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- DEUTSCHE CLASSIKEß
- DES
- MITTELALTE RS
- MIT WORT- UND SACHERKLÄRUNGEN.
- BEGRÜNDET
- VON
- FRANZ PFEIFFER.
- SECHSTER BAND.
- HARTMANN VON AUE.
- DRITTER THEIL.
- LEIPZIG :
- F. A. BROCKHAUS
- 1888.
- HARTMAKN VON AUK
- HERAUSGEGEBEN
- VON
- FEDOB BECH.
- DBITTEK THEIL.
- IWEIN, ODER DER RITTER MIT DEM LÖWEN.
- DRITTE AUFLAGE.
- LEIPZIG :
- F. A. BROCKHAÜS
- 1888.
- *
- EINLEITUNG.
- Iwein, oder vielmehr Der Ritter mit dem Löwen, war
- der Titel des bedeutendsten aller Gedichte, die wir von Hart-
- mann von Aue kennen. So nennt es uns der Pleier (13. Jahr-
- hundert in seinem Garel vom blühenden Thal (nach Zingerle
- in der Germania 3, 26)
- Hartmann der Ouwaere
- hat uns e wol geseit
- für eine rehte wärheit
- an einem buoche, deist wol bekant,
- deist der riter mit dem lewen genant,
- daz Artus was sin wip genomen (Iwein 4290)
- und eben darauf deutet die Erwähnung bei Rudolf von Ems
- im Heiligen Wilhelm (MSH. IV, 866), da wo er vom Ouwoere
- spricht :
- der uns fireckes getät
- und von dem leun getihtet hat
- sowie Heinrich von dem Türlin in der Krone 1330:
- der köpf (Becher) wart vroun Laudin,
- des lewen ämien, gegeben.
- Im Gedichte selbst wird der Hauptheld öfter der riter mit
- dem lewen genannt, z. B. 5502, 5510, 6109, 0257, ganz nach
- dem französischen Chevalier au Hon,
- Die Entstehung der Dichtung fiel nach dem Erec, wie
- sich aus einer Stelle ergibt, in der sich der Dichter auf jenen
- zurückbezieht, im Iwein 2791—94:
- kert ez niht al an gemach,
- als hern £recke geschach,
- der sich ouch also manegen tac
- durch vrouwen ilniten verlac.
- VI EINLEITUNG.
- Außerdem lässt sich (nach Lachmann, Vorrede zu Wolfram^s
- Parzival, S. xix, und Haupt, Vorrede zu den Liedern und
- Büchlein Hartmann's, S. xyiii) darthun, daß das Gedicht be-
- reits vor 1203 vollendet war. Das siebente Buch des Parzival
- ist nämlich bald nach 120#, das sechste Buch desselben nach
- dem Sommer 1204 gedichtet; im fünften aber zeigt Wolfram,
- daß er die Erzählung vom Ritter mit dem Löwen bereits
- kennen gelernt hatte, indem er (V. 879 — 886, vgl. auch IX,
- 95 — 100) bei Erwähnung der um ihren todten Geliebten trauern-
- den, unerschütterlich treuen Sigune einen Seitenblick wirft
- auf Luneten, die Vertraute Laudinens, und den Bath, den
- sie ihr (siehe Iwein 1793—1804) nach dem Tode ihres Herrn
- ertheilte:
- d6 natzten dougen ir (=» Sigünen) die wät.
- ouch was froun Lüneten rät
- niender da bt ir gewesen.
- diu riet ir frouwen: alät genesen
- disen man, der den iweren sluoc:
- er mag ergetzen iuch genuoc.»
- Sigüne gerte ergetzens niht
- als wlp diu man bt wanke siht.
- Die Bestimmung der Zeit, in welche die übrigen Ge-
- dichte Hartmann's fallen, ist in der Einleitung des ersten
- Theils zum Gegenstande einer ausführlichem Erörterung ge-
- macht worden. Ehe noch der zweite Theil ausgegeben war,
- erschien von W. Wilmanns über denselben Gegenstand eine
- neue Untersuchung in Haupt's Zeitschrift 14, 144 — 155, unter
- der Überschrift: «Zu Hartmann's von Aue Liedern und
- Büchlein», worin zugleich versucht wird die von mir auf-
- gestellten Vermuthungen zu widerlegen. Die von Wilmanns
- dort vorgetragenen Ansichten mag ich dem Leser nicht vor-
- enthalten; sie lassen sich ungefähr in Folgendem zusammen-
- fassen:
- Hartmann von Aue stammte wahrscheinlich aus Franken
- (S. 150); denn dort hatte er seine Verwandten, von denen
- er sich zum Ereuzzuge verabschiedete (vgl. Lied 10 = 2. Aufl.
