. — 681 bedaht part. von bedecken. — 682
  • braht masc, der Lärm, das Schallen. — 683 verre baz dan S, weit besser
  • als vorher. —
  • KALOGREANt's ABBNTBUES im WALDE VON BBEZILJAN. 27
  • mim wart da vor nie s6 we,
  • desn wser nü gar vergezzen. 685
  • alsus het ich besezzen
  • daz ander pardise.
  • die selben vröude ich prise
  • vtir alle die ich ie gesach.
  • ja wände ich vröude an ungemach 690
  • unangestllchen immer hän:
  • seht, dö trouc mich min wän.
  • Mir nähte laster unde leit.
  • nü seht, wä dort her reit
  • ein riter, des geverte 695
  • s. 35 was grimme und also herte,
  • daz ich des wände ez waere ein her.
  • iedoch bereite ich mich ze wer.
  • sin ros was starc, er selbe gröz;
  • des ich vil Kitzel genöz. 700
  • sin stimme lüte sam ein hörn:
  • ich sach wol, im was an mich zorn.
  • als ab ich in einen sach,
  • min vorhte und min ungemach
  • wart gesenftet iedoch, 705
  • unde gedäht ze lebenne noch
  • und gurte minem rosse baz.
  • dö ich da wider üf gesaz,
  • dö was er komen daz er mich sach.
  • vil lüte rief er unde sprach, 710
  • do er mich aller verrest kös:
  • «riter, ir slt triuwelös!
  • 684—685 'Wörtlich: mir war vorher nie so weh zu Muthe, daß ich es jetzt
  • nicht ganz vergessen hätte ; dafür jetzt : wie bange mir auch vorher zu
  • Muthe war, jetzt war alles vergessen. — 686 besitzen, in Besitz nehmen;
  • besezzen haben, besitzen. — 687 «das zweite» Paradies, das Seitenstüclc zum
  • ParaöUese, das Ebenbild davon; vgl. Erec 9541. — 689 vür, über, mehr
  • als. — 691 unangestllchen, unbekümmert, ungestört. — 692 trouc von triegen,
  • trügen. — wän masc, Einbildung.
  • 693 laster neutr., Schande, Kränkung. — 694 wä, wo, wie (ebenso wie
  • niender von der localen in oie modale Bedeutung übergeht). — 695 geverte
  • neutr., Aufzug, Auftreten (die Art und "Weise, in welcher man vert). —
  • 696 hirte, hart, streng. — 697 her neutr., Heer. — 700 davon hatte ich sehr
  • wenig Nutzen, das brachte mir großen Schaden. — 701 lute, lautete, klang.
  • — 702 im was an mich zorn, er hatte seinen Zorn gegen mich gerichtet,
  • er sudhte im Zorn mich anzugreifen. — 703 in einen, ihn allein. — 707 dem
  • rpsse gürten, dem Bosse den Gurt in den Stand setzen (wie man sagte
  • einem betten). — 708 vf gesizen, aufsitzen (ebenso Herbort, Troj. Krle^
  • 2487; Engelhard 384. — 709 daz, soweit oder dahin daß». — 1\\ aller «er-
  • rest, in (aus) weitester Ferne. — 712 triuwelös^ rucTolOÄ, x^SLOiÄ\OQ.\,%\Q*>
  • 28 I. ABKNTBUBS,
  • mim wart von iu niht widerseit,
  • und habent mir lasterlichez leit
  • in iuwer höchvart getan. 715
  • nu wie sihe ich minen walt stän!
  • den habent ir mir verderbet
  • und min wilt ersterbet
  • und min gevügele verjagt.
  • iu si von mir widersagt: . 720
  • ir sult es mir ze buoze stan,
  • od ez müoz mir an den l!p gän.
  • 8. 36 daz kint, daz da ist geslagen,
  • daz muoz wol weinen unde clagen:
  • alsus clag ich von schulden. 725
  • ichn hän wider iuwem hulden
  • mit mlnem wizzen niht getan:
  • äne schulde ich grözen schaden hän.
  • hiene söl niht vrides m§re wesen:
  • wert iuch, ob ir weit genesen.» 730
  • Do bot ich min unschulde
  • und suochte sine hulde: \
  • wand er was merre danne ich.
  • done sprach er niht wider mich,
  • wan daz ich mich werte, 735
  • ob ich mich gerne nerte.
  • dö tete ich daz ich mohte;
  • daz mir doch lützel tohte.
  • ich tjostierte wider in:
  • des vuort er min ros hin. 740
  • daz beste heil daz mir geschach,
  • daz was daz ich min sper zebrach.
  • vil schone satzte mich sin haut
  • hinder daz rös an daz laut,
  • daz ich vil gar des vergaz, 745
  • ob ich üf rös ie gesaz.
  • pfiichtTergessen, unehrenhaft; an den Begriff schadenfroh streift es im
  • 1. Btlchl. 1851. — 713 widersagen einem ^ einem Fehde ankündigen, ihn
  • zxxm. Kamfe fordern. — 718 ersterben swr. , todt machen. — 721 es einem
  • ze buoze stän, einem dafür Buße, Ersatz gewähren. — 723 vgL Ghrestien
  • 500 plaindre se doit qui est batuz. — 724 müezen hier Ursache, Becht wozu
  • haben, daher können, dürfen.
  • 731 stn unschulde bieten, erklären, daß man nicht schuldig sei. — 733
  • merre , größer , stärker. — 734—736 : « er erwiderte mir weiter nichts , als
  • daß ich mich wehren sollte, wenn ich mein Leben erhalten wollte.»
  • ■^aul. — 738 tohte, half. — 739 tjostieren, mit dem 3peer wider einen rennen. —
  • KALOQBEANT's ABENTEUEB im WALDE VON BBEZILJAN. 2^
  • er nam min ros und liez mich ligen.
  • mir was gelückes da yerzigen.
  • s. 37 doch enmüot mich niht s6 s^re,
  • ern bot mir nie die ere, 750
  • daz er mich wolde ane gesehen.
  • d6 im diu ^re was geschehen,
  • do gebärter rehte al diu gelich,
  • als im allertägelich
  • zehenstund geschaehe alsame. 755
  • der pris was sin, und min diu schäme.
  • swaz ich doch lasters da gewan,
  • da was ich ein t^il unschüldec an.
  • mir was der wille harte guot:
  • done mohten mir diu werc den muot 760
  • an im niht volbringen:
  • des muose mir misselingen.
  • Dö mir des rosses wart verzigen
  • (ichn mohte niht imer da, geligen),
  • dö geruochtich gen von dan 765
  • als ein Erlöser man
  • und saz aber zuo dem brunnen.
  • der unzuht sult ir mich verkunnen,
  • swie niugerne ich anders si,
  • imd sseze ich iemer da bi, 770
  • ichn begüzze in nimer mere:
  • ich engalt es ^ so s^re.
  • D6 ich gnuoc lange da gesaz
  • unde betrahte daz,
  • waz mir ze tuonne wsere 775
  • s. 38 (min harnasch was ze swsere,
  • ich enmohte in g^nde niht getragen).
  • 748 verzthen stv., versagen, nicht vergönnen. — 749 müejen, plagen, quälen,
  • ärgern. — 753 al diu (instrumentaler Casus von der) gelich^ ganz dem gleich,
  • gerade so. — 754 aj«, als ob. — allertägelich, alle Tage ohne Ausnahme. —
  • 755 zehensturUf zehnmal. — alsame^ ebenso, so. — 758 ein teil, zum Theil,
  • theil weise, ziemlich. Der Vers scheint verdorben; vielleicht ist statt ein
  • teil unschüldec zu lesen &or5cAu;(/ec= schwerlich, wenig schuldig; vgl.
  • Ereo 7042. — 760 diu werc (pl.), die Mittel, das Vermögen. — muot masc,
  • Absicht, Wille.
  • 765 d6 geruochte ich gen, da bequemte ich mich zu gehen. — 767 und
  • setzte mich wieder an den Brunnen. — 768 umuht fem., Ungezogenheit,
  • Mangel an Selbstbeherrschung (Unverstand?) — einen eines d. verkunnen,
  • einem etwas nicht zutrauen. — 769 niugerne, auf Neaes begierig, vot-wÄX-zX^»
  • 773 gesät, gesessen hatte. —
  • 30 I. ABBNTEUEB, KALOGBEANT's A. IM WALDE V. BBEZILJAN.
  • waz mag ich iu mere sagen?
  • wan ich schütte in abe und gienc dan.
  • ich genädelöser man ,780
  • gedähte war ich k^rte,
  • unz mich min herze l^rte,
  • daz mir an minen wirt geriet,
  • von dem ich des morgens schiet.
  • swie ich dar kom gegangen, 785
  • ichn wart niht wirs enpfangen
  • danne ouch des äbents do ich da reit:
  • daz machet aber sin hövescheit.
  • waere mir diu ere geschehen
  • als in dem laster ich wart gesehen, 790
  • min handelunge waer gnuoc guot.
  • alsus trOsten si minen muot,
  • er und min juncvrouwe.
  • daz si got iemer schouwe!
  • Ich hän eim toren glich getan, 795
  • diu maere der ich laster hän
  • daz ich diu nieht künde verdagen:
  • ichn wolts ouch 6 nie gesagen.
  • wsere mir iht baz geschehen,
  • s. 39 des hörtent ir mich ouch nü jehen. 800
  • si iwer deheime geschehen baz,
  • 7 ob er nü welle, der sage ouch daz.»
  • 778 was bedarf»B noch weiter Worte. — 779 abe schüfen, abschütteln, ab-
  • werfen. — 780 genädelSs, unglückselig. — 781 war, wohin. — 782 um, bis. —
  • 785 su'ie^ wie immer, in welchem Aufzuge auch. — 786 niht toirs, nicht
  • übler^ ebenso gut. — 787 danne ouch steht gern nach negativen Gompara-
  • tiven, wo uns jetzt ein «als» genügt. — reiV, wegritt. — 788 hövescheit
  • fem., höfischer Anstand, feine Bildung. — 789 — 791 hätte ich den Sieg
  • (ire) errungen gehabt da wo [statt daß] ich als schimpflich Besiegter er-
  • schien, meine Aufnahme hätte nicht besser sein können (woer gnuoc guot). —
  • 790 über die Bedeutung von aU vgl. L. Tober in der G-ermania 17, 291. —
  • 794 enthält einen frommen Segenswunsch, in welchem schouwen (wie ge-
  • sehen in der Formel gesach in got) das gnädige, heilbringende Herabschaueu
  • Gottes ausdrückt; schon dem Blicke von frommen, heiligen Leuten maß
  • man wunderthätige Kräfte bei, während andererseits allen Bösen (wie
  • z. B. den Zauberern, den Missgünstigen) ein verderbenbringendes Auge
  • zugeschrieben ward; vgl. 983.
  • 795 der ich laster hän, von denen ich Schande habe.
  • II. ABENTEUER, IWBIN's SIEG ÜBER A8KAL0N. 31
  • II. ABENTEUER,
  • IWEIN'S SIEG ÜBER ASKALON. SEINE GEFANGENSCHAFT
  • IM FALLTHOR.
  • Als Kalogreant seine Erzählung beendet hat, erhebt sich Iweiu, das
  • Abenteuer in Breziljan noch einmal zu wagen und seinen Freund und
  • Verwandten zu rächen. Er lässt sich durch Keii's Spott nicht irren; und
  • als Artus', der inzwischen herbeigekommen und von dem Yorgefalleneu
  • gehört hat, feierlich erklärt, daß er in 14 Tagen ebenfalls und zwar mit
  • all seiner Macht zu dem Brunnen ziehen wolle, begibt er sich heimlich
  • auf den Weg dahin und sucht ihm zuvorzukommen. Er findet alles so,
  • wie Kalogpreant berichtet hat. Nur ist er glücklicher im Kampfe wider
  • den Herrn jenes Brunnens, den König Askalon, indem er ihn durch einen
  • tödtlichen Schlag zur Flucht nöthigt. Darauf eilt er ihm nach bis auf die
  • Zugbrücke seiner Burg und entgeht dadurch, daß er sich gerade vorwärts
  • beugt und ihm einen zweiten tödtlichen Hieb versetzt, mit genauer Noth
  • einem hinter ihm niedergelassenen Fallgatter ; durch ein zweites vor ihm
  • niederschlagendes Fallgitter wird er in das Thor eingesperrt; sein Gegner,
  • obwohl todt, ist eben noch in den Burghof entkommen. In dieser Noth
  • naht sich dem Helden die mitleidige Lunete, das Kammerfräulein der Ge-
  • mahlin des erschlagenen Ritters, und versieht ihn mit einem Zauberring,
  • dessen unsichtbar machender Stein ihn vor den Nachstellungen der rache-
  • dürstenden Burgbewohner schützt. Von einem Ruhebette aus erblickt er
  • hier die um den Tod ihres Gatten wehklagende Laudine. Die Schönheit
  • dieser Frau fesselt den gefangenen Ritter so sehr, daß er aller Noth ver-
  • gisst. Lunete hat Mühe ihn abzuhalten, daß er sich jetzt schon ihr zu
  • erkennen gibt und so in sein Verderben stürzt.
  • D6 rechente der herre Iwein
  • ze künneschaft under in zwein:
  • er sprach: «neve Kälogreant, 805
  • ez rieht von rehte min hant
  • swaz dir lasters ist geschehen,
  • ich wil ouch varn den brunnen sehen
  • und waz wunders da. si.»
  • dö sprach aber Keii 810
  • ein rede diu im wol tohte;
  • wan er niht läzen mohte,
  • geschach ie man kein vrümekeit,
  • ezn wsere im doch von herzen leit:
  • 803 — 804 künneschaft, Verwandtschaft. — ze künneschaft r echenen, iich.
  • als Verwandte ansehen, verwandt sein; Erec 9715; Germania 8, 47l. —
  • 806 rieht prsBS. von rechen stv., rächen. — 812 niht läzen, nicht unterlassen,
  • ▼gl. Erec 47. — 813 hatte jemand einmal das Glück, daß er etwas Gutes
  • vollbrachte; gelang einem einmal etwas Tüchtiges.
  • 32 II. ABENTEUER,
  • «Ez schinet wol, wizze Krist, 815
  • daz disiu rede nach ezzen ist.
  • im vastet niht, daz hoere ich wol.
  • wines ein becher vol
  • der git, daz si iu geseit,
  • xn^re rede und manheit 820
  • dan vierzec unde viere
  • mit wazzer ode mit biere.
  • so diu katze vrizzet vil,
  • zehant s6 hebet sl ir spil:
  • her Iwein, also tuet ir. 825
  • rät ich iu wol, so volget mir.
  • iu ist mit der rede ze gäch:
  • släfet ein lützel dernäch!
  • troume iu danne iht swäre,
  • s. 40 s6 sult irs iu zewäre 830
  • nemen eine mäze.
  • ode vart iuwer sträze
  • mit güotem heile,
  • und engebt mir niht ze teile
  • swaz iu dk ären geschiht 835
  • und enzelnt mir ouch halben schaden niht!»
  • «Her Keil,» sprach diu künegin,
  • «iwer zunge müeze guneret sin, '
  • diu allez guot gar verdagt
  • und niwan daz aller boeste sagt, 840
  • daz iuwer herze erdenken kan.
  • doch wsen ich dar an
  • der Zungen unrehte tuo:
  • iwer herze twinget sl derzuo.
  • 815 wizze Krist ist eine Betheuerung : weiß Gott, bei Gottl — 816 nach
  • ezzen, nach Tische. — 818 — 824 schon bei Ghrestien 590 fg. — 821 vierzec
  • unde viere, «vierzig u];id noch vier dazu. Die Zahl 4 steht in der frühem
  • Sprache für eine unbestimmte Zahl; auch ist die Wirkung der Alliteratioa
  • zu beachten.» B. Vgl. Germ. 17 , 122. ' Anders faßt und erklärt A. Faust
  • in Steinmeyer's Ztschr. 24, 10 diese Stelle, welche ihm auf dichotomlBche
  • Besponsion zu deuten scheint: «ein Becher Weins reizt mehr zum Prahlen
  • als vier Becher Bier oder vierzig^ Becher Wasser.» — 823 «o, wenn. — 824
  • heben, anheben. — 827 iu ist ze gäch , ihr seid zu yoreilig , zu sohneil. —
  • 829 solltet ihr dann etwa einen schweren Traum haben; stoäre, adv. su
  • dem adj. swcere. — 831 es im eine maze nemen, es sich zur Bichtschnur
  • dienen lassen, sich ein Beispiel daran nehmen. — 834 einem »e teile geben,
  • zu Theil werden lassen, mittheilen. — 836 zeln, zuzählen, anrechnen.
  • 838 müeze (conj. prses.) dient zum Ausdruck des Wunsches: ich wollte
  • daß deine Zunge geschändet wäre. —
  • iwein's sieg über askalon. 33
  • dazn danket deheiner schalkheit vil: 845
  • nü muoz si sprechen swaz ez wil.
  • nun magich si niht gescheiden,
  • wan übel geschehe in beiden.
  • ich wil iu daz zewd.re sagen,
  • dem ir den vater het erslagen, 850
  • dem vlizze sich des niht mdre,
  • wie er iu alle iuwer ere
  • benseme, danne si da tuot.
  • iu habt ez eine, werde iu'z guot.»
  • *
  • Her Iwein lachet unde sprach: 855
  • «vrowe, mim ist niht ungemach
  • s. 41 swaz mir her Keii sprichet:
  • ich weiz wol daz er riebet
  • an mir min ungewizzenheit.
  • im ist min ungevuoge leit: 860
  • die newölder mich niht verdagen.
  • ouch kan er mirz wol undersagen
  • mit selber vuoge als er ie pflac,
  • die niemen wol geztiraen mac.
  • min her Keii der ist so wis 865
  • und hat selb ere und selben pris,
  • daz man in gerne beeren sol;
  • und bän ich nü war, daz wizt ir wol.
  • ich wil des iemer sin ein zage,
  • 845 dem ist keine Schlechtigkeit zu viel, das macht sich nichts daraus,
  • schreckt nicht davor zurück. Vgl. über die auffallende Ausdrucksweise
  • Haupt zu MSFr. 151, 32. — 846 ez, nämlich daz herze. — 847 ich kann sie
  • nicht ausnehmen. — 848 wan, ich kann nur so viel sagen als; sondern,
  • vielmehr. — 849 zewäre sagen, in Wahrheit sagen, versichern. — 850 dem,
  • wem, wenn einem; vgl. 1. Büchl. 387. — 851 sich des vltzen. sich darauf
  • befleißigen, darauf bedacht sein. — 853 benemen, rauben. — danne, als. —
  • 854 behaltet es für euch allein (eine)^ wenn euch daraus Gutes erwächst;
  • ich mag keinen Theil daran haben, wenn ihr davon Yortheil habt; vgl.
  • zu den Liedern 4^, 7.
  • 856 ungemach, unbequem, störend. Man vergleiche die Bede des
  • Haupthelden, welche hier in V. 856—878 enthalten ist , mit der Kalo-
  • greant'8 in v. 190—221. "Während der letztgenannte sich von Keii's Wor-
  • ten tief verletzt fCLhlt und Gleiches mit Gleichem vergilt, bleibt Iwein
  • ruhig und antwortet nur mit einigen leichten Scherzen, hat also vermöge
  • seiner tiefem Einsicht ein ganz anderes Yerständniss für den wunder-
  • lichen Charakter als der empfindliche, sonst biedere Ealogreant. — 858
  • rechert, rächen, tadeln. — 859 ungemzzenheit, Unverständigkeit, Beschränkt-
  • heit. — 860 ungemtoge fem., Zudringlichkeit, Ungestüm, Unnachgiebigkeit.
  • — 862 er kan, er versteht. — undersagen, gesprächsweise, ins Gesicht
  • sagen. — 863 vuoge fem., Angemessenheit, Schicklichkeit, glimpfliche
  • Weise. — 864 ez gezümen, darüber böse sein, daran Anstoß nehmen. — 868
  • war han, die Wahrheit gesagt haben, Becht haben. — 869 mit Bezug
  • darauf will ich immer für einen Zaghaften gelten. —
  • HABTMAZm YOIT AUJB. IU. 3. Aufl. %
  • 34 II. ABENTEUER,
  • daz ich im siniu wort vertrage. 870
  • ouch euhebt er niht den strit,
  • der den ersten slac git.
  • unz ez der ander vertreit,
  • so ist der strit hin geleit.
  • ichn wil mich mit dem munde S75
  • niht glichen dem hunde,
  • der da wider grinen kan,
  • so in der ander grinet au.»
  • Ilie was mit rede Schimpfes vil.
  • ouch hete der künec üf sin zil 880
  • gesläfen unde erwachte sä
  • s. 42 unde enlac niht langer da.
  • er gienc hin üz zuo in zehant,
  • da er si sament sitzen vant.
  • si Sprüngen üf: daz was im leit. 885
  • er zurnde durch gesellekheit :
  • wander was in weizgot verre
  • baz geselle danne herre.
  • er saz mit in du, nider.
  • diu künegin saget im her wider 890
  • Kälogreandes swsere
  • und elliu disiu miere.
  • Nu hete der künec die gwonheit,
  • daz er niemer deheineu eit
  • bi slnes vater sele swuor 895
  • wan des er benamen voh'uor.
  • Utpandragön was er genant,
  • bi im swuor er des zehant.
  • (daz hiez er über al sagen)
  • daz er in vierzehen tagen 900
  • und rehte an sant Johannes naht
  • «71 auch gilt der nicht fttr den Anheber, Urheber dos Streites. — y73 M«r,
  • so weit, sobahl als. — vertragen, ruhig liiuuchmeu. — f<74 hin legen, bei-
  • legen. — 876 glichen, gleichstellen. — S77 grinen stv. , greinen, knurren
  • (und dabei die Zähne fletsclien). V. 87:>— S7S sind Übersetzung von
  • Chrcstion 641 fg.
  • 879 schimpf masc. , Scherz (Ironie). — SSO vf itin :il, zu Ende, aus. —
  • 884 sament, /usanimen. — 8S6 durch geselh'kh*>it, -weil er sich als ihren gf-
  • sellen, ihren Genossen ansah. — 887 ti^rr haz, weit mehr. — S89 er suz,
  • er setzte sich.
  • K9(; außer einen solchen, den er (außer so, daß er ihn) genau (Vnam^fn,
  • pünktlich, buchstäblich) crfttllto. — iH)l rehte, gerade. — sunt Johann"*
  • näht, «die buhe Bedeutung dieser Johannisnacht, der Nacht vor Johannis.
  • iwein's sieg über askalon. 35
  • mit aller slner mäht
  • zuo dem brunnen wolde komen.
  • dö si daz bäten vernomen,
  • daz dülite si riterlich unt guot: 905
  • wan dar stuont ir aller muot.
  • ichn weiz wem liebe dran geschacb:
  • ez was hern Iwein ungemach,
  • s. 43 wand er sich bäte an genomen,
  • daz er dar eine solde komen. 910
  • Er gedäbte: «ichn mac daz niht bewarn,
  • und wil der ktinec selbe varn,
  • mirn werde min riterschaft benomen.
  • mich sol des strites vür komen
  • mm her Gäwein: 915
  • des ist zwivel dehein,
  • als schiere so er des strites gert,
  • em werdes vür mich gewert,
  • entriuwen ez sol anders varn:
  • ich kan daz harte wol bewarn, 920
  • swer vierz6hen tage bitet,
  • daz er vor mir niht enstritet.
  • wan ich sol in disen drin tagen
  • des endes varn, und niemen sagen,
  • in den walt ze Breziljän, 925
  • suochen unz ich vunden hän
  • den Stic, den Kälogreant
  • so engen und so ruhen vant.
  • für alles was mit der Geisterwelt zusammenhängt, ist bekannt. Was irgend
  • Gutes oder Böses von -der Macht der Geister bei diesem Wundcrbrunuen
  • zu erwarten war, ließ sich in der Johannisnacht erwarten». B. — 906
  • denn dahin war ihr aller Sinn gerichtet. — 907 mir geschiht liebe daran,
  • mir geschieht daran ein Gefalle, mir ist das angenehm. — 909 sich ez an
  • nemen, sich es einbilden, sich es denken. — 910 soUie, wtlrde. — eine, allein.
  • 911 bewarn, verhtlten; entgehen. — 912 und, wenn; igt daß. — 913 einem
  • die riterschaft benemen, einen um sein ritterlich Abenteuer bringen. —
  • 914 einen strites vür komen, einem im Kampfe zuvorkommen; vgl. Erec
  • 2418, 3386; Grieshaber's Deutsche Predigten II, 138, Z. 22; 139, Z. 14;
  • MSH. 3, 165^ (4); Haupt's Zeitschr. 9, 291, Z. 21. — 915 mtn her ist bloß
  • höÄflcher Ausdruck wie monsieur. — 916 darüber ist kein Zweifel. — 917
  • als schiere so, sobald als. — 918 vür mich, eher als ich, vor mir. — ich
  • wirde es gewert (mir wird es gewährt, ich erlange es) sagte man, weil das
  • Activum gewern nur mit dem Accusativ und Genetiv construiert ward. —
  • 919 anders varn, anders kommen, einen andern Ausgang nehmen. — 920
  • harte vol, recht gut, sehr leicht. — 921 btten stv., warten. — 923 drin dat.
  • von dri. — ich sol, ich werde (vgl. 914). — 924 des endes wie V. 600. —
  • 926 SHOchen ist Infinitiv, von varn in V. 924 abhängig. — 928 engen uud
  • reihen sind Accusative. —
  • 36 n. ABENTEUER,
  • und da nach sol ich schouwen
  • die schoenen jimcvrouwen, 930
  • des §rbseren wirtes kint,
  • diu beidiu also hövesch sint.
  • so gesihe ich, swenne ich scheide dan,
  • den vil ungetanen man,
  • der da. pfligt der tiere. 935
  • dar nach so sihe ich schiere
  • den stein unde den brunnen:
  • des müezen si mir gunnen,
  • s. 44 daz ich in eine begieze,
  • ich engeltes oder genieze. 940
  • desn wirt nü niemen zuo gedäht,
  • unz ichz habe volbräht:
  • bevindent siz, s6 ez ergät,
  • des wirt danne guot rät.»
  • Alsus stal er sich dan 945
  • und warp rehte als ein man,
  • der ^re mit listen
  • künde gewinnen und gevristen,
  • und kom da er die knappen vant.
  • den besten nam er da zehant, 950
  • den er niht verdagte.
  • vil stille er im sagte,
  • daz er im sin gereite
  • üf sin pfert leite:
  • er wolde ze velde rlten 955
  • und sin da üze biten,
  • unz erm sin hamasch brsehte nach,
  • er sprach: «nü lä dir wesen gäch,
  • und sich d4z duz wol verdagest.
  • zwäre ob duz iemen sagest, 960
  • so ist iemer gescheiden
  • diu vriuntschaft under uns beiden.»
  • ^32 diu beidiu (neutr. pl.) bezieht sich auf icirt und kint. — 933 gesehen,
  • zu sehen oder zu Oesioht bekommen. — 934 ungetan, ungestaltet, unge-
  • schlacht. — 938 «£ = a Artus und seine Bitter». B. — gunnen, gönnen,
  • nicht verwehren. — 940 ich mag nun Nachtheil oder Yortheil davon
  • haben; es komme wie es wolle. — 941 davon wird nun gegen Niemand
  • etwas erwähnt. — 943 sS ez ergät, wenn es vorbei, geschehen ist. — 944
  • de» wirt rät, dem kann abgeholfen werden, das wird sich machen.
  • 948 gevristen, machen daß etwas besteht, zu wahren wissen. — 951 dem
  • er nichts verschwieg. — 953 gereite neutr., Beitzeug, Sattelzeug. — 955 se
  • velde, ins Freie. — 957 un«, bis. — 958 lä dir wesen gach, mache daß du
  • dich beeilst, beeile dich.
  • IWEIN^S SIEG ÜBEB ASKALON. 37
  • Sus reit er üz und liez in da.
  • vil schiere brähte er im hin nä
  • Bin ros und sin Isengewant. 965
  • 8. 45 nü wäfent er sich zehant,
  • er saz üf unde reit
  • n§.ch wäne in gr6z arbeit
  • und erstr6ich groze wilde,
  • wä.lt ünde gevilde, 970
  • unz er den engen stic vant,
  • den sin neve Kälogr^ant
  • also küme durch gebrach,
  • ouch leit er grdzen ungemach,
  • unz daz er üz ze velde quam. 975
  • die guoten herberge er d6 nam,
  • daz im von wirte selch gemach
  • eines nahtes nie geschach.
  • des morgens schiet er von dan
  • und vant den griulichen man 980
  • üf jenem gevilde
  • stSn bi sinem wilde:
  • und von sim anblicke
  • segent er sich vil dicke,
  • daz got so ungehiure 985
  • deheine cr^atiure
  • geschepfen ie geruochte.
  • der bewist in des er suochte.
  • Vil schiere sach her Iwein
  • den boum, den brunnen, den stein, 990
  • und geh6'rte ouch den vogelsanc.
  • dö was sin twelen unlanc,
  • unz daz er üf den stein g6z.
  • 964 er brähte im hin nd, er brachte ihm nach. — %5 ros\ «das p/ert
  • {oben Y. 954) soll, wie zu einem Bitt ins Freie, gesattelt, das ros (Streit-
  • roBs) und der Harnisch heimlich nachgebracht werden.» B. — Uengewant
  • :=hama»eh. — 968 nach wdne, nach Yermuthen, wie er glaubte. — arbeitt
  • Noth, mühevoller Kampf. — 969 erstrtchen stv., durchstreichen, durch-
  • streifen. — 973 also kiime, so schwer, mit solcher Noth. — 975 iiz ze velde,
  • ins Freie hinaus. — 976 die d. h. die bekannte, schon erwähnte; vgl.
  • V. 281 fg. und 785 fg. — 978 eines nahtes nie, noch in keiner einzigen
  • Kacht; vgl. Germania 7, 439. — 983 von, wegen. — 984 segenen, bekreuzen
  • (iignare). — 987 geschepfen, erschaffen. — ie, jemals. — 988 bewtsen mit
  • aoo. und gen., jemand etwas weisen.
  • 999 Hn twelen, sein Zögern, Warten. — 993 dieser That Iwein's gedenkt
  • »uoh Wolfram Im Parzival Xil, 29. —
  • 38 II. ABENTEUER,
  • s. 46 do kom ein siusen unde ein doz
  • und ein selch weter dar nach, 995
  • daz in des dühte, daz im ze gäch
  • mit dem giezen wsere gewesen:
  • wan er entriut nime genesen.
  • do daz weter ende nam,
  • dö horter, daz geriten quam 1000
  • des selben waldes herre.
  • der gruozte in harte verre
  • als vient sinen vient sol:
  • euch verstüont sich her Iwein wol,
  • daz er sich weren solde, 1005
  • ob er niht dulden wolde
  • beide laster unde leit.
  • ir ietweder was gereit
  • üf des anderen schaden:
  • si hete beide überladen 1010
  • gröz ernest unde zorn.
  • si nämen diu ors mitten sporn.
  • sus was in zuo ein ander ger:
  • ir ietweder sin sper
  • durch des andern schilt stach 1015
  • üf den lip, daz ez zebrach
  • wol ze hundert stücken.
  • dö muosen si beide zücken
  • diu swert von den siten. r'
  • hie huop sich ein strlten, IJP'iO
  • daz got mit ören möhte sehen,
  • und solde ein kämpf vor im geschehen.
  • über die schilte gienc diu not,
  • die ir ietweder vür bot,
  • s. 47 die wile daz die werten: 1025
  • 994 daz siusen, das Sausen. — der doz, das Tosen. — 998 denn er glaubte,
  • er werde nicht lUuger leben, er sei nun verloren. Vffl. au 415. — 11H»2 der
  • rief ihm sclion aus weiter Ferne entgegen, forderte ihn schon von Ferne
  • zum Kampfe heraus. — 1(>07 bfide—unde, sowol — als auch. — 1008 ir iet-
  • weder, ein jeder von ihnen. — yereit, bereit, bedacht. — 1012 mitten =i mit
  • den; sie giengen ihren Rossen mit den Sporen zu Leibe, trieben sie mit
  • den Sporen an. — lOKi (fcr adj., begierig; :uo, nach, gegen. — 1017 tcol,
  • fast. — lOlS zücken^ heraus-, emporziehen (mit Gewalt, in Eile). — 1081 das
  • Gott unbeschadet seiner Würde hätte vor sich geschehen lassen können,
  • d. h. das in seiner Art vollkommen, herrlich, vorzüglich war. — 1022 und,
  • vgl. zu 912. — 1023 die Scliihle traf die Xoth , die Schilde hatten am
  • meisten zu leiden. — 1024 rür bieten, vor sich halten. — 1025 die wUe daz,
  • dieweil, solange als. — wem, währen, dauern, halten. —
  • iwein's sieg über askalon. 39
  • si wurden ab mit den swerten
  • zehouwen schiere also gar,
  • daz si ir b^de wurden bar.
  • Ich machte des strites harte vil
  • mit Worten, wan daz ich enwil, 1030
  • als ich iu bescheide.
  • si wären da beide,
  • unde ouch niemen bi in me,
  • der mir der rede geste.
  • sprseche ich, sit ez niemen sach, 1035
  • wie dirre sluoc, wie jener stach,
  • ir einer wart da. erslagen:
  • dem mohte niht da von gesagen:
  • der aber den sige da gewan,
  • der was ein so hövesch man, 1040
  • er hete ungerne geseit
  • so vil von siner manheit,
  • da, von ich wol gemäzen mege
  • die mäze ir stiche unde ir siege,
  • wan ein dinc ich iu wol sage, 1045
  • daz ir deweder was ein zage:
  • wan da ergienc wehselslege gnuoc,
  • unz daz der gast dem wirte sluoc
  • durch den heim einen slac
  • zetal unz da daz leben lac. 1050
  • Und aiser der tötwunden
  • rehte het enpfunden,
  • s. 48 dö twanc in des tödes leit
  • m^re dan sin zageheit,
  • daz er kerte und gap die vluht. 1055
  • her Iwein jagte in äne zuht
  • engegen siner burc dan.
  • 1027 also gar, so ganz und gar, so vollständig. — 102S daß sie beide der-
  • selben ledig wurden.
  • 1029 ich könnte den Kampf sehr weit ausdehnen, sehr vcrgröl^eru,
  • ausführlich beschreiben. — 1031 als, wie. — 1034 der mir jetzt in dem,
  • was ich etwa sagte, beistimmen wtlrde. — 103.'i sU, da nun (quoniam). —
  • 1043 da ton, da(^ davon, danach. — gemäzen, «bestimmt angeben». B. —
  • 1044 die mäze, das Verhältniss, die Größe, die Beschaffenheit. — 104B de-
  • toeder, keiner von beiden. — 1047 wehselslege (gen. pl. ), wechselseitige,
  • gegenseitige Schläge. — 1050 zetal, thalwärts, nieder.
  • 1051 totwund« swf., tödtliche Wunde. — 1056 ane zuht, ohne Kücksicht,
  • ohne alle Umstände. —
  • 4:0 II. ABENTEUER,
  • ez hete der halptöte man
  • ze vliehenne einen gereiten muot:
  • ouch was sin ros also guot, 1060
  • daz er vil nach was komen hin.
  • do gedäht her Iwein, ob er in
  • niht erslüege od Tienge,
  • daz ez im danne ergienge
  • als im her Eeii gehiez, 1065
  • der niemens ungespottet liez:
  • und waz im sin arbeit töhte,
  • so er mit niemen enmöhte
  • erziugen dise geschiht
  • (wan däne was der liute niht), 1070
  • so sprseche er im an sin ere.
  • des begunder im vil s^re
  • ze slage mite gäben,
  • unz si die burc sähen.
  • Nu was diu burcsträze 1075
  • zwein mannen niht ze mäze:
  • sus vuoren si in der enge
  • beide durch gedrenge
  • unz an daz palas. da was vor
  • gehangen ein slegetor: 1080
  • s. 49 da muose man hin durch varn
  • unde sich vil wol bewam
  • vor der selben slegetür,
  • daz man den lip da iht verlür.
  • sweder ros od man getrat 1085
  • iender üz der rehten stat,
  • daz ruorte die vallen und den haft,
  • der da alle dise kraft
  • und daz swaere slegetor
  • 1059 gereiter muot, williger Sinn, Bereitwilligkeit. — 1061 vil nach, bei-
  • nahe. — 1066 vgl. Erec 4844. — 1069 erziugen, durch Zeugniss erhftrten,
  • bezeugen. — 1070 der liute niht=hominum nihil, kein Mensch. — 1072 vil
  • sere, sehr angestrengt, sehr hastig, vgl. Germania 30, 268. — 1073 auf dem
  • Fuße nacheilen: slac = huofslac , Hufspur; ze slage nach Wackemagel:
  • sodaß die Hufschläge beider gleichschnell rennenden Pferde immer sa
  • gleicher Zeit erklangen ; vgl. Krone 16145 u. Anm. zu Ortnit 458, 2.
  • 1076 einem niht ze mäze sin, fttr einen nicht gehörig weit oder breit ge-
  • nug sein. — 1077 varn, reiten. — 1080 slegetor neutr., Fallthor. — 1084 daz
  • iht, daß nicht (ne forte). — 1085 sweder, wer von beiden , wenn einer von
  • beiden. — 1086 iender, irgend. — iiz der rehten stat getreten , aus dem rich-
  • tigen Geleise kommen, daneben treten. — 1087 da: = daz ez. — rüeren, be-
  • rtLhren. — der ha/t, «die Vorrichtung zum Festhalten», der Halter; falle
  • und heftelin auch im Tristan 16991 fg. — 1088 kraft fem., die Wucht. —
  • IWEIN's sieg über A8EAL0N. 41
  • von nidere üf habte enbor, 1090
  • so näm ez einen val
  • also gähes her zetal,
  • daz im niemen entran.
  • sus was beliben manec man.
  • Da reit der wirt vor im in. 1095
  • der bet die kunst und den sin,
  • daz im da von niht arges war:
  • wander meistert ez dar.
  • ez was swaere unde sneit
  • so sere, daz ez niht enmeit, 1100
  • ezn schriete isen unde bein.
  • nune künde sich der herre Iwein
  • niht gehüeten da vor
  • unde valte daz tor
  • und sluoc zen selben stunden 1105
  • dem Wirte eine wunden
  • unde genas als ich iu sage,
  • er hete sich nach dem slage
  • hin vür geneiget unde ergeben:
  • 8. 50 alsus beleip im daz leben, 1110
  • dö daz tor her nider sleif,
  • deiz im den 11p niht begreif.
  • ez sluoc, als ich vemomen habe,
  • daz ros ze mittem satel abe
  • und schriet die swertscheide 1115
  • und die sporn beide
  • hinder der versenen dan:
  • er genas als eiu sselec man.
  • D6 im daz ros tdt gelac,
  • done mohter, als er e pflac, 1120
  • 1090 von nidere üf haben, über der Erde in der Schwebe halten. — 1092 gähes
  • adv., eilig, mit einem Mal. — 1094 beliben stv., liegen bleiben, todt bleiben.
  • 1097 weiTen^ hinderlich, im Wege sein. — 1098 er meistert ez dar, «er
  • hatte diese Einrichtung dahin machen lassen*. B. — 1100—1 ez enmeit
  • niht e*n schriete^ es unterließ nicht zu schneiden (non abstinuit quin tecaret) ;
  • meit pr88t. von miden; achriete conj. prset. von schroten. — 1104 valte prcet.
  • von veUen, zum Fallen bringen. — 1105 zen selben stunden, in demselben
  • Augenblick. — • 1107 genesen, mit dem Leben davon kommen. — als ichiu
  • sage, wie ich euch sagen werde d. h. auf folgende Weise. — 1108 nach
  • dm slage, um einen Schlag zu geben. — 1109 hin vür, nach vorn, vorwärts.
  • — tich hin vür ergeben, sich nach vorn strecken, vorlegen. — 1111 nider
  • •Uten, nlederglelten. — 1112 begrifen, erfassen. — 1114 ze mittem satel,
  • mitten im Sattel. — 1117 versene swf., Ferse. — lll8 er hatte von Glück
  • zu sagen, daß er davon kam.
  • 42 n. ABENTEUER,
  • niht vürbdz gejagen:
  • ouch het er den wirt erslagen.
  • der vlöcli noch den ende vor
  • durch ein alider slegetor
  • und liez daz hinder im nider: 1126
  • done inohte der gast vür noch wider.
  • sus was min her Iwein
  • zwischen den porten zwein
  • beslozzen unde gevangen.
  • swie sere im missegangen 1130
  • an der vancnüsse wsere,
  • doch was sin meistiu swsere
  • daz er im vor dan
  • also lebendec entran.
  • Ich wil iu von dem hüse sagen, 1135
  • da er inne was beslagen.
  • s. 51 ez was, als er sit selbe jach,
  • daz er s6 schoenez nie gesach
  • weder vordes noch slt,
  • hoch vest unde wlt, 11-40
  • gemälet gar von golde.
  • swer drinne wesen solde
  • äne vorhtliche swsere,
  • den dühte ez vröudebsere.
  • dö suochter wider unde vür 1145
  • und envant v6nster noch tür,
  • da er (tz möhte.
  • nu gedähter waz im töhte.
  • dö er mit seihen sorgen ranc,
  • dö wart bi im des was niht lanc 1150
  • ein türlin üf getan:
  • da sach er zuo im üz gä.n
  • eine riterliche magt,
  • enhete st sich niht verclagt.
  • 1123 den ende (adverbialer Accusativ), die übrige ätrecke bis zum Hof-
  • ratim; vulleuds. — 1180 im tat mi»»egangfn an der vancnüsse » ibm ist es
  • übel erganf^eii in HiuBicUt auf vciiie GefauKeuschaft.
  • IVW beslahen, eiuschließen , fangeu. — 1137 sU, nachher, späterhin. —
  • 1137 — 38 e: i/o*, daz er u. s. w. , es war von der Art daß er. — 1141 von,
  • mit. — 1142 wer darin h&tto Hciu kOnnou, gewesen sein würde. — 1143 ohae
  • daß er »ich von Furcht beschwert fühlte. — 1144 vröud*'baBrey Freude her-
  • vorbriugend, erfreulich. — 1145 wider unde vür, rückwärts und vorwärts,
  • hin und her. — 1152 da — uz, daraus, aus demselben {türlin, kleine Tbür,
  • «eitenthtlr). — 1153— .')4 eine Jungfrau, die stattlich, schön (riterltch) zu
  • iwein's sieg über askalon. 43
  • Diu sprach zem ersten niht mö 1155
  • wan «ouwe, riter, ouwö!
  • daz ir her komen sit,
  • (laz ist iuwer jungeste zit.
  • ir habt minen herren erslagen.
  • man mac s6 jsemerÜchez clagen 11(^0
  • an miner lieben vrouwen
  • und an dem gesinde schouwen,
  • s. 52 und s6 grimmeclichen zorn,
  • daz ir den lip hänt verlorn.
  • daz si iuch nü niht hänt erslagen, 11C5
  • daz vristet niuwan daz clagen,
  • daz ob minem herren ist:
  • si slähent iuch aber an dirre vrist.»
  • [Er sprach] «Sone sol ich doch niht den lip
  • alsus Verliesen als ein wip: 1170
  • michn vindet niemen äne wer.»
  • si sprach: «got si der iuch ner:
  • ern beschirme iuch eine, ir sit tot.
  • doch gehabte sich ze grozer not
  • nie man baz danne ir tuot: 1175
  • ir Sit benamen wol gemuot.
  • des sol man iuch geniezen lan.
  • swie leide ir mir habt getan,
  • ichn bin iu doch niht gehaz
  • und sage iu möre umbe waz 1180
  • Min vrouwe het mich gesant
  • ze Britanje in daz laut,
  • da gesprach ich den künec von ir:
  • ueunen gewesen wäre, wenn sie sieb nicht durch Klagen entstellt hätte;
  • oder: eine schöne Jungfrau, nur daß eie von Jammer entstellt war.
  • 1155 »em ersten, im Anfange, anfaupr». — lir>8 daz ist euer letztes, euer
  • Tod. — 1164 daß ihr das Leben verlürcu habt, d. h. daß ihr so gut wie
  • yerloren seid, daß ihr gewiß sterben mtisst; vgl. zu V. 243. — 1166 den
  • Aofschub (die Verzögerung) bewirkt nur das Wehklagen. — 1167 ob mtnem
  • herren, tlber der Leiche meines Herrn, aus Theilnahme tiXi oder um meiueu
  • Herrn. — 1166 an dirre trist vgl. zu 2518.
  • 1170 alsus, so ohne weiteres. — 1172 got st der iuch ner, Gott wolle
  • euer Betchtltzer sein. — 1173 wofern nicht er allein (er — ein^) euch be-
  • schirmt , so u. s. w. — 1174 sich gehaben, sich zusammennehmen, sich
  • fassen. — ««, in, bei, während. — 1177 das soll man euch zu Gute, zu
  • Statten kommen lassen (darob soll man euch loben). — 1179 gehaz, feind,
  • böse. — 1180 mire, weiter, ferner, näher. — umbe was, weshalb.
  • 1183 von ir, in ihrem Auftrage. —
  • 44 II. ABENTEUEB,
  • herre, des geloubet mir,
  • ich schiet als6 von dan, 1185
  • daz mir da nie dehein man
  • ein wort zao gesprach,
  • ich weiz doch wol daz ez geschach
  • s. 53 von miner unhövescheit.
  • also het ich üf geleit, 1190
  • ichn wsere ir gruozes niht s6 wert,
  • als man d& ze hove gert:
  • ich weiz wol, des engalt ich.
  • herrä, dö grüoztet ir mich,
  • und euch d& niemen m§re. 1195
  • do erbutet ir mir die 6re,
  • der ich iu hie lönen sol.
  • herre, ich erkenne iuch wol:
  • iwer vater was, deist mir erkant,
  • der künec Vrl^n genant. 1200
  • ir sult vor schaden sicher sin:
  • her Iwein, nemet ditz vingerlln.
  • ez ist ümben stein alsd gewant:
  • swer in hat in blözer hant,
  • den mac niemen, al die vrist 1205
  • und er in blözer hant ist,
  • gesehen noch ge?inden.
  • sam daz holz imder der rinden,
  • alsame sit ir verborgen:
  • irn dürfet niht m§ sorgen.» 1210
  • Alsus gap siz im hin
  • nü stuont ein bette da bi in:
  • 1189 unhövescheit, das unhöfische Wesen, das unbeholfene Benehmen. —
  • 1190 ich hatte mir es schon von vornherein so gedacht; ich war schon
  • mit dem Gedanken dort hingekommen; üf legen, bestimmen, sich vor-
  • nehmen, beschließen. — 1191 — 93 ich wäre «des Grußes der Kitter nicht
  • so werth, wie deijenige sein muß, den man an Artus' Hofe des OroAea
  • werth achtet : das musste ich — das weiß ich wohl — entgelten ; nicht an
  • den Bittern, an mir nur lag die Schuld». B. Statt niht so wert in Y. 1191
  • haben die ältesten Handschriften niht s6 wol wert; vielleicht war bortoert
  • (:= schwerlich, kaum werth) das ursprüngliche, von den Abschreibern nm-
  • schriebene Wort; vgl. boraere, hortiure im Erec und borguot im 1. BüchL
  • 462. Vgl. über diesen Vers Paul Beitr. I, 365. — 1196 ir erbutet y ihr er-
  • botet. — 1197 Ionen mit gen., wofür belohnen. — 1199 deist mir erkani, das
  • ist mir bekannt, das weiß ich. — 1202 vingerlin, Fingerring. — 1203 es ver-
  • hält sich mit dem Stein (in dem Binge) so; der Stein hat solche Kraft. —
  • 1205 — 6 al die vrist und, dieweil, so lange als. — 1207 gesehen^ sn Oesloht
  • bekommen. — geeinden, ausfindig machen. — 1209 alsame, gerade so, ebenso.
  • — 1210 irn dürfet niht, ihr braucht nicht.
  • 1212 bette j eine Vorrichtung die ebenso wohl zum Liegen als inm
  • Sitzen bestimmt war, ein Lager. —
  • IWEIN's SIEa ÜBER ASKALON. 45
  • daz was berihtet also wol
  • als ein bette beste sol,
  • daz nie künec bezzer gwan: 1215
  • da hiez si in sitzen an.
  • und dd er was gesezzen,
  • s. 54 si sprach: «weit ir iht ezzen?
  • er sprach: «gerne, der mirz git.
  • si gienc und was in kurzer zit 1220
  • her wider komen unde truoc
  • guoter gächspise gnuoc:
  • des sagter ir gnäde unde danc.
  • dö er gaz unde getraue,
  • dö huop daz gesinde grözen schal 1225
  • ze böden porten über al,
  • als si imz niht wolden vertragen,
  • der in den herren hete erslagen.
  • Si sprach: «her Iwein, beeret ir?
  • si suochent iuch. nü volget mir, 1230
  • und enkümt niht ab dem bette,
  • iu stSt ditz dinc ze wette
  • niuwan umbe daz leben,
  • den stein den ich iu hän gegeben,
  • den besliezt in iuwer haut. 1235
  • des si min s&ie iuwer pfant,
  • daz iu niht arges geschiht,
  • wand iuch fümamens nieman siht.
  • nü wä mite möht iu wesen baz?
  • dan dazs iu alle sint gehaz, 1240
  • und ir si seht bi iu stän
  • 1213 berihten, zarechte machen, in den Stand setzen. — 1216 sitzen an ez,
  • sich daraufsetzen. — 1219 der mirz git, wenn mirs jemand gibt. — 1222
  • gaehsptse fem., Speise die schnell beschafft werden kann; vgl. Kindheit
  • Jesu ed. Feifalik 708: dS truoc diu husvrouwe dar — — obez unde braten
  • und Bwa» H guotes mohte, daz ze gäher spise tohte u. J. Grimm Kl. Sehr.
  • 4, 890. — 1224 dS er gazy als er gegessen hatte. — 1226 ze beden porten, au
  • beiden Pforten, Thoren. — 1227 ez im niht vertragen, es ihm nicht un-
  • geahndet hingenen lassen.
  • 1232 — 33 diese Sache hier kann von euch gebtLßt, gesühnt werden nur
  • mit dem Leben, d. h. ihr mtlsst euer Leben dafür einsetzen; nach dem
  • mhd. Wörterbuch 3, 775^ «es steht nichts Geringeres auf dem Spiele als
  • das Leben»; vgl. Ereo 9109. — 1235 den stein in die hant besliezen, den
  • Bing mit dem Stein fest in der Hand verwahren. — 1236 meine Seele soll
  • euch dafür haften. — 1238 fümamens adv. , durchaus , ganz und gar. —
  • 1239 womit könnte euch mehr gedient sein ? was könnte euch wohl besser
  • schützen? —
  • 46 II. ABEKTEUEB,
  • unde dronde umbe iuch gän,
  • und si doch so erblindent,
  • daz si iuwer niene vindent,
  • und Sit doch rehte under in. 1245
  • ouch tragent si in vür iuch hin,
  • s. 55 sine liebe gesellen,
  • als si in begraben wellen,
  • ininen herren, üf der bare.
  • so beginnen! si iuch zwäre 1250
  • in manegen enden suochen:
  • desn dürft ab ir niht ruochen.
  • tuont alsus und sit genesen!
  • ichn tar niht langer bi iu wesen.
  • und vunden si mich hinne, 1255
  • daz koeme uns zungewinne.»
  • Sus hete si urloup genomen.
  • die liute die da, wären komen
  • zuo dem vordem bürgetor,
  • die vunden da vor 1200
  • daz ros halbez abe geslagen.
  • wer mohte in das widersagen,
  • wan si wolten daz gewis hän,
  • und wurde de porte üf getan,
  • daz si in drinne vunden? 12G5
  • in vil kurzen stunden
  • brächen si beide porte dan,
  • und envünden doch da nieman
  • wan daz halbe ors innerhalp der tür
  • von mitteme statele hin vür. 1270
  • 1242 dronde y drohend. — 124H und — doch ^ obgleich. — 1246—48 über das
  • Ineinandergreifen dieser Sätze vgl. zu V. 116 fg. — 1248 als si — icellen,
  • «dann wann sie Anstalt machen werden». B. — 1251 in manegen enden,
  • nach vielen Richtungen hin, hie und da; vgl. zu Erec 3000. — 1252 darum
  • braucht ihr euch aber nicht zu kümmern. — 1253 und stt genasen, und
  • ihr seid gerettet; ihr werdet unverletzt bleiben (Grimm, Gramm. 4, W8);
  • gehabt euch wohl ! — 12r)6 ungfiicin masc, Schaden.
  • 12.')9 zuo dem vorder }i bürgetor, zu dem vordem d. h. hier dem äußern
  • Burgthore; mau muß hier annehmen, daß die Burgbewohner auf einem
  • andern Wege aus der Burg gegangen und dann sich auf die nach dem
  • Haupteingauge führende Straße begeben haben; außen am Thore finden
  • sie die hintere Hälfte des Bosses und des Sattels. — 1262 — 64 «wer möchte
  • ihnen darin widersprechen , wenn sie dessen gewiss zu sein glaubten
  • (wolten), daß, falls {und, vgl, 13.')8) man die Pforte offne, sie ihn drinnen
  • finden würden V» Ad. Baier in der Germania 21, 409. — 1267 dan brechen,
  • wegreißen, wegräumen. — 1270 von der Mitte des Sattels nach vom hin
  • gerechnet (so viel als zur vordem Hälfte gehörte).
  • iwein's sieg über askalon. 47
  • Do begundeu st vor zorne toben
  • und got noch den tiurel loben,
  • si sprächen: «warst der man komen,
  • s. 5G ode wer hat uns benomen
  • diu ougen und die sinne? 1275
  • er ist benamen hinne:
  • wir sin mit gesehnden ougen blint.
  • ez sehent wol al die hiune sint:
  • ezn waer dan cleine als ein müs,
  • unz daz beslozzen waer ditz hüs. 1280
  • sone möht niht lebendes drüz komen:
  • wie ist uns dirre man benomen?
  • swie lange er sich doch vriste
  • mit sinem zouberliste,
  • wir vinden in noch Mute. 1285
  • suochent, guote Hute,
  • in winkeln und under benken.
  • eme mac des niht entwenken
  • erne müeze her vür.»
  • sl verstuonden im die tür. 1290
  • Ein dinc was ungewärlich:
  • si giengen slahende umbe sich
  • mit swerten sam die blinden.
  • solden si in immer vinden,
  • daz heten si ouch dö getan. 1295
  • daz bette wart des niht erlän
  • sine ersuochtenz under im gar.
  • bl slner genist nim ich war,
  • unz der man niht veige enist,
  • so nert in ein vil deiner list. 1300
  • 1272 got noch den fiuvel loben ist sprichwörtliche Redensart: auf Gott
  • und alle Welt schelten. — 1273 warst = war ist, wohin ist. — 1277 =
  • EracliuB ed. G-raef 4541. — 1280 uns das, so lange als. — 1283 wie lange
  • er sich auch hinhalten, bewahren mag. — 1284 zouberlist masc, Zauber-
  • kunst. — 1288 entwenken, ausweichen. — 1290 die tur vi^rstän, den Ausgang
  • zur ThUr verhindern dadurch, daß man sich in dieselbe stellt; verlegeu,
  • versperren.
  • 1291 ungewärltcJi f von der Art, daß mau sich nicht dagegeu wahren
  • kann; nicht zu verhüten, gefährlich; vgl. zu Erec 2715. — 1204 iin?ner,
  • jemals. — 1294 — 95 wäre es je Bestimmung gewesen, daß sie ihn fauden,
  • so würden sie ihn auch jetzt gefunden haben. — 1297 ersuochen, durch-
  • suchen. — 1998 genist fem., Genesung, Bettung, Befreiung, Erlösung. —
  • bt, an. — 1299 unz, so lange als. — veige, dem Tode verfallen, vom Schick-
  • sal zum Tode^ bestimmt. — 1300 nern, erretten: so bedarf es nur einer
  • ganz geringen Kunst zu seiner Errettung. Vgl. das alte Sprichwort : c^
  • steröent wan (nur) die veigcn.
  • 48 II. ABENTEÜEB,
  • Dö er in disen sorgen saz,
  • nü widervuor im allez daz
  • s. 57 daz im sin vriunt diu guote magt
  • vordes häte gesagt.
  • er sach zuo im gebäret tragen 1305
  • den wirt den er hete erslagen.
  • und nach der bare gienc ein wlp,
  • daz er nie wibes 11p
  • also schoenen gesach.
  • von jämer si üz brach 1310
  • ir här und diu cleider.
  • wan ezn dorft nie wibe leider
  • ze dirre werlde geschehen:
  • wand si muose töten sehen
  • ein den liebesten man 1315
  • den ie wlp ze liebe gewan.
  • Ezn möhte nimmer dehein wlp
  • gelegen an ir selber 11p
  • von clage seihe swsere,
  • der niht ernest wsere. 1320
  • ez erz6icten ir gebaerde
  • ir herzen beswserde
  • an dem Ifbe und an der stimme,
  • von ir jämers grimme
  • so viel si dicke in unmaht: 1325
  • der liebte tac wart ir ein naht,
  • so si wider üf gesach
  • und weder gehörte noch ensprach,
  • sone sparten ir hende
  • daz här noch daz gebende. 1330
  • s. 58 Swä ir der 11p blözer schein,
  • da ersach si her Iwein:
  • 1303 vriunt =z vriundinne , ofr. Mhd. Wb. III, 412* (Paul 1. 1, 366). —
  • 1304 vordeSf zuvor. — 1305 baren ^ auf die Todtenbahre legen. — 1310 von,
  • aus, infolge von. — uz brechen, ausraufen, raufen, zerreißen. — 1313 zt
  • dirre werlde ^ auf, in dieser Welt. — 1314 einen toten (acc. sing.) sehen,
  • einen getödtet gehen, vgl. 1309. — 1315 ein der liebeste, der allerliebste. —
  • 1316 daz liep, der Geliebte.
  • 1317 Ez möhte, es hätte gekonnt. — 1318 sich selbst auferlegen. —
  • 1319 eine solche Last von Leiden, ein so schweres Leid. — 1320 der nikt
  • wcere, wenn ihr nicht gewesen wäre. — 1321 erzeigen, erkennen lassen. —
  • 1324 grimme fem., Heftigkeit, Stärke. — von^ durch, wegen. — 1325 unmahi^
  • Ohnmacht. — 1326=Wigal. 127, 35. — 1330 gebende neutr., Haarband,
  • Kopfbinde.
  • 1331 Swä, wo nur, wo auch. — bioser ist flectierter Nominativ, bloß»
  • cntblösst. —
  • IWEIn's SI^G über A8KAL0N. 49
  • und da was ir Mr unde ir lieh
  • so gar dem wünsche gelich,
  • daz im ir minne 1335
  • verkMe die sinne,
  • daz er sin selbes gar vergaz
  • und daz vil küme versaz,
  • so si sich roufte unde sluoc.
  • vil ungerne er ir daz vertruoc: 1340
  • s6 wolder dar gähen
  • und ir die hende vähen,
  • daz si sich iht slüege mS.
  • im tete der kumber also wo
  • an dem schcenen wibe, 1345
  • . daz erz an slnem libe
  • gemer hsete vertragen,
  • sin heil begunder gote clagen,
  • daz ir ie dehein ungemach
  • von sinen schulden geschach. 1350
  • s6 nähen gienc im ir not,
  • in düh^te des, daz sin tot
  • unclägelicher wsere,
  • dan ob si ein vinger swsere. V
  • Nu ist uns ein dinc geseit 1355
  • vil dicke vür die wärheit,
  • swer den andern habe erslagen,
  • und wurder zuo im getragen,
  • swie lange er d& vor wsere wunt,
  • er begunde bluoten an Ser stunt. 1360
  • s. 59 nü seht, also begunden
  • im bluoten sine wunden,
  • 1333 iich fem., das Äußere, die Gestalt, das Aassehen. — 1334 dem wünsche
  • gelichf der Yollkoipmenheit gleich, vollendet oder ausnehmend schön.
  • Über wünsch vgl. C.Schmuhl, Beitr. zur Würdigung des Stiles Hs. v.
  • Aue S. 26. — 1337 sin selbes vergezzen, sich selber vergessen. — 1338 ez vil
  • k&me versitzen f nur mit MtLhe ruhig dabei sitzen bleiben; nur mit Mühe
  • sioh enthalten , überwinden. — 1341 « so bezeichnet hier , wie öfter , den
  • Anfang des Gegensatzes, 'vielmehr, im GegentheiPv. B. — dar gähen,
  • darauf los-, hinzueilen. — 1346—47 daß er es lieber selbst ertragen hätte.
  • — 1348 stn heil, sein Schicksal, Looß; unglücklicher Zufall. — 1350 von
  • »tnen schulden, durch sein Verschulden, seinetwegen. — 1352 in dühte des
  • da*, ihn däuchte daß, er hielt dafür, daß. — 1353 unclägelich, nicht be-
  • klagenswerth, leicht zu verschmerzen. — 1354 swern stv., schmerzen; mich
  • sunrt, mir thut weh.
  • 1359 er , nämlich der Erschlagene. — ^1360 vgl. Nibelungenlied ed.
  • Bartsch 1044: vil dicke ez noch geschiht, Swä man den mortmeilen (den mit
  • Mord befleckten) bi dem toten siht, So bluotent im die wunden und die An-
  • merk. daselbst. —
  • BARTXAHN TON AUE. III. 3. Aufl. 4
  • 50 U. ABE17TBÜEB,
  • dö man in in daz palas truoc:
  • wan er was bi im der in sluoc.
  • dö daz diu vrouwe rehte ersach, 1365
  • si ruofte s§re unde sprach:
  • «er ist zwäre hinne
  • und h&t uns der sinne
  • mit slnem zouber äne get&n.»
  • die ^ daz suochen beten län, 1370
  • die begünden suochen anderstunt.
  • daz bette wart vil dicke wunt,
  • und durch den kulter, der da lac,
  • gienc manec stich unde slac:
  • ouch muoser dicke wenken. 1375
  • in winkehi und under benken
  • suochten sl in mitten swerten,
  • wände si sins tödes gerten
  • alsam der wolf der sch&fe tuot:
  • * vor zorne tobet in der muot. 1380
  • Ze gote huop diu vrouwe ir zom.
  • si sprach: «herre, ich h&n verlorn
  • vil wunderliche minen man:
  • da bistü eine schuldec an.
  • du hsete an in geleit 1385
  • die kraft und ouch die manheit,
  • daz im von gehiuren dingen
  • s. CO niht mohte misselingen.
  • ez ist niuwan also komen:
  • der im den lip hat genomen, 1390
  • daz ist ein unsihtiger geist.
  • got herre, wie wol du weist*,
  • swer ez anders wsere
  • niuwan ein zoubersere,
  • 1369 einen der sinne äne tuon, einen der Sinne ledig machen, ihm die Be-
  • sinnung nehmen. — 1370 län pari, von läzen, unterlassen. — 1873 kulter
  • (lat. culcitruf altfr. coultre) masc. , Matratze, Steppdecke. — 1375l wenibeii,
  • zur Seite weichen, ausweichen. — 1377 mitten=mit den, — 1379 fuo/ im
  • Sinne und an der Stelle von gert y daher mit dem Genetiv.
  • 1881 die Frau «fing an mit Gott zu hadern». — 1884 ein«, allein. —
  • 1385 du haste i du hattest. — 1386 an einen die kraft legen f einen mit der
  • Kraft versehen, ausrtisten. — 1387 von gehiuren dingen ^ durch Dinge, die
  • geheuer sind , au denen nichts Unheimliches ist , hei denen es natürlich
  • zugeht; sobald es nur mit rechten Dingen zugieng; vgl. zu 1. Btlchl. 1S&3.
  • — 1389 es kann nicht anders als so gekommen sein, es ist nur die eine
  • Möglichkeit vorhanden. — 1890 der, der welcher. — 1391 unsihtic, unsicht-
  • bar. — 1393 — 94 wenn es jemand anders gewesen wäre als ein Zauberer. —
  • iwein's sieg übeb askalon. 51
  • des heter sich vil «wol erwert. 1395
  • im was ouch dirre tdt beschert.
  • diz hoeret er und ist uns bi.
  • nü kieset ouch wie küene er si:
  • Sit er minen herren hfitt erslagen,
  • wS wie mac er dar an verzagen, 1400
  • em läz sich ouch ein wip sehen?
  • wan waz möht im von der geschehen?»
  • Dö si gesuochten genuoc
  • und in sin stein des übertruoc,
  • daz im niht arges geschach , 1405
  • wand in da nieman ensach,
  • do gelac daz suochen under in.
  • ir töten truogen si hin
  • ze münster, d& manz ambet tete
  • mit almüosen uude mit gebete. 1410
  • dar nach truogen si in ze grabe,
  • von ir grözen ungehabe
  • wart d& ein jsemerlicher schal,
  • diu juncvrouwe sich dö ötal
  • von dem gesinde dan 1415
  • s. 61 und gruozte den verborgen man
  • und tröste in als ein hövesch magt.
  • ouch enw4s her Iwein niht verzagt:
  • im bete diu minne einen muot
  • gegeben, als si vil manegem tuot, 1420
  • daz er den tot niht entsaz.
  • doch hal er die maget daz,
  • daz er siner viendinne
  • truoc so gröze minne.
  • 1395 Mich eines ertoern, einen von sich abwehren, sich gegen einen be-
  • haupten. — 1396 beschert y vom Schicksal bestimmt. — 1400 «;«, ach; hier
  • Ausrof der Verwunderung und des Hohnes (vgl. Berthold v. Begensburg
  • 96, 29; Kindheit Jesu 70, 77; Turnier v. Nantheiz 138; Beinfrid 668). —
  • versage% hat hier, weil es in der Frage steht, ganz so wie wenn es mit
  • ■einer Negation verbunden ist, den Gonjunctiv mit ne in dem abhängigen
  • BtAtze naoh sich: Anstand nehmen, sich scheuen etwas zu thun; ebenso
  • constrtiierte sich mich betraget niht in Y. 520.
  • 1404 X>^ si gesuochten, als sie gesucht hatten. — 1404 übertragen mit
  • aoo. und gen., einen über etwas hinwegheben, vor etwas bewahren. —
  • 1407 geligen, unterbleiben, aufhören. — 1409 münster neutr., Kloster- oder
  • fltiffcsldrcihe. — ambet neutr., das gottesdienstliche Amt, die Messe. —
  • 1419 ungehabe fem., das Außersichsein, die Aufregung, das Klagen. —
  • 1417 höveseh, edelgesinnt, wohlgezogen, feingesittöt. — 1420 tuot hier im
  • Büme von gU, gibt; vgl. zu 1379. — 1421 entsitzen mit acc, sich davor
  • entMtaen. — 14^ Aal prset. von Aeln, verhehlen.
  • 4*
  • 52 n. ABENTEUER,
  • Er gedahte: «wie gesihe ich si?» 1425
  • nü was im so nähen bi
  • diu stat da man in leite,
  • daz er sam gereite
  • hörte alle ir swsere
  • sam er under in wsere. 1430
  • mit listen spi;p,ch er also:
  • «ouw6, ditz volc ist starke unvrö:
  • mir get ze herzen ir clage
  • näher danne ich iemen sage,
  • möht ez mit vuoge geschehen, 1485
  • s6 wolt ich harte gerne sehen
  • ir gebserde und ir ungehabe,
  • die ich da hoere bi dem grabe.»
  • Die rede meinder niender so:
  • wan ern gsebe drumbe niht ein strö, 1440
  • ob si mit gUchem valle
  • da zehant alle
  • Isegen üf der baren,
  • die da gesinde wären,
  • s. 62 äne die vrouwen eine. 1445
  • ouch enwäs diu not niht deine,
  • daz er sl hörte und niht ensach.
  • nü buozte si im daz ungemach,
  • wände sl nach siner bete
  • ein venster ob im üf tete, 1450
  • und liez si in wol beschouwen.
  • nü saher die vrouwen
  • von jämer liden michel not.
  • si sprach: «geselle, an dir ist tot
  • der aller tiureste man, 1455
  • der riters namen ie gewan,
  • 1425 wie gesihe ich st, wie mache ich es (fange ich es an), daß ich d»
  • sehe ; gleiche Bedeutung hat das Präfix' ge- in den ZeitwOrtem , welcb»
  • in Y. 1207 vorkommen. — 1427 in, nämlich den Todten. — legen, zu Grabe
  • legen, beisetzen. — 1428—30 sam — sam, ebenso — als wenn. — gereite adr.,
  • leicht, bequem. — 1432 unvrS, traurig. — 1435 mit vuoge, mit Fug, Biit
  • Schicklichkeit, auf schickliche Weise. — 1436 ich icolde — sehen^ ich wttrd*
  • sehen. — 1437 tr, nämlich die Leute.
  • 1439 niender, keineswegs. — 1440 niht ein stro, auch nicht einsa
  • Strohhalm d. h. nicht das Geringste (ein sprichwörtlicher Ausdruck). —
  • 1414 die hier zu dem Gefolge des FtLrsten, zum Hofe gehörten. — 1445 aui-
  • genommen die Herrin allein. — 1448 si bezieht sich auf Lunete. — d(u im-
  • gemach büezen, der Unbehaglichkeit abhelfen; das Hindemiss beseitigen. —
  • IWEIN's sieg ÜBEB ASKALOy. 53
  • von manheit und von milte.
  • ezn gereit nie mit schilte
  • kein riter also volkomen.
  • ouwS wie bistCl mir benomen! 1460
  • ichn weiz war umbe ode wie.
  • der tot möhte an mir wol hie ' -
  • büezen swaz er ie getete,
  • und gewerte mich einer bete,
  • daz er mich lieze varn mit dir. 1465
  • waz sol ich, swenne ich din enbir?
  • waz sol mir guot unde lip?
  • waz sol ich unsseligez wip?
  • ouwö daz ich ie wart geborni
  • ouwö wie hän ich dich verlorn, 1470
  • ouwö, trütgesellel
  • got versperre dir die helle
  • und gebe dir durch sine kraft
  • der engel genözschaft:
  • 8. 63 wan du wser ie der beste.» 1475
  • ir jämer was so veste,
  • daz st sich roufte und zebrach.
  • d6 daz her Iwein gesach,
  • dö lief er gegen der tür,
  • als er vil gerne hin vür 1480
  • zuo ir wolte gäben
  • und ir die hende vähen.
  • D6 daz diu juncvrouwe ersach,
  • st zöch in wider unde sprach:
  • «saget, wä wolt ir hin, 1485
  • ode wä. habt ir den sin
  • genomen der iu ditz geriet?
  • 1457 was Mannhaftigkeit und was Freigebigkeit betrifft. — 1458 gereit,
  • litt, -r 1462 — 63 der Tod h£^tte wohl können (oder sollen) an mir das
  • irieder gut machen, was er gethan. — 1464 ist parenthetisch zu fassen:
  • und er würde mir damit einen Wunsch erfüllt haben ; anders faßt die '
  • Stelle Tobler in der Germ. 13, 99. — 1465 daz, dadurch daß. — varn,
  • sterben. — 1466 ich enbir din, ich entbehre dich, habe dich nicht mehr. —
  • 1471 triÜgeMUe, trauter, lieber Freund. — 1474 genozscha/t, Gemeinschaft. —
  • 1476 9€^, stark. — 1477 sich zebrechen, sich zerreißen. — 1479 gegen, nach.
  • •*- 14M als, als wenn. — hin vür, hinaus.
  • 14Si vtider ziehen, zurückziehen (vielleicht stand hier hinder^rück.'
  • ^irt«, onrück, im G-egensatz zu hin vür in V. 1480; die Handschriften
  • •ohinuiken swischen wider und nider). — 1485 wolt ir (prseterit.) ^ wolltet
  • l]htr. — 1486—87 oder woher habt ihr den Sinn, der eucYi diea«« ^vti^^'i —
  • 54 ^11. ABEMTEÜEB,
  • nu ist vor der tür ein michel diet:
  • diu ist iu starke erbolgen.
  • irn wellent mir volgen^ 1490
  • so habt ir den Up verlorn. »
  • alsus erwande in ir zom.
  • sl sprach: «wes was iu gedäht?
  • wser iwer gedanc volbräht,
  • sone hetent ir niht wol gevam. 1495
  • ichn trüwe iu den lip niht bewam,
  • ezn st dan iuwer willen
  • durch got sitzent stille,
  • er ist ein vil wlser man
  • der tumben gedank verdenken kan 150O
  • mit wislicher t&t:
  • swes sin aber so stät,
  • s. 64 daz er an allen dingen
  • wil volbtingen
  • mit den werken slnen muot, 1505
  • daz enist niht halbez guot.
  • gedenkt ir keiner tumpheit,
  • der muot sl gar hin geleit:
  • habt aber ir keinen wisen muot,
  • den Yolvüeret, daz ist guot. 1510
  • herre, ich muoz iuch eine län
  • und vil dräte wider gän
  • hin zuo dem gesinde.
  • ich vürhte, man bevinde,
  • daz ich zuo iu gegangen bin. 1515
  • vermissent sl min under in,
  • so verdenkent si mich sä.»
  • hin gienc si unde liez in da.
  • Swie im sine sinne
  • von der kraft der minne 1520
  • 1488 ein michel diet, eine große Volksmenge. — 1489 erbolgen park, von
  • erbeigen (aufschwellen), aufgebracht, erzürnt. — 1490 im wellent, wofern
  • ihr nicht wollt. — 1498 erwenden, zur Umkehr bewegen, davon abbringen.
  • — 1493 toes toaa iu gedäht, wo dachtet ihr hin. — 1495 so wftre es enoh
  • übel ergangen. — 1498 durch got , um GotteswiUen I — 1600 tumben gedank
  • verdenken mit w. t, , thörichtem Sinnen u durch vernünftiges Handeln ein
  • Ende machen» (B); verdenken^ sich etwas aus dem Sinne schlagen; etwa»
  • anders bedeutet es V. 1517. — 1506 das ist nicht zur Hälfte, nicht im Oe*
  • ringsten gut. — 1507 habt ihr irgend eine Thorheit vor; item =irgend ein,
  • ebenso in 1509. — 1506 den Gedanken lusst ganz bei Seite. — 1513 drate adr.,
  • schnell. — 1516 vermissen, mit gen., einen vermissen, nicht wahrnehmen. —
  • 1517 einen verdenken, auf einen Verdacht werfen. Übles von ihm denken.
  • IWEIN's sieg ÜBEit ASKALOIT. 55
  • vil s^re wseren überladen ,
  • doch gedähter an einen schaden,
  • daz er niht überwunde
  • den Spot den er vunde,
  • so er sinen gelingen 1525
  • mit deheinen schinlichen dingen
  • ze hove erziugen möhte,
  • waz im danne töhte
  • elliu sin arbeit.
  • er vorhte eine schalkheit: 1530
  • s. 65 er weste wol daz Keil
  • in niemer gelieze vri
  • vor spotte und vor leide,
  • dise sorgen beide
  • die täten im geliche wo. 1535
  • vil schiere wart des einen me:
  • vrou Minne nam die obem hant,
  • daz st in vienc unde baut,
  • si bestuont in mit überkraft,
  • und twanc in des ir meisterschaft, 1540
  • daz er herzeminne
  • truoc siner viendinne,
  • diu im zem töde was gehaz.
  • euch wart diu vrouwe an im baz
  • gerochen danne ir wsere kunt: 1545
  • wan er was toetllchen wunt.
  • die wunden sluoc der Minnen hant.
  • ez ist umb ir wunden als6 gewant,
  • si wellent daz sl langer swer
  • dan diu von swerte ode von sper: 1550
  • wap swer von wäfen wirt wunt,
  • der wirt schiere gesunt,
  • 1523 daZf gesetzt daß, ob. — übertcundfi (conj. prcet. wie vunde)., über-
  • -winden würde. — 1525 gelinge swm. , der Erfolg. — 1526 mit schtnltchen
  • dingen^ auf handgreifliche Weise, augenscheinlich. — 1527 erziugen, durch
  • Zeugniss erhärten, beweisen. — 1532—33 einen vrt läzen vor spotte und
  • vor leide, einen unbospöttelt und ungekränkt lassen. — 1534 dise sorgen
  • beide bezieht sich auf die Minne, welche Iwein bekümmerte, und auf die
  • Furcht vor Keii's Schadenfreude (schalkheit). — 1536 sehr bald nahm das
  • eine (von den beiden Dingen, die ihn bekümmerten) zu, vergrößerte sich ;
  • vgL 6223. ^— 1537 die obem hant nemen , die Oberhand gewinnen. — 1539
  • eitUH. beetän^ ihm zu Leibe gehen, ihn augreifen. — überkraft, Übermacht.
  • — 1540 tneiiterschaft y Überlegenheit. — twanc in des, zwang ihn dazu. —
  • 1542 minne tragen einem, Liebe hegen gegen einen. — 1543 zem tode, bis
  • in den Tod. — 1549 si wellent, man meint, glaubt. — langer swern, länger
  • schmerzen (schwären), vgl. 1354. —
  • 56 U. ABENTEUER,
  • ist er sim arz&te bi),
  • und welleat daz disiu wunde si
  • bt ir arzäte der tot 1555
  • unde ein wahsendiu n6t.
  • s. C6 £) Mte sich Minne
  • nach swachem gewinne
  • geteilt an manege arme stat,
  • da ir nieman enbat: 1560
  • ^ . von danne nam si sich nü gar
  • unde k^rte sich dar
  • mit aller ir kraft,
  • ze diu daz ir meisterschaft
  • da deste merre wsere. 1565
  • ' ein dinc ist clagebsere:
  • Sit Minne kraft hat so yil,
  • daz si gewaltet swem si wil
  • und alle künege die nü sint
  • noch lihter twinget danne ein kint, 1570
  • so ist st einer swachen art,
  • daz si ie so diemüete wart,
  • daz si iht boeses ruochet
  • und so swache stat suochet,
  • diu ir von rehte wsere 1575
  • ' smsehe unde unmsere.
  • st ist mit ir süeze
  • vil ofte under vüeze
  • der Schanden gevallen,
  • 1553 einem bt «in, in eines Nähe sein, einen bei der Hand haben. —
  • 1554 — 55 man meint, daß die Liebeswunde, gerade wenn die Person, welche
  • allein sie heilen kann, in der Nähe ist, tödtlich sei.
  • 1557—92 enthalten nach Benecke eine versteckte Wehklage des Dich-
  • ters Über Leiden, die er selbst von der Minne zu erdulden hatte; A. Baier
  • in der Germania 21, 404 glaubt dagegen, V. 1557—84 enthielten eine An-
  • spielung auf Erec und Gregor. — 1558 mit nur geringem Gewinne; sehr
  • zu ihrem Nachtheil. — 1559 sich teilen , sich preisgeben , sich begeben. —
  • 1561 sich von dannen nemen, sich von dort wegwenden. — 1562 dar, dort-
  • hin d. h. zu Iwein. — 1564 ze diu daz , zu dem Behufe daß. — 1566 elaffe-
  • bocre, beklagenswerth. — 1567 sU, da doch, während. — 1568 getcalttn mit
  • dat., einem gewachsen sein, es mit ihm aufnehmen, sich mit ihm messen;
  • vgl. W. Grimm zu Graf Rudolf, S. 24—85. — 1571 so hat sie doch wieder
  • eine unedle Art. — 1572 diemüete, herablassend, niedrig gesinnt. — 1&7S
  • daß sie sich diesem oder jenem Niedrigen, Gemeinen zuwendet. — 1574
  • ixcache stat, niedrige Stätte, Behausung. — 1575 von rehte, nach Gebühr;
  • wie sich's gebtlhrte. — wcere, sein sollte. — 1576 ez ist mir stncehe unde
  • unmoere, es ist meiner Würde und meiner Neigung zuwider. — 1578—79
  • under vüeze der Schanden vollen, in die Gewalt, in den Dienst von Fr»a
  • Schande gerathen. —
  • IWEII^'S SIEG ÜBER ASKALON. 57
  • als der zuo der gallen -^- . 1580
  • sin süezez honec giuzet
  • und der balsem yliuzet
  • s. 67 in die äschen von des mannes hant:
  • wan daz ward« wol allez baz bewant.
  • doch enhät si.hie niht missetän. 1585
  • wir sulen si des geniezen län:
  • si hat erweit nü einen wirt,
  • deiswär von dem si niemer wirt
  • geswachet noch gunSret.
  • si ist rehte zuo gekdret: 1590
  • si belibet hie mit ^ren:
  • sus solde si zuo kdren.
  • Dö man den wirt begruop, dö schiet
  • sich diu riuwigiu diet.
  • leien unde pf äffen 1595
  • die Yuoren ir dinc schaffen:
  • diu vrouwe beleih mit ungehabe
  • al eine bi dem grabe.
  • d6 si her Iwein eine ersach
  • unde ir meinlich ungemach, 1600
  • ir starkez ungemüete
  • unde ir stsete güete,
  • ir wipliche triuwe
  • und ir senliche riuwe,
  • dö minnete er si desto me, 1605
  • unde im wart nach ir so we,
  • s. 68 daz diu Minne nie gewan.
  • groezern gewalt an keinem man.
  • 1580 €Us der, wie der welcher, wie wenn jemand. — Das Folgende bis
  • T. 15S3 enth< zwei sprichwörtliche Gleichnisse: so wenig wie der Honig
  • zur G-alle oder der theure Balsam zur Asche sich schickt, so wenig schickt
  • sich die edle Minne zur Schande. — 1584 «denn das alles (die Liebe, der
  • Honig und der Balsam) könnte viel besser als auf diese Weise angewendet
  • oder verwendet werden.» Pfeiffer. — 1585 missetuorif übel, verkehrt, un-
  • edel handeln. — 1586 des geniezen, vgl. zu Y. 210. — 1589 swachen, herab-
  • würdigen. — 1590 sie ist gut eingekehrt; sie hat den rechten Mann ge-
  • fanden.
  • 1594 riuwic, betrübt, trauernd. — diet fem., Volk, Menge. — 1596 die
  • begaben eich (wieder) an ihre gewöhnliche Beschäftigung. — 1599 folg.
  • ist der Sinn: «als Iwein sah, daß die Frau, trotzdem sie allein war, doch
  • ebenso klagte wie vor den Leuten und dadurch ihre Treue und die Auf-
  • richtigkeit ihres Schmerzes erkannte.» Paul. — 1600 meinlich adj., mächtig,
  • gewaltig (=magenlich von magan, magen, die Macht). — 1601 ungemüete
  • neutr., Terstimmung, Auflegung. — 1604 senlich adj., schmerzlich, kummer-
  • TOlL — riuwe fem., Trauer. — 1605 deste (=des diu) me, desto meht^ 'vjltö.
  • ■o viel mehr.
  • 58 U« ABENTEÜEB,
  • Er gedähte in sinem muote:
  • (fjä herre got der guote, 1610
  • wer git mir so starke sinne,
  • daz ich die s6 sSre minne,
  • diu mir zem töde ist gehaz?
  • od wie möhte sich gevüegen daz,
  • daz si mir gnaedec würde 1615
  • nach also swserer bürde
  • miner niuwen schulde?
  • ich weiz wol daz ich ir hulde
  • niemer gewinnen kan:
  • nü sluoc ich doch ir man. 1620
  • Ich bin euch ze sere verzagt,
  • daz ich mir selbe hän versagt,
  • nü weiz ich doch ein dinc wol,
  • des ich mich wol troesten sol:
  • und wirt min vrou Minne 1625
  • rehte ir meisterinne
  • als si min worden ist,
  • ich wsene si in kurzer vrist
  • ein unbilliche sache
  • wol billich gemache. 1630
  • ezn ist nie so unmügelich,
  • bestdt si si also mich
  • unde gerset ir her ze mir,
  • swie gar ich nü ir hulde enbir,
  • und het ich ir leides m^ getan, 1635
  • s. 69 si müese ir zom allen län
  • und mich in ir herze legen,
  • vrou Minne muoz si mir bewegen:
  • ichn trüwe mit miner vrümekeit
  • 1610 ja hier Ausdmok der Betheuerung : fürwahr. V. 1609 — 10 finden
  • sich auch im Eractius ed. Greef 3041 — 42. — got der guote sagte man ehe-
  • mals im Yocatiy neben guoier got. — 1617mt/t«r niuwen schulde, der Schuld
  • «die ich so neuerdings mir aufgeladen habe.» B.
  • 1621 ouch, audertheils, dagegen. — 1622 daß ich mir selbst alle Hoff-
  • nung, allen Erfolg abgesprochen habe (wie in V. 1618 — 19 geschieht). —
  • Die Verse 1621 — 36 hat fast -wörtlich wiedergegeben Heiuzelein t. Kon-
  • stanz in der Minne Lehre 1145 — 60. — 1625 min vrou ist hier formeUutfty
  • höfischer Ausdruck wie madame, — 1626 eines meisterinne werden y Aber
  • einen Herr werden, einen unter ihre Gewalt bekommen. — 1629 ein mjs-
  • hilliche Sache billich machen, das, -was unvereinbar ist, vereinigen; was un-
  • gleich ist ausgleichen. — 1632 be*tän, vgl. zu 1589. — 1635 leides me, noeh
  • mehr Leid. — 1636 müese conj. prnt., mUsste. — 1638 nur bewegen, mir xu-
  • -wenden, mir geneigt machen. — 1639 für das den Vers überladende
  • yermuthet Laohmann triut, ich getraute. — vrümekeit, Geschicklichkeit,
  • Geschick, Loistungüfihigkeit. —
  • iwbin's sieg übbb askalon. 59
  • ir nimmer benemen ir leit. 1640
  • weste sl ouch welch not
  • mich twanc üf ir herren t6t,
  • so wurdes desto bezzer rät,
  • und weste swie min muot stät,
  • daz ich ir ze wandel wil geben 1645
  • mich selben unde min leben.
  • Sit nü Minne unde ir rät
  • sich min underwunden hat,
  • so hat sl michel reht da zuo,
  • daz st der zweier einez tuo, 1650
  • daz si ir rate her ze mir
  • ode mir den muot beneme von ir:
  • wand ich bin anders verlorn,
  • daz ich ze vriunde hän erkorn
  • mine tötvlendinne, 1655
  • daz ist niht von minem sinne:
  • ez hat ir gebot getan:
  • da von sol sl mich niht län
  • als unbescheidenltche under wegen,
  • ouwl wan wolde st nü pflegen 1660
  • gebaerde nach ir güete!
  • vröude und guot gemüete
  • daz zseme miner vrouwen baz
  • dan daz si ir selber ist gehaz.
  • Die marter und die arbeit, 1665
  • 8. 70 die st an sich selben leit,
  • die sold ich billtcher enpfän.
  • ouw6 waz hat ir getan
  • ir antlütze unde ir schoeniu lieh,
  • 164S 80 würde dem Dinge um so eher abgeholfen, so machte sich die
  • Sache viel besser. — 1644 wie mtn muot stdt y wie ich im Herzen gesinnt
  • bin. — 1645 ze wandele als Schadenersatz, zur Buße.
  • 1648 sich eines underwinden^ sich bemächtigen. — 1649 reht^ rechtliche
  • Verpflichtung, Pflicht. — 1652 oder daß sie meinen Sinn, meine Neigung
  • Ton ihr abwende. — 1656 das kommt nicht aus meinem Sinne, rührt nicht
  • von mir selber her. Vielleicht hieß es: daz enist von m. s., vgl. 4067 und
  • au Gregor 2184. — 1658 da von^ deshalb. — 1659 unbescheidenltche, auf eine
  • so unTOrständige, einsilbige Weise «daß sie nur den Iwein mit Liebe ent-
  • zündet anstatt das auch der Laudine oder keinem von beiden zu thun»;
  • SO verstehen die Stelle Benecke und Paul. — 1660 ouwt wan, ach wenn
  • doohl — 1661 gebcerde pflegen, sich geberden. — nach ir güete, in ihrer
  • gütigen^ hingebenden Weise. — 1662 guot gemüete, wohlwollende, freund-
  • Üche Stimmung. — 1663 daz zceme, das geziemte sich, stünde an.
  • 1669 Itch fem. bedeutet hier nach Benecke: «die natürliche Farbe dftx
  • Haut.» —
  • §
  • 60 II. ABENTEUER, IWEIN's BIEG ÜBER ASEALOK.
  • der ich nie niht sach gelich? 1670
  • ichn weiz waz si zwä-re
  • an ir goltvarwen häre
  • und an ir selber riebet,
  • daz sl den lip zebricbet.
  • da, ist sl selbe unschuldec an: 1675
  • ouw^ ja sluoc ich den man.
  • disiu zubt unt dirre gerich
  • gienge bilücher über mich:
  • euch tset sl got erkennen daz
  • mir an min selbes llbe baz. 1680
  • Ouwö, da diu guote
  • in selbem unmuote
  • ist so rehte wünneclich,
  • nü wem wssre sl gelich,
  • enhete sl dehein leit? 1685
  • zwäre got der hat geleit
  • sine kunst und sine kraft,
  • slnen vliz und sine meisterschaft
  • an disen loblichen 11p:
  • ez ist ein engel und niht ein wlp.» 1690
  • 1670 der ist Datiy, auf Itch bezogen: die alles übertraf, was ich Je gesehen
  • habe. — 1671 zwäre ist mit ichn weiz zu verbinden: ich weiß in der Thai
  • nicht. — 1673 richet von recken, rächen. — 1675 dä—ant daran. — 1677 »ukt
  • fem., Züchtigung, Strafe. — gerich masc, Bache, Strafe. — 1678 über einen
  • gäny einem zu Theil werden, widerfahren. — 1679 tcete hier: ließe. — einem
  • etwaz erkennen , « es ihm ertheilen , zuerkennen ». B.
  • 1681 ouwS hier Ausruf der Verwunderung. — da, wenn=mhd. «ft;
  • über diese seltene Bedeutung vgl. Paul Beitr. I, 368, wo auf Tristan 21 — ü
  • und Iwein 56 verwiesen ist; vgl. noch Herbort Trojan. 6693 u. 6695. In
  • dieser von Paul l. l, angenommenen Fassung entsprechen die Verse 1681
  • — 85 der franz. Quelle Cbrest. 1490: don ne fust ce mervoille fine a esgarder^
  • s'ele fust liee, quant ele est or si tele iriee; auch geht auf sie zurück die
  • Nachahmung Wirnts im Wigalois 67, J— 10: />o (Kölner Hb. rfa«) «{ f»
  • grozer swoere was so rehte suberlich, Owiy wem was st gelich £ si dat leit
  • gewünne! — 1685 wenn sie kein Leid hätte? — 1687 sine kunst und sine
  • kraft legen an, all seine Kunst und Kraft verwenden auf.
  • III. ABENTEÜEB, LÜNETENS BATH U. LAÜDINENS BEEEHBUNG. 61
  • III. ABENTEUER,
  • LUNETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG.
  • Nach längerem Harren erhält Iwein mit Hülfe Lunetens einen be-
  • quemem Aufenthalt. Sie hat bald die Neigung des Bitters erspäht und
  • sucht ihn zum Herrn des Landes zu machen. Zunächst räth sie daher
  • liaudinen, deren Vertraute sie ist, sich nicht zu sehr ihrem Schmerze hin-
  • zugeben, sondern daran zu denken, daß sie einen tapfern Bitter brauche,
  • der den Brunnen und das Land zu vertheidigen wisse; schon sei Artus
  • mit seiner Schar im Anzüge, sie habe darum Eile nöthig; unter ihrem
  • Gefolge sei ohnehin niemand, auf dessen Tapferkeit sie bauen könne.
  • Laudine ist nach einigem Zögern bereit, einen solchen Bitter zu wählen,
  • -wenn er nicht begehre ihr Mann zu werden. Als ihr aber Lunete vor-
  • stellt, daß unter dieser Bedingung sich niemand dazu finden werde, und
  • auf den Bitter hindeutet, der ihren Mann erschlagen und darum wohl noch
  • ftür tapferer zu halten sei als jener, geräth Laudine in Zorn und weist
  • Luneten von sich. Bald aber besinnt sie sich eines Bessern; sie schenkt
  • ihrer Bathgeberin wieder ihr Vertrauen und entschließt sich , den Bitter,
  • der ihren Gatten ja nur aus Nothwehr erschlagen, zu nehmen. Sie weiß
  • nicht, daß Iwein in der Burg sich versteckt hält, darum bittet sie ihre
  • Freundin, ihn durch einen Eilboten herbeizuholen; auch beschickt sie
  • auf ihren Bath die Angesehensten des Landes, um von ihnen die Zu-
  • stimmung zu ihrer Wahl zu erlangen. Am andern Tage schon wird Iwein
  • durch Luneten bei ihr eingeftlhrt. Die Liebe macht es Laudinen leicht,
  • Iwein die Hand zu reichen. Darauf zeigen sich beidie den versammelten
  • Freunden und feiern , nachdem sie deren Billigung erhalten , ihre Ver-
  • mählung. (Vgl. im Parzival V, 880 fg. und IX, 94 fg.)