- Kreuzlieder 3). In Schwaben beginnt sein erstes Minne-
- verhältniss, zu einer Zeit wo er noch nicht Ritter war; er
- dient ohne Erfolg einer vornehmen Dame. Da stirbt sein
- Herr. Dieß nöthigt ihn, seinen Aufenthalt, sowie seinen
- Minnedienst (um das Jahr 1194) aufzugeben. Im Spätherbst
- 9 J&bres 1195, auf dem Reichstage xa WoruiB, aicnmt er
- das Kreuz {Lied 8 — 2. Aufl. Kreuzlieder I), und awar oaeh-
- dem er bereits Ritter geworden ( Lied 7 = a. Aull. Frauen-
- minne G). la der Zeit vom Früliling 1196—97 knüpft er ein
- neues Minne verhältniss an, ebenfalls mit eiaer ritterbilrtigea
- Frau l'2. BUchl. 35t). Darauf macht er den Kreuzzug (Lied
- 10 = 2. Aufl. Kreuzüeder 3); im Frühlinge 1197 findet der
- Aufbrucli des Heeres statt. -- Auf das erste MiuueTerhaltuisH
- beziehen sich die Lieder 1. 2. 3. 1. 5. lä (2. Aufl. Frauen-
- minne 12) sowie das erste Büchlein; auf das zweite die Lie-
- der T. 11. 14. 16. IT und, gewisserm allen als Fortsetzung,
- das zweite Büchlein. Nicht nur das erste Bilchleia
- V. 16BT fg.|, auch der Erec ist vor dem Beginne des Kreuz-
- zugs verfallt worden.
- Dieß ist im Aügemeiuen der Abriss der Lebetisgeschichte
- Hartmaun's, wie sie sich WilmauuB aus deu gelegentlichen
- Andeutungeu in den einzelnen Gedichten zusammengesetzt
- hat. Er ist dabei mit großem Scharfsinne zu Werke ge-
- gangen; seine Begründung hat, ich gestehe es, viel Eiu-
- aehmeodes, zumal fftr den. der sich über die von mir er-
- hobenen PJinwendungen so leichten Kaufes hinwegsetzen zu
- können meint. In mehreren Punkten hat er eine richtigere
- Auffassung der Sache gefördert. So hat er Recht in Bezug
- auf die letzte Strophe des 2. Liedes, und die in der Ein-
- leitung zum ersten Tlieile, S, v — vi, von mir »
- Wendung ist abzuweisen: der Dichter sagt dort
- als: «seines Uerrn Tod und die Ungnade seim
- seien das was ihn bekümmere; mit diesem Leid hat er seine
- früheren Freuden bezahlt». Ebenso habe ich mich, was Wil-
- manns noch nicht wissen konnte, bereits in der Einleitung
- des zweiten Theils, S. xy, mit der von ihm inzwischen an-
- genommenen Erklärung vertraut gemacht, daß nämlich unter
- der Minne, deren sich der Verfasser des li3. Liedes (2. Aufl.
- 3. KreuzUed) rühmt, die himmlische, nicht die irdische zu
- denken sei.
- Für die von Wilmanns festgehaltene Auffassung der
- «weiten Strophe des genannten Liedes, welches bei der Be-
- stimmung der Chronologie am meisten in Frage kommen muß,
- fehlt mir der Ulaube; der Anstoß, welchen die Erwähnung
- Frankens sowie die Be^iugnahme auf Saladiu in diesem unter
- Hartmann's Namen gehenden Lisde für mich hat, ist durch
- Wilmanns keineswegs beseitigt worden; vgl. meine Vorhetaw-
- kung KU diesem Liede, zweiter Theil, S. 2Q l.'i. kvift. ^. ^^-N.
- ersuchte An-
- iitet nichts
- ■ Geliebten
- I
- 1
- VIII EINLEITUNG.
- Gegen die Vermuthung, daß Hartmann aus Franken stamme,
- wie Wilmanns zu glauben geneigt ist (S. 150), spricht das un-
- verfängliche Zeugniss Heinrich's von dem Türlin in der Krone
- 236:3: als ich ez vil ofte las an tkecke, den von der Swähe
- lande uns brähte ein tihtcere; wo die auch bei andern Dich-
- tern übliche Wortstellung nicht verlangt von der Swähe lande
- mit hrähte statt mit ein tihtcßre zu verbinden; man kann
- darin kaum etwas anderes sehen wollen als eine abweichende
- Bezeichnung für das gewöhnlichere von Ouwe her Harmann
- (vgl. 1. Büchl. 29). Es lässt sich vielmehr daraus schließen^
- daß Heinrich den Ort Ouwe in Schwaben suchte. Auch ist
- es eben nur Schein, wenn aus der Stelle im Armen Heinrich
- 1432 — 35 (got weiz wol, den Swaben muoz ieglich biderbem
- man des jehen, der si da heime hat gesehen, daz bezzers
- willen niene wart) hervorzugehen scheint, «als unterscheide
- sich der Dichter von den Schwaben», und als wäre er damals
- nicht mehr in .Schwaben gewesen. Wie sollte der Dichter,
- wenn er seine Landsleute verherrlichen wollte, auch wenn er
- sich mitten unter ihnen wusste, sich nicht so auslassen dürfen?
- Uns Swaben und uns da heime zu sagen statt den Swaben
- und st da heime — was einem Wolfram (vgl. Parzival HI, 153;
- II, 1666; IV, 175; XVI, 1213) eher anstand und unserer modernen
- Art jedensfalls besser entsprochen haben würde — unterließ
- er wol auch deshalb, weil er sich dachte, daß sein Gedicht
- einmal von Andern vorgetragen werden würde; wird es doch
- auch niemand einfallen, da wo Hartmann von sich selbst in
- der dritten Person redet, wie z. B. im 1. Büchlein 6 — 32 oder
- im Eingange des Armen Heinrich, zu behaupten, diese Worte
- rührten nicht von ihm, sondern von einem Andern her, der
- etwa die Herausgabe der Gedichte besorgt hätte. Die Rede-
- weise ist ganz natürlich, wenn man bedenkt, wie wenig unsere
- alten Epiker ihr persönliches Ich hervortreten ließen. Vgl.
- übrigens über die Stelle Selig Cassel in dem Weimarischen
- Jahrbuche von Hoffmann von Fallersleben und 0. Schade I,
- 473. Mit besserem Rechte, meine ich, lässt sich nach einer
- andern Stelle geltend machen, daß der Dichter sich von den
- Franken unterschieden habe, wenn er den jungen Gregor
- 1401 fg. sagen lässt: ichn wart nie mit gedanke ein Beter
- oder Franke u. s. w. So wegwerfend würde er sich nicht
- über die bairische und die fränkische Ritterschaft geäußert
- haben, wenn er selber unter ihr seine Heimat gehabt hätte;
- man vergleiche z. B. Wolfram im Parzival III, 153 fg. dagegen;
- vielmehr glaube ich, daß so nur ein Schwabe den jungen Gregor
- EINLEITUNG. IX
- sprechen lassen konnte. Schwaben war ohnehin das Land,
- wo die feinere ritterliche Bildung und Sitte aus Nordfrank-
- reich und den Niederlanden sich am meisten verbreitet hatte;
- vgl. meine Anmerkung zu Gregor 1401 — 5.
- Waren nun die in der Einleitung des ersten Theils S. xiii
- und in der Vorbemerkung zum 10. Liede (2. Aufl. 3. Kreuzlied)
- geäußerten Zweifel berechtigt, so war auch der Versuch er-
- laubt, die Zeit der Betheiligung Hartmann's am Ereuzzuge auf
- anderem Wege zu bestimmen als Lachmann gethan. Die ge-
- legentlichen Beziehungen auf eine Meerfahrt auf den Kreuz-
- zug zu deuten, von dem wir außerdem bestimmte Kunde haben,
- lag doch gewiss näher, als mit Wilmanns anzunehmen (S. 1 55),
- «Hartmann habe sich diese genaue Kenntniss der See entweder
- durch Schilderung und Erzählung Anderer oder durch eine
- Erfahrung, die dem Kreuzzuge vorangieng, erworben.» Das
- ist wohl möglich, aber weit weniger wahrscheinlich, solange
- wir eben über eine dem Kreuzzuge vorangehende Erfahrung
- gar keine bestimmte Kunde haben. Wie es natürlich ist, daß
- die Eindrücke einer trüben Pilgerfahrt, die Erinnerungen an
- selbst bestandene Gefahren auf dem Meere sich späterhin
- verwischen, sodaß im Armen Heinrich wie im Iwein keine
- Andeutung davon mehr zu spüren ist, so natürlich war es,
- daß in den unmittelbar nach dem Kreuzzuge entstandenen
- Dichtungen, wie im Erec und im ersten Büchlein, solche
- Eindrücke und Erinnerungen hin und wieder zum Vorschein
- kamen.
- Für die Entstehungszeit des ersten Büchleins wage ich
- auch nicht die dort V. 1687 gebrauchten Worte:
- durch got solt ez dir sin erkant,
- wser ich in oriende,
- wie mich din tugent überwant
- anzuführen, noch von ihnen das zu behaupten: «eine solche
- Bekräftigung konnte nicht angewandt werden auf ein Ver-
- hältniss, das die Kreuzfahrt des Dichters überdauert hatte»
- (S. 154). Der Ausdruck wcer^ ich in ortende, falls der Text
- richtig ist, kann recht gut so viel bedeuten als: wäre ich
- auch im fernsten Lande der Erde, wäre ich wer weiß wie
- weit, ähnlich dem ze Kriechen oder ze Riuzen nach meiner
- Anmerkung zum Iwein 7584, und würde sich so im Munde
- eines Ritters, der den Kreuzzug hinter sich hatte, durclia.\i&
- nicht unpassend ausnehmen. Die Stelle \st ^\iet ^a^xiO^ %^^
- Dicht dazu BQgethan, ein entscheidendes ZeugnisB vider die
- bisher galtige Ansicht von der Bntatehungszeit des Qedicbtes
- abzugeben, deun die Überlieferung hat wier ick ormende, der
- Text in der heutigen Gestillt ist bloße Verinuthung.
- Wer sich, nun dafür entschieden hat, daß der Erec nad
- das erste Büchlein Werke sinil, die nach des Dichters Kreuz-
- fa.hrt entstanden, muß auch annehmen, daß der Bichter noch
- sehr jung war, als er diesem Zuge beiwohnte. Denn im
- ersten Büchlein Y. T nennt er sich noch eimea jungelinc , im
- Krec 1607 und 717!! noch einen tumpen kveht. Mit Bezug
- auf letztere Bezeichnung muß dann auch ferner augenonunen
- werden, daß er zu der Zeit noch nicht Ritter war. Die Wer-
- bung des Liebesboten (Lied 7=2. Aufl, Frauenmin
- für einen Ritter um Gnade fleht, kann dalier nicht in diese Zi
- fallen; in dem Liede selber ist auch sonst nichts, das auf di
- Kreuzfahrt Bezug nähme. Nur ist in meiner Anordnung
- Versehen geschehen, indem dieses Lied statt nach den Ereue-
- liedem vor diesetben gestellt worden ist. Der im Erec gl
- brauchte Ausdruck tumper Jcveht unterstützt auch meii
- faasriüg von tumpeT man, dessen sich Hartmann im
- Ereuzliede V. 6 und 3l bedient hat, und letzteres
- stützt sunach wieder meine Ansicht von der Entstehungszei
- des Liedes, wenn es auch an sich, wie Wilmanns i
- geltend macht, dieselbe noch nicht beweist. Daß das Altei
- thum unter einem luwberi vorzugsweise neineu jungen
- erfahrenen Mann>, einen der noch nicht game tagend undt
- ■leisen sin besiß, verstanden habe, wird durch das fero-l
- liegende Citat aus Walther nicht widerlegt; vgl. darüber be^
- sonders Wackernagel in der Literaturgeschichte, S. 1'
- Schließlich hat Wilmans aus der Art und Weise,
- die Liederhandschriften hie und da miteinander ühereinstim-
- men, sowie aus dem Inhalt der betreffenden Lieder wahr-
- scheinlich zu macheu gesucht, daß uusern heutigen Hand-
- schriften mehrere uLiederbücbleinn zu Grunde gelegen haben.