  • Her iwein saz verborgen
  • in yröuden unde in sorgen,
  • im schuof daz venster guot gemach,
  • des er genöz daz er si sach:
  • da wider vorhter den tot. 1695
  • sus heter wünne unde not.
  • s. 71 er saz da, und sach si an
  • unz an die wile daz si dan
  • wider durch daz palas gie.
  • ouwi wie küme er daz verlie, 1700
  • dö er si vür sich g^n sach,
  • 1694 des er genoz daz^ von dem er den Vortheil hatte, daß. — 1695 da
  • toiderj dagegen, anderseits. — 1698 unz an die wtle daz, so lange bis. —
  • 1^ wider dan gie, wieder weggieng. — 1700 ach wie schwer wurde es
  • ihm davon abzulasBenl — 1701 vür aich, an sich vortlber. —
  • 62 III. ABEKTEÜEB,
  • daz er niht wider st sprach!
  • dö muose erz doch durch vorhte län.
  • die porte wurden zuo getan,
  • da. sl durch was gegangen: 1705
  • unde er was als6 gevangen,
  • daz im aber diu üzvart
  • anderstunt versperret wart.
  • Daz was im als6 msere:
  • wan ob ietweder porte wsere 1710
  • ledeclichen üf getan,
  • und wserer da zuo ledec län
  • aller stner schulde,
  • also daz er mit hulde
  • vüere swar in dühte guot, 1715
  • sone stuont doch anders niht sin muot
  • niuwan ze belibenne da.
  • wser er gewesen anderswä,
  • so wolde er doch wider dar.
  • sin herze stuont niender anderswar 1720
  • niuwan da er st weste:
  • diu stat was im diu beste.
  • Sus was min her Iwein
  • mit disen noeten zwein
  • ser6 bedwungen. 1725
  • swie wol im was gelungen,
  • so wsere er doch gunöret,
  • s. 72 wser er ze hove geköret
  • äne geziuc stner geschiht:
  • wan man geloupt im es niht. 1730
  • dö begunde in d6 an striten
  • ze den änderen siten
  • 1702 wider einen sprechen, einen anreden. — 1703 durch vorhte, aus Furcht.
  • — 1707 aber^ wiederum.
  • 1709 alsS mcere, ebenso lieb, «ebenso wichtig d. i. einerlei». B. —
  • 1710 ietweder porte, jedes der beiden Thore, «jedwede Pforte». B. — 1711
  • ledeclichen adv., frei; völlig, ganz und gar. — 1712 ledec läzen, loslassen,
  • befreien; län ist Partie. — 1714 mit hulde, mit Genehmigung, Zustimmung;
  • ohne Anstoß. — 1715 swar in d&hte guot, wohin es ihm beliebte. — 1716
  • sein Herz war dennoch auf nichts anderes gerichtet als (niuwan) ^ war
  • fest entschlossen zu bleiben. — 1719 dar, dahin (wo er jetzt sich befand). —
  • 1725 bedwungen, bedrängt. — 1729 äne geziuc, ohne Zeuguiss, Beweis. —
  • 1731 — 32 auf der andern Seite (von der andern Seite her) dagegen focht
  • ihn nun an, beunruhigte ihn der Gedanke; vgl. Troj. Krieg 21318. —
  • LUNETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 63
  • daz im gar unmfiere
  • elliu diu öre wsere,
  • diu im anders möhte geschehen, 1735
  • ern müese sine vrouwen sehen,
  • von der er was gevangen.
  • schiere kom gegangen
  • diu guote maget diu sin pflac.
  • sl sprach: «ich wsene ir sweeren tac 1740
  • und übele zit hinne tragt.»
  • er sprach: «daz si iu widersagt:
  • wan ichn gwan liebern tac nie.»
  • «liebem tac? sagt, herre, wie
  • mac sich daz gevüegen? 1745
  • wan die iuch gerne slüegen,
  • die seht ir hie mnbe iuch g&n:
  • mac ein man danue hän
  • guoten tac und senfte zlt,
  • der üf den lip gevangen lit, 1750
  • ern wsere danne des todes vrö?»
  • er sprach: «min muot st^t niender so,
  • daz ich gerne wsere tot,
  • und vröu mich doch in miner not
  • und habe daz hiute getan 1755
  • und hän ouch noch ze vröuden wän.»
  • s. 73 Dö ez'ir halbez wart gesagt,
  • do erkande wol diu wise magt,
  • daz er ir vrouwen meinde,
  • als si im sit bescheinde. 1760
  • si sprach: «ir mugt wol wesen vrö:
  • do — do, hierauf dagegen; hierauf aber; durch das eine dieser do wird
  • der Gegensatz des neuen Gedankens zu dem vorhergehenden ausgedrückt.
  • — 1733 unnuere, gleichgültig. — 1736 ern müese, wenn er nicht könnte,
  • sollte. — 1744—41 swceren tac und übele zit ist eine übliche Umschreibung
  • fttr «Leid und Ungemach»; vgl. zu Gregor 2811 (2. Büchl. 414); über übel
  • zU vgl. Erec 3426; Herbort Troj. Krieg 6003, 7912, 8595, 9399, 19112, 12810;
  • Teufels Netz 4434. — hinne := hie inne. — 1742 daz si iu widersagt ^ darin
  • mtUS ich euch widersprechen. — 1743 liebern tac, größere Annehmlichkeit ;
  • vgL zu 1740. — 1745 wie mac sich daz gevüegen, «wie reimt sich das zu-
  • sammen» (B.), wie ist das möglich ? — 1750 vf den lip gevangen ligen, sich
  • in lebensgefährlicher Gefangenschaft befinden; vgl. 1. Büchlein 1884. —
  • 1751 es wäre denn daß er sich auf den Tod freute, ihn wünschte. — 1736
  • wan ze/röuden, Hoffnung auf Freuden.
  • 1757 — 58 sie hatte erst die Hälfte seiner Bede vernommen, als das
  • kluge Mädchen schon erkannte u. s. w. — 1760 bescheinen, zu erkennen
  • geben (=8chin tuen), merken lassen. — sU^ hernach, darnach. — 1761 ir
  • mufft wol wesen vro, ihr habt allerdings (wol, im folgendeu "V^xs^^X^VOcä^
  • 64 ni. ABENTEUER,
  • wan ich gevüegez wol also
  • mit etlichem dinge,
  • daz ich iuch hinnen bringe
  • noch oder vruo verholne.» 1765
  • er sprach: «vüer ich verstolne
  • ze Yüezen yon hinnen,
  • des müese ich wol gewinnen
  • laster unde un^re:
  • swenn ich von hinnen köre, 1770
  • daz bevindet al diz lant. »
  • si sprach, und nam in bi der hant:
  • «deisw&r ichn heize iuch niender vam
  • und wil iu gerne bewam
  • den lip so ich beste kan. 1775
  • min her Iwein, nü göt dan
  • da. iwer gewarheit bezzer si 1 »
  • und vuorte in nähen da bi
  • da im allez güot geschach.
  • si schuof im allen den gemach 1780
  • des im zem libe not was.
  • si pflac sin daz er wol genas.
  • s. 74 D6 er guot gemach gewan,
  • dö gienc si von im dan
  • und tete daz durch allez guot: 1785
  • vil starke ranc dar nach ir muot,
  • daz er herre wurde d&.
  • zuo ir vrouwen gienc sl sä :
  • der was sl heimlich genuoc,
  • so daz si gar mit ir truoc 1790
  • swaz si tougens weste,
  • ir diu nseheste und diu beste,
  • ir rätes unde ir Idre
  • möglicherweise) Ursache froh zu sein. — 1763 durch dieses oder jenes
  • Mittel. — 1764 hinnen, von hier weg. — 1765 noch, heute noch. — vruo,
  • morgen früh. — 1767 ze vüezen, zu Fuß. — 1768 wol, mit Beoht. — 1771
  • das muß so offen geschehen, daß es das ganze Land erffthrt. — 1775 »6 ick
  • beste kan, so gut als ich kann. — 1776 get dan, geht weg von hier. — 1777
  • da, dahin wo. — gewarheit, Sicherheit. Schutz. — 1780 schaffen stv., ver-
  • schaffen. — der gemach, die Bequemlichkeit, Pflege. — 1781 zem Itbe, zum
  • Leben.
  • 1785 durch allez guot, in keiner andern als in guter Absicht, dorehaoB
  • nur in guter Absicht — 1789 mit der war sie sehr vertraut. — 1790 «f
  • geht auf Lunete; das si im folgenden Yers auf Laudine. — «{ truac gar
  • mit ir, sie theilte vollständig mit ihr. — 1791 daz tougen, das GeheinmiM. —
  • LTTKETENS RATH UND LAÜDINENS BEKEHRUNG. 65
  • der volget si m^re
  • dan aller ir vrouwen. 1795
  • si sprach: «nü sol man schouwen
  • alrörst iuwer vrümekeit
  • dar an, daz ir iawer leit
  • rehte und redellche tragt.
  • ez ist wiplich daz ir clagt, 1800
  • und muget ouch ze vil clagen.
  • uns ist ein vrumer herre erslagen:
  • nü mac iuch got wol stiuren
  • mit einem also tiuren.»
  • «Meinstuz so?» «vrouwe, ja.» 1805
  • «wä wsere der?» «eteswä.»
  • «du tobest, ode ez ist din spot.
  • und k^rte unser herre got
  • allen sinen vliz dar an,
  • ern gemachte niemer tiurem man. 1810
  • da von sol sich min senediu not,
  • s. 75 ob got wil, unz an minen tot
  • nimmer volenden:
  • den tot sol mir got senden,
  • daz ich nach ininem herren var. 1815
  • dft verliusest mich gar,
  • ob du iemer man gelobest
  • neben im: wan du tobest.»
  • Dö sprach aber diu magt:
  • «iu si doch ein dinc gesagt, 1820
  • daz man iedoch bedenken sol,
  • ir vervähetz übel ode wol.
  • ezn ist iu ni ender so gewant,
  • im wellet den brunnen und daz laut
  • 1794 volgen mit gen.« einer Sache folgen, darauf hören. — 1797 alrSrst,
  • erst, erst recht. — vrümekeit, Tugend, Vortrefflichkeit. — 1799 redeliche
  • adv., vernünftig, mit Verstand. — 1801 und— ouch hier adversativ: aber
  • anch, aber doch. — 1803 stiuren^ untersttLtzen, helfen, beschenken. -^ 1804
  • aiaß tiure , ebenso viel werth, ebenso gut.
  • 1806 eteawä, irgendwo, hier oder da. — 1811 nun »enediu (statt senendiu)
  • nSt, die Pein, welche mir mein Härmen, mein schmerzliches Verlangen,
  • mein Trauern (aenen) verursacht. — 1813 sich volenden, aufhören. — 1815
  • nach einem varn, einem nachfolgen. — 1816 einen gar Verliesen j sich ganz
  • um seine Gunst bringen, seine Uuld einbüßen. — 1817 iemer man, jemals,
  • je wieder einen Mann. — 1818 neben im geloben, ihm gleichstellen, ebenso
  • hoch wie ihn schätzen. — 1822 ihr mögt es wohl oder übel aufnehmen. —
  • 1823 es steht mit euch keineswegs so (wie ihr meint). — 1824 im 'uoeUet,
  • HABTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. b
  • 66 tu. ABENTEUER ,
  • und iuwer öre Verliesen, 18t ^^
  • so müezt ir etswen kiesen
  • der iu in vriste unde bewar.
  • manec vrum riter kumt noch dar,
  • der iuch des brunnen behert, ^0
  • enist da, niemen der in wert. \^
  • Und ein dinc ist in unkunt.
  • ez wart ein böte an dirre stunt
  • minem herren gesant:
  • d6 er in d6 töten vant -*
  • und iuch in seiher swsere ,
  • do versweic er iuch daz msere ^
  • und bat ab mich iu daz sagen,
  • daz nach diesen zwelf tagen
  • unde in vil kurzem zil '
  • s. 76 der ktinec Artus komen wil 18
  • zuo dem brünnen mit her.
  • enist dan niemen der in wer,
  • so ist iuwer ere verlorn,
  • habt ab ir ze wer erkorn
  • von iwerm gesinde deheinen man, 1845
  • da Sit ir gar betrogen an.
  • und wsere ir aller vrümekeit
  • an ir einen geleit,
  • dazu wser noch niht ein vrum man.
  • swelher sich daz nimet an, 1850
  • daz er der beste sl von in,
  • dem getär niemer da hin
  • dem brunnen komen ze wer.
  • so bringet der künec Artus ein her,
  • die sint zen besten üz erkorn 1855
  • wofern ihr nicht wollt. — 1826 etswer, irgend jemand, dieser oder jener.
  • — 1827 in d. h. den brunnen. — vristen, halten. — 1829 behern, berauben. — >
  • 1830 wern^ vertheidigen.
  • 1832 an dirre stunt, in dieser Stunde, soeben. — 1836 vernoigen mit
  • doppeltem Acc., einem etwas verschweigen. — daz viaere, die Botschaft,
  • die Nachricht. — 183i) in vil kurzem zil, in ganz kurzer Frist. — 1841 tait
  • her, mit Heeresmacht. — 1847—48 und wäre die Tüchtigkeit aller eurer
  • Leute auf 6inen von ihnen gelegt; wäre die Tapferkeit, die eure Leute
  • zusammen besitzen, in 4inem vereinigt. — IS.^O swelher (=80 velher), wenn
  • irgend wer, jeder welcher. — sich daz an nemen, sich das herausnehmen,
  • sich das anmaßen, sich das zutrauen. — 1852 (cA getar, ich getraue mich,
  • ich wage. — 1853 ze irer, zur Yertheidigung , zu Hilfe. — 1854 so, oda-
  • gegen, von der andern Seite.» B. — 1855 die ist dem Sinne nach auf
  • das vorhergehende her (Schar von Bittern) bezogen. — zen besten ii»
  • LUNBTBNS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 67
  • die ie wurden geborn..
  • vrouwe, durch daz sit gemant,
  • weit ir den brunnen und daz lant
  • niht Verliesen äne strlt,
  • so warnet iuch der wer enzit 1860
  • und lät iuwern swseren muot.
  • ichn rätez iu niuwan durch guot.»
  • Swie si ir die wärheit
  • ze rehte hete underseit
  • und si sich des wol verstuont, 18C5
  • doch tete si sam diu wip tuont:
  • s. 77 si widerredent durch ir muot
  • daz si doch ofte dunket guot.
  • daz si s6 dicke brechent
  • diu dinc diu si versprechent , 1870
  • da schiltet si vil maneger mite:
  • so dunketz mich ein guot site.
  • er missetuot, der daz seit,
  • ez mache ir unstaetekeit:
  • ich weiz baz wä von ez geschiht, 1875
  • daz man si also dicke siht
  • in wankelm gemüete:
  • ez kumet von ir güete.
  • man mac sus übel gemüete
  • wol bekören ze güete 1880
  • unde niht von güete
  • bringen ze tibelem gemüete.
  • diu wandelunge diu ist guot:
  • ir dehein euch anders niht entuot.
  • erkor r^t für die besten geschätzt; unter den besten ausgesucht. — 1857
  • 8it gemant f lasst euch mahnen". — durch daz, deshalb. — 1859 äne strit,
  • ohne daß darum gekämpft wird; ohne Schwertstreich, leichten Kaufs. —
  • 1860 sich der wer warnen, sich zur Abwehr rtlsten, auf die Vertheidigung
  • denken. — enzU, bei Zeiten. — 1862 niuwan durch guot, nur in guter
  • Absicht.
  • 1863 Swie, wie auch, utcunque; obwohl. — 1864 undersagen, gesprächs-
  • weise sagen, mittheilen. — 1867 rviderreden, dagegen reden, nicht zugeben.
  • — durch ir muot, aus Eigensinn; vgl. zu Gregor 3638. — 1869 brechen,
  • nicht halten. — 1870 das was sie vorher verreden, nicht zu thun erklärt
  • haben. — > 1871 das macht ihnen gar mancher zum Vorwurf. — 1872 so
  • Tgl. Anm. zu 1571 und 1854. — 1873 er missetuot hier=cr missesaget, falsch
  • artheilen, irren. — 1874 unstcetekeit, Unbeständigkeit. — 1877 wankel adj.,
  • schwankend ; w, gemüete, Wankelmuth, schwankende Haltung. — 1881 unde
  • niht, aber nicht. — 1883 wandelunge, Umwandlung. — 1884 auch ist keine
  • unter ihnen, die anders handelte. —
  • ^0*
  • 68 III. ABENTEUER,
  • swer in danne unstaete gibt, 1885
  • des volgsere enbin ich niht:
  • ich wil in niuwan guotes jehen.
  • allez guot müez in geschehen.
  • Diu vrouwe jsemerlichen sprach:
  • «nü clage ich gote min ungemach, 1890
  • daz ich nü niht ersterben mac.
  • daz ich iemer deheinen tac
  • nach minem herren leben sol,
  • da. mite enist mir doch niht wol.
  • und möht ich umben tot min leben 1895
  • äne houbetsünde gegeben,
  • s. 78 des wurd ich schiere gewert,
  • od ichn vünde mezzer noch swert.
  • ob ich des niht geraten kan
  • ichn müeze mit einem andern man 1900
  • mines herren wandel hän,
  • sone wilz diu werlt so niht verstau,
  • als ez doch gote ist erkant:
  • der weiz wol, ob min laut
  • mit mir bevridet wsere, 1905
  • daz ichs benamen enbsere.
  • nü rät mir, liebe, waz ich tuo,
  • beeret dehein rät da, zuo.
  • Sit ich an einen vrumen man
  • min laut niht bevriden kan, 1910
  • so gewinne ich gerne einen,
  • und anders deheinen,
  • den ich so vrumen erkande,
  • daz er minem lande
  • 1885 unstate {eTa. = unst(etekeit, — einem jehen eines rf. , einem etwas nach-
  • reden, vorwerfen. — 1886 volffcere znasc, der welcher beistimmt: dem
  • stimme ich nicht bei. — 1888 müez, möge.
  • 1889 jcemerlfchen adv. , leidvoll , jammernd. — 1892 iemer deheinen tae^
  • anch nur noch einen Tag, noch einen Tag länger. — 1896 houbettündey
  • große Sünde. — 1897 der (nämlich der Tod) wtkrde mir sogleich gewfthrt
  • werden, den würde ich bald haben können. — 1898 od ichn runde, e»
  • wäre denn daß ich nicht fände; vgl. zu Erec 1269. — 1899 geraten eines
  • d.f eines Dinges entrathen, entbehren. — ob, wenn, ebenso in V. 1904. —
  • 1^1 wandel maso. , Umtausch, Ersatz; sines herren wandet hän mit einem
  • andern man, seinen Herrn vertauschen mit, ersetzen durch einen andern
  • Mann. — 1903 gote ist erkant, Gott ist bekannt, Gott weiß. — 1905 be-
  • vriden, schtktzen, sichern. — 1906 daß ich unter allen Umständen (oder:
  • sicherlich) darauf verzichten, es aufgeben mtlsste. — 1908 «wenn sieh
  • etwas dazu rathen lässt». B. — 1912 und sonst keinen weiter, aber keinen
  • andern, aber nur einen solchen. — 1913 den ich für so tapfer erkennen
  • würde. —
  • LUNETENS BATH UND LAüOINENS BEKEHBUNQ. 69
  • guoten vride baere 1915
  • und doch min man niht wsere.»
  • Si sprach: «daz si iu widerseit.
  • wer W8er der sich so groz arbeit
  • iemer genseme durch iuch an ,
  • erne wsere danne iu wer man? 1920
  • ir sprechet als ein wip.
  • gebt ir im guot unde lip,
  • ir mugt ez dannoch heizen guot,
  • obe erz willeclichen tuot.
  • nü habent ir schoene unde jugent, 1925
  • gehurt richeit unde tugent
  • s. 79 und mugt ein also biderben man
  • wol gewinnen, ob es iu got gan.
  • nüne weint niht mere
  • und gedankt an iuwer ere: 1930
  • zwäre, vrouwe, des ist not.
  • min herre ist vür sich einen tot:
  • waent ir, daz elliu vrümekeit
  • mit im ze grabe si geleit?
  • zwäre des enist niht, 1935
  • wan man noch hundert riter siht,
  • die alle tiurre sint dan er
  • ze swerte ze schilte und ze sper.»
  • «Du hast zwäre misseseit!»
  • «vrouwe, ich hän die wärheit.» 1940
  • «der zeige mir doch einen!»
  • «liezet ir iuwer weinen,
  • deiswär ich vunde in harte wol.»
  • ichn weiz waz ich dir tuon sol:
  • wan ez dünket mich unmügelich. 1945
  • 1915 vride hern, Schutz gewähren.
  • 1919 »ich die arbeit an nenien^ sich der Mühe unterziehen. — 1921 aihr
  • kennt die Männer nicht, beurtheilt sie nach euch». B. — 1923 ihr habt
  • selbst dann noch von Glück zu sagen; könnt es dann noch ein Glück
  • nennen. — 1925 schoene fem., Schönheit. — 1927 ein ais6 biderben, einen
  • ebenso guten, braven (als der verstorbene war). — 1928 gan, gönnt, von
  • gunnen, — 1932 vür sich einen, für sich allein, ohne dai^ mit ihm zugleich
  • die Tapferkeit ausgestorben wäre. — 1937 tiurre (Comparativ), theurer,
  • besser. — 1938 ze, m Hinsicht auf, was anbelangt.
  • 1939 missesagenf falsch, nicht wahr reden. — 1940 ich hän = ich hän
  • Seseit; Tgl. zu Erec 3879 u. 5945. — 1941 der — einen, von diesen (tapfern
  • lännem) — einen. — 1943 harte wol , sehr leicht, bald. — 1944 waz ich dir
  • tuon sol, was ich dir erwidern, wie ich mich gegen d\c\v xeTXvaWftXk. %qSX. —
  • 70 III. ABENTEUER,
  • sich, got der gebezzer dich,
  • ob du mir nü liegest
  • und mich gerne triegest.»
  • «Vrouwe, hän ich iu gelogen,
  • so bin ich selbe betrogen. 1950
  • nü bin ich ie mit iu gewesen
  • und sol ouch noch mit iu genesen:
  • s. 80 verriete ich iuch, waz wurde min?
  • nü müezt ir min rihtaere sin:
  • nu erteilet mir (ir sit ein wip), 1955
  • swä zwene vehtent umbe den lip,
  • weder tlurre si der da gesiget
  • ode der da, sigelös geliget.))
  • «der da gesigt, so wsen ich.»
  • «vrouwe, ezn ist niht wsenlich: 1960
  • wan ez ist gar diu wärheit.
  • als ich iu nü hän geseit,
  • rehte also hat ein man
  • gesiget minem herren an.
  • daz wil ich wol mit iu gehaben: 1965
  • wan ir hänt in begraben,
  • ich geziuges nü genuoc,
  • der in da, jagte unde sluoc,
  • der ist der tiurer gewesen:
  • min herre ist tot, und er genesen.» 1970
  • Daz was ir ein herzeleit,
  • daz si deheiner vrümekeit
  • 1?46 sich imper. von seheru — 1948 gerne, möglicherweise, etwa.
  • 1951 ie, früher immer. — 1952 ouch noch, auch ferner noch. — 1953 wa»
  • wurde min, «was sollte aus mir werden?» B., oder: was hätte ich davon?
  • die Bedcusart ist nicht selten; vgl. Frommann zu Herbort 9644; Qenesia
  • 57, 3S; Servatius 3526; Hohes Lied ed. J. Haupt 11, 19; Pfaffenleben 49;
  • Stricker XII, 11 ; sonst bedeutet werden mit dem Genetiv : einem za Theil
  • werden, unter eine Menge gerathen, zu etwas gerechnet werden; vgL
  • Haupt's Zeitschr. 8, 296, 756; Mystiker I, 353, 27; 355, 38. — 1855 erteiloh
  • urtheilcu, entscheiden. — wip steht hier vielleicht im Gegensatze za maget,
  • daher könnte ir sit ein wip soviel heißen als : ihr seid gegen mich gebalten
  • ein Weib, seid erfahrener und urtheilsfähiger, — 1957 weder, welcher von
  • beiden. — 1960 wcenlich, auf bloßer Vermuthung beruhend. — 1963 r^A/«-
  • also, gerade so. — 1965 darin getraue ich mir (ich wil wol) euch gegen-
  • über {mit iu eigentlich : im Streite mit euch) Recht zu behalten (gehaben)»
  • — 1967 ich kann hinreichende Zeugnisse, Beweise darüber bringen.
  • 1972—73 daß sie jemand einen Vorzug beimaß vor ihrem Ehegemahl;
  • LUNETENS BATH UND LAÜDINENS BEKEHRUNG. 71
  • iemen vür ir herren jach. \
  • mit unsiten si ir susprach
  • und hiez si enwec strichen: 1975
  • sine weites nemelichen
  • nimmer mere gesehen,
  • si sprach: «mir mac wol geschehen
  • von mlnen triuwen arbeit
  • s. 81 und doch nimmer deheiu herzeleit, 1980
  • wan ich sl gerne liden wil.
  • zwäre ich bin gerner vil
  • durch mine triuwe vertriben,
  • dan mit untriwen beliben.
  • vrowe, nü gen ich von iu hin, * 1985
  • und s6 ich hin vertriben bin,
  • 80 nemt durch got in iuwem muot
  • waz iu si nütze unde guot.
  • daz ich iu geraten hän,
  • daz hän ich gar durch guot getan: 1990
  • und got vüege iu heil und ere,
  • gesehe ich iuch nimmer mere.»
  • Sus stuont si üf und gienc dan
  • zuo dem verborgen man.
  • dem brähtes boesiu msere, 1995
  • daz ir vrouwe wsere
  • unbek^riges muotes:
  • sine künde si deheines guotes
  • mit nihte überwinden:
  • sine möhte da. niht vinden 2000
  • niuwan zorn unde drö.
  • des wart der herre unvrö.
  • Diu maget und her Iwein
  • begunden ahten under in zwein,
  • iemen ist Dativ; vgl. zu 1855. — 1974 mit unsiten, in aufgebrauchtem, un-
  • freundlichem Tone. — 1975 enwec, hinweg. — strichen stv. , eilen, sich
  • scheren. — 1976 nemelichen adv., ausdrücklich; durchaus. — 1979 von minen
  • triuwen, von meiner treuen Anhänglichkeit, Ergebenheit. -> arbeit, vMtlhc
  • und Noth.» B. — 1880 und doch, aber doch. — 1982 gerner vil, viel lieber.
  • — 1987 in sinen muot nemen, zu Herzen nehmen, beherzigen, iu Erwägung
  • ziehen.
  • ■ 1997 uubekeric, unbeweglich, unbeugsam, hart. — 1998 künde, könnte.
  • — 1999 überwinden einen eines d., einen zu etwas vermögen.
  • 204 €tAtenf überlegen, es fflr gut halten. — under in zwein, beide mit
  • einander.
  • 72 III. ABENTEUER,
  • t
  • daz siz noch versuochten baz, 2005
  • ob sich ir vrouwen haz
  • 8. 82 bekerte mit giiete
  • ze senfterem gemüete.
  • Dö diu vrouwe ir magt vertreip
  • und si eine beleip, 2010
  • do begünde si sere riuwen,
  • daz si ir grozen triuwen
  • wider si so s^re engalt ,
  • wand si ir vluochet und si schalt,
  • si gedähte: «waz hän ich getan! 2015
  • ich solte si geniezen län,
  • daz si mir wol gedienet hat.
  • ich weiz wol daz sl mir den rät
  • niuwan durch alle triuwe tete.
  • swä. ich gevolget ir bete, 2020
  • daz enwart mir nie leit,
  • und hat mir ouch nü war geseit.
  • ich erkenn nü lange wol ir tauot:
  • si ist getriuwe unde guot.
  • ich hän si übele läzen. 2025
  • ich möhte wol verwäzen
  • mine zornige site:
  • wan da gewinnet niemen mite
  • niuwan schände unde schaden,
  • ich solte si her wider laden: 2030
  • daz koeme mir vil lihte baz.
  • ich was ir äoe schult gehaz.
  • min herre was biderbe gnuoc:
  • aber jener der in da sluoc,
  • s. 83 der muose tiurre sin dan er: 2035
  • erne het in anders her
  • niht mit gewalt gejagt,
  • si hat mir dar an war gesagt.
  • 2012—13 daß sie (=Lauete) für ihre treue Ergebenheit gegen sie
  • (=Laadiiie) bo sehr büßen, leiden mußte. — 2019 niuwan durch alle
  • triuwe f durchaus nur aus Liebe, Anhänglichkeit. — 2021 das hatte ich
  • niemals zu bereuen. — 2025 ich habe ttbel gehandelt, daß ich sie entlawen
  • habe. — 2026 verwdfen stv. , verw&uschen, verfluchen. — 2027 zornige »ite
  • (pl.), zorniges Wesen, Beizbarkeit, Aufgebrachtheit. — 2030 her leider
  • laden, wieder her-, zurückrufen lassen. — 2031 das wäre mir yielleicht
  • dienlicher, kftme mir mehr zu Statten.
  • LUNBTENS EATH UND LAUDINENS BEKEHRUNO. 73
  • Swer er ist der in sluoc,
  • wider den hän ich schulde genuoc, 2040
  • daz ich im yient si :
  • ouch stet unschulde da bi,
  • der ez ze rehte wil verstän:
  • er hat ez werende getan.
  • min herre wolt in hän erslagen: 2045
  • het er im daz durch mich vertragen
  • und het in läzen genesen,
  • s6 wsere ich im ze liep gewesen:
  • wan s6 wserer selbe tot.
  • daz er in sluoc, des gie im not. » 2050
  • Sus bräht siz in ir gemüete
  • ze suone und ze güete,
  • und machte in unschuldic wider si.
  • dö was gereit da. bi
  • diu gewaltige Minne, 2055
  • ein rehtiu süenaerinne
  • under manne und under wibe.
  • si gedähte: «mit minem llbe
  • mac ich den brunnen niht erwern:
  • mich muoz ein biderbe man nern, 2060
  • ode ich bin benamen verlorn,
  • weizgot ich läze minen zorn.
  • 2040 gegen den babe ich Ursache, Grand genug. — 2042 doch Iftsst
  • sieb daneben seine Unschuld nicht leugnen. — 2043 der^ wenn jemand,
  • -wenn man. — ze rehte vgl. zu V. 248. — 2044 werende, sich wehrend, aus
  • Nothwehr. — 2048 ze liep, allzu lieb : so wäre ihm die Bücksicht auf mich
  • zum Nachtheil gewesen. — 2050 des gie im not, dazu trieb ihn die Noth,
  • das musste er thun.
  • 2052 ez ze auone bringen, eine Aussöhnung zu Stande bringen. — 2053 ist
  • nach Laohmann verderbt; er hat dafür gesetzt: und machte im unschult
  • fcider st, erließ, vergab ihm die Schuld, die er ihr gegenüber hatte; im
  • mhd. Wörterbucbe 2", 186^, 18 wird vorgeschlagen und machte in unschult
  • (= unschuldic) wider st. Das letztere würde der Überlieferung am nächsten
  • kommen, wenn das Adjectiv unschult für die Zeit Hartmanu's sich nach-
  • weisen ließe. Yielleicht haben die alten Abschreiber an dem Zeitworte
  • unschuldigen (=von der Schuld reinigen) Anstoß genommen, sodaß es ur-
  • sprtUigUch'bieß und unschuldigte in wider si; vgl. darüber außer den Stellen
  • im xnhd. Wörterbuche noch Diemer im Wörterbuche zu Genesis und
  • Exodus, S. 246, Pfeiffer's Altdeutsches Übungsbuch 177, 36-37, Vilmar,
  • Die zwei Recensionen der Weltchronik Rudolfs, S. 25. Oder vielmehr mau
  • hat zu lesen : und (sc. brahte in) ze Unschulden wider si, d. h. bewirkte daß
  • er ihr gegenüber unschuldig erschien; vgl. Warnung 3544 mant den
  • schephcere, Daz er iuwer sünden swcere Mit antlaze geringe Und iuch ze
  • unscMlden bringe, dazu die Redensart einen ze Unschulden sagen =i absol-
  • vere in der Rabenschlacht 1132. — 2054 gereit, bereit, zur Hand. —
  • 2056 •üenasrinne, Sühnerin, Sühnestifterin. — 2059 erwern , behaupten, ver-
  • theicUgen. — 2060 ««m, erretten, helfen. —
  • 74 III. ABENTEUER,
  • ob ez sich gevügen kan,
  • s. 84 und enger niuwan des selben man,
  • der mir den wirt erslagen h&t. 2065
  • ob ez anders umbe in stät
  • also rehte und also wol,
  • daz ich im min gunnen sol,
  • so muoz er mich mit triuwen
  • ergetzen miner riuwen 2070
  • und muoz mich deste baz hän,
  • daz er mir leide hUt getan.»
  • Daz si ir magt ie leit gesprach,
  • daz was ir als6 ungemach,
  • daz siz vil s6re clagte. 2075
  • morgen, do ez tagte,
  • do kom si wider gegangen
  • und wart baz enpfangen
  • danne si verläzen waere.
  • ir benam diu vrouwe ir swsere 2080
  • mit guotem antpfange.
  • sine saz bi ir niht lange,
  • unz si si vrägen began.
  • si sprach: «durch got, wer ist der man,
  • den du mir gester lobtest 2085
  • (ich wsene du niht tobtest:
  • wan ez entohte deheinem zagen),
  • der minen herren hat erslagen?
  • hat er die geburt und die jugent
  • und d'X zuo ander die tugent, 2090
  • daz er mir ze herren zimt,
  • s. 85 und swenn ez diu werlt vemimt,
  • *i064 ich enger niuwan, ich begehre nach nichts als. — 2065 der wirt,f der
  • Hausherr , Ehegemahl. — 2006—67 wenn es sonst mit ihm so gut steht. —
  • 2068 (junnen mit dat. und gen., einem etwas gönnen , willig gewähren,
  • gern tlbcrlasscn. — 2070 einen ergetzen sincr riuwen , einen seme Sohmer-
  • zen , ^cine Trauer vergessen lassen , ihn dafür entschädigen. — S071 d€ai$
  • haz hän, um so besser halten, behandeln. — 2072 daz, dafttr daA.
  • 2073 linfiii leit ge$prechen, einem durch Worte Leid zufUgen. — 9075 t»
  • clagfn^ eH beklagen. — 2077 «t=Lunetc. — 2079 C4>rlaxHn, entlaMen. —
  • 2081 antjifanc, der Empfang , die Aufnahme. — 20K5 gester , gettem. —
  • 2086 du niht tobtest, «du urtheiltest richtig», 1).; toben hier soTiel als:
  • falsch urthtiilcn. — 2090 ander die: zu dieser seltenen Wortstellnng Tgl.
  • Kreo 9916 und ander die masnenle (nach der Hs. , vun Haupt gel&dert i)k
  • u. d'andvr //<.); (iermania 17, 342, .*) und andirf div furstin\ 350, 25 unt
  • andire die apostoli; Ordonsbuch der Brüder vom d. K. ed. SchOnhnth
  • S. r> andere die hohe herren; schon in Willirams H. Liede 75, 15 — 16 a»-
  • df'ren then populuin u. andere thie mcenia; 31, 13 ander das lued; gel&ufiger
  • ist andir innen, ander zwen, ander min. -~ 2099 «ireime, sobald als. —
  • LUKBTENS RATH FND LAUDINENS BEKEHRUNG. 75
  • daz si mirz niht gewizen kan,
  • ob ich genomen habe den man,
  • der minen herren hat erslagen, 2095
  • kanstü mir daz von im gesagen,
  • daz mir min laster ist verleit
  • mit ander einer vrümekeit,
  • und raetestü mirz danne,
  • ich nim in zeinem manne.» 2100
  • Si sprach: «ez dunket mich guot
  • nnd gan iu wol daz ir den muot
  • so schöne hfiit verkßret.
  • ir Bit mit im ge^ret
  • und endurft iuchs niemer geschamen.» 2105
  • si sprach: «nü sage mir sinen namen!»
  • « er heizet her Iwein. »
  • zehant gehullen si in ein.
  • sl sprach: «ja, ist mir kunt
  • sin name nü vor maneger stnnt: 2110
  • er ist sün des kiinec Vri^nes.
  • entriuwen ich verst^nes
  • mich nü alrßrst ein teil:
  • und wirt er mir, so hän ich heil.
  • Weistü aber, geselle, 2115
  • rehte ob er mich welle?»
  • «er wolte wsere ez nü geschehen.»
  • «sage, w^nne mag ich in gesehen?»
  • 2093 gewizen stv., zum Vorwurf macheu. — 2097 verlegen, einer Sache ihr
  • Gewloht, ihren Werth, ihre Geltung, ihre Bedeutung nehmen, indem man
  • Anderes oder Besseres ihr gegenübersetzt; sie beseitigen, verdrängen;
  • ▼ffl. Pfeüfer's Altdeutsche Beispiele, XXX, 31 ez ist ouch klai/ebaere, Daz
  • #ö manege frümeheit Mit bceser fuore (Lebensweise , Gewohnheit) wirt ver-
  • leit; XJlricn ▼. d, Türlln ed. Casparsou 6* Überkraft wolte ir tat verlegen;
  • £ike*8 V. Bepgow Zeitbuch 441'.^ 9 he vorlegede dat recht = legem illam
  • abrogavit; 460, 12 dar worden twe »ibbe vorleget = duos gradus consanguini-
  • taii» relaxavit. — 2098 ander ist unflectierter Dativ, nach alter Weise hier
  • vor das Pronomen gesetzt; das Wort steht in diesem Zusammenhange
  • scheinbar pleonastlsoh und Iftsst sich im Nhd. etwa so wiedergeben: ander-
  • seits (dafttr, statt dessen) durch seine Bravheit. — 3106 — 7=Chre8tieus
  • 1815 acomant a nonii» »mes sire Iweins.rt —
  • 2103 den muot verkeren, den Sinn ändern, sich eines Bessern besinnen.
  • — 2108 in ein gehellen stv., einhellig sein, übereinstimmen. — 2110 vor
  • maneger sturU, vor langer Zeit, schon längst. — 2111 künec zwischen Ar-
  • tikel u. Xamen gewöhnlich unflektiert, vgl. Fr. Pfeiffer Germania 2, 82. —
  • 3112 — 13 meiner Treu! ich begreife es jetzt erst ein wenig; oder es in
  • versiinee als Masculinum gefasst mit Beziehung auf Iwein — ich besinne
  • mich nun erst etwas auf ihn.
  • 2117 er möchte, es wäre schon geschehen. — 2118 u-enne, ■va.xvxk.. —
  • \
  • 76 III. ABENTBÜfiB,
  • «vrouwe, in disen vier tagen.»
  • s. 80 «ouwe, durch got i^az wil du sagen? 21*20
  • dd machest mir den tac ze lanc.
  • nim daz in dinen gedanc,
  • daz ichn noch od morne gesehe.»
  • «wie weit ir, vrowe, daz daz geschehe?
  • ich entroeste iuch niht dar an: 2125
  • so snel ist dehein man
  • noch niht äne gevidere,
  • daz hin und her widere
  • möht komen in s6 kurzer. vrist.
  • ir wizzet wol wie verre ez ist.» 2130
  • «so volge minem r&te.
  • min garzün loufet dräte:
  • im endet ie ze vuoz ein tac
  • daz einer in zwein geriten mac:
  • ouch hilfet im der mänschin: 2135
  • er läze die naht ein tac sin.
  • ouch sint die tage unmäzen lanc.
  • sag im, er hat sin iemer danc,
  • uud daz ez im lange vrumt,
  • ob er morgen wider kumt. 21-10
  • heiz in rüeren diu bein,
  • und mache vier tage ze zwein.
  • er läze im nü wesen gäch,
  • unde ruowe dar nach
  • swie lange s6 -er welle. 2145
  • nü liebe imz, trütgeselle. »
  • s. 87 Si sprach: «vrowe, daz si getan,
  • ouch sult ir ein dinc niht län:
  • 2122 denke, sinne darftber nach. — 212.) noch wie in V. 176.5. ^•immome,
  • contrahiert aus luorr/ene, findet sich vorzuf^sweise bei md. Schriftatellem,
  • it(t aber auoh oberdeutschen durchaus nicht ungelftuflg neben morgen^ wie
  • die Keime auf dorne y xorne^ verlorne zeigen bei L'lrich Trist. 524, 9; Flora
  • 4727, G5:«; Sommer zu Flore 3:V22; Mhd. Wörterb. II», 219. — 8125 Hnt%
  • an etw. trauten ^ «ihm sichere Hoffnung darauf geben.» B. — 2126 — ^27 96
  • snel int — niht äne gevidere^ daz = anichts Ungefledertes ist so schnell, dafi
  • 08.» Lachmanu. — 2128 daz=das ez. — 2132 f/arzünt Knappe, Psge. -^
  • 2133 — 34 ein Tag reicht für ihn hin um so viel zu Fuß zurUckzalegen, alt
  • einer sonst in zwei Tagen mit Koiten erreichen kann. — 2135 der maivf-
  • schin, der Mondschein. — 2l3ti ein tac kann als prädikatirer KominatlT
  • gcfasst werden wie man sagte : lat mich der schuldige sin ; vgl. zu 9M5 ti.
  • Weigand I). Wörterb. s. ▼. lassen. — 2137 unmazen adv. (eigentlich dat.
  • pl. = mit Unmaßen), überaus sehr. — 213K er hat stn iciner danc, es wird
  • ihm nie vergessen. — 2139 langet auf lange Zeit. -— 2141 diu bein rütren,
  • die Beine in Bewegung setzen, eilen. — 2143 vgl. zu 95!^. — 2145 so lange
  • als er wolle. — 2146 ez einem liehen, es einem angenehm (liep) machen;
  • einen wozu überreden, wofUr einzunehmen suchen.
  • LUNETENS BATH UND LAUDJNENS BEKEHRUNG. 77
  • besendet iuwer liute
  • morgen unde hiute. 2150
  • ir nsemet übele einen man,
  • däne wsere ir rät an.
  • swer volget guotem rate,
  • dem misselinget späte.
  • swaz der man eine tuot, 2155
  • und enwirt ez dar nach niht guot,
  • so hat er in zwei wis verlorn:
  • er duldet schaden und vriunde zorn. »
  • sl sprach: «trütgeselle, ouw^,
  • ich vtirhte deiz mir niht wol erge: 2 ICO
  • ezn ist lihte niht ir rät.»
  • «vrouwe min, die rede lät,
  • im habet niender seihen helt,
  • ern läze iuch nemen swen ir weit,
  • ö er iu den brunnen bewar. 2165
  • diu rede ist üz ir wege gar.
  • ouw! si sint des vil vr6,
  • daz si der lantwer also
  • über werden müezen:
  • si bietent sich zuo iuwem vüezen, 2170
  • swenne si iuwer rede vernement,
  • und bitent iuch daz ir in nement.»
  • si sprach: «nü sende den garzün hin!
  • die wile wil ouch ich nach in
  • s. 88 minen boten senden, 2175
  • daz wir die rede verenden.»
  • Si het in schiere besant:
  • wan er was da zehaut.
  • der garzün tete als si im beschiet,
  • er hal sich als si im geriet, 2180
  • 9151 ir ncemet übele ^ es wäre nicht wohl gethaü, wenn ihr nähmet. —
  • 3153 wozu sie nicht ihren Bath, ihre Zustimmung gegeben hätten. —
  • 3154 spate adv. (zu dem Adjeotiv spmte)^ nicht leicht. — 2155 eine^ allein,
  • fftr sich allein, auf eigene Faust. — 2157 in zwei loU, in zweierlei Hin-
  • sicht (vgL in drte tots Martina 17, 48, in drte wise Mystiker I, 280, 8). —
  • 3158 vriunde bezeichnet hier die Verwandten und Vasallen wie im Armen
  • Heinrich 1897 u. 1467 (vgl. 1474); oben V. 2149 hieß es liute. — 2166 «so
  • etwMi (diu rede) li^t ganz aus ihrem Wege, fällt ihnen gar nicht ein».
  • B. ; liegt gar nicht in ihrem Sinne. — 2167 ouwi, ach t ha 1 — 2168 lantwer
  • fem., Landesvertheidigung. — 3169 über werden eines d., einer Sache über-
  • hoben werden. — müe»en, sollen, dürfen, können. — 2176 verenden f zu
  • £nde bringen. —
  • 3178 tefiant, zur Stelle, gegenwärtig, vgl. meine Bemerkung zu Erec
  • 1908 und danach Haupt zu Erec 590 (2. Ausg.). —
  • 78 III. ABENTEUER,
  • wander was gemachet unde gereit
  • zaller guote kündekeit,
  • er künde ir helfen liegen
  • und äne schalkheit triegen.
  • d6 sich diu vrouwe des Tersach • 2185
  • (daz doch da niender geschach),
  • daz der garzün w^re under wegen,
  • do begunde diu magt des riters pflegen
  • als ir got iemer löne.
  • si bat in harte schöne. 2190
  • ouch was da gereit
  • wol drier hande cleit,
  • grä, härmin unde bunt:
  • wan des was der wirt zaller stunt
  • gewarnet als ein hövesch man, 2195
  • der wol des libes pflegen kau
  • und ders ouch guote State hat:
  • dö weite si im die besten wät
  • unde leite in die an.
  • des andern abents gie si dan 2200
  • da si ir vrouwen eine vant
  • unde machte si zehant
  • von vröuden bleich unde rot.
  • si sprach: «gebent mirz botenbröt:
  • iuwer garzün ist komen.» 2205
  • s. 89 «waz msere hästü vernomen?»
  • «guotiu maere.» «sage doch, wie?
  • «da ist ouch min her Iwein hie.»
  • »wie mohter komen also vruo?»
  • «da treip in diu liebe derzuo,» 2210
  • «sage durch got, wer weiz ez doch?»
  • «vrouwe, ezn weiz niemen noch.
  • 2182 kündekeit fem., Klugheit, List. — 2185 sich eines d. versehen , etwas
  • zuversichtlich glauben, hoffen, erwarten, annehmen ; in der Meinang, dem
  • Glauben sein. — 2189 so , daß man ihr wünschen muß , Gott möge es ihr
  • €wig lohnen; vgl. 296. — 2190 bat (bäte, batte) = badete. — 2192 drier hande
  • cleity drei Arten, Sorten Kleider; dreierlei Gewand. — 2193 ^ra, Graawerk;
  • härmin, Hermelin ; buntf Buntwerk (schwarz- und weißgefleckter Pelz); ygL
  • über grä unde bunt zu den Mibel. 59, 4; Kudrun 156, 2. — 2195 des ge^
  • warnet stn, damit versehen sein. — 2197 State fem., Möglichkeit, Gelegen-
  • heit; Mittel (=^ facultas): und der auch dazu die geeigneten Mittel hat. —
  • 2198 weite, wählte, von wein, — die besten wät ist Acc. sing.; wat fem. =s
  • Gewand, Kleidungssttlck. — 2201 dä^ dahin wo. — 2204 botenbröt neutr.,
  • Geschenk ftlr Überbringung guter Botschaft {panis rnissi im Baodlieb
  • 177, 16). — 2206 inofre ist Gen. pl., von waz abhängig. — 2208 ouch: nicht
  • bloß gute Nachricht, auch Iwein selbst ist angekommen. — 2210 da, vgl.
  • zu 49ü. —
  • LÜNBTBNS RATH UND LAUDINBNS BEKEHBUNG. 79
  • niuwan der garzün unde wir.»
  • «wan vüerstun danne her ze mir?
  • nü genc enwec, ich beites hie.» 2215
  • dö diu maget uäch im gie,
  • do gebarte sl gellche,
  • durch ir gemellche,
  • als si mit boesem maere
  • zuo im gesendet wsere. 2220
  • si hienc daz houbet unde sprach
  • trülrecliche , dö si in sach:
  • «lehn weiz waz ich tuon sol.
  • min vrouwe weiz iuch hinne wol:
  • ir ist üf mich vaste zom, 2225
  • ich h&n ir hulde verlorn,
  • daz ich iuch hie behalten hän,
  • und enwll mich doch des niht erlän
  • sine welle iuch gesehen.»
  • «e des niht ensüle geschehen, 2230
  • s. 90 ich läze mir 6 nemen den lip. »
  • ^ möhte iu den genemen ein wip?»
  • «si hat doch Volkes ein her.»
  • «ir geneset wol äne wer:
  • ich hän des ir Sicherheit, 2235
  • daz iu deheiner slahte leit
  • nü von ir mac geschehen.
  • si wil iuch niuwan eine sehen.
  • ir müezet ir gevangen wesen:
  • anders lät si iuch wol genesen.» 224:0
  • er sprach; «si vil sselec wip!
  • ich wil gerne daz min lip
  • 2214 toan, warum nicht. — 2215 genc enweCy ^eh hinweg. — es in beites ist
  • <}en. maBC.=ioh erwarte ihn. — 2217 st gebarte geliche als, sie gebärdete
  • «ich als ob. — 2218 gemeliche fem., Lustigkeit, Ausgelassenheit, schalk-
  • luibfkes Wesen (Yocabularius opt. S. Si^jocus, gemellichi=Altd. Blätter II, 199).
  • ■2224 meine Herrin weiß recht gut, gewiß, daß ihr hier innen seid. —
  • 2225 sie ist auf mich stark erzürnt. — 2230 — 31 ehe das nicht geschehen
  • soll, will ich mir lieber mein Leben nehmen lassen; d. h. aich wollte
  • eher mein Leben verlieren als sie nicht sehen» B. — • 2233 Volkes ein her,
  • Leute in Menge. — 2235 Sicherheit , die feierliche Zusage, das gegebene
  • Wort: dafdr bürgt mir ihr Wort, sie hat mir das feierlich zugesagt. —
  • 2236 slahte fem., Art. — 2141 st vil saelic wtpt ist formelhafter Ausdruck
  • des Lobes, der freudigen Bewunderung : das vortreffliche Weib 1 welch ein
  • herrliches Weibl über das dem Substantiv vorgesetzte Pronomen C«r, st)
  • TgL Pfeiffer zu Walther 25, 3.
  • 80 III. ABENTEUEB ,
  • immer ir gevangen si
  • und daz herze d& bi. »
  • Sus stuont er üf und gie dan 2245
  • mit vröuden als ein saelec man
  • und wart doch undäre ehpfangen:
  • d6 er kom gegangen,
  • weder si ensprach noch enneic.
  • do s! also stille sweic, 2250
  • daz begunde im starke swären,
  • unde enweste wie gebären,
  • wan er saz verre hin dan
  • und sach si bliuclichen an.
  • Do si beidiu swigen, d6 sprach diu magt: 2255
  • «her iwein, wie sit ir s6 verzagt?
  • lebt ir ode habt ir munt?
  • ir sprächet doch in kurzer stunt:
  • wenne wurdent ir ein stumbe?
  • saget durch got, war umbe 22C0
  • s. 91 vlieht ir ein so schoene wip?
  • got gehazze iemer sinen lip,
  • der äne danc deheinen man,
  • der selbe wol gesprochen kan,
  • ze schoenem wibe ziehe, 2265
  • der si s6 sere vliehe.
  • ir möhtent sitzen näher baz:
  • ich geheize iu wol daz,
  • 2247 undäre adv., unpassend, ungehörig, abstoßend, anfreundlioh.
  • (Das Adjectivum dar=a passend , tttchtig, gehörig» hat Hilde^rand su
  • Weiske's Sachsenspiegel, S. 34, aus mnd. und md. Quellen nachgewiesen:
  • vgl. daerlich in der Germania 12, 94 und dceren, doere in der Germania 17,
  • 47 und Lexers HWört. I, 411.) — 2249 noch enneic, noch verneigte sich
  • (neic prset. von ntgen); vgl. Eraclius ed. Greef 4152 daz er ensprach noch
  • enneic. — 2251 »waren einem , einem schwer, drückend sein oder werden.
  • enneic. — 2251 siraren etnem, einem scnwer, uruckend sein oder werden,
  • ihn bekümmern. — 2252 zu enweste (wusste nicht) ist das Subject er aus
  • dem vorhergehenden Satze dem Sinne nach zu ergänzen. — wie gebären,
  • wie er sich benehmen sollte. — 2253 verre hin dan, weit davon, weit von
  • LUNETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 81
  • min vrouwe blzet iuwer niht.
  • swem von den andern geschiht 2270
  • s6 leide als ir ir habt getan,
  • und sol man des gen&de h&n,
  • d& zuo hoeret bezzer lön.
  • ir habt den kilnec Ascalön,
  • ir vil lieben man, erslagen: 2275
  • wer solt in des gen&de sagen?
  • ir h&t vil gröze schulde:
  • nü suochet ouch ir hulde.
  • nü bite wir sl beide,
  • daz si ir leide 2280
  • geruoche vergezzen. »
  • done wart niht mS gesezzen:
  • er bot sich dräte üf ir vuoz
  • und suochte ir hulde unde ir gruoz
  • als ein schuldiger man. 2285
  • er sprach: aichn mac noch enkan
  • iu gebieten m^re
  • wandeis noch ere,
  • wan rihtet selbe über mich:
  • swie ir weit, also wil ich.» 2290
  • 8. 92 «Welt ir allez daz ich wil?»
  • «j&, michn dunkets niht ze vil.»
  • «so nim ich iu lihte den lip.»
  • «swie ir gebietet, sselec wip.»
  • «nu was hülfe danne rede lanc? 2295
  • Sit ir iuch äne getwanc
  • 2269 bizet iuwerniht, beißt euch nicht; der Genetiv iutoer von niht regiert.
  • — 2270 8wem, wenn einem. — 2272 eines genäde hän, mit einem Gnade
  • haben, ihm seine Gunst, Verzeihung angedeihen lassen. Sinn von 2270 — 73 :
  • wenn einer von dem andern solche Kränkung erfährt -wie sie sie von euch
  • örfahren hat, so muß man, um seine Gunst zu erlangen, ihm mehr bieten
  • (ihm fireundiicher entgegenkommen). — 2274 Ascal6n = Esclados bei Chr.
  • von Troies = Salados bei Bitson im englischen Iwaine. — 2282 niht m^,
  • nioht länger. — 2283 sich uf ir vuoz bieten, sich ihr zu Füßen legen; vgl.
  • Oexmania 17, 123. — 2284 und flehte, daß sie ihm Herz und Blick wieder
  • suwenden möchte. — 2286 ich mac drückt mehr die äußerliche, ich kan
  • die geistige Befähigung aus; beide zusammeu formelhaft gebraucht, um
  • den BegrUf des Könnens mit Nachdruck hervorzuheben: aich kann nicht
  • und ich weil^ nicht». B. — 2288 mere wandels, mehr oder größern Schaden-
  • ersatz; mÄ^e ist substantivisch gefasst, daher mit dem Genetiv.
  • 2293 lihte ady., leicht möglich, möglicherweise. — 2295 nun wozu noch
  • lamg^es Beden; hülfe ist Frcet. conj. von helfen. — 2296 getwanc m8.%c.^ ^«rt
  • Zwang. —
  • BAXTXAim rON AUE. III. 3. Aufl. ^
  • 82 ni. ABENTEUKR,
  • in mine gewalt hat ergeben,
  • nseme ich iu danne daz leben,
  • daz wsere harte unwiplich.
  • her Iwein, niene verdenket mich, 2300
  • daz ichz von unstete tuo,
  • daz ich iuwer alsus vruo
  • genäde gevangen hän.
  • ir hat mir selch leit getan,
  • stüende mir min ahte und min guot 2305
  • als ez andern vrouwen tuot,
  • daz ich iuwer enwolde
  • so jähes noch ensolde
  • genäde gevähen.
  • nü muoz ich leider gäben: 2310
  • wandez ist mir so gewant,
  • ich mac Verliesen wol min laut
  • hiute ode morgen.
  • daz muoz ich e besorgen
  • mit einem manne der ez wer: 2315
  • der ist niender in minem her,
  • Sit mir der künec ist erslageu:
  • des muoz ich in vil kurzen tagen
  • mir einen herren kiesen
  • ode daz lant Verliesen. 2320
  • Nune bite ich iuch niht vtirbaz sagen,
  • s. 93 Sit ir mi'nen herren hänt erslagen,
  • s6 Sit ir wol ein so vrum man;
  • ob mir iuwer got gan,
  • so bin ich wol mit iu bewart 2325
  • vor aller vremder hochvart.
  • und geloubet mir ein ma^re:
  • 2300 niene verdenket mich, denkt nicht nachtbeili^ von mir: beurtheilt micli
  • niclit so ungünstig, als ob ich's aus Unbeständigkeit (Leichtsinn) thäte,
  • daß n. s. w. — 2303 eines genäde vähen, einem verzeihen, ihn gnftdig er-
  • hören, gegen ihn gnädig werden; vgl. Kinzel zu Alexander 3857. — 2305
  • wäre ich in Bezug auf meine Lage (ahte^ und mein Bcsitzthum so gestellt
  • wie andere Frauen, d. h. bedürfte ich nicht eines männlichen Schutzes. —
  • 2308 gähes (adverbialer (fenetiv), eilig, hastig. — 2312 ich mac irol, ich
  • kann leicht. — 2314 daz lant besorgen, für das Land sorgen, es bedenken.
  • — 2316 her neutr., Volk.
  • 2321 Nun verlange ich nicht von euch, daij ihr mir erst noch sagt,
  • wer und was für ein Mann ihr seid; dal^ ihr ein tüchtiger Mann seid wie
  • ich ihn brauche, habt ilir bewiesen, denn ihr habt meinen Gemahl über-
  • wunden; sagen fasse man im Gegensatz zu sU ir in V. 1*323 — 2324 wenn
  • (iott nichts dagegen hat, daß ich euch nehme. — 232(> hochvart. Übermath,
  • Gewalt. — 2327 ein incerc, ein \V(»rt; «was ich euch sagen will»). B. —
  • LUNETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 83
  • e ich iwer enbsere,
  • ich brseche e der wlbe site:
  • swie selten wlp mannes bite, 2330
  • ich bsete iuwer e.
  • ichn noetllche iu niht me:
  • ich wil iuch gerne: weit ir mich?»
  • «sprsech ich nü, vrouwe, nein ich,
  • so wsere ich ein unsselec man. 2335
  • der liebste tac den ich ie gwan,
  • der ist mir hiute widervarn.
  • got ruoche mir daz heil bewarn,
  • daz wir gesellen müezen sin.»
  • d6 sprach diu künegin: 2340
  • «Ouwi, min her Iweiu,
  • wer hat under uns zwein
  • gevüeget dise minne?
  • es wundert mine sinne,
  • wer iu geriete disen wän, 2345
  • so leide als ir mir hat getan,
  • daz ich immer wurde iuwer wip.»
  • s. 94 «mir rietz niuwan min selbes lip.»
  • «wer rietz dem libe durch got?»
  • «daz tete des herzen gebot.» 2350
  • «nü aber dem herzen wer?»
  • «dem rieten aber diu ougen her.»
  • 2328 eines enbern, geine Absichten auf einen aufgeben. — 2329 brechen den
  • Site, die Sitte ' yerletzen , wider die Sitte handeln. — 2330 biten mit dem
  • Genetiv, um etwas bitten, anhalten ; vgl. zum 2. Büchl. 752 und Gregor 708.
  • — 2332 einem ncetlichen ist ein sonst nicht weiter belegter und darum
  • schwieriger Ausdruck. Es kann hier bedeuten : 1) einem lästig fallen, ihm
  • aufdringlich werden; aber auch 2) sich einem gegenüber hochfahrend und
  • abstoßend benehmen, sich vor ihm in leitler Weise zieren und spröde thun
  • (man denke dabei an das undäre empfangen in Y. 2247 fg.); in letzterer
  • Beziehung erscheint naetlich im Sinne von ttbermtlthig, hochfahrend, eitel,
  • eingebildet (darum lästig, unausstehlich), namentlich im Wälschen Gast
  • hei Thomasin von Zerkläre 1446, 5059, 9769; sodann sagt Berthold von
  • Begenshurg (I, 54, 1; 114, 38; 118, 11; 320, 8; 337, 27; 397, 1; 414, 25; II, 68,
  • 18; 119, 16 u. 18; 120, 6) ez naetlich oder ze ncetlichen machen mit etew., und
  • zwar gleichbedeutend mit hochvart trtben (vgl. 54, 1 mit 54, 9 ; 414, 27 #fn ge-
  • verte ncetlich machen) und im Gegensatze zu demüetic wesen; und in GAbent.
  • III, 124, 503 ez gar ncetlich machen=Bioh zieren und streuben; vgl. Keller
  • ErzfthL 446, 3; Clara Hätzlerin S. 68 (89, 38). — 2334 nein ich ist formel-
  • hafte Kllipse (ebenso die Bejahung ja ich) bei Antworten, hier so viel wie
  • nein ich envoil oder nein ich entuon. — 2337 widervarn^ begegnen, zu Theil
  • werden. — 2339 daß wir können, dürfen Lebensgefährten j ein Paar sein.
  • 3345 wer euch diese Hoffnung eingegeben, euch auf diesen Gedanken
  • gebracht haben mag. — 2346 trotzdem daß ihr mir so weh gethan habt. —
  • 2347 immer, je, jemals. — 2348 fg. vgl. 1. Büchl. 581 fg. und in B^ilxft'SL ^«t
  • Gegenüberstellung von Itp und herze die VoTbemerkuTvg Aaxu, ^. ^b. —
  • 84 III. ABENTEUER,
  • \
  • «wer riet ez den ougen dö?»
  • «ein rät, des mugt ir wesen vrö,
  • iuwer schcene und anders niht.» 2355
  • «Sit unser ietwederz gibt,
  • ez si des anderen vrö»,
  • sprach diu küneginne d6,
  • «wer ist der uns des wende,
  • Wim geben der rede ein ende? 2360
  • dazu Yüeget sich niüt under uns drin:
  • nü g^n wir zuo den liuten hin,
  • ich habe gester besant
  • die besten über min laut:
  • vor den suln wirz niht stillen. 2365
  • ich hä.n in mines willen
  • ein teil dar umbe kunt getan.
  • die suln wir an der rede hän:
  • zwäre ez vüeget sich deste baz.»
  • nCt täten si ouch daz. 2370
  • Bö si sich ze banden viengen
  • unde in daz palas giengen,
  • und si hern Iwein gesähen,
  • benamen si des jähen,
  • si gessehen nie so schoenen man. 2375
  • däne lugen si niht an.
  • ouch enwärt nie riter anderswä
  • s. 95 baz enpfangen dan er da.
  • si besähen in als ein wunder
  • und sprächen alle besunder: 2380
  • «wer brähte disen riter her?
  • ob got wil, ez ist der
  • den min vrouwe nemen sol.»
  • in behägte nie riter also wol.
  • 2359 nach der Frage wer ist der uns des wende (im Sinne von nieman uns
  • des enwendet wie im Erec 4964) hier der abhängige Sats mit ne: wer hin»
  • dert uns daran, daß u. 8. w. — 2360 der rede ein ende geben ^ die Sache
  • zur Ausführung bringen, sie wahr machen. — 2362 n& gin wir, nun wollen
  • wir, lasst uns gehen; ebenso nü bite toir 2279. — liutey vgl. darüber su
  • 2158. — 2364 über min lant, in meinem ganzen Lande; über hier wie das
  • lat. per. — 2365 ez stillen , es verheimlichen. — 2368 die sollen, werden
  • wir mit hinzuziehen; an der rede, bei der Sache. — 2369 vielleioht diu
  • baz statt deste baz mit Lachmann.
  • 2371 vgl. zu 79. — 2376 in der Beziehung logen sie nicht (lugen prset.
  • von liegenjt darin hatten sie vollkommen Becht. — 2380 alle besunder, jeder
  • von ihnen, aUe einer wie der andere, alle ohne Ausnahme. — 2388 ob got
  • wil, will's Gott.
  • LUVETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 85
  • Alsus vuorten si in 2385
  • durch die liute enmitten hin,
  • und gesItzen beide an einer stat.
  • diu vrouwe ir truhssezen bat,
  • daz er ir rede tsete
  • und si des alle baete, 2390
  • daz si ez llezen äne zorn:
  • si het ir disen man erkorn.
  • si sprächen, ez wser äne ir haz
  • und in geviele nie dehein dinc baz.
  • ein ros daz willeclichen gät, ; 2395
  • swer daz mit sporn ouch bestät,
  • so get ez deste baz ein teil,
  • sl mohten ir willen unde ir heil
  • ir lihte geraten.
  • ich wsen si rehte täten: 2400
  • wan dühte ez si alle missetän,
  • si wolde in doch genomen hän.
  • D6 der trühsseze getete
  • siner vröuwen rede nach ir bete,
  • und dö sl ouch hörten sagen, 2405
  • ez koeme in vierzehen tagen
  • 8. 96 der künec Artus dar mit her:
  • vund er den brunnen äne wer,
  • s6 wsere er benamen verlorn:
  • wan er hete der vart geswom; 2410
  • und als in rehte wart geseit
  • 2387 und setzten sich beide zusammen. — 2388 truhsoeze swm. , der
  • TruchseO, der Oberste unter den Hofbeamten; eigentlich der, welcher
  • die Speisen (truht) aufsetzt, dapifer, — 2389 ir rede tuon, ihr Anliegen
  • vortragen.-'^ 2392 «r, sich, siöi. — 2393 ez waere äne ir haz, sie hätten
  • nichts dagegen. — 2396 mit sporn bestän einen, mit den Sporen nehmen,
  • spornen. — ouch, außerdem noch. — 2397 ein teil^ ein gut Stück Weges;
  • gewissermaßen. V. 2395 — 97 enthalten eine sprichwörtliche Bedensart,
  • TgL Chrestien 2146 li chevax, qui pas ne va lant, s'es/orce, quant an l'es-
  • perone. — 2398 — 99 das was sie selbst wünschten und was zu ihrem
  • eigenen Besten war, das ihr zu rathen, fiel ihnen wohl nicht schwer:
  • die Worte sind nebst dem vorhergehenden Sprichwort als Scherz (schimpf)
  • m nehmen.
  • 3403 — 4 ir rede getete, ihre Sache vorgebracht hatte. — 2406 der Aus-
  • druck in vierzehen tagen ist hier im Allgemeinen zu nehmen und als
  • Wiederholung von Y. 900 anzusehen; denn genau genommen betrug die
  • Zeit bis Bu der erwarteten Ankunft des Königs Artus nicht mehr so viel
  • Tage; Iiaohmann hat daher, aber gegen die Handschriften geändert:
  • inner sehen tagen; abei Chrestien nach Holland 2085 ein^ois que la semaine
  • past*9 — 2410 swem mit dem Genetiv, etwas eidlich ge\o\>eu. —
  • 86 III. ABENTEUER, LTJKETENS BATH U. LAUDIKEN8 BEKEHBUNG.
  • des riters geburt und sin vrttmckeit
  • zuo der schoene die si sähen,
  • von rehte si des jähen,
  • ez wsere vrume und ^re. 2415
  • waz sol der rede mere?
  • wan ez was michel vuoge.
  • da wären pfaffen gnuoge:
  • die täten in die e zehant.
  • si gäben im vrouwen unde lant. 2420
  • Vrou Laudine hiez sin wip.
  • si künde im leben unde lip
  • wol gelieben mit ir tugent.
  • da was geburt unde jugent,
  • schoene unde richeit. 2425
  • an swen got hat geleit
  • triuwe und andern guoten sin,
  • volle tugent, als an in,
  • und den eins guten wibes wert,
  • diu niuwan sines willen gert, 2430
  • suln diu mit liebe lange leben,
  • den hat er vröuden vil gegeben,
  • daz was allez waenlich da. tj*
  • s. 97 Hie huop sich diu brütlouft sä.
  • des töten ist vergezzen: 2435
  • der lebende hat besezzen
  • beidiu sin ere und sin lant.
  • 2 UM zuo, neben, außer. — 2115 es brächte ihnen Nutzen und Ehre (da6
  • Hie Iweiii zu ihrem Herrn erhielten). — 211<5 wozu soll man noch weiter
  • reden; wozu bedarf es noch längerer Rede. — 2417 fuoge fem., Fftglich-
  • keit, Schicklichkeit; es konnte sich ja nicht besser fügen, es war ein
  • Klüokliches Zusammentreffen: vgl. Armer Heinrich 1521. — 2419 emem die
  • e tuon, ihn trauen.
  • 2423 gelieben, angenehm (liep) machen = /leö^n in V. 45 u. 2146. —
  • tugent, hier allgemein: Vortrefflichkeit; worin diese bestanden habe, wird
  • in den beiden folgenden Versen gesagt. — 2424 da tcas, bei ihr war, sie
  • besaß. — geburt, edle Abstammung, hoher Stand. — 2425 rtcheit, Reioh-
  • thum, Wohlhabenheit. — 2429 icern, gewähren, bescheren. — 2431 diu
  • neutr. pl. , auf den und diu im Vorhergehenden bezogen. — mie lieb^,
  • ohne Leid, glücklich. — 2433 wcenlich, der Vermuthung (dem tcäne) nach
  • möglich , nach menschlicher Berechnung wahrscheinlich, dem Anscheine
  • nach zutreffend; vgl, Erec 5i»7i).
  • 2434 brütlouft fem. , Hochzeit. — 2436 besitzen stv. , in Besitz nehmen.
  • Vgl. Warnung 3i> diu habe diu ist besetzen, des friunde.% i.st vergezzen. —
  • 2437 beidiu — und, sowohl — als auch. — ¥re fem. bezeichnet vorzugsweise
  • die fürstliche Macht, die Gewalt des (Jebieters, die Herrschalt (vis regia,
  • iinperiumj Corona; vgl. Armer Heinrich l.'>8; Genesis u. Kxodus 18, 22;
  • IV. ABENTEUER, KEIl's SPOTT UND GAWEIN's MAHNUNG. 87
  • daz was vil wol zuo im bewant.
  • ezn wart vordes noch sit
  • volleclicher höchzit 2440
  • in dem lande nie m^re.
  • da. was wünne und ere,
  • vröude und michel riterschaft
  • und alles des diu überkraft
  • des man zem Übe gerte. 2445
  • ir riterschaft diu werte
  • unze in daz laut vuor
  • der künec Artus, als er swuor,
  • zuo dem brunnen mit her.
  • dö bedorfter guoter wer: 2450
  • im entöhte ze herren niht ein zage.
  • ezn kom dar nie in einem tage
  • so manec guot riter also dö.
  • IV. ABENTEUER,
  • KEirS SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNCL
  • Iwein's Hochzeit ist kaum zu Ende, als der Köuig Artus mit seinem
  • Gefolge erscheint, um gleichfalls das Abenteuer an dem Brunnen zu ver-
  • suchen. Keii spöttelt, noch ehe es dazu kommt, über Iwein, daß er sei-
  • nem Freunde Kalogreant mehr versprochen habe, als er zu leisten im
  • Stande gewesen, und erklärt, er werde nun selbst versucheu Kalogreant
  • zu rächen. Sobald daher Artus das Becken ergriffen und damit das
  • Wasser auf den Stein gegossen hat, drängt er sich, mit des Königs (tC-
  • nehinigung, allen vor, um mit dem unbekannten Bitter die erste Lanze
  • zu brechen. Iwein eilt gleich darauf herbei und sticht den großspreche-
  • rischen Truchseß vom Pferde. Alsdann gibt er sich dem Könif^e zu er-
  • kennen und geleitet nach dieser freudigen Überraschung ihn und das
  • Gefolge auf seine Burg. Laudine freut sich ihres Ciremahls, der sein Land
  • 80 tapfer ku schirmen gewusst. Sie geräth aber bald in große Betrübniss,
  • Kindheit Jesu 90, 30; 91, 3; Thomasin 10:.04; Herbort Troj. 17')03; König
  • Ortnit in v. d. Hagen's Heldenbuch .U; Babenschlaoht 37: 284; (Jries-
  • haber, Vaterländisches, S. 285 u. 28H; Meister (rodefr. Hagen's Beimchrouik
  • 36€7; Jänicke zu Ortnit 38, 3). —243« :uo einem beivant sin, jemandes Hän-
  • den anvertraut, tibertragen sein (aUcuiusfidei commissum esxe). — 2440 vollec-
  • lich, völlig, vollkommen, reichhaltig. — 2441 nie mere , niemals wieder,
  • noch nie. -— 2442 ere, Herrlichkeit, Entfaltung von Glanz und Macht;
  • Pracht. — 2348 riterschaft, ritterliches Treiben, Turnier. — 2444 diu ührr-
  • kraftf die Übermenge, Überfluß, Unzahl. — 244.') zem libe, zum Leben, /.um
  • Lebensbedarf. — 24.')0 er, d. h. der Brunnen.
  • 88 IV. ABENTEUER,
  • als Iwein , von seinem Freunde Gawein ermahnt , daß er über den dl
  • liehen Pflichten die des Eitters nicht vergessen möge, sich entschlie'
  • auf einige Zeit seine Gattin wieder zu verlassen. Nor ungern gibt
  • ihm Erlaubniss dazu und bedingt sich aus , daß er binnen Jahresf^
  • wieder zurückkehre. Darauf ziehen Artus und seine Bitter wieder "^
  • dannen, mit ihnen Iwein, nachdem er von seiner Gattin noch mit ein
  • schützenden Biuge versehen worden ist.
  • ^
  • Nü was der herre Keii vro, •
  • daz er ze spottenne vant. 24^^
  • er sprach: «her Kälogreant,
  • wa ist iuwer neve her iwein?
  • ez schinet noch als ez dö schein
  • und ich waene ez immer schine:
  • sin rede was nach wine, 24^
  • do er iuch hie mit worten räch,
  • ouwe wie er sluoc und wie er stach!
  • s. 98 wser im ein trinken noch getragen,
  • er hete zwelf risen erslagen.
  • siner manheit der ist vil.
  • deiswär ob er iuch rechen wil,
  • so sümet er sich,
  • der iuch da richet, daz bin ich.
  • ich muoz et aber die not bestän,
  • als ich vil dicke hän getan 2470
  • da ich vür minen vriunt stuont.
  • ichn weiz war umbe si ez tuont,
  • ode waz si an in selben rechent,
  • die also vil gesprechent
  • von ir selber getät, 2475
  • 2458 ez schinet, es zeigt sich, man ersieht, man merkt: es zeigt sich
  • heute wie damals. — 2460 seine Bede geschah infolge des Weingenus8«t
  • oder weil er "Wein getrunken hatte; vgl. V. 816 fg.; Keil meint: das
  • trunken houbet lihte tuot , des nüehter man gewan nie muot (Wolftmm
  • Willoh. 117, 19). — 2461 räch preet. von rechen, rächen. — 2462—64 mit
  • diesen Worten verhöhnt Keil Iwein's Äußerung in V. 806 fg. — 2463 ein
  • trinken einem tragen, einen Trunk vorsetzen, einem etwas zu trinken
  • bringen; solcher Trunk pflegte gewöhnlich nach dem Essen, am Abend
  • aufgetragen zu werden und war meist das Zeichen, daß die Tafel aufge-
  • hoben, die Gäste verabschiedet werden sollten. — 2467 »ich «äm«M, ■Anxnen,
  • lange warten lassen. — 2469 aber, wieder; et aber, aso wie immer so auch
  • jetzt wieder». — 2471 da wo ich für einen Freund von mir einzuBtehen,
  • zu kämpfen hatte. — 2473 oder «was sie sich zu Leide gcthan haben, daß
  • sie sich selber so schaden durch ihre Buhmredigkeit». Mhd. Wörterbuch. —
  • 2475 getät fem., die Thal, das Thun. —
  • KBU'S SPOTT UND GAWEIn's MAHNUNG. 89
  • SO ins nieman gestät.
  • ez ist ze vehtenue guot
  • d& nieman den widerslac tuot.
  • nü ist er uns entwichen
  • im selben lasterlichen. 2480
  • er vorhte, wsere er her komen,
  • wander sichz het an genomen,
  • er müese die not vor bestän.
  • ich hetes in doch vil wol erlän.
  • Ez swachet manec boese man 2485
  • den biderben swä. er iemer kan:
  • em beget deheine vrümekeit
  • und ist im gar ein herzeleit,
  • swem dehein ere geschiht.
  • nü seht, des entuon ich niht, 2490
  • 8. 99 wan ich eim iegllchen man
  • siner 6ren wol gan:
  • ich prise in swfi, er rehte tuot
  • und verswige sin lasten daz ist guot.
  • ez ist reht daz mir gelinge: 2495
  • wan ezn sprichet von dem dinge
  • niemen minre danne ich.
  • iedoch s6 vürdert er sich,
  • swfi, sich der boese selbe lobt;
  • wand niemen vür in gerne tobt, 2500
  • der sine bösheit prise.
  • her iwein ist niht wise:
  • er möhte swlgen als ich.»
  • diu rede dühte si gemellich,
  • 2476 einem eines d. gestand einem worin beitreten, beistimmen: ohne dal^
  • ihnen jemand beistimmt. — 2478 da wo niemand wieder schlägt; ein
  • iprichwOrtlicher Ausdruck. — 2479 hier bezieht sich Keii auf Y. 945. —
  • 3480 8ic£i aell)er zur Schmach. — 2481 hety d. h. an den Brunnen. —
  • 9483 es eich an nemen, sich etwas vornehmen. — 2483 diu not, hier so yiel
  • wie Kampf, äventiure (in diesem Sinne öfter in epischen Gedichten ver-
  • wendet; Tgl. Nibelungen ed. Bartsch 1935, 4; 2074, 2; Germania 4, 19, 376;
  • Karlmeinet 50, 44). — vor, vorher.
  • 3485 awachen, herabsetzen, herabwürdigen. — boese, im Gegensatz zu
  • biderbe (tftohtig, brav, trefflich), hier: schlecht, gering, unbedeutend. —
  • 2487 «er thut nichts wodurch er sich als einen tüchtigen Mann zeigte». B.
  • — 3489 wenn jemand sich Buhm erwirbt, sich auszeichnet. — 2497 minre,
  • minder, weniger. — 2498 sich vürdern, sich fördern. — so, damit. — er ist
  • auf dai folgende b(Bse man bezogen. — 2503 er möhte, er hätte können
  • soUen. — 8504 gemellich, spaßhaft, lustig, ausgelassen. —
  • 90 IV. ABENTEUER,
  • (laz fr sich dühte also guot: 2505
  • wan also schalclichen muot
  • gewau niv ritter dehein.
  • do sprach min her Gäwein:
  • «Wu; IUI, miu her Keii?
  • ua sprccliont ir doch, ir sit vri 2510
  • valschcr rede: wie schinet daz?
  • ir zeigt doch iezuo grozen haz
  • diseiii glitten kiiehte.
  • nü tuet ir im unrehte.
  • erii g(;d;*thte iuwer nie wau wol, 2515
  • als ein ritcr des andern sol :
  • und düA er nü niht komen ist,
  • daz Jiat im lihte an dirre vrist
  • ein i^eleh unmuoze benomen,
  • daz er niht mohte komen. 2520
  • s. 100 durch gut ir sult die rede län!»
  • her Kcii sprach: «daz si getan!
  • ich wiiude ich rette rehte dran,
  • also gerne mac ein man
  • übele tu<»u also wol: 2525
  • Sit (Ja/ ez iiiemen reden sol,
  • ichne }:«rweheu es niemer mere.
  • nü, daz sin iuwer ere.»
  • 2506 schalcltcfier mwt, rtililochtor, boshafter Bchadenfrolier Sinn.
  • 2511 calsc/ie red»'-, böse Nachrede, YerdächtiKang, Verleamdang. —
  • 2512 iezuo ^ jetzt. — 251:1 kneht, hior allgemciu: Manu, Kitter; vgl. «um
  • Krec G99, 1501, 747'.«. - 2518 au dirre crht, in dieser Zeit, diesem Augen-
  • l)lick. — 2519 uninuo:> l'om., das BeschäftigtHein, die Arbeit, Thiltigkeit. —
  • 2521- -Eraclius 2(KS1 //• ,sult durch yot die rede län. -- 2524 gtrne adv.,
  • leicht niTiglich , ah<'i -.'rue, ebenso leiclit, ebeuHo gut, ebenso wohL —
  • mac, kann. - 2527 .v ni/iewn swv. mit ^eii. der Sacht-, etwas erwfthneii. —
  • 2528 der Sinn diot>cr ist (schwierig und lässt »ich nur ungeffthr aas
  • dem Zusammenhange und aus der Vergleicluing mit andern Stellen er-
  • schließen. Wenn man von der zu V. 2437 angegebenen Bedentang des
  • Wortes ere Cim Plural hier: die Hoheiturechte, die Vorrechte oder die
  • Befugnistio dessen , der über etwas zn gebieten hat) ausgehen darf, ao er-
  • gibt sich für unst r*- Stelle folgender, dem Zusammenhange zngleieh ent-
  • sprechender Sinn : ihr sollt darüber zu gebieten haben, es mag von eaoh
  • allein abhängen. •■•< "oU ^anz auf euch ankitmmen; ähnlich unserm: 2Jie
  • haben zu befehlen! Kcii drückt damit seine Fügsamkeit und Ehrerbie-
  • tung gegen Gaw« in »uts, der, wie wir au» dem Kroo 1(>16 (vgl. die Anmerk.
  • daselbst) wissen, von iillon Bittern das grollte Ansehen an Artus* Hofe
  • genoß. Vielleicht wurden die betreffenden Worte, als Höflichkeitsformel,
  • mit einer höfischen (iebenle, einem ehrerbietigen Verneinen des Sprechen-
  • den, hegleitet. In deni^eiben Sinne fabüe ieb die Stelle bei Beinmar dem
  • Alten (MSFr. 199, 35): /cA sprich im niht m.'rr , wan da: er mich »iht da:
  • xint sin ire y d. b. dai-'t er mich sieht, > in seiner liewalt allein, uioht
  • bei mir; ferner mi l'ar/iv»! V, 121>4: nu »rlä: mich suonc yin dixem vlhe
  • KEII'S SPOTT UND GAWEIN's MAHNUNG. 91
  • Der künec Artus nam in die hant
  • daz becke daz er da. hangend vant 2530
  • und schuof ez vol des bronnen
  • und wolde rehte erkunnen,
  • ob daz selbe msere
  • war ode gelogen wsere,
  • durch daz er was körnen dar, 2535
  • unde begöz den stein gar.
  • dö wart daz weter also groz,
  • daz alle die da. verdröz
  • die dar komen wären:
  • und daz si genären, 2540
  • des heten si verzwivelt nach,
  • dö wart hern Iweine g&ch
  • gewäfent von der veste;
  • wander sä wol weste,
  • ern beschirmte sinen brunnen, 2545
  • er wurde im an gewunnen.
  • ouch habte her Keii
  • also gewäfent da bi.
  • s. 101 der hete der ersten tjost gegert:
  • der hete ouch in der künec gewert. 2550
  • Nu kom her Iwein balde
  • dort üz jenem walde
  • und gebiut mime libe anders swaz dtn ere sin, d. h. und befiehl mir übrigens,
  • was dn sonst zu gebieten haben magst; endlich in einem Beispiele des
  • Strickers (Altdeutsche Wälder 3, 218) sagt der Frosch su der im Schwim-
  • men unerfahrenen Schnecke : pßig ätnes ainptes alsam «, und underwint
  • dich nimmer me sus unkunder lere; daz sint dtn selbes ere, d. b. da (näm-
  • lich wenn du in deinem Bereiche, deiner Sphäre bleibst) kannst du schal-
  • ten und walten, da hast du allein zu gebieten, da bist du zu Hause. Vgl.
  • auch Beneoke Beitr. I, 244, wo es in einem Liede Ulrich^s von Winter-
  • ■tetten heißt: volge er miner lere — so tuot er wol — und sint sin ire, und
  • Germania 25, 202^ heiser, daz ne sin neine er€ dine , daz du samenes aus
  • mengen wisen man wider einen tummen.
  • 2531 ackuof, schöpfte, von schaffen stv. , das aber nur im Praeteritum
  • diese Bedeutung aufweist, während für die Gegenwart und das Particip
  • die Formen von schepfen swv. gebraucht werden. — 2532 erkunnen swv.,
  • kennen lernen, erfahren. — 2535 durch daz, um dessentwillen. — 2538 mich
  • eerdriuzetf ich. fühle mich unbehaglich; vgl. Gregor 794. — 2540 genären,
  • genaeen, mit dem Loben davonkamen, prtct. von genesen. — 2541 nach
  • »dv., beinahe, fast. — 2542 — 43 Iwein eilte bewaffnet von der Burg; vgl.
  • Sreo 6151; den Jüngling von Konrad v. Haslau 283. — 2544 sä wol ve-tte,
  • sofort genau wnsste. — 2545 em beschirmte ^ wenn er nicht beschirmte. —
  • 3S46 einem etewaz an gewinnen, abgewinnen, entreißen. — 2547 fr habte da
  • öi, er hielt in der Nähe, hatte sich nicht weit davon aufgestellt. — ouch,
  • Ton der andern Seite. — 2548 also, ebenso, gleichfalls. — 2549 tjost fem..
  • SpeeretoiSk, ritterlicher Zweikampf mit der Lanze (=:altfr. jouste, mlat.
  • Justa).
  • 92 IV. ABENTEUER,
  • ze velde gewalopieret,
  • in engel wis gezieret.
  • in enlrte ros noch der muot: 2555
  • wan diu wären beidiu guot.
  • sinem herzen liehe geschach,
  • dö er jenen halden sach,
  • der allez guot verkerte,
  • dö in got so gerte, 2560
  • daz er im solte gelten
  • sin ungevüegez schelten
  • und sinen tägelichen spot.
  • des lobet er got.
  • euch sag ich iu ein msere: 2565
  • swie schalchaft Keii wsere,
  • er was iedoch vil unervorht.
  • enhet in sin zunge niht verworht,
  • sone gewän der hof nie tiurern helt.
  • daz mugent ir kiesen, ob ir weit, 2570
  • bi sinem ampte des er pflac:
  • sin het 4nders niht einen tac
  • geruochet der künec Artus
  • ze truhssezen in sinem hüs.
  • Nu wären si under in beiden 2575
  • s. 102 des willen ungescheiden :
  • 2553 ze velde y in das Freie. — walopieren j galopieren. — 2554 in engel
  • wiSf uach Art der Engel, d. h. glänzend, feierlich, festlich, ohne daß dabei
  • an eine bestimmte Farbe gedacht würde; vgl. Mai und Beaflor 115: da*
  • wären hohe künege rieh, als die engel gezieret; überhaupt wird der glAn-
  • zende ritterliche Schmuck öfter mit der engeis (oder engelischen) wät Ter-
  • glichen; vgl. darüber W. Grimm, Über Freidank, S. 30; JOng. Titnrel 4550
  • u. 5415; ursprünglich wurde darunter die paradiesische Bekleidung d«r
  • ersten Menschen vor dem Sündenfall (Genesis u. ExoduB von Diemer 19,
  • 14; von Keller's Erzählungen 13, 36; 15, 11; 17, 9; 20, 8), sowie derer, die
  • in den Himmel aufgenommen werden (Fundgruben 2, 19, 197; Hemum
  • Damen in MS. v. d. Hagen 3, 163>^, 1C5^) und das Messgewand des Priesters
  • verstanden (Freidank 15, 12 und anderwärts). — 2555 irren, hindern, stdren.
  • — 2557 liebe ist Adverb ; mir ge»chiht liebe , ich werde angenehm bertthrt,
  • freudig überrascht, erfreut. — 2559 verkeren, etwas in sein Gegentheil rer-
  • wandeln, verdrehen, übel deuten. — 2561 einem etewaz gelten, wiederbezahlen,
  • vergelten. — 2567 unervorht, unerschrocken. — 2568 verwürken verb. anom.
  • zu Grunde richten, ins Unglück bringen. — 2572 — 74 ihn hftUe sonst
  • Artus (d. h. wenn Keii nicht ein so tiuwer helt gewesen wäre) auch nicht
  • ^inen Tag lang als Truchseß In seinem Hause behalten; vielleicht hieA
  • es ursprünglich : sin hete anders einen tac — geruochet niht der künec Art&s •
  • vgl. über einen tac niht=ne diem quidem, Germania 7, 439. '
  • 2575 under in beiden, untereinander, beiderseitig. — 2576 in Besag auf
  • ihr Verlangen, ihr Trachten nicht unterschieden; von gleicher Kampf-
  • begier erfüllt; vgl. 6520 u. Anm. zum 2. Bttchl. li»6. —
  • KEII'S SPOTT UND GA WEINES MAHNUNG. 9B
  • ir ietweder ged&hte sSre
  • üf des andern ^re:
  • ir gelinge was ab misllch.
  • diu Ijost wart guot unde rieh, 2580
  • unde der herre Keil,
  • swie boese ir wsenet daz er si,
  • er zestäch sin sper unz an die hant.
  • Ak mite wart' ouch er gesant i
  • üz dem satele als ein sac, \ 2585
  • daz em weste wä er lac.
  • dochn Wolter im niht m^re
  • tuon dehein un^re,
  • wan daz er schimpflichen sprach,
  • dö er in vor im ligen sach: 2590
  • «war umbe ligt ir da durch got?
  • nü wäm si doch ie iuwer spot,
  • den äne ir schulde misselanc.
  • vielet ir sunder iuwem danc?
  • michn triege danne min wän, 2595
  • ir habt ez gerne getan:
  • ezn mohte iu anders niht geschehen.
  • ir woltet niuwan gerne sehen,
  • welch Valien wsere.
  • ez ist doch lasterbsere. » 2600
  • Er nam daz ors, dö erz gewan,
  • und Yuortez vür den künec dan.
  • er sprach: «ditz ros hän ich genomen:
  • herre, heizet eteswen komen
  • von iuwerm gesinde, 2605
  • der sichs underwinde.
  • s. 103 ich enger niht iuwer habe,
  • ichn gewinnes iu anders abe.»
  • des genädet er im verre.
  • 3577 er gedahte ^/, er hatte es abufesehen auf. — 3579 mislteh, yerschiedeD-
  • artig, ungleich. — 3580 rieh, herrlich, prächtig; vgl. Erec 6913 u. Eraclius
  • 4773. — 3583 «er zersplitterte es bis an die Hand». B. — 2584 senden,
  • werfen. — 3589 tchimpflichen adv., spottend, scherzend. — 2591 durch got.
  • Tgl. zu 1499; Ausruf der Beschwörung, der Verwunderung. — 2594 mnder
  • iuwem dane, ohne euern WiUen. — 2595 wenn ich mich nicht täusche,
  • irre ; niei opinio me fallit. — 2596 gerne, absichtlich, mit Fleiß. — 2599 «was
  • fiülen sei». B.; toelch (ahd. hwelich), wie beschaffen. — 2600 lasterhmre,
  • sohimpflich, unehrenhaft.
  • 3608 woffeme ich sie nicht auf andere Weise euch abgewinnen kann, —
  • S$O0 genaden, danken. —
  • 94 IV. ABENTEUER,
  • er sprach: «wer sit ir, herre?» 2610
  • «ich bin ez Iwein.« «nü durch got.»
  • «herre, ich hin ez sunder spot.»
  • Nü saget er im maere,
  • wie er worden waere
  • herre da ze lande. * 2615
  • siner eren und Eeii schände
  • vröuten si sich alle do:
  • dochn was da niemen also vro
  • also min her Gäwein:
  • wan ez was ie under in zwein 2629
  • ein ges^lleschaft äne haz,
  • und stuont vil verre deste baz
  • ir ietweders wort,
  • noch lac der herre Keii dort
  • gar ze spotte in allen: 2625
  • wander was gevallen
  • üf den lip vil sere.
  • und wsere ein selch un^re
  • an einem biderben man gesehen,
  • der im vil manegiu was geschehen, 2630
  • der sich lasters künde schämen,
  • der h2et6 benamen
  • die liute gevlohen iemer me.
  • ez tete im an dem libe we,
  • ez was im anders sam ein hast: 2635
  • wandez hete der schänden last
  • sinen rücke überladen.
  • s. 104 ez enkunde im niht geschaden
  • au sinen vröuden also,
  • daz er iender unvrö 2640
  • 2611 ez dient hier nach mittelhochdeutscher Weise dazu, das perBÖnliche
  • Prädicat voraus anzudeuten; bleibt im Nhd. iinübersetzt ; vgl. 3016, 3509.