- Diesen entsprechend nimmt er zugleich z«'ei verschiedene
- Minneverhältnisse des Dichters an; auf das erste derselben
- lasse sich das erste, auf das andere das zweite Büchlein be-
- ziehen. Für denjenigen, dem es ohne Zweifel feststeht, daß
- das zweite Büchlein ebenfalls von Hartmann verfasst ist,
- bleibt, wie ich bereits in meiner Vorbemerkung dazu ange-
- deutet habe, nichts weiter übrig, als, sowie Wilmans gethan,
- einen Wechsel in den Minneverhältnissen des Dichters anzu-
- nehmen. Auf die übereinstimmenden Puiikte in den Liedern
- I
- EINLEITUNG. XI
- und in dem betreffenden Büchlein habe ich zum Theil in den
- Anmerkungen hingewiesen. Solange indessen meine Zweifel
- in Betreff des zweiten Büchleins nicht zu Gunsten Hartmann's
- gehoben sind, scheint mir auch die Annahme zweier Minne-
- dienste noch sehr zweifelhaft, wenn ich auch daran, daß
- beide Büchlein in der Jugend des Verfassers entstanden sein
- müssen, keinen Anstoß mehr nehme; denn das erste Büchlein
- ist in seinem Jünglingsalter verfasst, das zweite kann nach
- V. 597 in der jugent oder in stner besten tugent, d. h. im
- jugendlichen Mannesalter (vgl. MüUenhoff und Scherer, Denk-
- mäler deutscher Poesie und Prosa, S. 507) verfasst sein.
- Baß Hartmann einen neuen Minnedienst, und zwar noch vor
- Antritt der Kreuzfahrt, begonnen habe, dafür finde ich, wenn
- ich mich willkürlicher Deutungen enthalten will, in den be-
- treffenden Liedern keine überzeugenden Beweise. Im ersten
- Kreuzliede (8, ii, 18) weiß es der Dichter Gott Dank, daß
- er von den sorgen frei ist, die so viele von der Theilnahme
- an seiner Pilgerfahrt zurückgehalten haben; im zweiten (10=
- 2. Aufl. Ereuzlied 3, 17 fg.), das nach Wilmans unmittelbar
- vor Beginn des Zuges gedächtet ward, rühmt der Verfasser
- seine himmlische Minne im Gegensatz zu dem leeren Wahne
- der Minnesinger. Das eine wie das andere macht es un-
- wahrscheinlich, daß der Dichter in der Minne glücklicher
- geworden als er bis dahin war; er müsste denn, ganz gegen die
- Art Friedrichs von Hausen, Reinmar's des Alten, Albrecht's
- von Johansdorf (S. 147), bei dieser Gelegenheit seine Neigung
- zu verhehlen für gut befunden haben.*) Daß ferner in den
- Minneliedern ein auffallender Wechsel der Empfindung, ein
- Schwanken von einem Gegensatz zum andern sich findet, daß
- bald riuwe und klage, bald wieder hoher muot und vröude
- das Herz des Sängers erfüllen, darin liegt doch noch keine
- Nöthigung zu der Annahme, daß der Minner sein Verhältniss
- gewechselt habe, am allerwenigsten bei Hartmann, der seine
- triuwe und stcete so oft und so nachdrücklich betont. Eben-
- daher widerstrebt es meinem Gefühle, daß alle derartige Ge-
- sänge, in denen von hoffnungsloser Liebe die Eede ist, zu
- einem besondem Büchlein vereinigt gewesen sein sollen; das
- ♦) Da, wo der Dichter des Iwein sein Ich so gelegentlich hervortreten
- lässt in Bezug auf Minneangelegenheiten, scheint er bald in schalkhafter
- Weise sich fremd zu stellen wie in V. 3015, 5196 (vielleicht auch im
- Gregor 917 fg. ) , bald eine unbefriedigte Neigung zu verrathen wie in V.
- 5968—70 (vgl. Gregor 472— 475), 1863-88, 3099; vgl. auch die VoxbctSLerVxwv^
- zum 17. Liede.
- Xll EINLEITUNG.
- scheint mir fast mechanisch und sieht eher danach aus, als
- hätten erst die alten Sammler die Lieder nach diesem Schema
- zusammengetragen. Überdieß können wir jetzt nur bei wenigen
- Liedern mit Gewissheit bestimmen, inwieweit sie auf einem
- bloßen lüäne, auf einer Fiction beruhten, oder sich auf wirk-
- liche Vorkommnisse im Leben bezogen.