  • — 2612 sunder spot, ohne Scherz, in allem Ernste.
  • 2613 einem moere saf/en, berichten, erzählen. — 2621 yesellescha/t, freand-
  • schaftliches Verliältnili, Freundschaft. — 2622 vil verre deste baa, am so
  • viel besser. — 2623 wort, der Kuf, in dem jemand steht. — 2628 — 31 über
  • die Hartmauu oi^enthUmliche Weise, zwei zusammengehörige SAtze oder
  • Satztheile von zwei ebenso eng zusammengehörigen sich gegenseitig aus-
  • einander reißen zu lassen vgl. K. Faust in iSteinmeyer^s Ztschr. 24, 4.
  • 2630 der ist Genetiv des Relativs, auf unere bezogen, von manegiu ab-
  • hängig; das der (--qui) im folgenden Verse bezieht sich auf biderben man
  • zurttck. — 2635 sam ein hast, wie Bast, d. h, wie gar nichts; bast hftuflg
  • in, fiesem Sinne gebraucht. — 2636 — 37 er war so schon mit Schande über-
  • laden, daß er die eben erlittene Beschimpfung nicht weiter beachtete. —
  • KEIl's SPOTT UND GAWEIN's MAHNUNG. 95
  • gegen einem häre wurde dervon;
  • wan er was lasters wol gewon.
  • Sus hete der strit ende
  • mit slner missewende
  • und mit lästerlichem schalle. 2645
  • die andern muosen alle
  • hern Iwein wol gunnen
  • sines ländes und des brunnen
  • und aller siner ^ren:
  • sine möhtens im gemeren, 2650
  • in was anders niht gedäht.
  • sus het erz umbe si alle brS^lit.
  • «
  • Nu reit der künec ArtAs
  • durch sine bete mit im ze h(iH.
  • dane irte unstate noch der muot, 2655
  • dane wurde handelunge guot;
  • daz er äne sin laut
  • nie bezzer kurzwile vant:
  • wan dem was et niht gelich,
  • unde ist euch unmügelich 2660
  • daz im üf der erde
  • iemer iht geliches werde.
  • Diu künegin was des gastej^ w-i,
  • ze hern Iweine sprach si do:
  • «geselle unde herre, 2665
  • ich gna.de dir vil verre
  • s. 105 unsers werden gastes.
  • zwäre du hast es
  • iemer 16n wider mich.»
  • 2641 gegen einem hare , um ein Haar, im GerinKS"'«'«".
  • 2644 missewende fem., das UmBchlaf^en yom Besai'ru /.um. Schlechtem,
  • das MiBslingen , die Entehrung, Beschimpf unf?. — 264 r. lasterlicher schal,
  • Iftutea Hohngelächter, höhnender Juhelschall. — *J650 — r»l nur darauf wie
  • sie ihm dieselben (Ehren) mehren könnten, auf anderes waren sie nicht
  • bedacht. — 2652 ez umbe einen bringen, sich um »'inen verdient machen
  • (und dadurch seine Zuneigung, sein Herz vr^winnen); vgl. Deutsches
  • Wörterbuch 2, 386 u. 1119.
  • 26bb unstate fem., ungünstige Lage, Unvermr>gt'n. itetiürftigkeit, Mangel :
  • weder Mangel noch guter Wille verhinderten liii-i . die Bewirthung
  • eine gute war. — 2657 äne, außer.
  • 9666 vil verre genäden mit Genetiv: recht silir danken wegen einer
  • Sache. — 2668—69 wider mich, mir gegenüber, wa^mich betrifift, von mei-
  • ner Seite : glaube mir, du hast dafür ewig Dank von niir zn beanapru.
  • 96 IV. ABENTEÜEB,
  • von schulden vröute si sich: 2670
  • wan si was onz an die zit
  • niuwan nach wäne wol gehlt:
  • nu enwas dehein wä.n dar an.
  • alrest liebet ir der man.
  • dö ir diu ^re geschach, 2675
  • daz si der künec durch in gesach,
  • dö hete si daz rehte ersehen,
  • daz ir wol was geschehen,
  • und hete ouch den brunnen
  • mit manheit gewunnen 2680
  • und werte ouch den als ein helt.
  • si gedähte: «ich hän wol geweit.»
  • Der gast wirt schiere gewar,
  • enist er niht ein töre gar,
  • wie in der wirt meinet; 2685
  • wander im bescheinet
  • an etelicher swsere,
  • ist er im unmsere:
  • und geherberget ein man
  • da, ims der wirt wol gau, 2690
  • dem gezimet deste baz
  • sin schimpf unde sin maz.
  • ouch enwirt diu Wirtschaft nimmer guot
  • äne willigen muot.
  • nü vant der künec Artus 2695
  • werc und willen d& ze hüs.
  • Unde min her G&wein,
  • an dem niht des enschein,
  • s. 106 ern wsere hövesch unde guot,
  • der erzeicte getriuwen muot 2700
  • hern Iwein sinem gesellen;
  • ich werde dir meinerseitt ewig dafür dankbar sein. — 2670 von sekuleUny.
  • mit Beoht : sie hatte aUe Ursache sich zu freuen. — 2672 gehU partie. von
  • gehlen oder gehtwen, verheirathen , vermählen. — nach tcäne, nach trn-
  • sicherm Vermuthen, auf gut Glück, aufs Gerathewohl. — 2673 dehein wdn,
  • kein bloßes Wähnen, kein Zweifel. — 2674 lieben, lieb, werth sein.
  • 2685 wie sein Wirth gegen Ihn gesinnt, geneigt ist. — 2686-88 weil
  • er es ihn merken lässt an diesem und jenem Leid (das er ihm vorercfthltk
  • wenn er ihm nicht genehm ist. — 2691 gezemen, geeignet sein: wohl an-
  • stehen. — 2692 Benecke : «was für die Unterhaltung und Aufheiteranff des
  • Gastes sowohl als für seine Bewirthung von dem Wirthe geschiehtv.
  • mag neutr., Speise. — 2693 Wirtschaft , Beköstigung, Mahlzeit. — 2696 iere
  • und Wille, That und guter Wille ; köstliche Bewirthung und wohlwollende
  • Gesinnung von Selten des Wirths.
  • 2698 99 der nie anders erschien als höfisch und gut. —
  • KEIl's SPOTT UND GAWEIn's MAHNUNG. 97
  • als ouch die wisen wellen,
  • ezü habe deheiniu gr oezer kraft
  • danne unsippiu geselleschaft,
  • gerate si ze guote; 2705
  • und sint si in ir muote
  • getriuwe under in beiden,
  • so sich gebruoder scheiden.
  • sus was ez under in zwein:
  • der wirt und her Gäwein 2710
  • wären ein ander liep genuoc,
  • so daz ir ietweder truoc
  • des andern liep unde leit.
  • hie erzeigte sine hövescheit
  • her Gäwein der bescheiden man, 2715
  • unde sage iu war an.
  • Diu maget hiez Lünete,
  • diu so bescheidenlichen tete,
  • daz si von grözer herte
  • hem Iweinen nerte 2720
  • mit ir vil guoten witzen.
  • zuo der gienc er sitzen
  • und gnadet ir vil s^re,
  • daz si so manige ^re
  • hem iweine sinem gesellen bot: 2725
  • wan daz er mislicher not
  • äne kumber genas
  • s. 107 und da ze lande herre was,
  • daz ergienc von ir schulden.
  • 2702 und das ist auch die Meinung verständiger, erfahrener Leute. — 2703 bei
  • deheiniu ergänze aus dem folgenden geselleschaft : keine Verbindung,
  • Freundschaft, kein geselliges Band ; vgl. Paul Mhd. Gramm. 219. — 2704 un-
  • 9ippe, nicht blutsverwandt. Vgl. Freidank 95, 16 gemachet friunt ze noeten
  • statf da Wtte ein mäc den andern lät und einige andere Sprichwörter, in
  • denen Freundschaft über Verwandtschaft gesetzt wird, bei Zingerle, Die
  • deutschen Sprichwörter im Mittelalter, S. 40 u. Haupt, Zeitschr. 15, 467
  • und Heinrich von Beringen 6080 ich ucasn, daz guote geselleschaft hab über
  • alle tippe kraft. — 2705 wenn sie wol gerätb, etwas Gutes daraus wird. —
  • 2706 st dem Sinne nach bezogen auf den in geselleschaft liegenden Begriff:
  • die gesellen, — 2708 «o, während. — 2714 hövescheit, das feine Zartgefühl,
  • die höfliche Bücksichtnahme , das zarte Mitgefühl; theilnehmende Höf-
  • lichkiBit, Freundlichkeit-, vgl. 2744 und Erec 3460. — 2715 bescheiden, ver-
  • ständig, taktvoll (eigentlich = der da weiß was sich gebührt).
  • 2718 bescheidenlichen adv., verständig, rücksichtsvoll. — 2719 herte fem.,
  • Notb. — 2721 Witze im Plural : Verstand, Sinn, Art und Weise. — 2726 mis-
  • Itdi. ferschiedentlich, manigfach. — 2727 genesen mit gen.: von etwas ge-
  • rettet, befreit werden, aus etwas unversehrt hervorgehen. — 2729 ergän,
  • gescheben, bewirkt werden. —
  • babtmanh von aue. iu. 3. Aufl. 1
  • 98 IV. ABENTEUER,
  • des gnadet er ir hulden. 2730
  • wan zwäre ez ist guot,
  • swer gerne vrümeclichen tuot,
  • daz mans im genäde sage,
  • daz er dar an iht verzage
  • (wan da hoert doch arbeit zuo); 2735
  • und swer ouch dankes missetuo ,
  • daz man dem erbolgen si:
  • der ziuhet sich ouch lihte derbi.
  • Her Gäwein sprach: «vrou Lünete,
  • iuwer rät und iuwer bete 2740
  • hat mir liebes viel getan
  • an dem besten vriunde den ich hän.
  • er hat mirz allez wol geseit,
  • wie im iuwer hövescheit
  • dise ere hat gevüeget, 2745
  • der in durch reht genüeget.
  • er hat von iu ein schoene wip,
  • ein richez laut unde den lip
  • und swes ein man zer werlte gert.
  • wser ich s6 biderbe und s6 wert, 2750
  • daz min göret wsere ein wip,
  • ichn hän niht liebers danne den lip:
  • den gsebe ich iu ze löne
  • umbe mins gesellen kröne,
  • die er von iuwern schulden treit.» 2755
  • hie wart mit stseter Sicherheit
  • ein gesöUeschaft under in zwein.
  • s. 108 vrou Laudine und her Iwein
  • die buten in ir hüse
  • dem künige Artuse 2760
  • 2732 gerne, mit Willen. — vrümeclichen tuon, brav, gut handeln. —
  • 2734 daz— iht, daß nicht etwa, ne forte, ebenso 2785 u. 2788. — verzagen,
  • uMuth und Lust verlieren ». — 2736 dankes (Genetiv), mit Absicht, vor-
  • sätzlich. — 2737 erbeigen stv. , vgl. zu 1789. — 2738 sich derbt ziehen , sich
  • bilden oder richten darnach; vgl. Docen Mise. II, 215; Eilhart Trist. 35,
  • 212; Demantin 5823; Mone, Altd. Sohausp. 101, 60 da cziet {ich edelenritter
  • bi; Gerhard v. Minden 14, 36; 16, 64; vgl. zu Iwein 7367.
  • 2740 bete fem., Bitte, Anrathen, JPürspraohe. — 2746 «mit der er wahr-
  • haftig alle Ursache hat zufrieden zu sein». B. — 2449 zer werlte , auf der
  • Welt, auf Erden. — 2751 eines geret sin, durch einen geehrt, beglückt
  • sein. — 2756 mit stceter Sicherheit, mit fester Unverbrüchlichkeit, unrer-
  • brüchlich fest; indem man sich gegenseitig die Versicherung gab, daß
  • der Band stcete d. h. fest, ewig sein sollte. — 2759 buten preet. plnr. yon
  • bieten (ich bot).
  • KEn's »POTT UND GAWEIN's MAHNUNG. 99
  • seih ^re diu in allen
  • muose wol gevallen.
  • Dö si da siben naht gebiten,
  • dö was euch zit daz si riten.
  • dös urloup nemen wolden, 2765
  • die da riten solden,
  • her Gärwein der getriuwe man
  • vuorte hern Iweinen dan
  • von den liuten sunder.
  • er sprach: «ezn ist niht wunder 2770
  • umb einen saeligen man,
  • der dar nach gewerben kan
  • und dem vrümekeit ist beschert,
  • ob dem vil 6ren widervert.
  • doch ringet dar n&ch allen tac 2775
  • manec man so er meiste mac,
  • dem doch dehein ere geschiht:
  • dem hat der sselden niht.
  • nü ist iuwer arbeit
  • sseleclichen an geleit: 2780
  • iu hat erworben iuwer haut
  • •ein schoene wlp unde ein laut.
  • Sit iu nü wol geschehen si,
  • s6 bewaret daz da bi,
  • daz iuch iht gehoene 2785
  • iuwers wlbes schoene.
  • Geselle, behüetet daz enzit,
  • daz ir iht in ir schulden sit,
  • 8. 109 die des werdent gezigen,
  • daz sl sich durch ir wip verligen. 2790
  • kSrt ez niht al an gemach^
  • 2763 geUten prset. von gebtten sty., gewartet, sich aufgehalten hatten.
  • — 2769 sunder adv., beiseit. — 2770 ezn ist niht wunder, es ist kein Wun-
  • der, nicht zu verwundern. — 2771 umb, in Betreff. — 2772 der danach,
  • d« h. nach Erwerbung von ere, seine Thätigkeit zu richten versteht. —
  • 277& allen tao, alle Zeit, fortwährend. — 2776 s6 er meiste mac , .so sehr
  • als er nur kann. — 2778 soelde pl., gltLckliche Erfolge, GltLck. .— 2780 mit
  • gutem Erfolg, segensreich angewandt. — 2784 ez bewaren, sich davor hüten.
  • — 2785 geh einen f einem Schande, Schaden an seiner Ehre bringen.
  • 2788 daß ihr nicht die Schuld derjenigen aufladet, nicht etwa zu denen
  • gehOrt. — 2789 zihen stv., zeihen, beschuldigen. — 2790 sich verligen, durch
  • langes Liegen, durch allzu viel Gemächlichkeit in Trägheit versinken,
  • sich dadiurah verderben. — 2791 gebt euch nicht ganz und gar der Ge-
  • mftchliohkeit , der Thatenlosigkeit hin. —
  • 100 IV. ABENTEUER.
  • als hern £recke geschach,
  • der sich ouch also manegen tac
  • durch vrowen flniten verlac.
  • wan daz er sich erholte 2795
  • sit als ein riter solte,
  • so wsere vervam sin ere.
  • der minnete ze sere.
  • Ir hat des iuch genüegen sol:
  • dar under lere ich iuch wol 2800
  • iuwer ere bewarn,
  • ir sult mit uns von hinnen vam:
  • wir suln turnieren als e.
  • mir tuot anders iemer wo,
  • daz ich iuwer künde hä.n, 2805
  • sol iuwer riterschaft zergän.
  • Maneger beschirmet sich da mite:
  • er gibt ez si des hüses site,
  • ist er Gliche gehit,
  • daz er danne vür die zit 2810
  • sül weder riten noch geben:
  • er gibt er sül dem hüse leben,
  • er geloubet sich der beider,
  • vröuden unde cleider,
  • die nach riterlichen siten 2815
  • sint gestalt und gesniten:
  • s. 110 und swaz er warmes an geleit,
  • daz gibt er ez si wirtes cleit.
  • er treit den lip swäre.
  • L'7y2 vgl. darüber Krec 2965 fg. (uud Gregor ISoy fg.). — i*7»5— % hitte er
  • sich später nicht wieder aus seiuer trägen Ruhe aufgerafft, sowie es sich
  • für einen Bitter gebührte. — 2797 cerearn sin, hin, verloren sein.
  • 27i»9 ihr habt soviel, daß ihr damit zufrieden sein könnt. — 2800 dar
  • under y dabei. — 2805 eines künde Acin, mit einem bekannt sein, eines Be-
  • kanntschaft gemacht haben. — 2806 wenn eure ritterliche Thfttigkeit all-
  • mihlich schwinden, aufhören soll.
  • 2807 sich beschirmen^ sich vertheidigen , sich entsc haldigen , Tor-
  • schützen. — 2809 gehrt, vgl. zu 2672. — 2^10 rür die zU, über diese Zeit
  • hinaus, von der Zeit an. — 2811 riten stv. , zum Turnier oder in den
  • Kampf, in den Krieg ziehen; geben hier ^=uälte (.Freigebigkeit) ftben.
  • 2813 nch gelouben mit gen., sich eutschlagen, entäußern, darauf versieh-
  • ten. — 2815 nach riterlichen siten y auf ritterliche Weise. — 2818 wirtes
  • kleity Hauskleid- — -^1^ ^«''* ''/' swdre trugen, u kümmerlich leben», ge-
  • drückt einhergehen-, vgl. das Sibelnngonlied 724, 2: urie treit et als*» huk«
  • erou KrittnhiU den tipf und Der Minne Lehre von Heinzeleiu 56.1: er sd
  • sich ßateclichen tragen. - -
  • KEIl's SPOTT UND OAWEIN's MAHNUNG. 101
  • mit strübendem häre, 2820
  • barschenkel unde barvuoz.
  • und daz ist ie der ander gruoz
  • den er sinem gaste git:
  • er sprichet: «sit der zit
  • daz ich erste hüs gewan 2825
  • (daz geloubet mir lützel ieman),
  • sone wart ich nie zwäre
  • des über ze halbem järe,
  • lehn müese koufen daz körn.
  • hiure bin ich gar verlorn 2830
  • (mich müet daz ichz iu muoz clagen):
  • mir hat der schür erslagen
  • den besten bü den ich hän.
  • ich Yürhte ich müeze daz hüs län.
  • etswie ernerte ich den lip, 2835
  • wan daz ich sorge umbe min wip:
  • diene weiz ich war ich tuo.
  • da beeret gröz kumber zuo,
  • swer daz hüs haben sol:
  • Jane mac niemen wizzen wol 2840
  • waz ez muoz kosten.
  • ich wsere wol enbrosten
  • der werlt an andern dingen,
  • möht ich dem hüse geringen.»
  • Sus beginnet er trüren unde clagen 2845
  • unde sinem gaste sagen
  • .2820 gtruben, rauh emporsteheu, struppig sein. — 2821 barschenkel adj.,. mit
  • bloßen Schenkeln, barbeinig (ygl. Purgoldt's Beohtsbuch 9, 40; Magda-
  • lena fol. 41*> barschenkel gie er äne h09en; Deut. Wörterb. I, 1140). — 2828
  • eines d. über werden^ ttberhoben werden. — nie ze halbeme järe , nicht auf
  • ein halbes Jahr. — 2830 hiure (aus hiü järü) adv., in diesem Jahre, heuer.
  • — 2831 müejen, beschweren, ärgern, leid thun. — 2832 der schdr, das
  • Hagelwetter. — 2833 bu stm., das bebaute Feld; die Feldfrucht. — 2835
  • €tswief irgendwie, auf diese oder jene Weise, so oder so ; einigermaßen. —
  • 2838 kumber, Mfllie. — 2839 «wer, wenn jemand. — haben, halten, führen
  • — 2842 enbrosten sin mit dat. (von enbresten; entgehen, sich entledigen),
  • .Ton der schuldigen Verpflichtung Andern gegenüber befreit sein, sich der
  • • Ton Andern gemachten Ansprüche entledigt, seiner Pflicht G-enüge ge-
  • .leistet haben, frei vor jemand sein; sich von jemand nicht mehr behelligt
  • oder besehwert fühlen; ursprünglich ein der alten Bechtssprache eigener
  • Au8drack=der Anklage entgangen, freigesprochen sein; vgl. Schwaben-
  • •pi(9gel ed. Wackernagel 8%*, 10; 283, 5; 416, 45; Berthold von Begensburg
  • 255, 34; 456, 26; Nürnberger Poliz. ed. Baader, S. 16, 17, 32. — 2844 einem
  • geringen stv. , einem im Kampfe gewachsen sein , über ihn Herr werden ;
  • hier: «den häuslichen Ausgaben gewachsen sein, nicht unter ihnen er-
  • liegen». B. ; ygl. Hugo von Trimberg im Benner 19381: und sicenn da: ts
  • kumt mit getwangen und im der biber niht mac geringen.
  • m
  • ^m *
  • ^^H s. 1 11 daz im lieber were.
  • ^^^H wasrer nie komen dar.
  • ^^H der Wirt h&t war, tmd doch niht gar.
  • ■.f»^
  • ^^^H daz hüB muoz kosten karte ril:
  • ^^^H der ere ze rehte haben wil,
  • ^^^H der muoz deste öfter keime slu:
  • ^^^H s6 tuo onck linder wllen schin,
  • ^^^H ob er noch riters muot habe,
  • 28^^
  • ^^^H unde eutuo sich des niht abe.
  • s
  • ^^H em si der riterschefte bl,
  • ■
  • ^^^H diu im le Buockeaae b!.
  • 1
  • ^^^B Ich rede als ick erkeunen kan.
  • ^^^1 nä durch wen molite ein vrumer man
  • 3aea
  • ^^^B' gerner wirden Einen lip
  • ^^^1 danne durch sin biderbez «ip?
  • ^^^1 hat er sick ^reu verzigen
  • ^^^1 und wil aich bi ir verligen
  • ^^^B^ unde gikt des danne.
  • -2865
  • ^^^Hb gelich einem b(esen manne,
  • ^H
  • ^^H daz erz ir ze liebe tuo
  • ^^1
  • ^^^^E diuie geziehe sick niemer zuo:
  • ^^1
  • ^^^H wau ir ist von herzen leit
  • ^^m
  • ^^^^1 3ln imwirde und filu verlegeoheit.
  • ■2870
  • ^^^H swie rebte liep er
  • ^^^^ß Gl mflet, ist er ir ze ofte bi.
  • SSM arinei innre, dKIhrd ttboi Annalh», kllaliclia OaMli
  • Med'i Triit. 13N dm eil armi wort towSli. — SiM tcÖr Ain. B
  • aGbt'bubeu.
  • — 8853 wv Wsr im Bfnne von milU, *(1jA-« = . freigebiger Ver
  • «altnng de*
  • hilteu wn
  • «. mit dw
  • im BBgemati zu dei ^r^, die er sich auaerli aeiDei Hau
  • iirtart nnd Im Turnier xa erwerben hat; »n'- Belnmat to
  • V. mi. -
  • nbjeot er M
  • bler, wie oner in der »11 en SpHobe, getpBrt und aoB dem N
  • ergftnSBii. — aSM lidi dii abt (uon, du aurgpben, aich deieen !<
  • alladf Ben. —
  • XM ,rtenntn, nrtb.il»n.-3Ml bM™ .wt„ wsrtb m«bei>, mll Khr«-™-
  • »hen. — Ä8«S lic* »fr.ffi™ einei J-, «loh loiugen ron. veniobt
  • Dinf etvu.
  • — SMS baar, gemein, uledrlg, unedel, nnritlerlleh, feige, im L
  • Mderif und ir™. - 3sas rte* litlr» « bedeutet ia der B
  • ■ Anipruch wormuf michenii, igl. mhd, Wörtarb. III, Wi",
  • M- ihnltok
  • igt wDlil Buob in fuien Iw. 73W, Datnucb «erdeu *li bl«
  • 1 Anaprueb. daa Uiie er aiob niobt einfalleu. (Sa l'eul Belti. I
  • SSO.) Anob
  • obnheil. -
  • ^^^^^^^..^--^^ f "^^'^fc.
  • M
  • KEIl'S SPOTT UND OAWEIN's MAHNUNG. l03
  • manegiu ziuhet sich daz an,
  • durch die vorhte des man,
  • daz sis niht verdrieze: 2875
  • swaz ab ers genieze,
  • s. 112 ob er sich bl ir verlit,
  • daz habe er eine äne nit.
  • lu Mt verdienet iuwer hant
  • eine künegin unde ein richez lant: 2880
  • sult ir nü da verderben bi,
  • so wsene ich daz noch r!cher si
  • äne huobe ein werder man.
  • her Iwein, dd. gedenket an
  • und vart mit uns von hinnen 2885
  • und gewinnet mit minnen
  • der küneginne ein urloup abe,
  • zeinem tage der vuoge habe,
  • und bevelhet ir liut unde lant.
  • ein wip die man hat erkant 2890
  • in also staetem muote,
  • diun darf niht m^re huote
  • wan ir selber ören.
  • man sol die huote kSren
  • an irriu wip und an kint, 2895
  • diu so einvaltec sint
  • daz si eins alten wibes rät
  • gebringen mac ze missetät.
  • Ir hat also gelebt unz her,
  • daz ichs an iu niht wandel ger, 2900
  • nach ^ren als ein guot kneht:
  • 2873 sich äaz an ziehen^ sich das Ansehen, den Schein geben. — 2874 vorhte
  • des many Fnrcht vor dem Mann. — 2878 daz habe er eine, das mag er allein
  • fftr sich behalten, will ich ihm nicht missgönnen; vgl. zu 854; der Aus-
  • druck ist ironisch. — ane nity «meinetwegen, ich bin es zufrieden«. B.
  • 8883 huobe fem., die Hufe; hier allgemein für: Grundbesitz, Land. —
  • 2886 mit minnen (pl. von minne), mit Güte; auf gütliche, freundliche Art.
  • — 2888 an einem Tage der sich dazu eignet. — 2889 liut unde lant ist ein
  • formelhafter, allitterierend er Ausdruck: das ganze Land. — 2890—91 einen
  • erkennen in statem muote, treue, feste Gesinnung an einem wahrnehmen. —
  • 2892 huote fem., Aufsicht. — 2892—93 Sinn: die braucht nicht erst unter
  • Aufsicht gestellt zu werden, die ist durch ihre eigenen Tugenden, durch
  • ihre persönliche Würde hinreichend geschützt. — 2894 keren an, anweA-
  • den bei. — 2895 irre adj., nicht sicher, unzuverlässig, untreu (Gegentheil
  • Yon State). — 289H. ijr«6r/7if?«n stv. , verleiten (=br Ingen).
  • 2900 wandel, Änderung (der Lebensweise); Vertauschuug dft% bl%\i«tV.-
  • genljebens mit einem andern; Paul 1. 1. vergleich "Pwtz. b^,*i1 de* engerle
  • er Mnen vandel niht. — 29QI nach eren, in, mit :E\iTeTi l,%odLtt.^ ft% tajä^SXjx«^
  • 104 ly. ABENTEUER,
  • nü hat ir des erste reht
  • daz sich iuwer ere
  • breite unde mere.
  • 8. 113 irte iuch etswenne daz guot 2905
  • michel harter danne der muot,
  • nü mugt ir mit dem guote
  • volziehen dem muote.
  • nü Sit biderbe und wol gemuot:
  • s6 wirt diu riterschaft noch guot 2910
  • in mangem lande von uns zwein.
  • des volget mir, her Iwein.»
  • Nü versuochte er zehant
  • an die vrouwen, daz er vant:
  • wan d6 sin bete was getan, 2915
  • done hete si des deheinen wän,
  • daz er si ihtes bsete
  • wan daz si gerne taete.
  • daz geweren rou si da ze stat,
  • do er si urloubes bat, 2920
  • daz er tumieren müese varn^
  • si sprach: «daz sölde ich 6 bewarn;»
  • done mohte sis niht wider komen.
  • sus wart da. urloup genomen
  • zeinem ganzen järe. 2925
  • ouch swuor si des, zwäre,
  • unde belibe er iht vürbaz,
  • ez wsere iemer ir haz.
  • gereicht). — guot kneht ist im Mittelalter gleichsam ein Ehrentitel fttr
  • den Bitter, mit Beziehung auf sein männliches und ritterliches Wesen;
  • vgl. zum Erec 13. — 2902 nun erst (nachdem ihr eine künegiu unde ein
  • lant euch erworben habt) habt ihr dazu den Beruf, die Verpflichtung;
  • nun seid ihr erst dazu verpflichtet. — 2905 mich irret etewaz, mich hin-
  • dert etwas, mir geht etwas ab oder fehlt es an etwas. — etswenne ^ früher
  • zuweilen , hier im Gegensatz zu nu. Vgl. des Stricker's Daniel fol. 27* :
  • irt in etwan daz guot. — 2906 michel harter, viel stärker, viel mehr (tnulto
  • validius). — der muot, der Wille, — 2908 volziehen mit dat., mit einem toU-
  • ständig Sehritt halten, ihm völlig nachkommen, volle Genüge leisten;
  • Erec 2264. — 2909 wol gemuot, gut gesinnt, besonnen, verständig.
  • 2913 versuochcn an einen, sich mit einem Gesuch an einen wenden,
  • einen mit einer Bitte, einem Anliegen angehen. — 2914 das er vant, sodaß
  • er die Einwilligung erhielt, oder: und zwar mit Erfolg, ohne eine Fehl-
  • bitte zu thun. — 2917—18 daß er sie etwas anderes bitten würde als das
  • sie gerne u. s. w. — 2919 daz geweren, das Gewähren. — rou prset. von riuwen,
  • gereuen. — ze utat, auf der Stelle, sogleich (illico). — 2921 müese, könnte,
  • dürfte; vgl. zu 2169. — 2922 bewarn, sorgen, daß etwas nicht geschieht:
  • das hätte ich vorher verhüten sollen; in volkstbümlicber Bede jetzt: das
  • hätte ich vorher wissen sollen. — 2923 es wider komen, von etwas zurück-
  • kommen, es ändern, wieder gut machen. — 2927 unde hier hypothetischea
  • Satz einleitend, vgl. Paul Mnd. Giam. ^^4, ^. — t5Ürbttt,\^^%«t. —
  • KSn's SPOTT rSD GAWBIS'S 1IAH>XKG. lOo
  • oach swaor er, des in diu liebe twanc,
  • in dühte daz eine jär ze lanc, 20;>0
  • ünde em sümde sich niht me,
  • er koeme wider, möhte er e^
  • esn latzte in ehaftiu not,
  • s. 11-^ siechtuom yancnusse ode der tot.
  • Si sprach: «iu ist daz wol erkant, 2035
  • daz unser ere und unser laut
  • vil gar üf der wäge lit,
  • im kumt uns wider enzit,
  • daz ez uns wol geschaden mac.
  • hiute ist der ahte tac 2040
  • nach den sunewenden:
  • da sol daz järzil enden,
  • so kumt benamen ode e:
  • ode ichn warte iwer niht mi\
  • und lät ditz vingerlin 2045
  • ein geziuc der rede sin.
  • ichn wart nie manne so holt,
  • dem ich ditz selbe golt
  • wolde lihen ode geben.
  • er muoz wol deste baz leben 2050
  • der ez treit und an siht.
  • her Iwein, nune verliesetz niht.
  • sines Steines kraft ist guot:
  • er git gelücke und senften muot:
  • er ist sselec der in treit.» 2055
  • nü was der künec Artus gereit:
  • 2930 duhte ist Conjunctiv, ebenso sümde im folgenden Verse. — 2931 niht
  • mSj nicht länger. — 2933 latzte praet. von letzen, aufhalten, hindern (vgl.
  • nlid. laß und der letzte). — ehaft, nach dem Gesetz zulässig, rechtsgültig;
  • ehaftiu not war ein Ausdruck der alten Gerichtssprache; man begri£f
  • darunter das gesetzliche Hinderuiss zum Erscheinen vor Gericht. —
  • 2934 siechtuom stm. oder stn., Krankheit. — vancnüsse Stf., Gefangenschaft.
  • 2937 Ä/ der wäge ligen, auf der «Kippe» liegen, in Gefahr schweben.
  • — 2941 sunewende fem., meist nur im Plural wie hier: Sonnenwende im
  • Sommer, SoLstitium. — 2942 järzil stn., Jahresfrist. (Auch diu jdrzal, wie
  • in der alten Gießeuer Handschrift steht, kann hier gelesen werden; iu
  • der Bedeutung von Jahr steht dieß z. B. iu der Martina 249, 88; 2o4 , 21
  • und für: festgesetzte Frist in den Beispielen bei Haltaus, Glossarium
  • Germ. 1007 — 8.) — 2943 benamen, pünktlich.. — 2946 ein geziuc der rede,
  • eine Bezeugung, Bestätigung des getroffenen Abkommens ; vgl. zu 21.'i(>. —
  • 2948 golt stn., der aus Gold gefertigte Ring. — 2949 Ithen stv.» leihen. —
  • 2954 senfter muot, gelassene, ruhige, auch heitere Gemüthsstimmuiig. Der
  • Glaube an die Wunderkraft verschiedener Steine im Mittelalter allgemein;
  • TgL a. B. Parzival XVI, 151 fg. und 0. Jänicke zum Biterolf 7047. —
  • 2956 gereity hier: reisefertig. —
  • 106 V. ABENTEUER,
  • der schiet mit urloube dan.
  • nü reit diu vrouwe mit ir man
  • s. 115 wol dri mile ode me.
  • daz scheiden tete ir herzen wo, 2960
  • als wol an ir gebserden schein.
  • daz senen bedahte her Iwein
  • als er dö beste künde:
  • mit lachendem munde
  • truobten im diu ougen. 2965
  • der rede ist unlougen,
  • ern hete geweinet benamen,
  • wan daz er sich muose schämen.
  • ze lande vuor der künec Artus,
  • diu vrouwe widere ze hfts. 2970
  • V. ABENTEUER,
  • IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG.
  • An der Seite seines treuen Gesellen Gaweln zeichnet sich Iwein ip
  • verschiedenen Turnieren aus. Ohne daß er es merkt, ist darUher die Frist
  • verstrichen, die ihm seine Gattin bis zur Bückkehr bestimmt hatte. Zu
  • spät nimmt er seine Yersäumniss wahr. Er geräth dartlber in tiefe Schwer-
  • muth ; diese steigert sich bis zum Wahnsinn, als Lunete im Auftrage ihrer
  • Herrin vor Karidol erscheint, ihn , den gefeiertsten aller Bitter, der Ver-
  • rätherei bezichtigt und ihm gleich darauf zum Zeichen, daß ihn ihre
  • Herrin nun verschmähe, den kostbaren Bing wieder abnimmt. Als ein
  • wahnsinniger Thor schleicht er sich darauf fort von seinen Genossen in
  • den einsamen Wald; dort irrt er längere Zeit ohne Kleider umher, sieh
  • nothdürftig von dem erlegten Wild ernährend. Sein Aussehen wird, nach
  • und nach so entstellt, daß er kaum wieder zu erkennen ist. Eines Tages
  • wird er, als er schlafend daliegt, von einer vornehmen Dame und ihren
  • beiden Dienerinnen bemerkt ; au einem Wundenmale erkennen dieselben^
  • daß er der vermieste Iwein sein müsse; sie nehmen sich seiner an, in der
  • 2962 daz senen bedecken, die Wehmuth, den Schmerz (den der Abschied
  • verursachte) verbergen, unterdrücken. — 2963 «so gut er konnte». B. —
  • 2964 — 65 indem er den Mund zum Lächeln zwang, giengen ihm die Augen
  • Ober; vgl. 1. Büchl. 372 und Freidank 32, 15: da: herze weinet manege stunt,
  • 80 doch lachen rnuoz der munt. — 2965 truobten preet. von truoben, sich
  • trüben. — 2966 die Sache lässt sich nicht wegleugnen, sich nicht in Ab-
  • rede stellen. — 2966—68 vgl. mit 1. Büchl. 374—376. — ern hBte: die Nega-
  • tion in dem von unlougen abhängigen Satze nach der Begel, ygl. zu
  • 1. Bücbh 547, Iwein 4129; ebenso nach einem negativen zwtvelHf vgl. zu
  • Iwein 918; Paul Mhd. Grammat. S^S. — ^%^ ze lande varn^ (wieder) in
  • seine Heimat reisen.
  • IWBIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 107
  • Hoffnung, an ihm einst einen schützenden Bitter zu finden; durch Be-
  • Streichung mit einem wunderthätigen Pflaster wird er wieder zur Besin-
  • nung gebracht und, nachdem er mit den nöthigen Kleidern versehen, auf
  • die Burg jener Frau geleitet, wo er sich bald wieder völlig erholt.
  • Dö vrägte micli vrou Minne
  • des ich von minem sinne
  • niht geantwnrten kan.
  • si sprach-, «sage ane, Hartman,
  • gihestü, daz der künec Artus 2975
  • hem Iweinen vuorte ze hüs
  • und liez sin wip wider vam?»
  • done künde ich mich niht baz bewarn,
  • wan ich sagt irz vür die wärheit:
  • wandez was mir vür war geseit. 2980
  • si sprach, und sach mich twerhes an:
  • «dune hast niht war, Hartman.»
  • «vrouwe, ich hän.» «entriuwen nein!»
  • der strit was lanc under uns zwein,
  • unz si mich brähte üf die vart, 2985
  • daz ich ir nach jehende wart,
  • s. 116 er vuorte daz wip unde den man,
  • und volget im dewederz dan;
  • als ich iu nü bescheide.
  • si wehselten beide 2990
  • der herzen under in zwein,
  • diu vrouwe und her Iwein:
  • im volgte ir herze und sin lip,
  • und beleip sin herze und das wip.
  • Dö sprach ich: «vrou Minne, 2995
  • nu bedunket mine sinne
  • 2972 von minem sinne, nach meinem Verstände (von meinem Stand-
  • punkt aus). — 2973 geantwurten; genügende Antwort, Auskunft geben. —
  • 2978 da konnte ich mir nicht anders helfen. — 2^79 ich sagte ez vür die
  • wärheitf ich erklärte es für wahr. — 2981 twerhes adverbialer Genetiv,
  • seitwärts den Kopf nach jemand drehend, von der Seite (daraus stammt
  • das nhd. «in die Quere») ; oft hat es in dieser Verbindung den Sinn von :
  • zurecht-weisend , grollend, verachtend. — 2983 entriuwen nein, wahrhaftig
  • nein; vgl. entriuwen niht im Erec 3374. — 2985 ^/ die vart, daz, dahin oder
  • Boweit, daß; ebenso Erec 1361, Armer Heinrich 339. — 2986 einem nach
  • Jehen, beistimmen, folgen. — 2987 er sowie im im folgenden Verse bezieht
  • sich auf Artus. — 2988 und, während, und doch, und gleichwohl. —
  • deweder y keiner von beiden. Die Erklfirung ftlr diese und die vorher-
  • gehende Zeile ist in V. 2993—94 gegeben. — 2990—91 sie vertauschten
  • beide untereinander ihre Herzen.
  • 108 V. ABENTEUEE,
  • daz min her Iwein si verlorn,
  • Sit er sin herze hat verkorn:
  • wan daz gäp im eilen unde kraft.
  • waz touc er nü ze riterschaft? 3000
  • er muoz verzagen als ein wip,
  • Sit wihes herze hat sin lip
  • und si mannes herze hat:
  • so üebet si manliche tat
  • und solde wol turnieren varn 3005
  • und er da. heime daz hüs bewarn.
  • mir ist zwäre starke leit,
  • daz sich ir beider gewonheit
  • mit wehsei so verkeret hat:
  • wan nune wirt ir dewederes rät.» 3010
  • D6 zech mich vrou Minne,
  • ich wsere kranker sinne.
  • si sprach: «tuo zuo dlnen munt!
  • dir ist diu beste vuore unkunt.
  • dichn gerüorte nie min meisterschaft: 3015
  • ich bin ez Minne und gibe die kraft,
  • s. 117 daz ofte man unde wip
  • habent herzelosen lip
  • und hänt ir kraft doch deste baz.»
  • done getörst ich vrägen vürbaz: 3020
  • wan swä wip unde man
  • äne herze leben kan,
  • daz wunder daz gesach ich nie:
  • doch ergienc ez nach ir rede hie.
  • ichn weiz ir zweier wehsels niht: 3025
  • wan als diu äventiure gibt,
  • so was her Iwein äne strit
  • ein degen vordes und baz sit.
  • 2998 verkieseriy außer Acht lassen, aufgeben. — 2999 eilen stn. , Math,
  • Manuheit. — 3005 wol, von Bechts wegen, billig, eigentlich. — 3009 ntit
  • wehsel. durch Umtauschung. — 3010 vgl. zu 944.
  • 3011 zech praet. von zthen, zeihen, beschuldigen. — 3012 er ist kranker
  • zinne , ist schwach von (nicht recht bei) Sinnen; vgl. 2. Bttchl. 212.
  • 3014 vuore stf., die Art und Weise wie man tert, Lebensart. — 3015 tuich
  • gerüeret etewa:, mich rtlhrt, ich empfinde etwas. — 3016 ez deutet hier
  • wie in V. 2611 das Prädikatsnomen im Voraus an; im Xhd. ist es in die-
  • sem FaUe aufgegeben. — 3020 ich getorste, ich getraute mich. — 3021 stcd,
  • eigentlich: wo nur immer, hier (neben genach in V. 3023, vgl. das h&nflge
  • seht u'ä) im Nhd. = wie nur immer. — 3027 äne strlt, unstreitig, ohne
  • Zweifel. — 3028 degen stm., tapferer Mann, Held. — vordes, vor dieser
  • Zeit. — baz sU , mehr noch nach dieser Zeit,
  • IWBIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. lOD
  • Her Gäwein sin geselle
  • der wart sin ungevelle. 3030
  • durch not bescheide ich iu wä, von:
  • wan diu werlt ist des ungewon,
  • swer vrumen gesellen kiese,
  • daz er dar an Verliese.
  • zwäre geschach ez § nie, 3035
  • ez geschach doch im, und sage iu wie.
  • Her Gäwein was der höfschste man
  • der riters namen ie gewan:
  • engalt er sin, daz was im leit;
  • wan er al sin arbeit 304:0
  • im ze dien^ste kerte,
  • wie er im sinen prls gem^rte.
  • swä si turnierens pflägen,
  • s. 118 des si niht Verlagen,
  • da muoste selch riterschaft geschehen 3045
  • die got mit eren möhte sehen:
  • da vürdert er in allen wis
  • und also gar, daz im der pris
  • aller oftest beleip;
  • unz er der tage ze vil vertreip. 3050
  • im gienc diu zit mit vröuden hin.
  • man sagt, daz min her Gäwein in
  • mit guoter handelunge
  • behabte unde betwunge,
  • daz er der järzal vergaz 3055
  • und daz gelübede versaz,
  • unz daz ander jär an gevienc
  • und vaste in den ougent gienc.
  • 3030 ungevelle stn., Unglück. — 3031 durc7i not, wider (meinen) Willen^
  • Tingem. — 3032 denn unter Menschen ist das unerhört. — 3034 dar an
  • Verliesen j damit, dadurch Verlust, Schaden haben.
  • 3038 engalt er svn, o litt Iwein durch ihn (Gawein) Schaden ». B. —
  • 3044 verligen stv., versäumen. — 3047 vürdern swv. , fördern. — allen wis
  • adverbialer Aoonsativ, auf alle Weise, in jeder Hinsicht. — 3050 ze vil der
  • tage vertrtben, zu viel Zeit vergehen, verstreichen lassen. — 3054 behaben,
  • behalten (bei sich). — betwunge prcet. conj. von betivingen. — 3055 järzal,
  • vgl. zu 2942. — 3056 daz gelübede versitzen, das Gelübde (durch Sitzen-
  • bleiben) versÄumen. — 3057 Die Handschriften weichen hier sehr von-
  • einander ab, so daß es fraglich ist, ob die nach Faul in den Text gesetzte
  • Lesart riohng ist; vielleicht hieß es: unz ez an ein ander Jär gevienc (wie
  • 674 und ez ze tvetere gevienc) \ über an etewaz vähen, ^eraÄen = auf angen,
  • beginnen vgl, mhd. Wörterbuch 3, 202^, 19; auch im Lanzelet 830 hieß es
  • wohl: do muosten si an ein ander z van. — 3058 ougest, der August; ouwest
  • ist die in md. Quellen übliche Form, vgl. Paul 1. 1. 342.
  • 110 V. ABENTEUER,
  • Nu wären si beide
  • mit vröuden sunder leide 3060
  • von einem turneie komen
  • und het her Iwein genomen
  • den pris ze beiden siten.
  • nü was mit höchziten
  • ir herre der künec Artus 3065
  • ze Kariddl in sinem hüs.
  • dö sluogens üf ir gezelt
  • vür die burc an daz velt.
  • da lägen si durch ir gemach,
  • unz si der künec da gesach 3070
  • s. 119 und die besten alle
  • mit vroelichem schalle:
  • wand im was komen msere,
  • wie in gelungen weere:
  • er sagte in gnäde unde danc, 3075
  • daz in so ofte wol gelanc.
  • Swer gerne vrümeclichen tuot,
  • der dem genädet, daz ist guot:
  • in gezimt der arbeit desto baz.
  • swä man mit worten hie gesaz, 3080
  • diu rede was von in zwein.
  • nü kom min her Iwein
  • in einen seneden gedanc:
  • er gedähte, daz twelen wsere ze lanc,
  • daz er von sinem wibe tete: 3085
  • ir gebot unde ir bete
  • diu heter übergangen,
  • sin herze wart bevangen
  • mit senlicher triuwe:
  • in begreif ein selch riuwe 3090
  • 3063 ze beiden siten, «Freundes und Feindes Mund priesen ihn. Die su
  • einem Turnier versammelten Bitter wurden in zwei Haufen getheilt, welche
  • sich .gleich zwei feindlichen Heeren gegenüberstanden». B. 3064 mit
  • hSchziten Wesen, ein großes Fest vorhaben, halten, feiern. 3067 gezelt
  • fltn., Zelt.
  • 3077—78 derselbe Gedanke, nur die Sätze anders geordnet, schon in
  • 2731—33; vgl. Erec 7009—10: stcelch man taerltche tuot, toirt inu gelSnet
  • daz ist guot. — der, wenn man. — daz ist guot, das ist recht. — 3079 mich
  • gezind eines d., mir behagt, gefllUt etwas. — 3080 wo mau sich hier nur
  • zur Unterhaltung niedergelassen hatte. — 3083 er kom in einen seneden
  • gedanc, «er versank in ein schmerzliches Sinnen». B. — 3084 daz tweUiL.
  • 4as Verweilen. — 3085 von, fern von. — 3086 vgl. zu 238. ^
  • IWEIN^S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 111
  • daz er sin selbes vergaz
  • und allez swlgende saz.
  • Er überhörte und übersacb
  • swaz man dd. tete unde sprach,
  • als er ein tore wsere. 3095
  • oach nähten im boesiu msere.
  • im wissagte sin muot,
  • als er mir selbem ofte tuet:
  • 8. 120 ich siufte, s6 ich vr6 bin,
  • minen künftigen ungewin: 3100
  • sus nähte im sin leit.
  • nü seht wä dort her reit
  • sins "wibes böte, vrou Lünete,
  • von der rate und von der bete
  • daz von erste was komen, 3105
  • daz si in hete genomen.
  • si gähte über jenez velt
  • und erbeizte vür diu gezelt.
  • als schiere si den künec sach,
  • do kom si vür in unde sprach: 3110
  • «Eünec Artus, mich hat gesant
  • min vrouwe her in iuwer lant:
  • unde daz gebot si mir,
  • daz ich iuch gruozte von ir,
  • und iwer gesellen über al; 3115
  • wan einen: der ist üz der zal:
  • der sol iu sin unmsere
  • als ein verrätsere.
  • daz ist hie der herre Iwein,
  • der niender in den siten schein, 3120
  • d6 ich in von erste sach.
  • 3092 allez adverbialer Accusativ, immer, fortwfibreud.
  • 3093 Überheeren f überhören, das Gehörte nicht beachten. — 3095 als,
  • als ob. — 3097 sein Herz weissagte ihm, hatte eine Vorahnung, ein Vor-
  • geffthl. — 3099 stuften mit acc, etwas beseufzen. Das Seufzen als Vor-
  • ahnung eines nahenden Unglücks gefasst auch in der Babenschlacht 183.
  • — 3104 von der rate, durch deren Bath. — 3105 von erste, zuerst, ursprüng-
  • lich. — 8108 erheizen swv., eigentlich: weiden lassen, dann wie hier: vom
  • Pferde steigen. — 3109 als schiere, sobald als.
  • 3115 über al, alle miteinander, alle zusammen; vgl. 1226. — 3116 toan
  • einen, 6inen ausgenommen. — der ist ^z der zal, der ist nicht mitgezählt,
  • ist ausgeschlossen. — 3118 verrätoere, Verräther. — 3120 der nicht im Ge-
  • ringsten von der Art zu sein schien; dem man durchaus nicht so etwas
  • ansah. — 3121 von erste, zum ersten Male. —
  • 112 V. ABENTBÜEE,
  • daz untriuwe ode ungemach
  • ieman von im geschsehe
  • dem er triwen Terjsehe.
  • slniu wort diu sint guot: 3125
  • von den scheidet sich der muot.
  • ez schinet wol, wizze Krist,
  • s. 121 daz min vrouwe ein wip ist
  • und daz si sich gerechen niene mac.
  • und vorhte er den widerslac, 3130
  • s6 het er sis vil wol erlän
  • daz er ir lasters hat getan.
  • in dühte des schaden niht genuoc,
  • daz er ir den man sluoc,
  • eme taete ir leides mere 3135
  • unde benseme ir lip und ere.
  • A
  • Her Iwein, sit min vrouwe ir jugent,
  • ir schoene, ir richeit unde ir tugent
  • wider iuch niht geniezen kan,
  • wan gedähtet ir doch dar au, 3140
  • waz ich iu gedienet hän,
  • und het si min genozzen län!
  • ze weihen staten ich iu quam,
  • dö ich iuch von dem töde nam!
  • ez wsere um iuch ergangen, 3145
  • het ichz niht undervangen.
  • daz ichz ie undervienc,
  • 3124 verjehen stv. mit dat. und gen., cineju etwa» zusagen, versprechen. —
  • :U2G sich scheiden, verschieden sein. — 3127 ez schinet wol, es zeigt sich,
  • man sieht es deutlich ; derselbe Vers 815. — 3l2y gerechen stv., rächen. —
  • 3130 widerslac, Vergeltung, Rache, Strafe; vgl. zu 2478. — 3132 da: ist
  • hier = was; davon abhängig der Genetiv lasters. — 3135 eme tcete, ohne
  • daß er thäte; im Nhd. mit loser Anknüpfung des Gedankens: sondern
  • er that.
  • 3139 si kan ir tugent wider iuch niht geniezen, sie kann von ihrer Tu-
  • gend euch gegentlber keinen Vortheil ziehen, kann damit bei euch nichts
  • ausrichten, dafür keine Anerkennung finden von eurer Seite; vgl. Gregor
  • 2775. — 3140 wan, warum nicht, wie 2214; oder wan— doch als Bezeichnung
  • des Wunsches: wenn doch; vgl. Paul Mhd. Gramm. 286. — 3142 und hättet
  • meine euch geleisteten Dienste ihr zu Gute kommen lassen; ihr hättet
  • doch um meinetwillen sie schonen sollen, genozzen hat hier activeu Sinn :
  • einer der genossen, Vortheil von etwas hat. Man denke sich die Redens-
  • art lät mich sin genozzen yerliilTzt ana lat mich sin genozzen han; UAch läsen
  • werden die dem Participiura beigesellten Hilfsverba in der alten Sprache
  • oft weggelassen; vgl. die Anmerkung zu den Liedern 2.8. — 3143 wie
  • sehr ich euch zu Statten, wie gelegen eucli meine Hilfe kam. — SM.', es
  • ist umbe midi ergangen, es ist um mich geschehen, ich })in verloren.
  • 3146 undervähen stv., aufhalten, verhindern.
  • IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 113
  • daz iuwer ende niht ergienc,
  • des wil ich iemer riuwec sin:
  • wan diu schulde ist elliu min; 3150
  • wan daz ichz durch triuwe tete.
  • ez vuocte min rät und min bete,
  • daz si leit und ungemach
  • verkös der ir von iu geschach:
  • s. 122 wand ich het ir ze vil geseit 3155
  • von iuwer vrümekeit;
  • unz daz si iu mit vrier haut
  • gap ir lip unde ir laut,
  • daz ir daz soltet bewarn.
  • nü hänt ir s6 mit ir gevarn, 3160
  • daz sich ein wip wider die man
  • niemer ze wol behüeten kan.
  • zwäre uns was mit iu ze gäch.
  • da stüende bezzer Ion nach
  • danne uns von iu geschiht: 3105
  • ouch gehiezt irs uns dö niht.
  • Miner vrouwen wirt wol rät,
  • wan daz ez lasterlichen stät
  • zwäre unde ist unbillich:
  • si ist iu ze edel und ze rieh, 3170
  • daz ir si kebsen soldet,
  • ob ir erkennen woldet,
  • waz riters triuwe wsere.
  • nü ist iu triuwe unmsere.
  • doch sulent ir in allen 3175
  • deste wirs gevallen.
  • 3149 das will ich immer bereuen, darum will ich immer Leid trageu. —
  • 3151 toan daz, uur daß, indessen, wiewohl. — durcfi triuwe, auB Mitgefühl.
  • — 3152 vuocte pr»t. von vüegen, zu Wege bringen, bewerkstelligen. —
  • 3154 verkiesen, unberücksichtigt, fahren lassen. — der: «das Belativum,
  • wenn es sich auf mehrere Substantiva bezieht , pflegt nach dem letzten
  • constmiert zu werden, und ungemach gebraucht Hartmann als Maskulinum."
  • Paul 1. 1. 873. — 8157 mit vrter hant, aus freier Hand. — 3160 mit einem
  • tarn, verfahren mit einem, umgehen, ihn behandeln. — 3164 dafür hätte
  • man bessern Lohn erwarten können. — 3166 auch ließt ihr uns damals
  • nicht so etwas vermuthen.
  • 3167 min wirt rat, mir wird noch Abhilfe zu Theil, wird schon ge-
  • holfen werden. — 3168 wan daz wie V. 3151. — 3171 kebsen swv. , zum
  • Kebsweibe machen, wie ein Kebsweib, nicht wie eine rechtmässige Ge-
  • mahlin behandeln, namentlich: das Weib verstoßen, widerrechtlich ver-
  • lassen, ihr untreu werden, vgl. Joh. Rothe Chronik 89 u. 679; Konrad's
  • Trojanerkrieg 8745; in demselben Sinne steht öfter verkebsen; daher re-
  • pudium mit kebesunge, vorkebesunge übersetzt in Des Matthias von Beheim
  • Evangelienbach ed. B. Bechstem, S. 271 u. 316; so erklärte das Wort
  • schon Mone, Altteutsche Schausp., S. 205. — 8176 deste wirs, (nun) um so
  • HABTMAKN VON AUE. III. 3. Aufl. ^
  • 111 T, ABZ3FTECZX,
  • die triawe und £re mmnent
  • tmd »ich des TCZsiiiiieDt.
  • daz niiomer ein wol Tmmer man
  • kae trinwe werden kan. 3130
  • Kti taon ich disen herren knnt*
  • ». VZ'd daz 8) iach haben rür dise stont
  • Yür einen trinwelosen man
  • (da ir wurdet, d4 was ich an
  • ensament meineide 3185
  • und triuwel68 beide);
  • und mac sich der künec iemer schämen,
  • hat er iuch m^re in riters namen,
  • so liep im triuwe und ere ist.
  • euch sulent ir für diese vrist 3190
  • miner vrouwen entwesen:
  • Hl wil ouch äne iuch genesen,
  • und sendet ir wider ir vingerlin:
  • daz cnsol niht langer sin
  • un einer ungetriuwcn haut: 3195
  • sl h&t mich her dern&ch gesant.»
  • von hcrzcloide gcschach im daz,
  • duz er vcrdulte unde versaz,
  • daz siz im ab der haut gewan.
  • b1 neic dem küncge und schiet von dan. 3200
  • Daz smaßhcn daz vrou Lünete
  • dc»m licrron i weine tete,
  • dflz givhc wider k^ren,
  • der slac slner 6rcn,
  • daz sl h6 von im schiet, 3205
  • daz si in ontr6stc noch enriet,
  • Rt'bhM'htt^v nU \vonlgf<^v. — S177 dif ist auf in allen becogen. — 3178 sich
  • ffrs m-Htnn^nt nioh «Inrnuf bowinnon, »U« bedenken. — 3179 icoZ rmm, wirk*
  • liob, wnbi'bftft ^nt ; v^l. Sreo 91HVS tnu) meine Anmerkung.
  • .11R2 hnh^n, bnlt«"». — tfir WfV 9ttfnt , von dieser Zeit *n; vgL aoAer
  • »MO w. »1^ nncb Liodor 4", 11; (iropror 1252. 1561. 2011; Armer Heinrich
  • S.^{^. .')M(;. O.'S.'S. — ."^184 8<> «KUgloich mit ouch wurde auch ich mjeiaeidig
  • »loNNobI n\n treulos.» 1^. - 3188 r/w^i» in rifers namen haben, einem Kxtter-
  • «'ln«> ovNvolPon, «inon wie oi«<»n Kitter behandeln. — 3li»l entwesen ei»e$,
  • nbuo oint'n w«»in. niolu m<>hr mit ihm veroimjrt «ein. — 31S8 rer^lden «wt.,
  • u«*ftobi'b«>u 1nffff. rfivsitzfin ttv.. xinbemorkt lassen, nicht gewahr werden.
  • :^W\ !>nz xmn'hvn. «He NohmÄhung, Bosohimpfting, Entehnmg; su dms
  • srnrrfirn fin: .'i" ^'^ vgl. SiV^.N doe tw^i^n da: er Mf. — 3303 pceke a4}-*
  • bnsfig, . fHfirr it-fV*»« , ximkohron , hoimkehren. — 3S0i ^etc ttat.«
  • Vi»vni<'btnn»ir. - .H2«v> rn mriff int aun dem vorhergehenden in der Dativ
  • it}, 7\\ «M'gUnri'u: ohnf ihm Tmnl odov Kath cn ertheilen, oder: eodaft sie
  • ilm «»hno Tro^t und ohne Rath liet. —
  • IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 115
  • daz smseliche ungemach,
  • daz si im an die triuwe sprach,
  • diu versümde riuwe
  • und sin gröziu triuwe 3210
  • sines stseten muotes,
  • s. 124 diu Verlust des guotes,
  • der j&mer nach dem wlbe,
  • die benämen sinem Übe
  • vil gar die vröude unde den sin 3215
  • nach einem dinge jämert in,
  • daz er wsere estewä,
  • daz man noch wip enweste wä
  • und nimer gehörte msere,
  • war er komen wsere. 3220
  • Er verlos sin selbes hulde:
  • wan ern mohte die schulde
  • üf niemen anders gesagen:
  • in het sin selbes swert erslagen.
  • ern hazte weder man noch wip, 3225
  • niuwan sin selbes Itp.
  • er stal sich swigende dan
  • (daz ersach da nieman),
  • unz daz er kom vür diu gezelt
  • üz ir gesihte an daz velt. 3230
  • d6 wart sin riuwe also groz,
  • daz im in daz hirne schoz
  • ein zorn unde ein tobesuht,
  • er brach sin site und sine zuht
  • und zarte abe sin gewant, \ 3235
  • daz er wart blöz sam ein haut. \
  • 3208 vgl. zu 112. — 3209 die verspätete, zu spät erwachte Beue. — 321S jänter
  • stm., das schmerzliche Verlangen, die Sehnsucht. — 3216 mich Jämert nach,
  • ich verlange sehnstLchtig nach.
  • 3221 Er fiel bei sich selbst in Ungnade, zerfiel mit sich selber; vgl.
  • wis dir selben holt im Gregor 1278; Ulrich v. Liechtenst. 103, 8 ob ichz mit
  • bosheit hän tersolt (verschuldet), ich wirde mir selben nimer holt; Oswald
  • von Wolkenstein 116, 2, 10 waz hilft mich silber oder golt ^ Seit ich mir
  • selber seiden holt Mag werden wol von herzen. — 3223 die schulde uf einen
  • gesagen, die Schuld einem beimessen, auf einen schieben. — 3224 derselbe
  • Ausdruck in den Liedern 2, 36. — 3225—26 nach Pfeiffer in der Germania
  • 3, 338, dem noch unbekannt war, daß diese Lesart durch Chrestiens be-
  • stätigt wird, denn dort heisst es V. 2790 ne het tant rien com lui meisme ;
  • vgl. Paul Beitr. I, 374. — 3229 vür diu gezelt, hinaus vor die Zelte, aus
  • den Zelten hinaus. — 3230 üz ir gesihte {gesiht stf.), aus ihren Augen. —
  • 3832 daz hirne j das Gehirn. — 3233 tobesuht stf., Wahnsinn, Käserei. —
  • 3234 stn site u. sine zuht brechen, aus seinem gewohnten Anstand heraus-
  • treten; sich über alle Sitte und allen Anstand hinwegsetzen; vgl. Armer
  • Heinrich 1294. — 3235 zarte prset. von zerren swv. — 3236 bl6z sam ein
  • 116 V. ABENTEUER,
  • sus lief er über gevilde
  • nacket nach der wilde.
  • Dö diu juncvrouwe gereit,
  • nü was dem künege starke leit 3240
  • s. 125 hem Iweines swsere,
  • und vrägte wä er wsere
  • (er wolde in getroestet hän)
  • unde bat nach im gän.
  • und als in nieman envant, 3245
  • nü was daz vil unbewant
  • swaz man im da, gerief,
  • wände er gegen walde lief.
  • er was ein degen bewseret,
  • ein helt unervseret: 3250
  • swie manhaft er doch wsere
  • und swie unwandelbsere
  • an libe unde an sinne,
  • doch meisterte vrou Minne,
  • daz im ein krankez wip 3255
  • verk^rte sinne unde lip.
  • der ie ein rehter adamas
  • riterlicher tngende was,
  • der lief nü harte balde
  • ein töre in dem walde. 3260
  • Nü gap im got der guote,
  • der in üz siner huote
  • dannoch niht vollecliche enliez,
  • daz im ein garzün widerstiez,
  • der einen guoten bogen truoc: 3265
  • fiant; über diese Bedensart vgl. die Anmerkung zu Erec 651.
  • 3239 st gereit, sie war weggeritten, prat. von oeriten. — 3240 nü hier
  • correlativ=da; ebenso begannt der auf einen Vordersatz mit dS folgende
  • Nachsatz in V. 1802. 3284 u. 3468. — 3246 unbewant, erfolglos, vergeblich.
  • — 3247 einem geruofen, einen rufen. — 3249 bewceren swv., bewähren, er-
  • proben. — 3250 unervceret, unerschrocken. — 3252 umrandelbcere^ makellos,
  • untadelhaft. — 3254 meistern swv., bewerkstelligen, fügen, verhängen; als
  • Intransitivum ist aber das Wort unüblich; daher vieUeicht meistert in zu
  • lesen, wie zwei Handschriften es haben, nach Bechstein in der Germania
  • 26, 891. — 3255 kranc , schwach. — 3257 der^ er der, qui. — adameu stm.^
  • Diamant, Edelstein; Bild der Festigkeit und Beständigkeit. —3260 ein
  • ture, als ein Wahnsinniger und Verrückter; andere Beispiele, in denen
  • ein Subst. als prädikatives Attribut erscheint, bei Paul Mhd. Gramm. 308,
  • Anmerkung 3.
  • 3261 got gap im, Gott erwies ihm die Gnade. — 3268 dannoch niht,
  • auch da (oder jetzt) noch nicht. — 8264 mir triderstfpzet einer, mir be-
  • gegnet einer, ich stolze auf ihn. — 3265 böge swm. , Bogen. —
  • IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 117
  • deu nam er im uud strälen gnuoc.
  • als in der hunger bestuont,
  • so teter sam die tören tuont:
  • in ist niht m^re witze kunt
  • s. 126 niuwan diu eine umbe den munt. 3270
  • er schöz prislichen wol:
  • ouch gienc der walt wildes vol:
  • swä. daz gestuont an sin zil,
  • des schöz er üz der mäze vil.
  • ouch muose erz selbe ergäben, 3275
  • äne bracken vähen.
  • sone heter kezzel noch smalz.,
  • weder pfeffer noch salz:"
  • sin salse was diu hungernot,
  • diuz im briet unde s6t, 3280
  • daz ez ein süeziu spise was,
  • und wol vor hunger genas.
  • Do er des alles vil gepflac,
  • nü lief er umbe einen mitten tac
  • an ein niuwe geriute. 3285
  • dane vant er niht m§ liute
  • niuwan einigen man:
  • der selbe sach im daz wol an,
  • daz er niht rehtes Sinnes was.
  • der vlöch in, daz er genas, 3290
  • 3266 sträle fem., Pfeil. — 3267 beatän, überkommen. — 3269—70 sie haben
  • für nichts weiter Sinn als für das eine was den Mund angeht; vgl. den-
  • selben Gedanken im 2. Büchl. 2ü8— 211. — witze stf., das Wissen, der
  • Verstand. — 3271 prtsltchen wol, preislich gut, sehr gut, meisterhaft. —
  • <3272 der Wald war voll von Wild, das darin umherlief; ähnlich: diu
  • burcmür saz volle riter Gregor 1940; Haupt zu Erec 2038 und Paul Mhd.
  • Gramm. 204. — 3273 an eines zil gestän, sich einem in den Schuß stellen,
  • einem auf Schußweite nahe kommen. — 3274 üz der mäze vil, über die
  • Maßen viel. — 3275 ergähen swv., ereilen, erhaschen. — 3276 bracke swm.,
  • Spürhund, t— 3277 kezzel stm., Kessel. — 3279 salse swf. , gesalzene Brühe
  • . Salsa f franz. sauce). — 3280 briet prset. von braten; sot preet. von
  • siedenj sieden, kochen. — 3282 das Subject er, hier nach mhd. Weise ge-
  • spart, ist aus im in Y. 3280 und sin in V. 3279 zu ergänzen; vgl. darüber
  • Paul Mhd. Gramm. 378.
  • 3283 gepflac, gepflegt, getrieben hatte. — 3285 das niuwe geriute, neu-
  • ^ereudetes Land, Neubruch, novale; vgl. Gregor 2630; Armer Heinrich 259.
  • — 3287 außer einen einzigen (einigen) Menschen. (Der Artikel ein vor
  • «t}iec=:ahd. einac, unicus, öfter gespart; so im Armen Heinrich 893; Spe-
  • culum Ecclesi» 113, Z. 14; Warnung 2072; Berthold 21, 18; 22, 24 und 25;
  • 61, 1; 80, 11; 91, 9; 301, 23; 302, 16; Pass. K. 276, 59; 549, 8; 654, 88 (?);
  • Germania v. d. Hagen's 7, 268, Z. 16; Ebernand 743 (nach der Handschrift);
  • Sibenschläfer 541; Leyser Predigten 3, 5; Eabenschlacht 268; Gest. 108,
  • Z. 14; Heinrich Wittenweiler 20^, 30) ; Wackernagel — Toischer zu A. Hein-
  • rich 883. ~
  • 118 V. ABENTEUEB,
  • (lä bi in sin hiuselin.
  • dane wänder doch niht sicher sin
  • und verrigelt im vaste die tür :
  • da stuont im der töre vür.
  • der töre dühtin alze gröz: 3295
  • er gedähte: «tuot er einen atöz,
  • diu tür vert üz dem angen,
  • s. 127 und ist umbe mich ergangen,
  • ich arme wie genise ich?»
  • ze jungest d6 verdähter sich: 3300
  • «ich wil im mines brötes geben,
  • so lät er mich vil lihte leben.»
  • Hie gienc ein venster durch die want:
  • da durch rahter die hant
  • und leit im üf ein bret ein bröt: 3305
  • daz suozt im diu hungers not;
  • wand er da vor, daz got wol weiz,
  • so jsemerliches nie enbeiz.
  • waz weit ir daz der tore tuo?
  • er az daz bröt und tranc da. zuo 3310
  • eines wazzers daz er vant
  • in einem eimber an der want,
  • unde rümte ez im ouch sä.
  • der einsidel sach im nä
  • und vlöget got vil söre, 3315
  • daz er in iemer mere
  • erlieze seiher geste;
  • wand er vil lützel weste,
  • wie ez umbe in was gewant.
  • nu erzeicte der töre zehant, 33*20
  • daz der töre und diu kint
  • vil lihte ze wenenne sint.
  • 3297 ange swm., «die Hülse, in welcher der Zapfen einer Thür sich be-
  • wegt». B. ; die Thürangel. — 3299 ich arrne, ich Armer. — genise pnes.
  • von genesen. — S300 ze jungest, zuletzt. — sich verdenken, sich besinnen.
  • 3303 Hie, nun; vgl. 3872 und Pfeiffer's Germania 3, 413, 9. — 8304 rakte
  • prset. von recken, recken, ^trecken. — 3306 suozte pr»t. von süezen,^ bü&
  • machen, -wttrzen. — 3308 enbizen mit gen., (als Imbiß) genießen. — Jdmer-
  • liches nämlich brotes. — 3309 wellen hat hier denselben Sinn wie 1263 und
  • 1554. — 3312 eimber stm., Eimer. — 3313 ez einem rumen, einem Fiat«
  • machen, sich von ihm zurückziehen; ez bezeichnet hier ein ganz un-
  • bestimmtes Objekt, v^l. über diese u. ähnliche Wendungen Paul Mhd.
  • Gramm. 220. — 3314 na=:ndch, wie 964.— 3315 eh-g^n swv., flehen, bitten.
  • — 3317 erläzen einen eines ^ verschonen einen mit etwas. — 3318 er wette
  • vil lütsel, er wnsste sehr wenig, d. h. gar nicht. — 3322 wenenne flectierter
  • Infinitiv von wenen swv., gewöhnen. —
  • IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 119
  • er was d& zuo gnuoc wlse,
  • daz er nach dirre spise
  • dar wider kom in zwein tagen 3325
  • und brähte ein tier üf im getragen
  • s. 128 und warf ime daz an die tür,
  • daz machte daz er im her vür
  • deste willeclicher bot
  • sin wazzer unde sin bröt: 3330
  • eme vorht in d6 niht me
  • und was im bezzer danne S,
  • und vant ie ditz da gereit,
  • ouch galt er im die arbeit
  • mit sinem wiltprsete. 3335
  • daz wart mit ungersete
  • gegerwet bi dem viure.
  • im was der pfeffer tiure,
  • daz salz unde der ezzich.
  • ze jungest wenet er sich, 3340
  • daz er die hiute veile truoc
  • unde koufte in beiden gnuoc
  • des in zem libe was not,
  • salz unde bezzer bröt.
  • Sus twelte der unwise 3345
  • ze walde mit der spise,
  • unz daz der edele tore
  • wart gelich eim möre
  • an allem sime libe.
  • ob im von guotem wibe 3350
  • ie dehein guot geschach,
  • ob er ie hundert sper zebrach,
  • gesluoc er viur üz helme ie,
  • 3324 nach der spise, um die Speise zu holen. — 3325 dar wider kom, wie-
  • der dorthin kam. — 3326 tier stn. , Thier (weidmännischer Ausdruck),
  • Beh. — {// im, auf sich, seiner Schulter. — 3332 einem bezzer sin, für einen
  • mehr hesorgt, gegen ihn gütiger, ihm behilflicher sein ; vgl. Herbort Troj.
  • Krieg 15553. — 3333 ditz nämlich daz wazzer unde daz bröt; Subject ist
  • Iwein, vgl. zu 8282. — 3335 wiltprcete stn., zum Braten bestimmtes Wild,
  • Wildfleisoh. — 3336 ungercete stn., Mangel an nöthigem Vorrath oder ge-
  • höriger Zuthat; daher mit ungercete, oohne die gehörige Zuthat». B. ; ohne
  • alle Zubehör. — 8337 gerwen swv. , gar machen, zubereiten. — 3338 tiuref
  • kostspielig, schwer, d.h. nicht zu haben, nicht vorhanden. — 3341 veile
  • tragen,. zum Verkauf, zu Markte tragen.
  • 3345 tweln swv., bleiben, verweilen. — 3346 mit der spise, bei solcher
  • Nahrung. — 3347 der edele tore, vgl. die Anm. zu Erec 431. — 3348 mar
  • stm., Mohr. — 3350 guot, hier: von hohem Staude, vornehm, edel; dagegen
  • das substantivische guot in der folgenden Zeile = Gutes wie im Nhd. —
  • 3353 geslahen stv., schlagen. —
  • 120 V. ABENTEUER,
  • ob er mit manheit ie begie
  • deheinen löblichen pris, 3355
  • wart er ie hövesch unde wls,
  • wart er ie edel undel rieh,
  • s. 129 dem ist er nft vil ungelich.
  • Er lief nü nacket beider,
  • der simie unde der cleider, 3360
  • unz daz in zeinen stunden
  • släfende vunden
  • drie vrouwen da. er lac,
  • wol umb einen mitten tac,
  • nähen ze guoter mäze 3365
  • bi der lantsträze,
  • diu in ze riten geschach.
  • und also schiere do in ersach
  • diu eine vrouwe von den drin,
  • d6 kerte si über in 3370
  • und sach in vlizeclichen an.
  • nü jach des ein ieglich man,
  • wie er verloren wsere:
  • daz was ein gengez msere
  • in allem dem lande: 3375
  • und daz si in erkande,
  • daz was des schult-, und doch niht gar.
  • 3354 pris begdn, Preis erwerben. — 3358 davon ist nichts mehr an ihm
  • zu sehen.
  • 8361 zeinen stundeiit einstmals. Man achte auf die kunstvoll ineinander
  • verschlungenen Sätze in Z. 3361 — 67 und vergl. dazu die Anm. zu 119.
  • Der Relativsatz -- du er lac — ist dem Begriffe, auf den er sich zurflck-
  • bezieht — dem nähen ze guoier mdze bi der tantsträze — , gleichsam voraus-
  • geeilt; davon noch mehrere Beispiele in der Anm. zum Armen Heinrich
  • 1493. — 3365 se guoter mäze nähen, ziemlich nahe, nicht allzuweit. _
  • 3367 mir geschiht ze mit Inf., vgl. zu SSO. — 3370 da wandte sie sich zu
  • ihm hernieder. — 3372—73. An der von Lachmann aufgenommenen Les-
  • art hat Faul Beitr. I, 374 (ihm folgend Bechstein in der Germ. 25, 387)
  • Anstol^ genommen, weil er den Nachweis vermisst, daü jehen einfach «er-
  • zählen, berichten» bedeuten und einen indirekten Fragesatz nach sich
  • haben könne. Warum sollte aber jehen, das in seiner Bedeutung dem
  • sagen oft so nahe rückt, nicht auch wie letzteres construiert werden kön-
  • nen? man vergl. z. B. Farz. 153, 29 ich swjte als du mir jcehe, tciez äme
  • danc geschcehe. Sodann aber Nibel. 891 . 2 ed. Bartsch : ir sult mir dann«
  • jehen, velhe ir nemen tcotdet, hetet irs getcalt: Livläud. Keimchronik 5168
  • nach gruse er im der botscha/t jach, tcie it um die heiden teere gestatt;
  • ebenso steht nach dem der Bedeutung nach verwandten rtrjehen die in-
  • direkte Frage in Pars. 554, 80; NibeL ed. B. :i9l. 2; 117S. 2. Aufmerk-
  • sameres Lesen und Beobachten wird, so glaube ich, noch mehr Beispiele
  • zu Tage fördern. — 3374 geng'' adj., gangbar, tieläufig. verbreitet. — mcere
  • neutr.. Rede. — 3377 daz tca-i des schult, das war dadurch veranlasst; da-
  • von war dies die Ursache. —
  • IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 121
  • si nam an im war
  • einer der wunden,
  • diu ze manegen stunden 3380
  • an im was wol erkant,
  • unde nande in zehant.
  • Si sprach her wider zuo den zweiu:
  • «vrouwe, lebt her twein,
  • s6 lit er äne zwivel hie, 3385
  • oder ichn gesach in nie.»
  • s. 130 ir höfscheit unde ir güete
  • beswärten ir gemüete,
  • daz si von grözer riuwe
  • und durch ir reine triuwe 3390
  • vil s6re weinen began,
  • daz eim also vrumen man
  • diu swachheit solte geschehen,
  • daz er in den schänden wart gesehen.
  • Ez was diu eine von den drin 3395
  • der zweier vrouwe under in:
  • nü sprach si zuo ir vrouwen:
  • «vrouwe, ir mugt wol schouwen,
  • daz er den sin hat verlorn.
  • von bezzern zühten wart geborn 3:100
  • nie ritter dehein
  • danne min her twein,
  • den ich so swache sihe leben.
  • im ist benamen vergeben,
  • ode ez ist von minne komen 3:105
  • daz im der sin ist benomen.
  • und weiz daz als minen tot,
  • 3380 ze manegen stunden, vielmal.
  • 3386' oder, vgl, Anm. zu 1898. — 3387 höfscheit fem., fein- und zart-
  • fühlender Sinn, Zartgefühl; vgl. 2714 u. Erec 3460. — 3388 beswceren, be-
  • ktlmmern, mit Betrübniß erfüllen. — 3389 von, aus. — 3390 triuwe, Theil-
  • nahme, Mitgefühl. — 3393 swacheit, Erniedrigung. — 3394 in den schänden,
  • in 80 schimpflicher Lage.
  • 3396 vrouwe, Herrin, Gebieterin. — 3399 sin, Verstand. — 3400 von be-
  • seichnet hier die «Eigenschaft». — zuht fem., feine Sitte. — 3401 dehein
  • hier aubstantiviach und in unflektierter Form, weil ein Genetiv (ritter)
  • vorausgeht, vgl. 1884 und Paul Mhd. Gramm. 227, 7. — 3403 swache adv.,
  • niedrig, unwürdig. — 8404 einem vergeben, einem etwas beibringen (das
  • ihm das Leben oder die Besinnung benimmt). — 3407 ich weiß das so
  • gewiss wie meinen Tod; vgl. 4095; Lassberg's Liedersaal II, 165, 10;
  • lianzelet 5881. Sowie an den zwei Stellen des Iwein ist das ich nach und
  • gespart, ohne daß es aus einem obliquen Casus des vorhergehenden.
  • 122 V. ABENTEÜEE,
  • vrouwe, daz alle iuwer not,
  • die iu durch sinen ttbermuot ^,^^
  • der gräve Äliers nü lange tuet 341^^
  • und noch ze tuonne willen hat,
  • der wirt iu buoz unde rät,
  • ob er von uns wirt gesunt.
  • mir ist sin manheit wol kunt:
  • wirt er des libes gereit, 3415
  • er hat in schiere hin geleit:
  • s. 131 und sult ir ouch vor im genesen,
  • daz muoz mit siner holte wesen. »
  • Diu vrouwe was des tröstes vr6.
  • si sprach: «und ist der suht also, 3420
  • daz si von dem hirne gät,
  • der getuon ich im vil guoten rät,
  • wand ich noch einer salben hän,
  • die da. Feimorgän
  • machte mit ir selber haut. 3425
  • da ist ez umbe so gewant,
  • daz niemen hirnsühte lite,
  • wurd er bestrichen da. mite,
  • erne wurde da zestunt
  • wol varende unde gesunt.» 3430
  • sus wurden si ze rate
  • Satzes sich ergänzen lässt, noch in folgenden formelhaften Ausdrücken:
  • und sage iu Erec 2362; Iwein 2716; Volmars Steinhuch 294 u. 489; und
  • sage dir Stricker's Karl 4612; Amis 591 u. 599; u. bite iuch Erec 2529;
  • u. bite dich 5829; u. wil iu Volmars St. 419 u. 521 u. 689; u. toil dich Lassb.
  • Lieders. II, 850, 48; u. spriche Berthold I, 72, 37; vgl. Lambel zu
  • Yolmar 419; Stejskal zu Hadamar 1; Paul Mhd. Gr. 196. -^ 3408 alle
  • iuwer not ist in die Construetion des folgenden Belativsatzes (Attraction)
  • hineingezogen und mit die in denselben Casus getreten, gerade so wie im
  • Gregor 463, im Armen Heinrich 1035; vgl. J. Grimmas Kleinere Schriften
  • III, 327; man erwartete streng genommen, in Hinblick auf V. 3412, den
  • Genetiv: aller iuwer n6t. — 3412 buozy Befreiung von einem Übel, Abhilfe:
  • dagegen wird euch noch Bath und Abhilfe zu Theil werden. — .3415 des
  • libes gereit werden y körperlich frei, rüstig werden; genesen. — *3416 Alf»
  • legen f niederwerfen, besiegen. Das umschriebene Prset. Indicat. (h&t —
  • geleit) im abhängigen Satz nach vorausgegangenem Präsens erhält den
  • Sinn eines futurischen Präsens, vgl. Grimm, Gramm. 4, 158.
  • 3420 und ist der suht also, steht es mit der Krankheit so. — S421 gtäy
  • ausgeht, entspringt. — 3422 dagegen will ich ihm sehr leicht Abhilfe ver-
  • schaffen, dagegen weiß ich ein recht gutes Mittel; vgl. Erec 974. —
  • 3423 einer salben partitiver Gen., etwas von einer Salbe. — 3424 Über die
  • Zauberin Feimorgan (auch Famurgan , franz. F^e Morgain) ^ die Stief-
  • schwester des Königs Artus, vgl. zu Erec 5155; Jung. Titurel 4376, 4. —
  • 3427 lite prset. conj. (=doleret) von liden. — 3429 erne wurde, ohne da&
  • er würde oder der nicht würde; vgl. Paul Mhd. Gramm. 338. — S430 tcol
  • varende, eich wohlbefindend (vgl. da« nb.d. Wohlfarty.^ vg,l. Krsc 263 und
  • Gregor 1492. — 3431 ze rate werden ^ aVeh. \)eT«A.\i«a , «\<ä\i ^^ontnftXaciKGL. —
  • IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 123
  • und riten also dräte
  • nach der salben alle dri,
  • wand ir hüs was da. bl,
  • vil küme in einer mile. 3435
  • nü wart der selben wile
  • diu juncvrouwe wider gesant,
  • diu in noch släfende vant.
  • Diu vrouwe gebot ir an daz leben,
  • dö s! ir häte gegeben 3440
  • die bühsen mit der salben,
  • daz si in allenthalben
  • niht bestriche da mite,
  • wan da er die not lite,
  • da hiez si si strichen an: 3445
  • s. 132 so entwiche diu suht dan,
  • unde er wsere zehant genesen.
  • da mite es gnuoc möhte wesen,
  • daz hiez si an in strichen,
  • und daz si ir nämelichen 3450
  • brsehte wider daz ander teil;
  • daz wsere maneges mannes heil.
  • euch sante s! bi ir dan
  • vrischiu kleider, seit von gran
  • und deine linwä-t, zwei 3455
  • schuohe und hosen von sei.
  • Nü reit si also balde,
  • daz si in in dem walde
  • dannoch släfende vant,
  • 3432 also drate=^al86 drate als si ze rate wurden, alsbald, gleich darnach.
  • — 3436 der selben wile, in derselben Stunde noch.
  • 3439 an daz leben, mit der Drohung, daß es ihr an das Leben gehen
  • -würde, falls sie dem Befehle nicht nachkäme; unter Androhung des
  • Todes. — 3443 niht] man erwartete iht in dem abhängigen Satze, vgl.
  • Germania 7, 447; so nach gebieten und verbieten (daz iht, daz iemer) Erec
  • 3099. 3962; Parzival III, 49; IX, 607; Böhmer's Urkunden der B. Frank-
  • furt, S. 539 n. 569; aber auch im Parzival XIV, 534 steht so auffallender
  • Weise niht statt iht. — 3448 soviel als hinreichend wäre. — 3450 näme-
  • lichen adv. , vgl. zu 1976. — 3453 6t ir, durch sie , mit ihr. — 3454 seit von
  • gran und deine linwät «ist Apposition von kleider und bezeichnet den
  • Stoff, aus welchem diese kleider zwei gemacht waren, der Bock aus seit
  • von gran, das Hemde aus feiner Leinwand«. Ben. — seit stm., ein Wollen-
  • stoff (franz. sayette, lat. sagetum). — gran (gran) stf., scharlachrother
  • Fftrbestoff , Scharlachfarbe (« Scharlachbeere ») ; vgl. Diu Cröne von H. v.
  • d. Türlln 507 manec lachen von gran (:bran); im Lat. bei Ducange ^anni
  • granas, teste» de grana, im Franz. graine. — 3455 kleine, fein. — linwcU stf.,
  • Leinwand. — 3456 sei (franz. saie, lat. saga, sagum), ein "Wollenstoff.
  • Hildebrand im D. Wörterb. V, 850 s. v. kirsei. —
  • 124 V. ABENTEUER,
  • und zoch ein pfert an der hant, 3460
  • daz vil harte sanfte truoc
  • (ouch was der zoum riche genuoc,
  • daz gereite guot von golde),
  • daz er riten solde,
  • ob ir daz got bescherte, 3465
  • daz si in ernerte.
  • Dö si in ligen sach als e,
  • nüne twelte si niht m6,
  • si hafte zeinem aste
  • diu pfert beidiu vaste 3470
  • und sleich also lise dar,
  • daz er ir'niht wart gewar,
  • unz si in allenthalben bestreich,
  • dar zuo si vil stille sweich.
  • s. 133 mit der vil edelen salben 3475
  • bestreich si in allenthalben
  • über houpt und über vüeze.
  • ir Wille was s6 süeze,
  • daz si daz also lange treip,
  • unz in der bühsen niht beleip. 3480
  • des waere doch alles unnöt,
  • da zuo und man irz verbot;
  • wan daz si im den willen truoc,
  • esn dühte si dannoch niht genuoc,
  • und wsere ir sehsstunt me gewesen: 3485
  • so gerne sach si in genesen.
  • Und dö siz gar an in gestreich,
  • vil dräte si von im entweich,
  • wand sl daz wol erkande,
  • daz schemelichiu schände 3490
  • 3460=3602. — 3462 rtche, kostbar, prächtig. — 3463 gereite, vgl. zu 953.
  • 3469 hafte prset, von heften. — 3473—74 sind von Benecke und Lach-
  • — 3481—84 das wäre freilich alles nicht nöthig gewesen (oder dazu wäre
  • allerdings keine Veranlassung gewesen), abgesehen davon, daß man es
  • ihr verboten hatte; indessen sie war für ihn so eingenommen, daß es ihr
  • auch jetzt noch nicht genug däuchte u. s. w. Über da zuo unde, zudem
  • daß, außerdem daß, vgl. die Anm. zum 1. Büchl. 660 und Paul Mhd. Q-r.
  • 342, Anm. 2. — 3485 ir d. i. der Salbe. — sehsstunt, sechsmal.
  • 3487 gestreich, gestrichen hatte. — 3490 schemelichiu schände, schämen«-
  • werthe Blöße, Bloßstellung (der Scham). —
  • IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 125^
  • dem vmmen manne w§ tuot,
  • und bare sich durch ir höfschen muot,
  • daz si in sach und er si niht.
  • si gedähte: «ob daz geschiht,
  • daz er kumt ze sinnen, 349^
  • und wird er danne innen,
  • daz ich in nacket hän gesehen,
  • so ist mir übele geschehen:
  • wan des schämt er sich so s6re,
  • daz er mich nimmer mSre 350O
  • willeclichen an gesiht.»
  • B. 134 alsus enoucte si sich niht,
  • unz in diu salbe gar ergienc,
  • und er ze sinnen gevienc.
  • Do er sich üf gerihte 3505»
  • und sich selben ane blihte
  • und sich so griulichen sach,
  • wider sich selben er dö sprach:
  • «bistuz Iwein ode wer?
  • hän ich gesläfen unze her? 3510
  • wäfen, herre, w&fen,
  • sold ich dan immer släfen! .
  • wan mir hat min troum gegeben
  • ein vil harte rlchez leben.
  • Ouwl waz ich eren pflac ' 3515»
  • die wile ich släfende lad
  • mir hat getroumet michel tugent:
  • ich hete gehurt unde jugent,
  • ich was schoene unde rieh
  • und disem libe vil unglich: 3520
  • ich was hövesch unde wis
  • und hän vil manegen herten prls
  • )02 alsus, in dieser Hinsicht; aus dieser Bücksicht. — sich ougetif sich
  • )hen lassen. — 3503 ergän^ durchdringen. — 3504 ze sinnen gevähen, sei-
  • er Sinne mächtig werden, zur Besinnung kommen.
  • 3506 bli/tte prset. von blicken. — 3507 griulich adj., schrecklich (gräu-
  • ch). — 8508 wider, zu. — 3509 über die Vorwegnahme des Prädikates--
  • arch ez in bistuz vgl. zu 2611 und Paul Mhd. Gramm. 327. — 3510 unze
  • fr, bisher. — 3511 wäfen, ein Hilfs- und Weheruf: Hilfe I ach Gottl —
  • )12 solde, konnte f möchte.
  • 3517 ich habe von großer Herrlichkeit, von viel vortrefflichen Dingen
  • atrftumt; vgl. Troj. Krieg 1407: mich danket daz mir troume daz fremde
  • nbilde, daz ich spür; Jung. Titurel 4203: dir mohte hie wol troumen der
  • ttebSzf Martina 136, 4. — 3522 herte, hart, schwer. —
  • 126 V. ABESTSUES,
  • ze riterschefte bejagt,
  • hat mir min troum niht missesagt.
  • ich bejägte swes ich gerte 3525
  • mit sper und mit swerte:
  • mir ervaht min eines hant
  • 8. 135 eine vrowen unde ein richez lant;
  • wan daz ich ir doch pflac,
  • BÖ mir nü troumte, unmanegen tac, 3530
  • unz mich der künec Artus
  • von ir vuorte ze hüs.
  • min gesöUe was der Gäwein,
  • als mir in mlnem troume schein.
  • sl gap mir urloup ein jär 3535
  • (dazn ist allez niht war):
  • do beleip ich langer äne not,
  • unz si mir ir hulde widerböt:
  • der was ich ungerne äne.
  • in allem disem wäne 3540
  • 86 bin ich erwachet
  • mich hote min troum gemachet
  • Keinem riehen herren.
  • nu wju möhte mir gewerren,
  • wjvr ich in disen ereu tO>t? 3545
  • er hÄt mich geffet Äne not,
  • swor sich an troume köret,
  • der ist wv^l guul^^et,
  • l'iv^uw, wie wunderlich du bist!
  • d\\ TOÄchest rlobe in kuriwr trist 3550
  • exueu i^\sv^ sw*ohe» i»*n.
  • der uie uicb t^rvu muv*5 ^w^ua:
  • s>itv^Äer dAiiÄe erw^cbe:.
  • s, ::^^ s\^ Käsu\ iÄ j^!^ift*cit<^
  • i^Ä^Ä t\^W *^ kV 3555
  • .v,s?.v > ^» ^■*. V. x.,.>-* ,>««*viv»v.». vc> txr -iwtJE >;ik
  • IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 127
  • waere ich riterschefte bi,
  • wser ich gewäfent unde geriten,
  • ich künde nach riterlichen siten 3560
  • als6 wol gebären
  • als die ie riter wären.»
  • Alsus was er sin selbes gast,
  • daz im des Sinnes gebrast:
  • und ob er ie riter wart 3565
  • und alle sin umbevart
  • die het er in dem msere,
  • als ez im getroumet wsere.
  • er sprach: «mich hat geleret
  • min troum: des bin ich geret, 3570
  • mac ich ze harnasche komen.
  • der troum hat mir min reht benomen:
  • swie gar ich ein gebüre bin,
  • ez turnieret al min sin.
  • min herze ist mlnem libe unglich: 3575
  • min llp ist arm, min herze rieh,
  • ist mir getroumet min leben?
  • ode wer hat mich her gegeben
  • s6 rehte ungetanen?
  • ich möhte mich wol änen 3580
  • riterliches muotes:
  • s. 137 libes unde guotes
  • der gebristet mir beider.»
  • als er diu vrischen cleider
  • einhalp bi im ligen sach, 3585
  • des wundert in, unde sprach:
  • «ditz sint cleider, der ich genuoc
  • in minem troume dicke truoc.
  • 3559 gerifen, beritten. — 3560 nach r, siten, auf ritterliche Weise. — 3561 ge-
  • bären, sich benehmen.