- So viel sei hier bemerkt, um meine früher über Hart-
- mann geäußerten Vermuthungen theils zu berichtigen, theils
- zu rechtfertigen. Wenden wir uns nun wieder dem Iwein zu.
- Wie beim Erec und beim Gregor, so hat auch hier dem
- Dichter eine französische Quelle vorgelegen, die er frei um-
- dichtete. Es ist dieß der Chevalier au lyon Christian's von
- Troyes, desselben, von dem bereits in der Einleitung zum
- Erec, S. xv— xvi (= 2. Aufl. S. xvi— xvii) die Rede war; vgl.
- darüber noch W. Holland, Chrestien von Troies, S. 148 fg. ;
- eine altenglische Übersetzung davon findet sich bei J. Bitson,
- Ancient english metrical romances, Bd. 1. Auf diese Quelle
- deutet Hartmann am Schlüsse seiner Erzählung, wenn er
- (8161 — 02) sagt: ez wart mir niht bescheiden von dem ich
- die rede habe; im Laufe des Gedichtes bezieht er sich nur
- selten und in sehr unbestimmten Ausdrücken darauf, so 2980
- wand ez was mir vür war geseit; 3026 als diti äventiure
- giht; und 6465 diu vil wol, ist mir gesagt, wälhisch lesen
- künde.
- Die Stellung des Dichters dieser französischen Quelle
- gegenüber ist hier noch selbständiger und freier als beim
- Erec, die Kunst gereifter und vollendeter. Das Meiste in
- der Gestaltung und Anordnung des sagenhaften Stoffes hat
- er aus den Händen des zu seiner Zeit berühmten Nord-
- franzosen überliefert bekommen. In der Verknüpfung der
- lose zusammenhängenden Abenteuer, vor allen aber in der
- ebenso durchdachten und klaren als leichten und gemüth-
- vollen Erzählung, die dem Stoffe, ohne ihm ungerecht zu
- werden, sein fremdartiges Äußere abzustreifen und ein mehr
- anheimelndes deutsches Gewand überzuwerfen versteht, hat
- Hartmann sein Original weit hinter sich gelassen.
- Den mythischen Gehalt der nur äußerlich verknüpften
- Sagen zu ergründen*) oder sie zu Trägern einer den ur-
- sprünglichen Stoff wesentlich umgestaltenden Idee zu machen,
- hat freilich Hartmann sowenig verstanden als seine Vorgänger,
- die nordfranzösische Dichter, welche zuerst eine künstlerische
- *) Vgl. W. Osterwald, Iwein ein keltischer Frühlingsgott (Halle 18r)3).
- EINLEITUNG. XIII
- Darstellung jener Sagen unternahmen. Eine solche Aufgabe
- lag aber auch nicht im Geiste der damaligen Zeit. In kind-
- lichem Glauben pflegte man die Wunderthaten der Vorzeit
- aufzunehmen; überdieß hatte man sich gewöhnt, in den alten
- Heldengestalten zugleich die Repräsentanten einer idealeren
- sittlichen Weltordnung zu verehren; vgl. Einleitung zum Erec
- S. VII. Nach beiden Seiten hin finden wir diese Richtung
- der Zeit bei Hartmann vertreten. Ebenso verhält es sich bei
- denen, welche durch des Auers Kunst angeregt waren.
- Die Betrachtungen oder sentenzartigen Bemerkungen, mit
- denen diese Dichter oft ihre längern Epen einleiteten, hatten
- meist nur den Zweck, den Hörer oder Leser auf die Er-
- zählung aufmerksam zu machen, ihn im voraus für sich ein-
- zunehmen; sie vertraten gleichsam die Stelle eines Aushänge-
- schildes, in dem auf den sittlichen Gewinn hingewiesen war,
- den man aus der Erzählung schöpfen könne. Eine andere
- Bedeutung hatten auch die einleitenden Worte nicht, welche
- Hartmann seinem Iwein voransetzte, V. 1—20; etwas diesem
- Anfange ganz Ähnliches hat W. Holland entdeckt am Schlüsse
- des auf der Berner Bibliothek handschriftlich erhaltenen alt-
- französischen Romans von Dumart li Gallois und in der
- Germania 2, 163 mitgetheilt. Ebenso verfuhren die, welche
- in ihrer Kunst und in ihrem Geschmack sich an Hartmann
- anlehnten ; so Ulrich von Zatzikofen, der im Eingange seines
- Lanzelet erklärt, daß er nicht von allen sondern nur von
- «höfischen» Leuten gelobt sein wolle, und (vielleicht nach dem
- Vorgange Hartmann's im Eingange seines Erec) alle die ab-
- weist, denen es nicht in den Sinn wolle, daz eime riter wol
- gekmc, der ie nach stceten tugenden ranc; so Konrad Fleck
- in Flore und Blanscheflur 1—118; so Wirnt von Gravenberg
- im Wigalois 1, 20 — 2, 2. Einen andern Sinn mögen auch
- die sprichwörtlichen Sentenzen nicht haben, welche Wolfram
- seinem Parzival vorangeschickt hat. Die Idee, welche das
- ganze Stück durchdringt und zu deren Träger der Hauptheld
- des Stückes bestimmt ist, war streng genommen in jenen ein-
- leitenden Versen nicht berührt. Wenigstens trifft dieß bei
- Hartmann nicht zu, wie die vortreffliche Auseinandersetzung
- von Wackemagel in der Literaturgeschichte, S. 164 und 191,
- zeigt. Dort wird mit Recht geltend gemacht, daß der Dichter
- seinen Stoff «mit der ihn bezeichnenden Kunst bewusster
- Aufstellung und Versöhnung sittlicher Gegensätze» behandelt
- habe. Minne und Heldenthum, beide ursprünglich eng ver-
- einigt, gerathen in Zwiespalt miteinander*, etsX I!lä.Oö. \^^%«^
- SIV BIN1,E1TD«0.
- nnd Bclivfcrcii Käropfen tritt eiQe VerBÖhuuDg und dem!
- eine nm so festere Vereinigung beider ein. Dieaen Grund-
- gedanken enthielt Bclion der Erec. Mit hellerem Bewusstaein
- hat ihn der Dichter im Iwein durchgeführt; man Tgl. nament-
- lich die Stelle im Iwein 2787—98. Der Uauptheld des lete-
- tem geräth gerade in den entgegengesetzten Fehler, indem
- er, von Gawein gewarnt, sich vor dem nVerliegen" Erec'a zu
- hQteo sucht. Dort, im Erec, su künnte man sagen, Htt die
- Ritterlichkeit unter dem Übermalt der Minne; hier die Miiine j
- unter dem Übermaß der Ritterlichkeit.*) I
- Das was die Werke Hartmann's iiberhauiJt, im höchsten I
- Grade aber den Iwein vor tLndern auszeichnet und ihn zur '
- «schönsten Blltte der erzählenden Kunstpnesie» erhebt, iat
- die mäse, d. h. die Mäßigung, die maßvolle Haltung, die An-
- gemessenheit, der feine Takt sowohl rUcksichtlich der künst-
- lerischen Behandlung des Stoffes als rücksichtlich der Sprache.
- Wie das Lehen nnd die Rede der gebildeten höfischen Kreise
- in damaliger Zeit auf dieser tiuise als ihrer Cardinaltugend
- beruhten, so auch HaTtmann.'s ganze Art des Dichtena. Er
- ist ebendeshalb als der Haupi Vertreter der höfischen Poesie J
- anzusehen; sein Iwein JBt das beste, was auf diesem Gebiete |
- geleistet worden ist. J
- Dem Kunstwerke des Dichters hat es aber auch nicht an
- Anerkennung gel'ehlt, weder bei der Mit- noch bei der Nach-
- welt Dieses bezeugen unter aaderm auch die rielen Hand-
- schriften, welche sich von demselben in Deutschland zerstreut
- vorfinden. Obwohl mehrere unter ihnen noch dem Kl. Jahr-
- hunderte, zwei sogar, die Heidelberger und die Gießener,
- dem Anfange dieses Jahrhunderts angehören, also von den
- Lebzeiten des Dichters nur um weniges sich entfernen, so
- steht doch liei den Kritikern fest, daß der ursprüngliche Text
- schon in den ältesten Überlieferungen vielfach Umänderungen
- erfahren habe, theils durch Übertragung in andere Moodart
- Iwie z. B. in der Heidelberger in ein Mitteldeutsch, das stark
- mit niederdeutschen Formen durcbtUrbt ist), theils durch
- Überarbeitung und erweiternde Zusätze, je nach dem Ge-
- schmacks und Bedürfnisse oder Zeit der des Schreibers. Die
- Aufgabe, aus den verschiedenen theils absichtlichen, tbeils
- unabsichtlicben Änderungen das Echte nu ermitteln, ist daher
- n/-.;
- . jM'J lind Uiduuar
- EINLEITUNG. XV
- bei diesem Schriftwerke eine äußerst schwierige. Ich bin im
- Großen und Ganzen der Methode Lachmann's gefolgt, welcher
- die am wenigsten überarbeitete Heidelberger Handschrift zu
- Grunde gelegt hat; sie, «die älteste Handschrift», «ist mit
- keiner andern näher verwandt : Veränderungen, die absichtlich
- sind, hat sie niemals gemein mit einer andern»; vgl. Lach-
- mann's Iwein, S. 364 (2. Ausgabe). Der Gebrauch derselben
- erheischt aber um so mehr Vorsicht, als die sprachlichen
- Formen dieses Denkmals von der des Dichters weit abweichen;
- infolge dessen musste den übrigen Handschriften bei Auf-
- stellung der echten Lesart oft eine weit entscheidendere
- Stimme eingeräumt werden, als nach dem Charakter derselben
- sonst geschehen wäre; vgl. darüber Pfeiffer in der Germania
- 3, 338. Hier und da ist auch die gut beglaubigte Tradition
- wieder hergestellt worden, wo sie von Lachmann ohne Noth,
- und nur um der von ihm aufgestellten metrischen Kegel zu
- genügen, verlassen schien.
- Unter den Hilfsmitteln, deren ich mich bei meinen Er-
- klärungen vielfach habe bedienen können, steht obenan die
- vortreffliche Ausgabe des Iwein mit Anmerkungen von Benecke
- und Lachmann (2. Ausgabe, Berlin 1843), zugleich «eines der
- ersten Producte unserer wissenschaftlichen altdeutschen Phi-
- lologie». Nicht minder wesentliche Dienste leistete mir dabei
- das fleißig und genau ausgearbeitete Wörterbuch zu Hart-
- mann's Iwein von dem ebengenannten Benecke (Göttingen 1833),
- sowie das mittelhochdeutsche Wörterbuch von Wilhelm Müller
- und Friedrich Zarncke. An manchen Stellen verhalf mir auch,
- wenn sie nicht gerade schwierig waren, die metrische Über-
- setzung von Friedrich Koch (unter dem Titel : Das Ritterbuch
- von Fr. Koch, Bd. 1, Halle 1848) zu einem passenden Aus-
- druck für meine Erklärung. Was sich von Citaten aus mittel-
- alterlichen Schriftstellern in den Anmerkungen vorfindet, ist
- meinen eigenen Sammlungen entnommen und meist nur da
- geschehen, wo für die von mir versuchte Erklärung in den
- vorhandenen Hilfsmitteln keine Belege zu finden waren.