  • 3563 iin selbes gast wesen, sich selbst fremd geworden sein, nichts
  • mehr von sich wissen. — 3564 mir gebristet (von gebresten stv.) eines d.,
  • mir fehlt etwas, ist abhanden gekommen. — 3566 umbevart fem., das Um-
  • herwandern, -streichen. — 3567 die hete er in dem maere als, von der
  • sprach er so, die sah er so an, als ob. — 356U mich hat geleret y mich hat
  • klug gemacht, mir hat die Augen geöffnet. — 3572 min reht, mein Stand:
  • der Traum hat mich meinem Stande entfremdet, hat mich aus meiner
  • liebensstellnng gebracht. — 3574 mein Sinn ist mit Turnieren beschäftigt ;
  • vgl. Gregor 1412: so furnierte ie min gedanc. — 3578 her geben, her ver-
  • setzen; erscheinen lassen; vgl. Erec 1774. — 3579 ungetan, vgl. 934. —
  • 3580 9ieh änen eines, sich einer Sache entäußern, auf sie verzichten. —
  • 3585 einhalp adv., auf der einen Seite, zur Seite. —
  • 128 V. ABENTEUER,
  • ichn sihe hie niemen des si sin:
  • ich bedarf ir wol: nü sin ouch min. 3590
  • waz ob disiu sam tuont?
  • Sit daz mir ^ s6 wol stuont
  • in minem troume rieh gewant.»
  • alsus cleiter sich zehant.
  • als er bedahte die swarzen Heb, 3595
  • d6 wart er einem riter gelich.
  • Nu ersach diu juncvrouwe daz,
  • daz er unlasterlichen saz:
  • si saz in guoter kOndekeit
  • ftf ir pferit unde reit, 3600
  • als si da yür wsere gesant,
  • und Yuorte ein pferit an der hant
  • weder si ensach dar noch ansprach,
  • dö er SI vOr sich riten sach,
  • du wjerer üf gesprungen, 3605
  • wan daz er was betwungen
  • mit seiher siecheite,
  • daz er sd wol gereite
  • niht i\f mohte gest&n,
  • als er gerne hete getiui, ;i6lO
  • unde rief ir hin nich.
  • s. lo8 d6 tete si als ir wsere gach
  • und niht umb sin gererte kunt,
  • uns er ir rief anderstnnt.
  • d6 kerte si sa 3615
  • unde antwurt im d^
  • si sprach: «wer mofet mir? wer?»
  • er sprach: «Trouwe, ker^t her!»
  • si sprach: ^herre, daz st^
  • si reit dar unde habt im bi. 3620
  • 3oiM «« *im (/«cA tniiu tttttt «oUmi «i« »iicll mir ^vliOrea. will ich. »e sack
  • jkis SitfiA £i(<«ttthttBi ;ukMti; daui FUrwvrt hit*r vc««p&n wi« ia T. 399^
  • 4 hi<;r da« foIgwUe tcol ituont Tvrtttis dksdeutvMd. = $anut w( itUffmifM. —
  • .i5i*i> di<§ tti'ixrz'in u'c'i. d«u sicllwtkraeft Leib.
  • 35^^^^ intUuteriicn*!i% adv. « «tich« d^r Khr« *t>id vi«m Aiutami vw^er
  • = arglo«. ycucajrut;. wolil^iu^iue? v^l. :ii.sä. wo mit: «Haabt ftb«n«txt
  • werden kAHti. — .'Mut aL» wäun» «m .»bg^Mchickc ^ier Torb^üareiten. — .
  • 3ti nir sich . ;ut «ich Torbtri , w«)tt«r. - :ibüi» '>> tn-i »vj* n «rr. . !i«nLm«a^
  • .-Jt^U^—tO *ü N.-vt ifrtitH — tis, $»> woill "KtviI »dvr >«> uicht — aIs» — smt
  • i*9^,rtH Btra.tr-* k*aüirt» l&tfitM; Art uud W(.M(4*^ w'c 4iii«.*r >r«, L«b«*n«v«r{iatt--
  • ai>Me. Ld«^. ^ 36:iU v^L au :)M7.
  • IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 129
  • sl sprach: «gebietet über mich!
  • swaz ir gebietet, daz tuen ich»,
  • und vrä-get in der msere,
  • wie er dar komen waere.
  • Do sprach her Iwein 3625
  • als ez ouch wol an im schein:
  • «da hän ich mich hie vunden
  • des libes ungesunden,
  • ichn kan iu des gesagen niht,
  • welch Wunders geschiht 3630
  • mich da. her hat getragen:
  • wan daz kan ich iu wol gesagen,
  • daz ich hie ungeme bin.
  • nü vüeret mich mit iu hin:
  • s6 handelt ir mich harte wol, 3635
  • und gedienez immer als ich sol.»
  • si sprach: «riter, daz si getan,
  • ich wil min reise durch iuch län:
  • mich het min vrouwe gesant.
  • s. 139 diu ist ouch vrouwe über ditz laut: 3640
  • zuo der vüere ich iuch mit mir.
  • ich rate iu wol, da^ ir
  • geruowet nach iuwer arbeit.»
  • sus saz er üf unde reit.
  • Nü vuorte si in mit ir dan 3645
  • zuo ir vrouwen, diu nie man
  • also gerne gesach.
  • man schuof im guoten gemach
  • von cleidern, von spise und von bade,
  • unz daz im aller sin schade 3650
  • harte lützel an schein,
  • hie het her Iwein
  • sine not überwunden
  • unde guoten wirt vunden.
  • 3626 wie man es ihm auch deutlich ansah. — . 2627 über da vgl. die
  • Anm. zu 490; wie hier zu Anfang der Bede auch bei Berthold II, 165, 4;
  • 223, 37. — 3628 ungesunden ist Adjectiv, hier prädicativ stehend und flectiert
  • wie in V. 5915. 928 u. s. w. — 3630 welche wunderbare Veranlassung. —
  • 3665 handeln, behandeln. — 3636 ez gedienen, es durch Dienst erwidern,
  • zu vergelten suchen. — 3642 ich rate iu toof, ich gebe euch den guten,
  • freundlichen Bath.
  • 3646 diu nie man also gerne gesach, die noch nie einen Mann so gerne
  • gesehen hatte wie diesen. — 3649 von, von Seiten, mit, in Bezug auf.
  • BABTHANN YOK AUE. III. 3. Aufl. %
  • 130 V. ABENTEUER, IWEIN's WAHNSINN U. S. GENESUNG.
  • Diu vrouwe ouch des niht vergaz, 3655
  • sine wolte wizzen daz,
  • wä, ir salbe wsere.
  • mit eime lügemsere
  • berette sich diu wise magt.
  • si sprach: «vrouwe, iu si geclagt, 3660
  • wie mir zer bühsen ist geschehen,
  • ez hat der riter wol gesehen,
  • wie nach ich ertrunken was.
  • ez was wunder daz ich genas,
  • ich kom in michel arbeit, 3665
  • da ich über daz wazzer reit
  • die höhen brücke hie bi.
  • s. 140 daz dez ros unsselec sl!
  • daz strüchte vaste an diu knie,
  • also daz ich den zoum verlie 3670
  • und der bühsen vergaz
  • und selbe küme gesaz.
  • do enpfiel si mir in den w&c zetal,
  • und wizzet, daz mich nie dehein val
  • also sere gemuote. 3675
  • waz hilf et elliu huote?
  • wan daz man niht behalten sol,
  • daz verliuset sich wol.»
  • Swie vil gevüege wsere
  • ditz guote lügemsere, 3680
  • doch zürnte si ein teil,
  • si sprach: «heil und unheil
  • diu sint uns nü geschehen:
  • der mac ich beider nü wol jehen.
  • 3655—66 die Gebieterin vergaß auch nicht, darnach zu fragen. —
  • 3658 lügemaere stn. , lügenhafte Erzählung, erlogene Geschichte; ygl.
  • Kaiserchronik 11751 ; Martina 150, 28. — 3659 »ich bereden ist ein Aasdruck
  • aus der Bechtssprache: sich vertheidigen, sich herausreden, entschuldigen.
  • — wise, klug. — 3661 zer y mit der, iu Hinsicht der. — 3663 nach adr..
  • heinahe. — 3664 ez was wunder vgl. mit Erec 6075. — 3665 michel arbeit^
  • große Noth. — 3666 da, da wo. — 3668 verdammt, verwünscht sei das
  • Bossl — 3669 struchen, straucheln, stürzen: das fiel gewaltig auf die Knie,
  • vgL Nibel. 1500, 3; öohmeller's Hadamar, S. 195 (120). — 3670 verldzen,
  • loslassen. — 3672 gesitzen stv. , sitzen bleiben, sich im Sattel halten. —
  • 3673 in den wäc (=das wogende Wasser) zetal, in den Fluß hiiiab. —
  • 3675 gemüejen einen, einem Noth, Verdruß machen. — 3676 huote fem.,
  • Vorsicht. — 3678 das geht sicher, gewiss verloren.
  • 3679 gevüege adj., ..fügsam, geschickt, wohl angelegt. — 3684 «das wieder-
  • holte n(t, drückt den Arger aus, wie dieser zweite überflüssige Sats». Fach-
  • mann. —
  • VI. ABEKTEUEB, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIEBS. 131
  • den schaden snln wir verklagen . 36$5
  • des Yrnmen gote gnäde sagen,
  • ich hän in kurzen standen
  • einen riter Yunden
  • und min gnote salben vlom.
  • der schade s! durch den Tromen verkom. 3690
  • niemen habe seneden muot
  • umb ein verlomez gnot
  • s. 141 des man niht wider möge hän.n
  • hie mite was der zom ergan.
  • Sns twelte min her Iwein hie, 3695
  • unz in din wilde varwe verlie,
  • und wart als e ein schoene man.
  • vil schiere man im dö gewan
  • den besten hamasch den man vant
  • und daz schdenest ros über al daz lant 3700
  • sus wart bereitet der gast,
  • daz im nihtes gebrast.
  • VI. ABENTEUER,
  • DIE BESrEGUXG DBS GBAPEN ALIEBS UND DIE BEFBEIUNG
  • DES LÖWEN.
  • Die Borg der Frau von Narison, auf der Iwein seine Genesung wieder
  • erhalten hatte, ward vom Grafen Aliers hart bedrängt. Iwein leiht, so-
  • bald er sich wieder kräftig ftlhlt, den Belagerten seinen Beistand. Graf
  • Aliers wird zurtLckgeschlagen und muß endlich als Gefangener auf die
  • Burg wandern.
  • Liebe und Dankbarkeit suchen hier Iwein länger zu fesseln. Allein
  • er windet sich los und zieht seine Straße weiter. Hier triCTt er bald einen
  • Löwen im Kampfe mit einem Drachen. Nach einigem Besinnen eilt er
  • dem ersteren zu Hilfe und erschlägt den letzteren. Der Löwe beweist
  • durch allerlei Gebärden ihm seine Dankbarkeit dafür und bleibt fortan
  • sein unzertrennlicher Gefährte; rierzehn Tage lang, während Iwein unter-
  • wegs ist, versieht er ihn mit Wildpret.
  • 3S85 verklagen, zu beklagen aufhören, verscbmerzen. — 3686 vrume swm.,
  • der Vortheil, Nutzen. — 3689 vlom= verlorn. — 3690 der Verlust mag um
  • des Gewinnes willen yergessen sein; vgL zu 2998. — 3693 des (gen. von
  • niht abhängig) man, wenn man dasselbe. — 3694 was ergan (= ergangen),
  • vrax zu Ende, vorbei.
  • 3696 diu wilde varwe, das wilde, unmenschliche, verwilderte Aussehen,
  • «der schwarze Teint». — 3697 schmne, hell and klar, weiß, fein aussehend..
  • 132 VI. ABENTEUER,
  • Dar nach eines tages vruo
  • d6 sähen sl dort riten zuo
  • den gräven Äliers mit her: 3705
  • ouch satzten sich ze wer
  • die riter von dem lande
  • unde ir sarjande
  • unde min her Iwein,
  • der zaller vorderste schein 3710
  • si wären ^ vaste in getan,
  • und heten joch die wer verlän,
  • und also gar überriten,
  • daz si von vrevellichen siten
  • vil nach wären komen: 3715
  • nü wart der muot von in genomen,
  • d6 si den gast sähen
  • g. 142 zuo den vienden gähen
  • und so manliche gebären.
  • die e verzaget wären, 3720
  • die sähen nü alle üf in
  • und geviengen manllchen sin.
  • Do liez er sine vrouwen
  • ab der were schouwen,
  • daz ofte kumet diu vrist, 372^
  • daz selch guot behalten ist
  • daz man dem biderben manne tuot.
  • sine rou dehein daz guot,
  • daz si an in hete geleit:
  • wände sin eines manheit 3730
  • 3704 dort d. h. auf der Burg der Frau von Narison (V. 3302), wo
  • Iwein jetzt weilte. — zuo riten, herbeiziehen, heranrücken. — 3707 die
  • Bitter des Landes, was im Gregor 201G die lantherren heißen, die ein>
  • heimischen Vasallen. — 3708 sarjant masc, der Diener des Bittere (frans.
  • Sergeant), Knappe, Fußknecht. — 3711 raste in tuon, in die Burg enge
  • einschließen, einsperren, sodaß niemand heraus kann. — 3712 teer fem.,
  • hier: Vertheidigungswerke , die Mauern mit den Thttrmen der Burg. —
  • Joch, auch, sogar. — 3713 überriten stv. , überziehen (mit überlegenem
  • Kriegsheer), bedrängen. Zu dem Particip überriten ist wären aus 3711 za
  • ergänzen. — 3714 von vrevellichen siten komen, von kühnem Auftreten ab-
  • kommen, allen Widerstand aufgeben. — 3716 der muot, diese Stimmung
  • (gemeint ist die Muthlosigkeit, die Verzweiflung am Widerstände). —
  • 3722 und fassten Muth.
  • 3723 sine vrouwen ist Singular: die Herrin der Burg, Wirthin. —
  • 3726—27 scheint ein sprichwörtlicher Ausdruck; vgl. Freidank .«iö, 18. —
  • behalten, wohl aufgehobeU| wohl angewandt, uuverloren. — 3728 rou pr«i.
  • von riuwen, gereuen. — Der Artikel daz nach dehein wie in V. 375. —
  • 3730 sin eines manheit, er allein mit seiner Tapferkeit. —
  • DIE BB8IE6UN6 DBS GRAFEN ALIEBS. 133
  • diu tete si onstetelichen
  • an einen yort entwichen,
  • da erkoverten si sich,
  • hie slac, da stich.
  • nü wer möhte diu sper 3735
  • elliu bereiten her,
  • diu min her Iwein da brach?
  • er slaoc nnde stach,
  • nnd die sine alle,
  • daz jene mit man^es valle 3740
  • mnosen onstetelichen
  • ▼on dem Torte entwichen
  • nnd in den sie läzen.
  • die der yloht vergäzen,
  • die wurden kae zagen 3745
  • alle meisteil erslagen
  • 143 nnd die andern gegangen,
  • hie was der strit ergangen
  • nach hem Iweines eren.
  • si begonden an in kSren 3750
  • den lop ünde den pris,
  • er waere hö?esch biderbe ünde wis,
  • unde in möhte niht gewerren,
  • heten si in zeinem herren
  • ode einen im geliehen. 3755
  • si wünschten ylizeclichen,
  • daz si des beidiu zseme,
  • daz in ir vrouwe nseme.
  • Sns wart dem gräven Allere
  • genendeclichen schiere 3760
  • gevangen unde erslagen sin her.
  • dannoch entweite er ze wer
  • 3731 urutetelichen adr. , auf eine ungelegene Art, unter ungünstigen Um-
  • ständen, in hilfloser Lage, übel zugerichtet (=mit unstcUen). — tuon mit
  • inf., machen daß u. s. w. — 3732 vurt masc, die Stelle wo ein Fluß fahr-
  • bar (von varn) ist, die Furt. — 3733 sich erkoveren, sich erholen, sich
  • wieder sammeln. — 3734 dieselbe malende Ktlrze des Ausdrucks auch bei
  • Wolfram im Willeh. 19, 3; 439, 22; 441, 24. — 8736 her bereiten swv., her-
  • oder aufzählen; Wolfram's Willeh. 16, 15. — 3745 äne tagen, ohne Zögern,
  • «ohne langes Bedenken». B. — 3746 meisteil adv. acc. , meistentheils. —
  • 3749 auf eine für Iwein ehrenrolle Weise, zu Iwein's Buhm, Gunsten. —
  • 3750 an in keren den lop, ihm dieses Lob ertheilen. — 3752=Chre8tiens
  • il86 li cortois li preux, li buens; vgl. Paul Beitr. I, 329. — 3757 daß sie
  • beide (er und sie, daher beidiu neutr. pl.) es für angenehm, für gut hielten.
  • 37 genendeclichen adv., kühnlich, gewaltig. — 3762 erUweln, weilen,
  • bleiben; te wer entw., Stand halten im Kampfe. —
  • 134 VI. ABENTEUER,
  • mit einer lützelen kraft
  • und tete seihe riterschaft,
  • die nieman gevelschen möhte. 3765
  • dö daz niht langer entohte,
  • dö muoser ouch entwichen
  • und vlöch doch werlichen
  • gein einer siner veste,
  • die er da nähen weste. 3770
  • da er zuo dem hüse vlöch,
  • da was der burcberc s6 hoch,
  • beidiu so stechel und s6 lanc,
  • s. 144 daz in sunder sinen danc
  • her Iwein ergähte an dem tor: 3776
  • da vienc er in vor
  • und nam des sine Sicherheit,
  • daz er gevangen wider reit
  • in der vrouwen gewalt,
  • diu sin da, vor s6 dicke engalt 3780
  • und ir verwüestet hete ir laut.
  • er satzte ir gisel unde- pfant ,
  • daz er al sin schulde
  • buozte unz üf ir hulde.
  • Ezn wart nie riter mere 3785
  • erboten gi'oezer ere
  • dan minem hern Iweine geschach,
  • dö man in zuo riten sach
  • und sinen gevangen man
  • eneben im vuorte dan. 3790
  • dö in diu grsevinne enpfie
  • unde engegen im gie
  • mit allen ir vrouwen.
  • 37G3 lützel adj., klein, geriug. — kraft, Menge, Schaar. — 3765 ge-
  • velsc/ien, schelten, tadeln. — 3766 als das nicht länger mehr anging. —
  • 3768 icerltc/ien adv. , auf streitbare Weise, sich wehrend, kämpfend. —
  • 3771 da, da wo. — hiis, hier vorzugsweise die herrschaftliche Wohnung,
  • die Burg; vgl. zu Erec 2*J2. — 377'J der burcUrc, der Berg auf dem die
  • Burg lag. — 3773 Stachel adj., steil, abschüssig. — 3774 über danc vgl. zu
  • 2594. — 3777 und nahm ihn in Pflicht, verpflichtete ihn dazu, empfieng
  • von ihm die feierliche Versicherung darüber. — 37S1 neuhochdeutsch hier
  • das Kelativ wiederholt: und deren Land er vorwüstet hatte. Persön-
  • liches Pronomen statt des relativen in der bloßuu Fortsetzung von Relativ-
  • sätzen hier wie im A. Heiur. 274, vgl. Tobler in der (rermauia, 17, 293—294
  • u. Paul Mhd. Gramm. 345. — 3782 (/tscl masc. , (Jeisel. — 3784 unz uf ir
  • hulde, bis er ihre Huld wieder erlangt hätte; vgl. zu (irogor 2409.
  • 3785 nie riter niere, noch nie oder nie wieder einem Uitter, wie V. 355.
  • — 3790 eneben iine, neben sich. —
  • DIE BESIEGUNQ DES OBAFEN ALIERS. 135
  • du mohte man schouwen
  • vil vriuntliche blicke. 3795
  • si besach in dicke und dicke:
  • und Wolter lones hän gegert,
  • des wsere er da gewert:
  • sine versagt im lip noch guot.
  • sone stuont ab niender sin muot: 3800
  • ern wolde deheinen andern Ion.
  • 145 dö diu vrowe von Närison
  • ir not überwant
  • von siner gehülfigen hant,
  • do begilnder urloubes gern. 3805
  • desn wolte si in niht gewem:
  • wan an in stuont al ir muot.
  • si dühte des, er wsere guot
  • ze herren ir laude:
  • und cndühtez si niht schände, 3810
  • si hete geworben umbe in.
  • mich entriege min sin,
  • swie ez deheiniu tuo,
  • da beeret groezer wisheit zuo,
  • daz si umbe den würbe 3815
  • von dem si niht verdürbe,
  • dan si sich den lieze erwerben
  • von dem si müese verderben.
  • Si bat in mit gebaerden gnuoc;
  • daz er doch harte ringe truoc. 3820
  • beide gebserde unde bete
  • die man im durch beliben tete,
  • daz was verlorn arbeit:
  • wan er nam urloup unde reit
  • dicke und dicke, wiederholt , ciunml über das andere. — 3799 ver-
  • i. praet., würde versagt haben. — .'}8ü0 das fiel ihm aber gar nicht
  • 104 durch seine hilfreiche Hand. — 3H«)7 an in (acc.) stuont ir
  • ihn war ihr Herz gerichtet, nach ihm verlangte sie im Herzen ;
  • ■)904; dagegen an im (dat.) stuont ir muot würde heiI5cn: auf ihm
  • •<)u ihm hieiig ab, ihr vertraute ihr Herz. — 3812 vgl. zu 2.')9r). —
  • hl es keine thun wird. Damit wird im Voraus das in 3815 — IG
  • ^schränkt. — 3815 — 16 wenn sie (daz, angenommen dali) um den
  • hätte, von dem sie nur (lutes erfahren hätte. — 3X18 ist mit
  • Graf Aliers gesagt.
  • harte riwje tra'jfn, es sehr gering achten, ganz gleichgültig
  • sicli darum iiusjserst wenig kümmern, vgl. Heinr. v. d. Türlln
  • 2 durch hfllhen, des Bleibens lialber, damit er bleiben sollte. —
  • arbeit, verlorn«.', vergebliche Mühe.
  • 186 VI. ABENTEUER,
  • unde Buochte da zehant 3825
  • den nsehsten wec, den er vant,
  • und volget einer etr&ze.
  • Lüte äne mäze
  • hörter eine stimme
  • B. 14G clägelich und doch grimme. 3830
  • nune weste min her Iwein,
  • von wederm sl wsere under den zwein,
  • von wurme ode von tiere:
  • er bevant ez aber schiere.
  • wan diu s61be stimme wist in * 3835
  • durch michel waltgevelle hin
  • da. er an einer bloeze sach,
  • wä. ein grimmer kämpf geschach,
  • da. mit unverzagten siten
  • ein wurm unde ein lewe striten. 3840
  • Der wurm was starc unde gr6z:
  • daz viur im üz dem munde schdz.
  • im half diu hitze unde der stanc,
  • daz er den lewen des betwanc,
  • daz er al lüte schr^. 3845
  • hern Iwein tete der zwirel we,
  • wederm er helfen solde,
  • und bedlüite sich daz er wolde
  • helfen dem edelen tiere.
  • doch Yorhter des, swie schiere 3850
  • des Wurmes t6t ergienge,
  • daz in daz niht Tervienge,
  • der leu bestüeude in zehant.
  • wan alsd ist ez gewant«
  • als ez ottch under den liuten stat: 3855
  • so man aller beste gedienet hat
  • J8:iS uumiü^it{. uiig«wOhalic)k laut. — ;k^ exjm »c'itfi-^n . Tua weldteni
  • vou btfideu- - • 3i<« u-ttna mAs*:. ^ I>r»ch«». - .ksJti tt-tu/ytrcW/« »tn., ai«in«
  • Strtrcke im WalUt). dit» durch ULiut(«)i»tiir4to Baum«) uuw«ip«m g«nrociiea
  • vü-K B. ; B»umger\>Il«) . v^evirr«; WatldtMblucht ui di«i»eiii Sinn« im Kx«e
  • 7$75, W7^). — Jey: bi'ti* f«».. fWw, odfvu«» Si«»ll« im W:ildtf. BL06«.
  • 3^;)S u-t< hae hi«r. iumal uaoh seAem, lucht UnriU«» «woi. «uadem mo«laI«
  • (wie> B«d«)utui»g. — JcsW Hut it/tctf:a;^tt.t >itirf*, mit l'aTttnacttJMit, mtt
  • Muth.
  • 3iii4ö al tut* aJv. . «{lui^ laue. - ates'U «lO«» -vsi/*, i ;„,- ^^j^^ „,1, j^üfj^
  • nüUt dtii» uichtÄ. — ÄC>^ dcuu «ja v«»rhu:i -nvii *u . c* i>iltfgt fblg«niier-
  • mab&eu 4u tf«)h«a. — "i^öo W. >««»uu, solMkid. —
  • DIE BESIEGUNO DES OBAFEN ALIERS. 137
  • dem Ungewissen manne,
  • s. 147 so hüete sich danne,
  • daz ern iht beswiche.
  • dem was ditz wol geliche. 3860
  • doch wägte erz als ein vrumer man,
  • er erbeizte und lief den wurm an
  • und sluoc in harte schiere tot
  • und half dem lewen üz der not.
  • Dannoch do er den wurm ersluoc, 3865
  • dö het er zwivel genuoc,
  • daz in der lewe wolde bestän:
  • daz wart im anders kunt getan,
  • sich bot d£r lewe an sinen vuoz
  • und zeict im unsprechenden gruoz 3870
  • mit gebserde und mit stimme,
  • hie liez er sine grimme
  • und erz^icte im sine minne
  • als er von sinem sinne
  • aller beste mohte 3875
  • und einem tiere tohte.
  • er antwurt sich in sine pflege,
  • als er in sit alle wege
  • mit sinem dienest ^rte,
  • und volgt im swar er kerte 3880
  • und gestuont im ze aller siner not,
  • unz si beide schiet der tot.
  • Der lewe und sin herre
  • die vuoren unverre.
  • 3857 ungetois, anzuverlässig. — 3858 das Subject ergänzt sich hier aus
  • V, 3856. — 3859 einen beswichen stv., hintergehen, betrügen. — 3860 dem
  • ganz ähnlich war dieser Fall; ganz ebenso war es hier. — 3861 wagte erz]
  • die Handschriften weichen hier bedeutend von einander ab und schwan-
  • ken zwischen daktery tet er und waget erz; vielleicht hat hier genande er
  • (=:fasste er Muth) gestanden, ein Ausdruck, den die Schreiber öfters ver-
  • worfen haben.
  • 3866 zwivel masc, Besorgniss. — 3868 davon widerfuhr, geschah ihm
  • das Gegentheil; ez wirt mir kunt im Sinne von: es wird mir zu Theil,
  • widerfährt mir, auch im Brec 778; Kindheit Jesu 77, 11; Pfeififer's Alt-
  • deutsche Beispiele XL, 26 : do wurden mir din minne kunt und gewan ditze
  • kindelin; mhd. Wörterbuch I, 812. — 3870 unsprechende, sprachlos, stumm;
  • im Hohen Liede ed. J. Haupt 7, 1: der munt des unsprekintin stummin, —
  • 3874—75 so gut als er in seiner Art {von sinem sinne, mit seinem Ver-
  • stände, nach seinem Vermögen) nur konnte. — 3877 pßege fem., Leitung,
  • Gewalt. — 3878 als, wie, so wie. — sit alle wege, fortan immer. — 3881 einem
  • gestän, beistehen.
  • 188 VI. ABENTEUER, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS.
  • unz er ein tier ersmahte.. 3885
  • s. 148 nü twanc ia des sin ahte,
  • beidiu der hunger und sin art,
  • dö er des tieres innen wart,
  • daz er daz gerne wolde jagen.
  • dazn kunder im anders niht gesagen, 3890
  • wan er stuont und sach in an
  • und zeictQ mit dem munde dan:
  • da mite teterz im kunt.
  • nü gruoztern als ein suochhunt
  • und volgt im von der sträze 3895
  • wol eines wurfes mäze,
  • da er ein rdch stende vant,
  • unde vienc ouch daz zehant
  • und souc im üz daz warme bluot:
  • dazn wsere sim herren doch niht guot. 3900
  • nü schinte erz da, erz weste
  • veizt und aller beste,
  • und nam des einen braten dan.
  • nü gienc ouch diu naht an.
  • er schürft ein viur und briet daz 3905
  • und az ditz ungesalzen maz
  • i\ne bröt und äne win:
  • ezn mohte et dö niht wseher sin.
  • 3SS5 t'rsme<:k^n swv. , erwittem, — 3*86 s!h aht^ stf. , »sein Zustand,
  • seine Lairei). B. — 3891 niht am^ers tcan, auf keine andere Weise als daß. —
  • 3Sy2 (ian^-itiinnen, von da wejf, fort. — 3S94 nrüesen hatte in der Weid-
  • mann:>sprucbe eine doppolte Bedeutung (urleiohwie das spftter ablich ge-
  • wordene . z. B. in Kaiser Maximiliau's Jagdbuch, herausgegeben
  • von Karajan. S. tU. 70, 7'J u. s. vr.); mau sagte l) der J^i/'T yrü dem
  • hunt=eT spricht ihn au, treibt ihu au. hetzt ihu; IM A«iit ffriezet=
  • er schlägt an. bellt das Wild oder den Jäger an (vg!. Hadamar v. Laber
  • :>2, 74. :»37 u. 513>. Hund und Jäger waren iu alter Zeit y.'.tWi^ii; sie •!»€-
  • grUi^ton » sich daher beide. — Nach l'hrestiens 3-ir»"i fg. ist mit Beuecke
  • und Paul ^Beitr. :{3l> das »r iu 'jruoittrrn auf iweiu zu beziehen, der ancli
  • noch im folgenden Verse das Subject bleibt. — ei!t=^-it^H. — *u--ch/iUHtf
  • Spürhund. — 3>iH> ziemlich einen Steinwurf weit. — S>i»7 si^'t'i'-] das W.irt
  • .«/ci.t scheint hier auch absichtlich gewählt; in der Jägersprache brauch-
  • ten es sohon die Alten vom Standorte dt-s Wildes \Tgl. uri<«r . Wildstand*
  • gut
  • cewesen. — ."UK"! ssr-K-^ prset. >on $-:Mt-ii. wvlclie» soH-'u MfUr iruh u«ben
  • der starken Form auch eine «tchwaobe ZM»:r; \c'.. P:eu.er"s tf^nesis und
  • Exodus ."»9, 35: Loheugri-.i :;:C0. — 3;^'- --.? .»J- . r^ .^r. _ ■;>.-. t^\^rf^n
  • swv.. auschlagen. — Sv»."«? .ivi,- ueutr , , — -tA»? > r ; jk^l; . jy-i«^ köst-
  • lich, delicat. —
  • VII. ABBNTEÜEB, LUNETENS HAFT. 139
  • (laz im da, überiges schein,
  • daz az der lewe unz an diu bein. 3910
  • A
  • s. 149 Her Iwein legte sich unde slief:
  • der lewe wachet unde lief
  • umbe sin ros unde umbe in.
  • er hete die tugent und den sin,
  • daz er sin huote alle zit, 3915
  • beidiu dö unde sit.
  • daz was ir beider arbeit,
  • daz er nach äventiure reit
  • rehte vierzehen tage,
  • und daz mit selbem bejage 3920
  • der wilde lewe disem man
  • sine spise gewan.
  • VII. ABENTEUER,
  • LUNETENS HAFT.
  • Der Zufall führte Iwein wieder in seiner Frauen Land, und zwar
  • gerade wieder an den Brunnen, wo die Linde mit der Kapelle stund. Ihr
  • Anblick erinnert ihn an den Verlust des schönen Weibes und seiner Herr-
  • schaft und erfüllt sein Herz mit so tiefem Weh, daß er ohnmächtig vom
  • fiosse sinkt und sich dabei mit dem Schwerte verwundet. Der treue
  • Löwe will sich auch in das Schwert stürzen, als er seinen Herrn bluten
  • sieht; Iwein hält ihn aber davon zurück und ergeht sich dann in bitteren
  • Klagen über seine unglückliche Lage, in die er durch seine eigene Schuld
  • gerathen sei. Sein Jammern erregt bald die Aufmerksamkeit einer in der
  • nahen Kapelle gefangen sitzenden Dame, und es entspinnt sich zwischen
  • dieser und ihm eine längere Unterredung. Sie erzählt ihm unter Thränen,
  • wie sie fälschlich des Verraths bezichtigt worden sei. Auf ihr Anstiften
  • habe ihre Gebieterin vor Jahr und Tag einen Mann genommen und sei
  • von diesem bald wieder verlassen worden. Darum sei sie jetzt in Haft
  • und solle morgen sterben, wenn sich niemand finde, der für sie kämpfen
  • wolle. Auf Beistand sei jedoch nicht zu rechnen, denn es gelte einen
  • Kampf, in dem einer gegen drei kämpfen müsse; sie kenne nur zwei
  • Bitter, die solches vermöchten, und diese seien leider von ihr nicht zu
  • 3909 überiges gen. von daz abhängig, was er von überflüssigen Stücken
  • vorfand; was ihm überflüssig, nicht beachtenswerth erschien. — 3910 unz
  • an diu bein, bis auf die Knochen.
  • 3915 huote prset. von hüeten swv., welches Hartmann so wie hier öfter
  • mit dem Gen. construiert hat. — 3920 bejac masc, Fang, Beute, Erwerb.
  • 140 VII. ABENTEUEB,
  • finden gewesen. Auf Iwein's Befragen muß sie nun ausfahrlicher be«
  • richten. Der Truchseß und seine zwei Brüder seien es besonders, die tie
  • aus Neid des Yerrathes beschuldigt und ihr so lange zugesetzt hätten, bis
  • sie im Zorne sich vermessen habe, sie wolle einen Bitter stellen, der es
  • mit den drei kilhnsten des Hofes allein aufnehmen und ihre Unschuld
  • beweisen werde. Sechs Wochen habe sie Frist gehabt , um Gawein oder
  • Iwein, die sie zu ihren Kempen erwählt, herbeizuholen; sie seien aber
  • leider nicht daheim gewesen. Iwein gewinnt nun die Überzeugung, daß
  • die Gefangene niemand anders als Lunete ist, und gibt sich ihr zu er-
  • kennen mit dem Versprechen, daß er des andern Tags ftlr sie kämpfen
  • wolle. Lunete weint vor Freuden, daß sie nun ihren Herrn wiedergefunden
  • hat. Inzwischen erfährt Iwein von ihr, daß Gawein Artus' Hof verlassen
  • habe, um die geraubte Gemahlin des Königs zu suchen. Darauf verab-
  • schiedet er sich von Luneten, um sich fttr den bevorstehenden Kampf zu
  • rüsten.
  • Do truoc in diu geschiht
  • (wand ern versach sich es niht)
  • vil rehte an slner vrouwen lant, 3925
  • da, er den selben brunnen vant,
  • von dem im was geschehen,
  • als ich iu hä-n verjehen,
  • gröz heil und michel ungemach.
  • als er die linden drohe sach, 3930
  • und do im da. zuo vor erschein
  • diu kapelle uude der stein,
  • dö wart sin herze des ermant,
  • wie er sin Sre und sin lant
  • hete verlorn und sin wip. 3935
  • des wart so riuwec sin lip,
  • von jämer wart im also w^,
  • daz er vil nach als S
  • von sinen sinnen was komen,
  • s. 150 uude im wart da. benomeu 3940
  • des herzen kraft also gar,
  • daz er zer erde tötvar
  • von dem orse nider seic.
  • 3923 vgl. zu 3630-31. — 3925 vil rehte adv., gerados Weges, gerade. —
  • 3928 verjehen stv., ausdrücklich sagen. — 3930 drobe=dar obe, darüber. —
  • 3931 da zuo, noch dazu, außerdem. — einem vor erschtnen, einem sichtbar
  • werden, einem erscheinen. — 3933 des ermanen, daran erinnern. — 3936 sin
  • lip, eine im Mittelalter übliche Umschreibung für: er (seine Person). —
  • 3941 des herzen kraft ist der sin, diu tcifxe, welche im Herzen ihren Sita
  • haben; vgl. 1. Büchl. 1413 und die Vorbemerkung dazu, S. 45. — 3942 töt-
  • var, wie der Tod aussehend, todblaß. — 3943 stffen stv., sinken, fallen. —
  • LUNETENS HAFT. 141
  • und als er vol sich geneic,
  • daz swert im üz der scheide schöz: 3945
  • des güete was als6 gröz,
  • deiz im durch den halsperc brach
  • und eine groze wunden stach,
  • daz er vil s^re bluote.
  • des wart in unmuote 3950
  • der lewe, er wände er waere tot,
  • und was im nach dem töde not.
  • Er rihte daz swert an einen strüch
  • und wolte sich stechen durch den buch,
  • wan daz der herre Iwein 3955
  • dannoch lebendic vor im schein,
  • er rihte sich üf unde saz
  • unde erwante dem lewen daz,
  • daz er sich niht ze töde stach,
  • her Iwein clagte unde sprach: 3960
  • «unsselec man, wie verstü nü!
  • der unsseligest bistü
  • der ie zer werlde wart geborn.
  • s. 151 nü wie h&stü verlorn
  • diner vrouwen hulde! 3965
  • Jane wser diu selbe schulde
  • zer werlte niemens wan din,
  • ezn müese s!n ende sin.
  • Er ist noch baz ein sselec man
  • der nie dehein 6re gewan, 3970
  • 3944 gentgen sty., sich neigen, ins Neigen kommen; das Wort -wird in der
  • guten alten Zeit sonst nur intransitiv gebraucht, kann daher eigentlich
  • nie reflexiv stehen wie hier; daher vermuthete Benecke volltche neic für
  • vol sich geneic, und Lachmann setzte vär sich geneic (vorwärts sich neigte)
  • in den Text. "Wenn eine Verderbniss vorliegt, möchte ich lesen: und als
  • er volle geseic^^nnö. als er vollständig ins Sinken gekommen, war; der
  • rührende Beim könnte dann den Schreibern Veranlassung zum Ändern ge*
  • wesen sein. Indessen auch Thomasin von Zircl. 10133 sagte: swenne sich
  • ein hoher muot niget; und es wird damit wahrscheinlich, daß dieser Sprach-
  • fehler ziemlich allgemein war. — 3947 deiz = daz ez. — halsperc stm. , die
  • den Hals (und den Oberkörper) bergende Btlstung, das Panzerhemde. —
  • 3950 in unmuote (dat.) werden, in Mlsstimmung, Verzweiflung, Aufregung
  • gerathen. — 3952 mir ist not nach, ich trage Verlangen nach etwas.
  • 3953 struch masc. , Strauch. — 3955 — 56 hätte nicht Iwein in diesem
  • Augenblicke gezeigt, daß er noch lebe. — 3958 erwenden mit dat. und acc,
  • einem etwas entwinden, ihn von etwas abbringen. — 3966 — 68 wahrlich
  • niemand in der Welt (kein Mensch) außer dir würde solche Schuld ge-
  • tragen haben,. .ohne daß es sein Letztes gewesen wäre.
  • 3969—84 Ähnliche Gedanken, wie hier Iwein in den Mund gelegt wer-
  • den, finden sich in den Liedern Nr. 14 und im 2. Büchl. 121—136, 146—156;
  • vgl. Gregor 2544 fg. — 3969 derjenige ist noch glücklicher, ist noch besser
  • 142 VII. ABENTEÜEB,
  • dan der ere gewinnet
  • und sich so niht versinnet,
  • daz er si behalten künne.
  • ere unde wtinne,
  • der het ich beider also vil, 3975
  • daz ichz gote clagen wil,
  • daz ich ir ie so vil gewan,
  • ichn solte staete sin dar an.
  • wser mir niht geschehen heil
  • und liebes ein vil michel teil, 3980
  • sone weste ich waz ez wsere:
  • äne senede swaere
  • s6 lebte ich vriliche als e:
  • nü tuot mir daz senen we,
  • daz mir daz solte geschehen, 3985
  • daz ich muoz an sehen
  • schaden unde schände
  • in miner vrouwen lande,
  • ditz ist ir ere und ir laut:
  • daz stuont ^ in miner haut, 3990
  • daz mir des Wunsches niht gebrast:
  • s. 152 des bin ich alles worden gast.
  • Ich mac wol clagen min scboene wip:
  • war umbe spar ich den lip?
  • min lip wsere des wol wert, 3995
  • daz mich min selbes swert
  • zehant hie an im raeche
  • unde ez durch in stseche.
  • Sit ich mirz selbe hän getan,
  • ich solt es ouch selbe buoze enpfän 4000
  • daran. — 3972 und nicht so verständig ist. — 3978 ohne daß ich mich
  • darin halten konnte; ohne daß es mir vergönnt war sie zu behalten. —
  • 3983 vriliche adv,, frei. — 3984 senen, Betrübniss. — 3989 ist die von den
  • besseren Hss. gewährte Lesart (vgl. Paul 1. 1. 380); Lachmann hielt ere
  • für «einen alten Fehler» u. nahm daftir erbe in den Textj welches hier
  • 3 Hss. bieten. Allein ere u. lant oder laut u. ere finden sich noch Öfter
  • formelhaft beisammen, zumal im Iwein 1825, 2936, 2437; im Gregor 65 ja
  • gevellet dir nü min lant u. michel ere; im Graf Budolf [5] 9 do hevalch der
  • kunic here sin lant und michel Sre; in Dietriches Flucht 2313 iuwer lant u.
  • iuwer ere; in der Babenschlacht 511 «in ere und »ine marke; vgl. Jftnicke
  • zum Ortnit 38, 3 und tLber die Bedeutung von ere meine Bemerkung zu
  • Iwein 2437. — 3991 daß es mir an nichts WUnschenswerthem fehlte. —
  • 3992 gast werden eines d., einer Sache fremd werden, sie verlieren.
  • .')993 Ich mac wol, ich habe wohl Ursache. — 4000 buoze fem., Genug-
  • thuung, Entschädigung; Lohn, Strafe. —
  • LUNETENS HAFT. 143
  • (nü git mir doch des bilde
  • dirre lewe wilde,
  • daz er von herzeleide sich
  • wolde erstechen umbe mich,
  • daz rehtiu triuwe nähen gät); 4005
  • Sit mir min selbes missetät
  • miner vrouwen hulde,
  • unde dehein ir schulde ^
  • an aller slahte not verlds,
  • und weinen vür daz lachen kös.» 4010
  • D6 disiu gröze clage geschach,
  • daz gehörte unde sach
  • ein juncvrouwe, diu leit
  • von vorhten groezer arbeit
  • danne ie dehein wip, 4015
  • wand si gevangen üf den lip
  • in der kapeilen lac.
  • und dö er dirre clage pflac,
  • dö sach si hin vür
  • durch eine schrunden an der tür. 4020
  • s. 153 si sprach: «wer claget da? wer?»
  • «wer vräget des?» sprach aber er.
  • Si sprach: «herre, daz hie clagt,
  • das ist ein also armiu magt,
  • daz dehein sache 4025
  • von manegem ungemache
  • also armiu möhte leben.»
  • er sprach: «wer möhte iu geben
  • so grözen kumber als ich hän?
  • 4001 bilde^ neutr., Vorbild, Beispiel. — 4003 daz, weil, indem. — von, aus.
  • — 4005 nahen gän heißt sonst bei Hartmann gewöhnlich: zu Herzen gehen,
  • wehe thun, Schmerz verursachen, gefährlich sein ; das kann es hier nicht
  • bedeuten. Nach dem Zusammenhange müßte es vielmehr den Sinn haben :
  • wahre Treue geht tief, geht ans Leben, schont das Leben nicht. Oder
  • sollte es statt triuwe vielmehr riuwe heißen? man vgl. Erec 3141: waz
  • mohte sich geliehen so nähen gender riuwe, die si von ir triuwe durch ir
  • mannes liebe leitf ferner 8078; 1. Büchl. 55; 2. 419, 471; Lieder 17, 9 u. s. w. —
  • 4006 — 9 da mich ja meine eigene Missethat, nicht meiner Herrin Schuld,
  • um ihre Huld gebracht hat. — 4010 zu kos ist das Subject ich aus dem
  • vorhergehenden Satze zu ergänzen.
  • 4014 von vorhten (pl.), von oder vor Angst. — arbeit, Pein. — 4016 vgl.
  • die Anm. zu 1750 und V. 4039 — 43. — 4019 hin vür, hervor, hinaus. —
  • 4020 Schrunde swf., Biß, Spalte.
  • 4025 — 27 diese Zeilen entsprechen der französischen Quelle. 3566: la
  • plus dolante riens qui vive. —
  • 144 VII. ABENTEUER,
  • ir mugt wol iuwer clage lä.n: 4030
  • wan der vervluochte daz bin ich.»
  • sl sprach: «daz ist unmügelich,
  • daz iuwer kumber müge sin
  • des endes iender sam der min.
  • ich sihe wol, daz ir stet 4035
  • unde ritet unde get
  • swar iuch iuwer wille treit:
  • so ist mir daz vür geleit,
  • ich bin also gevangen,
  • verbrant ode erhangen 4040
  • wirde ich morgen an dem tage.
  • nieman ist der mich übertrage,
  • mime werde der lip benomen.»
  • er sprach: «vrowe, wie ist daz komen?»
  • Sl sprach: «hab ich deheine schulde, 4045
  • got welle daz ich sine hulde
  • niemer gewinne,
  • vür eine verrätaerinne
  • s. 154 bin ich da her in geleit:
  • daz lantvolc hat üf mich geseit 4050
  • eine schulde s6 swaere,
  • und ob ich schuldec wsere,
  • so waere ich grozer zühte wert.
  • ez nam in dem järe vert
  • diss landes vrouwe einen man: 4055
  • da missegienc ir leider an:
  • die schulde legent si üf mich.
  • nü herre got, waz moht ich,
  • daz ir an im missegie?
  • zwäre, geriet ich irz ie, 4060
  • daz tet ich durch ir ere.
  • 4034 des endes stn, von solcher Ausdehnung sein, so weit gehen. — 4038 mir
  • ist vür geleit, mir ist vorgelegt, mir steht bevor, ich habe zu erwarten. —
  • 4062 einen übertragen, einen über etwas hinwegheben, vor etwas bewahren,
  • einem beistehen.
  • 4048 als eine Verrätherin. — 4049 da her in geleit, hier herein gefangen
  • gesetzt, in dieses Oefängniss gethan. — 4050 lantvole, die Einwohner des
  • Landes. — df einen eine schulde sagen, eine Schuld einem beimessen, eines
  • Verbrechens einen zeihen. — 4052 und ob, gesetzt daß. — 4053 zufit, Strafe. —
  • 4054 vert adv., im vorigen Jahre; in dem Järe vert, dieses Jahr zuvor. —
  • 4055 diss= disse , dises, vgl. zu Erec 9620 und zu Gregor 1776. — 4058 was
  • 9/io/ii ich, «was konnte ich dazu«. B. — 4060—61 wenn ich ihr dazu rieth,
  • Bo tbat ich es wahrhaftig nur um iTo-xet ^Yvte -^willen, —
  • LUNETENS HAFT. 145
  • ouch wundert mich iemer möre,
  • daz ein also vrumer man
  • so starke missetuon kan:
  • wander was benamen der beste 4065
  • den ich dö lebende weste.
  • ouch istz niht von den schulden sin:
  • ez ist von den ünsselden min.
  • alsus ring ich mit sorgen.
  • si beitent mir unz morgen: 4070
  • so nement s! mir ouch den lip»
  • wan ich bin leider ein wtp,
  • daz ich mich mit kämpfe iht wer:
  • so enist ouch niemen der mich ner.»
  • Er sprach: «s6 läze ich iu den strit, 4075
  • daz ir angesthafter sit
  • dan ich, Sit ez so umbe iuch stät,
  • daz ez iu an den lip gkt,
  • ob ir iuch niht mugt erwern.»
  • si sprach: «wer möhte mich ernern? 4080
  • s. 155 der joch den willen hsete,
  • daz erz gerne taete,
  • wer hete dannoch die kraft,
  • erne dülte dirre meisterschaft ?
  • wan ez sint dri starke man, 4085
  • die mich alle sprechent an.
  • ich weiz ir zwene, und ouch niht me,
  • an den so volleclichen ste
  • diu tugent und diu manheit,
  • die sich so starke arbeit 4090
  • durch mich armen naemen an.
  • 4067 auch ist es nicht durch seine Schuld geschehen. — 4068 un$aelde stf.,
  • Unglück, Unheil. — 4070 einem betten, einem Frist gehen. — 4073 das iftf,
  • kann hier, wo der abhängige Satz keine Absicht ausdrücken soll, nicht
  • im Sinne von «daß nicht» stehen; man wird die Stelle im Nhd. etwa so
  • wiedergeben können: denn ich bin leider zu schwach, für den Fall daß
  • ich etwa den Kampf aufnehmen wollte.
  • 4075 ich läze iu den strit, ich streite, rechte nicht mit euch; ich gebe
  • euch Kecht. — 4076 angesthaft adj., in Bedrängniss, Gefahr, Noth befind-
  • lich; bedrängt. — 4084 so daß er nicht (ohne daß er) die Überlegenheit
  • von jenen sich gefallen lassen müsste; dirre ist gen. pl.= dieser , jener,
  • und bezieht sich auf die im Folgenden genannten dri man. — 4086 an
  • sprechen einen, einen anklagen, als Kläger gegen ihn auftreten. — 4088 bc-i
  • denen in so vollem Maße anzutreffen, zu finden wäre; über den Conjunctiv
  • vgl. Paul Mhd. Gramm. 365. — 4091 sich starke arbeit an nemen, sich großer
  • Mühe unterziehen, starken Kampf auf sich nehmen. —
  • HABTMAHN VON AUE. III. 3. Aufl. \^
  • 146 VII. ABENTEUER,
  • daz sint ouch zwene seihe man,
  • ir ietweder sltiege ä.ne wer
  • disses Volkes ein her;
  • und weiz ez ouch als minen tot, 4095
  • west ir ietweder mine not,
  • er kceme und vsehte vür mich,
  • der dewedem mac ich
  • s. 156 ze disen zlten niht hän,
  • und muoz mir an den lip gän: 4100
  • ouch getrfiwe ichs niemen wan den zwein.»
  • do sprach der herre Iwein:
  • ((Nu nennet mir die dri man,
  • die iuch mit kämpfe sprechent an:
  • und nennet mir danne m^ 4105
  • die zw§ne, umbe diez s6 ste,
  • daz ir ietweder so vrum sl,
  • daz er eine vsehte wider dri.»
  • Si sprach: «ich nennes iu alle wol,
  • die dri, der gewalt ich dol: 4110
  • der ein ist truhsseze hie,
  • und sine bruoder, die mir ie
  • wären nidec unde gehaz,
  • wand mich min vrouwe häte baz
  • danne si mir des gunden, 4115
  • und habent si des überwunden,
  • daz si nü wol tibersiht,
  • swaz mir leides geschiht.
  • dö min vrouwe ir man nam,
  • der ir nach wäne wol gezam 4120
  • und si dar nach niht wol enlie,
  • dö begäben si mich nie
  • s. 157 mit tägelicher arbeit,
  • sine zigen mich der valscheit
  • 4093 äne wer, ohne Widerstand, ohne daß man es wehren könnte, mit
  • leichter Mühe. — 4095 vgl. mit 3407. — 4100 und es muß mir an das Leben
  • gehen. — 4101 getruwen einem eines d., einem etwas zutrauen. — 4105 me,
  • weiter.
  • 4113 ntdec, neidisch, eifersüchtig. — 4115 «> gunden, sie gönnten. —
  • 411i> und sie haben meine Gebieterin dazu bewogen, vermocht. — > 4121 lazen^
  • verlassen; en- in enlie ist Negation und mit niht zu verbinden; nihi wol
  • ldzen=:übelf lasen in V. 2025. — 4122 einen begeben, von einem ablassen;
  • si begäben mich nie sine zigen mich, sie hörten nicht auf mich su seihen;
  • vgL Faul Mhd. (rramm. 339 (S. 134). — 4124 zigen pr»t. pl. von tthen stv.,
  • zeihen. —
  • LUNETEN8 HAFT. 147
  • daz ez schliefe niuwan min list 4125
  • daz ir sus missegangen ist.
  • und swaz ouch mir da von geschiht,
  • söne lougen ich des niht,
  • ezn vuocte min rät und min bete,
  • daz siz ie umb in getete; 4130
  • wand ich mich wol umb in versach,
  • geschsehez als ez doch geschach,
  • si hetes vrume und ^re.
  • nü velschent si mich s^re,
  • ich habe si verraten. 4135
  • wand si mir dö täten
  • michel unreht unde gewalt,
  • dö wart min leit vil manecvalt,
  • unde ich arme verlorne
  • vergähte mich mit zorne. 4140
  • wan daz ist gar der sselden slac,
  • swer sime zorne niene mac
  • getwingen, ern überspreche sich.
  • leider also tet ich mich.
  • Ich hän mich selben verlorn. 4145
  • ich sprach durch minen zorn,
  • swelhe dri die tiursten man
  • sich von dem hove nsemen an,
  • daz siz beretten wider mich,
  • einen riter vunde ich, 4150
  • der mit in allen drin strite,
  • s. 158 ob man mir vierzec tage bite.
  • der rede giengen si dö nach:
  • 4126 Tgl. mit 2130, 4056, 4059. — 412» über die Negation in diesem Satze
  • vgl. die Anmerkung zu 2967. — 4130 «daß sie ihn zum Manne nahm». B. ;
  • vgl. zu Gregor 3635. — 4131 sich wol umbe einen versehen, sicher von einem
  • erwavten, mit Oewissheit bei einem darauf rechnen. — 4133 si hete es
  • trume, daß sie Gewinn davon hätte. — 4134 velschen, für falsch, treulos
  • erklären; schelten, verleumden. — 4140 sich vergähen, sich übereilen. —
  • 4141 slac, hier bildlich: Verderben, Vernichtung^erstörung ; vgl. zu den
  • Liedern 8, 14. — 4143 getwingen stv. hier mit Dativ: einem gewachsen
  • sein, Gewalt anthun, beherrschen; ebenso in der Kaiserchronik 12150: ob
  • d& dtnem muote woUes getwingen und Wilh. Grimm zu Graf Budolf,
  • S. 24 — 25. — sich übersprechen, sich im Sprechen übereilen, zu viel sprechen.
  • — 4144 tet ich mich = übersprach ich mich.
  • 4145 Verliesen stv., umbringen, verderben. — 4147 — 48 und wenn drei
  • der vorzüglichsten Bitter des Hofes sich herbeilie&en. — 4148 sich an
  • nemen, unternehmen, sich herbeilassen. — 4149 e9 bereden wider einen, es
  • durch Kampf erhärten, beweisen einem gegenüber. — 4152 btten stv., Frist
  • gewähren. — 4153 der rede nach gän , auf das Anerbieten , den Vorschlag
  • 148 VII. ABENTEUER,
  • wand mir was ein teil ze gäch:
  • man liez mich ir niht wandel hä.n, 4155
  • und enwärt ouch des niht erlän,
  • ichn schliefe in rehte Sicherheit,
  • daz ich der rede wsere gereit
  • als ich da hete gesprochen,
  • daz ich in sehs wochen 41(50
  • mich mit kämpfe loste.
  • die zwene der ich mich tröste,
  • die reit ich suochen in diu laut,
  • daz ich ir dewedern vant.
  • dö suochte ich den ktinec Artus 4105
  • und envant da. nieman ze hüs,
  • der sich ez wolde nemen an:
  • sus schiet ich äne kempfen dau.
  • des wart ich so ze spotte hie,
  • daz ez mir an min herze gie. 4170
  • sus würfen si mich d^ her in,
  • als ich des beitende bin,
  • daz sich min lip sol enden:
  • wan die mirz hülfen wenden,
  • die sint mir nü vil ungereit. 4175
  • mir hülfe üz dirre arbeit
  • sweder ez weste von in zwein,
  • her GÄwein oder her Iwein.^^
  • u Weihen Iwein meinet ir?« sprach er.
  • si sprach: uherre, daz ist der, 4180
  • s. loO durch dou ich lide disiu bant.
  • sin vator ist genant
  • der kmuv Vrii^u.
  • der kumbor» da ich iuue stcu.
  • «Mucvhou , »\oU At\ jomand^f» KeJ^ hAlt^a; ihu boim Worte nehmen; Tgl.
  • SinivicU HolMüx); 4» <^«iS. — 4K\i tni hier im ironischen Sinne wie 7*8
  • A«w 4\>N .»V- •v-.iV »r,)v.m Ä.i*» d** W\>rt, dt^n Vor»chUig, den Ver-
  • UA)S. x<)o W^u«" A«\U<'ru. rock);jkn}:ii; m«ohea, curucknehmen. — 4161 sieh
  • ,,vy- <*, xoh xou «tor W etK. «)er V^^ri^rtichtun«; losniAcben. das Versprochene
  • «^nMl^'ix Ut=-.'( AWr den U^ftnitiv »Aoh -ütn vgl. i«regor 23^; Mhd.
  • \\ovi«^\b IP, :,t;^. l.uvhTOMMe-n U». 14; .Vthi# S. 111. M; P»nl Mhd.
  • «)«A\um, ^^^ 41^4 »xsiAi)» ivh ketnru von beiden, ohne dnA ich einen
  • \ii\u b»'\de« «AWx^ 4\«iS <.• f »>Am., KAm|tfrr, /m-eikämpfer; wie hier
  • wxiy'.xiti^x^cv»«' «Uv, >(\<;ober »u-^h tVir r;n<^u «r.o.frn den irerichtUchen Zwei-
  • kAm)Nt<^ ;tnM-V.t 4iri' ri.>. >tk>e 4*74 lih.//-«. helfen wtiiden oder
  • KouwU'M 41 ;> •. V* ■■ . -inKtTvr «v.;-.ic*r.jr>.ob.^ r.U'fci smr Hnnd.
  • 4\N.t * ,'. »' *d>i^ »»♦•> 1-vhie N*wic de* \ «ur» tcn Iwein Uiien war,
  • o.,\«l Vo'.^en ^xiv:v\ .^V^^ ;n l^^Kt>c\U:.d ««y.^':r.i der Imhwn aUgemein
  • LÜNETENS HAFT. 140
  • der ist von sinen schulden. 4185
  • mir was ze sinen hui den
  • alze liep und alze gäch,
  • und ranc starke dar nach,
  • daz er herre wurde hie,
  • leider als ez ouch ergie. 4190
  • er behägte mir ze gähes wol:
  • wan swer den man erkennen sol,
  • da gehoeret langer wile zuo.
  • ich geloubte im leider alze vruo:
  • ich wände er künde lönen baz. 4105
  • min rät vuocte im daz,
  • daz sichs min vrouwe underwant
  • und gap im lip unde laut,
  • nü hat er uns beswichen
  • im selben schedelichen. 4200
  • ez ist sin unsselekeit:
  • wau des swüer ich wol einen eit,
  • min vrouwe ist ein s6 edel wip,
  • daz er niemer sinen lip
  • bestsetet üf der erde 4205
  • s. 160 ze höherem werde:
  • si ist so schcene und so rieh,
  • wsere si sinem libe gelich,
  • s6 vröut er sich daz siz getete.»
  • do sprach er: «heizet ir Lünete?» 4210
  • zu sein, das u für v zu nehmen.» B. — 4186 — 87 ich war allzu voreilig
  • darauf hedacht, mir ihn (als meinen künftigen Herrn) geneigt zu machen ;
  • über liep ze vgl. noch Diemer, Deutsche Gedichte 200, 1; Berthold 140, 4. —
  • 4191 ze gähes, zu schnell. — 4192 swer, wenn man. — 4193 langer wtley
  • längere Zeit. — 4194 einem gelouben, asich nachgiebig, freundlich gegen
  • jemand beweisen.» Diese seltene, bisher in den Wörterb. nicht vermerkte
  • Bedeutung hat hier zuerst nachgewiesen Paul Beitr. I, 326; später haben
  • andere Nachweise davon gegeben Hildebrand D. W. IV, 12, 2873 und
  • XiucsB in Steinmejer's Zeitschr. 30, 366 fg. — 4197 es in sichs ist hier viel-
  • leicht persönlich: seiner; ebenso kann es in Y. 4139 gefaßt werden; vgl.
  • 2105, 2112, 2215, Ereo 5814; nach Paul bezieht es sich auf den folgenden
  • Satz und gap im. — 4200 schedeltchen adv., zum Schaden. — 4202=Eracliu8
  • 3379. — 4205 bestceten swv., befestigen (verloben, vermählen); wenn es nicht
  • Testaten heißen muß, was in der Mehrzahl der Handschriften steht und
  • sonst weit häufiger ist in dem Sinne von: anbringen (verheirathen = lat.
  • coUocare)'. über das Schwanken zwischen bestoitcn und hestaten vgl. die
  • Anm. zu Gregor 2820 u. 3429. Der Sinn von V. 4204—7 ist nach Benecke
  • folgender: «daß er sich nie mit einer vornehmeren Frau vermählen
  • kann.» — 4203—9 nach Laohmann: «höher kann er sich nicht anbringen;
  • w^äre sie ihm aber auch nur gleich au Adel, so müsste er sich freuen,
  • eine so schöne und reiche Gemahlin erlangt zu haben.» Über du: siz
  • getete y daß sie ihn nahm, vgl. zu 4130.
  • 150 VII. ABENTEUER,
  • Si sprach: «herre, ja ich.»
  • er sprach: «so erkennet mich:
  • ich binz Iwein der arme,
  • daz ez got erbarme,
  • daz ich ie wart geborn! 4215
  • nü wie hän ich verlorn
  • miner vrouwen hulde!
  • Sit daz diu selbe schulde
  • uiemens ist wan min,
  • der schade sol euch min eines sin: 4220
  • ichn weiz wem ich si mere gebe,
  • Jane müet mich niht wan daz ich lebe:
  • euch sol ich schiere tot ligen.
  • zwäre ich trüwe wol gesigen
  • an den ritern allen drin, 4225
  • die iuch geworfen hänt her in:
  • und swenne ich iuch erlöst hän,
  • so sol ich mich selben slän.
  • min vrowe muoz den kämpf sehen:
  • wander sol vor ir geschehen. 4230
  • ichn weiz waz ich nü mere tuo,
  • wan daz ich ir morgen vruo
  • s. Uli über mich selben rihte
  • unde ze ir angesihte
  • durch ir willen lige tot: 4235
  • wand ez muoz doch min senediu not
  • mit dem töde ein ende hän.
  • ditz sol äll^z ergän,
  • daz si niht wizze wer ich si,
  • :'"unz ich erstirbe und die dri, 4240
  • an den ich iuch rechen sol:
  • so weiz min vrouwe danne wol,
  • so si bevindet wer ich bin,
  • daz ich lip unde den sin
  • vor leide verlorn hän. 4245
  • diu räche sol vor ir ergän.
  • ouch ist reht daz ich iu lone
  • 4220 den Schaden will ich auch allein tragen. — 4321 ich weiß nicht,
  • wem ich sie (die Schuld) weiter beimessen soll. — 4233 einem rihten über
  • sich selben, einem zu seinem Rechte verhelfen oder Oenugthnniig Ter-
  • schafTen (=^ einem reht erbiten im Specul. Eccles. 93) gegen sich selbct, »n
  • sich selber; vgl. die Anm. zu Gregor 449; mhd. Wörterbuch 8*, 68S. —
  • 42:U ze ir angesihte, vor ihren Augen. — 4239 daz si niht wisseHf ohne dafr
  • sie wissen. — 4247 scheint nicht richtig überliefert; die Handtelurilten
  • LÜHBTENS HAFT. 151
  • der örbseren kröne,
  • die ich von iuwern schulden truoc.
  • ich hete #ren genuoc: 4250
  • waz half mich daz ich golt vant?
  • ez ist et vil unbewant
  • ze dem toren des goldes vunt:
  • er wirfet ez doch hin zestunt.
  • swie ich züo mir selben habe getan, 4255
  • ir sult iedoch gewis hän,
  • ichn läze iuch niht ander wegen,
  • wan do ich t6t wsere gelegen,
  • dö hülfet ir mir von sorgen:
  • s. 162 also tuon ich in morgen.» 4260
  • Nu entwäfent er sin houbet:
  • nü wart ez im geloubet,
  • daz erz her Iwein wsere.
  • geringet wart ir swsere:
  • von vröuden si weinte 4265
  • und sprach als siz ouch meinte:
  • «mime mäc nü niht gewerren,
  • Sit daz ich minen herren
  • lebende gesehen hän.
  • ez was min angest und min wän, 4270
  • daz ir wseret erslagen.
  • ichn horte da ze hove sagen
  • von iu dehein daz msere,
  • daz iuwer iht wsere.»
  • Er sprach: «min vrou Lünete, 4275
  • wä. was der noch ie tete
  • des alle vrouwen ruochten
  • die slnen dienest suochten,
  • schwanken zwi-^chen ez ist, das ist, ouch ist reht, vielleicht hieß es ur-
  • flprünglich: eht daz ich iu lone; so steht eht (et) daz=yTenn nur, dummodo
  • im Tristan 14216; Thomasin 5535. — 4248 Srbcere, Ehre bringend. — 4252—53
  • (holdes Fund ist ja doch (nun einmal) unnütz in den Händen eines Tho-
  • ren; vgl. Lambel, Erz. u. Schwanke 119, 545; über unbewant vgl. 2438,
  • 3246. — 4256 gewis hän, vgl. zu 1263. — 4257 under wegen lan, unberück-
  • «ichtigt, im Stiche lassen. — 4258 damals wo ich hätte umkommen müssen
  • (wenn ihr mir nicht geholfen hättet).
  • 4364 geringen oder ringen swv. , gering, leicht machen. — 4272 da ze
  • hove heißt ganz allgemein und ohne bestimmte Beziehung: am Hofe;
  • gemeint ist aber wohl Artus' Hof. — 4273 der Artikel nach dehein wie in
  • Y. 3728. — 4274 daß ihr existiertet, lebtet.
  • 4376 noch ie, bisher immer. —
  • 152 VII. ABENTEUKR,
  • min lieber friunt der Gäwein,
  • der ie nach vrouwen willen schein, 42so
  • ie ranc und noch tuot?
  • het ir im gesaget iuwern muot,
  • er hete iuch alles des gewert,
  • des ir an in hetet gegert.»
  • si sprach: «het ich den vunden, 4 28 5
  • s6 het ich überwunden
  • s. 1G3 mine sorgen zehant.
  • daz ich sin da niene vant,
  • daz was wunderliche kernen.
  • in was diu künegin genomen. 4200
  • daz hete ein riter getan:
  • den weiten si alle gelästert hän,
  • und was in den selben tagen,
  • do ich dar kom durch clagen
  • her Gäwein nach gestrichen. -12'.).')
  • ich liez da waerlichen
  • umb die vrouwen gröz clagen
  • unde ouch umbe sin nach jagen.
  • si vorhten, daz si daz wip
  • verlürn und da zuo er den lip; 4:>C)()
  • wand er niht wider weite komen,
  • em ervüere wie si wsere genomen.»
  • Nu was im daz maere
  • durch sinen gesellen swsere.
  • er sprach: «nü müeze in got bewarn! 4:)()5
  • vrouwe, ich muoz von hinnen varn
  • und mich bereiten dar zuo.
  • und wartet min morgen vruo:
  • ich kume ze guoter kampfzit.
  • und also hövesch so ir sit, 4:>10
  • sone saget niemen wer ich si.
  • deiswär ich slahe si alle dri,
  • 42SO den man stets nach dem Wohlgefallen der Frauen sich richten sah. —
  • 4381 ie ranc, (der) von je danach rang. — 4284 gern an einen eines d., von
  • einem etwas wünschen. — 4292 einttn läutern, einen an seiner Khre kränken,
  • ihm die Ehre nehmen, seiner Ehre zu Leibe gehen. — 4294 durch clagen,
  • um zu klagen, als Klägerin Abhilfe zu begehren; im V. 4297 aber r= das
  • Jammern, Trauern. — 4'i% ich liez da, ich lieO da zurück, fand bei mei-
  • nem Weggänge vor. — 4302 ern ervüere, ohne daß er (bevor er nicht) er-
  • fahren hätte.
  • 4304 swcBre, schmerzlich. — 4309 ze guoter kouip/:!t, zur rechten, ge-
  • hörigen Kampfzeit.
  • LUNETENS HAFT. 153
  • ich hilfe iu von dirre not,
  • ode ich gelige durch iuch tot.»
  • Si sprach: «lieher herre, 4315
  • s. 164 s6 stüende iuch al ze verre
  • ze wägen ein als vordem lip
  • umbe ein alsus armez wip.
  • mir wsere der rede gar ze vil:
  • und wizzet daz ich immer wil 4320
  • den willen vür diu werc hän:
  • ir sult der rede sin erlän.
  • iwer leben ist nützer dan daz min.
  • und möhte ez ein wäge sin,
  • so getorste ich sin biten: 4325
  • ditz ist gär wider den siten,
  • daz einer kempfe dri man.
  • diu liute habent sich joch dar an,
  • daz zw^ne sin eines her:
  • s6 waere ditz gar äne wer. 4330
  • verlürt ir durch mich den lip,
  • sone wart nie kein armez wip
  • so unsselec als ich,
  • dannoch slüegen sl ouch mich,
  • so ist bezzer min verderben 4335
  • danne ob wir beidiu sterben.»
  • Er sprach: «diu rede sol bezzer wesen:
  • wan wir sulen beidiu genesen,
  • zwäre ich wil iuch trcesten wol.
  • 4316 ez stät mich verre, es kommt mir theuer zu stehen. — 4317 vorder
  • adj., vorzüglich, werthvoll. — 4319 das wäre fUr mich zu viel Bücksicht. —
  • 4321 vür diu werc, für die That. — hdn, halten, ansehen. — 4332 diu rede^
  • Sache, causa. — 4324 wäge stf., die Wage, hier: der gleiche Kampf, bei
  • dem sich gleiche Kräfte gegenüberstehen, im Gegensatz zu dem un-
  • gleichen (wie V. 4327, 4329). — 4325 sin (—des lebens) biten, darum bitten.
  • — 4326 dieß ist ganz gegen alle Sitte, allen Gebrauch. — 4327 kempfen
  • mit acc. , mit einem einen Zweikampf halten (Karl d. Gr. vom Stricker
  • 11818; Schreiber's Urkundenbuch von Freiburg, S. 77, 82, 84; Mühlhäuser
  • Stadtrecht ed. Lambert, S. 165; Saalfeldische Statuten bei Walch, I, 15
  • u. 16). — 4328 si habent sich dar an^ halten sich daran, sind der Ansicht. —
  • 4329 enthftlt ein oft wiederkehrendes Sprichwort: zwei sind einem gegen-
  • über ein Heer, d. h. ihm allemal überlegen; vgl. 5350, 6636. — 4330 dem-
  • nach könnte hier von gar keiner Vertheidigung die Bede sein, wäre hier
  • Gegenwehr unmöglich. — 4331 verlürt conj. prnt. von Verliesen.
  • * 4337 diu rede sol bezzer wesen, die Sache, um die es sich hier handelt,
  • wird eine bessere sein ; die Sache wird einen bessern Ausgang haben ;
  • das Besultat soll besser lauten. —
  • 154 VIII. ABENTEUER,
  • s. 165 wan ichz ouch bewarn sol. 4340
  • ir hat so vil durch mich getan:
  • ob ich deheine triuwe hän,
  • sone sol ich daz niht gerne sehen,
  • daz iu kein schade mac geschehen
  • da. ichz kan erwenden. 4345
  • diu rede sol sich enden:
  • si müezen iuch läzen vrl,
  • ode ich erslahe si alle dri.»
  • nü was ir durch ir vrümekeit
  • ir ere unde ir vrume leit. 4350
  • si wsere gerne genesen,
  • möhte ez also sin gewesen
  • daz er den lip niht verlür.
  • Sit ab er mit vrier kür
  • den kämpf wolde bestän, 4355
  • so lie siz sin und muosez län.
  • VIII. ABENTEUER,
  • DER RIESE HARPIN. GINOVERBNS ENTFÜHRUNG.
  • Nachdem Iwein sich von Laneten verabschiedet hat, findet er freund-
  • liche Aufnahme in einer wohlbefestigten Barg. Die Bewohner derselben
  • befinden sich in verzweifelter Lage. Ein Riese Namens Harpin hat sie
  • belagert, die Felder umher verwtlstet, dem Burgherrn sechs seiner Söhne
  • abgefangen und zwei davon sogar getödtet, weil dieser sich weigert ihm
  • seine Tochter zu geben. Den kommenden Tag will derselbe Riese wieder
  • erscheinen und vor den Augen des Vaters die tLbrigen Söhne umbringen,
  • falls ihm nicht gewillfahrt werde.
  • Als Iwein dieß hört, fragt er seinen Wirth, warum er nicht bei Artus
  • Hilfe gesucht habe. Jener erwidert ihm, daß er zwar dort gewesen sei,
  • aber den König in großer Trauer, und den Ritter, den er gesucht, nicht
  • anwesend gefunden habe. Ein fremder Ritter sei dort eines Tages vor
  • der Tafelrunde erschienen und habe sich an den König um Gewährung
  • einer Bitte gewandt; sobald er unbedingte Zusage erhalten, habe er sich
  • 4340 bewarn swv. , «verhüten , nämlich daß wir beide sterben p. Paul. —
  • 4342 triuwe hier: das Gefühl der Verpflichtung, der Schuldigkeit, der
  • Dankbarkeit. — 4345 da wo (sobald) ich es verhindern kann. — 4346 sich
  • enden y sich entscheiden. — 4349 vrümekeit, braver, hochherziger Sinn,
  • Edelmuth. — 4350 es that ihr leid, daß auf ihre Ehre und ihren Vortbeil
  • Bedacht genommen wurde. — 4352 vorausgesetzt es hätte unter der Be-
  • dingung geschehen können. — 4354 mit vrier kür, nnter freier Wahl, aus
  • freiem Entschlüsse.*
  • DER RIBSB HARPIN. GINOVBRBNS ENTFÜHRUNG. 155
  • die Königin erbeten und sei mit dieser davongeritten, in der Erwartung,
  • daß man ihm nachreiten und um dieselbe mit ihm kämpfen werde. Dar.
  • auf seien die damals anwesenden Tafelrunder, der Truchseß voran, einer
  • nach dem andern ihm nachgeeilt, aber durch die Bank von ihm besiegt
  • worden. Gawein, zu der Zeit zufällig abwesend, habe erst am andern
  • Tage ihm nachreiten können. Das sei der Grund, weshalb er (der Wirth
  • Iwein's) von der Tafelrunde keine Hilfe habe erhalten können, selbst von
  • Gawein nicht, obwohl derselbe sein Schwager sei.
  • Sowohl aus Mitleid als auch aus Rücksicht für seinen Freund Gawein,
  • den Bruder seiner Wirthin, fühlt sich Iwein bewogen zu erklären, daß er
  • am andern Tage gegen den Biesen kämpfen wolle, wenn es noch vor
  • Mittag geschehen könne , sodaß ihm Zeit bleibe , auch der gefangenen
  • Lunete den versprochenen Beistand zu bringen. Am andern Morgen
  • rüstet er sich und harrt lange vergeblich auf den Biesen; schon fürchtet
  • er, daß er entweder den Kampf gegen ihn aufgeben oder Luneten im
  • Stiche lassen müsse; ganz spät erst erscheint der Feind, die gemiss-
  • handelten Gefangenen mit sich führend, vor der Burg. Iwein hat wenig
  • Zeit. Eilig zieht er ihm daher entgegen und erlegt ihn nach schwerem
  • Kampfe mit Hilfe seines Löwen. Hierauf zieht er, ohne sich die ihm
  • dargebotene Buhe zu gönnen, eilig weiter, um Luneten zu helfen.
  • Nü entweit er da. niht ine
  • (sin lewe volget im als e)
  • und reit unz er ein h(is sach.
  • da was guot riters gemach. 4360
  • diu burc was harte veste,
  • in allen wis diu beste
  • vür stürme und vür mangen:
  • den berc hete bevangen
  • ein burcmür hoch unde die. 4365
  • doch sach vil leiden anblic.
  • der da wirt was genant:
  • im was diu vorburc verbrant
  • unz an die burcmüre gar.
  • 8. 166 ni\ kom min her Iwein dar, 4370
  • als in der wec lerte.
  • do er ze dem hüse körte ,
  • do wart diu brüke nider län,
  • unde sach gegen im gän
  • 4357 entweite, vgl. zu 3762. — 4362 t» allen wis, in jeder Hinsicht. —
  • 4363 Sturm masc, «gewaltsames Andringen». B. — mange swf,, eine "Wurf-
  • maschine mit der man Steine warf: Steinschleuder (griech. [xctYYavov). —
  • 4364 6«raÄc»stv., umfangen, einfassen. — 4367 wirt, Burgherr. — 4368 vor-
  • hure fem., der außerhalb der Burgmauer befindliche Stadttheil. — 4371 wie
  • ihn der Weg führte. —
  • \
  • 156 VIII. ABENTEUER,
  • sehs knappen wsetliche: 4375
  • si zsemen wol dem riche
  • von aller ir getät
  • an ir llbe und an ir wät.
  • von den wärt er wol enpfangen.
  • viel schiere kom gegangen 4380
  • der wirt als ein bescheiden man:
  • der gruozte in unde vuorte in dan
  • üf daz hüs an guot gemach,
  • da er riter unde vrouwen sach
  • eine süberliche schar. 4385
  • dö nam er ir beider war,
  • ir gebaerde unde ir muotes:
  • done vander niht wan guotes.
  • Swer ie kumber erleit,
  • den erbarmt des mannes arbeit 4390
  • michels harter dan den mau,
  • der nie deheine not gewan.
  • der wirt het selbe vil gestriten
  • und ofte üf den lip geriten,
  • und gelöupte dem gaste deste baz; 4395
  • wander allez bi im saz,
  • uuz daz er entwäfent wart,
  • der wille was da, ungespart
  • s. 107 von manne und von wibe,
  • er wart sinem libe 4400
  • ze dienste gekßret
  • und über State ge^ret.
  • si wurden vil vaste
  • ze liebe dem gaste
  • alle wider ir willen vro: 4405
  • 4375 iccBtlich adj., schön von Aussehen. — 4376 sie hätten dem Kaiser
  • wohl angestanden, ihm Ehre gemacht; er hätte sich ihrer nicht zu schämen
  • brauchen. — daz riche, die königliche oder kaiserliche Gewalt ; vgl. J. Grimm,
  • Kl. Schriften I, 33G. — 4377 von, rttcksichtlich, in Bezug auf. — getät fem.,
  • Beschaffenheit, Ansehen, Haltung. — 4381 bescheiden adj., verständig, ge-
  • bildet (=hürench). — 4385 suberlich adj., fein, hübsch^
  • 4391 michels harter, weit mehr. — 4394 tJ/ den Itp rtten, in einen Kampf
  • um Leben und Tod ziehen ; sich lebensgefährlichem Kampfe unterziehen ;
  • vgl. Wigaloia 18, 2(>. — 4395 einem gelouben , «sich nachgiebig, freundlich
  • gegen jemand erweisen», vgl. die Bemerkung zu 4194. — 4396 allez adv.
  • acc, die ganze Zeit. — 43U8 «i«*, Bereitwilligkeit (Zuvorkommenheit). —
  • ungespart, nicht vorenthalten. — 44üO er d. i. der teilte ward seiner Perton
  • als Diener zugewiesen, ihm zu dienen angewiesen. — 4402 über State, über
  • Vermögen, mehr als die gegenwärtige Lage erlaubte. Als Subject hat
  • man aus dem Vorhergehenden stn Itp zu ergänzen. —
  • DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 157
  • wand ir herze meinde ez niender so.
  • in hete ein tegelich herzeleit
  • vil gar ir vröude hin geleit;
  • da er niht umbe enweste,
  • er als ander geste. 4410
  • Ouch enhet ir vröude unde ir schimpf
  • deh einer slahte gelimpf,
  • diu trügevröude ist ein niht,
  • diu so mit listen geschiht,
  • so der munt lachet 4415
  • und daz herze krachet
  • vor leide und vor sorgen,
  • ouch ist ez unverborgen,
  • ezn kiese listvröude ein man
  • der sich iht verslnnen kan, 4420
  • und welch vröude niht des herzen ist.
  • ouch half sl unlange ir list:
  • diu vorhte und die sorgen,
  • die üf den tac morgen
  • heten wlp unde man, 4425
  • die gesigten ir vröuden an.
  • daz trüren behapte den strit
  • s. 168 und verkerte dö in kurzer zit,
  • daz iu daz niemen kan gesagen,
  • in ein weinen und in ein clagen 44:^0
  • die vröude der man da phlach.
  • als daz her Iwein ersach,
  • do vrägter den wirt msere,
  • waz im geschehen wsere.
  • Er sprach: «sagt mir, herre, 4435
  • durch got waz iu werre,
  • 4408 einem die vröude hinlegen, die Freude niederdrücken, benehmen. —
  • 4410 er sowolil als andere Gäste.
  • 4411 »cÄtmp/ masc. , Scherz, Heiterkeit. — 4412 gelimpf masc. , Ange-
  • messenheit, rechtes Benehmen, Manier; vgl. dieselben Verse im 1. Büchl.
  • 341 — 342. — 4413 trügevröude fem., erheuchelte Freude, Scheinfreude. —
  • ein niktf ein Nichts (res inanis vana); nichtig, vergeblich. — 4414 mit listen,
  • auf erkünstelte, verstellte Weise. — 4418 — 21 lauten wörtlich gefasst : auch
  • lässt es sich nicht so verbergen (auch ist es unmögUch), daß jemand,
  • wenn er die nöthige Einsicht besitzt, nicht wahrnehmen (beurtheilen)
  • sollte die Scheinfreude und ob eine Freude aus dem Herzen komme oder
  • nicht. — 4427 den strit behüben ^ die Oberhand behalten. — 4481 der man
  • da phlachf vgl. über den auffallenden Beim die Bemerkung zu 3473. —
  • 4433 einen maere (gen. pl.) vrägen, einen um Auskunft ersuchen.
  • 158 VIU. ABENTEUER,
  • und waz dirre wehsei diute:
  • daz ir und iuwer liute
  • 86 niuweliche wäret vrö,
  • wie hat sich daz verk^ret s6?" 4440
  • d6 sprach des hüses herre:
  • «waz uns arges werre,
  • i der msere endurfet ir niht gern,
  • iedoch enwelt irs niht enbern,
  • s6 sage ich iu unser arbeit, 4445
  • so beswaert ez iuch: daz ist mir leit.
  • ez ist iuch nützer verswigen,
  • und yröut iuch mitten sseligen.
  • ich bin der ünsselden kint:
  • mit den die unsselec sint 4450
  • muoz ich leider sin unvrö:
  • wan ez geziuhet mir also.»
  • D6 bat der gast unz an die stunt,
  • daz im der wirt tete kirnt
  • s, 109 alle sine swjere. 4455
  • er sprach: «mir ist uun\{ere
  • der Hp immer m^re:
  • wand ich alte &n dre,
  • mir wa>ro beuer der t6t.
  • ich lide laster unde n6t 44G0
  • Too einem siN gewanten man,
  • dai ich mich gerechen niene kan.
  • mir hi^t gemachet ein rise
  • mlne hwobe teiner wise
  • und h^i mich ine ^sxHin 44c>5
  • 4^( ^Mv^i^^ »vx ^ »>> 4 » — ^43(* ^ «•^«vdiL'^JW . w t b e a eist. —
  • ^MMsW^ AW4«i«*iitiX >#>^ M><^ - 4M$ mm9*m - - «ufi- J^:; x^ Brief FmlU ui
  • ^MM j * »»* ! >><;» » v^v^^^'^.«.^ <4^ )» ^>)Wi ^^»«^(Jlii;:)^« . 4iM« fpi4«MW(L;. Y^ Ar Cm-
  • ^♦."VA •• *i^ -^1*^% '^»'?>♦ ♦»♦i^ ?>»IM»"W >«*«!%«?)«♦*»»
  • DBB BIBSE HABPIN. GINOVEBENS ENTFÜHBÜNG. 159
  • alles des ich solde hän,
  • unz an die burc eine;
  • und sage iu doch wie deine
  • alle mine schulde sint.
  • ich hän ein tohter, ein kint: 4470
  • daz ist ein harte schoeniu magt:
  • daz ich im die hän versagt,
  • dar umbe wüestet er mich.
  • zw&re 6 verliuse ich
  • daz guot und wäge den lip, 4475
  • e si immer werde sin wip.
  • Da zuo so hän ich sehs kint,
  • die alle ritter sint:
  • die hat er gar gevangen
  • und hat ir zwöne erhangen 4480
  • daz ichz ane muose sehen,
  • wem möhte leider geschehen?
  • er h&t ir noch viere:
  • die verliuse ich aber schiere,
  • wan die selben vüeret er 4485
  • s. 170 vür die burc morgen her:
  • die wil er vor mir testen
  • und mich da. mite noeten,
  • daz ich im ir swester gebe.
  • got enw6lle niht daz ichz gelebe 4490
  • und sende mir hinaht den tot.
  • er gibt (daz ist min meistiu not),
  • swenn er mir si an beherte,
  • mit selbem ungeverte,
  • s6 welle er ir ze wibe haben rät, 4495
  • und den bd)Sten garzün den er hat
  • 4473 einen wüesten, jemandes Eigenthum oder Land verwüsten; eine von
  • den vielen Bedensarten, die eine wechselseitige Vertretung des Besitzers
  • und des Besitzes enthalten, vgl. Hildebrand in der Germania 17, 378;
  • Oregror 3629.
  • 4481^82 vgl. mit den bekannten Versen in den Nibelungen 13, 3—4. —
  • 4484 cUter, abermals, wiederum. — 4490 Gott verhüte, daß ich's erlebe. —
  • 4491 hinahty in dieser (der kommenden) Nacht. — 4493 einem etewaz an be-
  • herien, mit Gewalt einem etwas abgewinnen, aberzwingen, abnöthigen. —
  • 4494 büdet einen Zwischengedanken, der sich dem Zusammenhange nach
  • an er giht (V. 4492) als Ergänzung anreiht und im Nhd. etwa so sich
  • wiedergeben lässt : so weit geht seine Unmenschlichkeit ; über Hartmann's
  • Eigenthümlichkeit die Sätze ineinander zu flechten vgl. die Anm. zu 119.
  • — ungeverte nentr., die üble Art und Weise, in der jemand vert; das un-
  • menschliche, rohe Auftreten. — 4495 eines rät haben ^ etwas entbehren,
  • darauf verzichten, es verschmähen. — 4496 base, gemein, niedrig. —
  • 160 VIII. ABENTEUER,
  • dem welle er sl geben.
  • mac mir danne mm leben
  • niht wol uumsere sin?
  • der rise heizet Harpin. 4500
  • hab ich den lasterlichen spot
  • verdienet iender umbe got,
  • wold er daz rihten über mich
  • unde lieze den gerich
  • über min unschuldigen kint, 4505
  • diu biderbe unde guot sint!»
  • Do der gast sin ungemach
  • beidiu gehörte imde gesach,
  • daz begünde im an sin herze g&n.
  • er sprach: «wie habt ir daz verlän, 4510
  • im suochtet helfe unde rat
  • da er iu ze suochen stät,
  • in des künec Arsüses lande?
  • s. 171 ir habet dise schände
  • äne not so lange erliten. 4515
  • ir soltet dar sin geriten:
  • er hat gesellen, under den
  • het ir vunden eteswen,
  • der iuch des risen belöste.»
  • er sprach: «der mir ze tröste 4520
  • da wsere der beste
  • und kceme, ob erz weste,
  • und hete ich in da vunden,
  • dern ist ze disen stunden
  • niht da ze lande. 4525
  • der künec treit euch die schände,
  • der er vil gerne enbsere.
  • weit ir ein vremde maere
  • hcßren, daz wil ich iu sagen.
  • 44J7=:Chre8tion8 3864 cu plus eix garfons . . . . la li terra por lor depors. —
  • 4498 — V)9 muß mir dann nicht mein Leben recht zuwider sein? — e» mac
  • stn bedeutet hier: es ist Qruud, Ursache vorhanden, dal^ es so ist. ~m-
  • 4502 es umbe got verdienen, Gottes wegen, von (Jott verdienen. — 4503 so
  • bitte ich, er wolle (eigentlich: utinam velit) die Strafe dafdr über mich
  • verh&ngen. — 4504 gerich stm. , die Rache; dfn g. üher einen taten , die
  • Rache, die Strafe tlber einen nicht ergehen lassen.
  • 4510—11 wie habt ihr da: eerUin irn suochtet , warum habt ihr's unter-
  • lassen zu suchen. — 4512 zu er vermerkt Paul: ein auf mehrere Substan-
  • tive sich beziehendes Pron. pflegt nach dem letzten eonstruiert zu wer-
  • den. — 4519 beloste conj. pr«t. ( = befreit haben würde) von beta-sem.
  • 4.'>23 und hier den hypothetischen Satz einleitend: wenn, gesetzt. —
  • DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 161
  • ez kom in disen selben tagen 4530
  • ein riter geriten dar
  • und nam des vil rehte war,
  • daz er zer selben stunde
  • die von der taf eirunde
  • umbe den künec sitzen sach. 4535
  • er erbeizte vür in unde sprach:
  • ((ich bin üf gnäde her komen.
  • herre, ich hän von iu vernomen
  • die milte und die vrümekeit,
  • ich gedinge, mir si unverseit 4540
  • ein gäbe der ich von iu ger:
  • nach der bin ich komen her.»
  • dö sprach der künec Artus:
  • s. 172 «swes ir gebietet hie ze hüs,
  • des Sit ir alles gewert, 4545
  • ist daz ir beteliches gert. »
  • Er sprach: ((daz sult ir an mich län.
  • als ich von iu vernomen hän,
  • so müese iu daz missezemen,
  • woldet ir iht üz nemen. 4550
  • swaz ez nü si des ich bite,
  • da ^ret mich mite
  • und lät die bete her ze mir^
  • wand ich ir anders gar enbir.»
  • Daz widerredte der künec Artus. 4555
  • alsus schiet er üz sinem hüs
  • vil harte zornliche dan.
  • er sprach: ((ez ist vil manec man
  • an disem künige betrogen:
  • 4531 dar d. i. an des Königs Artus' Hof. — 4534 tavelrunde fem., die Bnnd-
  • tafel des Königs Artus (franz. table ronde)\ vgl. zu Ereo 1615. — 4537 uf
  • ynadej um eine Gnade zu erbitten. — 4539 milte fem., Freigebigkeit. —
  • 4540 gedingen swv. , hoffen, worauf rechnen. — unverseit ^ unversagt, uu-
  • verweigert. — 4542 nach der, um derentwillen. — 4544 awes ir gebietet,
  • was ihr nur befehlt, zu haben begehrt; über den Genetivus swes vgl. was
  • Paul Mhd. Gramm. 344 üher die Attraktion vermerkt hat. — 4546 betelick
  • adj., was zu bitten sich geziemt, gewährt werden kann.
  • 4547 et an einen län, es einem überlassen, anheimstellen. — 4548 so-
  • viel, soweit ich euch kenne. — 4549 missezemen stv. , Abel anstehen. —
  • 4550 iht dz nemen, etwas als Ausnahme hinstellen, einen Vorbehalt machen.
  • — 4553 ez her ze mir län, es meinem Ermessen, meiner Wahl überlassen,
  • mir frei steUen.
  • 4555 Widerreden wie 1867. — 4559 an einem betrogen sin, in Bezug auf
  • jemand falsch berichtet sein, sich über ihn täuschen. —
  • HABTKASm VON AUE. III. 3. Aufl. \V
  • 162 VIII. ABENTEUER,
  • diu werlt hat vil von im gelogen. 4560
  • man sagt von siner miltekeit,
  • ezn wurde riter nie verseit
  • ■
  • swes er in ie gebsete.
  • sin ere sl unstsete,
  • dem er wol gevalle.» 45G5
  • ditz bägen hörten alle
  • die von der tavelrunde.
  • si sprächen mit ^inem munde:
  • «herre, ir habet missetän,
  • weit ir den riter alsus län. 4570
  • wem habt ir ouch iht verseit?
  • s. 173 lät ez an sine hövescheit.
  • er gelichet sich wol einem man
  • der beteliche biten kan.
  • scheidet er von hinnen 4575
  • mit seihen unminnen,
  • ern gesprfchet nimmer mere
  • dehein iuwer ere.»
  • Der künec sich bedähte
  • und schuof, daz man in brähte, 4580
  • unde gelobete im des staete,
  • ze leistenne swes er bsete.
  • ouchn bedörfte er m^re Sicherheit:
  • wan sin wort daz was ein eit.
  • dö bat er als ein vrävel man, 4585
  • daz er müese vüeren dan
  • sin wip die küneginne.
  • daz hete die sinne
  • dem ktinege vil nach benomen.
  • er sprach: «wie bin ich überkomen! 4590
  • die disen rät täten,
  • die hänt mich verraten.»
  • 4564 eine mildere (höfische) Form des Fluches fttr: ehrlos s«! der. —
  • 4565 einem wol gevallen, hier in dem Sinne: von einem geloht werden.
  • 4566 bogen stv. und swv., zanken , schelten. — 4568 mit einem mundet eia-
  • 8timmig = Wigalois 18, 26. — 4576 «nmt«»«», Ühelwollen, Unfreundlichkeit;
  • hier pL, unfreundliche Oesionungen. — 4578 eines ere gexprechen^ jemandes
  • in Ehren gedenken, ein Wort der Anerkennung von einem äußern, ihn
  • loben; vgl. zum 1. Büchl. 573 (J. Tit. 3288, 1).
  • 4580 schaffen stv., bewirken, befehlen. — 4581 staete stf., BeetAndiff-
  • keit, Treue; vgl. Erec 9496. — 4585 vrävel adj., unerschrocken, kttbn. —
  • 4586 müexent hier: dürfen, können. — 4590 überkomen, ttberwinden, ttber-
  • listen.
  • DSB BIESE HAEPIN. OINOVSBENS ENTFÜHBUNQ. 163
  • D6 in der riter zürnen sach,
  • d6 tröster in unde sprach:
  • «herre, habent guote site, 4595
  • wand ich ir anders niht enbite
  • niuwan mit dem gedinge,
  • ob ich si hinnen bringe;
  • ir hat der besten ein her:
  • ob ich si in allen erwer, 4600
  • die mir durch st ritent nach,
  • ouch ensöl mir niht wesen gäch,
  • 8. 174 niuwan als alle mine tage;
  • und wizzet wol, swer mich jage,
  • daz ich sin wol erbite 4G05
  • und nimmer gerite
  • deste dräter umbe ein här.»
  • nü muose der künec läzen war
  • daz er gelopte wider in:
  • er vuorte die küneginne hin. 4610
  • Unde dö si schiet von dan,
  • dö sach si jsemerlichen an
  • alle, die da wären,
  • und begunde gebären
  • als ein wip diu s6re 4615
  • sorget umbe ir ^re,
  • unde mante si als si künde
  • mit gebserde und mit munde,
  • daz man si ledeget enzit.
  • der hof enwart vor des noch sit 4620
  • so harte nie beswseret:
  • doch wären si unervseret
  • die si da vüeren sähen,
  • da wart michel gäben:
  • ez rief dirre unde der: 4625
  • «harnasch unde ros her!»
  • 4595 guote site haben j sich ruhig und still verhalten, gelassenes Be-
  • nehmen zeigen. — 4597 daz gedinge, die Bedingung, Voraussetzung; hier-
  • nach ob im folgenden Verse = daß. — 4600 erwem mit dat. und acc, gegen
  • einen etwas behaupten duroh den Kampf. — 4603 nur so wie ich's bisher
  • immer gewohnt war. — 4605 »in erbiten str., ihn erwarten.
  • 4619 ledegen, befreien. — 4622 unervceret wie 8250. — 4625 dirre undt>
  • der, dieser und jener; vgl. Mhd. Wörterb. I, 314*>. — 4626—28 vgl. Wiga-
  • loU 16, 28—30. —
  • 164 Vlll. ABENTEUER,
  • und swer ie gereit wart,
  • der jagte nach üf die vart.
  • Si sprächen: «es wirt guot rät,
  • Sit erz uns s6 geteilet hat: 4G30
  • er vüeret si unverre,
  • s. 175 ezn si daz unser herre
  • mit im wider uns si.»
  • dö sprach der herre Keii:
  • «in beschirmt der tiuvel noch got, 4635
  • der uns disen grözen spot
  • an miner vrouwen hat getan,
  • ezn müeze im an sin ^re gän.
  • ich bin truhsseze hie ze hüs,
  • unde ez hat der künec Artus 4640
  • verschuldet umb mich harte wol,
  • daz ich gerne ledegen sol
  • mine vrouwen sin wip.
  • zwärc ez get im an den lip:
  • eru vüert si sunder minen danc 4645
  • nimmer eines ackers lanc.
  • weizgot, wester mich hie,
  • ern wsere her ze hove nie
  • üf sus getane rede komen:
  • ich sol si im schiere hän benomen. 4650
  • •
  • lu solte versmähen
  • daz gemeine nach gäben
  • waz sol dirre ungevüege schal,
  • daz dirre hof über al
  • durch einen man wil riten? 4655
  • ich getrüwe im wol gestriten:
  • 4628 eart, Fährtc, Weg.
  • 4630 ez einem teilen, einem etwas in Theile sondern, zwischen deneu
  • er wählen soll; einem eine Wahl, eine Bedingung stellen (mit Beziehung
  • auf 4596 fg.)> vgl. über einem ein npH teilen die Anmerk. zu 4873; zu den
  • Liedern 9,8; 1. Büchl. 1905; Gregor 1860. — 4641 verschulden ewr., ver-
  • dienen. — 4646 acker masc. , hier als Längenmaß gefasst, ebenso 53i5;
  • schon bei Heinrieh von Veldecke 89.55; Bartsch zu Berthold's Crane4396;
  • Demantin 9174; Buch von guter Speise no. 14: xiede die wirz gein eime
  • acker lanc hin und wider; Bechstein zu Liechtenstein 210, 1 (699, 5). —
  • 4649 uf sus getane rede, solcher Sache willen, in solcher Absicht
  • 4651 mir versmahet ez, es dtlnkt mir suiwhe, d. h. verächtlich, ent-
  • ehrend. — 4f54 über al, sammt und sonders, keiner ausgenommen. —
  • 4656 einem gestriten stv. , einem im Streite Stand halten, es mit ihm »uf-
  • nehmen. —
  • DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 165
  • ich eine bin im ein her.
  • ern gestot sich nimmer ze wer,
  • swenn er siht, daz ich ez bin:
  • unde waz hulfez in? 4600
  • ir mugt wol alle hie bestän,
  • Sit ich michz an genomen hän:
  • s. 176 ich erläze iuch aller arbeit.»
  • hie mite was ouch er bereit
  • und was der 6rste an in: 466 r>
  • ouch geriet der ^rste ungewin
  • ze sinen untren,
  • als er den gast bat keren.
  • Daz was in einem walde.
  • ouch kerter also balde: 4670
  • mit grözen kreften stach er in
  • enbor üz dem satele hin,
  • daz im ein ast den heim gevienc
  • und bi der gurgelen gehienc.
  • und wan daz in sin geverte 4675
  • der übele tiuvel nerte,
  • so wser er da benamen tot:
  • doch leit er hangende n6t.
  • er wart doch leider ledec sit:
  • doch hienc er da, unz an die zit, 4680
  • daz er vor in allen leit
  • laster unde arbeit.
  • Der nsehste was Kälogreant,
  • der in da hangende vant
  • niht anders wan als einen diep: 4685
  • dern löste in niht, ez was im liep.
  • der gähte ouch au den gast:
  • vil lützel doch des gebrast.
  • 4661 hie bestän hier bleiben. — 4665 und war der erste, der sich an ihn
  • machte; Erec 247ü, 2665; Wolfram's WiUeh. 335, 18; 341, 5; Wigalois 16,
  • 30; Eraclius 1551; Ebernand 3664—65.
  • 4670^ auoh maohte der fremde Bitter sofort gegen Keii Kehrt. —
  • 4673 gevahen stv. , zu fassen bekommen. — 4674 gurgele, gtirgel swf. und
  • stf., Gurgel, Kehle. — gehienc, blieb hängen; Steinmeyer's Zeitschr. 20 174
  • d6 Absalon gehie b\ dem häre an einem aste. — 4675 wan daz in nerte, hätte
  • ihn nicht gerettet (nisi quod eum servavit). — geverte swm. , der Gefährte,
  • Geselle. — 4677 benamen, entschieden, bestimmt. — 4678—80 man beachte
  • dfts dreimalige doch, welches nach Lachmann hier «das höhnende Wieder-
  • holen zweier einander Widersprechenden nachahmt».
  • 4688 doch fehlte nicht viel. ->
  • 16Ö VIII. ABENTEUER,
  • daz im niht same geschach,
  • wände ern ouch dernider stach. 4600
  • die in sit hangen sähen,
  • den henam daz gähen
  • 8. 177 der Unwille und sin schalcheit,
  • daz männeclich vür reit.
  • In erreit üf einem gevilde 4005
  • Dodines der wilde
  • unde brach üf im sin sper:
  • da mite wart ouch er
  • gesetzet üf daz gras
  • als lanc s6 daz sper was. 4700
  • Segremors erreit in dö:
  • dem geschach rehte als6.
  • dar n&ch erreit in H^nete,
  • dem er alsam tete.
  • Pliopleherln und Millemargot 4705
  • die wurden beide ir selber spot
  • mit selbem ungevelle
  • und Id^rs ir geselle.
  • Daz ich sl alle nenne,
  • die ich da erkenne, 4710
  • daz ist also guot vermiten:
  • wan alle die im nach riten
  • die ströut er nach ein ander,
  • nieman envander
  • der die vrouwen löste. 4715
  • ir wsere komen ze tröste
  • min herre Gäwein,
  • der ie in riters eren schein:
  • 4692 den benam bedeutet hier nach dem Zusammenhange (mit Besag auf
  • 4GS()) den benam den muot in ze Icesene: die hinderte, die ließ nicht dazu
  • (d. h. ihn loszumachen) kommen ihr £ilen. — 4694 sodaß Mann ftir Mann»
  • jeder (männeclich) vorüberritt; vgl. die Anm. zu 63 und zu Ereo 2140 und
  • Lexer'8 HWörterb. 2034.
  • 4695 erriten stv., reitend einholen. — 46% vgl. Erec 1636. — 4700 «/>«r
  • stn. , hier als Längenmaß gefasst (wie schuft t sperscha/t) : er flog lo weit
  • als die Länge des Speeres betrug ; vgl. Erec 6920 : Erecken er da nider siack
  • hinderz ora an daz gras als lanc als der schap waSy und 2802; tlber sper
  • in diesem Sinne vgl. noch Oswald 18u6: alse hoch als driu »per; G. Schmidt,
  • Die Gottesfreunde u. s. w.: ein stein, me den eines langen speret hoch umd
  • breit; Laßberg's LS. 2, 518, 525: er rait wol dryer sper lanck, — 47ul =
  • Wigal. 17, 3; vgl. Erec 1664. — 4705 vgl. Erec 1650. — 47o7 dat ungtvtlU,
  • der unglückliche Fall, die Niederlage.
  • 4713 ströuwen swv., streuen, niederstrecken. — 4718 vgl. Wigaloii 18, 18. —
  • DEB BIESE HABPIN. GINOVEBENS ENTFÜHBUNG. 167
  • done was er leider niender da.
  • 6r körn aber sä 4720
  • morgen an dem nsehsten tage,
  • unde durch des küneges clage
  • s. 178 so ist er nach gestrichen
  • und wil im nämelichen
  • wider gewinnen sin wip 4725
  • ode Verliesen den lip.
  • Ich suocht in in den selben tagen,
  • als ich ez gote wil clagen,
  • daz ich sin da. niht envant.
  • ez ist im so umb mich gewant, 4730
  • daz er mir müese gestän
  • ze mlnem kumber den ich hä,n:
  • min wip ist sin swester.
  • ich kom alrest gester:
  • und Sit ich sin ä.ne komen bin, 4735
  • so ist aller min tröst da hin.
  • enmuoz ich niht wol sorgen?
  • wan nü verliuse ich morgen
  • alle min ^re.»
  • Nü erbarmt ditz s6re 4740
  • den riter der des lewen pflac.
  • er sprach: «ich sol umbe mitten tac
  • morgen komen an eine stat,
  • dar mich ein vrouwe komen bat,
  • diu mir vil gedienet hat, 4745
  • und der ez an den 11p gät,
  • enkume ich dar niht enzit.
  • ob ir des gewis slt,
  • daz uns der rise kumt so vruo,
  • s. 179 swenne ich min reht getuo, 4750 «
  • daz ich im an gesige.
  • 4724 nämelichen, vgl. zu 1976.
  • 4729 daz niht, ohne daß. — 4730 die verwandtachaftliuhe Beziehung
  • zwischen uns beiden ist der Art. — 4731 müese, als mdo (Verwandter)
  • rechtlich Terpflichtet wäre. — gestan, beistehen. — 4732 te, bei. — 4734 al-
  • ritt adv. aus aller Srest verktLrzt, nun erst, eben erst. — 4735 sin äne,
  • ohne ihn (eigentlich seiner beraubt, denn äne ist Adjectiv; vgl. des äne
  • in den Liedern 14, 8; sxn äne im Gregor 2546 und Pfei£Fer's Altd. Beisp.
  • XXIX, 33).
  • 4747 emU=in zU, bei Zeiten. — 4750 sin reht getuon, hier: seiner
  • Verpflichtung als Bitter sich unterziehen. — 4750—55 Der Dichter liebt
  • 168 VIII. ABENTEUER,
  • ob ich vor im niht tot gelige,
  • daz ich umbe mitten tac
  • daDDOch hin komen mac
  • dar ich mich gelobet hän, 4755
  • s6 wil ich in durch iuch bestän
  • und durch iuwer edel wip:
  • wan mir ist min selbes 11p
  • niht lieber danne ir bruoder ist.»
  • nü kom gegangen an der vrist 47G0
  • des Wirtes tohter und sin wlp.
  • nu gesach er nie kindes lip
  • schoener dan diu selbe magt,
  • enhete si sich niht verclagt.
  • nu enpfiengen Sl in beide wol, 47C5
  • als man lieben gast sol.
  • Do sprach der wirt: «mich dunket guot,
  • daz ir vil dienesthaften muot
  • traget iuwerm gaste.
  • er hat sich also vaste 4770
  • unser swsere an genomen,
  • wir suln si mit im überkomen,
  • geruochet sin unser trehten.
  • er spricht, er welle vehten:
  • d6 ich im mine clage tete, 4775
  • do gelobter mir äne bete,
  • s. 180 er welle durch uns t6t ligen
  • ode dem risen an gesigen,
  • dem ich so vil vertragen muoz.
  • nü gnadet im üf sinen vuoz: 4780
  • es, Zwischensätze, namentlich relative, des Nachdrucks halber ihrem
  • Hauptsatze voranzustellen; vgl. besonders die Anmerkung zum Armen
  • Heinrich 1493. Dasselbe ist hier und Y. 4796 fg. der FaU. Man tlbertetze :
  • sodaß ich noch um Mittag, sobald ich meiner Bitterpflicht mich ent-
  • ledigend ihn besiegt und mein Leben vor ihm behalten habe, dorthin ge-
  • langen kann, wohin ich zu kommen gelobt habe. — 4760 an der vriatf in
  • diesem Augenblick. — 4764 sich verklagen, sich infolge Klagens entstellen;
  • sich abhärmen, abweinen; derselbe V. 1154.
  • 4768—69 einem dienesthaften muot tragen^ dienstwillig, aufmerksam sein
  • gegen einen ; ihm mit Aufmerksamkeit entgegenkommen. — 4770 al»6 tastet
  • 80 sehr, so entschlossen. — 4772 überkomen y vgl. zu 4590. — 4773 trehten
  • (trehtlny truhtin) masc, Herr, Gott. — 4775—76 sind, weil es hieß daß lie
  • in der ältesten Handschrift fehlten und weil sie mit Btloksioht auf ihren
  • Inhalt entbehrlich schienen, von Lachmann gestrichen worden. — 4779 e»
  • einem vertragen y es eiuem hingehen lassen, nachsehen. — 4780 nun «fallt
  • ihm zu Fuße und danket ihm». B. —
  • DER BIESE HARPIN. GINOVBRENS ENTFÜHRUNG. 169
  • daz ist min bete uud min gebot.»
  • her iwein sprach: «nu enwelle got
  • daz mir diu unzuht geschehe,
  • daz ich ze minen vüezen sehe
  • diu mins hern Gäweins s wester ist. 4785
  • ja wsere des, wizze Krist,
  • dem künige Artus ze vil.
  • ich sol unde wil
  • gedieneu immer mere,
  • daz si der grözen ere 4730
  • mich armen man erläze:
  • mich gnüeget rehter mäze.
  • Ich sage iu wie ich in beste,
  • als ich iu gelobte e,
  • kumt er uns vruo ze seiher zit, 4795
  • swenne sich endet der strit,
  • daz ich umbe mitten tac
  • ir ze helfe komen mac
  • der ichz e gelobet hän,
  • so wil ich in durch iuch bestän, 4800
  • durch miner vrouwen hulde
  • und durch iwer unschulde.»
  • Des trostes wurden si vrö
  • 8. 181 unde machten im dö
  • beide vröude unde spil. 4805
  • uud sine dühte niht ze vil
  • deheiner der eren,
  • die si mohten keren
  • im ze sinen hulden:
  • si dühte ez wsere von schulden. 4810
  • si pristen sere sinen muot:
  • er dühtes biderbe unde guot.
  • und allen wis ein hövesch man.
  • 4781 vgl. 238. — 4783 daß ich mich so ungesittet, so nnsohicklich betrage.
  • — 4788—89 ich werde und will mich immer dafür verpflichtet halten, da-
  • für erkenntlich oder ergeben zeigen. — 4792 mich genüeget mit gen. , mir
  • genügt etwas, ich bin zufrieden damit.
  • 4794 als, sowie. — 4796 — 98 sind wie 4750—55 aufzufassen: daß ich
  • gegen Mittag, sobald der Kampf zu Ende ist, ihr zu Hilfe kommen kann.
  • — 4801—2 besagen dasselbe wie 4756—57. — mtner vrouwen, d. i. Gawein's
  • Schwester.
  • 4805 »pil neutr., Vergnügung, Zeitvertreib, Unterhaltung. — 4806—7 und
  • sie verdroß, von ihnen wurde gespart keine Ehrenbezeigung. —
  • 170 VIII. ABENTEÜEB,
  • daz kurn si dar an,
  • daz der lewe bi im lac -1815
  • und anders sites niene pflae
  • niuwan als ein ander schäf.
  • guot spise und dar nach senfter släf
  • diu wären im bereit hie,
  • und erwachte do der tac üf gie 4820
  • und hörte eine messe vruo
  • unde bereife sich derzuo,
  • als er kempfen wolde
  • den der da, kumen solde.
  • Als er do niemen komen sach, 4825
  • daz was im leit, unde sprach:
  • «herre, nü waer ich iu gereit:
  • iu ist der 11p unverseit:
  • wä ist der da, komen sol?
  • min tweln enkumet mir niht wol: 4830
  • ich süme mich vil s6re.
  • ez g^t an al min ^re,
  • swaz ich nü nie gebite:
  • ez ist zit daz ich rite.»
  • s. 182 diu drö tet in w^, 4835
  • und wurden trürec als L
  • Vil müelich was in ein dinc:
  • sine Westen welch gerinc
  • in aller beste erte,
  • der im den muot bekerte. 4840
  • wan der wirt bot im sin guot:
  • er sprach: «sone stät niht min muot,
  • daz ich üf guotes miete
  • Jen l!p iht veile biete».
  • 4814 .v( kurn prset. von kiesen. — 4817 ein (der) ander findet aioh öfter wie
  • hier scheinbar pleonastisch , um die Ebenbildlichkeit der verglichenen
  • Sache oder Person hervorzuheben; vgl. Pass. K. 257, 85: er lac da
  • ein ander bloch; 597,21: der lichname lac da alsam ein ander rone; 99, 13:
  • die pfert bewarn als ein ander kneht; einen ähnlichen Gebrauch besprechen
  • die Anmerkungen zu Iwein 687 u. 8142; vgl. Germania 17, 124; Zeitsohr.
  • fftr deutsche Philologie 4, 110.
  • 4830 mein Warten passt mir nicht, ist mir recht ungelegen. — 4833 ge-
  • biten stv., warten, verweilen.
  • 4837 müelich adj., beschwerlich, sorglich. — 4838 gerinc maac, An>
  • strengung, Bestrebung. — 4840 einem den muot bekeren, eines Sinn ändern,
  • einen auf andere Gedanken bringen. — 4813 miete fem., Lohn; tf/ guote»
  • miete, um Gewinn von Gut. —
  • DER BIESE HARPIN. 6IN0VEBENS ENTFÜHRUNG. 171
  • und widersaget imz dö gar. 4845
  • des wurden si harte riuwevar,
  • der wirt und das gesinde,
  • diu vrouwe mit ir kinde.
  • ez wart vil dicke von in zwein
  • sin bester vriunt her Gäwein 4850
  • an der bete genant
  • unde er bi im gemant;
  • und manten in so yerre,
  • ' daz got unser herre
  • im sselde und ^re bsere, 4855
  • der erbarmherze wsere:
  • erbarmet er sich über st,
  • da. stüende gotes lön bl.
  • Daz beweget im den muot:
  • wan er was biderbe unde guot. 4860
  • man sagt, daz in betwunge
  • diu tiure manunge,
  • dö er ir dürfte rehte ervant,
  • s. 183 und im so ofte wart genant
  • got unde her Gäwein: 4865
  • wan swederm er under den zwein
  • groezern Unwillen truoc,
  • dem diente er gerne genuoc.
  • Des wart sin muot zwlvelhaft.
  • er gedähte: «ich darf wol meisterschaft, 4870
  • sol ich daz wsegest ersehen,
  • mir ist ze spilne geschehen
  • ein gäch geteiltez spil:
  • 4845 ez im widersagen, es ihm ab- oder ausschlagen. — 4846 riuwevar adj.,
  • betrttbt aussehend, leichenblaß. — 4852 und er ward bei, um Gawein's
  • willen beschworen. — 4853 so verrey so hoch und theuer, so dringend. —
  • 4855 im, demjenigen. — beren stv., bringen, verleihen, gedeihen lassen. —
  • 4856 erbarmherze adj., barmherzig; vgl. Erec 9786.
  • 4862 das dringende Bitten und Mahnen; man sagte: einen tiure (hoch
  • und theuer) manen. — 4863 dürfte stf., bedtlrftige, hilflose Lage. — er-
  • vinden stv., gewahr, inne werden. — 4866—68 «es würde schwer zu sagen
  • sein, ob Iwein seinen Gott oder seinen Gawein lieber hatte; aber soviel
  • ist wahr, auch dem, dem er vielleicht den minnern willen truoc, diente er
  • (ferne genuoc, i> B. — 4868 dem that er bereitwillig Alles zu Liebe; für
  • den scheute er gewöhnlich kein Opfer.
  • 4870 ich darf wol meisterschaft, ich habe gewiss viel Kunst nöthig;
  • es ist keine Kleinigkeit. — 4871 daz wwgest , das Wahrscheinlichste , das
  • Beste Cunter den zu wählenden Gegenständen). — 4872 — 73 Sinn: mir ist
  • die Aufgabe zugefallen, eine verhängnissvolle Wahl z\x ti^üL^vi V.'^edX.Oc^. V&.
  • L -
  • ^^^ Via giltet lützcl uocli vil ,
  • ^^H iiiuwau min gre.
  • 487
  • ^^^m ich bedarf wol guoter lere.
  • ^H^ ick weiz wo!, swcderz ich kiuse,
  • daz icli BQ dem verliuse.
  • ode beidiu lizen nnder wegen,
  • 4Ba
  • ode doch daz eine,
  • so wier min aagcet deine:
  • Eus eaweiz ich mia deljeioen ritt,
  • ich bin, als ei mir nii etikt,
  • gimfiret, ob ich rite.
  • 4Ba
  • und geschendct, ob ich bSte.
  • uune mag Ichs beidiu niht beatän
  • und getar doch ir d«wederz lau.
  • nü gebe mir got gnaten rät,
  • der mich unz her geleitet hat.
  • 489
  • daz ich mich beideathalp bewar,
  • B. 184 sfl daz ich rehte gevar.
  • lehn wil beuamen die niht lau
  • der ich micii e geheizou hau
  • iiud diu ir angest uade ir leit
  • 489
  • uiunran von mluen Bchuldeu treit:
  • VL-.m lieze ich die danne.
  • einer urarbtTiieKhenBa Wahl lu euUcbeldeo); eine
  • « ei-i .)..-( «.ffan. ein«
  • e» deaeD er «• wM
  • Ion, ilcli zu ^ntBcheiden hMi ;jHCA a'l''" "elH' ^"
  • >P'I, Inaofem ei n
  • eich»» Tom blind.
  • oU; deaaelbe bodeutl
  • Borem > imverielienB, nach elDcm bI)Ddcn ZuruU T
  • d DDd BD den Wi^l
  • fläW(, aaMirlm, salin laus- — Vi warlHoh; ea li
  • win!»>Au-«<»^
  • ndelt .ieb —d« .
  • d. b. n .leKt Blsfi
  • ■äderen (niohts Beriugeru) Ab eU «laine Eh« «nf d
  • m Hplel, U 1
  • diB glelahbadautsud« HedEDian: a pilM minn na
  • A mtre •«» n. i..^
  • Tgl. die Aom. mm Kreo MI ar,A tarn Armen Uelnri
  • 0hT41iIwstoMU
  • ^d«- Hiito »Air« Mi
  • , =m „.r BldlÄ,"
  • i.su.ase. uii'w
  • 3», aju. — *8?r— 78 vgl. Eieo BIM— M. - *SJi Ir
  • kimptea) beiargen , Ibnu. — iüa ander treten la
  • <., ungetbui IhK
  • UDteiluien. — *W3 ,u$. •<> abor, in dleiem l?allB d
  • ■gegen- - 4BM oA
  • »irr nü ifÖl, ao »ii' n jcUt mit mir atebl, je
  • rt meine Laga IM.
  • - 4S9> r,M, ftrm
  • auf dem lechlsn Wege bleibeu.
  • ASU HicK liafin irtifün. aicb {;). b. lelue Hilfe)
  • Ibr laelae HUfe n
  • DER RIESE HARPIN. GINOVERBNS ENTFÜHRUNG. 173
  • wie zseme daz guotem manne?
  • doch wsere diu eine magt
  • da wider schiere verclagt, 4900
  • wider dem schaden der hie geschiht,
  • gieng ez mir an die triuwe niht.
  • so waere ouch dirre wirt wol wert,
  • der ouch miner helfe gert,
  • und hern Gaweins swester uude ir kint, 4905
  • diu mir ze herzen g^nde sint
  • durch sich selben und durch in,
  • dem ich des wol schuldec bin,
  • daz ich im niht des abe g^,
  • daz im ze dieneste gestg. 4910
  • muoz ich si under wegen län,
  • s6 habent si des immer wä.n,
  • daz ich des libes si ein zage.»
  • Nu schiet den zwlvel und die clage
  • der gröze rise des si da, biten: 4915
  • der kom dort zuo in geriten
  • und vuorte sine gevangen.
  • an den het er begangen
  • gröze unhövescheit.
  • s. 185 in wären aller hande cleit 4920
  • ze den ziten vremde,
  • niuwan diu boesten hemde
  • diu ie küchenkneht getruoc.
  • sl treip ein getwerc, daz si sluoc
  • mit siner geiselruoten, 4925
  • daz sl über al bluoten.
  • Die herren riten ungeschuoch:
  • ir hemde was ein sactuoch.
  • gprochen (4894). — 4900 da wider, dagegen, in Vergleich dazu. — ver-
  • klagen, verschmerzen. — 4902 stürde nicht auf dem Spiel, geriethe nicht
  • in Gefahr mein Wort (meine Ehre^. — 49u7 durch in, d. h. um Gawein's
  • -willen. — 4909 einem eines d. abe gan, einem etwas verweigern. — 4910 wo-
  • mit ihm gedient werden könne oder solle. — 4913 daß ich mich scheue
  • mein Leben zu wagen; derselbe Vers im 2. Büchl. 486.
  • 4914 den ztoivel scheiden, dem Zweifel, der Besorgniss, der Gefahr ein
  • Ende machen. — clage fem., Noth. — 4915 des st da biten, auf den sie
  • warteten. — 4921 mir ist vremde, ich habe nicht (wie mir ist tiure). —
  • 4924 getwerc oder twerc stn. (stm. nur in md. und nd. Denkmälern, vgl.
  • HanpVs Zeitschrift XI, 496, 141; 494, 63; 495, 113; Eilhart ed. Liechten-
  • stein 8. 19 (50 u. 61) u. Einl. S. LXXXV; Demantin 7245; Altd. Blätter
  • I, 258, 229), der Zwerg. — 4925 geiselruote swf., Peitsche.
  • 4^7 ungeschuoch adj., unbeschuht. —
  • 174- VIII. ABENTEUER,
  • gezerret, swarz unde gröz:
  • die edelen riter wären blöz 4930
  • an beinen joch an armen,
  • den gast begunde erbarmen
  • diu gröze not die si liten.
  • ir pfert wären, diu sl riten,
  • tötmager unde kranc: 4935
  • ir ietw^derz strüchte unde hanc.
  • die vüeze wären in unden
  • zesamene gebunden
  • und die hende Taste
  • ze rücke mit baste. 4940
  • den gurren, die si truogen hin,
  • den warn die zagele under in
  • zesamene gevlohten,
  • daz si niene mohten
  • ein ander entwichen. 4945
  • d6 si sd jsemerlichen
  • ir edel vater riten sach,
  • 8. 186 daz im sin herze niene brach
  • von jämer, des wundert mich:
  • wände ez was wol jaemerlich. 4950
  • Sus vuorte ers vür daz bürgetor:
  • da hörten si in ruofen vor,
  • er hienge si alle viere,
  • ob man si niht vil schiere
  • mit ir swester löste. 4955
  • dö sprach der si da tröste,
  • der riter der des lewen pflac:
  • «zwäre, herre, ob ich mac,
  • ich ledige unser gesellen.
  • got sol disen vellen: 4960
  • er ist ein unbescheiden man.
  • mich sterket vaste dar an
  • 4929 «zerrissen, schmutzig und grob» (B.); vgl. Erec 334 und Genesis
  • (Fundgr. II) 21 , 4. — 4935 totmager adj., bis zum Sterben mager, mager
  • wie der Tod; vgl. Anm. zum 2. Bttchl. 20. — 4936 ietweder (ans ie-deweder)
  • eigentliche: ein jeder von zweien, hier=jeder von den vieren. — brücken
  • BWT., straucheln, stolpern. — hanc prat. von hinken atv., welches jetst
  • nur noch in Dialekten als stark flectiertes Zeitwort fortlebt. — 4940 se
  • rücke, auf dem Rtlcken. — 4941 gurre swf. , schlechte Stute, Bchleebtea
  • Pferd. — 4942 zagel stm., Schwanz. — under in, untereinander.
  • 4960 Gott wird diesen zu Falle bringen. — 4961 unbeicheiden adj., an-
  • verständig, rücksichtslos, ungebildet. —
  • DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHBUNG. 175
  • iwer reht und sin höchvart,
  • daz diu ie so gröz wart.
  • ern kan sich lasters niht geschamen, 4965
  • daz er si ir geburt unde ir namen
  • niht kan geniezen län,
  • swaz si im joch hseten getan.
  • ichn sol deheinen riter schelten:
  • iedoch muoz er engelten 4970
  • siner ungewizzenheit.
  • zw&re, mac ich, ez wirt im leit.»
  • Er hete in kurzen stunden
  • den heim üf gebunden
  • und was vil schiere gereit: 4975
  • daz l^rte in diu gewonheit.
  • s. 187 sin ros sach er bl im stän,
  • er hiez die brücke nider lin.
  • er sprach: «ditz sol sich scheiden
  • unser eime ode uns beiden 4980
  • nach schaden und nach schänden,
  • ich getrüwes minen banden,
  • daz ich sine drö genidere.
  • zwäre er muoz iu widere
  • iuwer süne gesunde geben, 4985
  • od er benimt euch mir daz leben:
  • swederz der sol geschehen,
  • daz hat man schiere gesehen.»
  • sus was im an den risen gäch:
  • sin lewe volgt im allez nach. 4990
  • D6 in der rise komen sach,
  • daz was sin spot, unde sprach:
  • «ouwö, ir vil tumber man,
  • waz nemet ir iuch an,
  • daz ir als ungerne lebt 4995
  • 4966—67 daß er ihnen ihren Adel und ihren Namen nicht zu Gute kom-
  • men läßt ; daß er sie ihres Adels halber nicht schont. — 4971 ungetoizzen-
  • h0it fem., Unverständigkeit, anziemliches Benehmen.
  • 4973 in kurzen stunden, in wenigen Augenblicken. — 4979—81 sicfi
  • tekeiden einem nach schaden, auf eine nachtheilige Weise für einen sich
  • enden oder entscheiden. — 4982 einem eines d. getrüwen, einem etwas zu-
  • trauen. — 4983 sine dro genideren, seine Drohungen niederdrücken oder
  • aunichte machen. — 4985 gesunt adj., unversehrt, lebendig. — 4988 das
  • wird, Boll man bald sehen; über Verwendung des Perf. statt des Fut.
  • •zaot. vgl. Paul Mhd. Grammat. 378, 2.
  • 4994 warum lasst ihr euch das weis machen, geht ihr darauf ein. —
  • 176 VIII. ABENTEUER,
  • und sus nach dem töde strebt?
  • daz ist ein unwiser rät:
  • und swer iu daz geraten hat,
  • dem ist iuwer leben leit,
  • und wil sich mit der wärheit 5000
  • vil wol an iu gerochen hän,
  • swaz ir im leides habt getan,
  • und hä.t sich euch gerochen wol,
  • wand ich daz schiere schaffen sol,
  • daz ir im niemer me getuot 5005
  • weder übel noch guot. »
  • s. 188 Des antwurt im her Iwein so:
  • «riter, waz touc disiu drö?
  • lät boese rede und tuot diu werc:
  • ode ich entsitze ein getwerc 5010
  • harter dan iuwern grözen Itp.
  • lät schelten ungezogeniu wip:
  • dien mugen niht gevehten.
  • und wil sin unser trehten
  • nach rehtem gerihte pflegen, 5015
  • so Sit ir schiere gelegen.»
  • Nu häte dem risen geseit
  • sin Sterke und sin manheit
  • waz im gewsefen töhte
  • und wer im geschaden möhte: 5020
  • in dühte er hete wäfens gnuoc
  • an einer Stangen die er truoc.
  • nü vröute sich her Iwein,
  • daz er als ungewäfent schein,
  • under den arm sluoc er 5025
  • mit guotem willen daz sper
  • und nam daz ors mitten sporn
  • und het in üf die brüst erkorn
  • 5001) »«7 der tcärheit, fürwahr , wahrhaftig. — er teil , er meint.
  • 5009 b(Bie rede, «Drohungen, hinter denen nichts ist». B.; leere, nich-
  • tige Beden. — 5010 enttitzen mit aoc. , sich vor etwas entsetzen, es fftrob-
  • ten. — 5011 harter comp. adv. , stärker, mehr. — 5015 stn nach rehtem
  • gerihte pflegen, es nach rechtem (rericht ergehen oder Oereohtigkeit walten
  • lassen.
  • 5019 wozu ihm Waffen nütze wären. — 5025 under den ttrm »luoe #r
  • daz sper, «so da& er es mit der sperschibe (einer Scheibe am Griffe daa
  • Speeres) gegen seine Brust ansetzte». B. — 5026 mit guotem willen, unrar-
  • drossen. — 5028 einen df die brüst erkiesen, es auf seine Brust absehtn»
  • ihm nach der Brust zielen. —
  • DEB RIESE HABPIN. GINOVERENS ENTFÜHBÜNG. 177
  • und stach im einen seihen stich,
  • daz daz sperisen sich 5030
  • löste von dem schafte
  • und im in dem llbe hafte,
  • ouch sluoc im der rise einen slac,
  • daz ich daz wol sagen mac,
  • het in daz ors niht.vür getragen, 5035
  • daz er im hsete geslagen
  • noch einen slac als er dd sluoc,
  • s. 189 es wser ze dem töde genuoc:
  • dö truoc in daz ors dan,
  • unz daz er daz swert gewan. 5040
  • Sä kerter wider üf in,
  • unde gestiurte in des sin sin,
  • sin kraft und sin manheit,
  • dö er wider üf in reit,
  • daz er im eine wunden sluoc. 5045
  • dö in daz ros vür truoc,
  • do sluoc im der rise einen slac,
  • daz er da gar gestrahter lac
  • vor üf dem rosse vttr tot.
  • do ersach der lewe sine not • 5050
  • und lief den ungevüegen man
  • vil unsitelichen an
  • und zarte im clejt unde brät
  • als lanc so der rücke gät*
  • von den ahseln her habe, 5055
  • unze daz der michel knabe
  • als ein ohse erluote
  • und wante die ruote,
  • die er da ze wer truoc.
  • 5030 aperUen stn., die eiserne Spitze am Speer; so in den Statuten des
  • Deutschen Ordens, c. 24; in J. Rothe's Chronik, S. 242; vgl. Lexer II,
  • 1082 und Barzival II, 16. Die Handschriften gehen an dieser Stelle weit
  • auseinander, und zwar nach Lachmann : ysen (ysne d, iserne A) sper AKd,
  • sperisen Db , ysich B, vsin a; vielleicht hiel5 es bloß isen, das wenigstens
  • dem Zusammenhange genügt. — 5035 vür tragen einen, einen weiter fort,
  • d. h. aus dem Bereich des Gegners tragen; dasselbe bedeutet dan tragen
  • in Y. 5039. — 5038 so würde der (Schlag) hingereicht haben ihn zu tödten ;
  • so würde er daran genug gehabt haben.
  • 5042 einen des gestiuren, einen dahin leiten, dazu verhelfen. — 5048 ge-
  • strahter flectiortes Particip, als Apposition zu er, von strecken swv.,
  • niederstrecken, niederbeugen. — 50 W vor, vorn. — vür tot, wie todt. —
  • 5052 unsitelichen adv., ungestüm, heftig, wüthend. — 5053 brät stn., das
  • Fleisch. — 5057 erlüejen swv., anfijrttllen, zu brüllen beginnen. — 5058 wanfe
  • d. h. wandte; richtete (gegen den Löwen. — ruote, die Stange. —
  • HABTMAVH YOK AVK. lU. 3. Aufl. Vi
  • 178 VIII. ABENTEUER,
  • und do er nach dem lewen sluoc, 5060
  • • do entweich im der lewe dan,
  • und entraf den lewen noch den man.
  • im wart ze dem slage so gäch,
  • dazer sich neicte dernäch
  • und ouch vil nach dernider lac; '5065
  • ^ er erzüge den andern slac,
  • s. 190 dö hete sich her Iwein
  • mit vil grözen wunden zwein
  • an im vil wol errochen
  • und daz swert durch in gestochen 5070
  • da daz herze 11t
  • dö was verendet der strit,
  • und viel von der swaere
  • als ez ein houm waere.
  • Von des risen valle 5075
  • vröuten sie sich alle,
  • den wol dar an was geschehen,
  • si heten heiles gesehen •
  • den riter der des lewen pflac:
  • wand si' lebten vür den tac 5080
  • an angest unde äne not,
  • d6 der rise gelac t6t:
  • des genadeten si im genuoc,
  • dem herren Iwein der in ^sluoc.
  • ouch gerte er urloubes sä: C085
  • wände ern hete sich da
  • niht ze sümen m^re,
  • ob er sin ^re
  • an ir bestseten wolde,
  • der er da komen solde 5090
  • ze helfe umbe mitten tac,
  • diu da durch in gevangen lac.
  • der wirt begunde in starke biten
  • '»065 dernider adv. , abgeschwächt aus darnider. — 5066 erziehen ttr., in
  • die Höhe ziehen; den andern idac erziehen, zum zweiten Schlage aut-
  • holen. — 5069 »icA errechen, sich vollständig rächen. — 5072: vgl. War-
  • uatsch zum Mantel Heinrich's von dem Tttrlln 363.
  • 5075 Von, infolge von, wegen; i075— 76 nachgesprochen vom Dicliter
  • des llraclius 3975—76. — 5077 die damit, dadurch glücklich geworden
  • waren. — 5078 heiles adverbialer Genetiv, zum Heil, zu ihrem Glück. —
  • 5080 vür den tac , über den Tag hinaus,' von dem Tage an , fernerhin. —
  • (testaten, »st sein lassen»; von dieter seltenen, im mhd. Wörterb. nicht
  • vermerkten Bedeutung bringt noch andere Beispiele Paul Beitr. 1, 345. —
  • DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 179
  • (daz waer also guot vermiten),
  • daz er da rouwen wolde: 5095
  • ern mohte noch ensolde.
  • s. 191 D6 antwurt er und sin wip
  • beide guot unde Itp
  • vil gar in sine gewalt.
  • daz gnaden wart vil manecvalt, 5100
  • daz er da hörte von in zwein.
  • do sprach min her Iwein:
  • v(welt ir mich des geniezen län,
  • ob ich iu iht geüienet hän,
  • . so tuot ein dinc des ich bite: 5105
  • da ist mir wol gelonet mite,
  • den herren Gäwein minne ich:
  • ich weiz wol, also tuot er mich:
  • ist unser minne äne kraft,
  • sone wart nie guot geselleschaft. 5110
  • den ernst sol ich im niuwen
  • swä, ich mac entriuwen.
  • herre, zuo dem rltent ir
  • unde grüezent in von mir,
  • und vüerent mit iu iuwer kint, 5115
  • diu da hie erledeget sint,
  • und daz ir swester mit in var,
  • imd vüert euch daz getwerc dar,
  • des herre hie lit erslagen,
  • und sult im des gnade sagen 5120
  • swes ich iu gedienet hän:
  • wan daz hän ich durch in getan,
  • vräger iuch wiö ich si genant,
  • so tuot im daz erkant.
  • 5094 das wäre ebenso gut gewesen, wenn es unterlassön worden wäre;
  • voUständig ausgedrückt müßte dieser Satz lauten: daz wcere also guot
  • vermiten also getan. Nach guot, liep, nütze und ähnlichen steht im Mhd.
  • gern das Particip statt des Infinitivs (vgl. optimum facta, facile dictu) ; vgl.
  • V. 4447, 4711 und Paul Mhd. Grammat. 2y3. — 50Ö6 «er konnte es nicht
  • und durfte es nicht». B.
  • 5097 antwürten, übergeben. — 5110 vgl. mit 2621. — 5109—10 ist es mit
  • unserer Liebe nichts, so hat es überhaupt nie eine echte Freundschaft
  • gegeben, d. h. zwischen uns beiden besteht die innigste Freundschaft. —
  • 5111 diese ernstlich gemeinte, aufrichtige, innige Liebe (den ernst) werde
  • ich von neuem ihm beweisen; niuwen swv. , neu machen, erneuern. —
  • • 5124 -«2 einem erkant tuon, es einen wissen lassen; Erec 2520, 3612; Gre-
  • gpr 3318.
  • 180 IX. ABENTEUER,
  • s. 192 daz ein lewe mit mir si: 5125
  • da erkennet er mich bi.»
  • Daz gelobte der herre
  • und bat in des vil verre,
  • swenn er ze dem brunnen gestrite,
  • daz er dar wider rite: 5130
  • er schliefe im guoten gemach,
  • min her Iwein do sprach:
  • «min riten daz ist mislich.
  • ich kume iu gerne, länt si mich
  • mit ten ich da striten sol: 5135
  • ich getrüwe aber in des.wol,
  • mugen si mirz ane erstriten,
  • sine länt mich niender riten. )^
  • do bat da man unde wip,
  • daz got sin ere und sinen lip 5140
  • vriste unde behuote:
  • mit llbe und mit guote
  • stüenden sl im ze geböte,
  • alsus bevalch er si gote.
  • IX. AB EN TEUER,
  • li U N E T E N S BEFREIUNG.
  • Ehe noch Iwuiu zur Kapelle gelangen kouuto,' wurde Lunete aus
  • ihrem Gewahrsam gezogen und sollte den Flammen übergeben werden.
  • Mit gebundenen Händen, nur mit einem Hejude bekleidet, erwartet sie,
  • an aller Bettung verzweifelnd, den Tod. Da erscheint endlich ihr Kämpfer
  • und begehrt, daß man entweder Luneten freilasse oder mit ihm k&mpfe.
  • Seine drei Gegner., der Truchseß und seine Brttder, wählen das letztere,
  • aber nur unter der Bedingung, daß er den Löwen von seiner Seite ent-
  • ferne. Nachdem dieses geschehen, beginnt der Kami>f. Der Truchseft
  • stürzt bald, von Iwein's Lanze getroffen, besinnungslos zu Boden, sodaß
  • dieser eine Zeit lang sich nur gegen zwei zu wehren hat. Als sieh der
  • 5129 z*', bei, an. — (/fstrite conj. plusquamperf. : gestritten liitte.
  • i)\'i'i tuiil'ich adj., zweifelhaft, ungewiss: «mein Keiten kann vielleicht statt-
  • finden, vielleicht auch nicht.» B. — ril37 ez einem an entntent es im Streit
  • (Kampf) einem abgewinnen, aberzwiugen. — ' 5138 niender ist hier ans der
  • localen in die modale Bedeutung (wie öfter) übergetreten: auf keine
  • Weise, unter keiner Bedingung, durchaus nicht. — ÖUl triste = cri9tete:
  • ebenso ist behuote das Pra;t. von behüetcn.
  • LUNETENS BEFREIUllG. 181
  • Gefallene erholt und an dem Kampfe wieder betheiligen will, dringt der
  • Löwe aus seinem Gewahrsam hervor und zerreißt ihn. Mit seiner Hilfe
  • bewältigt iwein auch die beiden übrigen Gegner. Diese müssen nach
  • alter Sitte, weil im gerichtlichen Zweikampfe besiegt, nun an Lunetens
  • Statt den Feuertod erdulden. Laudine bittet darauf den Sieger, ohne daß
  • sie ihn wieder erkennt, bei ihr zu bleiben, bis seine und seines Gefährten
  • Wunden wieder heil geworden. Er schlägt es ihr aber ab und verweigert
  • ihr ebenso jegliche Auskunft über seine Person; er gibt sich ihr nur für
  • den «Bitter mit dem Löwen» aus, nach dem möge sie sich erkundigen.
  • Damit zieht er von dannen und gelangt, nachdem er noch den wunden
  • Löwen zu sich aufs Pferd genommen, im höchsten Grade erschöpft zu
  • einer Burg, wo er freundlich empfangen und bewirthet wird. Dort ver-
  • weilt er vierzehn Tage, bis er und sein treuer Begleiter sich wieder er-
  • holt haben.
  • Im warn die wege wol kunt, 5145
  • und was ouch deste kurzer stunt
  • züo der käpellen komen.
  • dö was diu juncfrouwe genomen
  • her üz da si gevangen lac
  • (wand ez was wol umbe mitten tac), 5150
  • und warn ir in den stunden
  • die hende gebunden,
  • ir cleider von ir getan
  • und niuwan ir hemde an verlän.
  • und diu hurt was bereit, 5155
  • s. 193 und daz viur dar under geleit,
  • unde stuont vrou Lünete
  • üf ir knien an ir gebete
  • und bat got der sele pflegen,
  • wan si hete sich des Yihes bewegen. 5160
  • D6 si sich missetröste,
  • daz si TLÜ niemen löste,
  • d6 kom ir helfsere,
  • und was im vil swaere
  • ir laster unde ir arbeit, 5 105
  • die si von sinen schulden leit.
  • 5146 deste kurser stunt ^ in um so kürzerer Zeit, um so schneller. —
  • 5155 diu hurt stf., ein Flechtwerk aus Weiden oder Beisich, die Hürde
  • (Horde), besonders der Bost, auf dem Verbrecher verbrannt wurden ; vgl.
  • zu 5437." — 5160 sich bewegen (stv.) eines d., einer Sache sich entschlagen,
  • sie aufgeben.
  • 5161 sich missetrcesten swv. . sich schlechtem Tröste hingeben ; in Ver-
  • sweiflung sein; vgl. Heinrich von Veldecke 2647: end missetröste sich def,.
  • daz XL. s. w. —
  • 182 . IX. ABENTEUER ,
  • ouch hete min her Iwein
  • grözen trost ze den zwein,
  • daz got und ir unschulde
  • den gewalt niene dulde, 5170
  • daz im iht missegienge,
  • und daz in ouch vervienge
  • der lewe sin geverte,
  • daz er die magt ernerte.
  • Nu gähte er sere mitten sporn: 5175
  • wand si wsere verlorn,
  • wser er iht langer gewesen,
  • er rief und sprach: «lät genesen,
  • übeliu diet, dise magt.
  • swaz.man hie über si clagt, 5180
  • des wil ich in ir schulden stän:
  • und sol si da zuo kempfen hän,
  • so wil ich vehten vür si. »
  • so daz gehorten dise dri,
  • daz versmähet in vaste: 5185
  • doch entwichen si dem gaste
  • s. lO-i und machten im wec dar.
  • nü nam er umbe sich war
  • und suochtes mitten ougen,
  • die sin herze tougen 5100
  • zallen ziten an sach
  • unde ir ouch ze vrouwen jach,
  • schiere sach er si sitzen,
  • und was von sinen witzen
  • vil nach komen als e: 5195
  • wand si sageut, ez tuo we,
  • swer •sinem herzenliebe si
  • also gastlichen bi.
  • Nu begunder umbe schouweu
  • und sach vil juncvrouwen, 5200
  • 5167 ouch, andereräcits , dagegen. — 5172 t//?'?« virvaheyt 8tv. , einem zu
  • Statten kommen, helfen.
  • 5181 dafür will ich ihre Schuld auf mich nehmen, \f\\\ ich haften. —
  • 5185 über mir veramdftet ez vgl. zu 4651. — 5187 einem wec utachen, Platz
  • machen; bei Ghrestiens 4:i35 si li fönt voie. — 51SS umbe sich trdtr nemen,
  • sich umschauen. — 51% touyen adv., heimlich. — 5192 und die er auch für
  • seine Gebieterin erklärte. — 5194 von sinen witzen (pl. von witze fem.) koiuen^
  • von Sinnen kommen, seineu Verstand verlieren. — 5195 ai.t e, wie früher. —
  • 5198 tjastlichen adv., in der Weise eine» 'jastes, d. h. eines Fremden.
  • LUNETENS BEFREIUNG. 183
  • die ir gesindes wären:
  • die hörter gebären
  • harte clägelichen.
  • si bäten got den riehen,
  • si sprächen: «got herre, 5205
  • wir biten dich vil verre,
  • daz du uns rechest an dem,
  • der uns unser gespilen nem.
  • wir heten ir vrume und 6re:
  • nüne habe wir niemen m^re, 6210
  • der da ze kemenäten
  • umb uns getürre raten, /
  • daz uns min vrouwe iht guotes tuo,
  • als beide späte unde vruo
  • diu vil getriuwe Lünete 5215
  • s. 195 unser liebiu gespile tete.»
  • Ditz machet im sinen muot
  • ze vehten starc unde guot,
  • und reit dar da er si sach.
  • er hiez si üf sten unde sprach : 5220
  • «vrouwe, zeiget mir die,
  • die iuch da kumbernt, sint si hie:
  • und heizet iuch dräte ledec län, ^^
  • ode si müezen von mir hän
  • den strit den ich geleisten mac!» ^ 5225
  • und sin leu, der sin da pflac,
  • der gesach vil schiere sinen haz
  • unde gestuont hin näher baz.
  • Nu was diu reine guote magt
  • von vorhten also gar verzagt, . 5230
  • daz si vil küme üf gesach:
  • do gevienc si kraft unde sprach:
  • 5204 rtche, mächtig, gewaltig. — 5208 gespile swm. u. fem., Gespiel,
  • Gespielin; die toh Lachmann hier und Y. 5216 seiner Metrik zu Liebe in
  • den Text aufgenommene Form spile ist der Überlieferung gegenüber so
  • wenig haltbar als das anderwärts von ihm gewählte seile selleschaft für
  • geselle geselleschaft (dazu verte=geverte mit der Anmerkung Lachmanu's
  • zu 4675); doch vgl. über spile Germania 9, 369 und Martina 201, 33; speie
  • bei Ebernand 3027 u. Piderit Weihnachtsspiel 712. — 5210 vgl. mit Armer
  • Heinrich 721. — 5211 kemenäte swf., hier das Frauengemach; vgl. zu Y. 81.
  • — 5212 getürre prset. conj. zu getar , ich getraue mich.
  • 5322 Icumbern swv. , belästigen, beschwerlich faUen , bedrängen. —
  • 5225 geleisten, hier bei mac im Sinne von leisten. — 5228 gestän, sich
  • stellen, treten.
  • 184 IX. ABENTEUER,
  • «herre, daz vergelt iu gotl
  • der weiz wol, daz ich disen spot
  • und dise schände dulde 5235
  • an alle mine schulde;
  • und bite des unsern herren,
  • daz si iu müezen werren
  • niuwan als ich schuldec si»,
  • und zeicte si im alle dri. 524:0
  • Dö sprach der truhsaeze:
  • «er ist gnuoc tumprseze,
  • der her kihnt sterben durch dich,
  • nü ist ez gnuoc billich,
  • swer selbe des tödes ger, 5245
  • daz mans ouch den gewer,
  • s. 19G und der ouch danhe vehte
  • s6 gar wider dem rehte.
  • . wan ez hat allez ditz lant
  • ir untriuwe wol erkant, 5250
  • wie si ir vrouwen verriet,
  • daz si von ir eren schiet.
  • zwäre, herre, ich rate iu daz,
  • daz ir iuch bedenket baz.
  • ich erban iu des vil söre, 5255
  • daz wir iu iuwer ^re
  • müezen nemen untten lip
  • umb ein so ungetriuwez wip.
  • nü seht daz unser dri sint:
  • und wseret ir niht ein kint, 5260
  • ir möhtet wol die rede l&n,
  • diu iu an den lip muoz gän.»
  • Do sprach der riter mittem leun:
  • ^(ir muget mir harte vil gedreun:
  • r>238 werren stv. , hinderlich, entgegen sein. — 5239 niuican alt, nor
  • insoweit als.
  • 5242 tumprcBze adj. , unüberlegt hitzig; dummdreist, tollkühn; vgl.
  • Meier Helmbrecht 106: dem tumben rmien knehte, — 5252 von ainen eren
  • scheiden t um seine Ehre kommen. — 5255 erbunnen yerb. anom. , nicht
  • gönnen, nicht wtinschen: ich wünsche euch das durchaus nicht, sehe
  • oder thue das gar nicht gern. — 5261 fg. diu rede, diu an den lip inuaz
  • gän, der betrefTende Zweikampf, der Handel, der euch das Leben kosten
  • muß.
  • 5264 gedreunz=gedrewen, geurCuwen, drohen. —
  • LÜNETBNS BEFEBIÜNO. 185
  • ir müezet mich besten 5265
  • ode die juncvrouwen lau.
  • mir hat diu unschuldige magt
  • bi dem eide gesagt,
  • daz 81 wider ir vrouwen si
  • aller untriuwen vri, 5270
  • und daz si ir nie getsete
  • deheine missersete.
  • waz von diu, sint iuwer dri?
  • wsent ir daz ich eine sl?
  • got gestuont der wärheit ie: 5275
  • mit den beiden bin ich hie.
  • s. 197 ich weiz wol, s! gestent mir:
  • sus bin ich selbe dritte als ir.
  • dar an lit, wsene ich, grcezer kraft
  • danne an iwer geselleschaft. » 5280
  • Dö sprach der truhsseze:
  • «swes ich mich vermseze
  • wider unsern herre got,
  • des gevieng ich schaden unde spot. r
  • herre, ze dem dröt in mir: 5285
  • ich getrüwe im helfe baz dan ir.
  • ich sihe iuch einen geverten hän,
  • den sult ir höher heizen gän,
  • iuwern lewen der hie stät:
  • der andern wirdet guot rät. 5290
  • hien vihtet niemen mit iu zwein.»
  • do sprach mtn her Iwein:
  • «der leu vert mit mir alle zit:
  • ichn vüere in durch deheinen strit,
  • ichn tribe in ouch von mir niht: 5295
  • werent iuch sin, tuot er iu iht.»
  • 5272 misserdt masc. , falscher, böser Bath. — 5273 waz von diUy was kaun
  • daraus entstehen; was weiter; was kümmert mich das; Ereo 3984. —
  • 5275 geatan mit dat., auf eines Seite treten. — 5276 mit den beiden ^ «mit
  • Gott und der gerechten Sache (der wärheit)-». B. — 5278 so bin ich mit
  • den beiden andern (■= selbe dritte) ebenso viel als ihr.
  • 5282 »ich vermezzen mit gen., sich wozu anheischig machen, etwas
  • Tornehmen, herausnehmen. — 5285 ze dem, mit dem; vgl. Herbort's Troj.
  • Krieg 13183; Wolfram Willeh. 221, 28. — 5288 hoher gän, weiter zurück-
  • gehen; ebenso höher stän in Y. 5303; «das Ferne erscheint auf einer
  • ebenen Fläche immer höher». B. — 5296 werent iuch sin, wehrt euch gegen
  • ihn, erwehrt euch seiner.
  • 186 IX. ABENTECEB,
  • Do riefen si alle ander in,
  • ern taete sinen lewen hin,
  • mit im envsehte niemen da,
  • unde zwäre er müese ouch sä 5300
  • die juncvrouwen brinnen sehen,
  • er sprach: desn sol niht geschehen.»
  • sus muose der lewe höher stän:
  • dennoch enmohte er des niht län
  • ern ssehe über den rücke dan 5305
  • sinen herren wider an.
  • s. 198 Sus sint diu wort hin geleit,
  • und wurden ze strite gereit,
  • si wären alle viere
  • ze orse komen schiere 5310
  • und liezen von ein ander gän,
  • daz si ir puneiz möhten hän,
  • und triben alle dri dan
  • wider üf den einen man,
  • swaz diu ors mohten gevarn. 5315
  • dar under muose er sich bewarn
  • dar nach als ein wiser man,
  • der sine riterschaft wol kau
  • und sine kraft mit listen
  • ze rehten staten vristeu. 5320
  • Si brächen üf im alle ir sper:
  • daz sin behielt aber er
  • unde warf daz ors von in
  • unde leisierte hin
  • 5297 under in, uiitereinauder , miteinander. — 5298 ern forte fiin^ thäte
  • er nicht bei Seite, wenn er nicht wegthäte. — 5301 brinnen stv., brenuen.
  • — 5H05 über den rücke dan, über den Bücken hinweg (sich mit dem Kopfe
  • nach ihm umdrehend).
  • 5307 diu wort hin legen, die Worte bei Seite thun, das Beden aeiu
  • lassen. — 5311 in der Bedensart von ein ander gän läzen wird das Object
  • ros verschwiegen: die Bosse beiderseitig umwenden, beidereits einen Au-
  • lauf nehmen. — 5312 puneiz stm. und neutr., das stoßende Losrennen, der
  • Lanzenstoß, der Sperstich; altfrunz. pugneis , poiynftis , vom Lat. pungere.
  • (Dieser und der vorhergehende Vera auch im Wigalois 93 , IS— 19. ) —
  • 5313 triben uf einen, auf einen losrennen; auch hier ors als Object zu er-
  • gänzen. — 5315 gevarn, hier soviel wie: laufen, rennen. — 5320 ze rehten
  • staten, für passende Gelegenheiten, für den rechten Moment. — tristen,
  • aufsparen.
  • 5323 das ors von einem werfen, mit dem Bosse vor einem umwenden
  • (um einen großem Anlauf gegen ihn zu nehmen). — 5324 lei.tieren (frans.
  • luisser, lat. laxare), das Boss mit verhängtem ZUgcl laufen lassen, mit
  • verhängtem Zügel reiten. —
  • LUNETENS. BEFREIUNG. 187
  • von in eines ackers lanc, 5325
  • und tete schiere den wanc
  • und limte vaste sin sper
  • vor üf sine brüst her,
  • als in diu gewonheit lerte.
  • und d6 er zuo in ktoe, 5330
  • dö muote im mittem swerte
  • der truhsseze, als er gerte,
  • vor sinen bruodern zwein.
  • do nam ern under daz kinnebein,
  • s. 199 rehte vliegende stach er in 5335
  • enbor über den satel hin,
  • daz er üf dem sande gelac
  • unde alles des verpflac,
  • des im ze schaden mohte komen.
  • der trost waä den zwein benomen: 534:0
  • wand er lac lange äne sin.
  • nü riten wider üf in
  • die zwene, die noch werten,
  • und pflägens mitten swerten
  • als guote riter selten. 5345
  • daz wart in wol vergolten,
  • wände ie sin einer slac
  • vaste wider ir zwein wac.
  • er bedorfte wol kraft unde wer:
  • wan zwene sint eines her. 5350
  • Die juncfroun bäten alle got
  • daz er sin gnäde und sin gebot
  • in ze helfe kerte
  • und ir kempfen erte,
  • daz er in ze tröste 5355
  • 5326 tcanc masc. , das Umwenden, diu Umkehr; den w. tuon, «denselben
  • Weg zurttcksprengen ». — limen swv. , leimen, hier: fest anlehnen; vgl.
  • zu Ereo 9077. — .5331 muoten swv. , feindlich begegnen; entgegeorennen ;
  • ein Kunstaasdruck der alten Ritter, wahrscheinlich aus den Miederlanden
  • entlehnt , = mnl. moeten; in Bruder Hausens Marieuliedern 1845 wird
  • ebviaverunt sibi übersetzt mit muten sich und 2068 heißt es: doe dir de
  • tcechter mueten in der gasaen ; vgl. diu muote im Erec 776. — 5334 kinnebein
  • Bin., Kinnbein, Kinnbacken, Kinn. — 5338 verpflegen, mit dem gen., etwas
  • zn pflegen aufhören, es aufgeben, davon ablassen. — 5339 de^^ ftlr daz;
  • der Genetiv durch Attractien des vorhergehenden Satzes bewirkt. — tm =
  • Iwein. — 5343 weren, währen, bleiben, bei Kräften sein. — 5344 e$ mit den
  • swerten pflegen, mit Schwerthieben dienen, aufwarten. — 5347 — 48 denn
  • ein einziger Hieb von ihm wog immer zwei von jenen auf; wider einem
  • wegen, gegen einen das Gleichgewicht halten. — 5'i'>0 "vg,\. TtvW V^l^,
  • 188 IX. ABENTEUER,
  • ir gespiln erlöste,
  • nu ist got so gnsedec und s6 guot
  • und s6 reine gemuot,
  • daz er niemer künde
  • so manegem süezen munde 53G0
  • beteltchiu dinc versagen.
  • s. 200 ouch enwären si niht zagen,
  • die da mit im vähten,
  • wände si in brähten
  • in vil angestliche not. 5305
  • unde zwäre äne den tot
  • bekumberten sl in sere:
  • dochn mohten si im dehein ere
  • vürnamens an gewinnen.
  • nü kom ze sinen sinnen 5370
  • der truhsaeze widere
  • und enlac niht me da nidere:
  • er bürte schilt unde siyert
  • und gienc ze den bruodern wert.
  • Do dtlhte den leun, er hete zit 5375
  • sich ze hebenne an den strit,
  • und lief ouch sä den genden man
  • vil unbarmeclichen an
  • und zarte im daz isen.
  • man sach die ringe risen, 5380
  • sam si wgeren von str6.
  • sus entworhte er in dö,
  • wand er im gar zevuorte
  • swaz er sin geruorte.
  • vor im gewan vrou LünetQ 5385
  • vride von des lewen bete.
  • r)3')8 reine adv. , lauter, edel. — 5359 künde, konnte. — 5361 über
  • betelich vgl. zu 4546; beteltchiu dinc etwa: bescheidene, billige Wünsche. —
  • 536() dne den tot^ abgesehen davon, daß sie ihm das Leben nicht nehmen
  • konnten; vgl. Erec 5425, 8438. — 5369 vürnamenSy vgl. zu 1238. — 5373 bürn
  • 8WV., in die Höhe heben oder halten, erheben, aiifheben. — 5374 wert adr.,
  • hinwärts; ze — tcert^ nach — zu, nach — hin.
  • 5375 er hete zU, für ihn wäre die Zeit, der Augenblick, der entschei-
  • dende Moment gekommen; es wäre für ihn die höchste Zeit; er dürfte
  • nicht länger warten; vgl. J. Grimmas Sendschreiben über Beinh. Fuchs,
  • S. 59. — 5378 urü)arniecltchen adv., ohne Erbarmen. — 5379 vgl. Paul Beitr.
  • I, 329 und 387. — 5380 rinc masc. , der Panzerring. — riten stv., nieder-
  • fallen. : — 5382 entwurken v: au., zerarbeiten, zunichte machen. — 5383 ze-
  • vüereny zerreißen, zerstören. — 5386 tride stm., Schutz, Sicherheit. — ton
  • des lewen bete f durch Bitte, Verwendung, Einspruch, Yermittelnng des
  • Löwen. —
  • LUNETENS BEFREIUNG. 189
  • diu bete was niuwan der tot:
  • des vröut si sich, des gienc ir not.
  • Hie lac der truhsseze:
  • nü wart der lewe rseze 5390
  • s. 201 ze sinen kampfgenözen ,
  • die manegen slac grözen
  • heten enpfangen unde gegeben,
  • werten sl nü wol daz leben,
  • daz was in guot vür den tot: 5395
  • wand si bestuont nü michel not.
  • nü wären zwene wider zwein:
  • wände ezn mohte her Iwein
  • den lewen niht vertriben:
  • dö liez erz euch beliben. 5400
  • er hete siner helfe wol enborn,
  • und liez ez euch äne grözen zorn,
  • daz er in sine helfe spranc:
  • ern sagtes im danc noch undanc.
  • si vähten si bödenthalben an, 5405
  • hie der lewe, dort der man.
  • Ouch enspärten si lip noch den muot:
  • solten si da von sin behuot,
  • si wären werhaft genuoc:
  • unde ir ietweder sluoc 5410
  • dein lewen eine wunden,
  • do. er der hete enpfunden,
  • dö wart er rsezer vil dan e.
  • ouch tete hern Iweine we,
  • daz er den lewen wunden sach. 5415
  • daz besch^inter wol: wände er brach
  • sine senfte gebaerde;
  • s. 202 von des leun beswserde
  • 5388 des gienc ir not, «dazu hatte sie Ursache»; vgl. Anm. zu 2050.
  • 53^0 rcBze adj„ wild, heftig^ hitzig, wtlthend. — 5391 ze, nach, gegen;
  • ähnlichen Sinn hat die Präposition nach gäch. — 5394 daz leben wem, sein
  • Leben zu vertheidigen , zu schützen suchen; um sein Leben kämpfen. —
  • 5l0l enborn von enbern stv. : er hatte auf seine Hilfe gar nicht gerechnet;
  • 068 lag ihm nichts daran, daß er ihm zu Hilfe kam». B. (Lachmann ver-
  • muthet sin für siner helfe.) — 5403 in sine helfe, ihm zu Hilfe. — 5404 weder
  • dalikte er ihm dafür, noch war er ungehalten darüber; es war ihm einerlei.
  • — 5405 bedentfm§ben adv. , von , auf beiden Seiten.
  • 5408 hätten sie damit sich behüten können. — r)409 werhaft, kampf-
  • gerüstet, kampfbereit, tapfer. — 5415 wunden ist hier flectierter Adjectiv.
  • — 5416—17 stne s. gebeer de brechen, sein mildes Auftreten ändern. —
  • 190 IX. ABENTEUER,
  • gewan er zornes also- vil,
  • daz er si brähte üf daz zil, 5420
  • daz si gar verlurn ir kraft
  • und gehabten vor im zagehaft.
  • Sus wären si überwunden,
  • iedoch mit vier wunden,
  • die si im baten geslagen. 5425
  • . dochn hörte in da niemen clagea-
  • deheinen der im geschach,
  • niuwan des lewen ungemach.
  • «
  • Nu was ze den ziten site,
  • daz der schuldegaere lite 54;)0
  • den selben tot, den der man
  • solte liden, den er an
  • mit kämpfe vor gerihte sprach,
  • ob ez also geschach,
  • daz er mit kämpfe unschuldec wart. 5435
  • dazu wart ouch hie niht gespart:
  • si wurden üf den röst geleit.
  • vroun Lünpten wären gereit
  • die juncvrouwen alle,
  • mit manegem vuozvalle 5440
  • genädeten si im s^re
  • unde buten im al die ere,
  • der er von in geruochte
  • und vürbaz danne er suochte.
  • Vrou Lünete was vil vr6. 5445
  • wand ez gezöch sich also:
  • s. 20;J si gewan ir vrouwen hulde
  • und bete äne schulde
  • erliten kumber unde not:
  • des ergätzte si si unz an ir tot. 5450
  • .'>420 u,f das zil da;, soweit ^ dahin daß. — 5422 gehaben, halteu, sich be-
  • findeu, stehen. — 5427 deheinen, nämlich ungemach, wie aus der folgenden
  • Zeile zu verstehen iut.
  • 5430 der schuldegaere, der Beschuldiger, Kläger. — .'i433 einen an sprechen,
  • als Kläger gegen einen auftreten ,' einen anklagen, herausfordern; mit
  • kämpfe, indem mau die Anklage durch einen Zweikampf zu beweisen
  • sich erbietet. — 54:^5 daß durch den Zweikampf seine Unschuld erwiesen
  • ward. — r 5437 röst masc, der Rost, der Scheiterhaufen ; dasselbe bedeutete
  • diu hurt in V. 5155. — 5444 vürbaz danne, weit mehr noch all.
  • 5446 denn es fügte sich für sie so. — 5450 ergahte praet. von ergetz^m
  • swv., vgl. zu 2070.
  • LUNBTENS BEFREIUNG. 191
  • Xoch erkande in da wip noch man,
  • und sohlet als6 lihte von dan;
  • niuwan eine vrou Lünete,
  • diu daz durch sin gebot tete,
  • daz si in nieman ennante. 5455
  • daz in diu niht erkante,
  • diu doch sin herze bt ir truoc,
  • daz was wunders genuoc.
  • doch bat si in vil verre,
  • si sprach: «lieber herre, 5-ir>0
  • durch got belibet hie mit mir:
  • wände ich weiz wol daz ir
  • und iuwer leu sit starke wunt:.
  • lät mich iuch machen gesunt.»
  • Sus sprach der namelöse do: 5405
  • «ichn gewinne gemach nochn wirde vrö
  • niemer me unz üf den tac,
  • daz ich wider gehaben mac
  • miner vrouwen hulde:
  • der mangel ich äne schulde.» 5470
  • si sprach: «wie selten ich daz wlp,
  • beide ir muot und ir l!p,
  • immer geprise
  • (wand si enist niht wise),
  • diu einem also vrumen man, 5475
  • als iu noch hie schlnet an,
  • ir hulde iemer widerseit,
  • s. 2 (»4 ob si nih't gröz herzeleit
  • üf in ze sprechenne hat!»
  • er sprach: «niemer werde min rät, 5480
  • ir wille enwsere ie min gebot:
  • und gebiete ir unser herre got
  • M52 o/so, «demgemäß, weil ihn uiemand kannten, als Unerkannter. —
  • lihte adv., ohne Schwierigkeit. — .'>4.'>3 nur allein Lunete, d. h. die kuunte
  • ihn. — 54.'»5 en- in tnnanU ist Negation = a«.
  • 5466 itockn teirde rrj, noch werde ich froh. — 5470 inangelen ^ er-
  • mangeln, entbehren. — .V171 tcie »Hten imnier, hier in dem Sinne von : wie
  • wenla jemals: nimmermehr. — 0473 g€prtsenz=prtt«n, preisen. — 5476 wie
  • ihr bujetct eaeh hier gezeigt habt. — 5477 iemer, jemals. ^ widersagen, rer-
  • sagen, Tjerweigem. — hil'd eteu-az sprec/ten if einen, einem etwas vor-
  • werfen, tchula geben; »ich wegen einer Sache tlber einen beklagen. —
  • 5480—81 mir werde nimmer geholfen, wenn ich ihrem Willen nicht jeder-
  • zeit unterworfen war; ich will immer ouerlöst bleiben, wenn ich nicht
  • stets ihr treu ergeben gewesen bin. —
  • 192 IX.- ABENTEUER,
  • daz si mich bedenke enzit.
  • den kumber der mir nähen lit,
  • dea sage ich niemen, wizze Krist, 5485
  • wan dem er doch gewizzen ist,
  • swie nä er minem herzen gd.»
  • si sprach: «ist er dan iemen mß
  • gewizzen wan iu zwein?»
  • «ja, vrowe«, sprach her Iwein. 5490
  • Si sprach: «wan nennet ir si doch?»
  • er sprach: «vrouwe, nein ich noch:
  • ich muoz ir hulde e haben baz. »
  • si sprach: «nü saget mir doch daz,
  • wie Sit ir selbe genant?« 5495
  • er sprach: «ich wil sin erkant
  • bi minem leun der mit mir vert.
  • mim werde ir gnade baz beschert,
  • so wil ich mich ieraer schämen
  • mines 16bennes und mins rehten namen: 5500
  • ich wil mich niemer gevreun.
  • ich heize der riter mittem leun:
  • und swer iu vür dise tage
  • iht von einem riter sage,
  • s. 205 des geverte ein lewe si, 5505
  • da erkennet mich bi. »
  • Diu vrouwe sprach: «wie mac daz kernen,
  • daz ich von iu niht hän vernomen
  • und daz ich iuch nie me gesach?»
  • der riter mit dem leun d6 sprach: 5510
  • «daz iu von mir niht ist geseit,
  • daz machet min unwerdekeit.
  • ich möhte mittem muote
  • mit libe und mit guote
  • 7)486 mir int gewizzen, mir ist bewusst, bekannt, ich kenne es. Unter deut
  • versteht Benecke eine Hinweisung auf Luncte , Lachmann dagegen sagt :
  • a nur Iwein und Laudine wissen um seinen Kummer, denn Luneteni Mit-
  • wissenschaft zu Hilfe zu ziehen, rerschmäht Iwein Jetzt.» — 5490 Ja,
  • vrotce; vgl. Chrestiens 4598 oil , voir, dame..
  • 5491 xcan nennet ir st doch, warum nennt ihr sie denn nicht? so nennt
  • sie dochl — 5492 nein ich noch, jetzt (nenne ich sie) noch nicht. — 5497 bt,
  • an. — 5493 mir» werde beschert, es sei denn daß mir (wenn mir nicht)
  • beschert, zu Theil werde.
  • 5509 nie me, noch nie. — 5511 niht, nichts. — 5512 unwerdekeit fem.,
  • Mangel an Ansehen bei der Welt, Unbodeutendhoit, Kuhmlosigkeit. —
  • 55i:i ich mohte, ich hätte können. —
  • LUNETENS BEFREIUNG. 193
  • gevrumet hän diu msere, 5515
  • daz ich erkander waere.
  • wit min gelücke also guot
  • so min herze unt der muot,
  • ich weiz wol, so gedien ich daz,
  • daz ir mich erkennet baz. » 5520
  • Si sprach: «im sit danne ein boeser man
  • danne ich an iu gesehen hän,
  • s6 Sit ir aller §ren wert:
  • und des ich e hän gegert,
  • des hsßt ich aber, hülfe ez iht. 5525
  • mich dunkt, ichn überwinde niht
  • daz laster und die schände,
  • swer iuch üz minem lande
  • also wunden siht varn.»
  • er sprach: «got müeze iuch bewarn 5530
  • und gebe iu sselde und §re:
  • ichn bellbe hie niht möre.»
  • Diu vrouwe aber d6 sprach:
  • «Sit ir versprechet min gemach,
  • so ergib ich iuch in gotes segen: 5535
  • s. 206 der kan iuwer baz gepflegen
  • und ruoche iu durch sine güete
  • iuwer swaerez ungemtiete
  • vil schiere verkeren
  • ze vröuden unde ze eren. » 5540
  • Von dannen schiet er trürec do
  • und sprach wider sich selben so.
  • «vrowe, wie lützel du weist,
  • daz du den slüzzel selbe treist!
  • 5515 diu mcere gevrumen, den Buf, das Ansehen sich verschaffen, erwerben.
  • — 5519 ez gedienen, es verdienen, erwerben, erlangen.
  • 5521 irn sit danne, ihr müsstet denn sein, oder : falls ihr nicht seid. —
  • ixEser, geringer, weniger edel. — 5524 hier bezieht sich Laudine auf das
  • in V. 5459 — 64 Gesagte. — 5525 hul/e ez iht, wenn es etwas helfen wUrde
  • oder könnte. — 5528 sioer, wenn Jemand, wenn man. — 5529 aJ^o wunden
  • ist Apposition zu iuch: so als einen Verwundeten.
  • 5534 versprechen, ausschlagen, verschmähen. — mtn gemach, die Pflege,
  • die Bequembchkeit , die ich eucn angeboten habe. — 5535 so befehle ich
  • euch unter — wünsche euch — Gottes Segen. — 5539 ungemüete neutr.,
  • Verstimmung, Betrübniss, Kummer.
  • HABTMANN VOH AVE. III. 3. Aufl, V^
  • 194 IX. ABENTEUER,
  • du bist daz sloz unde der scbrin, 5545
  • da ere unt diu vröude min
  • inne beslozzen lit»
  • nft heter ritennes zit:
  • im envolget von dan
  • weder wip noch man, 5550
  • niuwan 6ine vröu Liinete,
  • diu im geselleschaft tete
  • einen guoten wec hin.
  • da gelobte si wider in, ^
  • daz si Sit allez war liez: 5555
  • mit ir triuwen si im gehiez,
  • daz si sin wol gedsehte
  • und ez ze rede brsehte
  • umbe sine swaere.
  • so getriuwe und so gewsere 55(50
  • was diu guote Lünete,
  • daz siz willeclichen tete.
  • Des gnadet er ir tüsentstunt.
  • nü was der leu s6 starke wunt,
  • daz er michel arbeit 55G5
  • s. 207 üf dem wege mit im erleit.
  • do er niht mere mohte gän,
  • dö muoser von dem rosse stän
  • und las zesamne mit der haut
  • mies und swaz er lindes vant: 5570
  • daz legter allez under in
  • in sinen schilt und huop in hin
  • iif daz ros vür sich,
  • daz leben was gnuoc kumberlich.
  • Sus leit er arbeit genuoc, 5575
  • unz daz in der wec truoc
  • 5545 schrin masc, der Schrein (Schrank, Behälter). — 5548 vgl. dazu
  • die Anmerkung zu 5375. — 5553 eine gute Strecke Wegs, ein ziemlich
  • Stück Weg. — 5555 was sie nachher auch treulich hielt. — 5558 ez ze
  • rede bringen kann heißen: es in Erwähnung bringen, die Bede oder die
  • Aufmerksamkeit darauf lenken, vgl. Eraclius 4612 (Lanzelet 758); oder^
  • und das scheint hier der Zusammenhang zu fordern: es zu dem verab-
  • redeten, beabsichtigten Ziel, zum Austrag bringen. — 5560 gewcere adj.»
  • wahrhaftig, zuverlässig.
  • 5563 tüsentstunt y tausendmal. — 5568 eon dem rosse stän, absteigen. —
  • 5570 mies stn. , Moos. — und swa: er lindes vant, und was er Weiches
  • (oder: von weichen Dingen) fand.
  • LUNETBN8 BEFBEIUNO. 195
  • d& er eine burc sach.
  • dar kerter durch sin gemach
  • und vant beslozzen daz tor
  • und einen knappen da vor. 5580
  • der erkante wol slns herren muot:
  • sin herre was biderbe unde guot,
  • daz wart wol an dem knappen schin:
  • er hiez in willekomen sin
  • ze guoter handelunge 5585
  • ouch wsen ich in betwunge
  • diu vil wegemüediu not,
  • daz er nam daz man im bot.
  • man mac den gast Übte vil
  • geladen der beliben wil. 5590
  • Im wart daz tor üf getan:
  • dö sach er gegen im gän
  • riter unde knehte,
  • die in nach sinem rehte
  • enpfiengen unde gruozten 5595
  • und im vil gerne buozten
  • kumber unde sine not,
  • s. 208 als in ir herre geliöt,
  • der selbe gegen im gienc
  • unde in vroeliche enpfienc 5600
  • unde schuof im selch gemach,
  • daz er wol an den werken sach,
  • daz sin wille und sin muot
  • was reine unde guot.
  • Im wart vil harte dräte 5605
  • ein heimlich kemenäte
  • ze siner sunder gereit,
  • 5587 wegemüede adj. , müde von der Beise ; diu w. not , die Müdigkeit
  • Ton der Beise. — 5589 lihte vil, sehr leicht. — 5590 geladen, einladen, zum
  • Bleiben nöthigen.
  • 5594 nach sinem relde, seinem Stande gemäß. — 5596 über büezen vgl.
  • zu 1448. — 5603— 4 = Wigalois 23, 14—15. Über die bei Hartmann auch
  • sonst vorkommende Stellung u. Beziehung der Adjectiven reine unde
  • guot zu den Toraufgestellten Substantiven vgl. Faust in Steinm. Zeitsch.
  • 24, 16.
  • 5607 z« ätner sunder, zu seinem besondern, eigenen Gebrauch, für
  • seine eigene Bequemlichkeit, zu seiner Verfügung ; sunder stf. = ahd. sun-
  • tara, Besonderheit, r- gereit hat hier noch participiale KTait= gereitet
  • ▼on reiten oder gereiten swv. = zurechtmachen. —
  • IIH) X. ABENTEUEB,
  • sin Icu dar in zuo im geleit.
  • dar inne entwäfent man in,
  • und sante der wirt hin 5610
  • nach zwein slnen kinden,
  • daz niemen mohte vinden
  • schoener juncvrouwen zwo:
  • den bevalch er in dö,
  • daz si im sine wunden 5G15
  • salbeten unde bunden.
  • ouch wonte in ir gemüete
  • ze schoener kunst diu güete,
  • daz si in schiere ernerten
  • unde sinen geverten. 5G20
  • hie twelt er vierzehen naht,
  • unz daz er sines llbes mäht
  • wol widere gewan,
  • e daz er schiede von dan.
  • X. ABENT-EÜER,
  • DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWABZEN DORN.
  • Inzwischen ist unter den Töchtern des Grafen vom Schwarzen Dorne
  • ein Streit um das väterliche Erbe ausgebrochen. Die ältere sucht der
  • Jüngern ihren Antheil vorzuenthalten. Die letztere dringt auf Entschei-
  • dung durch Zweikampf und erklärt, sich von Artus^ Hofe einen Kämpfer
  • zu holen. Allein die ältere kömmt ihr zuvor und gewinnt dort den besten
  • Kitter, Gawein, zu ihrem Streiter. Für die jüngere Schwester war nun
  • vor der Hand kein Helfer mehr da; sie beschließt daher, den unbekannten
  • Bitter mit dem Löwen aufzusuchen, von dem sie unterdessen viel Bühm-
  • liebes gehört hat; nach alter Kampfessitte sind ihr dazu vierzig Tage
  • Zeit belassen. Nach langem vergeblichen Suchen muß sie jedoch, den
  • Beschwerden der Beise nachgebend, bei einem Verwandten einkehren und
  • da verweilen. Derselbe sendet an ihrer Statt seine Tochter aus, den Bitter
  • mit dem Löwen zu suchen. Diese führt ein glücklieber Zufall auf die
  • Burg, wo jener den Biesen erschlug; von dem Wirthe wird ihr der Weg
  • gezeigt, den er bei seinem Abschiede eingeschlagen; denselben verfolgt
  • sie am andern Morgen und gelangt auf dieser Spur an den Brunnen, wo
  • jener den Truchseü und seine Brüder erschlagen hatte. Von dort wird
  • sie durch Luneten weiter geleitet und erreicht endlich die Burg, auf der
  • 5616 binden stv., verbinden. — 5618 ze, bei, neben, außer; sonst wird in
  • diesem Sinne meist zuo verwandt.
  • DIE TÖCHTER DES GRAPEN VOM SCHWARZEN DORN. 197
  • er zuletzt geweilt und für sich und seinen Löwen Heilung gefunden hatte.
  • Da er erst kurz vor ihrem Eintreffen von hier weggeritten, so gelingt es
  • ihr, ihn noch einzuholen und auch die Zusage von ihm zu erhalten, dai^
  • er den Zweikampf übernehmeu wolle.
  • Do begonde der tot in den tagen 5t)25
  • einen gräven beclagen
  • und mit gewalte twingen
  • s. 209 ze nötigen dingen,
  • den von dem Swarzen dorne.
  • des was er der verlorne: 5630
  • wand er muos im ze suone geben
  • sinen gesunt und daz leben,
  • der dannoch lebende hie
  • zwo schoene junevrouwen lie.
  • Nu wolde diu alte oG35
  • die jungen mit gewalte
  • von dem erbe scheiden,
  • daz dienen solte in beiden;
  • da zuo diu junger sprach:
  • «swester, disen ungemach 504O
  • den sol dir got verbieten.
  • ich wände mich genieten
  • groezers liebes mit dir.
  • swester, du bist mir
  • ze ungnädiges muotes. 5045
  • wil du mich mines guotes
  • und miner dren behem,
  • des wil ich mich mit kämpfe wem.
  • ichn vihte niht, ich bin ein wip:
  • daz als unwerhaft ist min lip, 5650
  • ; f däne hästCl niht an:
  • ••■ deisw&r ich vinde wol den man,
  • 5626 beclagen einen, als Kläger gegen einen auftreten, ihn verklagen;
  • hier etwa : sein Beoht an einem geltend machen. — 5628 nötec adj., noth-
  • voll, hilflos, bedrängt ; xe notigen dingen, in bedrängte Lage, Bedrängniss. —
  • 5681 ze suone, zu Sühne, zum Ausgleich, zur Befriedigung. — 5632 gesunt
  • stm., Gesundheit.
  • 5635 diu alte, die ältere der beiden Schwestern. — 5642 sich genieten
  • mit gen., sich einer Sache erfreuen, sie genießen. — 5643 daz liep, das
  • Angenehme, die Freude, der Genuß. — 5647 behem swv. , berauben. —
  • 5650 unwerhaft, nicht fähig zur Selbstvertheidigung. — 5651 davon hast
  • du keinen Gewinn. —
  • 198 X. ABENTEUSR,
  • der mir durch sine hövescheit
  • die gn&de niemer widerseit,
  • ern bescherme mich vor dir. 5655
  • swester, du muost mir
  • s. 210 min erbeteil län
  • oder einen kempfen hän.
  • ich suoche den künec Artus
  • und vinde ouch kempfen da ze hüs, 5660
  • der mich vor diner höchvart
  • durch sin selbes tugent bewart. » .
  • Ditz gemärhte diu unguote
  • und ahte in ir muote
  • waz si dar umbe tsete: 5665
  • und durch ir karge raete
  • so sweic si derzuo
  • und kom ze hove vor ir so vruo,
  • daz ir min her Gäwein wart.
  • diu junge greif die n&chvart: 5670
  • daz machet ir kintheit,
  • daz si ir ir willen hete geseit.
  • dö diu junge kom hin nä,
  • do vant si die alten da.
  • Diu was ir kempfen harte vro: 56T6
  • doch gelobte ez her Gäwein so /
  • daz si ez nicmen solte sagen,
  • nü was in den selben tagen
  • diu küneginne wider komen,
  • die Melj aganz hete genomen 5680
  • mit michelre manheit.
  • ouch was in niuweliche geseit
  • 5655 den von niemer widerseit (= nicht abschlägt oder versagt) abhängigej
  • Satz mit der Negation suche man im Nhd. in einen Infinitivsats umsu
  • wandeln. — 5660 vielleicht ist einen oder den statt kempfen zu schreiben
  • vgl. 6033-34.
  • 5663 gemarkte prset. von gemerken, sich etwas merken. — 5664 ahten^
  • tiberlegen. — in ir muote j bei sich (apud animum suum). — 5666 karc,
  • listig, hinterlistig; durch ir karge raete ^ «hinterlistig wie sie war», aus
  • Hinterlist. — 5668 vgl. mit 1. Büchl. 501—510. — 5670 die nächvart grtfen^
  • das Nachlaufen wählen , hinterher kommen. — 5671 kintheit fem. , Uner-
  • fahrenheit.
  • 5675 die war sehr froh über ihren Kämpfer (Stellvertreter, Beistand).
  • — 5676 er gelobte ez so daz, er hatte es zugesagt mit der Bedingung daß. —
  • 5679 die Königin Ginower war (nach Wolfram im Parzival VIII, 1478) vom
  • Bitter Lanzilot befreit worden. — 5682 niuweltche adv., jüngst, vor kurzem. —
  • DIE TÖCHTER DES GRAFEN TOM SCHWARZEN DORN. 199
  • von dem risen msere,
  • s. 211 wie er erslagen wsere,
  • den der riter mittem lewen sluoc. 5685
  • des genädet im genuoe
  • mit Worten and mit muote
  • her Gäwein der guote,
  • wand erz durch slnen willen tete.
  • ouch was des riters bete, 5690
  • daz manz in wizzen solte \kn:
  • daz hete sin niftel getan:
  • und d6 siz im gesagte,
  • wie tiure er clagte,
  • daz er sin uiht erkande! 5695
  • wand er sich niht ennande.
  • er erkande in bi dem msere
  • und enweste doch wer er wsere.
  • Do ze hove kom diu magt,
  • als ich iu hän gesagt, 5700
  • und einen kempfen suochte,
  • des niemen si beruochte,
  • dö clagte si harte s^re
  • ^ ir guot unde ir 6re:
  • --. wan an dem ir tröst lac, 5705
  • der sprach: «vronwe, ich enmac
  • iu ze staten niht gestän,
  • wand ich gröz unmuoze hän
  • von anderen dingen:
  • diu muoz ich volbringen. 5710
  • wseret ir mir S komen,
  • S ich mich hete an genomen
  • ander hande arbeit,
  • iu wser min helfe gereit.»
  • 8. 212 Dö si da, kempfen niene vant, 5715
  • dö kom si zehant
  • vür den künec Artus.
  • 5690 des riters, nämlich Iwein'B. — 5692 ni/tel fem., Xichte, hier Schwester-
  • toohter. — 5694 tiure adv. , hoch und theuer, sehr.
  • 5703 heruochen mit acc. und gen., einen mit etwas bedenken, versehen.
  • — 5705 an dem, derjenige an dem. — 5707 einem se staten gestern, einem
  • behilflich sein, Beistand gewähren. — 5708 unmuose fem., Beschäftigung,
  • Arbeit, Mühe.
  • 200 X. ABENTEÜEB,
  • si sprach: «sit ich hie ze hüs
  • niht kempfen mac gewinnen,
  • (lochn wold ich niht von hinnen, 5720
  • ichn nseme urloup von iu.
  • ouch ensol ich von diu
  • min rehtez erhe niemer län,
  • daz ich hie niemen vnnden hän.
  • mir ist so grdziu manheit 5725
  • von dem ritter geseit,
  • der den lewen mit im hat:
  • vind ich den, so wirt min rät.
  • tuot min swester wider mich
  • gnäde, daz ist billich: 5730
  • so mac si mit minnen
  • vil wol von mir gewinnen
  • swaz si des minen ruochet,
  • swä siz ze rehte suochet:
  • nimt si mir dar über iht, 5735
  • dazn läze ich äne clage niht.»
  • D6 diu alter weste,
  • daz si der aller beste
  • von dem hove wolte wem,
  • do begunde si vil tiure swern, 5740
  • sine teilte ir niemer niht mite,
  • dö sprach der künec: «so ist hie site,
  • swer üf den anderen clage,
  • s. 213 daz er im wol vierzehen tage
  • kämpf es muoz biten.» 5745
  • si sprach, wolt iemen striten,
  • daz er da zehant strite,
  • wand sis niht langer enbite.
  • d6 daz den künec niht dühte guot,
  • dö bek^rte si ir muot: 5750
  • wand si was des an angest gar,
  • daz si iemen brsehte dar
  • 5722 von diu (Instrument, ueutr.), darum, deshalb. — 5731 mit minnen,
  • auf gütliche Weise, in Gttte (in diesem Sinne als Gegensatz gefasst von
  • se oder nach rehte), — 5733 das mtn, mein Eigenthum. — 5735 dar über^
  • dawider.
  • 5744 «cfr. Chrestiens 4795 au moins jusqu' a XIII I Jona, Paul. —
  • 5745 einem kämpf es htten, einem Frist, Zeit zum Kampfe lassen; ebenso
  • zu fassen ist der Gonj. preet. bite in V. 5748. — 5750 stnen muot bekeren,
  • seinen Sinn ändern, sich bedeuten lassen. —
  • DIE TÖCHTER DES GBAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 201
  • der ir kempfen überstrite,
  • ob si ir noch ein jär bite.
  • nü wart der kämpf gesprochen 5755
  • über sehs wochen:
  • daz geschuof der künec Artus.
  • nü nam si urloup da ze hüs
  • und bat ir got ruochen
  • und vuor ir kempfen suochen. 5760
  • Sus reit si verre durch diu lant,
  • daz si dewederez envant,
  • den man noch diu msere,
  • wä er ze vinden wsere^
  • und muote si ir irrevart, 5765
  • daz si da. von siech wart.