- Die Erzählung ist auch hier wieder aus den in der Ein-
- leitung zum Erec, S. xvii (= 2. Aufl. S. xviii) dargelegten
- Gründen in Abschnitte zerlegt. Dem Begehren meiner Herren
- Recensenten nachgebend habe ich den Ausdruck dventinre
- diesmal gemieden und dafür das neuhochdeutsche «Abenteuer»
- gewählt.
- Der vorliegenden Arbeit ist nicht die freundlich über-
- wachende Theilnahme des Begründers dieser Samml\m^ "lw
- XVI EINLEITUNG.
- Tlieil geworden. Ein früher, allen unerwarteter Tod raffte
- den lieben und treuen Freund dahin, ehe noch ein erheb-
- liches Stück von diesem Bande gedruckt war. Sein Tod ist
- wie für die Wissenschaft überhaupt, so namentlich auch für
- den Iwein ein Verlust. Denn zu den vielen Denkmälern des
- deutschen Alterthums, denen er seine erfolgreiche Thätigkeit
- zugewandt hatte, gehörte auch die vorliegende Dichtung
- Hartmann's; in Bezug auf diese war er, wie mir aus brief-
- lichem und mündlichem Verkehr mit ihm bekannt und wie
- schon aus den gelegentlichen Andeutungen in seiner Zeit-
- schrift zu ersehen ist, in nicht wenigen Punkten zu Er-
- fahrungen und Besultaten gelangt, die von denen Beneck e's
- und Lachmann's wesentlich abwichen; leider ist ihm sein
- Wunsch, sie später in ausführlicher Begründung zu veröffent-
- lichen, nicht in Erfüllung gegangen.
- Zum Schlüsse kann ich nicht umhin, der th eilnehmenden
- Beihilfe zu gedenken, die mein verehrter Freund Reinhold
- Bechstein sowohl diesem vorliegenden Bande als auch den
- beiden vorhergehenden unausgesetzt hat zu Theil werden
- lassen. Im Text wie in den Erklärungen haben nicht wenige
- Stellen durch sein Urtheil und seine Erfahrung eine wesent-
- liche Verbesserung empfangen.
- Zeitz, im December 1868.
- ZUR ZWEITEN AUFLAGE.
- Auch in dieser neuen Auflage habe ich auf Grund reiferer
- Erfahrung hie und da Text und Anmerkungen zu bessern, so
- wie durch neue Belegstellen zu stützen gesucht. Von neueren
- Schriftstücken, welche seit der ersten Auflage des Iwein er-
- schienen und, soweit sie auf ihn Bezug nahmen, sorgfältig
- zu Rathe gezogen worden sind, nenne ich in erster Linie die
- Abhandlung von Dr. Güth in Herrig's Archiv XL VI, 251 fg.:
- Das Verhältniss des Hartmann'schen Iwein zu seiner altfran-
- zösischen Quelle. Außerdem habe ich der zweiten Ausgabe
- des Erec von Moriz Haupt zu gedenken, die im Jahre 1871
- erschien. Sie brachte manches überraschend Neue, dabei
- EINLEITUNG. XVII
- aber auch , ohne meinen Namen zu nennen, nicht wenig Ver-
- besserungen und Erklärungen, die zuerst in meiner bereits
- 1867 erschienenen ersten Auflage des Erec standen. Für den
- Leser bemerke ich schließlich noch, daß da, wo hier auf die
- im 1. oder 2. Bande der Hartmann'schen Werke enthaltenen
- Gedichte verwiesen wird, nur die zweite Auflage gemeint ist.
- Zeitz, im Juli 1873.
- ZUR DRITTEN AUFLAGE.
- Ich bekenne offen, daß ich seit der Zeit, wo die zweite
- Auflage meines Iwein erschien, wenig Gelegenheit und Zeit
- gefunden habe, mich irgendwie weiter in die Schriften Hart-
- mann's zu vertiefen. Desto rühriger haben andere, bewähr-
- tere Kräfte auf diesem Gebiete weiter gearbeitet und sind
- durch eingehende Studien zu wichtigen Resultaten gelangt,
- die der gegenwärtigen dritten Auflage zu Gute gekommen
- sind.
- Vor anderen habe ich hier H. Paul zu nennen mit sei-
- ner scharfsinnigen Abhandlung Über das gegenseitige Ver-
- hältniss der Handschriften von Hartmann's Iwein in den
- Beiträgen von Paul und Braune I, 288—401. Paul hat es
- hier zuerst gewagt, durch Anwendung streng wissenschaft-
- licher Methode das kritische Verfahren Lachmann's zu prüfen;
- hier hat namentlich die von Lachmann vielfach überschätzte
- Handschr. A eine besondere Würdigung erfahren. Der Ver-
- such Zacher's, an einer einzelnen Stelle zu zeigen, daß Paul
- sich in seiner kritischen Methode geirrt habe (Zeitschr. für
- deutsche Philologie 7, 157 fg.), ist von letzterem mit berech-
- tigten Gründen zurückgewiesen worden in den genannten Bei-
- trägen III, 184 fg.