  • Sus kom si nach vräge
  • zeinem ir mäge
  • und begunde im ir geverte sagen,
  • ir kumber und ir siecheit clagen. 5770
  • dö er ir arbeit ersach,
  • er behabte si da durch ir gemach
  • unde sante, als si in bat,
  • s. 214 sin selbes tohter an ir stat,
  • diu vür si suochende reit 5775
  • und gewan es michel arbeit.
  • Sus reit si allen einen tac,
  • daz si geverten niene pflac,
  • unz daz ez an die naht gienc.
  • einen wec si d6 gevienc: 5780
  • der truoc si in einen walt.
  • diu naht wart vinster unde kalt,
  • 5753 überstriten stv., im Streit übertreffen. — 5755 sprechen stv., hier : fest-
  • setzen, ansetzen, bestimmen. — 5757 geschaffen sty., bewirken, durchsetzen,
  • befehlen. — 5759 sie bat Gott, sich ihrer anznnehmen.
  • 5765 muote prset. von müejen swv., beschweren, bektlmmern, verdrießen.
  • — irrevart j^ diu , das vergebliche Herumreiten.
  • 5767 nach vräge, Fragens halber, um zu fragen; vgl. Weltchronik
  • Budolfs von Ems (in Pfeiffer's Quellenmaterial) S. 59^, 86 nach träge er
  • hertecltche sprach Mit einem diutcere Waz ir geverte wcere. — 5769 geverte
  • neutr., Zweck der Heise, das Anliegen. — 5771 tlber arbeit vgl. zu 1979. —
  • 5776 und erlitt davon viel Mühsal.
  • 5777 allen einen taCy einen ganzen Tag lang. — 5778 ohne daß sie
  • einen Begleiter hatte« — 5780 gevähen stv., einschlagen. — >
  • 202 X. ABENTEUER,
  • ez kom ein regen unde ein wint,
  • ich wil geswigen umbe ein kint
  • daz S nie kumber gewan: 5785
  • ez wsere ein wol gemuot man
  • ervseret von der arbeit.
  • selbes kumbers den si leit,
  • des was ir lip s6 ungewon,
  • daz si verzagte da von. 5790
  • der wec wart vinster unde tief,
  • daz si got ane rief,
  • daz er ir not bedsehte
  • und si zen Hüten brsehte.
  • Und do si wände sin verlorn, 5795
  • dö horte si ein hörn
  • blasen von verre:
  • des gestiurte si unser herre,
  • daz si des endes k^rte
  • dar nach als si lörte 5800
  • von dem hörne der schal,
  • hin wiste si ein tal
  • s. 215 des endes da diu burc lac.
  • der wahter, der der were pflac,
  • der ersäch si vil dräte. 5805
  • ein gast der also späte
  • und also müeder kumt geriten,
  • den mac man lihte des erbiten,
  • ob er niht gröze unmuoze hat,
  • daz er des nahtes da bestät. 5810
  • sus beleip si ouch mit kurzer bete.
  • dö man ir ze gemache tete
  • 5784 ich teil gesungen uvtbe ein kinty ich will nicht reden (ich will absehen,
  • abgesehen) davon, daß es ein Kind nur war; vgl. Herbort Troj. Krieg
  • 13469, 15061; Jung. Titurel 1948, 4: ander riter geswigen, anderer Bitter
  • nicht zu gedenken. — 5786 wol gemuot, beherzt. — 5787 ervceren, außer
  • Fassung bringen, in Schrecken setzen. — 5791 tief, hier vom Weg === tief
  • gehend, tief gelegen, vielleicht mit Benecke = morastig? ftlr letzteres
  • scheint zu sprechen Teufels Netz 12387 : das weiter was tüff und nasz , so-
  • wie^ Konrad StoUe's Chron. fol. 168 do hub es an zu regen und wart
  • also tif und dreckecht u. Christherre — Weltchronik bei Bartsch Germa-
  • nistische Studien II, 179 (59) daz künecriche unfertich ist, tief unde na:;
  • cfr. Lexer II, 1432. (Statt wec wart möchte ich walt was vermuthen ; vgl.
  • Livländische Beimchronik 11767 der walt was vinster unde tief).
  • 5798 des gestiurte si, dazu, dabei leitete sie. — 5807 müeder ist hier die
  • flectierte Form des appositionell stehenden Adjectivs; vgl. Erec 144: daz
  • er als6 junger reit. — 5811 mit kurzer bete, ohne langes Bitten, ohne sich
  • erst lange bitten zu lassen. —
  • DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 203
  • swaz man guotes mohte,
  • daz ir ze nemenne lohte,
  • und nach ezzenne wart, 5815
  • den Wirt wundert ambe ir vart,
  • und yrägte si msere,
  • waz ir gewerp wsere.
  • Diu juncvrouwe dö sprach :
  • «ich suoche den ich nie gesach 5820
  • und des ich niht erkenne,
  • ichn weiz wie ich in iu nenne:
  • wandern wart mir nie genant,
  • ern ist mir anders niht erkant
  • wan daz er einen lewen hat. 5825
  • nune hän ich sin deheinen rät:
  • man sagt von ihm die manheit,
  • und sol ich min arbeit
  • iemer überwinden,
  • so muoz ich in vinden.» 5830
  • Der wirt sprach: «ir sit imbetrogen:
  • ern hat iu niht von im gelogen
  • s. 216 der iu tugent von im seit,
  • wände mich sin manheit
  • von grozem kumber 16ste. 5835
  • got sante in mir ze tröste,
  • wie gerne ich dem stige
  • iemer m^re nige,
  • der in her ze mir truoc!
  • wand er mir einen risen sluoc. 5840
  • der häte mir min laut
  • gar verwüestet unde verbrant
  • und sluoc mir zwei miniu kint,
  • und vieriu, diu noch lebende sint,
  • diu hete er mir gevangen 5845
  • und wolde si hän erhangen,
  • ich was niuwan sin spot.
  • 5815 und als die Zeit nach dem Essen gekommen, die Essenszeit vorbei
  • war. — 5818 gewerp stm., (s^eschäft, Auftrag, Anliegen.
  • 5826 nun weil^ ich mir in Bezug auf ihn keinen Bath; weiß nicht, wie
  • ich ihn finden soll. — 5827 sagen ^ rtthmen; vgl. zu Erec 2811.
  • 5831 ir sU unbetrogen, ihr seid nicht falsch berichtet. — 5838 ntgen ist
  • nach Benecke hier «Ausdruck eines frommen Segenswunsches» : sich seg-
  • nend, daiikend vor einem verneigen; segnen, danken^ -vf^l. .
  • 204 X. ABENTEUER,
  • dö sante mir in got,
  • daz er mich an ime räch.
  • er sluoc in, daz ichz an sach, 5850
  • hie vor min selbes bürgetor:
  • da lit noch sin gebeine vor.
  • er schuof mir michel öre:
  • got pflege sin swar er köre.»
  • /
  • Der maere vröute sich diu magt. 5855
  • si sprach: «lieber herre, sagt,
  • dö er hie von iu ledec wart,
  • wizzet ir war dö sin vart
  • wurde? des bewiset mich.»
  • er sprach: «vrouwe, nein ich 5860
  • zwäre, und ist mir daz nü leit.
  • s. 217 aber uf den wec, den er da reit,
  • dar wise ich iuch morgen vruo.
  • nü waz ob iu got da zuo
  • selbe sinen rät git?» 5865
  • nü was ouch släfennes zit.
  • Morgen, dö ez was ertagt,
  • dö bereite sich diu magt
  • nach im üf die sträze,
  • rehte nach der mäze 5870
  • als ir der wec gezeiget wart,
  • und was ouch üf der rehten vart,
  • diu si zuo dem brunnen truoc,
  • da er den truhssezen sluoc
  • und sine bruoder überwant. 5875
  • liute die si da vant,
  • die sagten ir daz
  • und rieten ir vürbaz,
  • wolte si wizzen maere
  • war er gekeret wsere, 5880
  • daz künde ir lihte diu gesagen
  • 5877 von einem ledec werden, von einem loskommen, sich von einem
  • trennen. — 5864 nü waz ob, vgl. zu 3591.
  • 5867 erlagen, Tag werden. — 5868—69 st bereite sich nach im &f die
  • sträze, sie machte sich fertig, um ihm nachzureisen; ähnlich sagte der
  • Dichter im Erec 9848: einen a/ter wege bereiten. — 5877—78 «die sagten
  • ihr das (nämlich daß er den Truchsessen u. seine beiden Brüder besiegt
  • hätte) und gaben ihr ferner Bath»; darauf sollte nach strenger Logik fol-
  • gen «wie sie erfahren könnte, wohin er sich gewendet hätte», statt dessen
  • wird mit einem leichten Anakoluth fortgefahren. So Paul Beitr. I, 388. —
  • DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 205
  • durch die er si het erslagen.
  • si sprach: «nü sagt mir wer diu si.» •
  • si sprächen: «si ist hie nähen bi,
  • ein juncvrouwe, heizet Lünete: 5885
  • diu stet an ir gebete
  • in der kappein hie bi:
  • dar ritet unde vräget si.
  • 8. 218 swes iu diu niht gesagen kan,
  • des bewiset iuch hie nieman.» 5890
  • Do si si vrägende wart,
  • ob si iht weste sine vart,
  • do hiez ir vrou Lünete,
  • diu gerne höveschlichen tete,
  • ir pfert gewinnen. 5895
  • s! sprach: «ich wil von hinnen
  • mit iu riten an die stat,
  • dar er mich mit im riten bat,
  • dö er hie vür mich gestreit
  • unde üz disem lande reit.>. 5900
  • Alsus bewiste si si dar
  • und sprach: «vrowe, nü nemet war,
  • an dirre stat liez ich in:
  • war aber stüende sin sin,
  • des enwolter mir niht sagen. 5905
  • wan ein dinc wil ich gote clagen:
  • er und sin lewe wären wunt
  • so sere, daz er ze der stunt
  • mohte gevarn unverre.
  • daz in unser herre 5910
  • vor dem töde bewar!
  • es ist an slnem libe gar
  • swaz ein riter haben sol.
  • zwäre ich gan iu beiden wol.
  • 5886 sie befindet sich, ist begriffen in (ist beschäftigt mit) ihrem Gebete,
  • hält ihre Andacht.
  • 5891 tragende werden (wie nach jehende werden 2986) ist eine bei mhd.
  • Dichtern tlbliche Umschreibung ftlr trägen; sie dient nach J. Grimm zur
  • Abwechselung der Bede , zur günstigen Erweiterung des Verses und zur
  • feineren Färbung des Ausdruckes ; aus ihr ist die jetzt übliche Verbindung
  • von Verden mit dem Infinitiv entstanden zur Bezeichnung des Futurums;
  • vgl. meine Abhandlung in dem Progr. des Zeitzer Gymnasiums v. J. 1882,
  • äT- 11 fg. — 5899 do er gestreit, nachdem er gekämpft hatte.
  • 5901 bewtxen swv., weisen.
  • 206 X. ABENTEUEB,
  • daz ir in gesunden vindet, 5915
  • » wand ir danne überwindet
  • mit im alle iuwer not.
  • B. 219 weizgot, vrouwe, ich wsere tot,
  • wser er mir nihC ze helfe komen:
  • alsus werde iu benomen 5920
  • alliu iuwer swaere.
  • swaz ich guoter msere
  • von iu vernime, der vröu ich mich.»
  • hie mite schieden si sich.
  • diu da suochte, der was gäch: 5925
  • der rehten sträze reit si nach,
  • unz si die burc ane sach,
  • da im vil michel gemach
  • üffe geschehen was,
  • wan er da, lac unz er genas. 5930
  • Nu reit si gegen dem bürgetor.
  • da mohte si wol vor
  • von ritern und von vrouwen
  • ein selch gesinde schouwen
  • daz wol den wirt erte; 5935
  • zuo dem si dräte kerte
  • und vrägte si msere,
  • ob in iht kunt wsere
  • umb in den si da. suochte.
  • der wirt do des geruochte, 5940
  • daz er engegen ir gienc
  • und si vrceliche enpfienc,
  • und bot si die herberge an.
  • si sprach: «ich suoche einen man,
  • unz ich den niht vunden hä.n, 5945
  • so muoz ich gnäde und ruowe län:
  • s. 220 nach dem wart mir gezeiget her.»
  • «wie ist des nam?» sprach aber er.
  • Si sprach: «ich bin nach im gesant,
  • und wart mir anders niht genant, 5950
  • wan daz ein lewe mit im ist.»
  • 5935 einen eren hier: einem. Ehre machen, zur Ehre gereichen. —
  • 5943 einen an bieten; der Aecusativ ist hier durchaus dem alten Sprach-
  • gebrauche gemäß (^=an einen bieten). — 5946 gnade fem., hier: Bähe,
  • Gemach.
  • DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 207
  • er sprach: «der hat an dirre vrist
  • von uns hie urloup genomen.
  • lehn künde in nie des überkomen,
  • daz er hie langer wolde wesen. 5955
  • er und sin leu sint wol genesen.
  • si lägen hie beide s6re wunt:
  • nü varent si vrö und wol gesunt.
  • weit ir in schiere erriten,
  • sone sult ir niht biten. 5960
  • setzet iuch rehte üf sine slä:
  • und geratet ir im rehte nä,
  • s6 habt ir in vil schiere erriten.»
  • done wart ouch da niht me gebiten:
  • sine mohte zeltens niht gehaben, 5965
  • si begunde schiuften unde draben,
  • unz daz si in ane sach,
  • so liebe als ir dar an geschach,
  • als liebe müeze uns noch geschehen,
  • daz wir uns alse liebe gesehen. 5970
  • Si gedähte in ir muote:
  • «richer got der guote,
  • s. 2*21 wie sol ez mir nü ergän,
  • Sit ich den man vunden hän?
  • nü hän ich michel arbeit 5975
  • an ditz suochen geleit:
  • ich gedähte S niuwan dar an,
  • ob ich vunde disen man,
  • wie sselec ich danne waere,
  • unde daz ich mine swsere 5980
  • gar hete überwunden.
  • nü hän ich in vunden:
  • alrSrst get mir an'gest zuo,
  • wie er wider mich getuo.
  • 5954 überkomen einen eines d. , einen wozu überreden, bewegen, ver-
  • mögen. — 5961 slä (aus slage entstanden) stf., die vom Hufschlag zurück-
  • gelassene Spur, die Wegespur. — 5962 wenn ihr im Xacheilen den rechten
  • Weg trefft. — 6963 erriten stv., einholen.^ Vgl. Albrecht von Kemenaten
  • im Eckenliede 64: gerätent ir im rehte nach, ir hänt in schiere erriten. —
  • .5965 zelten swv., im Pass oder Schritt gehen: sie konnte den Passgang
  • nicht einhalten. — 5966 schiuften swv., galopierem — draben swv., Trab
  • reiten. — 5968 liebe adv., angenehm, erwünscht, gerne. — 5970 sich gesehen,
  • einander zu sehen bekommen.
  • 5972 du allmächtiger, gütiger Gottl — 5964 wider einen getuon, sich
  • g'egen einen benehmen.
  • 208 X. ABENTEUER,
  • ob er mir helfe widerseit, 5985
  • was touc dan min arbeit?
  • Disen segen tete si vür sich:
  • «herre got, nü l^re mich
  • die rede der ich genieze,
  • daz in min iht verdrieze 5990
  • und daz er mich iht entwer.
  • ob mir verliuset des ich ger
  • min ungelücke ode sin zorn,
  • so hän ich min vinden vlorn.
  • got gebe mir sselde unde sin.» 5995
  • zehant reit si neben in.
  • Si sprach: «got grüeze iuch, herre.
  • ich hän iuch harte verre
  • üf gnäde gesuochet:
  • got gebe daz irs geruochet.» 6000
  • er sprach: «ichn habe gnaden niht:
  • swem mines dienstes not gesehiht
  • und swer guoter des gert,
  • s. 222 dern wirt es niemer entwert. »
  • wand er ir daz wol an sach, 6005
  • daz si nach im ungemach
  • üf der verte hete erliten,
  • do begunde er ir heiles biten.
  • er sprach: «vrouwe, mir ist leit
  • al iuwer arbeit: 6010
  • und swä ich die erwenden kan,
  • däne wirret iu niht an.»
  • Do neic si im unde gote
  • und bot sich ime ze geböte
  • 5990 in verdriuzet tuin, er hat Missfallen an mir, ich missbehage ihm.
  • — daz iht, daß nicht. <^ 5991 einen entwern, einem nicht gewfthren, sein
  • Gesuch abschlagen. — 5992 einem etetcaz Verliesen, einen um etwas bringen.
  • — 5994 ich hän vlorn=:verlornf es ist mir vergeblich.
  • 5999 «/ gnäde , um von euch Gnade zu erlangen. — 6002 mir getckiht
  • des not, ich komme in die Lage, das nötbig zu haben. — 6003 guoter ist
  • als Apposition zu swer zu fassen : und wenn einer, der ein braver Mensch
  • ist, darnach verlangt ; vgl. Germania 17 , 124 ; Paul Mhd. Gramm. 203. —
  • 6006 nach im, um seinetwillen. — 6008 einem heiles biten, einem «alles
  • Gute wünschen p. — 6012 «da habt ihr nichts Hemmendes, Hinderndes
  • zu befttrehten; da kommt Alles euerm Wunsche entgegen». B.
  • 6013 über nxgen vgl. zu 5838. —
  • DIE TÖCHTEB DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 209
  • und gnadet im vil verre. 6015
  • si sprach: «lieber herre,
  • diu bete enist niht umbe mich:
  • si ist verre werder danne ich
  • diu mich nach iu gesendet hä.t.
  • und sage iu wie ez umbe si stät. 6020
  • si lidet von gewalte not.
  • ir vater ist niuliche tot,
  • und wil si ir swester enterben
  • und da von verderben,
  • daz si ein lützel alter ist. 6025
  • des hat si küme gewunnen vrist:
  • über sehstehalbe wochen
  • so ist ein kämpf gesprochen
  • zwischen in beiden:
  • s6 wil si si scheiden 6030
  • von ir erbeteile,
  • ezn ste dan an ir heile,
  • daz si den kempfen bringe dar,
  • der si gewalltes bewar.
  • nü hat si des gewiset 6035
  • s. 223 diu werlt diu iuch priset,
  • daz si iuch ze trdste hat erkorn; -
  • unde enhät daz niht verlorn
  • durch höchvart noch durch trächeit,
  • daz si niht selbe nach iu reit: 6040
  • si was üf den wec komen:
  • ^haftiu not hat irz benomen,
  • wan si leider üf der vart
  • von der reise siech wart,
  • unde ist also under wegen 6045
  • mit minem vater belegen.
  • der sante mich her an ir stat:
  • nü bit ich iuch als si mich bat.
  • 6017 umbe mich , für mich , in meinem Interesse. — 6022 niuliche adv.,
  • jtUigst. — 6024 verderben swv., zu Grunde richten. — da von, darum, des-
  • halb. — 6027 über, von heute über, binnen, uach^ vgl. 5756. — 6035 wisen
  • mit aoc. und gen., einen auf etwas hiiiweisen, aufmerksam machen. —
  • 6037=£raclin8 155. — 6038 Verliesen stv., unterlassen, verabsäumen (wenn
  • es nicht verborn statt verlorn heißen muü, wie einige Handschriften lesen).
  • — 6042 ehaft, vgl. zu 2933. — 6046 «bei meinem Yater liegen geblieben». B.;
  • difeielbe Bedeutung hat mit in Y. 5461, 5727. Vgl. Anmerkung zu Erec
  • 1417.
  • HABTMANN VOX AÜE. III. 3. Aufl. \^
  • 210 X. ABENTEVEB, D. TÖCHTEB D. 6BA7EN Y. 8CHW. DORK.
  • Si hiez mich iuch, herre,
  • manen harte verre. 6050
  • Sit daz iuch got so g^ret hat,
  • daz also gar ze prise stät
  • vür manegen riter iuwer lip,
  • so erat got und diu wip:
  • s6 Sit ir hövesch unde wis, 6055
  • nü geruochet iuwern pris
  • an iu beiden m^ren,
  • den iuwern an den eren
  • und den ir an dem guote.
  • swes iu nü si ze muote, 60C0
  • des bewiset mich bi gote.»
  • er sprach: «dane hat sich der bete
  • niht versümet umbe ein här.
  • der alte Spruch der ist war:
  • swer guoten boten sendet, 6065
  • s. 224 sinen vrumen er endet.
  • ich kiuse bi dem boten wol,
  • wie man die vrouwen weren sol.
  • ich tuon vil gerne swes si gert,
  • so verre mich der lip gewert. 6070
  • nü ritet vür und wiset mich:
  • swar ir mich wiset, dar var ich.»
  • Sus wart der böte enpfangen,
  • und was vil gar zergangen
  • ir zwivellichiu swaere. 607^
  • ji\ manec wehselmsere
  • sagten si üf der beide:
  • sus vertriben si beide
  • mit niuwen mseren den tac.
  • nü sähen si wä vor in lac 6080
  • ein burc üf der sträze.
  • 6052 ze prise stdn, im Preise stehen, hochgeschätzt sein. — 6053 vür, über,
  • mehr als. — 6059 ir ist Genetiv: den ir, den ihren, ihrigen. — 6060 wie
  • ihr nun darüber denken mögt; wozu ihr euch immer entschließen mögt.
  • — 6068 sich versumen an etew., sich verspäten ; etwas vergeblich, ohne Er-
  • folg thun. — 6066 stnen vrumen enden, seinen Vortheil (Zweck) erreichen,
  • ausrichten, durchsetzen; vgl. Purgoldt's Rechtsbuch bei Ortioff II, 292:
  • er (sc. der böte) hadt der Stadt redlichen nuczs undt fronten geant. — B06S weren,
  • gewähren. — 6070 so verre, sofern, soweit als.
  • 6075 das Leid, das ihr der Zweifel voraussagte; die Pein ihrer Un-
  • gewissheit. — 6076 wehselmcere stn., Zwiegespräch, Unterhaltung. ^ 6079 niu-
  • toez ma^e, Neuigkeit; unterhaltende Erzählung. —
  • XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 211
  • den liuten wol ze mäze
  • die herbergen solden,
  • als ouch sie gerne wolden.
  • XI. A B E N T E U E R,
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN.
  • Iwein gelangt in Gesellschaft des Fräuleins, das ihn um Beistand er-
  • sucht hat, am Abend zu einer Burg, wo er zu herbergen gedenkt. In dem
  • Flecken darunter warnt man ihn davor; aber die einbrechende Nacht
  • läest ihm keine andere Wahl. Innerhalb des Burgthores findet er ein
  • großes Arbeitshaus, in welchem an dreihundert ärmlich gekleidete Frauen
  • sich mit allerhand weiblichen Arbeiten abmtlhen. Da er von dem barschen
  • und unhöflichen Pförtner keine Auskunft über sie erhalten kann, so geht
  • er selber zu ihnen hinein und erfährt von ihnen, dal^ sie edeln Herkom-
  • mens seien und vom Jungfernwerth stammen; ihr Herr sei auch einst in
  • Beinen jungen Jahren hier eingekehrt und in dem Abenteuer gegen die
  • zwei Riesen, mit denen jeder Gast kämpfen mtlsse, unterlegen; er habe
  • sein Leben damit erkauft, dal^ er sich eidlich verpflichtet, alljährlich
  • dreißig Jungfrauen herzusenden ; diese müssten nun hier mit Arbeiten für
  • geringen Lohn ihr Leben fristen. Darauf sucht Iwein nach den übrigen
  • Bewohnern der Burg und findet endlich in einem herrlichen Parke den
  • Wirth nebst seiner Gemahlin und zu ihren Füßen ihre von Schönheit
  • strahlende Tochter. Sie empfangen ihn auf das ehrenvollste und lassen
  • ihm und seiner Begleitung alle mögliche Pflege angedeihen. Am andern
  • Morgen eröffnet der Wirth seinem erstaunten Gaste, daß er einen Kampf
  • gegen zwei Riesen bestehen müsse; siege er, so falle ihm seine Tochter
  • und ein reiches Land zu Lohn. Iwein dankt für diese Gaben, zu großem
  • Unwillen seines Wirthes. Darauf waffnet er sich und hat bald die mit
  • schweren Kolben versehenen Riesen vor sich. Diese bestehen darauf, daß
  • er zuvor seinen Löwen einsperren laBse. Alsdann beginnt der ungleiche
  • Kampf. Da Iwein trotz seiner Tapferkeit in großem Naohtheil gegen sie
  • ist, sucht sich sein gefangener Gefährte der Haft zu entledigen und eilt
  • ihm zu Hilfe. Der eine der beiden Riesen fällt, tapfer kämpfend; der
  • andere muß sich gefangen geben. Mit diesem Siege sind nun auch die
  • dreihundert gefangenen Geiseln frei geworden und werden von Iwein nach
  • siebentägiger Pflege den Ihrigen wieder zugestellt.
  • Dia burc stuont besunder, C085
  • und .ein mkrkH dar und er:
  • 6082 einem ze mdze , entsprechend , bequem , gelegen für einen.
  • 6085 besunder stän, abgesondert, vereinzelt, für sich allein liegen. —
  • 6086 market stm. , Marktflecken ; vgl. Erec 3486 u. 222 : ein market underm
  • k&9€ lac, da kom er geriten in. —
  • 212 XI. ABEKTEUSB,
  • da körnen si in geriten.
  • nu enpfiengen si mit unsiten
  • alle die in den sträzen
  • stuonden unde säzen. 6090
  • si möhten wol erschricken
  • von ir twerhen blicken,
  • si kerten in den rücke zuo,
  • si sprächen: «ir kumt her ze vruo:
  • man het iuwer hie wol rät. 6095
  • s. 225 und westet ir wiez hie stät,
  • ir waeret vtir geköret,
  • ir werdet hie lützel geret.
  • wem Sit ir hie willekomen^
  • ode waz hat ir iuch an genomen 6100
  • mit iuwer reise da her?
  • nü wer ist "hie der iuwer ger?
  • ir wseret anderswä baz.
  • iuch hat rehte der gotes haz
  • da her gesendet beide 6105
  • zallem iuwerm leide,
  • ir Sit uns unwillekomen. »
  • dö si daz häten vemomen,
  • dö sprach der riter mittem lewen:
  • «waz diutet ditz schelten unde drewen, 6110
  • ode war an verschult ich daz ?
  • verdiente ich ie iuwem haz,
  • daz ist unwizzende geschehen,
  • unde wil iu des bejehen
  • bi der rehten wärheit; 6115
  • ichn kom nie her durch iuwer leit:
  • mac ich, ich scheide hinnen
  • mit iuwer aller minnen.
  • 6088 mit unsiten, auf unfreundliche Weise; vgl. 1974. — 6091 «i viöhten, sie
  • hätten können. — 6092 twerch adj., nicht gerade, seitwärts gerichtet; hier
  • soviel wie: falsch, unfreundlich (vgl. torvus, dwefier in den Sumerlaten
  • 19, 22 und bei Diefeubach, Glossarium 590**). — 6095 eines rät hän, jemand
  • entbehren, missen können; vgl. zu 4495. — 6097 vür gekeret, o weiter ge-
  • ritten». B. — 6104 für hat brauchen wir jetzt in diesem Zusammenhange:
  • Zorn. — 6106 in jeder Hinsicht (durchaus) zu euerm Leid; zu euerm
  • größten Schaden; vgl. die Anm. zum 1. Büchl. 204 und Iwein 8153. —
  • 6110 drewen stn. , das Drohen. — Zu waz diutet (bedeutet) ditz scheVen
  • vgl. Gregor 214: waz diutet ditz ringen. — 6113 unwizzende adv. , ohne
  • Wissien. — 6114 bejehen stv. , bekennen; vgl, Armer Heinrich 1126, Erec
  • 3864, 6291. — 6118 mit euer aller Zustimmung; minne hier im Plural =r:
  • Gewogenheit, freundliches Gedenken^ Zuneigung, Zustimmung; vgl. Kuo-
  • lant 81, l.'C mit dtnen minnen; Sachsenspiegel, 1, 85, 2: mit sinen minnen;
  • Godefrit Hagen's Beimchronlk 2769 : dat spreche ich, here, mit urren minnen. —
  • IWEIN IM KAMPF 6E0EN ZWEI BIESEN. 213
  • aller liute beste,
  • enpfähet ir iuwer geste 0120
  • alle sament alse mich,
  • daz ist untroestlich
  • einem her komen man
  • der iuwer niht geraten kan.»
  • Nu gehörte ein vrouwe disen zom: 0125
  • s. 226 diu was üz der stat geborn;
  • vür die sin sträze rehte gienc,
  • als er den burcwec gevienc.
  • diu wincte im von verre.
  • si sprach: «lieber herre, 0130
  • die rede die man hie tuot,
  • die tuot man niuwan durch guot.
  • nune zürnet niht s6 sere.
  • si riuwet iuwer ^re
  • und ditz riterliche wip. 0135
  • ir müezet vliesen den lip
  • (daz enkunnet ir niemer bewarn),
  • weit ir üf die burc varn.
  • Jane redent siz. durch deheinen haz,
  • wan dazs iu des gunden baz, 6140
  • daz ir dise burc mitet
  • unde noch vürbaz ritet.
  • wand uns ist ein gebot gegeben
  • über guot und über leben,
  • daz sich hie vor wip noch man 6145
  • neme deheinen gast an
  • üzerhalp dem bürgetor:
  • hien herberget niemen vor.
  • got sol iuch dervor bewarn:
  • 6122 untrcestlieh adj., niederschlagend. — 6123 ein her komen man, ein ein-
  • gewanderter, nicht im Orte geborener Mann, im Gegensätze zu uz der stat
  • geöom in Y. 6126; ebenso im Freiberger Stadtrecht ed. Schott, S. 269;
  • Somerl. 41, 47: advena, herchomener; GrafTs Interlin. Ps. 148, 19: ein her-
  • cumener ich bin in der erden=*incola ego sum in terra n. — 6124 geraten
  • mit gen., entrathen, entbehren.
  • 6125 zom hier : der Wortwechsel, der Streit. — 6127 vür die , an dieser
  • voxbei. — 6128 als er den Weg nach der Burg einschlug; (burcwec auch
  • im Ereo 6721, Bitter von Stauffenberg 203; vgl. Berthold 171, 1 fg.) —
  • 6lS4 «es betrübt sie, daß ihr sollt tiberwunden werden». B. — 6137 be-
  • warn, verhüten. — 6141 mitet praet. conj. von mtden. — 6144 «bei Verlust
  • des Vermögens und des Lebens». — 6145 hie vor, d. i. vor (auCerhalb)
  • der Burg. — vjip noch man formelhaft: niemand (wer es auch. %cva.xa».^- —
  • 214 XI. ABENTEUER,
  • ich weiz wol, sult ir volvarn, 6150
  • daz ez iu an den l!p gät.
  • erwindet noch, daz ist min rät,
  • unde ritet vürbaz.»
  • er sprach: «mich hülfe lihte daz,
  • volg€t ich iuwerm rate: 6155
  • nü ist ez aber ze späte.
  • s. 227 war möht ich nü gerlten?
  • ich muoz des tages hie biten.»
  • Si sprach: «mües ich iuch danne sehen,
  • leider des niht mac geschehen, 6160
  • her wider uz keren
  • nach iuwern eren,
  • so helfe mir got, des vröut ich mich.»
  • alsus reit er vür sich,
  • unz in der torwarte ersach. 6165
  • der wincte im dar unde sprach:
  • «wol her, riter, wol her!
  • wand ich iuch des zwäre gewer,
  • daz man iuch hie vil gerne siht:
  • ezn hilfet iuch aber niht.» 6170
  • Nach disem antptange
  • sümt ern unlange,
  • em tsete im üf die porte.
  • mit manegem dröworte
  • enpfie in der portenaere: 6175
  • daz was im immsere.
  • er sach in schalclichen an
  • 6150 volvarn stv., bis zum Ziele vordringen, es durchsetzen; in demselben
  • Sinne volrtten im Erec 8049 u. 8053. — 6152 erwinden stv., sich zurück-
  • wenden, ablassen, abstehen. — nochj vgl. zu Erec 6410. — 6158 des tages
  • bUen, auf den Anbruch des Tages warten.
  • 6159 mües ich, könnte, dürfte ich. — 6162 so daß ihr Sieger bleibt;
  • ohne daß ihr überwunden werdet. — 6163 so helfe mir got, so wahr mir
  • Gott helfe! wahrhaftig! vgl. Armer Heinrich 1327. — 6166 einem dar
  • winken, einem zu sich winken. — 6167 tcol her! kommt her! nur herein!
  • wol häufig gebraucht beim Zurufen, z. B. wol dan! wol hin! wol üf! vgl.
  • Grammatik IV, 135. — 6168 ich gewer iuch des zwäre, ich stehe euch dafür
  • ein, ich versichere euch; vgl. Passional H. 42, 62: des wil ich üch vur war
  • weren und Passional K. 588, 72: mit refiter warheit ich gewer dich; —
  • häufiger sagte man in diesem Sinne: ich bin des iuwer wer oder gewer.
  • 6172 — 73 ohne ihn lange warten zu lassen öffnete er ihm das Thor. —
  • 6177 schalclichen adv., boshaft, schadenfroh. —
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 215
  • als ein ungetriuwer man:
  • er sprach: «ich hän daz wol bedäht,
  • daz ich iuch hän her in bräht: 6180
  • ahtet selbe umbe die üzvart. »
  • - •
  • nach im wart daz tor bespart.
  • Em mochte waz er im sprach,
  • d6 er deheine vreise sach
  • 8. 228 weder in der burc noch der?or. 6185
  • nü sach er inrehalp dem tor
  • ein witez wercgadem stän:
  • daz was gestalt unde getan
  • als armer liute gemach;
  • dar in er durch ein venster sach 6190
  • würken wol drin hundert wip.
  • den wären cleider unt der lip
  • vil armecliche gestalt:
  • im was iedoch deheiniu alt
  • die armen heten ouch den sin, 6195
  • daz gnuoge worhten under in
  • swaz iemen würken solde
  • von siden und. von golde.
  • gnuoge worhten an der rame:
  • der werc was aber äne schäme. 6200
  • und die des niene künden,
  • die läsen, dise wunden,
  • disiu blou, disiu dahs,
  • €178 ungetriuwe, unredlich, falsch (niederträchtig). — 6179 ich hart daz wol
  • öedäht kann verschieden gedeutet werden, entweder: ich habe das nicht
  • ohne Absicht gethan, habe meine guten Grtlnde dabei gehabt; oder: ich
  • habe klug gehandelt, es war von mir klug ausgedacht. — 6181 umbe etew.
  • ahterif sich um etwas kümmern, auf etwas bedacht sein; nun seht ihr
  • selber zu, wie ihr wieder herauskommt. — 6182 besperren swv., versperren,
  • verriegeln.
  • 6183 einem sprechen ebenso wie in Y. 857: sprechen was man von
  • «iuem denkt; von einem oder über einen sich äul^ern. — 6184 vreise stf.,
  • vgl. zu 673. — 6187 wercgadem stn., Arbeitshaus, Arbeitszimmer (Werk-
  • atfttte, Fabrik, werchüs; vgl. Krone 7080, 10361; Gesammtabenteuer III,
  • 139, 63; Förstemann, Neue Mittheilungen II, 323; III, 2, 49 und 50). —
  • 6191 würken, wirken, prset. worhte V. 6199 unregelm. swv., arbeiten, sich
  • beschäftigen (namentlich öfter im Sinne von Sticken, Weben u. dgl.). —
  • €193 armecliche adv. , ärmlich, armselig. — gestalt ist Partie, von stellen
  • 8WT. — 6195 sin hier: Kunst, (Geschicklichkeit, Fertigkeit, list; vgl. Erec
  • 7646, 5243, 5179, 5227 u. s. w. — 6198 side swf. , Seide. — 6199 ram, rame
  • fem., der Bahmen zum Sticken, Nähen, Bortenwirken. — 6200 äne schäme
  • wesen, nicht schmachvoll, nicht schimpflich (ohne Tadel, ohne Makel)
  • •ein; Wigalois 244, 33: ir geverte das was äne schäm. — 6202 lesen stv., das
  • Oarn, die Fäden ordnen (sortieren). — winden stv., das Garn auf die
  • Winde bringen, aufwinden. — 62''3 bliuwen stv., bleuen, schlagen, hier
  • TOrsugsweise : den gerösteten und gedörrten Flachs bleuen mittelst
  • 216 XI. ABENTEUER,
  • disiu hachelte vlahs,
  • dise spunnen, dise nä,ten; G205
  • und wären doch unberäteu:
  • in galt ir arbeit niht m^
  • wan daz in zallen ziten wS
  • von hunger und von durste was,
  • und daz in küme genas 6210
  • der lip der in doch nach gesweich.
  • si wären mager unde bleich,
  • sl liten grözen unrät
  • an dem libe und an der wät.
  • ez was bi ir. viur§ 6215
  • s. 229 under wilen tiure
  • daz vleisch zup den vischen.
  • si muose verwischen
  • Wirtschaft und ere:
  • si rungen mit sere. * 6220
  • Ouch wurden si sin gewar.
  • wären si e riuwevar,
  • ir leides wart nü michel me.
  • in tete diu schäme also we,
  • daz in die arme enpfielen, 6225
  • wan in die trehene vielen
  • von den ougen üf die wät.
  • daz ir grözen unrät
  • iemen vremder hete gesehen,
  • da was in leide an geschehen. 6230
  • in viel daz houbet zetal,
  • unde vergäzen über al
  • des Werkes in den henden.
  • hölzerneu Bleuels (Martina 15, 78 u. 81; Wälch'a vermischte Beiträge 6^
  • 25). — dehsen stv., den Flachs schwingen (mittelst des dehsisen oder rfeA*-
  • schit). — S204 hachelen Bvrv.j Flachs hecheln. — 620b spunnen praet. von spin-
  • nen. — na'jen, (naeheny noen) swv., nähen. — 620S' unberdten, vom Nöthigsten
  • entblößt, der Noth oder dem Mangel preisgegeben. — 6207 gelten stv., ein-
  • bringen, eintragen. — 6211 geswtchen stv. iriit dat., einem abtrünnig werden,
  • verloren. gehen, hinschwinden. — 6213 unrdt masc, Noth, Mangel (inopia). —
  • 6215 viur stn. hier soviel wie: Herd (Sumerlaten 44, \^=.ignis, focus); vgl.
  • Erec 379—380 und die Anmerkung. — 6216 under icUen, anter Standen,
  • bisweilen. — G217 Fleischspeise und Fisch werden infolge der kirchlichea
  • Auffassung im Mittelalter immer als gesonderte Dinge aufgeführt. —
  • 6218 etewaz verwischet mich, «huscht bei mir vorbei, d. h. entgeht mir.» B.;
  • vgl. auch Keinfried 6368. — 6219 Wirtschaft fem., Schmaus, Gelage. — er<?.
  • Ansehen, Herrlichkeit. — 6220 ser stn., Wehe, Leid, Noth. — 6223 michel,
  • vgl. zu 2906.
  • 6226 trahen stm., die Thräne. — 6232 über al, vgl. die Anm. zu 3115.—
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 217
  • von den eilenden
  • wolt er den portenaere . 6235
  • gerne vrägen msere,
  • wand er da niemen anders sach:
  • der schale d6 schalclichen sprach,
  • do er engegen dem tor gienc :
  • der schale in sehalcliehe enpfienc: C240
  • er sprach üz schalkes munde .
  • so er schalclichest künde:
  • «her gast, ir woldet vür daz tor.
  • niht: da ist ein nagel vor.
  • s. 230 ez ist iu anders undersehen: 6245
  • iu sol hie iuwer reht geschehen,
  • e iu diu porte werde enspart.
  • man muoz iuch ziuwer üzvart
  • anders beleiten:
  • man sol iuch hie bereiten 6250
  • maneger uneren:
  • man sol iuch hie l^,ren
  • dise hovezuht baz.
  • wie gar iuwer got vergaz,
  • daz ich iuch brähte her in! 6255
  • ir scheidet mit untren hin.»
  • Dö sprach der riter mittem lewen:
  • «ir mugt mir harte vil gedrewen:
  • 6234 von, wegen, iu Betreff. — G233 schale masc, ursprünglich der Knecht
  • oder Diener , dann wie hier : der Mensch von ^ boshafter , schadenfroher
  • Geeinnung. Durch das Spielen mit dem Worte' schale, das er in verschie-
  • denen Ableitungen rasch nacheinander sich wiederholen lässt (6238—42),
  • sucht der ritterliche Dichter seinen Unwillen kund zu geben über die
  • Unehrenhaftigkeit und Falschheit seines Thorwarts; ein gleiches Ver-
  • fahren hat er angewandt, um den unstaeten gesellen zu schelten in den
  • Liedern 11, 23—24 : so des vil gähelSsen goehez heil zergät, daz er an der vil
  • gähelosen gähes funden hat. — 6244 niht, «nicht so, daraus wird nichts». B.
  • (Vgl. J. Haupt, das Hohe Lied 118, 27; Walther von Rhelnau 149, 28.) —
  • nagel, eine Art Biegel, Yorstecker, vgl. Krone 12982 ein türnagel der
  • halber dz dem slozze hienc. — 6245 undersehen stv. , etwas genau ansehen,
  • recht überlegen; Vorkehrung treffen; ebenso in den Gesammtabenteuern
  • 2, 34, 356. — 6246 iuwer reht, das was euch nach der hier geltenden Sitte
  • gebührt, was ihr zu erwarten befugt seid, «Schande und schmählicher
  • Tod». — 6247 ensperren = entsperren swv. , aufthun. — 6249 beleiten swv.,
  • geleiten , einem das Geleite geben. — 6250 einen bereiten mit gen. , einen
  • mit etwas ausrüsten, ihn etwas kennen lehren. — 6253 dise hovezuht, die
  • Sitte, den Gebrauch, der an diesem Hofe herrscht; Hofmanier. — 6254 wie
  • -wäret ihr von Gott so ganz vergessen, verlassen!
  • 6258 ir mugt mit «ist nicht Anrede an den portencere, sondern bezieht
  • ■ich auf das von diesem vorher gebrauchte man.n B. — gedrewen= dreun,
  • drohen. —
  • 218 XI. ABENTEUER,
  • michn best^ groezer n6t,
  • zwiire, s6 gelige ich niemer tot. 6260
  • wan besliustü vaste din tor?
  • zwäre, wsere ich da vor,
  • ich wolde doch her wider in.
  • daz ich zuo dir gegangen bin,
  • daz ist durch vrägen getan. 6965
  • vriunt, dü.solt mich wizzen län,
  • wie stetz umb disiu armiu wip?
  • in sint die siten und der 11p
  • gestalt vil wol diu gelich,
  • wseren si vro unde rieh, 6270
  • si wseren harte wol getan.»
  • der vräge hiez er sich erlän,
  • s. 231 er sprach: «ich sage iu ein hast,
  • wsenet ir, her gast,
  • daz mich niht betrage 6275
  • iuwer müezegen vräge?
  • ir verlieset michel arbeit.»
  • der riter sprach: «daz ist mir leit»
  • und gienc lachende dan,
  • als der sich mittem boesen man 6280
  • mit Worten niht beheften wil:
  • er hete sin rede ?ür ein spil.
  • Er ersuochte want unde want,
  • unz er die hüstüre vant,
  • unde gienc zuo in dar in. 6285
  • swie gar von armuot ir sin
  • wsere beswseret,
  • doch wären si unervseret,
  • 6259 miclm beste, es wäre denn, daß mir (oder: wenn mir nicht) entgegen-
  • träte. — 6267 tlber armiu wip, wofür bei Lachmann armwtp in den Text
  • gesetzt ist, vgl. die Bemerkung Paurs Beitr. I, 390. — 6268 die siten pl.,
  • nach Benecke: «der Unfang des Leibes über den Hüften»; es nähert sich
  • dem alten lanke (Gregor 1430) und unserem heutigen a Taille»; vgl. zu
  • Erec 1433. (Oder sollte es nicht vielinehr die site heißen nach A Df vgl.
  • 6917 und A. Faust über die dichotomische Besponsion bei Hartmann in
  • Steinmeyer's Zeits. 24, 13—14. — 6269 die gelich, darüber vgl. zu 753. —
  • 6273 «I» hast ist formelhafter Ausdruck für: nichts; vgl. 2635. — 6275 wiicÄ
  • betraget, mich verdrießt. — 6281 sich beheften mit einem, sich mit einem
  • einlassen oder abgeben. — 6282 spil stm., Scherz =4cAw/.
  • 6283 ersuochen swv., durch- oder untersuchen. — want u. want. Wand
  • für Wand, eine Wand nach der andern. — 6288 unertmret , nicht außer
  • Fassung gebracht; hier mit einem abhAnffi«**" Ai^ta« und Xegation: sie
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 219
  • im enwurd« al umbe genigeu,
  • und liezen ir werc ligen 6290
  • die wlle er bi in saz:
  • ir zuht von art gebot in daz.
  • ouch nam er war, daz lützel hie
  • überiger rede ergie,
  • der doch gerne vil geschiht 6295
  • da man vil wlbe ensamt siht:
  • wan da wonte mit armüete
  • bescheiden wille and güete.
  • si wurden dicke schamerdt,
  • do er in sinen dienest bot, 6300
  • diu ougen trüebe unde naz,
  • s. 232 die wile er under in saz.
  • Ouch'muot in sfere ir arbeit,
  • er sprach: «enwserez iu niht leit,
  • so het ich gerne vräge 6305
  • iwer ahte unde der mäge.
  • ist iuch disiu armuot an geborn,
  • so hän ich minen wän verlorn,
  • ich sihe wol daz iu we tuot
  • diu schäme der selben armuot: 6310
  • und versihe michs da von:
  • swer ir von kinde ist gewon,
  • dem schämt sich ir s6 s^re niht
  • als man hie an iu gesiht.
  • nune sagt mir minre noch me 6315
  • wan rehte wiez dar umbe ste.
  • weder hat iu ditz leben
  • geburt ode unheil gegeben ? »
  • Ditz was der einer antwurt:
  • «unser leben und unser geburt 6320
  • ließen sich durch nichts davon abbringen, sich allseitig vor ihm zu ver-
  • neigen; vgl. Paul Mhd. Gramm. 339. - G292 ir zuht von art, «die ihrer
  • Herkunft gemäße feine Lebensart». B. — 6295 gerne adv. , gewöhnlich,
  • meistentheils.
  • 6303— 4 = Erec 3514— 15. — 6305 vräge hän eines d., nach etwas fragen,
  • sich erkundigen. — 6306 ahte fem., der Stand , die Art der Lebensverhält-
  • nisse, Lebensstellung. — 6308 so ist meine Yermuthung vergeblich, falsch
  • gewesen; so habe ich falsch vermuthet. — 6311 und ich vermuthe es dar-
  • Aos. — 6315 über minre noch me wan vgl. die Anm. zu 4874. — 6317 tceder
  • leitet hier die disjunctive Frage ein und bleibt im Nhd. unübersctzt.
  • 6319 Folgendes antwortete eine von ihnen. —
  • 220 XI. ABENTEUER,
  • diu suln wir iu vil gerne sagen,
  • gote und guoten liuten clagen,
  • wie uns gröz Sre ist benomen
  • und sin in disen kumber komen.
  • herre, ez ist unser laut 6325
  • der Juncvrouwen wert genant
  • und lit von hinnen verre.
  • des selben landes herre
  • gewan den muot, daz er reit
  • s. 233 niuwan von siner kintheit 0330
  • suochen äventiure:
  • und von des weges stiure
  • leider uns so kom er
  • rehte alsam ouch ir dH her,
  • und geschach im als ouch iu geschiht. 0335
  • wan däne ist Widerrede niht,
  • irn müezet morgen vehten
  • mit zwein des tiuvels knehten.
  • die sint also manhaft,
  • und betet ir sehs manne kraft, 0340
  • daz wsere ein wint wider in.
  • got eine mac iu helfen hin,
  • ob er imz enblanden wil:
  • wand im ist nihtes ze vil:
  • ezn kan ouch äne in niht geschehen. 0345
  • wir müezen morgen an iu sehen
  • den jämer unz an dise vrist
  • an manegem hie geschehen ist.
  • Sus kom min herre her geriten
  • und solte mit in hän gestriten. 035O
  • (>3'JC wert stm., erhöhter Grund in Flüssen oder Seen, der Werder, das
  • Eiland (=Wörth, vgl. Kaiserswerth, Donauwörth); mit juncfrouwen wert
  • übersetzte der Dichter das bei Christian von Troyes stehende ille as pu-
  • celles. — 6330 von stner kintheit ^ infolge seiner jugendlichen Unerfahreu-
  • heit. — 6332 stiure stf., Leitung; von des weges st., weil ihn gerade der
  • Weg so führte. — 6333 leider uns , mehr als betrübend für uns ; schlimm
  • genug für uns (Gesammtabenteuer, II, 367, 212; Meleranz 7667). — 6336 denn
  • hier gibt's keine Widerrede; das ist ausgemacht, gewiss; über die Nega-
  • tion ne in dem abhängigen Satze vgl. die Anmerk. zu 2966 — 68. — 6338 des
  • tiuvels knehte: bei Christian von Troyes /fx de deables; vgl. Hildebrand im
  • Deutschen Wörterbuch 5, 1393. — 6341 das wäre gar nichts gegen sie. —
  • 6342 hin adv., von hier weg, fort; so noch einem hin oder hine helfen in
  • Otte mit dem Barte 635 und in Kindheit Jesu 75, 25. — 6543 ez im en-
  • blanden (stv.), es sich Mühe kosten lassen, sich anstrengen; ein Übriges
  • thun. — 6347 den jämer steht hier für den jämer der, vgl. die Anmerkung
  • zum Armen Heinrich 440 und Tobler in der Germania 17, 271.
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 221
  • sin wille unde sin muot
  • was gereit unde guot:
  • done was sin alter vür war
  • ninwan ahtzehen jär,
  • und was des libes also kranc, 6355
  • daz er des siges äne danc
  • und ungestriten muose jehen,
  • s. 234 und waer da töter gesehen,
  • wan daz er sich von disen
  • unsseligen risen G360
  • loste als ich iu wil sagen,
  • .si heten in anders erslagen,
  • wan daz er in über den eit
  • gap gisel unde Sicherheit,
  • daz er in zinste sin leben. 6365
  • er muoz in elliu jär geben
  • drizec mägde dH her,
  • die wile si lebent und er.
  • und gesigete aber dehein man
  • iemer disen beiden an, 6370
  • s6 wseren wir aber erlöst,
  • diu rede ist leider äne trost:
  • wan zuo aller ir kraft
  • so sint si ze manhaft,
  • daz in iemer dehein man €375
  • den sige müge behaben an.
  • Wir sin die selben zinsgeben
  • und hän ein kumberlichez leben,
  • wir leiten riuwecliche jugent:
  • wan si sint an alle tugent 6380
  • den wir da. sin undertän:
  • sine kunnen uns niht geniezen län
  • aller unser arbeit,
  • swaz uns vür wirt geleit.
  • 6351-52 = Wigaloi8 23, 14—15. — 6356 ane danc, wider Willen; «zu
  • seinem Leidwesen». — 6357 des siges jehen, (dem Gegner) den Sieg zu-
  • Sestehen, sich unterwerfen. — 6363 über den eit, auCer dem Eide, den er
  • en Biesen schwören muCte. — 6365 sin leben Zinsen, fttr sein Leben Zins
  • geben. — 6369 aber, hier: jedoch, gleichwohl; dagegen =s wieder in V. 6371.
  • — 6373 zuo, neben, außer. — 6375 daz, als daß. — 6376 einem den sige an
  • beheU>«H, den Sieg über einen erringen.
  • 6S77 sinsgebe swm., Zinsgeber, Zinszahler. — 6379 leiten swr., führen,
  • hinbringen, leben. — riutcecitch adj., traurig, jammervoll. — 6380 tugent,
  • Ider: edeles Gefühl, Mitgefühl. —
  • 222 XI. ABENTEUER,
  • daz müeze wir allez liden. 6385
  • von golde und von siden
  • würken wir die besten wUt
  • s. 21)5 die iemen in der werlte hat:
  • nü was hilfet uns daz?
  • Wime leben niht deste baz. 6H90
  • wir müezenz starke enblanden
  • den armen unde den banden,
  • e wir so vil erwerben,
  • daz wir niht hungers sterben,
  • man lönet uns als ich iu sage: 0395
  • nü sprechet, wer von dem bejage
  • riebe wesen künde,
  • man git uns von dem pfunde
  • niuwan vier pfenninge.
  • der lön ist alze ringe 0400
  • vür spise und vür cleider:
  • des sin wir ouch der beider
  • vil rehte dürftiginne.
  • von unserm gewinne
  • so sint si worden riebe, 0405
  • und wir leben jsemerliche. »
  • Nu erbarmet in ir ungemach.
  • er siufte s^re unde sprach:
  • «nü si got der süeze,
  • der iu vrouwen büeze 0410
  • iuwer unwerdez leben
  • und ruoche iu sselde und ^re geben,
  • mir ist iuwer kumber leit:
  • und wizzet mit der wärheit,
  • so sere erbarmet ir mich, 0415
  • ich benseme iun gerne, möht ich.
  • ich wil g§n, unz ich vinde
  • 6890 niht deste baz, darum nicht besser. — 6398 — 99 von dein pfunde niuwan
  • vier Pfenninge, bei Christian von Troyes quatre deniers de la liere. Das
  • pfunt bezeichnet hier ein gewisses Geldmaß; .vgl. Schmeller 1, 318: «nach
  • der altern karoling. Münz - Einrichtang hielt ein Pfund Silber 240 Pfen-
  • ninge». — 6403 dürftiginne fem., bedürftige Person, die von der Barm-
  • herzigkeit Anderer lebt.
  • 6409 — 11 der liebe (barmherzige) Gott woUe euch Frauen aus euerer
  • unwürdigen Lage helfen; über n£ «( got der büeze vgl. 1172. —Das Attri-
  • but süeze ehemtds h&ufig von (lott und Christas gebraucht, jetzt in dieser
  • Verwendung auCer Gebrauch. — 6416 tun=m in d. h. den kumber. — .
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 223
  • s. 230 des hüses ingesind«,
  • wie daz gebäre wider mich.
  • diu rede ist nie s6 angestlich, 6420
  • und wil mir got gnsedec wesen,
  • so trüwe ich harte wol genesen.»
  • sus bat er ir got pflegen:
  • ouch gäben si im vil manegen segen.
  • Sus begunder suochende gän 6425
  • und sach ein schoene palas stän:
  • dar üf gienc er schouwen
  • mit siner juncvrouwen
  • und envant dar üffe wlp noch man.
  • nü volget er eim wanke dan, 6430
  • der in einen wec leite
  • über daz palas breite:
  • wan dö het erz ersuochet gar.
  • nü nam er einer stiege war:
  • diu selbe stiege wist in 6435
  • in einen boumgarten hin:
  • der was so breit und so wit,
  • daz er vor des noch sit
  • deheinen schoenern nie gesach.
  • dar in hete sich durch gemach 6440
  • ein altherre geleit:
  • dem was ein bette gereit,
  • des wsere gewesen vr6
  • diu gotinne Jünö,
  • dö si in ir besten werde was. 6445
  • diu schoene bluot, daz reine gras,
  • 6418 ingesinde neutr., Dienerschaft, Hausgenossenschaft. — 6420 rede, vgl.
  • zu 564 n. 601.
  • 6426 palas stn. und stm., das Hauptgebäude der Burg, meist «eine
  • einzeln stehende große Halle» (=:lat. palatium)\ dasselbe auch hüs ge-
  • nannt, vgl. 1079 mit 1135, oder kemenäte, vgl. Erec 8201 mit 8206. —
  • 6430 toanc masc, der Seiten- (oder Bück-)weg : nun folgte er einem von da
  • abgehenden Seitenwege. — 6432 breite hier flectiertes Adjeetiv, welches,
  • wenn nachgesetzt wie hier, sonst gewöhnlich unflectiert bleibt: ausge-
  • dehnt, geräumig. — il6er, Über — hinaus. — 6433 denn nun hatte er das
  • Hans vollständig durchsucht, durchforscht. — 6434 stiege stf., schmale
  • Treppe; eine solche auch an dem im Erec 8199 fg. beschriebenen palas
  • angebracht. — 6441 altherre masc, alter Herr, Greis. — 6443—45 vgl. man
  • mit Erec 7657—61. — 6445 wert stn. u. masc. (bei Hartmann das Geschlecht
  • nicht ersichtlich; daher die Angabe in den Anmerk. zu Erec 2254, Gregor
  • 3250, Armer Heinrich 113 zu berichtigen), die Geltung, das Ansehen, der
  • Glanz. — 6446 bluot stf., Blüte. —
  • 224 XI. ABENTEUEK,
  • s. 237 die baren im vil süezen smac.
  • der herre herliche lac.
  • Er hete einen schoenen alten lip:
  • und ich wsene wol, si was sin wip, 6450
  • ein vrouwe diu da vor im saz.
  • sine mohten beidiu niht baz .
  • nach so alten jären
  • getan sin noch gebären.
  • und vor in beiden saz ein magt, G455
  • diu vil wol, ist mir gesagt,
  • wälhisch lesen künde:
  • diu kürzte in die stunde,
  • ouch mohte si ein lachen
  • vil lihte an in gemachen: G4G0
  • ez dühte si guot swaz si las,
  • wand si ir beider tohter was.
  • ez ist reht, daz man si kroene,
  • diu zuht unde schoene,
  • höhe geburt unde jugent, 6465
  • richeit und kiusche tugent,
  • güete und wise rede hat.
  • ditz was an ir, und gar der rät
  • des der wünsch an wibe gert.
  • ir lesen was et da vil wert. 6470
  • Do si den gast ersähen,
  • do begünden si gäben,
  • diu vrouwe unde der herre,
  • engegen im gnuoc verre
  • • unde enpfiengen in also wol 6475
  • als ein wirt den gast sol.
  • 6447 S)iiac stm. , Geruch. — Oeren stv. , hervorbringeu , von sich gebeu.
  • 6457 wälhisch, romanisch; bei Christian von Troyes heißt es von dem
  • Mädchen: et lisoit uni pucele devant lui en un romanz ne sai de cui. —
  • 645'J— (iO ein lachen an einem gemachen, ein wohlgefälliges Lächeln einem
  • abgewinnen. — 6463 kranen swv. , krönen, preisen. — 6466 lautet in der
  • Gießener Handschrift: gewizzen (= Verständigkeit, Einsicht in das, was
  • sich schickt) unde ganze tugent, ebenso wie bei Wirnt im Wigalois 30, 10 ;
  • 40, 9. — 6467 güete, «Herzensgüte, Humanität». — wtse rede, die Oabe
  • klug und verständig zu reden; Gewandtheit im Sprechen. — 6468 der rät,
  • der Yorrath, das Material; die zu einem Dinge nothwendigen Stücke;
  • die erforderlichen Eigenschaften. — 6469 der wünsch, die höchste voll-
  • kommenste Vorstellung von etwas, die Idee. — 6470 ef=es konnte nicht
  • anders sein, es musste; Benecke: adas könnt ihr mir glauben».
  • 6474 gnuoc verre, gehörig weit. —
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 225
  • s. 238 der im willekomen ist.
  • dar nach het in in kurzer vrist
  • entwäfent diu junge.
  • s6 guoter handelunge 6480
  • was gnuoc eim eilenden man.
  • dar nach gap si im an
  • wize linwät reine,
  • geridieret deine,
  • und ein samites mantellin: 6485
  • dar under was härmin,
  • als ez ob hemde wol stät.
  • des rockes het er wol rät,
  • wand ez ein warmer äbent was.
  • an daz schceneste gras, 6490
  • daz si in dem boumgarten vant,
  • dar vuorte si in bi der haut,
  • und säzen zuo ein ander.
  • Alrerst do bevander,
  • daz bi ir wünneclicher jugent 6495
  • wonte güete und michel tugent.
  • sl sprach, daz man an kinde
  • niemer wsene vinde
  • stiezer wort noch rehter site:
  • si mohte nach betwingen mite 6500 \ '
  • eines engeis gedanc, \ /
  • daz er vil lihte einen wanc
  • durch st von himele tsete;
  • ridieren swv. , fälteln, franz. rider. — deine adv., fein. — 6485 samxt
  • 8tm., der Sammet. — mantellin sin. , kurzer Mantel. — 6493 (st) säzen, sie
  • «etzten sich.
  • 6494 Alrerst, nun erst. — 6497 si sprach, daz, «ihr Gespräch, das sie
  • gegen Iwein führte, war solcher Art». Lachmanu. — 6498 wcene = wcene
  • ich. Die Überlieferung ist in diesem u. dem vorhergehenden Verse ge-
  • stört. Das in den Text gesetzte ist nur eine Yermuthung Lachmann's.
  • Vielleicht hieß es: er sprach, daz man an kinden niemer möhte vinden;
  • oder: daz man an kinde runde noch vinden künde. — 6500 st mohte nach,
  • sie hätte beinahe, fast gekonnt. — mite adv., damit; so noch im Erec 6568
  • und Anm. , im Barlaam 30, 4, öfter in des Teufels Netz, z. B. 11059. —
  • 6501 der gedanc bezeichnete ehemals nicht nur den einzelnen Gedanken,
  • sondern auch, so wie hier, die Gesammtheit aller Gedanken, den Sinn,
  • das Herz, sodaß es sich den Ausdrtlcken gemüete , muot näherte; so noch
  • in V. 2122. — 6502 einen wanc von einem tuon, eine Schwenkung machen,
  • von einem abfallen, ihm abtrünnig oder untreu werden; vgl. über wanc
  • die Anmerk. zu den Liedern I, 8, 3; zum 1. Büchl. 877. — Über die ganze
  • Ausdruoksweise in V. 6500—3 vgl. 2. Büchl. 696 und Walther von der
  • Vogelweide Nr. 134, 12; nach Wackernagel nachgeahmt von Ottokar von
  • Korneck 166» (= Steinmeyer's Zts. 30, 2u2). —
  • HARTHANN VOK AUE. IIT. 3. Aufl. Y'.>
  • 22C XI. ABENTEUER,
  • wände si sin selbes stsete
  • ein seihen minnen slac sluoc, 6505
  • s. 239 die er in sinem herzen truoc,
  • möht die üz slnem gemüete
  • deheines wibes güete
  • iemer benomen hän,
  • daz hete ouch si benamen getan. 6510
  • ond hete er si nie gesehen,
  • so waere im vil baz geschehen:
  • wände im tete daz scheiden w§.
  • ern erkunte sit noch e
  • äne sin selbes wip 6515
  • nie süezer rede noch schoenern lip.
  • Do sich die viere
  • gesund erten s6 schiere,
  • dö mohten si under in beiden
  • geliche sin gescheiden 6520
  • des muotes am der järe.
  • ich versihe mich wol zwäre,
  • ir herze wären mislich.
  • diu zwei jungen senten sich
  • vil tougen in ir sinne 6525
  • nach redelicher minne
  • unde vröuten sich ir jugent
  • und redten von des sumers tugent
  • und wie si beidiu wolten,
  • ob si leben solten, 6530
  • guoter vröude walten,
  • do redten aber die alten,
  • si waeren beidiu samt alt,
  • und der winter wurde lihte kalt:
  • so solten si sich behüeten 6535
  • s. 240 mit ruhen vuhshüeten
  • ß.'VOi itdste 6tf., Treue. — 6505 minnen slac, « Liebeswunde ». — 6506 die ist
  • nicht auf das vorhergehende stoete zu beziehen, sondern die er in sinem
  • herzen truoc= die Freundin seines Herzens als Object zum folgenden
  • Satze zu fassen. — 6514 erkunnen swt., kennen lernen.
  • 6518 sich gesunderten, sich voneinander gesondert hatten. — 6530 ge-
  • liche adv., gleichmäßig, in der einen wie in der andern Hinsicht, n&mlich :
  • der Gesinnung wie den Jahren nach. — 6522 ich versihe michf ich ver>
  • mutbe , glaube gewiß zu sein. — 6526 redelich adj. , verständig , gehörig,
  • gebührend, geziemend. — 6528 tugent stf., Vortrefflichkeit. — 6531 toalten
  • eines dinges, ein Ding in der Gewalt, im Besitz haben, darin leben. —
  • 6533 beidiu samt, beide miteinander. — 6536 rieh adj., rauh, reich behaart
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 227
  • vor dem houbetvroste.
  • sus schuofen s! ir koste
  • ze gevüere und ze gemache:
  • si ahten ir sache 6540
  • nach dem hüsräte.
  • nü was ez ouch also sp&te,
  • daz in ein böte seite,
  • daz ezzen wsere bereite.
  • Nü giengen si ouch ezzen, 6545
  • und enwart des niht vergezzen,
  • sine hüten dem gaste
  • voUeclichen vaste
  • also gröz öre,
  • daz ez nie wirt mere 6550
  • sinem gaste baz erbot,
  • des was er wert und was im n6t.
  • Da was mit volleclicher kraft
  • wirde unde Wirtschaft.
  • dar under gedähter iedoch: 6555
  • «ez vert allez wol noch:
  • nü vürhte ich aber vil s^re,
  • daz ich dise groz öre
  • vil tiure gelten müeze
  • (der antfanc ist ze süeze), 6560
  • als mir der arge schale gehiez,
  • der mich in die burc liez,
  • des Wirtes portenaere,
  • unde ouch nach dem msere
  • als mir die vrouwen hSint gesagt. 6505
  • s. 241 gehabe dich wol, wis unverzagt!
  • dir geschiht daz dir geschehen sol,
  • und anders niht, daz weiz ich wol.»
  • (vgl. Raachwerk= Pelzwerk). — vuhshuot masc, Hut aus Fuchspelz. —
  • 6537 houbetvrost stm., Erkältung im Kopfe. — 6538 schaffen stv., bestimmen,
  • ordnen. — koste stf. (auch koste swm. und kost stm.), die Ausgabe, der Auf-
  • wand, Unterhalt. — 6539 gevüere stn., der Nutzen, die Bequemlichkeit. —
  • 6540 ahten ^ berechnen, anschlagen. — 6541 nach dem häuslichen Bedarf;
  • oder: mit Bücksicht auf die Vorräthe des Hauses.
  • 6547 Der ron niht vergezzen abhängige Satz läßt sich nhd. durch den
  • Infinitiv wiedergeben mit Weglassung der Negation. — 6550 nie wirt mere,
  • noch nie ein Wirth.
  • 6553 — 54 Da war auf das reichlichste vorhanden gute Aufwartung (Be-
  • dienung) wie Essen und Trinken. — 6556 bisjetzt geht alles gut. — 6561 alSy
  • «nach dem, verglichen mit dem was.» B.
  • 228 XI. ABENTEUER,
  • Do si wol gäzen
  • unde unlange säzen, G570
  • do bette man iu,
  • den gesellen allen drin,
  • durch ir gemach besonder,
  • swer daz nü vür ein wunder
  • im selbem gesagt, G575
  • daz im ein unsippiu magt
  • nahtes also nähen lac,
  • mit der er anders niht enpflac,
  • dem weiz niht, daz ein biderbe man
  • sich alles des enthalten kan, G580
  • des er sich enthalten wil.
  • weizgot dern ist aber niht vil.
  • diu naht diu gienc mit senften hin.
  • got der müeze vüegen in
  • des morgens bezzer msere 6585
  • danne er getroestet waere.
  • Morgen, do ez tac wart
  • unde er sine erste vart
  • dem heiligen geiste
  • mit einer messe leiste, G590
  • do woher urloup hän genomen.
  • dö sprach der wirt: «die her sint komen
  • und riter wären als ir,
  • die habent alle sament mir
  • geleistet mine gewonheit; G505
  • s. '24-2 daz in nach grozer arbeit
  • aller dickest ergie.
  • zwene risen die sint hie:
  • desn ist dehein min gast erläu.
  • 6569 gasen, gegesscu hatteu, mit dem Essen fertig wareu. — 6571 einem
  • betten, einem das Lager zurecht machen. — 6572 d. h. Iwein, dem Mäd-
  • chen und dem Löwen. — 6573 besunder adv., besonders, für sich (von den
  • Hausgenossen gesondert). — 6574 — 75 wenn nun jemand zu sich selber
  • sagt, das sei wunderbar. Es ist zweifelhaft, ob gesagt, das nur in einer
  • späten Hs. steht, richtig ist; andererseits ist im selbem sagt für yier
  • Hebungen wohl zu kurz. — 6576 unsippe adj., nicht blutSTerwandt. —
  • 6583 mit senften (plur. von senfte stf.), in sanfter Buhe. — 6585 bezzer mcBrf,
  • bessere Erfahrungen, Erlebnisse. — 6586 als ihm in Aussicht gestellt war.
  • 6589—90 Hierzu vgl. die Anmerkung zu Erec 662—666. — 6595 mtne
  • gewonheit, was ich zu fördern gewohnt bin, was hier bei mir Sitte ist:
  • geiconheit nähert sieh hier der Bedeutung von reht. — 6596—97 was sie iu
  • den allermeisten Fällen unter schweren Mühen geleistet haben; nach
  • arozer arbeit ist ein adverbialer Ausdruck = mit großer Noth , unter
  • schweren Mühen, wie iu V. 7882. —
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 229
  • erne müese si bestän; 6G00
  • daz sl noch niemen überwant!
  • und ist iedoch also gewant:
  • wsere dehein so sselec man
  • der in beiden gesigte an,
  • dem müese ich mine tohter geben. CG05
  • und solte der mich überleben,
  • der gewünne michel 6re
  • (ichn hän niht kindes mere)
  • und wurde im allez ditz laut.
  • ouch ist ez leider s6 gewant: 6610
  • unz si niht überwunden sint,
  • söne mac ich min kint
  • deheinem manne gegeben.
  • wäget, riter, daz leben.
  • nü ist iu lihte guotes not: 6615
  • werdet riebe, od liget tot!
  • waz ob iu sol gevallen
  • der pris vor in allen?
  • ja gelinget einem ofte an zwein. »
  • Des antwurte im her Iwein 6620
  • diu geli'che als er wsere verzagt:
  • «iuwer tohter ist ein schoeniu magt
  • unde ist edel unde rieh:
  • s. 2-43 sone bin ich niender dem gelich,
  • daz ich ir möhte gezemen. 6625
  • ein vrowe sol einen herren nemen:
  • ouch vind ich ein wip wol,
  • swenne ich wip nemen sol,
  • da mir min mäze an geschiht.
  • ichn ger iuwer tohter niht. 6630
  • ouch enwil ich niemer minen lip
  • gewägen umbe dehein wip
  • s6 gar üz der mäze,
  • 6601 nach Benecke: ich begreife nicht, daß sie noch niemand über-
  • wand! — 6617 über waz ob vgl. zu 3591. — gefallen stv., zufallen, zu Theil
  • werden. — 6619 sonst habent sich diu Hute daran, daz zvoene stn eines her,
  • vgl. 4329.
  • 6621 diu (Instrumentalis von daz) geliche als, dem gleich, gerade so
  • als wenn. — 6626 vrowe hier : Herrin, — 0629 in Bezug auf welche meinem
  • Stande entsprochen wird, welche meinen Verhältnissen entspricht, mir
  • angemessen ist. — 6633 uz der mäze, über das Maß, in so außergewöhn-
  • licher Weise.
  • 230 XI. ABENTEUER,
  • daz ich mich slaheu läze
  • so lasterliche line wer: 6635
  • wan zwene sint eines her.
  • sold ich joch ^inen bestän,
  • da müese ich angest zuo hän.»
  • Do sprach der wirt: «ir sit verzagt,
  • daz ir mir iuwer krancheit sagt, GG40
  • ich weiz wol wä von daz geschiht,
  • im wert iuch miner tohter niht
  • niuwan durch iwem verzagten muot.
  • nü vehtent: daz ist also guot:
  • wan ezn si daz iuch diu wer ner, 6645
  • so slahent si iuch äne wer.»
  • Do sprach der gast: «ditz ist ein not,
  • herre, daz man iuwer bröt
  • mit dem libe zinsen sol.
  • s. 244 nü kumet mir daz also wol, 6650
  • daz ich enzlt strite,
  • so daz ich iemer bite,
  • Sit mir ze stritenne geschiht.»
  • nüne sümter sich niht,
  • ern wäfente sich zehant, 6655
  • und nach dem rosse wart gesant.
  • daz was die naht so wol bewart,
  • daz ez nie bi im enwart
  • gekunrieret also schöne.
  • daz ims doch got niht löne 6660
  • der daz so vlizeclichen tete!
  • wand ez was äne des gastes bete,
  • der dinge verk^ret sich vil.
  • 6634 slahen stv., todt schlagen. — 6635 äne wer, ohne mich vertheidigen,
  • 68 wehren zu können; vgl. 4330.
  • 6640 krancheit, Schwachheit. — 6642 sich eines d. wem, sich wogegen
  • sträuben, es verschmähen. — 6644 also guot sc. als daz ir niht vehtet
  • (Beuecke)^ das ist ebenso gut; das läuft auf Eins hinaus; vgl. Erec 4687,
  • 5054; Iwein 4711 daz toaer also guot vermiten sc. als getan; Anm. zu 5094.
  • 6Gi9 Zinsen, hier bildlich: bezahlen. -— 6650 — 52 ez kumet mir also teol
  • daz — so daz, es kommt mir ebenso gut zu Statten wenn — als wenn; es
  • bleibt sich für mich gleich ob — oder ob ; ich habe weder so noch so
  • Yortheil davon. — 6654 — 55 er säumte nun nicht, sich sogleich zu waffnen.
  • — 6657 betoam, besorgen. — &&b9kunrieren swv., pflegen, besorgen; alt-
  • franz. concreer, concroier. — 6662 äne des gastes bete, nicht auf den Wunsch
  • des Gastes, nicht aus Gefälligkeit gegen ihn. — 6663 der dinge vil, manches
  • in der Welt. — sich verkeren, in das Gegentheil umschlagen, einen andern
  • Ausgang nehmen. —
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 231
  • daz einer dem andern schaden wil,
  • und daz er im vil gar gevriimt. 6665
  • swelch dienest so ze staten kamt,
  • daz erm liep unde guot
  • s6 wider sinen willen tuet,
  • des 16n wirt von rehte kranc.
  • ern darf im nimer gesagen danc 6670
  • umbe sines rosses gemach,
  • wand ez im üf den wän geschach,
  • daz ez in dk solte bestän:
  • und ist daz si betrouc ir wän,
  • zwäre, dazu wirt mir niemer leit. 6675
  • Nu was der gast wol bereit:
  • ouch kömen die risen mit wer,
  • si mohten ervehten wol ein her.
  • s. 245 si wären gewäfent sere,
  • so daz an in niht m§re ^ 6680
  • blözes wan daz houbet schein,
  • und die arme und diu bein.
  • die kolben die si truogen,
  • swelhes endes si die sluogen,
  • dane mohte niht vor bestän, 6685
  • und beten ouch grözen mort getan.
  • Unde als si den grözen lewen
  • mit sinen witen kewen
  • bi sinem herren sähen stän
  • und mit sinen langen clän 6690
  • die erde kratzen vaste,
  • dö sprächen si ze dem gaste:
  • 6665 gevrumen einem, einen fördern, sich ihm nützlich erweisen. — 6669 kranc,
  • schwach, gering, klein. — 6670 für im nimer rermathete Lachmann nie-
  • man. — 6672 iJ/ den wän, in der Hoffnung, Yoraassetzung. — 6673 einem
  • öestäny einem verbleiben.
  • 6677 mit wer. gerüstet, schlagfertig. — 6678 ervehten stv., niederkämpfen,
  • bezwingen, debellare; vgl. in diesem Sinne Buolant 258, 28; Hohes Lied
  • «d. j. Haupt 50, 4. — 6684 swelhes endes, nach welcher Richtung, nach
  • welchem Funkte hin, wohin. — 6686 als Subject ist wohl kolben aus dem
  • Vorhergehenden zu ergänzen : und hatten auch manchen Todtschlag voll-
  • ]>racht. Für und ouch ließe sich vermuthen sine.
  • 6688 kewe (kiuwe, köuwe) sw. u. stf., Kiefer, Kinnbacken, Bachen;
  • •der Beim lewen: kewen noch im Lanzelet 1954; in der Krone 10557, 12760;
  • bei Walther von Bheinau 72, 50; in des Fleier^s Meleranz 10062 und in
  • 4leMen Garel vom blühenden Thal (Germania 3, 31; sowie 7, 107); kewen:
  • siwen beim Marner I, 50 ed. Strauch. — 6690 clä sw. u. stf., Klaue. —
  • 232 XI. ABENTEUKR,
  • «herre, waz wil der- lewe?
  • uns danket, daz er uns drewe
  • mit sinem zornigen site. 6695
  • Jane vihtet iu hie niemeu mite,
  • der lewe enwerde in getan.
  • solte er uns mit iu bestän,
  • so waeren zw^ne wider zwein. »
  • A
  • do sprach her Iwein: 670O
  • «Min lewe vert mit mir durch daz jär:
  • ich enheize in vür war
  • niemer von mir gän
  • und sihe in gerne bi mir stän.
  • ichn vüere in durch deheinen strit: 6705
  • Sit ab ir mir erbolgen slt,
  • s. 246 von swem iu leide mac geschehen,
  • daz wil ich harte gerne sehen,
  • von manne ode von tiere. »
  • do bewägen si sich schiere, 6710
  • sine gevaehten niemer wider in,
  • ern taete sinen lewen hin.
  • dö muoser sinen lewen län.
  • der wart da in ein gadem getan,
  • da er wol durch die want sach 6715
  • den strit der in dem hove geschach.
  • Die zwene ungevüegen man
  • die huoben in den strit an.
  • got müeze des gastes pflegen:
  • der strit was ungewegen: 6720
  • ern bestüont nie so gröze not.
  • den schilt den er vür bot,
  • der was im schiere zeslagen.
  • ern mohte niht an getragen
  • daz im wol geschermen möhte 6725
  • 6697 in tuon, einsperren.
  • 6701 durch daz jdr, das ganze Jahr hindurch, -wie in V. 580. — 6710 sich
  • bewegen stv., sich entschließen, beschließen. — 6714 yade/n stu., Kammer,,
  • Verschlag, oft -wie hier zur ebenen Erde.
  • 6718 einen (so nach BD) den strtt an heben = den Kampf gegen einen
  • erheben, mit den Kampf gegen ihn beginnen; vgl. einen an striten , an
  • vehten, einen etewaz an bieten. — 6720 ungewegen partic. adj., nicht gleich
  • abgewogen, ungleich. — 6724 an getragen stv., iu Angriff nehmen, unter-
  • nehmen, aussinuen. — 6725 geschermen (genchirmen) swv. , als Schirm,
  • Hchutz aienen. —
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 233
  • unde vür die kolben töhte.
  • man sach den heim risen
  • und ander sin isen
  • als ez von stro waere geworht.
  • den edeln riter unervorht 6730
  • vriste sin manheit und sin sin,
  • daz er so lange vor in
  • unerslagen werte:
  • ouch galt er mittem s werte
  • s. 247 under wilen einen slac, 6735
  • der vil wol ze staten lac.
  • Do dise siege herte
  • der lewe sin geverte
  • beide gehörte unde gesach,
  • d6 muote in sin ungemach. 6740
  • done vant er loch noch tür,
  • da er kceme hin vür,
  • und suochte al umbe unz er vant
  • bi der erde an der want
  • eine vüle swelle. 6745
  • der getriuwe hergeselle
  • der kratzet unde beiz dan
  • holz und erde, unz er gewan
  • ein vil gerüme üzvart,
  • diu vil harte dräte wart 6750
  • ir einem ze leide,
  • got velle si beide!
  • Sines herren arbeit,
  • die er ie durch in geleit,
  • der lön er im da. 6755
  • er begunde sine scharpfen clä.
  • in sinen rücke heften
  • 6727 fg. vgl. mit 5380—81. — 6733 wem swv., ausdauern, aushalten, bleiben.
  • — 6734 einem einen »lac gelten, einen Hieb gleichsam als Zahlung reichen,
  • ▼ersetzen. — 6736 ze staten ligen, vörtheilhaft, günstig sitzen ; vgl. Pleier'»
  • Meleranz 6055 under wilen so sluoc er Dem kunic einen solhen slae Der vil
  • tool ze staten lac.
  • 6743 al umbe, rings umher, tiberall herum. — 6745 swelle fem., Grund-
  • balken, Schwelle. — 6746 hergeselle, Kriegsgesell, Eampfgenoß. — 6747 dan
  • biten, "weg-, fortschaffen durch Beißen. — 6749 gerüme adj. , geraum, ge-
  • rftumig. — uzvart fem., Ausgang, Ausweg. — 6752 vgl. mit 4960.
  • 6754 er, d. i. der Herr. — geleit prset. von geltden^ leiden. —
  • 234 XI. ABENTEUER,
  • und warf in mit kreften
  • rückelingen under sich.
  • über den gienc der gerich, 6760
  • wand er in beiz unde brach
  • swä er in blözen sach,
  • unz er nach helfe schre.
  • s. 248 done twelte sin geselle niht me,
  • wan er geloupte sich des man 6765
  • und lief dräte den leweu au
  • und wolte in gerne hän erslagen,
  • hetez im sin herre vertragen.
  • Sit er in e erlöste,
  • kom er im nü ze tröste, 6770
  • zwäre, des het er michel reht.
  • als schiere so im des tiuvels kneht
  • sinen rücke körte,
  • daz in got so gerte,
  • dö sluoc er in kurzen stunden, 6775
  • im vil manege wunden:
  • in die arme und in diu beiu
  • und swä er ungewäfent schein,
  • da gab er im vil manegen slac.
  • wan jener, der da nider lac, 6780
  • dem moht im niht ze staten komen:
  • wand im hete der lewe benomen
  • so gar die kraft unde den sin,
  • daz er vür tot lac vor in.
  • Dö vähten si in an, 6785
  • hie der lewe, dort der man,
  • und heten in vil schiere erslagen,
  • und doch unglich einem zagen:
  • wand er gäp in manegen herten streich,
  • s. 249 Sit daz im diu helfe entweich. 6790
  • der ander lebte dannoch:
  • der muose sich iedoch
  • 6759 rückelingen adv., rücklings. — 6760 deu traf die Bache, die Strafe. —
  • 6761 brechen 8tv. , zerreißen. — 6765 sich eines gelouben, sich einet ent-
  • schlagen, von ihm abwenden; vgl. 2813.
  • 6771 des hete er michel reht, das war seine ächuldigkeit ; vgl. su 1649.
  • — 6778 und da wo er uugewaffnet erschien. — 6781 ze staten t zu Hilfe.
  • IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 235
  • gar in sin genäde geben:'
  • dö liez er in durch got leben.
  • daz sich des portenseres dr6 6795
  • unde sin spot also
  • ze vröuden hat gekeret,
  • des si got iemer g^ret.
  • D6 er den sige da gewan,
  • dö bot in der wirt an 6800
  • sine tohter und sin laut,
  • er sprach: «wsere iu daz erkant,
  • wie gar mine sinne
  • eins andern wibes minne
  • in ir gewalt gewunnen hat, 6^05
  • s6 hetent ir des gerne rät,
  • daz ich iemer wurde ir man,
  • wand ich niemer werden kan
  • stsete deheinem wibe,
  • wan ir einer libe 6810
  • durch die min herze vröude enbirt.»
  • «ir müezet si nemen», sprach der wirt,
  • «ode ir sit gevangen!
  • und wsere iu wol ergangen,
  • daz ich ir iu so willec bin. 6815
  • hetet ir sselde unde sin,
  • so bsetet ir mich des ich iuch bite.»
  • er sprach: «ja wserent ir da mite
  • beswichen, daz wil ich iu sagen,
  • wände ich nü in disen tagen 6820
  • s. 250 einen kämpf muoz bestän,
  • den ich also genomen hän,
  • daz in der künec Artus muoz sehen:
  • er sol in sinem hove geschehen,
  • wurde si danne min wip 6825
  • unde verlür ich danne den lip,
  • s6 wurde si guneret.»
  • 6793 sich einem in sine genade geben, sich einem auf Gnade unter-
  • werfen.
  • 6806 — 1 80 würdet ihr gern darauf verzichten, daß ich einmal ihr
  • Mann würde. — 6809 stoete, zugethan, treu. — 6810 lip, hier umschreibend
  • wie unser jetziges: Person; ir einer 2t6e=ihr allein. — 6819 beswichen sty.,
  • betrügen. — 6822 einen kämpf nemen, einen Zweikampf annehmen, ein-
  • gehen; ebenso einen turnei nemen im Erec 2225, 2230; die just nemen 2417. —
  • 236 XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN.
  • der wirt sprach: «swar ir k^ret,
  • daz ist mir gar unmsere,
  • und muoz mir wesen swsere G830
  • daz ichs iuch ie au gebot,
  • wand ich iuch ir unz an minen tot
  • immer gar erläzen sol. »
  • der gast vertruoc den zorn wol.
  • Er sprach: «lieber herre, 6835
  • nü man ich iuch vil verre,
  • bedenket iuwer hßrschaft,
  • daz iwer gelübde habe kraft.
  • Sit ich hie gesiget hän,
  • so sult ir iwer gevangen län 6840
  • alle ledec durch mich.»
  • der wirt sprach: «daz ist billich»
  • und liez s! üz den banden sä
  • und behäbte den gast bi im da.
  • unz an den sibenden tac, 6845
  • daz man ir dö vil schöne pflac
  • und si vil riche cleite
  • unde pfert bereite,
  • diu si wol mohten riten.
  • s. 251 in den so kurzen ziten 6850
  • gewunnen si wider den lip
  • und wurden diu schcenesten wip
  • diu er ie mö gesach.
  • daz schuof in daz kurze gemach.
  • D6 reit er mit in von dan 6855
  • und brähte si als ein hövesch man
  • vil rehte an ir gewarheit.
  • und dö er wider von in reit,
  • vil tiure si got bäten,
  • als si von rehte täten, 6860
  • umbe ir herren und umbe ir trost,
  • der si da hete erlost
  • 6833 einen eines erldzen, einen mit etwas verschonen, nicht behelligen.
  • 6837 herschaft y Herrenwtirde, hoher Stand. — 0838 bezieht sich auf
  • 6369 fg. — kraft j Geltung. — 6851 den itp si wider gewannen, sie erholten
  • sich wieder.
  • 6857 gewarheit fem., Sicher' n Ort. —
  • XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZW. IWEIN UND GAWEIN. 237
  • von michelem sere,
  • daz er im sselde und ere
  • undrehtes alters ein leben G865
  • und sin riebe müese geben.
  • XII. ABENTEUER,
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAW^EIN.
  • Iwein reist nun mit seiner Begleiterin nach dem Orte, wo die Grafen-
  • tochter weilt, für welche er zu kämpfen versprochen hat, und begibt
  • sich dann mit jener nach der Stätte des Zweikampfes, wo bereits die
  • Schwester seiner Dame mit Gawein angekommen ist. Die Gegner erkennen
  • einander nicht, werden auch von Artus und den Zuschauern nicht er-
  • kannt. Beide sind einander innig befreundet und treten gleichwohl jetzt,
  • von tödtlichem Hasse erfüllt, auf Leben und Tod gegeneinander in die
  • Schranken. Um die besten aller Bitter in diesem Kampfe nicht verbluten
  • zu lassen, versucht Artus eine Versöhnung zwischen den beiden Schwe-
  • stern; allein die ältere will nicht nachgeben. Somit beginnt der Kampf,
  • so kräftig und so kunstgerecht, wie noch keiner gesehen, und währt un-
  • unterbrochen vom Morgen bis nach Mittag. Da erst milssen beide vor
  • Müdigkeit eine Pause eintreten lassen. Bald aber erheben sie sich von
  • Neuem und dringen noch feindlicher als bisher aufeinander ein. Man
  • ist allgemein besorgt um ihr Leben; Artus versucht es daher noch ein-
  • mal, die ältere der Grafentöchter zur Nachgiebigkeit zu stimmen, findet
  • aber auch jetzt noch kein Gehör und will von nun an keinen Vermitte-
  • lungsversuch mehr machen, selbst als die jüngere Schwester aus Mitleid
  • für die edeln Kämpfer sich erbietet, auf ihren Erbantheil lieber zu ver-
  • zichten. Da endlich bricht die Nacht an und scheidet die auf den Tod
  • ermüdeten Helden. Sie sind nun beide froh, daß ihre Arbeit vor der
  • Hand zu Ende ist, und begehren einer des andern Namen zu wissen. Als
  • die& geschehen, fallen sie sich beide vor freudigem Erstaunen in die Arme.
  • Jeder will nun von dem andern besiegt sein, keiner sich über den andern
  • den Sieg beimessen. Diesem freundlichen Wettstreit macht Artus ein
  • Ende, indem er die beiden Schwestern vor seinen Bichterstuhl ladet und
  • nach kurzem Verhör, in dem sich die ältere durch die an sie gerichtete
  • Frage fangen lässt, zu Gunsten der Jüngern entscheidet. Die nächste Zeit
  • verbringt Iwein, der sich nun auch als der von allen bewunderte «Ritter
  • mit dem Löwen» ausgewiesen hat, in Gemeinschaft mit Gawein an Artus'
  • Hof, bis seine Wunden wieder geheilt sind.
  • Nu wer moht im gedrewen,
  • do er gesunden sinen lewen
  • von dem strite brähte?
  • dar er da vor gedähte, ()870
  • €863 daz ser, die Noth, das Leiden.
  • 238 XII. ABENTEUER,
  • dar k^rter nü zehant,
  • da er die juncvrouwen vant,
  • die ir niftel siech liez,
  • der er den kämpf vür si gehiez.
  • diu wiste in die vil rehten wege, 6875
  • s. 252 und vundens in ir vater pflege.
  • Nune twelten si niht langer da:
  • wan in w4s diu kampfzit als6 nä,
  • daz in der tage zuo ir vart
  • weder gebrast noch über wart, 6880
  • und komen ze rehten ziten.
  • ir swester, ir widerstriten ,
  • vunden si an der kampfstat.
  • her Gäwein, der sich helen bat,
  • der hete sich selben s6 verholn 6885
  • und hete sich vor enwec gestoln,
  • und horten in des alle jehen,
  • ern möhte den kämpf niht gesehen
  • vor ander unmüezekeit.
  • alsus hete er sich entseit 6890
  • und hete sich wider gestoln dar
  • mit vremden wäfen also var,
  • daz in da, niemen äne diu magt
  • erkande: der het erz gesagt.
  • Nü saz da der künec Artus 6895
  • unde von sime hüs
  • sin massenie gar,
  • die gerne wolden nemen war,
  • wie da wurde gestriten.
  • nü kom ouch dort zuo geriten 6900
  • 6872 die junctrouwen, d. i. die jüngere Tochter des Terstorbenen Grafen
  • vom schwarzen Dorn, welche nach V. 5767 — 76 wegen Erkrankung unter-
  • wegs bei Verwandten eingekehrt war. — 6873 ir niftel ist hier Nominatiy
  • und bezeichnet die Vater- oder Mutter- Schwestertochter.
  • 6880 mir wirt eines d. über, ich habe etwas übrig, zu viel (das Gegen-
  • theil zu mir gebristet eines d.)\ vgl. zu Armer Heinrich 67. — 6882 wider-
  • strtte swf., Gegnerin; auch swra. wie im Jüngern Titarel 4693, 4701, meisler
  • Widerstrite 2900 u. 2905. — 6885 sich terheln stv., sich verhehlen, ver-
  • bergen, unkenntlich machen, verleugnen. — 6889 unmüezekeit fem., der
  • Mangel an Muße, das Beschäftigtsein, die Arbeit. — 6890 sich enttagen,
  • sich losmachen, entschuldigen; absagen. — 6892 wdfen, hier: Wappen. —
  • var adj., färb; also var, in solchen Farben. — 6893 dne=: ausgenommen,
  • außer.
  • 6897 massenie stf. (lat. mansio, mlat. mansionada, altfranc. maisnt)^
  • Hausgenoseenschaft , Gefolge, Hofstaat; vgl. gesinde.
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 239
  • diu juncvrouwe und her Iwein.
  • der lewe envuor niht mit in zwein
  • (den hete er under wegen län:
  • ern wolte in niht zem kämpfe hän),
  • und enwas ouch da nieman erkant , 6905
  • s. 253 wie der riter wsere genant.
  • Nu riten si beide in einen rinc.
  • ez dühte si alle sament ein dinc
  • vil harte clagebsere,
  • ob es niht rät wsere, 6910
  • ir einer enwurde da erslagen:
  • den müese mau wol iemer clagen;
  • wand si nie gesähen,
  • des si alle jähen,
  • zwene ritter gestalt 6915
  • so gar in Wunsches gewalt
  • an dem übe und an den siten;
  • und begunden den künec biten,
  • daz er die altern bsete,
  • daz siz durch got t«te 6920
  • unde der jungern teilte mite,
  • des verzech si im mit selbem site,
  • daz er die bete muose län.
  • si wolte daz gewis hän,
  • ir kempfe wurde sigehaft, 6925
  • wände si wol sin kraft
  • erkande und sich des tröste,
  • daz er si gar erlöste.
  • Do der künec Artus ersach,
  • daz niemen an die suone sprach, 6930
  • 6907 rinc stm. , der Kreis, ringförmig abgesteckte Kampfplatz. —
  • 6909 clagebaere, beklagenswerth. — 6910—11 ob sich dem nicht abhelfen
  • ließe ohne daß einer von beiden erschlagen wtlrde. — 6912 clagen ^ be-
  • klagen. — 6915 gentalii part. von stellen, gebildet, beschaffen. — 6916 in
  • des Wunsches gewalt =n in der gewalt des Wunsches, sodaß der Wunsch
  • d. h. die wunderthätige Kraft oder die höchste Zauberkunst nicht im
  • Stande wäre, etwas Vollkommeneres hervorzubringen»; (so Benecke) also:
  • auf das allervollkommenste ; vgl. die Anmerkung im Erec 8336 und die
  • Anm. zu 8277 und zu Gregor 1098 über wunschkint. — 6922 verzthen stv.
  • mit dat. und gen., einem etwas versagen, abschlagen; vgl. Naumann in
  • Steinmeyer^s Zts. 22, 34. — mit selhem site, in solchem Tone, solcher
  • Weise. — 6924 sie glaubte darüber Gewissheit zu haben.
  • 6930 an die suone sprechen, die Sühne (Aussöhnung) beanspruchen,
  • darauf antragen. —
  • 240 XII. ABENTEUER,
  • do hiez er rümen den rinc.
  • s. 254 nü was ez doch ein starkez dinc
  • ze sehenne ein vehten
  • von zwein s6 guoten knehten
  • (wandezn tüot dem biderben man niht wol, 6935
  • der des ändern tot sehen sol),
  • daz doch dem einen wsege was,
  • ob joch der ander genas.
  • Machte ich nü ditz vehten
  • von disen guoten knehten G940
  • mit Worten vil spsehe,
  • waz töhte diu waehe?
  • wand iu ist e so vil geseit
  • von ietweders manheit,
  • daz ich iu lihte mac gesagen, 6945
  • daz si niender zwein zagen
  • des tages gelich gebarten
  • und daz als e bewerten,
  • daz diu werlt nie gewan
  • zweue stritiger man 6950
  • nach werltlichem lone.
  • des truogen si ouch die kröne
  • riterlicher eren,
  • die ietweder wolde meren
  • mit dem andern an dem tage, 6955
  • daz ich ez gote tiure clage,
  • s. 255 daz die besten gesellen
  • ein ander kempfen wellen
  • die ieuder lebten bi der zit.
  • sweder nü hie tot gelit 6960
  • von des anderen hant,
  • und im da nach wirt erkant,
  • ()9:U den rinc rumen , den Kampfplatz frei machen, verlassen. — 69.t2 ein
  • starke: dinc, etwas Schweres, Unbequemes, Unerträgliches, eine Härte.
  • Vgl. Warnung 21.M. — (>d87 daz bezieht sich auf den Hauptgedanken des
  • Vorhergehenden: den tödtlichen Ausgang. — tcäye adj. nach Beneckfl:
  • mit tvd'je, d. h. mit Übergewicht versehen, dann wie hier: der Wahr-
  • scheinlichkeit nach überwiegend, bevorstehend, za erwarten.
  • 1)941 spcehe adj.. fein, künstlich, geschickt, zierlich; ez mit warten vil
  • »pce/ie machen, recht künstlich und fein darstellen, zierlich aasmalen. —
  • 6^4*2 H'irfie stf., Zierlichkeit, künstliche Ausführung, kunstyoUe Verherr-
  • lichung. — t5948 öeiciirten prwt. von hewccren, bewähren. — als e, so wie
  • früher. — t>y.'»0 — .M stritte nach eteir., um etwas eifrig streitend, nach etwas
  • «ifrivr strebend, streitlustig. — 4i»58 über kempfen sieh zu 4327. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN ÜWD GAWEIN. 241
  • wen 6r hat erslagen,
  • daz wirt s!n ^wigez clagen.
  • möhten si nü beide gesigen 6965
  • ode beide sigelos geligen
  • ode abe unverwäzen
  • den strit beide läzen,
  • s6 si sich erkennent beide,
  • daz wsere in vür die leide 6970
  • daz liebest und daz beste.
  • Jane wären si niht geste
  • des willen sam der engen.
  • ir ietwederm was tougen,
  • daz in kempfen solde ein man, 6975
  • der liebest den er ie gewan.
  • Sit daz der kämpf wesen sei,
  • so zimet in daz beiden wol,
  • daz si enzit striten.
  • wes mugen si iemer biten? 6980
  • da was diu State unde der muot.
  • euch wären diu ros also guot,
  • daz si daz niht ensümde.
  • s. 256 ir ietweder rümde
  • dem andern sinen puneiz ' 6985
  • von im vaste unz an den kreiz:
  • der was wol rosse louf es wit.
  • ze rosse huop sich der strit.
  • Si mohten wol striten,
  • wand sis ze den ziten 6990
  • 6967 unverwäzen, nicht verflacht, nicht geschmäht, ohne dem Verderben
  • geweiht, ohne an der Ehre gekränkt zu sein (vgl. Ereo 878—79); vgl.
  • V. d. Hagen's MS. I, 81*, 6; Ernst v. Kirchberg 636: einen unverwäzen
  • län. — 6%9 leide fem., Leid, Schmerz. — 6972 — 73 nikt geste des willen scni»
  • der ougen, nicht in ihrem Herzen einander so fremd wie in ihren Augen.
  • — 6974 tougen adj., verborgen.
  • 6980 wozu soUten sie tkberhaupt noch warten? die Bedeutung von
  • iemer in diesem Zusammenhange ist noch nicht festgestellt; vgl. Mhd.
  • Wörterbuch 2», 148^, 22 fg. — 6981 State stf., die gute Gelegenheit, der
  • rechte Zeitpunkt, der rechte Ort. — 6984—85 ich rume dir den puneiz von
  • mir unz an den kreiz, ich lasse dir ^aum, um von mir aus bis zur Ein-
  • fassung des Kampfplatzes den Anlauf zum Lanzenrennen (zum Speerstoß,
  • puneiz) zu nehmen; ähnlich in V. 5311—12. — 6986 vaste unz an, bis dicht
  • oder hart an, bis in die Nähe von (vgl. Mhd. Wörterbuch 3, 274^, i und
  • älteste an=ganz nahe oder dicht an: in dem Urkundenbuch des Klosters
  • Amsburg, S. 482, 517, 570, 583 u. s. w.). — 6987 rosselouf stm., Kosslauf,
  • ein Längenmaß, von dem 16 auf eine französisehe Meile gehen; nrch
  • andern beträgt es 125 Schritt.
  • BABTHANN VON AUS. III. 3« Aufl. \^
  • 242 XII. ABENTEÜBB,
  • niht erste begunden.
  • wie wol si striten künden
  • ze rosse und ze vuoze!
  • ez was ir unmuoze
  • von kinde gewesen ie: 6995
  • daz erzeigten si wol hie.
  • ouch si iu daz vür war geseit:
  • ez leret diu gewonheit
  • einen zagehaften man,
  • daz er getar unde kan 7000
  • baz vehten danne ein küener degen,
  • der es niht hat gepflegen.
  • dö was hie kunst unde kraft:
  • si möhten von riterschaft
  • schuole gehabet hän. 7005
  • zwäre man muose in län
  • von riterschefte den strit,
  • swaz riter lebte bi der zit.
  • nune sümden siz niht mSre:
  • diu ros wurden sere 7010
  • mit den sporn genomen.
  • s. 257 man* sach si dort zesamme komen
  • und vientliche gebären,
  • die doch gesellen wären. •
  • Ez dunket die andern unde mich 7015
  • vil lihte unmügelich,
  • daz iemer minne unde haz
  • also besitzen ein vaz,
  • daz minne bi hazze
  • belibe in einem vazze. 7020
  • ob minne unde haz
  • nie me besäzen ein vaz,
  • 6991 niht erste, nicht zum ersten Male. — 6994 unmuo»e stf., fort-
  • währende, unablässige Beschäftigung. — 7003 do leitet hier zugleich einen
  • Gegensatz gegen das Vorhergehende ein: dagegen, indessen. — 7004 — 5 lie
  • hätten über ritterliche Kunst förmlich Schule halten, Unterricht ertheilen
  • können; möhte mit dem inf. prset. = plusquamperf. couj. wie 13$, 5513,
  • 6507, 7446; Erec 1395, 2276 u. s. w. — 7007 von, in Bezug auf, was beirüft.
  • — einem den strit län, einem unbestritten den Vorrang lassen.
  • 7017 iemer, jemals. — 7018 vaz stn., Gefäß, hier bildlich: das Um-
  • schließende, der enge Baum, die Behausung, die St&tte, der Leib, das
  • Herz; zu dem Wortspiel mit haz und vaz vgl. Erec 1492 fg.; ebenso mit
  • guot und muot Gregor 4038, Iwein 1879 fg. und 2905 fg. — b^ntzenj be-
  • wohnen, einnehmen. — 7022 nie me, früher oder sonst noch nie, noch
  • niemals. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 243
  • doch wonte in diesem vazze
  • minne bi hazze,
  • also daz minne noch haz 7025
  • gerümden gähes daz vaz.
  • «Ich wsene, vriunt Hartman,
  • du missedenkest dar an.
  • war umbe sprichestü daz,
  • daz beide minne unde haz 7030
  • ensamt büwen ein vaz?
  • wan bedenkestü dich baz?
  • ez ist minne und hazze
  • zenge in einem vazze.
  • wan swä, der haz wirt inne 7035
  • s. 258 ernestlicher minne,
  • da rümet der haz
  • vroun Minnen daz vaz:
  • swä. abe gehüset der haz,
  • da wirt diu minne laz.» 7040
  • Nu wil ich iu bescheiden daz,
  • wie herzeminne und bitter haz
  • ein vil engez vaz besaz.
  • ir herze was ein gnuoc engez vaz:
  • da wont ensamt inne 7045
  • haz unde minne.
  • si hat aber underslagen
  • ein want, als ich iu wil sagen.
  • 7026 gerltmeuj verstärktes rumerit verlassen, aufgeben.
  • 7028 missedenken, falsch (arg) denken, sich irren. — 7031 büwen, bauen,
  • hier: bewohnen, einnehmen. — 7039 gehusen swv., hausen, seine Wohnung
  • nehmen, sich niederlassen. — 7040 las adj., lässig, matt; vgl. 128.
  • 7044 Die in den vorhergehenden Versen (7037—44, 7017—32) auftretende
  • Anhäufung des Beims hatte nach W. Grimm (Zur (beschichte des Beims,
  • S. 102) seit Heinrich von Veldeke bei mehreren höfischen Dichtern Ein-
  • gang gefunden und galt wohl für eine besondere Zierde der Bede. In
  • epischen Oedichten mag sie theilweise dazu gedient haben, den Gang der
  • Erzählung auf Augenblicke zu unterbrechen und den HOrer zu einer
  • kurzen Betrachtung zu gewinnen. Daß Hartmann besonders Wohlgefallen
  • an diesem Spiele fand, zeigt der häufige Gebrauch, den er von demselben
  • gemacht hat; vgl. zum Erec 5857; 2. Büchl. 821—826; Gregor 437—452;
  • Iwein 1879—84, 2905—10. Ein verwandtes Spiel war der grammatische
  • Beim oder «die Abwandlung eines Wortes durch verschiedene Formen
  • der Flexion und Ableitung», wovon gleich unten V. 7151—64 sich ein
  • sprechendes Beispiel findet und worüber noch die Anmerk. zum 1. Büchl.
  • 1706 nachzusehen ist. — 7047 underslahen stv. , voneinander absperren,
  • trennen. — 7048 waiU stf., hier: Scheidewand. —
  • 244 XII. ABENTEUER,
  • daz haz der minne niene weiz.
  • si taete im anders also heiz, 7050
  • daz nach schänden der haz
  • müese rümen daz vaz;
  • und rümet ez ouch vroun Minnen,
  • wirt er ir bi im innen.
  • Diu unkünde was diu want 7055
  • diu ir herze underbant:
  • daz si gevriunt von herzen sint
  • und mit gesehnden ougen blint.
  • si wil daz ein geselle
  • den anderen velle: 7060
  • und swenner in überwindet
  • s. 259 und er da nach bevindet,
  • wen er hat überwunden,
  • sone mac er von den stunden
  • niemer mere werden vrö. 7065
  • der Wunsch vluochet im also:
  • im gebrist des leides niht,
  • swenn im daz liebest geschiht.
  • wan sweder den sige kos,
  • der wart mit sige sigelös. 7070
  • in hat unsaelec getan
  • aller siner saelden wän:
  • er hazzet daz er minnet,
  • und vliuset so er gewinnet.
  • 7049 der Genetiv der minne abhängig von niene=niht ne. — 7050 eineiit
  • also heiz tuon, einem solche Hitze, Noth und Angst machen; Tgl. Srec
  • 4497; Lanzelet 4383; Flore 4208; Konrad Troj. Krieg 3971, 10709, 20988
  • (31945, 32154); Partonopier 8501, 3337; Georg 3383; JansEnenkel im Fürsten-
  • buch, S. 103; ähnliche Verbindungen pflegte machen einzugehen, Tgl. zu
  • Erec 9308. — 7051 nach schänden, «auf eine schimpfliche Weise». B.
  • 7054 bi im, bei sich.
  • 7055 unkünde stf. , die Unbekanntschaft , das Nichtwissen. — 7056 un-
  • derbinden stv. , dazwischentretend trennen. — 7057 gevriunt , gegenseitig
  • befreundet. — V. 7057—58 geben hier den Text nach Lachmann's Ver-
  • muthung, welcher die in allen Handschriften nach und noch stehenden.
  • Worte machet si weggelassen hat. Paul wendet mit Becht dagegen ein,
  • daß gevriunt von herzen und mit gesehnden ougen blint nicht als Gegens&tse
  • gelten können, daß vielmehr gevriunt von herzen nach strenger Logik die
  • Form des Nebeusatzes tragen sollte. Vielleicht ist mit engerem Anschlag
  • an die Überlieferung in I) zu schreiben: die die (oder da) gevriunt von.
  • herzen sint Machet st mit gesehenden ougen blint. — 7066 das Höchste and
  • Beste (das höchs'te Glück,' der schönste Genuß) flucht ihm, d. h. wendet.
  • ihm den Btlcken, wird ihm nicht zu Theil; vgl. die Anm. aum 2. Bttchl.
  • 113 und Carl Schmuhl, Beiträge zur Würdigung des Stiles Hartmann^a
  • V. A., S. 25 fg. (=Progr. der Latein. Hauptschule zu Halle 1881). — 7070 vgl»
  • mit 2. Büchl. 111.
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 245
  • Ir ros diu liefen dräte. 7075
  • ze vruo noch ze späte
  • s6 neicten si diu sper
  • und sluogens üf die brüst her,
  • daz si niene wancten.
  • sine bürten noch ensancten 7080
  • weder ze nider noch ze hö,
  • niuwan ze rehter mäze als6,
  • als ez wesen solde
  • und ir ietweder wolde
  • sinen kampfgesellen 7085
  • üf den sämen vellen;
  • daz ietweders stich geriet
  • da schilt unde heim schiet:
  • s. 260 wan da. rämet er des man
  • der den man vellen kan. 7090
  • Daz wart da wol erzeiget:
  • wandez was geneiget
  • ir ietweder also sere,
  • daz er dk vor nie mere
  • so nähen kom dem valle, 7095
  • ern viele ouch mit mit alle,
  • daz ir ietweder gesaz,
  • 7077 diu sper neigen war ein technischer Ausdruck: die Speere zum
  • Stoße vorhalten, Torstrecken, als Zeichen des beginnenden Kampfes. —
  • 71)78 daz sper df die brüst slahen , vorn auf die Brust setzen , gegen die
  • Brust ansetzen. — 7080 über bürn vgl. 5373. — sancten preet. mit Rück-
  • umlaut von senken. Wie hier in V. 7080—81 finden sich die Worte noch
  • chiastiBch gestellt in V. 3093^94, 6746—48, 7204-5, vgl. A. Faust in Stein-
  • meyer's Zts. 24, 14. — 7086 säme swm. ist in diesem Zusammenhange dich-
  • terischer Ausdruck ftLr Boden im Allgemeinen, ftlr welche Bedeutung
  • man auszugehen pflegt von dem Begriff Saat oder Saatfeld, Gras, wie es
  • in oberdeutschen Mundarten sich hin und wieder findet. In gleichem
  • Sinne wird im J. Titurel 3043, 4. 3046, 4. 3059 4 bluome gebraucht für die
  • «onst tkblichen Ausdrtkcke gries oder sant, den Boden, auf dem ein Tur-
  • nier, ein Kampf vor sich geht (arena). — 7087 ietweder hier in demselben
  • Sinne wie 4936. — geraten stv. , treffen. — 7088 da wo Schild und Helm
  • sich trennteuj voneinander abstanden (sich berührten). Als Punkte, nach
  • •denen der Bitter bei der tjost zielen soll, werden im Winsbeken 21, 6
  • folgende zwei genannt : ;« nageln vieren vf den schilt (vgl. zu Erec 2794,
  • 9089 und Gregor 1448) da sol diu sper gewinnen ha/t od da der heim ge-
  • stricket (festgeschnürt) ist: diu zwei sint rehtiu riters mal und vf der tjost
  • der beste list. — 7089 eines ramen swv., nach einem zielen, einen aufs Korn
  • nehmen.
  • 7092 geneiget «Cn, in das Sinken oder Fallen gerathen sein-, hier:
  • durch den Stol^ bei der Tjost hintenüber geneigt oder gedrückt sein; vgl.
  • Mhd. Wörterbuch 2», 352«, 40. — 7096 daß er nicht (oder: ohne daß er)
  • vollständig (=mit alle, ganz und gar) gefallen wäre. — 7097 gesitzen stv.,
  • sitzen bleiben, nicht fallen. —
  • 246 XII. ABENTEUER,
  • daz enmeinde niht wan daz,
  • daz diu sper niht ganz beliben:
  • wand sl körnen dar getriben 7100
  • mit also manlicher kraft,
  • daz ir ietweders schaft
  • wol ze hundert stücken brach,
  • und daz manneclich jach,
  • ern gessehe schoener tjost nie. 7105
  • ez lief krogierende hie
  • behender garzüne genuoc,
  • der ieglicher truoc
  • driu sper ode zwei.
  • man horte niht wan ein geschrei: 7110
  • «wä nü sper? wä nü sper?
  • ditz ist hin, ein anderz her!»
  • Da wart vil gestochen
  • und gar diu sper zebrochen,
  • diu si da haben mohten. 7115
  • heten si do gevohten
  • s, 261 ze rosse mitten s werten,
  • des si niene gerten,
  • daz waere der armen rosse tot:
  • von diu was in beiden not, 7120
  • daz si die dörperheit vermiten
  • und daz si ze vuoze striten.
  • in heten diu ros niht getan:
  • si liezenz an den lip gän.
  • Ich sage iu waz si täten, 7125
  • do si zesamne träten,
  • die zwene kampfwisen.
  • si sparten daz isen
  • da mit ir lip was bewart:
  • 7098 «davon war die Ursache einzig und allein die». B. — 7100 dar ge-
  • triben , herangejagt, herangesprengt; vgl. die Anm. zu 5313. — 7104 man-
  • neclich, hier wie in 4694. — 7106 krogieren (krojieren) swv., das Feldgeschrei,
  • den Schlachtruf erheben, laut rulen. — 7111 wd nu , eigentlich: wo sind
  • nun! dann gewöhnlich bloßer Ausruf: wohlan I aufl vgl. zu Erec 5832.
  • 7120 mir ist not, ich habe dringende Veranlassung, das BedtlrfnisSy
  • dringendes Verlangen. — 7121 dörperheit stf., die Weise und das Benehmen
  • eines dorpers (Dorfbewohners, Bauern), Ungeschliffenheit, Rohheit. —
  • 7124 sie boten ihren Leib (ihre Person, ihr Leben) zum Kampfe dir,
  • setzten sich ihren Leib zum Ziel; vgl. Paul Mhd. Gr. 220.
  • 7127 kamp/wtse swm., der Kampfkundige. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 247
  • diu swert wurden niht gespart. 7130
  • si wären der schilte
  • ein ander harte milte:
  • den schilten wären si gehaz.
  • ir ietweder bedähte daz:
  • «waz touc mir min arbeit? 7135
  • unz er den schilt vor im treit,
  • s6 ist er ein sicher man.»
  • die schilte hiuwen si dan.
  • sine geruochten des nie,
  • daz si niderhalp der knie 7140
  • deheiner siege tseten war,
  • da si der schilte wären bar.
  • si entlihen kreftiger siege
  • m^ dan ich gesagen mege,
  • äne bürgen und äne pfant, 7145
  • s. 262 und wart vergolten da zehant.
  • LAt/
  • Swer gerne giltet, daz ist guot: w*^^^. i,f.
  • wan hat er borgennes muot,
  • s6 mac er wol borgen.
  • daz muosen si besorgen, 7150
  • swer borget und niht gulte,
  • daz er des lihte engulte.
  • borgten si äne gelten,
  • des vorhten si engelteu;
  • wand er sin ofte engiltet 7155
  • swer bore niene giltet.
  • si hetens da engolten,
  • dane wurde bore vergolten;
  • da von ir ietweder galt
  • ■t-'
  • 7132 milte adj. mit gen., freigebig mit oder in Bezug auf etwas, es nicht
  • schonend oder sparend. — 7136 um, vgl. zu 1299. — 7138 hiuwen pr»t.
  • von houtoeriy hauen; dan houwen=yvegy herunterhauen = von der hant
  • houwen in V. 7221. — 7140 niderhalp adv. mit gen., unterwärts, unter-
  • halb. — 7141 war tuon eines d., sein Augenmerk auf etwas richten, auf
  • etwas Acht haben, bedacht sein; vgl. Erec 8268, 8292; 1. Büchl. 1226;
  • Gregor 1976. — 7143 entlihen stv. , ausleihen, auf Borg geben, hier bild-
  • lich: Schwerthiebe austheilen; vgl. 7191 iind die Bemerkungen zu Erec
  • 863 — 865. — 7146 vergelten, hier: die Schläge zurückzahlen, erwidern.
  • 7147 gelten, das Dargeliehene zurückzahlen. — 7148 borgen swv. , auf
  • Borg nehmen. — 7149 wol, getrost, immerhin. — 7151 borgen und niht
  • gelten hier wieder bildlich: Schwertschläge empfangen und nicht erwidern.
  • — Über den «grammatischen Beim» in V. 7151—7160 vgl. die Anmerkung
  • zu 7044. — 7152 engelten mit gen., wofür büßen, wovon Schaden haben. -
  • 7158 fidls nicht das Entnommene zurückgezahlt worden wäre. — 7159 da
  • von, daher, deshalb. —
  • 248 Xn. ABENTBUEB,
  • daz ers an lobe niht engalt. 7160
  • si muosen vaste gelten
  • vür des todes schelten
  • und vür die scheltsere
  • bcEser geltsere.
  • si entlihen bede üz voller hant, 7165
  • und wart nach gelte niht gesant:
  • wand si heteu üf daz velt
  • beide bräht ir übergelt
  • unde vergalten an der stat
  • m§ und e dan man si bat. 7170
  • Verlegeniu müezekeit
  • ist gote und der werlte leit:
  • dane lät sich ouch niemen an
  • niuwan ein verlegen man.
  • swer gerne lebt nach eren, 7175
  • der sol vil starke keren
  • s. 263 alle sine sinne
  • nach eteslichem gwinne,
  • da mit er sich wol bejage
  • und ouch vertribe die tage. 7180
  • alsus heten si getan:
  • ir leben was niht verlän
  • an deheine müezekeit.
  • 7162 um nicht vom Tode wegen ihrer Schuld sich mahnen zu lassen
  • (falls sie im Bezahlen, d. i. im Erwidern der Schwerthiebe, säumig
  • waren). Dem entsprechend wird der Tod noch in einem Gedichte des
  • 17. Jahrh. der unmild Schiltbürger (d. h. schilt — die — bürger) genannt, weil
  • er als Gläubiger an den Menschen, den Schuldner, seine Ansprüche ge-
  • richtlich geltend macht durch schelten, seine Forderungen unbarmherzig
  • eintreibt; vgl. B. Köhler in der Germania 25, 360 und E. Henrici in
  • Hteinmeyer's Zts. 25, 127. vür hier im Sinne von : wider, gegen, ebenso in
  • der folgenden Zeile. — Andere wegen ihrer Vergehen, wegen ihrer nicht
  • eingehaltenen YerpflichtuDgeu öffentlich zu rügen und zu tadeln (schelten)
  • war im Mittelalter gemeiniglich Sache der Fahrenden oder Spielleute; sie
  • heißen nach dieser Seite auch vorzugsweise die scheltoere. — 7163 — 64 und
  • lim nicht denen preisgegeben zu sein, welche schlechte Bezahler öffentlich
  • zu rügen pflegen. — 716G das Geld zum Bezahlen brauchte nicht erst her-
  • beigeholt zu werden. — 7168 übergelt stm. u. stn., Zahlung die den Betrag
  • der Schuld übersteigt. — 7l7o biten, fordern, mahnen.
  • 7171 re/'/e^/en partic. prtet. = was sich verlegen hat, durch langes Liegen
  • entwerthct, verdorben, verkommen, schimpflich; im Ahd. farlegan, adulter,
  • containinatus, segnis bei Graff, II, 88; vgl. verlegeniu wät in MSFr. 243, 46;
  • verlegene äcentiure in v. d. Hagen's MS. IV, 93, 63; vorlegin sntac in den
  • Scriptores rer. Pruss. II, 205; unvorlegen mist in dem Eisenacher Bechtsb.
  • bei Ortloflf, I, 729; verlegen win Weist. V, 502; Gramm. 4, 70. — 7172 leit
  • adj., unliebsam, widerwärtig. — 7173 sich da an lazen, sich darauf verlassen,
  • dem hingeben. — 7175 nach eren, vgl. zu 7o51. — 7179—80 «mit welchem
  • er sich auf eine löbliche Weise beschäftige und sein Leben hinbringe». B.
  • — 7182 Verlan an eteu\,, einer Sache ergeben. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 249
  • in was beiden vil leit,
  • swenne ir tage giengen hin, 7185
  • daz sl deheinen gewin
  • an ir koufe vunden,
  • des si sich underwunden.
  • Si wären swßne msere
  • karge wehselsere 7190
  • und entlihen üz ir varende guot
  • üf einen selts8enen muot.
  • si nämen wuocher dar an
  • sam zwene werbende man:
  • si pflägen zir gewinne 7195
  • harte vremder sinne,
  • dehein koufman hete ir site,
  • ern verdürbe da mite:
  • da wurden si riche abe.
  • si entlihen niemen ir habe, 7200
  • in enwsere leit, galt er in.
  • nü sehent ir wie selch gewin
  • iemen geriehen mege.
  • da entlihen si Stiche unde siege
  • beide mit swerten und mit spern: 7205
  • desn moht si nieman gewern
  • s. 264 vol unz an daz halbe teil:
  • des wuohs ir dre unde ir heil.
  • Ouch was ir wehsei s6 gereit,
  • daz er nie wart verseit 7210
  • manne noch wibe,
  • sine wehselten mit dem libe
  • arbeit umb ere.
  • 7187 "kouf 8tm., Handel.
  • 7189 mcerey bekannt, berühmt, geachtet. — 7190 karc, klug. — wehse-
  • Imre stm. , der Geldwechsler, Geldausleiher ; der Geldgeschäfte macht.
  • — 7191 dai varende guot, die bewegliche Habe; die Waare. — 7192 in
  • einer seltsamen Absicht; zu einem sonderbaren Zwecke (vgl. 7200 — 1). —
  • 7193 wuocfier stm., Gewinn, Profit, Zinsen (Procent). — 7194 werbender
  • man, Handels- oder Geschäftsmann. — 7196 vremde adj., seltsam, wunder-
  • lich. — sin, Art und Weise, Methode, Weg. — 7201 ohne daß es ihnen
  • unlieb gewesen wäre, wenn er es ihnen wieder bezahlte. — 7202 sehent ir
  • ist Imperativ: sehet. — 7203 gertchen swv. , reich machen. — 7204—5 vgl.
  • die Anm. zu 7080. — 7206 einen eines d. gewern, einen ftkr etwas bezahlen,
  • ihm Zahlung leisten.
  • 7209 der wehsei, das Wechselgeschäft, der Tauschhandel, nämlich das
  • entlihen und gelten, hier bildlich für: das wechselseitige Austheilen der
  • Schwertstreiche, das Kämpfen oder der Zweikampf. — gereit, gleich zur
  • Hand, dienstbereit, zugänglich. — 7212 — 13 arbeit umbe Sre wehsein, Mühe
  • 250 XII. ABENTEUER,
  • sine heten nie mere
  • in also kurzen stunden 7215
  • so vollen gelt vunden:
  • si entlihen nie einen slac
  • wan da der gelt selb ander lac.
  • die schilte wurden dar gegeben
  • ze nötpfande vür daz leben: 7220
  • die hiuwens dräte von der haut.
  • done heten si dehein ander pfant
  • niuwan daz isen also bar:
  • daz verpfanten si dar.
  • ouch enwärt der lip des niht erlän, 7225
  • ern müese da ze pfände stän:
  • den verzinsten si sä.
  • die helme wurden eteswä
  • vil sere verschroten,
  • daz die meilen röten 7230
  • von bluote begunden,
  • wände si vil wunden
  • in kurzer stunt enpfiengen,
  • die niht ze verhe giengen.
  • Sich huop wider morgen 7235
  • s. 265 mit meinlichen sorgen
  • dirre angestlicher strit
  • und Arbeit einwechseln oder eintauschen gegen Buhm und Ehre; sicli
  • Mühen unterziehen, um Ehre zu erwerben. — Um dem ttberladenen Verse
  • aufzuhelfen, hat Laohmann der libe vermuthet statt mit dem Itbe, — 7214 nie
  • merey noch nie wieder. — 7216 gelt stm., Bezahlung (Vergeltung), Gewinn,
  • Erlös. — 7218 außer wo die Bezahlung fdie Erwiderung, der Gegenhieb)
  • zu zweit stattfand; außer wo zugleich jedesmal der Gegenhieb erfolgte. —
  • 7220 notpfant stn., das aus Noth gegebene Pfand (im Gegensatz zu dem
  • freiwillig versetzten, dem gebepfant). — 7223 daz isen, die eisemo Btkstung.
  • — also bar, so bloß, so ungeschützt vom Schilde wie sie war. — 7224 dar
  • verpf enden, als Pfand darreichen. — 7226 der Itp stät ze pfände, der Leib
  • ist verpfändet, daran gesetzt. — 7227 den Itp verzinsten si sä, «für den ver-
  • pfändeten Leib zahlten sie ohne zu säumen (sä) die dem Pfandinhaber
  • zukommenden Zinsen, und da jeder von beiden Piandtnhaber war, zahl-
  • ten sie die Zinsen gegenseitig, durch Hiebe und Wunden.» W. Müller
  • im Mhd. Wörterbuch 3, 900; verzinsen=a,lti Zins hingeben, preisgeben. —
  • 7228 eteswä, hier und da. — 7229 verschroten stv., verschneiden, verhauen. —
  • 7230 meile swf., Panzerring, franz. niaille; (als stf. erscheint das Wort bei
  • Heinrich von dem Türlin: mit dicker wtzer meile ['. vinteiley, und 18390:
  • die wizen meile [•.bateile']', ebenso rote meile bei dem Pleier in der Ger-
  • mania 3, 38). — roten swv. , roth werden. — 7234 daz verch (gen. verhes),
  • der Sitz des Lebens, das Leben (aniina); ze verhe gän, ans Leben gehen,
  • lebensgefährlich, tödtlich sein.
  • 7235 wider prsep., gegen. — 7236 über meinltch adj. vgl. zu 1600 (vgl.
  • magenlich in der Erlösung 2398; einem meinltche dröwen bei Ernst v. Kirch-
  • berg 610). —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 251
  • und werte harte lange zit
  • unz wol nach mittem tage,
  • daz von ir de weders slage 7240
  • dehein schade mohte komen.
  • in hete diu müede benomen
  • s6 gar den lip und die kraft,
  • daz si des dühte, ir riterschaft
  • diu wsere gar an ^re, 7245
  • und envähten niht m^re.
  • ez wart da von in beiden
  • ein vil gemüetlich scheiden,
  • und satzten sich ze ruowe hie,
  • unz si diu müede verlie. 7250
  • Diu ruowe wart vil unlanc,
  • unz ietweder üf spranc
  • und liefen aber ein ander an.
  • si wären zw^ne vrische man
  • beide des willen unde der kraft. 7255
  • ezn wac ir erriu riterschaft
  • engegen dirre niht ein stro,
  • der si begunden aber dö.
  • ir siege wären kreftec e,
  • nü kreftiger, und wart ir m6. * 7260
  • euch sach disen kämpf an
  • manec kämpf wise man:
  • s. 266 ir deheines ouge was vür war
  • weder so wise noch s6 clär,
  • heter genomen üf sinen eit 7265
  • ze sagenne die wärheit,
  • weder ez des tages ie
  • gewunnen hete bezzer hie
  • also groz als umbe ein här,
  • 7242 diu müede, die Müdigkeit. — 7248 gemüetlich adj., dem muot ent-
  • sprechend, angenehm, willkommen; vgl. Höfer's Auswahl, S. 232: .y/e sin
  • eintreckticliche , gemütliche und toillicltche zu uns gegangen, wo es sich der
  • Bedeutung von muotwillicltche = freiwillig nähert. „Bei Hartmann hat der
  • Ausdruck keine sichere Gewähr; es wird hier das Ächte unterdrückt sein.
  • 7251 Tgl. Erec 2636. — 7254 vriach adj., ungeschwächt. — 7255 des
  • loillen, dem Willen nach. — 7256 — 57 es wog (war werth) ihr früherer
  • (erster) Kampf gegen diesen nicht einen Strohhalm; er war mit diesem
  • kaum oder gar nicht zu vergleichen. — 7265 ez üf sinen eit nenien, eidlich
  • versichern, versprechen. — 7267 — 68 ez gewinnen, im Vortheil, überlegen
  • sein : wer von beiden an diesem Tage auch nur um ein Haar dem andern
  • überlegen gewesen wäre. Vgl. Gramm. 4, 333 fg. Erec 945: und gewan ez
  • eine wile so sire mit der ile; ferner 921 fg.: daz witzige unde tumbe mit
  • nihte erkiesen künden, weder ez ze den stunden eines ougen wceger hcete, —
  • 252 XII. ABENTEUER,
  • desne möhter vür wä.r 7270
  • ir dewederm gejehen:
  • ezn wart nie glicher kämpf gesehen.
  • Nu sorget man unde wip
  • umb ir ^re und umb ir lip:
  • und möhten siz in beiden 7275
  • nach eren hän gescheiden,
  • daz heten si gerne getan,
  • und begunden rede drumbe hän.
  • wand wer möhte daz verclagen,
  • sweder ir dk wurde erslagen 7280
  • od gekrenket an den eren?
  • der künec begunde keren
  • bete unde sinne,
  • ob er deheine minne
  • vunde an der altern magt, 7285
  • diu s6 gar hete versagt
  • der jungern ir erbe,
  • diu bete was unbederbe;
  • si versagte im s6 mit unsiten,
  • daz er sis niht me wolte biten. 7290
  • s. 267 Do abei' diu junger ersach
  • der guoten riter ungemach,
  • daz truobte si in ir sinnen:
  • und do si mit minnen
  • nieman gescheiden mohte, 7295
  • do tete si als ir tohte.
  • diu edele und die schcene,
  • diu gewizzen, diu unhoene,
  • diu süeze, diu guote,
  • diu suoze gemuote, 7300
  • 7271 dewederm gejehen, keinem von beiden zugestehen, von keinem es sagen.
  • 7276 ez scheiden, eine Entscheidung treffen, den Streit beilegen; der
  • Ausdruck ist wie ez gewinnen in V. 7268, et rumen, ez enblanden u. dgl. za
  • beurtheilen; ez bezieht sich in diesen nicht auf ein vorhergenanntes Snb-
  • stantivum, sondern weist auf etwas allgemein Bekanntes hin, vgl. Paul
  • Mhd. Gr. 220. — 7278 rede dar umbe hän, die Sache besprechen, in Er-
  • wägung ziehen. — 7279 verclagen, verschmerzen. — 7280 sweder, wenn der
  • eine von beiden. — 7282-83 bete unde sinne kSren, Bitten und Verstand
  • dazu verwenden. — 7288 unbederbe adj., unntltz.
  • 7293 trüeben swv., betrüben. — 7294 über mit minnen vgl. zu 2886. —
  • 7298 gewizzen part. von wizzen, hier mit activem Sinne: verständig, wis-
  • send was sich schickt; rücksichtsvoll, taktvoll (synonym bescheiden). —
  • unhoene adj., nicht hochfahrend ; herablassend, zuvorkommend. — 7300 suoMe
  • gemuotf freundlich, gesinnt. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 253
  • diu niuwan süezes künde,
  • mit rötsüezem munde
  • lachte si die swester an.
  • si sprach: «^ ein sus geret man
  • den tot in minem namen kür 7305
  • ode sin öre verlür,
  • min lip und unser beider laut
  • waere bezzer verbrant.
  • ziuch dich mit guotem heile
  • ze minem erbeteile. 7310
  • dir si verläzen äne nit
  • beide laut unde strit.
  • deiswär sit ichs niht haben sol,
  • ichn gan es niemen also wol.
  • heiz den kämpf lä.zen sin: 7316
  • ir leben ist nützer danne daz min.
  • ich bin noch baz ein armez ^rlp
  • danne ir deweder den Hp
  • durch mich hie sül Verliesen.
  • ich wil üf dich verkiesen.» 7320
  • s. 268 Ir willen da nieman ensach
  • wan der ir guotes drumbe jach,
  • den künec si alle bäten
  • unde begunden raten,
  • daz erz durch got tsete 7326
  • unde die altern bsete,
  • daz si der jüngeren doch
  • daz dritte teil od minre noch
  • ir erbeteiles wolde geben:
  • ez gienge den ritem an daz leben, 7330
  • ir einem ode in beiden,
  • sine wurden gescheiden.
  • daz hete si 11h te getan,
  • wold es der künec gevolget hän.
  • 7301 die nichts als Liebes wusste; über den Genetiv nach niuwan (=niht
  • wan) vgl. Erec 307 und die Anmerkung. — 7305 den t6t kiesen, den Tod
  • finden. — 7309 sich ziehen xuo einem d., ein Ding in Besitz nehmen, es sich
  • aneignen; vgl. zu 2868. — mit guotem heile, mit glücklichem Erfolge; un-
  • ter uottes Segen; ebenso 833. — 7311 veriäzen sty., überlassen: einem den
  • atrtt veriäzen = den strit einem läzen in V. 118 und 4075; vgl. daselbst die
  • Anmerkung. — 7317 noch baz, noch eher, noch lieber. — 7320 iif einen
  • verJnesen, einem zu Gunsten Verzicht leisten, einem vergeben.
  • 7322 «der sie nicht wegen ihres guten Herzens gelobt hätte». B« — -
  • 7332 wenn sie nicht geschieden .würden. — 7333 lihte adv., wahrscheinlich. —
  • 7334' es volgen, einer S. beistimmen, nachgeben, sich dadurch bewegen Itfsien. —
  • 254 XII. ABENTEUER,
  • done wolte ers niht volgen: 7335
  • er was so sere erbolgen
  • der altern durch ir herten muot:
  • iu dühte diu junger also guot,
  • daz er si nöte verstiez,
  • wand si sich vil gar verliez 7340
  • ze sinem hoverehte.
  • dise guoten knehte
  • die heten dem langen tage
  • mit manegem riterlichen slage
  • nach ören ende gegeben, 7345
  • und stuont noch üf der wäge ir leben,
  • unz daz diu naht ane gienc
  • s. 269 und ez diu vinster undervienc.
  • Sus schiet si beide diu naht,
  • und daz ir ietweders mäht 7350
  • wol dem andern was kunt,
  • daz si beide da zestunt
  • an ein ander genuocte.
  • und Sit ez sich wol gevuocte,
  • daz siz mit eren mohten län, 7355
  • so liezen siz wol understän
  • unz an den anderen tac.
  • si täten als er ie pfiac
  • der ie rehten muot gewan:
  • swie leide dem biderben man 7360
  • von dem andern geschiht,
  • kumt ez von muotwillen niht,
  • ob er den willen trüege,
  • daz er in gerne slüege,
  • 7339 note sdv. , nothgedrungen , ungern. — einen verstSzen, entweder im
  • Sinne von: einem sein Erbteil entziehen (wie im Ereo 403 einen des erbe*
  • verstözen) oder allgemein : einen zurtlckweisen, ihm seine Bitte abschlagen.
  • — 7341 daz hotereht, das bei Hofe geltende Uecht; hier vorzagsweise die
  • an Artus' Hofe geltenden Bestimmungen in Betreff des Zweikampfes, vgL
  • 5742 -45 und ßcethe, Einl. zu Reinmar v. Zweier S. 78—79. — 7345 dem tage
  • nach eren ende geben, den Tag ehrenvoll beschließen. — 7346 ^/ der wäge »tan,
  • in Gefahr schweben. — 7348 undervähen stv., hindernd daswiseheBtreten.
  • 7352—53 daß vor der Hand einer an dem andern genug hatte, sieh
  • beide von einander befriedigt fühlten. — 7354 gevuocte pr»t. von gevüegen,
  • — 7356 underatan v. au., für eine gewisse Zeit stille sein: bewenden, unter-
  • bleiben: so noch bei Ulrich von Gutenberg 71, 17 (MSPr.) und in Gott-
  • fried's Tristan 6814 ed. Bechstein. — 7358 ie hier== immer, in der Bedeu-
  • tung verschieden von ie im folgenden Verse, wo es jemals bedeutet. —
  • 7359 rehter muoty rechter, redlicher, biederer Sinn (im Gegensatz zu fal-
  • scher muot), — 3627 von muotwillen, aus eigenem Antriebe und mit Absicht;
  • hier: aus feindlicher Absicht. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 255
  • sone ist er im doch niht gehaz, 7365
  • unde behaget im baz
  • danoe da bi ein boese man,
  • des er nie schaden gewan.
  • Daz wart wol schin an in zwein.
  • sich verkante min her Iwein 7370
  • wider sinen kampfgenöz,
  • wandez vür eine gäbe gröz
  • ir ietweder haben wolde,
  • ob er wizzen solde,
  • wer der ander wsere. 7375
  • siniu wehselmaere
  • s. 270 begunder wider in hän.
  • er sprach: «wir haben et verlän
  • unser häzlichez spil:
  • ich mac nü sprechen swaz ich wil. 7380
  • Ich minnet ie von miner mäht
  • den liebten tac vür die naht:
  • da lac vil miner vröuden an,
  • und vröut noch wip unde man.
  • der tac ist vroelich unde clär, 7385
  • diu naht trüebe unde swär,
  • wand sl diu herze trüebet.
  • 7367 da bi, in Yergleich damit; dieBen Sinn hat der Ausdruck auch im
  • Erec 1776 u. 8393, wo die Anmerkungen nachzusehen sind; ferner in der
  • Kaiserohronik 11418: do was der sin genanne stoerzir bi dem manne; im
  • Parzival XVI, 782: glich antlitze u. glichez vel Anfortas bi siner swester truoc;
  • von dem übelen Weibe 248 bi mir alle die nu leben immer sint gebezzert;
  • im Sinne von: darnach, nach dem Vorbilde, ad exemplum iin Flore 4632:
  • daz ir mackent da bi einen turn; Mitteid. Sohachb. 216, 32 die kleinen rich-
  • ten sich do bi als ob iz ein vorbilde si; Alemannia VI. 280, 3 fg. (die Maße)
  • .HOl man phähten bi den geschirren; bei Mone, Altt. Schausp. 101, 60 da ziet
  • tich, edelen riiter, bi und ebenso in der Elisabeth ed. Bieger 4 und 11
  • (Anra. zu Iwein 2738); und in der mitteldeutschen Evangelienübersetzung
  • (Haupt's Zeitschrift 9, 292): toarumme wandern nicht dtne junger bi der
  • läre der a/den= Marcus 7, 5: iuxta traditionem seniorum; vgl. Graft 3, 11.
  • 7370 — 71 sich verkünden wider einen, sich kund geben, zu erkennen
  • geben einem gegenüber, mit einem bekannt zu machen suchen. Laoh-
  • mann's Schreibung verkünde, von verkunnen, ist gegen alle Handschriften ;
  • auf das in Ba tiberlieferte verkunte weisen auch die Lesarten der übrigen
  • Hsss. hin; die Stelle scheint zu beruhen auf Chrestiens 6216 meis eincois
  • que del champ s'an voisent, se seront bien antracointie ; vgl. Paul 1. 1. 396.
  • Die Beispiele, welche Lexer III, 150 von verkünden beigebracht hat,
  • scheinen allerdings nicht über das 14. Jahrh. zurückzugehen. — 7372 wan
  • deiz, «außer daß es». L. — 7373 haben, halten, ansehen. — 7376 — 77 wehsel-
  • mcBre wider einen hän^ Zwiegespräche mit einem unterhalten. — 7379 häz-
  • lieh adj., feindselig, erbittert.
  • 7381 von miner mäht, wegen, in Anbetracht meiner Kraft die mir der
  • Tag gab, vgl. 7410, 7445. — 7384 zu vrout ist tac als Subject zu denken. —
  • 7386 swär adj. (ahd. »war), Nebenform zu swcere (ahd. «wart). —
  • 256 XII. ABENTEUER,
  • s6 der tac üebet
  • manheit Uüde wäfen,
  • so wil diu naht släfen. 7390
  • ich minnet unz an dise vrist
  • den tac vür allez daz der ist:
  • deiswär, edel riter guot,
  • nü habet ir den selben muot
  • vil gar an mir verköret. 7395
  • der tac si guneret:
  • ich hazze in iemer mere,
  • wand er mir al min ere
  • vil nach hete benomen.
  • diu naht si gote willekomen: 74C0
  • sol ich mit eren alten,
  • daz hat si mir behalten.
  • Nü seht, ob ich von dem tage
  • niht grözen kumber unde clage
  • s. 271 wol von schulden haben mege. 7405
  • und waerer langer drl er siege,
  • die heten iu den sige gegeben
  • und mir benomen daz leben:
  • des erlät mich disiu liebiu naht,
  • diu luowe git mir niuwe mäht, 7410
  • da nach göt aber ein swsere tac,
  • daz ich danne aber vehten mac.
  • nü muoz ich aber sorgen
  • üf den tac morgen.
  • got enwelle michs erlän, 7415
  • so muoz ich aber bestän
  • den aller tiuresten man,
  • des ich ie künde gewan.
  • da, hoeret weizgot sorge zuo:
  • got si der sine gnäde tuo. 7420
  • 7388 Heben swv., pflegen; mit etwas beschäftigt sein oder zu thun haben. —
  • 7392 daz der ist, was da ist; daz der = daz dar (dar). — 7897 iemer mSre,
  • fortan immer. — 7400 «für die Nacht sei Gott gelobt». B. — 7402 dafür
  • hat sie allein Sorge getragen; das danke ich ihrer Fürsorge. — behalteny
  • bewahren, sorgen daß etwas nicht verloren gehe.
  • 7406 und wenn er nur so viel länger dauerte als zu drei Hieben Zeit
  • gehört. — 7411 gen, folgen. Diese Zeile fasse man als parenthetischen Satz,
  • sodaß 7412 sich an 741U anschließt. — 7415 falls mir's Gort nicht ersparen
  • will. — 7420 Gott möge mir Gnade erweisen, mir beistehen I vgl. zu 1172,
  • 6409. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 257
  • den ich da meine, daz sit ir.
  • got der bewar mir
  • minen lip und m!n ere:
  • ichn vorhte mir nie s6 sere.
  • Und wizzet, daz ich nie gewan 7425
  • ze tuonne mit deheinem man
  • den ich so gerne erkande.
  • ihr möhtent äne schände
  • mir wol sagen iuwern namen.»
  • «ichn wil mich wider iuch niht schämen», 7430
  • sprach min her Gäwein.
  • «wir gehellen beide in ein.
  • herre , ir habent mir des' verdigen (?) ;
  • 8. 272 unde hetent ir geswigen,
  • die rede die ir habent getan, 7435
  • die wold ich gesprochen hän.
  • Daz ir da minnet, daz minn ich:
  • des ir da sorget, des sorg ich.
  • ez ist hiute hin ein tac,
  • den ich wol immer hazzen mac: 7440
  • wand er hat mir die n6t getan,
  • der ich ie was erlän.
  • mir benäm deiswär nie mere
  • ein man also sere
  • mlne werllche mäht: 7445
  • und möhtet ir vor der naht
  • ze zwein siegen hän gesehen,
  • so müese ich iu des siges jehen.
  • ich hän der naht vil küme erbiten.
  • 7430 wider iuch, gegen, vor euch. — 7432 gehellen stv. , überein-, zu-
  • sammenstimmen. — in ein, ttberein, zusammen. — 7433 einem eines d. ver-
  • dthen stv., einem in einer Sache zuvorkommen ; so nach den Handschriften
  • ADcd; es ist jedoch noch sehr fraglich, ob nicht die Lesart von Bb : ir
  • habent mich des furdigen vorzuziehen ist (vgl. die Anmerk. zu 914); für-
  • dihen würde sich dann gleichen den Zusammensetzungen vürstän (Mhd.
  • Wörterbuch 2^, 589) vürtreten (Lanzelet 5241), fürnames, und ver- statt vür-
  • könnte auf mitteldeutschem Einflüsse beruhen ; mit dem Accusativ und ip
  • der Bedeutung von übertreffen, überwinden finde ich verdthen noch in den
  • Bruchstücken aus Heinrich Hesler's Offenbarung bei K, Roth, Dichtungen
  • des deutschen Mittelalters, S. 9; der sigenunftige strxt, der die werlt uber-
  • siget und den tuvel verdiget , ist unser geloube.
  • 7445 verlieh adj., wehrhaft, streitbar. — 7447 ze zwein siegen sehen.
  • nur so viel Zeit sehen als zu zwei Hieben gehört. «Iwein hatte (7406)
  • Ton dreyen gesprochen; der hÖeesche Gawein spricht von zweyen». B.
  • — 7449 eines d. h&me erbiten stv., mit ängstlicher Spannung, mit Schmerzen
  • etwas erwarten. —
  • BABTXAmr VON AVE. xii. 3. Aufl. 17
  • 258 XII. ABENTEUER,
  • swaz ich noch hän gestriteu, '7450
  • so gewan ich nie so groze not.
  • ich vürhte laster ode den tot
  • von iu gewinnen morgen.
  • wir sin in glichen sorgen.
  • und si iu daz vür war geseit, 7455
  • daz ich durch iuwer vrümekeit
  • iu aller der eren gan,
  • der ich niht sere engelten kan.
  • Min herze ist leides überladen,
  • daz ich üf iuweren schaden 7460
  • immer sol gedenken,
  • swa ez mich niht süle krenken,
  • da gesche iu allez des ir gert.
  • des Sit ir weizgot wol wert.
  • ich wolde daz ez wsere also, 7465
  • s. 273 daz dise juncvrouwen zwo
  • heten swaz si dühte guot,
  • und daz wir dienesthaften muot
  • under ein ander müesen tragen,
  • ich wil iu minen namen sagen. 7470
  • Ich bin genant Gäwein.»
  • «Gäwein?» «ja.» «wie wol daz schein
  • diesen unsenften tac!
  • manegen vientlichen slac
  • hän ich von iu enpfangen. 7475
  • iwer haz ist ergangen
  • über iuwern gwissen dienstman.
  • unde ichn zwivel niht dar an,
  • swaz ir mir leides hänt getan,
  • des enwsere ich alles erl&n, 7480
  • het ich mich enzit genant.
  • 7456—58 ich wünsche euch um euerer Kitterlichkeit willen von Herzen
  • alle die Ehre, von der ich selbst möglicherweise (insofern ich davon)
  • keinen großen Nachtheil habe.
  • 74G2 wo nur vorauszusetzen ist, daß es mich nicht benachtheiligen^
  • mich au meiner Ehre nicht schmälern (krenken swv.) werde. — 7468 vgl.
  • mit 476 S und Anmerkung.
  • 7480 über die Negation — des enwcere (so nach A und den Prager
  • Bruchstücken in der Germania 6, 363) — in dem von niht zwivetn abhAngigen
  • Satze vgl. ne fg. und die Anmerkung zu 2966 u. 6337. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 259
  • wir wäreil wilen baz erkant.
  • herre, ich bin ez Iwein.»
  • dö wonte under in zwein
  • liebe bi leide. 7485
  • sl vröuten sich beide,
  • daz 81 zesamne wären komen:
  • daz ir dewedere hete genomen
  • des andern dehein arbeit,
  • daz was ir beider herzeleit. 7490
  • Beide trüren unde haz
  • rümten gähes daz vaz,
  • und richsent dar inne
  • vröude unde minne.
  • daz erzeicten si wol under in: 7495
  • s. 274 diu swert würfen si hin
  • und liefen ein ander an.
  • ezn gelebte nie dehein man
  • deheinen lieberen tac,
  • und enweiz joch niht ob iemen mac 7500
  • also lieben geleben,
  • als in da got hete gegeben,
  • si underkusten tüsentstunt
  • ougen Wangen unde munt.
  • Dö der künec die minne 7505
  • und diu küneginne
  • von in zwein gesähen
  • und vriundes umbevähen,
  • des wundert sl s6re,
  • und entweiten niht mere, 7510
  • si begunden dar gäben,
  • 7482 teilen adverbialer Dativ, ehemals. — erkant, bekannt: wir kannten
  • ehedem einander besser. — 7483 über ez vgl. zu 2611. — 7485 tiebe fem.,
  • Freude. — 7488 daz ist hier hypothetisch zu fassen und dem Sinne nach
  • an die Bedeutung von ob anstreifend; darum hat auch das folgende dehein
  • hier affirmativen Sinn. — dewedere, der eine oder der andere. — 7489 eine*
  • arbeit nemen, durch einen in Noth gerathen, von einem Noth leiden.
  • 7493 richsent =richsente von richsenen swv. , herrschen, walten; vgl.
  • über diese Nebenform von richesen (schon im Althochdeutschen richison.
  • neben richsenön) Erec 8203 u. 1858; Jttng. Titurel 4653, 3; Buolandes Liet
  • 31, 5; Altd. Predd. aus St. Paul 9, 27 richsenot. — 7500 joch, auch. —
  • 7503 underküssen swv., gegenseitig küssen, altfranz. entre - baissier ; die mit
  • under zusammengesetzten Yerba reciproca kommen mit dem 12. Jahrhun-
  • dert in der deutschen Hofsprache auf und scheinen dem Französischen
  • nachgebildet; vgl. Wackernagel, Altfranzösische Lieder und Leiche 198.
  • 17*
  • 2G0 XII. ABENTEUER,
  • wand si si gerne sähen
  • 86 vriuntliche gebären.
  • und wer si beide wären,
  • dazn was da nieman erkant, 7515
  • wan als man ez sit bevant.
  • ouch beten die helme unt tiu naht
  • ir gesiune bedaht,
  • unttes kampfes grimme
  • verwandelt ir stimme, 7520
  • daz si da wären unerkant,
  • enheten si sich niht genant.
  • «Ei», sprach min her Iwein,
  • «der tac der da hiute schein,
  • daz swert daz den slac truoc 7525
  • s. 275 den ich hiute üf iuch sluoc,
  • diu müezen guneret sin.
  • her Gäwein, lieber herre min,
  • waz mac ich sprechen m^re,
  • wan daz ich iuch ere 7530
  • als iuwer riter und iuwer kneht?
  • daz ist min wille und min reht.
  • ir hänt mich ofte göret
  • und ze guote gekeret
  • min dinc s6 volleclichen, 7535
  • daz man mir in den riehen
  • möre guotes hat gejehen
  • danne es äne iuch wsere geschehen,
  • ob ich da wider möhte
  • iuch geren als ez töhte, 7540
  • des wolde ich iemer wesen vro:
  • nune mac ich anders wan als6,
  • daz ich iuwer Iwein
  • iemer schine, unde ie schein,
  • niuwan hiute disen tac, 7545
  • den ich wol iemer heizen mac
  • die gallen in dem järe:
  • 7518 gesiune stn., Gesicht, Aussehen. — 7519 und des Kampfes Heftigkeit ->
  • 7523 Ei (wofür die Handsohriften BDa do, die übrigen Her, Er, Es lesen)
  • ist eine yermuthung..von Beneoke und Lachmann und bezeichnet hier
  • einen Ausruf des Argers oder Unmuths. — 7525 tragen stv. führen
  • 7.'>29 vgl. 778 und 2. Büchl. 821. — 7532 re/it neutr., Pflicht, Schuldigkeit —
  • 7544 unde, wie. — 7547 soviel als: den bittersten Tag im Jahre. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND G AWEIN. 261
  • wand ezn wart zewäre
  • weder min hant noch min swert
  • nie der unmäzen wert, 7550
  • daz si in ie geslüegen slac.
  • ich verwäze swert untten tac:
  • s6 sol min ungewizzen hant
  • ir geltes selbe sin ein pfant,
  • daz si iu daz ze wandel gebe, 7555
  • s. 276 daz si iu diene unz ich lebe.
  • her Gäwein, doch enmöhtent ir
  • niht baz gerochen sin an mir:
  • wand si hat mich gun^ret
  • und iuwern pris gemeret. 7560
  • si hat sich selben so erwert,
  • daz iu der sige ist beschert.
  • ich sicher in iwer gebot:
  • wan daz weiz unser herre got,
  • daz ich sigelös bin. 75G5
  • ich scheide iwer gevangen hin.»
  • «Herre und lieber geselle, nein»,
  • sprach min her G&wein.
  • «daz sich dehein min äre
  • mit iuwerm laster m^re! 7570
  • des prises hän ich gerne rät,
  • des min vriunt laster hat.
  • waz töhte, ob ich mich selben trüge?
  • 7550 er ist der unmäzen wert, werth daß man ihm solche Unschicklichkeit,
  • Ungezogenheit beilegt; wert hat hier in der Umschreibung ziemlich die-
  • selbe Function und dieselbe Bedeutung, welche sonst die Bildungssilbe
  • -Itch (Auch -beere) in den Adjectiven hat (vgl. unmoezeclich, unhovebcere) ; so
  • heißt's im Buolandsliede 222, 3: er scol von rehte imer munich stn, swer fit
  • nicht slSt daz swert, derne wart nie mannes wert; vgl. auch 2. Büchl. 147i>
  • und den Ausdruck gotes wert und in der Erlösung 6287 forhte wert. —
  • 7552 verwäzen wie in V. 2026. — 7553 so, dagegen, andererseits; vgl. zu
  • Erec 6653; Lieder 11, 12; 2. Büchl. 666. — ungewizzen, unverständig. —
  • 7554 (meine Hand wird nun) für ihre Schuld {gelt, eigentlich die zu leistende
  • Zahlung) auch selber haften, einstehen, aufkommen, büßen. — 7555 wandel,
  • hier in demselben Sinne wie in V. 1645 u. 2288. — 7557 rfocÄ, wirklich,
  • gewiss, unstreitig, sicherlich, glaubt mir, seid versichert, freilich, doch
  • wohl eigentlich, nun einmal; vgl. zu 8011. — 7561 sich erwern, «sich ver-
  • theidigen», vgl. 415. — 7562 der von Lachmann vermisste Beim auf sige
  • findet sich im MSFr. 71, 20 (: gelige). — 7563 sichern in eines gebot, sich
  • in Jemandes Gewalt ergeben, sich ihm unterwerfen; eigentlich als Über-
  • wundener seinem Besieger Treue und Unterwerfung geloben; vgl. Athis
  • und Prophilias, S. 92 (11): und sichirt ime an sine hant; vgl. den Ausdruck
  • an oder in einet hant loben. — 7566 iwer gevangen , als euer Gefangener.
  • 7569 — 70 daß nicht etwa meine Ehre durch deine Schande (oder: auf
  • deine Kosten) Zuwachs erhaltet — 7573 trüge conj. prset. von . —
  • 262 XII. ABENTEUER,
  • swaz ^ren ich mich ane züge,
  • so habent si alle wol gesehen, 7575
  • waz uuder uns ist geschehen.
  • ich sicher unde ergibe mich:
  • der sigelöse der bin ich.»
  • Her Iwein antwurt aber do:
  • «ir wsenet lihte, daz also 7580
  • disiu Sicherheit geschehe,
  • daz ich ir iu ze liebe jehe.
  • waeret ir mir der vremdest man
  • der ie ze Riuzen hüs gewan,
  • e ir mich so bestüendent me, 7585
  • s. 277 zwäre ich sichert iu e.
  • von rehte sicher ich von diu.»
  • «nein, herre geselle, ich sicher iu»!
  • sprach min her Gäwein.
  • sus werte under in zwein 7590
  • äne lösen lange zit
  • dirre vriuntlicher strit,
  • unz daz der künec unt tiu diet
  • beide vrägte unde riet,
  • waz under disen liuten 7595
  • diu minne möhte diuten
  • dem hazze also nähen,
  • den si e da sähen;
  • des man im schiere verjach.
  • sin neve her Gäwein sprach: 7600
  • «Herre, wir sulnz iu gerne sagen,
  • daz ir uns iht habent vür zagen,
  • ode daz des iemen wän habe,
  • daz wir mit dirre vuoge iht abe
  • 7574 was ich auch von Ehren mir anrechnen, beilegen würde; vgl. zu 2S73.
  • 7584 ze Riuzen, bei den Bussen (nach den Handschriften BD ze
  • Kriechen): sprichwörtliche Bezeichnung für etwas Weitentferntes und Wild-
  • fremdes; vgl. Pfeiffer zu Walther, S. 180; Lachmann zu Walther, S. 1^5
  • <4. Ausg.); in eben diesem Sinne steht ze Kriechen im 2. Büchl. 47. —
  • 7587 von diu, vgl. zu 5722. — 7591 losen swv., heucheln, schmeicheln. —
  • 7597 in so unmittelbarer Nähe des Hasses, so plötzlich auf den Haß
  • folgend.
  • 7602 daz iht, damit nicht etwa; ebenso daz iemen in der folgenden
  • Zeile: daß nicht etwa jemand. — 7604 vuoge fem., aFfiglichkeit, passende
  • Manier, Gelegenheit.» — daz iht, hier soviel wie: als ob etwa. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 263
  • des strites komen wellen. 7005
  • wir wären ^ gesellen :
  • daz was uns leider unkunt '
  • hiute unz an dise stunt:
  • nune wont niht hazzes bi uns zwein.
  • ich iuwer neve Gäwein 7610
  • hän gestriten wider in,
  • dem ich dienesthafter bin
  • danne in der werlte ieman,
  • unz er mich vrägen began,
  • wie ich wsere genant. 7615
  • do im min name wart erkant,
  • do nanter sich sä,,
  • s. 278 und rümte vientschaft da,
  • und gehellen iemer m^re in ein.
  • ez ist min geselle Iwein. 7620
  • Und gelöubet mir daz ich iu sage:
  • het erz gehabt an dem tage,
  • mich hete bräht in arbeit
  • min unreht und sin vrümekeit.
  • diu juncvrowe hat rehtes niht, 7625
  • vür die man mich hie vehten siht:
  • ir swester ist mit rehte hie.
  • s6 half ouch got dem rehten ie:
  • des waere ich tot von siner haut,
  • het ez diu naht niht erwant. 7630
  • Sit mir geviel daz unheil,
  • so ist mir lieber ein teil
  • nach grözem ungevelle,
  • daz mich min geselle
  • habe tiberwunden danne erslagen. » 7635
  • die rede begunde her Iwein clagen
  • 7605 des strites abe komen y vom Kampfe loskommen, frei werden. —
  • 7618 rtimen^ weichen; vientschaft ist Nominativ. — 7619 zu gehellen ist wir
  • aus dem Zusammenhange zu ergänzen.
  • 7622 ez an dem tage hän, die Zeit (hinlängliche Tageszeit) dazu haben,
  • vgL über diese Ausdrucksweise die Anmerkung zu Ereo 4521; Herbort
  • Troj. 15053 swer ez an der rede hat; Gottfried's Tristan 9486: ez an dem
  • libe noch^ an der krefte hän; Heinrich von dem Türlin 5870: ez an dem
  • herzen hän, den Muth dazu besitzen; Heinrich Wittenweiler im Bing 9^,
  • 12: do moht ers nit an herzen haben; Fastnachtsspiele 1423 er hat es wol
  • an leibe und an gut. — 7628 der rehte, der Gerechte; der, welcher gerechte
  • Sache hat; — die Zeile enthält einen sprichwörtlichen Ausdruck, vgl.
  • Mhd. Wörterb. 2», 612*», 47 und Stricker's Daniel, Fol. 93^ : wÄ half doch got dem
  • rehten ie. — 7663 bei dem großen Missgeschick, das mir widerfahren ist. —
  • 264 XII. ABENTEUER,
  • und wart von leide schamerot,
  • daz er im der eren bot
  • ein lützel mere danne gnuoc.
  • daz ören er im niht vertruoc: 7640
  • wan rette er wol, s6 rette er baz.
  • hie was zorn ine haz.
  • Der rede vil d& geschach,
  • daz man ir ietwedern sach
  • des andern pris meren 7645
  • mit sin selbes 6ren.
  • s. 279 des vröute der künec sich.
  • er sprach: «ir müezent ane mich
  • disen strit läzen beide,
  • durch daz ich iu bescheide 7650
  • des iuch wol genüeget
  • und sich ouch mir vüeget.»
  • Diu rede wart im bevolhen gar.
  • die juncvrouwen läter dar.
  • er sprach; «wä. ist nn diu magt, 7655
  • diu ir swester hat versagt
  • niuwan durch ir übermuot
  • ir erbeteil unt taz guot,
  • daz in ir vater beiden lie?»>
  • do sprach si gähes: «ich bin hie.» 7660
  • do si sich alsus versprach
  • und unrehtes selbe jach,
  • ,des wart Artus der künic vrö:
  • ze geziuge zoch er si alle dö.
  • er sprach: vrouwe, ir hat verjehen. 7665
  • 7640 rfac eren, das Erweisen von Ehre, Rtthmen, Höherstellcn. — 7641 er —
  • er, jeuer — er. — 7642 zorn 8tm. , heftiger Streit, Eifer, Wetteifer.
  • 7648 ane mich läzen^ mir überlassen.
  • 7653 die Sache wurde ihm ganz anheimgestellt, überlassen. — 7654 läte
  • = ladete; vgl. täten: taten bei Heinrich von dem Türlin 481; heim geldt:
  • yrät im 1. Büohl. 1765 und Spec. Ecclesiee lu4, Z. 25; dar laden, vor sich
  • laden. — 7658 «liegendes und bewegliches Vermögen; vgl. Armer Hein-
  • rich 247». B. ; ähnlich steht erbe (erib) als Grundeigenthum dem hört
  • gegenüber in den Gesta Romanorum, S. 16, sowie dem varenden guot,
  • S. 52, Z. 2 von unten. — 7661 sich versprechen, sich zum Schaden sprechen.
  • — 7662 mau hat aus dem vorhergehenden Accusativ sich für diesen Satz
  • den Dativ ir zu ergänzen: und da sie sich (ir) selbst des Unrechtes, der
  • Ungerechtigkeit bezichtigte. — 7664 einen ze geziuge ziehen, einen zur Be-
  • zeugung (der geziuc) heranziehen, «um Zeugen nehmen. — 7665 verjehen
  • 8tv., uklar und bündig erklären», bekennen. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHES IWKIS OH) GAWEIS. 265
  • daz ist Tor so tu diet geschehen,
  • daz irs niht wider mnget komen:
  • und daz ir ir habt genomen,
  • daz müezet ir ir wider geben,
  • weit ir nach gerihte leben, n 7670
  • «Nein, herre», sprach si, «dorch got
  • ez st^ üf inwer gebot
  • beide gaot nnde lip.
  • ja gesprichet lihte ein wlp
  • des si niht sprechen solde. 7675
  • 8. 280 swer daz rechen wolde,
  • daz wir wlp gesprechen,
  • der muese Til gerechen.
  • wir wip bedürfen alle tage,
  • daz man nns tnmbe rede vertrage, 7680
  • wand si nnder wilen ist
  • herte nnd doch an argen list,
  • gevaerlich nnd doch äne haz:
  • wan Wime knnnen leider baz.
  • swie ich mit Worten habe ge?am, 7685
  • 86 Salt ir inwer reht bewam,
  • daz ir mir niht gewalt tuot»
  • er sprach: «ich läze iu iuwer guot,
  • und iuwer swester habe daz ir.
  • der strit ist läzen her ze mir: 7690
  • ouch hat sich diu guote
  • mit einvaltigem muote
  • so gar her ze mir verlän:
  • diu muoz ir teil ze rehte hän.
  • gehellen wir zwene in ein 7695
  • (ez gibt min neve Gäwein,
  • daz er den sige verlorn habe),
  • s6 kument ir des strites abe
  • 7667 über e» wider komen vgl. zu 2923. — 7670 nach gerihte leben, dem ge-
  • richtlichen Urtheilssprttche nachleben, nachkommen.
  • 7672 88 steht euch zu Gebot, zur Verfügung. — 7683 gevcerlich adj.,
  • was andere zu fangen oder ihnen zu schaden (teeren swr.) trachtet, ver-
  • fänglich, hinterlistig. — 7685 mit etevo. varn, mit etwas verfahren, handeln,
  • umgehen. — 7687 daz niht, ohne daß; dagegen daz iht (welches in B Da
  • steht) würde: daß nicht, damit nicht bedeuten, und tuot müsste dann Con-
  • junctiv sein. — 7690 die Entscheidung des Processes ist mir überlassen;
  • vgl. zu 4553. — 1692 einvaUic adj., einfältig, arglos. — 7693 sich ze einem
  • verläzen, sich auf einen verlassen, vertrauensvoll einem überlassen. —
  • 7695 wir zwene, nämlich ich und dein kempfe Oäwein. — 7698 des strites
  • abe kumen, hier: den Streit, den Handel verlieren.
  • 266 XII. ABENTEUER,
  • mit schänden unde an ere.
  • BUS ist ez iemer mere 7700
  • iuwer pris und iuwer heil:
  • lät ir mit minnen ir teil.»
  • Ditz redter, wander weste
  • ir herze also veste
  • an hertem gemüete, 7705
  • durch reht noch durch güete
  • s. 281 enhete siz nimmer getan.
  • si muose gewalt od vorhte hän:
  • nu gewan si vorhte von der drö.
  • «nü tuot dermite», sprach si d6, 7710
  • «weder minre noch me
  • wan daz iu rehte ste.
  • beide ich wil und muoz si wem,
  • Sit daz irs niht weit enbern.
  • ich teile ir liute unde laut: 7715
  • des Sit ir bürge unde pfant.»
  • Do sprach der künec: «daz si getan.»
  • wandez an in was verlän,
  • so wart ez wol verendet,
  • verbürget unde verpfendet, 7720
  • daz si ir erbeteil enpfienc.
  • der künec sprach, dö ditz ergienc:
  • oneve Gäwein, entw&fen dich:
  • so entwäfen ouch her Iwein sich:
  • wan iu ist beiden ruowe not.» 7725
  • dö täten si daz er gebot.
  • Nü was der leu üz komen,
  • als ir e habent vernomen,
  • da er dk in versperret wart,
  • 7700 sus, «sonst, andernfalls, wenn ihr es nicht zu einer rechtlichen Ent-
  • scheidung kommen lasst» (Paul). — 7702 mit minnen, vgl. zu 5731.
  • 7711—12 vgl. darüber die Bemerkung zu 4874-75. — e: »tat mir rehte,
  • es schickt sich ftlr mich, steht mir wohl an von Rechts wegen; oder es
  • gilt mir für Recht? -- 7713 wem, vgl. zu 6068.
  • 7718 an einen verläzen, einem überlassen, Übergeben, anheimstellen. —
  • 7720 verbürgen swv., durch Bürgschaft sichern. — verpf enden swv. , durch
  • ein Pfand sichern.
  • 7728—29 da wo er, wie ihr vorhin gehört habt (vgl, 6902—4), einge-
  • sperrt war; «das erste da ist mit iiz und in zu verbinden, das zweite ist
  • das bei Relativen wie der, da gewöhnliche». B.; vgl. 7392. —
  • ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 267
  • und jagte üf sines herren vart, 7730
  • unz si in zuo in sähen
  • dort über velt gäben,
  • do bestuont da niemen mere:
  • si Yorbten in so sdre.
  • da vlocb man unde wip 7735
  • s. 282 durcb bebalten den lip,
  • unz daz ber Iweiu spracb:
  • «ern tuot iu debein ungemacb:
  • er ist min vriunt und suochet micb.»
  • dö verstuonden si alrerst sieb, 7740
  • daz ez der degen msere
  • mittem lewen wsere,
  • von dem si wunder borten sagen
  • und der den risen bet erslagen.
  • «Geselle», spracb ber Gäweiu d6, 7745
  • fticb mac wol iemer sin un>TÖ,
  • daz icb iu sus gedanket bän
  • des ir mir guotes bänt getan,
  • den risen sluogent ir durcb mich:
  • des ruomte min niftel sich; 7750
  • wand ir enbutet mirz bi ir.
  • ez bet durcb micb, seit si mir,
  • der riter mittem lewen getan:
  • im woltet st niht wizzen län,
  • wie ir wserent genant. 7755
  • dö neic icb umbe in elliu lant,
  • ichn weste war ode wem,
  • wan icb meinte ez bin ze dem,
  • der durcb micb bestuont die not:
  • unde esn letze micb der tot, 7760
  • icb gediene ez iemer als icb sol.
  • icb erkenne iuch bi dem lewen wol.»
  • sus lief der lewe zuo im her:
  • 7733 bestän , stehen bleiben , Stand halten. — 7736 um sich zu retten.
  • 7747 sus d. h. so wie ich es gethan habe , so wenig. — 7748 des —
  • guotes steht hier ftlr daz— guotes, vgl. daz—lasters in V. 3132; der Genetiv
  • des ist durch Attraction des vorhergehenden Satzes bewirkt wie in Y. 5339.
  • — 7750 sich des rüemen, damit groß thun, prahlen; adarüber jubeln». B. —
  • 7751 ez einem enbieten bi einem, es einem melden lassen durch einen. —
  • 7756 da verneigte ich mich (dankend und segnend) rings (umbe) nach
  • allen Gegenden hin ; vgl. zu 5838. — 7760 esn letze mich, wofern mich nicht
  • daran hindert; vgl. zu 2933. — 7761 vgl. 3636. —
  • 268 XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZW. IWEIN UND GAWKIN.
  • s. 283 sinem herren zeict er
  • vröude unde vriuntschaft 7765
  • mit aller der kraft,
  • als ein stumbez tier dem man
  • vriuntschaft erzeigen kan.
  • Zehant wart in beiden
  • ein ruowe bescheiden, 7770
  • da in genäde unde gemach
  • zuo ir wunden geschach.
  • arzäte gewan her Gäwein,
  • im selben unde in zwein,
  • ze heilenne ir wunden. 7775
  • ouch pfiac ir zallen stunden
  • diu künegin untter künec Artus,
  • des hinten si daz siechhüs
  • Yil ünlange stunt,
  • e daz si wären gesunt. 7780
  • 7766 kraft, Ausdruck.
  • 7771 gnade, hier: Buhe, wie 5946. — 7774 i»für sich und für sie beide;
  • denn an den Löwen ist nicht zu denken». B. Auffallend bleibt diese Aus-
  • drucksweise, und man könnte versucht sein hem Iwein für in zwein zu
  • vermuthen. — 7778 daz siechhüs buwen, im Krankenhause wohnen, darin
  • zubringen = krank darniederliegen ; vgl. biute: geriute im A. Heinrich 268.
  • XIII. ABENTEUER, DIE VERSÖHNUNG. 269
  • XIII. ABENTEUER,
  • DIE VERSÖHNUNG.
  • Kaum ist Iwein von seinen Wunden geheilt, so treibt ihn die Sehn-
  • snoht wieder vom Hofe weg nach dem Lande, wo seine Gemahlin wohnt.
  • Dort naht er sich zunächst dem bekannten Brunnen und verursacht durch
  • denselben wieder ein solches Unwetter rings umher, daß Alles dartLber in
  • Bestürzung und Zorn geräth. Laudine begehrt in dieser Noth von Lu-
  • neten Bath. Diese weist sie auf den Bitter mit dem Löwen hin, der sie
  • vor kurzem vom Feuertode erlöst habe; der allein sei auch der rechte
  • Mann, der ihre Herrin vor fernem Anfechtungen schützen werde; er sei
  • aber nur dadurch zu gewinneu, daß sie sich eidlich verpflichte, ihn mit
  • seiner Gemahlin wieder auszusöhnen. Ohne zu ahnen, wer jene ist,
  • schwört Laudine der listigen Lunete den verlangten Eid. Darauf eilt
  • diese nach dem Brunnen und verkündigt dem dort weilenden Iwein, daß
  • sie ihm die Huld ihrer Herrin wieder gewonnen habe. Freudig folgt ihr
  • nun derselbe in die Burg und gibt sich dort Laudinen zu erkennen; diese
  • ist anfangs überrascht und schilt über Lunetens List; bald aber findet
  • zwischen beiden Gatten eine aufrichtige Versöhnung statt.
  • Dö hern Iweine wart gegeben
  • kraft unde gesundez leben,
  • noch wären im die sinne
  • von siner vrouwen minne
  • so manegen wls ze verhe wunt, 7785
  • in dühte, ob in ze kurzer stunt
  • sin vrouwe niht enloste
  • mit ir selber tröste,
  • so müeser schiere sin tot.
  • s. 284 in twanc diu minnende not • 7790
  • üf disen gsehen gedanc:
  • 7781 — 82 lauteten möglicherweise so: Do hern Iweine toart sin leben,
  • kraft unde gesunt gegeben; denn die Handschrift A hat i\n gesuntj B da-
  • gegen gentnt statt des im Texte stehenden gesundez, — 7785 manegen
  • wU ist adverbialer Accusativ: auf manigfache Weise, wie allen toU in
  • V. 3047; vgl. Kindheit Jesu 89, 63: s6 manegen lois. — ze verhe tount, aufs
  • tiefste oder tief verwundet; vgl. zu 7234. — 7786 ze kurzer stunt, bald. —
  • 7790 diu minnende nSt (ebenso in Wigalois 35, 1), adle Noth des Liebens,
  • der Liebe, die von der Liebe erregte Noth oder wie es ein kälteres
  • Gompositam ausdrücken würde: die Liebesnoth». J. Grimm's Gram-
  • matik 4, 68. —
  • 270 XIII. ABENTEUER,
  • «ich tribez kurz ode lanc,
  • sone weiz ich wie ich ir minne
  • iemer gewinne,
  • wan daz ich zuo dem brunnen var 7796
  • und gieze dar und aber dar.
  • gewinne ich kumber da von,
  • so bin ich kumbers wol gewon
  • und lide in gerner kurzer tage
  • danne ich iemer kumber trage. 7800
  • doch lid ich kumber immer mö,
  • im getuo der kumber ouch s6 we,
  • daz ich noch ir minne
  • mit gewalt gewinne.»
  • Mit sinem lewen stal er sich dar, 7805
  • daz es niemen wart gewar
  • da ze hove noch anderswä,
  • und machte kumbers weter da.
  • daz wart als ungehiure,
  • daz in dem gemiure 7810
  • niemen triute genesen,
  • «vervluochet müezer iemer wesen»,
  • sprach da wip unde man,
  • «der ie von tote began •
  • büwen hie ze lande. 7815
  • ditz leit und dise schände
  • tuot uns ein man, swenne er wil.
  • bceser stete der ist vil:
  • s. 285 iedoch ist ditz diu boeste stat
  • dar üf ie hüs wart gesät.» 7820
  • 7792 mag ich nun kurze Zeit oder lange so zubringen; ich mag es an-
  • fangen wie ich will: vgl. Katharinen Marter 847 ez ste kurz oder lane, du
  • must im — — entwichen; Bulmann Merswin, das Buch von den neun
  • Felsen, S. 7: mache es kurz mache es lanc, so mach es doch nüt anders stn^
  • du muest es duon. — 7799 kurzer tage, kurze Zeit lang. — 7800 danne f als
  • daß. — 7801—4 doch «dauert die Noth, die auf mir lastet, unvermindert
  • fort, wenn nicht jenes schreckliche Ungewitter auch der Königin so wehe
  • thut, daß sie dadurch gezwungen wird, mich wieder zu ihrem Qemahl
  • und Beschützer anzunehmen». B.
  • 7808 kumbers weter, schweres Unwetter, ein Ungewitter; in der ent-
  • sprechenden Stelle Y. 6(0 steht dafür swarz weter; aber dort wird wol
  • wäzwetter das echte gewesen sein; über u'a^^Sturm vgl. MttUenholT und
  • Scherer, Denkmäler XXXII, 20 und die Anmerk. S. 350 sowie das Mhd.
  • Wörterbuch 3, 610l>, 3. — 7810 daz gemiure, Mauerwerk, Oebftude.
  • DIB VERSÖHNUNG. 271
  • Daz waltgevelle wart so gröz,
  • untter süs untter döz
  • werte mittem schalle,
  • daz er die liute alle
  • gar verzwivelen tete. 7825
  • d6 sprach vrou Lünete:
  • «vrouwe, kumt vil dräte
  • der dinge ze rate,
  • wä ir den man vindet
  • mit dem ir überwindet 7830
  • disen schaden und ditz leit.
  • der ist iu weizgot ungereit,
  • man ensuoche in danne verre.
  • im möhtet schände merre
  • niemer gewinnen, 7835
  • swenner nü scheidet hinnen
  • alles strites erlän,
  • der iu ditz laster hat getan,
  • ditz geschiht iu aber morgen:
  • im wellet besorgen 7840
  • dise selben sache,
  • man enlät iuch mit gemache
  • niemer möre geleben.»
  • «mahtü mir nü rät gegeben?»
  • sprach diu vrouwe zuo der magt. 7845
  • «nü si dir min not geclagt,
  • wan du mines dinges weist
  • als6 vil BÖ iemen meist.»
  • Sl sprach: «vrouwe, ir habt den rät,
  • s. 283 der iu baz ze staten stät. 7850
  • ich bin ein wip: nsem ich mich an
  • re rätenne als ein wiser man,
  • s6 wsere ich tumber danne ein kint.
  • 7821 Das waUgevellCf das Umstürzen der Bäume im Walde. ^ 7822 sus
  • stm.j das Sausen. — 7828 eines dinges ze rate komen, über etwas zu einem
  • bestimmten Entsohlusss kommen; einer Sache abzuhelfen suchen, mit ihr
  • aufs Beine kommen ; Kaiserchronik 4347 : in deme Senate quämen die herren
  • des ze rate; üblicher ist: eines d. ze rate werden. — 7839 aher^ wieder. —
  • 7847—48 da du über meine Verhältnisse besser als sonst jemand unter-
  • richtet bist.
  • 7849 rät ist hier nicht abstrakt, sondern coUektiv zu verstehen: die
  • Leute welche zu raten wissen; ebenso 7857. — 7850 der iu ze staten stät,
  • der euch Hilfe gewährt, über den ihr verfügen könnt. — 7851 sich an
  • ntmen mit dem Infinitiv: sich vornehmen, wollen, wagen. —
  • 272 XIII. ABENTEUER,
  • ich lide, mit andern die hie sint,
  • daz mir ze lidenne geschiht, 7855
  • unz man noch dirre tage siht
  • wen iuwer rät vinde
  • von iuwerem gesinde,
  • der dise bürde an sich neme
  • und der uns ze schirme zeme. 7860
  • ez mac wol sin daz ez geschiht:
  • iedoch verwaene ich mich es niht.»
  • Si sprach: «du solt die rede län:
  • ichn han gedingen noch wän
  • daz ich in iemer vinde 7865
  • in minem gesinde:
  • und rät dar nach daz beste.»
  • si sprach: «der danne weste
  • den riter der den risen sluoc
  • und der mich lasters übertruoc, 78^70
  • daz er mich von dem röste
  • hie vor iu löste,
  • der iu den selben suochte,
  • ob er ze komen geruochte,
  • sone wsere ez ni ender baz bewant. 7875
  • doch ist mir ein dinc wol erkant:
  • ezn hülfe niemannes list,
  • s. 287 unz im sin vrouwe ungnsedec ist,
  • daz er vüere durch in,
  • weder her ode hin, 7880
  • em tsete im danne Sicherheit,
  • daz er nach rehter arbeit
  • mit allen sinen dingen
  • 78-S4 ich itde hier im Gegensätze zu ir habt den rat (7849) und soviel als:
  • ich muß mir gefallen lassen was ihr beschließt. — mit andern : daftlr hat
  • Lachmann, um den Vers zu glätten, unt t' andern vermuthet. — 7855 =
  • Eraolius 2143. — 7856 dirre tage ist Genetiy=in diesen Tagen. — 7857 über
  • rat vgl. das zu 7849 bemerkte und Mhd. Wörterb. 11», 568^, 44 fg. —
  • 7858 vont aus, unter. — 7862 ich vertooBne mich des, ich halte das für wahr-
  • scheinlich.
  • 7868 der danne, wenn jemand; ebenso der in Y^ 7873. — 7875 nir-
  • gends wäre das (nämlich das suochen) besser angebracht; nirgends wäre
  • auf einen bessern Erfolg zu rechnen; das wäre wohl der beste Weg. —
  • 7880 « welches von beiden es sei , her oder hin ». B. — 7882 nach rehter
  • arbeit f sodaß er sich ordentlich (ehrlich, redlich) bemühte; mit red-
  • Uoher Anstrengung; in gehörig angestrengter Weise; vgl. über nacA,
  • welches hier die Art und Weise ausdrückt und von Hartmann öfter aar
  • Umschreibung adverbialer Bestimmungen gebraucht wird, 4981, 7051 ; Breo
  • 4170, 4899. —
  • DIE VERSÖHNUNG. 273
  • da nach hülfe ringen,
  • ob er durch in iht tsete, 7885
  • daz er wider haete
  • siner vrouven miune. »
  • diu vrouwe sprach: «die sinne,
  • der mir unser herre gan,
  • die kere ich alle dar an, 7890
  • beide lip unde guot,
  • daz ich im ir zornmuot
  • vertribe, ob ich iemer mac.
  • des enpfäch minen hantslac.»
  • Do sprach aber vrou Lünete: 7895
  • «ir sit siieze und iuwer bete,
  • welch guot wip wsere von den sitcu,
  • die ir ze vlize woldet biten,
  • diu iht versagen künde
  • einem also süezen munde? 7900
  • ob es iu äne valschen list
  • emest wirt oder ist,
  • so muoz er wol ir hulde hän.
  • ichn mac iuch des niht erlän,
  • irn geh^izet imz mit eide, 7905
  • e daz ich von iu scheide.»
  • Des eides was si vil gereit.
  • s. 288 vrou Lünete gap den eit,
  • und wart vil gar üz genomen
  • daz im ze staten mohte komen 7910
  • nach dem si da solde varn.
  • si sprach: «vrouwe, ich muoz bewarn
  • mit seihen witzen den eit,
  • daz mich deheiner valscheit
  • 7892 zornmuot, m., zorniger Sinn; Tgl. Schiller -Lübben, Mnd. Wörterb.
  • 8. V. tornemot.
  • 7898 »e vlize, mit Fleiß, ernstlich, dringend. — 7901 valsc/ier list, trüge-
  • rische, unredliche List. — 7903 so wird er unfehlbar sich ihre Huld er-
  • werben.
  • 7908 den eit geben, die Eidesformel vorsagen, vorlegen, bestimmen. —
  • 7909 uz nemen, hervorheben. — 7910 das was für ihn von Wichtigkeit
  • schien, ihm nämlich zur Aussöhnung mit seiner Gemahlin verhelfen
  • konnte. — 7912 bewarn swv. , schützend mit etwas versehen, verwahren
  • (verklausulieren). — 7913 mit seihen witzen (plur. ), mit solcher Klugheit,
  • Überlegn^ng (Bedacht, Vorsicht); vgl. zu 2721. — 7914 valscheit steht nicht
  • ganz sicher; A hat dafür arbeit, a dagegen schlachtkeit ; vielleicht war
  • archeit oder schalcheit der vom Dichter hier gesetzte Ausdruck. — da:
  • iemen, damit niemand, ne quis.
  • HABTHANN VON AUE. III. 3. Aufl. 18
  • 274 XIII. ABENTEUER,
  • iemen zihe dar an. 7915
  • er ist ein harte stseter man
  • nach dem ich da rlten sol,
  • und bedarf da stseter rede wol.
  • weit ir nach im senden,
  • diu wort mit werken enden 7920
  • der ich zem eide niht enbir,
  • so sprechet, vrouwe, nach mir.»
  • die vinger wurden üf geleit:
  • alsus gap sl den eit:
  • «Ob der riter her kumt 7925
  • und mir ze miner not gevrumt,
  • mit tem der leu varend ist,
  • daz ich an allen argen list
  • mine mäht und minen sin
  • dar an kerende bin, 7930
  • daz ich im wider gewinne
  • siner vrouwen minne:
  • ich bite mir got helfen so,
  • daz ich iemer werde vr6,
  • und dise guote heiligen.» 7935
  • done was da niht verswigen
  • des er bedürfen solde
  • s. 289 den si bringen wolde.
  • 7916 ein harte staute man, ein Mann von sehr festem Charakter, beharr-
  • licher Gesinnung, der sich nicht, leicht umstimmen oder zu etwas bewegen
  • lääst. — 7918 stcete rede, ein Wort das unverfänglich, keiner Deutehing
  • oder Verdrehung fähig ist, ein festes und sicheres, zuverlässiges. —
  • 7920 mit werken enden, wirklich ausführen. — 7923 die vinger vf legen,
  • nämlich auf das Beliquienkästchen mit den Gebeinen des oder der Heiligen ;
  • daher heißt es in V. 7935 dise guote heiligen; vgl. zu Erec 3899.
  • 7925 — 35. Über die Form des in diesen Zeilen enthaltenen Sohwures
  • vgl. man die Bemerkung zum 1. Büchl. 142H — 42. — 7926 und mir in meiner
  • Nuth sich nützlich erweist. — 7928 daz leitet hier (wie in den zu dem
  • 1. Büchl. 1439 aufgeführten Eiden) den Gegenstand des SchwOrent ein,
  • abhängig entweder von einem dem Sinne nach zu ergänzenden ich iwtre,
  • ez ist tcär, oder von den "Worten des Schlusses: ich bite mir got helfen
  • so und dise guote heiligen, welche eigentlich nur eine weiter gefasste
  • Umschreibung des gewöhnlichen ich suwre enthalten. — 7933 und 7935 sind
  • zusammen (wie in Gottfried's Tristan 15711 fg.) und mit dem davon ab-
  • hängigen y. 7934 so zu fassen : Gott stehe mir bei und diese guten Heiligen
  • und verhüte, falls ich nicht wahr gesprochen habe, daß ich jemals selig
  • (iemer vro) werde; vgl. darüber die Auseinandersetzung in der Anmerk.
  • zum 1. Büchl. 1423 fg. und zum Iwein 8117. Der Ausdruck daz ich iemer
  • verde vro ist formelhaft und erscheint auch im 1. Büchl. 1434; vgL Mone,
  • Schausp. des Mittelalters I, 10i>, 95 dat du nimmer werde» rrd (daß du
  • ewig verdammt seist I), wie antwortes du eime vorsten sof — 7937 was der-
  • jenige haben müsste.
  • DIE VERSÖHNUNG. 275
  • sich underwant vrou Lünete
  • der reise die si gerne tete 7940
  • Hin reit diu guote •
  • mit vroelichem muote;
  • und was ir dö ze der stunt
  • lützel dar umbe kunt,
  • do si der vart begunde, 7945
  • wä si in vunde;
  • und wart ir kurzliche kunt
  • ir vil sseliger vunt,
  • wan si in bl dem brunnen vant.
  • er was ir bi dem lewen erkant: 7950
  • ouch erkänte si ir herre,
  • dö er si sach von verre.
  • Mit guotem willen gruozter si.
  • si sprach: «daz ich iuch also bi
  • vunden hän, des lob ich got.» 7955
  • «juncvrouwe, ist ez iuwer spot?
  • ode hat ir mich gesuochet?»
  • «ja, herre, ob irs geruochet.»
  • «waz ist daz ir gebietet?»
  • «da habt ir iuch genietet, 7960
  • ein teil von iuwern schulden
  • und von ir unhulden,
  • von der iu diente ditz laut
  • und diu mich üz hat gesant,
  • einer langen arbeit: 7965
  • sine welle brechen den ir eit,
  • s. 290 diu mich da üz sendet,
  • so hän ich ouch volendet
  • 7944 — 49 über die Beimverbinduug iu diesen Versen vgl. man die Be-
  • merkung zu V. 7044 fg. — 7947 kurzliche adv. , nacli kurzer Zeit, bald.
  • 7953 mit guotem willen^ herzlich; vgl. zu V. 5026. — 7954 also bi, so in
  • der Nähe, vgl. zu 538; Tristan 12733 er si verre oder bi; die Beispiele bei
  • Haupt zum Erec 1060, S. 347; Mhd. Wörterb. I, 112», 33 fg. — 7960 (und
  • 7965) sich genieten einer langen arbeite sich eifrig einer langen Mühe unter-
  • ziehen, eine mühselige Arbeit auszustehen haben. — 796*2 unhulde stf., die
  • Ungunst, das Übelwollen. — 7963 durch welche (auf das vorhergehende
  • ir bezogen) euch die Herrschaft über dieses Land zu Theil ward. —
  • 7966 sine welle brechen ^ wenn sie nicht etwa brechen will. — den ir eit,
  • ihren Eid; ebenso steht noch der Artikel nach alter Weise vor dem Pro-
  • nomen im Eree 6036 den mtnen lip, 7117; im 1. Büchl. 516; im Gregor 973;
  • 978, 2040; vgl. auch Lieder 1, 13, 7; Erec 354 und Iwein 6851 (den ir lip?);
  • sonst findet sich z. B. nä den ir siten in der Klage ed. Lachmann 1765,
  • 18*
  • 27G XIII. ABENTEUER,
  • die rede also verre,
  • daz ir aber min herre 797i>
  • werden sult in kurzer vrist,
  • * alse si min vrouwe ist.»
  • Hie was gröz vröude von in zwein.
  • doch wart min her Iwein
  • vordes nie also vro. 7975
  • von grozen vröuden kuste er dö
  • siner juncvrouwen munt
  • hende und ougen tüsenstunt.
  • er sprach: «ir habt bescheinet
  • vil wol wie ir mich meinet. 7980
  • ich vürhte söre, und ist min clage,
  • daz mir des guotes ode der tage
  • ode beider zerinne,
  • e ich die grözen minne
  • ze rehte umb iuch verschulden müge, 7985
  • als ez dem dieneste tüge,
  • den ir mir nü habt getan.»
  • si sprach: «die angest mugt ir län:
  • ir gewinnet tage und daz guot,
  • het ich gedienet den muot, 7990
  • daz mir gnade wurde schin
  • und swem ir gnaedec woltet sin.
  • ichn hän niht baz wider iuch getan,
  • irn welletz danne baz enpfän,
  • dan der des andern guot entnimt, 7995
  • s. 291 und swenn ez ze geltenne gezimt,
  • in daz ire lant im Buolandes liet 3'), II; mit den ir wäfen 152, 28; 151, 26;
  • 159, 7 und 12; 201, 11; Altdeutsche Blätter I, 236, 734. — 7969 diu rede,
  • die Sache.
  • 7980 einen meinen^ einem zugethan sein, ihn lieben. — 7981 und ist
  • min klage ist parenthetischer Zwischensatz, dem Sinne nach so viel wie:
  • zu meinem Bedauern, leider. — 7983 mir zprinnet einen dinges, mir geht
  • etwas aus, gebriolit es. — 7985 ez ze rehte umbe einen verschulden , es
  • einem nach Gebühr wieder vergelteii; vgl. Erec 4990 und Pickel zu
  • K. Bangkrotzheim 384. — Neben mnge (wie im 2. Büchl. 512) bedient sich
  • der Dichter für den Conjunctivus von ich mac im Beim auch der Form
  • viege^ vgl. Iwein 7223, 7405. — 7986 sowie es dem Dienste entspr&che;
  • tage ist Conj. prees. von fügen (ich tone). — 7990 — 91 sodaß mir, falls ich
  • dieses Wohlwollen verdient hätte, euere (rnade zu Theil werden wfirde. —
  • 7994 ir müsstet es denn höher aufnehmen, anschlagen, mehr daraus
  • machen wollen. — 7995 dan der, als der, welcher. — entnemen stv., auf
  • Borg nehmen, borgen. — 7996 und sobald die Zeit zur Bezahlung gekommen
  • ist. Zu diesem und dem vorhergehenden Verse vergleicht Paul ans
  • •ehrest. 6694 com celi qui autrui avoir ayipnnute et puis *» le rejtaie. —
  • DIE VERSÖHNUNG. 277
  • daz er im geltes ist gereit.
  • ir entlihet mir michel arbeit,
  • dö ich wsere verbrant,
  • ob irz niht hsetet erwant. 8000
  • vür mlnen lip was iuwer leben
  • M die wäge gegeben:
  • dö gäbet ir mir disen lip.
  • €z verdienten niemer tüsent wip
  • die gnäde die ir mir habt getan.» 8005
  • er sprach: «die rede sult ir län.
  • ir habt vaste überzalt:
  • mir ist vergolten tüsentvalt
  • swaz ich ie durch iuch getete.
  • nü saget mir, vrouwe Lünete, 8010
  • weiz si doch, daz ich ez bin?»
  • si sprach: «daz wsere der ungewin.
  • sine weiz von iu, geloubet mirz,
  • zer werlde m^re, wan daz irz
  • der riter mittem lewen sit. 8015
  • si bevindetz noch ze guoter zit.»
  • Dö riten si ze hüse dan,
  • und in bekom da wip noch man.
  • daz envuocte ouch anders niht
  • niuwan ein wunderlich geschiht, 8020
  • daz si da niemen riten sach,
  • unz si begriffen ir gemach,
  • dö gienc vrou Lünete
  • da si an ir gebete
  • 7998 entlihet, plur. prset. (entlech) vou erUlthen^ zu unterscheiden vom plur.
  • prses. entlihet. — 8007 vaste üherzaln, weit (bedeutend) mehr zahlen als man
  • schuldig ist; überbieten; vgl. Hadamar v. Laber 261, 7 die zal überzelen;
  • Tucher's Baumeisterbuoh 243, 3; Renner 4519. — 8011 doch, v^rirklich,
  • eigentlich, wohl, wie in V. 2211 ; vgl. die verschiedenen Deutungen dieses
  • oft schwer wiederzugebenden Wortes zu 7ö57. — 8012 daz wcere der un-
  • geißin, ogerade dadurch wäre das, was wir erreichen wollen, verloren». —
  • ^014 zer werlde y in der Welt, tlberhaupt, durchaus; der Ausdruck dient
  • oft nur wie hier (wo er der Verneinung beigegeben ist) zur Verallgemei-
  • nerung oder Verstärkung einzelner Begriffe, wie das auch die Hartmanni-
  • schen Zusammensetzungen werltsache, toerlttore, werltwise, werltzage zeigen,
  • «owie das mittel- und niederdeutsche iewerlde oder iewerle (mnl. iewers)
  • = jemals, und das alemannische iewelten^=itaTaet ; ebenso verwendet die
  • Sprache den synonymen Ausdruck alter.
  • 8017 ze hüse dan, von hier weg nach der Burg oder dem Schloß. —
  • 6018 bekamen, einem in den Weg kommen, entgegenkommen. — 8020 ein
  • wunderlich geschiht stf., eine wunderbare Schickung, Fügung, Zufall. —
  • ^022 sin gemach begrifen, seine Wohnung erreichen, zu Hause anlangen;
  • vgl. Passioual H. 28, 80 : sin nahtsedel begrifen. — 8024 da, dorthin wo. —
  • 278 XXIL ABENTEUER,
  • ir vrouwen alters eine vant, 8025
  • & 29*2 unde saget ir zehant,
  • daz er komen wsere.
  • doue hete si dehein msere
  • also gerne vernomen.
  • si sprach: »nü si er willekomen. 8030
  • ich wil in harte gerne sehen,
  • swie daz mit vuoge mac geschehen,
  • genc hin zuo im unde ervar,
  • wil er her, od sol ich dar,
  • daz si: wan ich bedarf sin. 803;>
  • er gienge nach mir, bedorfter min.»
  • Vil schiere braht in vrou Lünetc.
  • er vuor swie in diu varen tete,
  • gewäfent daz im nihtes gebrast,
  • si enpfie den wirt vür einen gast. 8040
  • und bi dem Ersten gruoze
  • viel er ir ze vuoze
  • und enhete doch deheine bete,
  • dö sprach vrou Lünete:
  • »vrouwe, heizet in üf stän: S04^
  • und alse ich im geheizen hän,
  • so sult ir loesen den eit.
  • ich sage iu mitter w&rheit,
  • daz diu helfe untter rät
  • niuwan an iu einer stat. » sOöO
  • Si sprach: «nü bewise mich:
  • durch sinen willen tuon ich
  • swaz ich mac unde sol.»
  • si sprach: «vrouwe, ir redent wol.
  • nüne hülfe im niemen baz. 8055
  • sin vrouwe, diu im ist gehaz,
  • 8025 alters ein*', von der Welt abgesondert, d. h. gans aUein: aUer stn., hier
  • im Sinne von irertt, sceculumy Menschheit; vgl. zu 8014 und Schmeller. I, 53.
  • 8038 varn hier allgemein : kommen, auftreten, erscheinen. — tete^ hieß.
  • — 8040 Wirt, Hausherr, Gemahl. — gast, Fremdling. — 803i» = Erec 8W7. —
  • 80i:{ und brachte gleichwohl kein Bittgesuch, kein Anliegen vor. — 8047 flem
  • fit Imsen, das eidliche Versprechen erftkllen; eigentlich bedeutete hier
  • lasen so viel als: einlösen, bezahlen, und wurde von phant gebraucht;
  • vgl. sine triuwe, urort, vcärheit loesen bei Thomasin 2112—22. — 8048 mitter
  • tccirheit (und so 8060), vgl. zu V. 5u00. — 8l>49— 50 vgl. mit 7849.
  • 8051 bewisen swv. , anweisen. — 80.'>5 rremdf stf.. das Fremdsein, die
  • JBntfremdung, Unvertrautheit (Abgeneigtheit , rueini^keit). —
  • DIE VERSÖHNUNG. 279
  • gebietent ir, diu lät ir zom:
  • s. 293 gebietent ir, er ist verlorn,
  • und möht iu daz wol wesen leit.
  • im habt mitter wärheit 80öO
  • keinen bezzern vriunt dan er ist.
  • ez wolde unser herre Krist,
  • und wiste mich üf die vart,
  • daz er so gähes vunden wart,
  • daz diu vremde von iu zwein 80G5
  • wurde gesamenet in ein.
  • sone sol iuch dan kein ander not
  • gescheiden nimmer kne der tot.
  • nu behaltet iuwer wärheit
  • unde Icesent den cit. 8070
  • vergebent im sine missetät,
  • wand er kein ander vrouwen hat
  • noch gewinnet noch gewan.
  • ditz ist her iwein iuwer man.»
  • Diu rede dühte si wunderlich, 8075
  • und trat vil gähes hinder sich,
  • si sprach: «hast(i mir war geseit,
  • so hat mich dln karkeit
  • wunderlichen hin gegeben.
  • sol ich dem vürdermäle leben, 8080
  • der üf mich dehein ahte enhät?
  • deiswär des het ich gerne riit.
  • mir get^te daz weter nie so we,
  • ichn wolte ez liden iemer e
  • 8065 — 66 damit die Entfremdung von euch beiden sich entfernte und
  • sich in Einigkeit verwandelte; in ein gesamenen, zu einer Einheit zusam-
  • menthun, vereinigen. — 8069 wärheit, hier soviel als: Wort, triuwe, ßdes;
  • vgl. über die Bedeutung besonders Haupt zu Engelhardt 115; ebenso im
  • Tristan 13226 s6 enwelt ir niht behalten iuwer wdrheit f = die triuwe behalten
  • in Hartm. Liedern 9, 23; den eit b, im Gregor 2395; sin Sicherheit b, Wigal.
  • 2156; vgl. auch die warheit /a?s gegebene Wort einlösen, im Tristan
  • 9821 und bei Thomasin 2117. In A lautet der Text abweichend: nd haUet
  • (und so auch E u. a) iwer gewarheit d. h. Sicherheit wie in V. 7881 ; Lach-
  • mann schrieb gewarheit ^ das sich aber im Mhd. nicht nachweisen lässt;
  • die Stellen, in denen man nach dem Mhd. Wörterb. III, 522^ gewarheit
  • lesen zu können meinte, führen nach Sinn und Znsammenhang auf das
  • bekannte gewarheit ^ über das die Anmerkung zu 8116 nachzusehen ist;
  • übrigens habe ich den Ausdruck die warheit holden bisjetzt nur im Nd.
  • gefunden, vgL Schiller -Lübben V, 604l>, 34.
  • 8076 hinder sich, hinterwärts, zurück. — 8078 karkeit^ stf., Hinterlist. —
  • 8079 Am geben , preisgeben , verrathen. — 8080 vürdermäle adv. , von jetzt
  • ab weiter, fernerhin; vgl. zum 1. Büchl. 1025 und zu Erec 4265. —
  • 280 Xlll. ABENTECEB,
  • s. 204 danne ich ze langer stunde 80S5
  • mines libes gunde
  • deheinem so gemuoten man,
  • der nie kein ahte üf mich gewan;
  • und sage dir mitter wärheit,
  • entwunge michs niht der eit, S090
  • s6 wsere ez unergangen.
  • der eit hat mich gevangen:
  • der zorn ist minhalp da hin.
  • gedienen müeze ich noch umb in,
  • daz er mich lieber welle hän S095
  • danne er mich noch habe getan.»
  • Der herre Iweiu vra»lichen sprach,
  • do er gehörte unde gesach,
  • daz im sin rede ze heile sluoc,
  • und der kumber, den er truoc, 8100
  • daz der ein ende solde hän:
  • «vrouwe, ich han missetän:
  • zwäre daz riuwet mich,
  • ouch ist daz gewoulich,
  • daz man dem schuldigen man, 8105
  • 8 wie swäre er schulde ie gewan,
  • nach riuwen Sünde vergebe,
  • und daz er in der buoze lebe,
  • daz erz niemer m§ getuo.
  • nune beeret anders niht da zuo: 8110
  • wan kum ich nü ze huldeu,
  • 8085 danne als daß. — 8086 gunde, vgl. zu V. 2068. — 8090 zwänge mich
  • nicht der Eid dazu. — 8091 unergangen, uicht erfolgt, nicht geschehen. —
  • 80.13 minhalp, meinerseits. — 8094 «mOge ich mir in der Folge noch das
  • Verdienst bei ihm erwerben, daß er». B. — 8096 tuon hier stellvertretend
  • für das vorhergehende liep hän.
  • 8099 Hlahen stv., hier: eine Wendung nehmen (umschlagen), sich wen-
  • den; ze heile alahen, eine glückliche Wendung nehmen. — 8106 das Ad-
  • vorbium sicäre ist dem Sinne nach schwerlich richtig und steht nur in A,
  • die ttbrigeu Handschriften außer D (welche groz für »wäre bietet) lesen:
  • .tuoie swcere schulde er u. s. w. Ich vermuthe daher : nwie svoasre ein^schulde
  • er ie gewan, vgl. meine Bemerkungen zu Iwein 3557, zu Ereo 3957 und
  • C027; Zarncke- Müller I, 419, 23 fg., Bartsch zu Berthold's Crane 2608,
  • Hoffmann zu Floris ende Blancefl. 2189: Gottfried von Keifen 12, 12 wie
  • Mchaene ein wip; 12, 14 wie liep ein liep\ Marienlieder ed. W. Grimm 104, 9
  • «'»> menltche ein herze Judith drüch; 10, 21 ei wie schöne ein paradts bis du,
  • Maria; Ebernand 3378 wie für ein schätz ez were; J. Kothe, Bittersp. 886
  • wie menlich her ein vürste was\ Nicol. v. Basel 269 er seite wie guot ein
  • /rowe ez were; Trist. 917 s6 nahe gende ein swcere; Pass. K. 368, A er wart
  • öräAe in also rtche ein anddht; 'WaU\iet ed. li«kO\iTu. WV, \^ ielpear ein tcip.
  • — 81 08 in der buoze ^ in solohei Buße. —
  • DIE VEBSÖHNÜKG. 281
  • slue wirt von minen schulden
  • uiemer mere verlorn.»
  • s. 295 si sprach: «ich hän es gesworn,
  • ez wser mir liep ode leit, 8115
  • daz ichs mit gewarheit
  • iht wider komen künde.»
  • er sprach: «ditz ist diu stunde,
  • die ich wol iemer heizen mac
  • miner vröuden östertac.» 8120
  • Do sprach diu künegin:
  • «her Iwein, lieber herre min,
  • nü begM genäde an mir.
  • von minen schulden habet ir
  • grözen kumber erliten: 8125
  • 8112 sine wirt hier der Singular, während das Wort hulden, auf welches
  • sich «» zurttckbezieht, im Plural steht; so noch in den Liedern IT, 1, 68;
  • Ereo 4799, 8628; Gregor 138 (außer den von Lachmann zu dieser Stelle
  • des Iwein angezogenen Beispielen vgl. noch zu Neidhart von Beuenthal
  • 87, 10; zum Outen Gerhard 1551 und 4895); etwas ähnlicher Art ist die
  • zu Iwein 458 berührte Freiheit der Bede. — 8116 geuxurheit^ die Sicher-
  • heit; mit g,^ wenn ich meine Sicherheit behaupten wollte, ohne meine
  • Sicherheit aufzugeben; wohl mit Bezug auf Y. 7933—35. Mit g. ist ein
  • ziemlich häufiger Ausdruck und findet sich außer den im Mhd. Wörterb.
  • III, 505^, 27 fg. vermerkten Stellen noch bei Heinr. v. Molk Priesterleben
  • 337; im Lanzelet 4986 u. 7310; Flore 4164; Wälscher Gast 3763 u. 11425.
  • In der Kindheit Jesu 83, 63 — 64 steht eine ähnlich lautende, wahrschein-
  • lich Hartmann nachgesproohene Stelle: nu lie er st beltben, er künde ir
  • ni/it vertriben^ mit siner gewarheit ^ ez wcere im liep oder leit; vgl. auch
  • Wigalois 59, 10 des muosen st ir Sicherheit, ez wcere in liep ode leit, behal-
  • ten als man in gebot. — 8116—17 daz — iht erhält imabhängigen Satze mit
  • Conjunctiv nach dem Zeitwort swern, in unserer neuhochdeutschen Auf-
  • fassung, einen negativen Sinn: daß nicht; so steht es nach swern in den
  • Nibelungen ed. Bartsch 2368: ja hän ich des gewom, daz ich den hört iht
  • zeige; Gottfried's Tristan 10729 nach den bessern Handschriften; Heinze-
  • lein von Konstanz in der Minne Lehre 533: daz er geswüere wol, daz
  • iender (daß nirgends) waere sin geltch; Wolfdietrich in v. d. Hagen's
  • Heldenbuch, I, 124, 404: die künege habent gesworn, daz si daz velt iht
  • rümen. Um diesen Gebrauch mit der in der Germania 7, 446—447 auf-
  • gestellten Begel in Einklang zu bringen, hat man ich swere hier in einem
  • prägnanten Sinne zu nehmen: ich schwöre und erkläre mich damit fttr
  • gehindert oder gebunden, oder ich schwöre und will mich durch nichts
  • davon abbringen lassen; für die Auffassung spricht ganz deutlich eine
  • Stelle im Pfaffenleben (Altdeutsche Blätter, I, 229) 474: ich wil bt sinen
  • hulden swern, mir enmac nieman daz erwern, si haben ez ze hazze oder ze
  • nide, daz ich ez immer verswtge , ich'n sage von got swaz ich chan. Oder
  • aber ich swere hatte den Sinn von «ich will verdammt, vernichtet sein»,
  • wie das Volk heute noch seinen Schwur faßt, und das darauf folgende
  • daz iht, daz iender, das immer bedeutete alsdann: falls (wofern, wenn)
  • etwa, falls irgendwie, falls jemals; dazu vergleiche man meine Bemer-
  • kungen zu dem im ersten Büchlein Hartmann's stehenden Eide Y. 1421 fg.,
  • ferner Helbling I, 364 ich lob iuz üf disen eit, so der tiufel mtne toufe in
  • sinen kragen soufe, ob (=daz) ich iu immer iht behöbe; ebenso die Schluß-
  • worte des Eides, den der Schultheiß von Halle a/S. im Jahre 1450 leistete,
  • bei Dreyhaupt, Beschreibung des Saal-Kreyses, II, 471: das schwere ich
  • zu halten , das (falls) ich das breche, so übergehe mich das ewige reich
  • 282 XUI. ABENTEUER,
  • nü wil ich iuch durch got bitea,
  • daz ir ruochet mir vergeben,
  • wand er mich, unz ich hän daz leben,
  • iemer mere riuwen muoz.»
  • hie viel si an sinen vuoz 8130
  • und manet in vil verre.
  • «stöt üf», sprach der herre.
  • «irn habt deheine schulde.:
  • wan ich het iuwer hulde
  • niuwan durch mlnen muot verlorn.» 8135
  • sus wart versüenet der zom.
  • Hie sach vrou Lünete
  • die suone diu ir sanfte tete.
  • s. 296 swä, man unde wip
  • habent guot unde lip, 8140
  • schoene sinne unde jugeut,
  • an ander untugent,
  • werdent diu gesellen
  • die kunnen unde wellen
  • ein ander behalten, 8145
  • lät diu got alten,
  • diu gewinnent manege süeze zit.
  • daz was hie allez wsenlich sit.
  • hie was vrou Lünete mite
  • nach ir dienesthaftem site. 8150
  • diu hete mit ir sinne
  • ir beider unminne
  • und ewige gericht unsers Herrn Jesu Christi^ und müsse sein von Judas theil,
  • und über mich müsse gehen das werltUche urthel^ so über einen falschen rich-
  • ter gesetzt ist. Übrigens steht auch uaoh dem sinnverwandten geheizen (oder
  • mit triuwen geheizen) im Buolandes Liet 113, 10 und 182, 12 und nach den
  • in der Anmerk. zum 1. Btlohlein 1423 (2. Aufl.) vermerkten Vörben das
  • Uli in negativem Siuue; ferner nach geloben in A. y. Keller's Fastnachtssp.
  • S. 1299 so will ich aber dir verjehen und bei der alten treto gelüben
  • das ich dich ymer rner gelqfl. (Über die nach swern und verwandten Aus-
  • drücken vorkommende Construktion gedenke ich nächstens in der Grer-
  • mania von Bartsch noch ausführlichere Nachweise zu bringen.) — wider
  • komen mit gen., von einer Sache ab- oder zurückkommen, sie rückgängig
  • machen. — 8128 er nämlich: der kuniber. — 8131 vgl. mit 4853. — 8135 durch
  • mlnen muot, aus eigensinniger Neigung, aus Muthwillen; vgl. zu Gregor
  • 3638. — 8186 versüenen swv., zur Sühne, Versöhnung bringen.
  • 8138 diu ir sanfte tete, «die ihrem Herzen wohl that». B. — 8142 ohne
  • sonst irgendwelche Untugend; ohne nach der andern Seite Untugend zu
  • hesitzeu; ander hier scheinbar abundierend wie das griechische aÄ.Xf»?, vgl.
  • üu 2088 und Pfeiffer in der Germania 5, 39—40. — 8148 wanlich, vgl. zu
  • 243:i. — 8149 hie was vdtey hierbei vrat mit \.\v1Sk\.\^, v^VtVit^ mit. — 8152 un-
  • minnff Zwietracht, Feindechaft. —
  • DIE VERSÖHNUNG. 285
  • bräht zallem guote,
  • als si in ir muote
  • lange bäte gegert. 8155
  • ir dienest was wol lönes wert:
  • ouch wsene ich daz sis also gnoz,
  • daz si des kumbers nibt verdröz.
  • Ez waz guot leben waenlich hie:
  • ichn weiz ab wiaz ode wie 810O
  • in Sit gescbaehe beiden,
  • ezn wart mir nibt bescheiden
  • von dem ich die rede habe:
  • durch daz enkan ouch ich dar abe
  • iu niht gesagen mere, 8165
  • wan got g6be uns saelde und 6re.
  • 8103 zallem guote bringen , iu ein durchaus gutes Einvernehmen bringen
  • oder verwandeln; vgl. 1. Büchlein 204 und Iwein 20öl.
  • 8163 von denit von demjenigen von welchem; vgl. Erec 7487. —
  • 8166 Benecke macht auf den u schönen Gegenschein o aufmerksam , a den
  • dieses soelde unde Sre auf das tcelde unde ere im Anfange des Gedichtes
  • zurückwirft». Der überladene Vers veranlasste Lachmann in der vorher-
  • gehenden Zeile mit A zu schreiben: iu gesagen niuwet mere, sodaO dann
  • beide Verse mit vier Hebungen als klingende gelesen werden konnten.
  • Allein niuwet, das sich nur in A findet, ist verdächtig und scheint hier
  • der Mundart des Schreibers anzugehören. Vielleicht steckt in wan der
  • Fehler. Nach ne—ine, niht — mere, anders niht finde ich nämlich vor
  • directer Bede wan einige male gespart; so im 1. Büchl. 305 — 806, im Iwein
  • 593—594, im Erec 6282—86; vgl. dazu den von Gliers in MSH. I, 103^^, 13
  • und Germania v. d. Hagen's X, 177, Zeile 12; vgl. auch Paul Beitr. I, 401
  • über diese Stelle.
  • WORTREÖISTER.
  • ab praep., von.
  • ab = aber 5037. 8160.
  • aber 1599. 4484. et a. 2469. und a.
  • 6369.
  • acker masc. 4646.
  • adamas masc. 3257.
  • ahte fem. 2305. 3886. 6306.
  • ahten swv. 2004. 5664. 6540. umbe
  • etew. 6181.
  • al 753. darch allez guot 1785. durch
  • a. triuwe 2019. allen einen tac
  • 5777. zallem iwerm leide 6106.
  • über al 3115. 4654. 6232. mit alle
  • 7096. al lüte 3845.
  • allenthalben adt. 648.
  • allertägellch 754.
  • allez adv. 3092. 4396.
  • almitten adv. 419.
  • alrörst adv. 1797. 6494. alr^st 4734.
  • als conj. 488. 790. 1248. 2189. 3878. 4172.
  • 4410. 6561. als wenn 662. 754. 2219.
  • 3095. 3601. a. schiere 3109. als
  • er — künde 2963. als — als 295.
  • alsame 755 1209.
  • also 1927. 2548. a. bar 7223. a. dr&te
  • 3432. a. gar 1027. a. wol — so daz
  • 6650. a. guot 6644.
  • alsus 543. 1170. 3502.
  • alt adj. 5635.
  • alten swv. 4458.
  • alters eine 802.'S.
  • altherre masc. 6441.
  • ambet neutr. 489. 1409.
  • an praep. an daz leben gebieten
  • 3430. der ferste an in 4665. dA —
  • an 1675.
  • ander adj. 687. pleonastisch 2098.
  • 4817. 8142.
  • anders adv. 123. 192. 426. 919.
  • anderstnnt ,adv. 354. 1360.
  • anderswar 1720.
  • &ne adj. u. adv. sin &ne 4735. &.
  • tuon 1369. 4465. &. wesen 3539.
  • &ue prcep. 558. 1445. 2657. 5366. 6892.
  • &nen swv. sich 3580.
  • ange mcuc. 3297.
  • angesiht fem. ze ir a.' 4234.
  • angesthaft adj. 4076.
  • antpfano masc. 2081.
  • antwürten stov. 5097. e. gen. 343.
  • arbeit fem. 71. 968. 1979. 3665. 4014.
  • 4091. es a. gewinnen 5776. es a.
  • nemen 7489.
  • arm adj. a. maere 2847. ich arme
  • 3299.
  • armeltche adj. 6193.
  • armwlp neutr. Anmerk. zu 6267.
  • art fem. zuht von a. 6292.
  • arzät masc. 1555.
  • asche fem. 1583.
  • äventiure fem. 527 fff.
  • baden swv. b&te 2190.
  • bägen stv. 4566.
  • balsem masc. 1582.
  • baneken sw. den Up 66.
  • baut neutr. 505.
  • bar adj. 1028.
  • baren swe. 1305.
  • barschenkel adj. 2821.
  • BAST — BLUOT
  • 285
  • bast masc. 2835. 6273.
  • baz 678. 683. 1239. 3928. noch b.
  • 7317.
  • becke neutr. 593.
  • bedecken swv. daz senen 2962. be-
  • daht 681.
  • bedenken v. an. ez wol 6179.
  • b^enthalp 543. 4891. bSdenthalben
  • 54U5.
  • bedanken v. an. 121.
  • bedwingen «/0.=betwingen.
  • beg&n V. an. prts 3354. vrümekeit
  • 2487.
  • begeben stv. 4121. sieb 667.
  • begiifen atv. 294. 1112. sin gemach
  • 8022.
  • behaben swv. 3054 den strit 4427.
  • an b. 6373.
  • behalten stv. 3726. 7402. 8069.
  • beheften swv. sich mit 6281.
  • hebern swv. 1829. 5647.
  • heberten swv. ez einem an 4493.
  • behüeten swv. behuote 5141. behuot
  • 54l»8.
  • beide adj. beidiu 351. 932. beide —
  • unde 1007. 2437.
  • beiten swv. 4070.
  • bejac masc. 3920. 6396.
  • bejagen swv. 3523. sich 7179.
  • bekören swv. 1880. 4840. muot b.
  • 5750.
  • beklagen swv. 5626.
  • bekomen v. an, 6018.
  • belegen swv. beleit 438.
  • beleiten swv. 6247.
  • bellben stv. 176. 1094.
  • beloesen swv. 4519.
  • benamen adv. 154. 896. 2942. 4677.
  • benemen stv. 853. 913. 1652. 4692.
  • bereden swv. sich 3659.
  • bereiten swv. her b. 3736. ez wider
  • einen 4149. sich u&ch im üf die
  • str&ze 5868. c. gen. 6250.
  • berihten swv. 1213.
  • bem stv. vride 1915. sselde, 6re 4855.
  • smac 6447.
  • beruochen swv. 5702.
  • beruofen swv. u. stv. 111.
  • bescheiden adj. 2715. 4381. 6298.
  • bescheidenllchen adv, 2718.
  • bescheinen siw. 1760. 2686.
  • beschern swv. 1396. 5498.
  • beschirmen swv. 2545. 2807.
  • besitzen stv. 686. 2436. 7018.
  • beslahen stv. 1136.
  • besorgen swv. 2314.
  • besperren swv. 6182.
  • bestan V. an. 1539. 1632. 3267. 7733.
  • einem 6673. einen mit 202. 2396.
  • bestseten swv. 4205. 5089.
  • bestaten swv. Anmerk. zu 4205.
  • besunder adv. 2380. 6085. 6573.
  • beswaeren swv. 3388.
  • beswichen stv. 3859. 6819.
  • bete fem. 2740. 5386. 8043. b. unde
  • gebot 238. 3086. 4781. äne b. 6662.
  • beteUch adj. 4546. 5361.
  • betragen swv. 520. 6275.
  • betriegen stv. an einem betrogen sin
  • 4559.
  • betten swv. einem 6571.
  • betwingen stv. 1725. 3606. betwunge
  • 3054.
  • bevähen stv. 454. 4364.
  • bevelhen stv. bevalch 383.
  • bevinden stv. 1771.
  • bevriden swv. 1905.
  • bewseren swv. 3249. bew&rten 6948.
  • bewam swv. 911. 2922. 2978. 4340.
  • 6657. 7912. ez bew. 2784.
  • bewegen stv, sich eines 5160. 6710.
  • bewegen swv. 1638.
  • bewenden swv. 24. 1584 baz bewaut
  • 7875. zu einem 2438.
  • bewlsen swv. 988. 5901. 8051.
  • bezzer adj. 3332.
  • b! adv. 341. 538. 1553. also b! 7954.
  • hl sin 2857.
  • hl praip. 1298. 3453. 4852. 5497. 6844.
  • da bi 7367.
  • bibenen, biben swv. 509.
  • biderbe adj. 1927.
  • biegen stv. üz gebogen 464.
  • bieten .t^0. hüten 2759. sin unschulde
  • 731. sich 395. 2283. einen an 594:j.
  • vür 1024.
  • bilde neutr. 425. 4001.
  • billich adj. 1629.
  • binden stv. den heim üf b. 4974. —
  • 5616.
  • biten stv. c. gen. 2330. einem heiles
  • 6008.
  • biten stv. 912. 4152. 6980. si biten 4915.
  • des tages 6158. einem kämpf es 5745.
  • bitter adj. 156.
  • bizen stv. 2269. dan b. 6749.
  • blic masc. 649.
  • blicken swv. blihte 3506.
  • bliucllchen adv. 2254.
  • bliuwen stv. bleu 6203.
  • bloBze fem. 3837.
  • blöz adj. 1331. sam ein haut 3236.
  • 6762.
  • bluot fem. 6446.
  • 28()
  • BLUOTEN
  • DURCH
  • bluoten äiop. 1360.
  • IxBse adj. 38. 2185. 2866. 4496. 5009.
  • 5521.
  • böge masc. 3265.
  • bore inasc. 7158.
  • borgen swv. 7148.
  • botenbröt neutr. 2204.
  • brä, fem. 445.
  • bracke masc. 3276.
  • braht ma-«c. 682.
  • brät neutr. 5052.
  • braten s^v. briet 3280.
  • brechen stv. 1869. 6761. die zuht 180.
  • Site 2329. 3234. geberde 5416. dan
  • br. 1267. üz 1310.
  • breit adj. 6432.
  • bringen stv. ez br. ze 2052. ez umbe
  • einen 2652.
  • brinnen stv. 5301.
  • bmnne masc. 553.
  • brütlouft fem. 2434.
  • bü masc. 2833.
  • büezen siov. 1448. 1463. 6410. kum-
  • ber 5596.
  • bunt, Buntwerk 2193.
  • buoz 3412.
  • buoze fem. 4000. ze b. stftn 721.
  • burcberc masc. 3772.
  • burcmür fem. 4365.
  • bürgetor neutr. 1259.
  • bürn swv. 5373. 7080.
  • büwen swv. daz siechhüs 7778.
  • da 56. 1681. 1777. 2201. 2471. 7728.
  • 8024 ; in der Antwort 490. 2210. 3627.
  • dagen swv. 188. einem 257.
  • dan 1263. 1699. 1776^ 3892.
  • danc ma^c. d. sagen 5404. sin d.
  • hän 2138. äne d. 2263. 6356. San-
  • der d. 2594. 3774. dankes 2736.
  • danne 4897. nach Comparativen 537.
  • Sbd.z=als daß 7800.
  • danuen. von d. 1561.
  • dannoch 3263.
  • dar 1341. 1562.
  • daz, gesetzt daß 55. 1523. Anm. zu
  • 3815 und 8117. daz niht 182. 4239.
  • 4729. 7488. 7687. so daß 573. 709.
  • 1138. dahin daß 709. dafür daß
  • 2972. weil 4003. im Ausruf 6601.
  • heim Schwur 792«. Vgl. unter iht.
  • degen masc. 3028.
  • dehein, kein 375. 18S4. 2394. 3401.
  • 4025. ein 1972.
  • dehseu stc. 6203.
  • deist = daz ist 243.
  • deiswär 38. 2466.
  • deiz = daz ez 1087. 2160. 3947.
  • der = dar. daz der 7392.
  • der, Artikel, ein der liebeste 1315.
  • Stellung 3728. 4147. 4273. Vor pron.
  • poss. 7966.
  • der, demonstrativ und relativ 609.
  • 850. 1219. 1320. 1320. 2043. 2858.
  • 3078. 3693. als der 1580. den jämer
  • 6347. von dem 8163.
  • d6r=daz er 504. 2088. 2501 (? vgl.
  • Paul S. 358).
  • dernider adr. = dar nider 5065.
  • des 12.
  • deste 247. 1605. 2622. 3176. 6390.
  • deweder pron. 1046. 2988. 4164.
  • 7271.
  • dewedere 7488.
  • dez = daz 1836.
  • dicke adv. 650. dicke u. d. 3796.
  • deste dicker 2853. aller dickest
  • 6597 (vgl. Paul S. 343).
  • diemttete adj. 1572.
  • dienesthaft adj. 4768. 7468.
  • diet fem. 1488. 1594. 5179.
  • diezen stv. 209.
  • dinc neutr. 408. min d. 7847. sin d.
  • 1596. mit etelichem d. 1763. von
  • gehiuren dingen 1387. mit schln-
  • lichen d. 1526. ze nötigen d. 5628.
  • der dinge vil 6663. 6932.
  • diser, gen. disse, diss 4055. gen. pl.
  • dirre 4084.
  • diu instrum. zu der 753. von dia
  • 5722. 7587. waz von diu 5273. ze
  • diu daz 1564. vil diu baz 4395. diu
  • geliche als 6621.
  • diuten svw. 4437. 6110.
  • dö 1183. 7003. dö dö 1731.
  • doch 3529. 5491. 7557. 8011. dreimal
  • gesetzt nacheinander 4678—80. und
  • d. 1243. 1754.
  • dörperheit fem. 7121.
  • d6z masc. 253. 994.
  • draben swv. 5966.
  • dr&te adv. 1512. also dr. 3432.
  • drewen = drowen.
  • dri, dat. drin 923.
  • drö fem. 4983. 7709.
  • drobe a(ifv.=:dar obe 3930.
  • drouwen swv. ze einem 5285. drönde
  • 1242. drewen 6110.
  • duuken v. an. 1715. vil d. 845. mich
  • dühte des 1352. conj. dühte 2930.
  • durch prcep. 83. 187. 280. 1703. 7736.
  • d. got 1498. 2591. d. guot 1862.
  • DÜRFEN
  • EBV^BEN
  • 287
  • d. not 3031. d. bellben 2822. d.
  • clagen 4294. d. daz 1857. 2535. d.
  • daz jftr 6701.
  • dürfen v. an. 552. 1210. 1252. 4443.
  • 4870 c. gen.
  • dürfte fem. 4863.
  • dürftiginne fem. 6403.
  • 4i adv. 5195.
  • edel adj. 3347. 3475.
  • effen swv. 3546.
  • ^haft adj. 2933. 6042.
  • eimber meuc. 3312.
  • ein, Artikel: ein gras 334. in ein
  • 2108. in pl. 33. 3361. Stellung
  • 8106.
  • eine, allein 1384. .2185. 3731. 4467.
  • in einen 703. in eime 131.
  • «inec 3287.
  • einhalp adv. 3585.
  • eislich adj. 408.
  • «it masc. 7908. 8047.
  • eiter neutr. 1,')6.
  • «llen netär. 2991).
  • ■en=sne.
  • enbem stv. 1466. 1906. 2328. enbom
  • 5401.
  • «nbieten stv. 7751.
  • enbizen stv. 3308. enbeiz 62.
  • enblanden stv. 6343. 6391.
  • «nbresten str. enbroston sin 2842.
  • ende masc. u. neutr. den ende 1122.
  • ein e. geben 2360. 7345. des endes
  • 600. 924. 4034. swelhes endes 6684.
  • in manegen enden 1251.
  • enden swv. mit werken 7920. slnen
  • vrumen 6066. sich 4346.
  • «neben adv. 3790. 5996.
  • engel masc. 2554.
  • engelten stv. 213. 229. 940. 1193. 3039.
  • 7152.
  • enpffthen r. an. 164. baz e. 7994.
  • «nsperren swv. 6247.
  • entlihen stv. 7143.
  • eiituemen stv. 7995.
  • entriuwen adv. 493. 2112. e. nein
  • 2983.
  • entsagen swv. sich 6890.
  • cntsitzen stv. 1421. 5010.
  • entweln swv. 3762. 4357.
  • entwenken swv. 1288.
  • entwern swv. 6991.
  • entwesen stv. 3191.
  • entwürken r. an. 5382.
  • «nwec 1975.
  • enwiht 4413.
  • enzit adv. 1860. 4747. 6651.
  • er 18. ez (Deut. Wörtb. III, 1116.
  • 2611. 3016. 3509. 7483. 7276. es
  • männlich 1906. 2215. 4197.
  • Srbsere adj. 116. 4248.
  • erbarmherze adj. 4856.
  • erheizen swv. 3108.
  • erbeigen stv. 2737. erbolgen 1489.
  • erbeteil neutr. 7658.
  • erbieten stv. ir erbutet 1196.
  • erblten stv. 288. 4605. 7449.
  • erbunnen r. an. 5255.
  • öre fem. 603. 789. 2437. 2442. 6219.
  • =ha8Öre 2852. pl. 4564. mit dren
  • 1021. daz stn dln dre 2528. 3989.
  • ören swv. 5935. eines gedret 2751.
  • als Substant. 7640.
  • ergäben swv. 3275.
  • erg&n r. an. 943. 2729. 3503. 3694.
  • 6597. umbe einen 3145.
  • ergeben stv. in gotes segen 5535.
  • sich hin vür 1109.
  • ergetzen swv. 207Q. ergatzte 5450.
  • erhellen stv. 301.
  • erholn swv. sich 2795.
  • erkennen swv. 501. 2859. 2890. er-
  • kant 114. 232. 7482. mir ist er-
  • kant 1199. 1003. erkant tuon 5124.
  • doppelter Acc. 1913. dat. u. acc.
  • 1679. bemerken 3381.
  • erkiesen stv. zen besten 1855. üf die
  • brüst 5026.
  • erkovern swv. sich 3733.
  • erkunnen swv. 2532. 6514.
  • erlftzeu stv. 226. acc. u. gen. 142.
  • 3317. 6833.
  • erlüejen swv. 5057.
  • ermanen swv. 3933.
  • ernem swv. 2835.
  • ernest masc. 1320. 5111.
  • errechen stv. 5069.
  • errlten stv. 4695. 5963.
  • erschtnen stv. einem vor 3931.
  • erslahen stv. 8224.
  • ersmecken swv. 3885.
  • erest adj. zem drsten 1155. von
  • örste 3121.
  • örste adv. 2902. niht 6. 6991. von
  • 6. 3105.
  • ersterben swv. 718.
  • erstrichen stc. 969.
  • erstrlten stp. ez einem an 5137.
  • ersuochen swv. 1297. 6283. 6433.
  • ertagen swv. 5867.
  • erteilen swv. 1955.
  • ervceren swv. 5787.
  • 4«00, (Ich e 4J'i 1315
  • »rwindan ilr m S
  • erzslgen .«t l* 1 T19J
  • iB gen. maic 2»li 2iM rjil e
  • ilnltsb etellch aijj 268
  • ireweo gsdienn .re. MM, S3S*,
  • c. 413. 54». lieh 1174.
  • Kicb aJj. a-ls. »i7. »bi. 2U3
  • 11S7. g. geteilt »SI3.
  • grebe adj, 3SD.1.
  • l; 2)rDH gelldta.
  • g. MJ. vou (
  • ){aDz atlj. 3*0.
  • 334 n gel. »S. *iM9.
  • >. tseo. gel. sla -i:
  • gllihen -»-.. 576.
  • 6^0. •iiei. tioj. tJj*. ;i4T.
  • od mir XM.
  • eh «»(. K. iKu*/-. 16. SW. 1180,
  • gvblten . 4H3». gebiten nel
  • gebot nf»«-. J.11. rui. bele.
  • gemnot adj. wol g. äSDS. SJSÜ. auoic
  • B. ISOO.
  • gemaatlloli a. 734g.
  • J9»9- ««*ä JMS. T7J1.
  • geuldelAii adj 7!M.
  • genftdenwr. a«iB. im ftf den vnoi
  • gensndeiiltobeu adi. SlfiO.
  • gsneasn iti, ich geois« 3399. genAien
  • »40. SS. 1107. 1353. c. gtK. 1T3T
  • genge odf' 3374,
  • geDldsien inr, 4833.
  • '■.310.700.910. 1177.169*
  • 31»9. 4697.
  • ganlgan •lt. 3944,
  • genitt/eni. 129.«,
  • [erftten dp. Sau. 1399. 7
  • Bereit i»^. 1008. 10(9. 9094. 29JE.
  • 5ea7. T309. c. «tn. S41i.
  • gereita adv. 14!». lA ger. — lA 3(0»
  • geielte neHtr. 9i3. 3463.
  • gsrlofa maic. 1GT7. 4904. 67«).
  • gwiugeD JWB. 1384.
  • gerllen ire. 14iS. 3134. 3!39. genten
  • gerlnte fuufr. 401. nluwez 3285
  • 330. 3367. 4873,
  • lUffv se. 773 33B7. 3080. 3073.
  • t t.t ge> 708
  • bcn i'( 33 3
  • 4731 «BIO 5373 einen
  • IU34 3476
  • getrollten im er getrOite 13u.
  • getrftwen ii» 4I0I 4983.
  • getuon tD 317 JJOS elneir«de34
  • 313 gelorilQ 3u9
  • gevierlleh n((J 7683.
  • gerilde wi,(r.
  • gCEnn aij Viü-
  • 1). cncu.
  • golt iK-a(r. sw>
  • gut moK. B. d
  • heimlich wtj. intti.
  • hell ni/j. einem h. Iuod 7.
  • heiren . ±»:>. 7103. 1 halten 417«.
  • HEBGESELLE — KNEHT
  • 291
  • b. eines wesen 4329. 5350. mit h.
  • 1841.
  • hergeselle masc. 6746.
  • herre, her masc. min her 91.'i.
  • hörschaft /«m. 6837.
  • herte adj. 696. 352'i.
  • herte fem. 2719.
  • herze neutr. 3941.
  • hie 33U3.
  • hin 6342. hin dan 2253.
  • hlnaht adv. 4491.
  • hinder prcep. h. sich 8076.
  • hinken stv. hanc 4936.
  • hinnen adv. 1764. von b. 4306.
  • hime neutr. 3232.
  • hiare od«. 2830.
  • hdchvart fem. 2327.
  • höohzit fem. 35.
  • hof maftc. ze hove 4272.
  • höhe a4v. höher g&n 5288.
  • homüz masc. 209 {oder vielmehr hor-
  • nuz ? vgl. duz : hornuz in der Krone
  • 1490).
  • houbetsOnde fem. 1896.
  • houbetvrost ma»c. 6537.
  • houwen »tv. dan h. 7138.
  • hovereht neutr. 7341.
  • boveroht adj. 464.
  • bovesch adj. 1417.
  • hovescheit fem. 788. 2714. 3387.
  • bovezuht fem. 6253.
  • htteten siov. huote 3915.
  • hulde fem. sin selbes h. 3221. mit
  • h. 221. 1714.
  • humhel masc. 206.
  • huobe fetti. 2883. 4464.
  • huote fem. 2892. 3676.
  • hurt fem. 5155.
  • hüs neutr. 3771.
  • büsr&t masc. 6541.
  • hüt /«w<. hiute 466.
  • ie 1951. 4060. 73.'»8. ie m6re 4o62.
  • noch ie 4276. jemals 609. 987.
  • ieman, lernen, daz lernen 7603. '
  • iemer 5477. 7017. iemer man 1817.
  • i. dehein 1892. i. mö 7801.
  • iender adv. 659. 1086.
  • ietweder 1008. 1710. 4936. 7087.
  • iczuo 2512.
  • iht 175. 491. daz iht = cfa/I etwa \
  • A07S.= daß nicht etwa (ne forte, ne
  • qua) 1084. 2734. 2788. 3443. 38.59.
  • 7603. 8117 (nach sworn).
  • immer 1294. 2:i47.
  • in adv. hin in, hinein 98.
  • Ingesinde neutr. 6418.
  • inne. d& — inne 157. hinne 1741.
  • irre adj. 2895.
  • irren swv. 2555. 2905.
  • irrevart fem. 5765.
  • isen neutr. 7223.
  • Iseugewant neutr. 9G.'i.
  • jach von jehen.
  • jsemerlichen adv. 1889.
  • jftrzal/em. 3055.
  • j&rzU neutr. 2942.
  • jehen stv. 14. jach 374. einem uäcli
  • jehen 2986. c. gen. 4431. 5192. de»
  • siges 6357. c. gen. u. dat. 188.'i.
  • 1972. 7322. mit abh. Satze 7271.
  • j&mer moAC. 3213.
  • jftmern swv. nach etew. 3216.
  • joch conj. 161. 3712.
  • junc adj. jungestezlt 1158. ze jungest
  • 3300.
  • kampfgeselle masc. 7u85.
  • kampfwise masc. 7127.
  • karo adj. 5666. 7190.
  • karkeit fem. 8078.
  • kebsen swv. 3171.
  • kein a4j. 1507.
  • kemen&te fem. 81. 5211.
  • kempfe masc. 4168.
  • kempfen swv. 4327.
  • kören swv. 4670. 7282. zuo k. 159.
  • wider k. 3203. vttr k. 6097. über
  • einen 3370. ez an einen 2791. 2894.
  • 3750.
  • ketene fem. 591.
  • kewe fem. 6688.
  • kezzel ma^c. 3277.
  • kiesen stc. 614. den t6t 7305. sl
  • kurn 4814.
  • kinnebein neutr. 461. 5334.
  • kint neutr. der Unseelden k. 4449. =
  • Mädchen 316. 4470.
  • kintheit/«»». 5671. 6330.
  • klä fem. 6690.
  • klage fem. 4914.
  • klagobsBre adj. 1566. 6909.
  • klagen swv. 4294. 6912. ez kl. 2075.
  • kleine adj. 3455.
  • kleine adv. 6484.
  • kueht masc. 2513. 2901. des tiuvols
  • 6338.
  • 19'
  • 292
  • KOMEN — M^BE
  • komen v. an. also k. 1389. von
  • Witzen k. 5194. einem baz, wol k.
  • 2031. 6650. es wider 2923. 7667.
  • es abe 7705. 7968. einen strltes
  • vttr 914.
  • koste fem. 6538.
  • kouf masc. 7187.
  • krachen «lov.- 4416.
  • kraft fem. 166. 365. 1088. 3763. 6553.
  • 6838. 7766.
  • kranc adj- 2012. 3255. 6669.
  • kranoheit fem. 6640.
  • krenken swv. 7462.
  • kroenen swv. 6463.
  • krogieren swv. 7106.
  • kttchenkneht 4923.
  • kulter masc. 1373.
  • kumber ma«c. 2838. k. weter 7808.
  • kumbern swv. 5222.
  • küme adv. 645. 7449. also k. 973.
  • vil k. 1338. wie k. 1700.
  • ktlnde fem. eines, k. h&u 2805.
  • kttndekeit fem. 2182.
  • ktknnen v. an. künde 1998. 5359. ver-
  • stehen 861.
  • ktlnneschaft fem. 803.
  • kunrieren swv. 6659.
  • kunt adj. einem k. werden 3868.
  • kür fem. mit vrler k. 4354.
  • kurz adj. k. bete 5811. k. oder lanc
  • 7792.
  • kurzliche adv. 7947.
  • lachen neutr. 6459.
  • laden swv. her wider 2030 l&te
  • 7654.
  • lanc adj. des was niht 1. IIJSO. com-
  • parat. langer 322. c. gen. 7406.
  • lange adv. 2139. langer 1549.
  • lant neutr. ze lande varn 2969.
  • lantvolc neutr. 4050.
  • lantwer/«rt. 2168.
  • laster neuir. 693. eines 1. h&n 796.
  • lasterbsere adj. 2600.
  • lästerlich adj. 2645.
  • lasterlichen ade. 2480.
  • lästern swv. 4292.
  • laz adj. 7040.
  • Uzen, l&n sto. 628. 1370. 4121. 4296.
  • tuon u. I. 510. &ne haz 338. w&r
  • 5555. genozzen 3142. ez gAn I.
  • 7124. ez an einen 4.547. ez her
  • ze einem 4553. von ein ander g&n
  • 1. 5311. sich da an 1. 7173.
  • ledecllchen ade. 1711.
  • ledegen swv. 4619.
  • ledic adj. 1712. 1. werden 5857.
  • legen swv. geleit 33. =6(;^ra6«n 1427
  • hin 874. 1508. 3416. 4408. 5307.
  • vür 4038. üf 1190. die vinger üf
  • 7923. in 4049. an einen 1385. 1687.
  • 1848. an 1. 2199.
  • leide adv. 403. leider 6333.
  • leide fem. 6969.
  • leisieren stov. 5324.
  • leisten swv. 6590.
  • leit adj. 2021. 7172.
  • leiten swv. 6379.
  • 16re fem. 4.
  • Idren swv. 3569. 4371. gelöret 21.
  • lesen stv. 6202.
  • letzen swv. 7760. latzte 2933.
  • lieh fem. 1333. 1669. 3595.
  • liden stv. lite 3427.
  • liebe adv. 2557. 5968.
  • liebe fem. 187. 907. 7485. mit liebe
  • 2431.
  • lieben «tcr. , lieb sein 45. 2674.
  • lieben swv., lieb machen 2146.
  • liegen stv. sl lugen 2376.
  • liep adj. 1. ze 4187.
  • liep neutr. 1316.
  • lihte adv. 347. 2293. 5452. 7333.
  • llmen swv. 5327.
  • linde adj. 5570.
  • Itnwftt fem. 3455.
  • Up masc. 45. 176. 3445. 1. gewinnen
  • 6851. at den 1. vgl. unter v&hen
  • u. riten. temschreibend 1318. 3936.
  • 6810.
  • list masc. 7901. mit listen 4414.
  • listvröude fem. 4419.
  • liut neutr. 2149. 2362. 1. unde lant
  • 2386. 2889. 4438.
  • loben swv., gern sehen 492. verspre-
  • chen 382.
  • löchern swv. 585.
  • loesen swv. den eit 8047. 8070. sich
  • 1. 4161.
  • lön masc. es 16ii h&n 2669. 3801.
  • lönen swv. dat. u. gen. 1197.
  • lösen stov. 7591.
  • Itlgemsere neutr. 3658.
  • lützel adj. 3763.
  • machen swv. 1029.
  • mäht fem. 7381.
  • msere adj. 7189. also ra. 1709.
  • msere neutr. 56. 185. 227. 1836. 2327.
  • 3374. 5515. 6585. armez 2847. niu-
  • MAGET — NACH
  • 293
  • wez 6079. m. sagen 482. 2613. in
  • dem m. als 3567.
  • maget, m> fem. 1153.
  • man masc. 536. 456. 501. wip noch
  • m. 6145.
  • m&ne masc. 2135.
  • manecvalt adj. 124.
  • manen swv. einen bt einem 4852.
  • Bit gemant 1857.
  • mange fem. 4363.
  • mangelen swv. 5470.
  • manheit fem. 3731.
  • männeclich, jederman 63. 4694. 7104.
  • mftnschlu masc. 2135.
  • mantelUn neutr. 6485.
  • market ma^c. 6086.
  • marmelin adj. 584.
  • massenle fem. 6897.
  • maz neutr. 2692. 3906.
  • mäze fem. 1044. es im eine m. nemen
  • 831. Wurfes m. 3896. min m. 6629.
  • &nem. 3828. üz der m. 3274. Az der
  • m. 6633. einem ze m. 6082. einem
  • ze m. wesen 1076. ze guoter m.
  • 3365.
  • mö=:möre 83. 4105. c. gen. 1635.
  • niht mö 2282. 2931. nie md 3286.
  • 5509. 7022. minre noch m6 6315.
  • 7711.
  • meile fem. 7230.
  • meineide adj. 3185.
  • meinen swv. 2685. 7098. 7980.
  • meinlich adj. 1600. 7236.
  • meisteil adv. 3746.
  • meisterinne fem. 1625.
  • meistern swv. 1098. 3254.
  • meisterschaft fem. 165. 1540. 4084.
  • 4870.
  • möre, vgl. m6. 1180. c. gen. 2288.
  • iemer m. 7397. nie m. 355. 374.
  • 2441. 3785. 6550. 7214.
  • merken swv, ez einem 191.
  • merre adj. 733.
  • michel adj. 249. 428. 1488. 3665.
  • 6771.
  • michel adv. m. harter 2906. 4391.
  • miden stv^ meit llOU.
  • mies neutr. 5570.
  • miete fem. 4843.
  • mieten swv. 246.
  • milte adj. c. gen. 7132.
  • mute fem. 4539.
  • miltekeit fem. 4561.
  • min neutr. 5733.
  • minhalp 8093.
  • minne fem. 1542. 7284. mit minneu
  • 2886. 5731. 7294. vrou Minne 1537.
  • minnen swn. die minnende not
  • 7790.
  • minre adv. 2497. m. noch mö 6315.
  • 7711.
  • misUch adj. 616. 2599. 5133.
  • missedenken v. an. 7028.
  • misseg&n v. an. 1130. 4126.
  • misserftt masc. 5272.
  • missesagen swv. 1939. 3524.
  • missetrcesten swv. sich 5161.
  • missetuon v. an. 1585. 1873.
  • missewende fem. 2644.
  • missezemen stv. 4549.
  • mit prcep. 3346. 6046. dft mite 3448.
  • mite adv. m. wesen 8149.= dA mite
  • 6500.
  • mitte adj. 399. 1114. 1270.
  • mitten = mit den 1012. 1377. 4448.
  • 5189.
  • möre masc. 3348.
  • mort masc. 6686.
  • müede fem. 7242.
  • mtkejen swv. 749. 2831. muote 5765.
  • müelich adj. 4837.
  • mtlezen v. an. 724. 2169. 4586. müeze
  • 838. 1888. muose 352. müese 1636.
  • 1736. 2921. 4731. 6159.
  • mtlgen v. an. 1761. ez mac 4498.
  • mac noch kan 2286. mohte 1262.
  • 4058. 5096. 6500. möhte 626. 1317.
  • 5513. 6091. möhtent 2263. wol m.
  • 3993.
  • münster neutr. 1409.
  • munt masc. mit lachendem m. 2964.
  • mit 6inem m. 4568.
  • muot masc. 6. 368. 475. 760. 2906.
  • 3716. m. gewinnen 3552. durch
  • ir m. 1867. 8135. in ir muote
  • 5664. in sinen m. nemen 1987.
  • n&ch ir m. 498. im ist ze m. 606o.
  • muoten swv. 5331.
  • muotwille masc. 7362.
  • muoze fem. 289.
  • müzerhabech masc. 284.
  • n& adv. 964. 3314.
  • nach adv. 2541. 3663. 6500. vil n.
  • 1061.
  • nftch prcep. 3324. 4542. 6006. 6541.
  • 7882. n&ch Ären 2901. 3749. 6162.
  • 7175. 7345. n. gewinne 1558. u.
  • gewonheit 34. n. güete 1661. n.
  • lobe 7. n, rehte 305. n. schaden
  • 4981. n. schänden 7051. n. schul-
  • den 183. n. vräge 5767.
  • 2JH
  • nAcHVART — BEDELICH
  • iiAolivurt film. ftrt7o,
  • iiKiJmi Hii^r, tiAU (i'ior».
  • iiAhtt tuh. iiAlinr *J2H7.
  • ii ar/(«, 474. ^.'IH. ti. \iti,\\ 4(Kiri.
  • iiüht. oiniiN nalitON 1)7h.
  • immo ma«('. .M|hh.
  • iiUmtiltiihdu iioinoltohon.
  • ittt (IMI-) I.MI. •J.^(l. 'iWi. 5H0. 1173.
  • y(U»H. :lln.^. iiut». m>7H. 4no2. r>2.M».
  • 74in. ndfl/i loh (MilouK<'n 412D, iat
  • MWtvol (lolu^ln \)\i\, niht »wtvcln
  • 74MO.
  • ui^U^h ftrtrfi, \H\H.
  • uititfou «N'i*. 7(n)*J, diu »por n. 7077.
  • \\^\\\, u. loh 8^:14. M'J'J.
  • ««»uu»Uoho« im6'. r.»7<'». :UM^. 4734.
  • i\ttiut>h >«/♦', in Uou nu4»»t l\>87. oinon
  • rt» «. 4.NvN0. T\>*n>. Im u. t»a. »ioh
  • M M4 IW. *.»»»*.»> ISM». WH'X 4I4S.
  • tkioh HU 4\nM, rsM. HtoU von iIau-
  • UVV« »MO, 410»« ur,'. ihHJi». tioh TS«.
  • uUWo tt*<»\ 4Un«
  • ui\lo\^ mir, t?tT. vou u, üf l«H\
  • UaIWux jlArt* ;';^
  • uWluWv %i*(f. US tJÄK MItS. «wx^we
  • ui«^w<» ts^v .\ ,/v*. ^^^^
  • uUVl »v^ >i^ tte^Tv^
  • ulis^*^ Ärf\ ««'w \v*? Ali» NSTvS Än:J
  • «MI
  • ü^x^M.4^«^ ivNx x>«; ^>^i siK: i^\^
  • sv;kv^wV ^<'v kktj*. hjn* *^^!:^»ifc
  • ,s»,'* «5«,»;*. i*,i
  • :**?
  • "« 1. Ä«%«v».
  • . ^CV
  • nötpfant neutr. 7220.
  • nt 2R8. 3240. 3684.
  • nütze a(^j. nutzer 4447.
  • ob con). 1899. 4598. waz ob 3591.
  • und ob 4052.
  • ob pra'j). 581. 1167.
  • ober adj. diu o. hant 1537.
  • oder, ode, od, zu Anfang des Satzes
  • 1898. 3386.
  • ort neutr. 624.
  • euch conj. 511. 1621. 2042. 2208. 2396.
  • 2547. 5167. danne ouch 787.
  • ougeu .«irr. sich 3502.
  • ougeuweide fem. 404.
  • ouffost masc. 3058.
  • ouwA 1681.
  • ouwt interj. o. wan 1660. — 1700.
  • 2167.
  • !>»!«$ m^Mtr. 6426.
  • pf^nt mtmfr. 1336. 7»^.>4. le pf. 8t*n
  • pfiiMBV*t^u pi. 3o.
  • ptt^lS^u **r. 45M. ^X>. S5Ä>. 5015. 5344-
  • 5rT<> phUoh: er$»eh 4431.
  • pfVinl mutr, tS?^.
  • vrUUvWa ^^r. 3^1-
  • x*«fc rfc» ww*. «T:^
  • r*i •«■*•«».*.. T \düi *€■*« 4490. i^^iK
  • (iV*:». (»Kt;. r rt-,"» 34Äi. i<» wirt
  • ? *^l. l"i>*J. iiiM ^trt r 31*:. >t».
  • .i«,./. r >a>v iwa r TS««, »"/r— «t»
  • •.-. «. •.';£i •:x\'' S?fr ''JH«. rta r
  • •i"„ : X«. -,» . - laj lue
  • "**'"^ » ♦«■•tutett. 3:cä.-v
  • REDELICHE
  • SEGENEN
  • l>i»5
  • redeliche adv. 1793.
  • reht neutr. 565. 1649. 3572. 7532.
  • iuwer r. 6246. dos r. h&n 6771.
  • im sin r. tuon 556. sin r. getuon
  • 4750. nach rehte 305. nach slme
  • r. 5594. von r. 1576. ze r. 248.
  • 2043.
  • reht adj. 7359. 7628.
  • rehte adv. 901. 1963. 4892. vil r. 3925.
  • reine adv. 5358.
  • recken skv. rahte 3304.
  • rlche neutr. 4;i76. pL 47.
  • riebe adj. 34. 2580. 3462. 5204. r. got
  • 5972.
  • rlcheit fem. 2425.
  • richsenen swv. 7493.
  • ridieren swv. 6484.
  • rihten swv. c. dat. 4233.
  • rinc masc. 5380. 6907. 6931.
  • ringe adv. 3820.
  • ringen stv. 4281.
  • risen stv. 538U. 6727.
  • rlten ste. 787. 2811. 4163. üf den lip
  • 4394. vür r. 4694. zuo r. 3704.
  • riterllch adj. 387. 1153. 2815.
  • riterschaft /em. 913. 2443. 2806.
  • riuwe fem. 1604.
  • riuweclich adj. 6379.
  • riuwen ste. roii 413. 2919.
  • riuwevar adj. 4846.
  • riuwic adj. l.')94. 3149.
  • ros neutr. 96.'>. 3700.
  • rosselouf masc. 6987.
  • röst masc. .5437.
  • röten swv. 7230.
  • rüch adj. 267. ruhen 928. 6.'.36.
  • rücke masc. ze r. 4940. über den
  • r. dan 5305.
  • rückelingen adv. 67.')9.
  • rüemen swv. 7750 (Haupt zu Erec
  • 2892).
  • rüeren swv. 1087. diu bein 2141.
  • rümen swv. 7618. den rinc 6931. sich
  • des r. 7750. einem den puneiz
  • 6984. ez einem 3313.
  • runze fem. 4.'»8.
  • ruochen swv. isj. :525. 12.12. 1573. 5759.
  • ruozvar adj. 4:13.
  • «& 82. 2544.
  • Sache fem. 40l^5.
  • sselde fern. 3. pl. 277s,
  • saelec adj. lUs. 2241. .3969.
  • flseleclichen adv. 27so.
  • sagen swv. 227. 5827. eine schulde
  • fif einen 4050.
  • salse fem. 3279.
  • sam 3591. sam — sam 1428.
  • säme masc. 7086.
  • samenen swv. in ein 8066.
  • sament adv. 884. beidiu s. (■).'>33.
  • samit masc. 6485.
  • aaranunge fern. 305.
  • sanfte adv. 546. 8138.
  • sarjant masc. 3708.
  • schaffen stv. 1780. 4.')8o. 653S. slu
  • dinc 1596. brunneu 2.')3l.
  • schal masc. 2645.
  • schale masc. 6238.
  • schalcbeit /ff)//. 845. 153n.
  • schalclich adj. 2506.
  • schalclichen adv. 6177.
  • schäme fem. 18. äne seh. 6200.
  • schände fem. 3490. vrou Seh. 1579.
  • pl. 3394. n&ch seh. 7051.
  • Scharlach neutr. 326.
  • schedelichen adv. 4200.
  • scheiden a/r. von 6ren 5252. den
  • zwivel 4914. oz seh. 7276. sich
  • 3126. 4979.
  • scheltuere masc. 7163.
  • schelten ste. 1871. des tödes seh.
  • 7162.
  • schemelich adj. 3490.
  • schiere adv. 49SH. ze seh. 324. als
  • seh. so 917. 3109.
  • schimpf masc. 879. 2692. 4411.
  • schimpflichen adv. 2589.
  • schin adj. seh. tuon 2854. werden
  • 7991.
  • schinden sicv. er schinte .3901.
  • schlnen stv. 248. 3127. 3626. 3956.
  • 4280. 5778. doppelter Nom. 1331.
  • einem an seh. 5476.
  • schinllch adj. 1527.
  • schirmen, schermcn swv. c. dat. et
  • gen. 572.
  • schiuften swr. 5966.
  • schoene fem. 1925.
  • schouwcn swv. 794.
  • schrin masc. 5545.
  • schroten stv. er schriete 1101.
  • schrundc fem. 4020.
  • schuldegeere masc. 54:J0.
  • schult fem. 3377. schulde 2040. die
  • schulde ;{223. von slnen, minen
  • seh. 1.350. 4067. in eines seh. stän
  • 5181.
  • schuole fem. 700.'».
  • schür matc. 2832.
  • schürfen swv. .39<».'i.
  • schüten swv. abe scli. 77U.
  • segenen swr. 9*^4.
  • 296
  • SEHEN
  • STBOUWEN
  • sehen stv. mit doppeltem 'Acc. 1314.
  • sich 529. 959.
  • sehsstunt 3485.
  • sehste adj. 92.
  • sei 3456.
  • seit masc. 3454.
  • selp, selbe, s. dritte 5278. selb ander
  • 7218.
  • selten adv. immer 5471.
  • seltssene adj. 465. 7192.
  • senden swv. üz dem satele 2584.
  • nftoh gelte 7166.
  • senede von senen.
  • senen swv. senede = senende 71.
  • 1811. 3083.
  • senfte adj. 2954.
  • senfte fem. im pl. 6583.
  • senken swo. 7080.
  • senllch adj. 1604.
  • sÄr neutr. 6220. 6863.
  • sÄre ade. vil s. 1072.
  • Sicherheit fem. 2235. 2756. 3777.
  • sichern Shcv. 7563.
  • slde fem. 6198.
  • siecheit fem. 3607.
  • siechtaom ma^c. 2934.
  • sieden stv. ez söt 32S0.
  • sigelös adj. 7070.
  • slgen stv. 3943.
  • sin masc. 530. 1656. 3399. 6195.
  • 7196.
  • sin oder wesen v. an. mit gen. 3590.
  • 4220. mit etew. 3064. got si, der
  • 1172. 7420. ez was, daz 1137.
  • Sit conj. ade. 36. 132. 1035. 1137.
  • 1760. baz 8. 3028.
  • Site masc. 2027. nach riterllchen s.
  • 2S1.'). 3560. guote s. 4326 (vgl. guot).
  • vrevelllche s. 3714. in den s. 3120.
  • wider den s. 4326. mit selbem s.
  • 6922.
  • Site fem. pl. 6268 (?). ze beiden s.
  • 3063.
  • sitzen stv. gesezzen sin 135. ticfi
  • setzen 889. 1216. 6493.
  • sinften swe. 3099.
  • siusen swv. 994.
  • sla fem. 5961.
  • slac masc. der 6ren 3204. minnen
  • 6.'>05. der saeldeu 4141. nach dem
  • sl. 1108. ze slage 1073.
  • slahen ste. 5.14. 422S. 66.34. under d.
  • arm 5025. ze heile 8099.
  • slahte fem. 2236.
  • slegetor neutr. 1080.
  • slegetür fem. lo83.
  • slifen Ktc. er gleif 1111.
  • sloz neutr. 505.
  • smac masc. 6447.
  • smsehe adj. 1576.
  • smsehen swv. 3201.
  • sm&reides masc. 623.
  • so, so. 86 ich beste kan 1775. siV
  • er meiste mac 2776. s6 leide als
  • 2346. s6yerre6070. wenn, während
  • 823. 2708. 38.'»6. damit 2498. da-
  • gegen 1341. 18.14. 7573. so helfe
  • mfr got 6163.
  • sorge fem. 1.534.
  • speehe adj. 6941.
  • sp&te adv. 2154.
  • sper neutr. 4700. 5025. neigen 7077.
  • üf die brast slahen 7078.
  • sperisen neutr. .')030.
  • spil neutr. 4805. 6282.
  • spinnen stv. si spannen 6205.
  • spor masc. mit den sp. nemen 1012.
  • sprechen ^r. 5755. an die suone
  • 6930. üf einen 5479. wider einen
  • 65. 7.34. 1702. einem 6183. einem
  • au etew. 112. 167. 3208. einen an
  • spr. 4086. 5443.
  • springen stv. in sine helfe 5403.
  • stsBte adj. 6809. 7916. 7918.
  • stsBte fem. 4581. 6504.
  • st&n V. an. von dem rosse .'i568. —
  • 2305. 4884. — 4088. ze buose 721.
  • ze prlse 6052. ze staten 7850. ze
  • wette 1232. dar 906. einen 4316.
  • Stare adj. 6932.
  • etat fem. ze st. 2919.
  • State fem. 2197. 6981. über st. 4402.
  • ze rehten staten 5320. ze staten
  • komen 3143. 6781. ze st. ligen
  • 6736. ze st. gestän 5707. 7850.
  • stechel adj. 3773.
  • stellen swv. gestalt 6193. 6915.
  • Stic masc. 266.
  • stiege fem. 6434.
  • stillen swv. ez st. 2365.
  • stiure fem. 6332.
  • stiuren swv. lKu3.
  • strftfen swv. 171.
  • str&le fem. 3266.
  • strecken swv. gestraht .'iu48.
  • strichen stv. 197,'».
  • strit masc. 381. den str. heben 871.
  • behaben 4427. einem den str. län
  • 118. 4075. 7«H>7. 7690. &ne str. IS.*!».
  • 3027.
  • stritec adj. 6950.
  • striteu stv. an str. 1731. str. n4ch 7.
  • str6 neutr. niht ein str. 1440. 7:i57,
  • ströawen swv. 4713.
  • STREBEN — TRÜWEN
  • 297
  • strüben swe. 2820.
  • strüch masc. 3953.
  • strüchen swv. 3669. 4936.
  • stunde fem. 23. in niuwen stunden
  • 467. in kurzen st. 4973. zen st.
  • 1105. zeinen st. 3361. ze manegen
  • St. 3380.
  • stunt fern, an dirre st. 1882. in, ze
  • kurzer st. 2258. 7786. deste kurzer
  • St. 5146. vttr dise st. 3182. vgl.
  • anderstunt. sehsstunt.
  • Sturm masc. 4363.
  • süberlich adj. 4385.
  • stkeneriune fem. 2056.
  • süeze adf* 3478. 6409.
  • stlezen swv. er suozte 3306.
  • sügen swe. er souo 3899.
  • suln V. an. 204. ich sol 923. 4223.
  • 4788. sttle 2230. solde 325. 386.
  • 910. 1142. 1294. 3512. 5096.
  • sümen swv. 6172. sich 2467. 6654.
  • sunder fem. 5607.
  • sunewende fem. 2941.
  • Buochen swv. 2284.
  • suochhunt masc. 3894.
  • suone fem. 2052. 3631.
  • sus 178. 4883. 7700. 7747.
  • süs masc. 7822.
  • 8W& 208. 1331. 3021. 3080.
  • swach adj. 39. 1558. 1570. 1574.
  • swache adv. 3403.
  • swachen swv. 1589. 2485.
  • swachheit fem. 3393.
  • swselre adj. 404. 4304.
  • swsere fem. 94. 1143. 2687.
  • swar adv. 1715.
  • sw&r adj. 7386.
  • swäre adv. 829. 2813.
  • sw&ren swv. 2251.
  • swarte fem. 435.
  • sweben swv. 157.
  • sweder 1085. 7280.
  • swelh , swelher pron. 1850.
  • swelle fem. 6745.
  • swenne conj. 23. 627. 2092.
  • swer pron. 196. 1393. 2270. 2839. 4192.
  • 5528.
  • 8 wem stv. (swir, swar, gesworn) 1354.
  • 1549.
  • swern stv. (swer, swuor , gesworn).
  • mit gen. 2410. daz iht im abhän-
  • gigen Satze 8117.
  • 8 wert neutr. 3224.
  • swie conj. 133. 785. 1863. 2145.
  • swigen stv. sweich : bestreich 3474.
  • tac masc: swserer t. 1740. lieber t.
  • 1743. allen t. 2775. kurzer tage
  • 7799. dirre tage 7856. vür den t.
  • 5080.
  • tal neutr. ze tal 1050.
  • tavelrunde fem. 4534.
  • teil neutr. u. masc. ein t. 758. 2113.
  • ze teile einem geben 834.
  • teilen swv. ein spil 4873. ez einem
  • 4630. sich 15.'>9.
  • tief adj. 5791.
  • tier neutr. 3326.
  • tiure adj. 1804. 3338. 4862. comp.
  • tiurre 1937.
  • tiure adv. 5694. 6956.
  • tiuvel masc. 1272.
  • tjost fem. 2549.
  • tjostieren swv. 7:!9.
  • toben swv. niht t. 2086.
  • tobesuht fem. 32.13.
  • tohte, töhte von tagen,
  • töre masc. 3260. der edele t. 3347.
  • tot masc. 4095. zem töde 1543.
  • tdtmager adj. 4935.
  • tötriuwessere masc. 610.
  • tötvar adj. 3942.
  • tötwunde fem. 1051.
  • tougen adv. 5190. 6974.
  • tougen neutr. 1791. *
  • tragen .<(^9. muot 4768. Unwillen 4867.
  • den slac 7525. ez ringe 3820. den
  • 11p swäre 2819. minne einem 1542.
  • mit einem 1790. vtlr 5035.
  • trahen masc. 6226.
  • trehten ma^c. 4773.
  • trelt von tragen,
  • triben stv. üf einen 5313. dar ge-
  • triben komen 7100.
  • triegen stv. 692. trüge 7573.
  • trinken stv. 2463.
  • triute von trüwen 998. 7811.
  • triuwe fem. 2012. 3390. 4342. durch
  • tr. 3151. von minen tr. 1979. vgl.
  • entriuwen.
  • triuwelös odf/. 712. 3186.
  • troesten swv. 6586. einen eines d.
  • 146. einen an etew. 2125.
  • truoc von triegen.
  • troumen swv. 829. 3517.
  • trüebe adj. 6301.
  • trüebe fem. 628.
  • trüeben swv. 7293.
  • trügevröude fem. 4413.
  • truhsseze ma,sc. 2388.
  • trütgeselle m^sc. 1471.
  • trüwen swv. triute 415. 998. 7811.
  • mit dat. u. gen. 4101.
  • »7Sl. M38 ojirt e<«irf ilG H
  • 1490. 1-91 OSli
  • dea aiG} "
  • ik. sl 3t]S 4
  • aberlKcren »er 10»S
  • Überkamen > na. «9( 4 '^■i 4
  • öherkiBft /« 1 M iM4
  • UberUd«n j(> Xi
  • abenHaa « HTII
  • Dbenpreche «le +144
  • llbeitiag«! 4^0 1404 404
  • flbanirlndaii ^ t r scc u fioi 111$
  • Überwunde l','^
  • 3»11 u Diht lEISl n »bsT K7.
  • eaea n doch (ledoch) 4TS 1TS4.
  • 19IW hapolhet leh ■.',5 913 lOlS.
  • liM J^i7 4 1 ^B-B die V ■
  • \W dA iDO n 348^ ni
  • nneTTorlit «67
  • ODgehbbe fgji 141
  • nngehlnre ai{j "lib
  • UDmani a4}. 1
  • unrnkhl /(»,.
  • aiij. 353U.
  • DamiUEn aar'. MA7.
  • nnSDot iHoie. 395D.
  • nniiiaoza ftm. UlB. :. eW4
  • nnn«! 34SI,
  • nnttkt •»OK. .
  • uusolde /«». 4068. Ui>BBl'
  • iineolilildli: niU. ;>4:ill.
  • Duathtic o*-. 1S91.
  • antippe a ^M. E.'iTf!. -
  • ■malte ».ibi:. mit unilten 1!
  • UDtttellchsa ade. .W.S2.
  • nngprcoliende »[>:.
  • unstete a4. 4S.
  • InwErdefeeit/fm.ASl'J.
  • nnM, uoz 7Si. 8J3. 1
  • ilachelt /«m. 1914 (V).
  • . üfdle v.,'dai 1
  • l SU1« 3711 41
  • (BMli mutr 79H4 Im
  • >erd>g«ii IT IIU III fUil «
  • leiBlheii K r «lob 4 4
  • vergeltsn le 7146
  • TertteMon X n bt 1 il r
  • reibelu t r s oh t h.
  • Terjehen <(r 124 ST» I
  • verkertnlBi- J^W flon muot 1
  • verk 8«rD * > j|l 1 11^4 let m
  • einen 1
  • •BTkltigen rt 3m VHX i % aloh
  • 11 4 47h4
  • TBtkllnlen *ICB sich» S7t>
  • TeAuu en hf Ititl
  • ( 1701 "OTlt 36TO 4 10
  • 1311 ta eine
  • le Il>93
  • ■icli
  • ■or ogflBhel Jt 3170
  • » eHD ile t i 4009 414 «03
  • den acbln fit den wAn 6au<
  • 300
  • VERLIGEN — VRUMK
  • ▼erligen stv. 3044. sich 3790. ver-
  • legen 7171.
  • vermezzen stv. sich eines 5282.
  • vermiden stv. 380.
  • vermiesen swtf. 441.
  • vermissen swv. mit gen. 1516.
  • verpfenden swv. 7720. dar 7224.
  • verpflegen stv. 5388.
  • verr&tsere ?nasc. 3118.
  • verr&tserinne fem. 4048.
  • verre adv. 683. vll v. 2622. so v.
  • 6070. V. baz 887. aller verrest
  • 711. V. genäden 2666. v. manen
  • 4853. 8131. V. stän 4316.
  • versagen swv. mit dat. 1622. 3799.
  • 7656.
  • verschroten stv. 7229.
  • verschulden swv. 4641. ez umbe einen
  • 7985.
  • versehen ste. sich 480. 2185. 6522.
  • sich es 6311. sich umbe einen 4131.
  • versene fem. 1117.
  • versinnen swv. 3178. sich 3972.
  • versitzen stv. 1338- 3198. daz ge-
  • lübede 3056.
  • versm&hen swv. 4651. 5185.
  • versprechen stv. 5534. sich 7661.
  • verst&n v. an. einem die tür 1290.
  • sich 333.
  • verstözen xtv. 361. 7339.
  • versüenen swv. 8136.
  • versümen swv. 32(>9. sich'v. an 6063.
  • versuochen swv. 2913.
  • verswigen stv. mit doppeltem Acc.
  • 1836. 4447.
  • vert adv. 4054.
  • vertragen stv. 1.59. 873. 1227. 1347.
  • 4779.
  • vertrlben stv. tage v. 3050.
  • verv&hen stv. ez übel, wol 1822. 3852.
  • 5172.
  • vervarn stv. 2797.
  • verwsenen swv. sich des 7862.
  • verwalken stv. 435.
  • verw&zen sto. 2026. 7.')52.
  • verwischen swc. 6218.
  • verwürken v. an. 2568.
  • verzagen swe. 1400. 2734.
  • verzihen stv. 748. 6922. sich eines
  • v. 2863.
  • verzinsen smt. den IJp 7227.
  • veste adj. 1476.
  • vier 821.
  • vil. lützel noch vil niuwan 4H74.
  • llhte vil 5589.
  • vinden str. mit dopp. Acc. 928. 2914.
  • rat einem 7857.
  • vinger masc. die vinger üf legen
  • 7923.
  • vingerlln neutr. 1202.
  • visch masc. 6217.
  • viur neutr. 6215.
  • vlögftn swv. 3315.
  • Vliesen = Verliesen.
  • vUz ma^c. ze vi. 7898.
  • vllzen stv. sich des vi. 851. sich
  • vi. üf 61.
  • vlorn = verlorn,
  • vluochen «irr. 7066.
  • volenden swv. sich 1813.
  • volgffire masc. 1886.
  • volgen swv. 3895. ea v. 7334.
  • voUecUch adj. 2440.
  • volsagen swv. 187.
  • volvarn stv. 896. 6150.
  • volzieheu stv. 2908.
  • von prcpp. 1141. 1183. 1310. 1324.
  • 1350. 1656. 2972. 3400. 3649. 3874.
  • 4003. 4014. 4377. 5075. 5386. fern
  • von 3085. durch 3104. aus 2301.
  • 3389. 7976. d& von 1043. 1658.
  • vor adv. 2483. 4620. 5049.
  • vor praip. vor maneger stunt 21 10.
  • vorburc fem. 4368.
  • vorder adj. 4317.
  • vordes adv. 36. 1304. 3028. 4620.
  • vorhte fem. v. des 2874. von vorhten
  • 4014.
  • vorhtUch adj. 1443.
  • Yrd.ge fem. vr. eines hän 6305. n4ch
  • vr. 5765.
  • vrävel, vrevel adj. 4585.
  • vrävelich , vrevellich adj. 3714.
  • vreise fem. 673. 6184.
  • vremde adj. 4921. 7196.
  • vremde fem. 8065.
  • vrl adj. vor etew. 1532.
  • vride masc. 1915. 5386.
  • vrlliche adv. 3983.
  • vrisch adj. T2H.
  • vrist fem. .322. 1205. an dirre vr.
  • 1168. 2518. an der vr. 476u.
  • vristen swv. 654. 1166. 1827. 582(».
  • vriste 5151. sich 1283.
  • vriunt masc. 21.')8.
  • vriunt fem. 1303.
  • vrö adj. mit gen. 1751.
  • vrou fem. 3396. 3723. min vr. 1625.
  • 2224.
  • vröude fem. 63.
  • vröudebeere adj. 1144.
  • vröuwen swr. 7384.
  • vrnme masc. 2415. :{686. es vr. h&u
  • 4133. sinen vr. enden 6ü66.
  • VRUMEKEIT — WERHAFT
  • 301
  • Trumekeit fem. 56. 1639. 1797. 2487.
  • 4349.
  • vrumeclichen adv. 2732. 3077.
  • vramen swv. 578.
  • ▼ruo 1765.
  • Yttegen swv. ez vuocte 3152. sicli
  • V. 7652.
  • vahshuot masc. 6536.
  • vuoge fem. 863. 1435. 2417. 2888. 7604.
  • vuore fem. 3014.
  • vuoz masc. under v. vallen 1578. ze
  • vüezen 1767.
  • ▼ar adv. 3601. 6097. hin v. 1109. 1270.
  • 4019. wider unde vür 1145.
  • vdr prcBp. 689. 918. 3229. 6053. vür
  • sich 1701. 3604. vür die zit, den
  • tac, diso stunt 2810. 3182. 5080.
  • vürbaz adv. 2927. 5444.
  • vürderm&le adv. 8080.
  • vürdem avov. 3047. sich 2498.
  • vQrdihen stv. (?) 7433.
  • vümamens adv. 1238. 5369.
  • vurt masc. 3732.
  • w& 694. 3838. wä nü 7111.
  • w&c masc. 3673.
  • wsBge adj. 4871. 6937.
  • wiBhe adj. 3908.
  • wsehe fem. 6942.
  • wsenen swv. wsene 6498. wände 502.
  • w. daz lernen 588.
  • wsenllch adj. 1960. 2433. 8148.
  • wsBtlioh adj. 4375.
  • w&fen neutr. 6892. Interjection 3511.
  • w&fenrieme masc. 320.
  • w&ge fem. 539. 2937. 4324. 7346.
  • w&gen swv. 3861 (?).
  • wahsen stv. zuo w. 462.
  • wälhisch adj. 6457.
  • walopieren swv. 2553.
  • walten stv. 6531.
  • waltgevelle neutr. 3836. 7821.
  • waltman masc. 598.
  • walttöre masc. 440.
  • vr&n=iwenn nicht , außer, nur 195.
  • 416. 670. wan einen 3116. niht
  • anders wan 3891. wan daz 201.
  • 654. 3151. 3168. 4675. 7372.
  • wan=:quidni, utinam 1660. 2214. 3140.
  • 5491.
  • w&n masc. 692. 2345. 2673. 6308. w.
  • ze 1756. nkch w. 968. 2672. üf
  • den w. 6672.
  • wanc masc. 5326. 6502.
  • wandel masc. 1901. 2288. 2900. 7555.
  • w. h&n 4155. ze w. 1645.
  • wandelbsere atfj. 199.
  • wandeluuge fem. 188tl.
  • wank^el adj. 1877.
  • wanne fem. 443.
  • want fem. 91. 6283. 7048.
  • war=woA«» 781. 1273.
  • war fem. 311. w. nemen umbe sich
  • 5188. w. tuon 7141.
  • w&r adj. w. h&n 868.
  • w&rheit /«n. 12. 477. 601. vür die
  • w. sagen 2979. mit der w. 5000.
  • 8048. 8060. 8069.
  • warnen swv. 2195. sich w. eines d.
  • 1860.
  • w&t fem. 2198.
  • waz neutr. zu wer 349. waz von
  • diu 5273. w. ob 3591. 5864. 6617.
  • umbe w. 1180.
  • w&zweter neutr. (?) 640.
  • w6 interj. 1400.
  • wec masc. w. machen 5187. alle
  • wege 3878. üz ir wege sin 2166.
  • under w. län 4257. 4880.
  • weder adj. adv. 1957. 3832. uirum
  • 6317. 7880. weder— Ode 475.
  • wegemüede adj. 5587.
  • wegen stv. wider einem 5348. en-
  • gegen einem 7256.
  • wehsei masc. 3009. 7206.
  • wehselsere masc. 7190.
  • wehselmsere neutr. 6076. 7376.
  • wehsein swv. 7212. m. gen. 2990.
  • wehselslac mcisc. 1047.
  • weih pron. 2599.
  • wiellenp. an. got enwelle 4490. wolte,
  • wolde 1436. 2117. 4503. wolt=woltet
  • 1485. glauben, meinen 213. 1263.
  • 2702. 3309. 500O.
  • wein swv. wählen 2198.
  • wenden swv. mit acc. u. gen. 2359.
  • s6 gewant sin 1548. 1823. 3854.
  • 4461. 4730. umbe einen 190. 1203.
  • wenen swv. 3322.
  • wenken swv. 1375.
  • wenne conj. 2113. 2259.
  • wer fem. 1860. 3712. ze w. 1853.
  • &ne w. 4093. 433U. 6635. mit w.
  • 6677.
  • werben stv. 7194.
  • werc neutr. 58. 760. 4321. w. unde
  • Wille 2696.
  • wercgadem neutr. 6187.
  • werden stv. ich wirde 537. mit gen.
  • 1593. ze räto 3431. mit partic.
  • proes. 5891.
  • werfen stv. daz ors von einem 5323.
  • werhaft adj. 5409.
  • wider adr. v.
  • rite» X!9. w.
  • ande
  • Tita 114.1.
  • a, 134. ITWi.
  • M3!). a.'rfw. 4n
  • 0. -4SÜ. d* V,
  • lesü.
  • «MM.
  • «idetWct*» 4((
  • «Idamdi /am.
  • «.136,
  • IIS. 1S6S. 174a
  • vld«nUc maK
  • »set.
  • wldentrlte fem
  • widarrun K>.
  • 3U.
  • »»de /er«. Wj.
  • 1.U« /«i«. die
  • w. dM was.
  • 1698
  • der
  • ■elben w. 34:»
  • aod« wllen
  • 2854
  • «Sit VlibD
  • «üle ...aJa. 43a
  • «riU« a^. SW
  • v,ülBkon.ain40
  • 0.
  • :i3a4.
  • winden Xf, «Sü:
  • winkea .»^ Blnem d»r «166.
  • «lutM «. r.»s
  • Wim woic. 6341
  • WM. ISJl.
  • ZmT/.«:. «S4
  • wirden . 18«
  • «i« Bdr. J8«.
  • dute w. S1J6.
  • .4MI «i>4i>. vrirtei
  • kleit 2m.
  • wirtichBft /««
  • 3M,-i6iia, i;;'i;
  • Hi» /em., WU,
  • . .einer w. m
  • 4164.
  • wlie orfj. 1-iP.
  • «US. 3619. 6461
  • isprap. il Üi:-. 1174. 1313. 1938.
  • IMI eeT3«ei. iep[tw<>Wa6a.'ä.
  • >elG«3. ».il d. 4.11«.
  • ZIL — ZWIVELN
  • 303
  • zil neutr. 880. 1839. üf daz z., daz
  • 5420.
  • Zinsen stoe. 636.5. 6649.
  • /insgebe masc. 6377.
  • 7.1t fem, übeUu zlt 1741. zit h&n
  • 537,'i. 5548. vttr die z. 2810. ze dirre
  • z. 217.
  • zom masc. 159. 1381. 7642.
  • zorn adj. 702. 2225.
  • zornmuot masc. 7892.
  • zornic adj. 2027.
  • zornvar a. 451.
  • zoubersere maae. 1394.
  • zonberlist /iiaxc. 1284.
  • zücken .twc. 1018.
  • zuht fem. 124. 130. 165. ISO. 1677.
  • 3400. 4053. &ne z. 1M56.
  • zuhtlÖB adj. 90.
  • zno prcep. 2413. 6373. d& zuo 3931.
  • d& zuo unde 3482.
  • zw&re = ze wftre 430. S49. 1671. 6168.
  • zwlvel maitC. 916. 3866.
  • zwlvelllch adj. 6075.
  • zwiveln swe. niht zw, 748().
  • Berichtigungen:
  • Vers 209 lies: hörn uz, statt: hornüz, vgl. Wortregister.
  • » 3058 1.: ougest, st.: ougent.
  • » 4279 1.: her G&wein, st.: der G.
  • Ililiilillil
  • a bios DDi Das isa
  • Sil,
  • -2-
  • STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES
  • CECIL H. GREEN LIBRARY
  • STANFORD, CALIFORNIA 94305-6004
  • 1415) 723-1493
  • All books may be recalied after 7 days
  • DATE DUE