- Neben Paul sind von nicht geringerer Bedeutung für den
- Iwein, was die Beurtheilung der handschriftl. Überlieferung
- desselben betrifft, die auf großer Genauigkeit beruhenden
- Untersuchungen Emil Henrici's gewesen. In einer Reihe von
- Mittheilungen, welche sich in Steinmeyer's Zeitschr. 24, 179 fg.^
- 25, 153 fg., 28, 250 fg., 29, 112 fg. und 360 ig., ^Q>, \^^i%.
- HABTHANN TON AUE. III. 3. Aufl. "^
- XVin EINLEITUNG.
- finden, hat derselbe es sich zur Aufgabe gemacht zu zeigen,
- dal^ man sich auf den handschriftlichen Apparat, den Lach-
- mann brachte, nicht verlassen könne. Aus diesen unerwar-
- teten Aufschlüssen ergiebt sich, daß Paul in seinen Unter-
- suchungen zu manchen falschen Kesultaten verführt sein mag ;
- indessen trifft das, soviel ich bisjetzt sehe, immer nur ein-
- zelne Punkte; die Grundzüge und die Hauptresultate der
- PauPschen Methode zu widerlegen bedarf es anderer Mittel
- und Beweise als die, welche Henrici bisjetzt hier vorgebracht
- hat (vgl. Steinmeyer's Zeitschr. 25, 125).
- Außer diesen Arbeiten sind von mir hier und da noch
- zu Rathe gezogen worden eine Abhandlung von Faust, Dicho-
- tomische Responsorien bei Hartmann von Aue, in Steinmeyer's
- Zeitschr. 24, 1 fg., sowie die Syntax in der Mhd. Grammatik
- von H. Paul. Naumann's Erörterungen über die Reihenfolge
- der Werke Hartmann's von Aue werden erst in der Vorrede
- des ersten oder zweiten Bandes eine nähere Berücksichtigung
- finden.
- Schon hieraus geht hervor, daß nicht nur der Text die-
- ser neuen Auflage, sondern auch die erklärenden Anmer-
- kungen darunter mannigfache Änderungen erlitten haben.
- Schließlich kann ich den Wunsch nicht bergen, daß die
- geneigten Leser auch dieser dritten, nach menschlichem Er-
- messen letzten von mir besorgten Auflage — denn meine
- Tage sind nun auch gezählt — ihre Gunst nicht vorenthalten
- mögen.
- Zeitz, im Januar 1888.
- Fedob Bech.
- INHALT.
- Seite
- Einleitung v
- I. Abenteuer, Kalogreant's Abenteuer im Walde von
- Breziljan 3
- II. Abenteuer, Iwein's Sieg über Askalon. Seine Ge-
- fangenschaft im Fallthor 31
- in. Abenteuer, Lunetens Kath und Laudinens Bekehrung 61
- IV. Abenteuer, Keii's Spott und Gawein's Mahnung . . 87
- V. Abenteuer, Iwein's Wahnsinn und seine Genesung. 106
- VI. Abenteuer, die Besiegung des Grafen Aliers und die
- Befreiung des Löwen 131
- VII. Abenteuer, Lunetens Haft 139
- Vni. Abenteuer, der Riese Harpin. Ginoverens Entführung 154
- IX. Abenteuer, Lunetens Befreiung 180
- X. Abenteuer, die Töchter des Grafen vom Schwarzen
- Dom 196
- XI. Abenteuer, Iwein im Kampf gegen zwei Riesen . . 211
- XII. Abenteuer, Zweikampf zwischen Iwein und Gawein 237
- XIII. Abenteuer, die Versöhnung . . ... 269
- Wortregister 284
- Namenverzeichniss 304
- I W E I N.
- HABTMANN VON AUB. in. 3. Aufl.
- I. ABENTEUER,
- KALOGBEANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BBEZILJAN.
- Einst hatte König Artus auf seinem Palast zu Karidol ein großes
- Ffingstfest veranstaltet und viele vornehme Bitter und Damen um sich
- versammelt. Man vertrieb sich da die Zeit mit mancherlei Kurzweil. Vor
- der Kammer, in welcher der König mit seiner Gemahlin schlafen gegangen
- war, hatten sich auch sechs Bitter zusammengefunden, unter ihnen der
- Truchseß Keii und Kalogreant ; der letztere hatte eben ein Abenteuer von
- sich zu erzählen begonnen, als die Königin davon erwachte und plötzlich
- in ihrer Mitte erschien. Die zuvorkommende Höflichkeit Kalogreant's, der
- sie allein hat kommen sehen und zu ehrfurchtsvoller Begrüßung sich von
- seinem Sitze erhebt, veranlaßt den neidischen Truchseß zu einer spötti-
- schen Zurechtweisung und führt so einen heftigen Wortwechsel zwischen
- ihnen und der Königin herbei, sodaß es erst der dringenden Verwendung
- der letztem bedarf, um Kalog^reant zur Wiederaufnahme seiner Erzählung
- zu vermögen.
- Darauf berichtet dieser, wie er vor ungefähr zehn Jahren in den
- Wald von Breziljan auf Abenteuer geritten sei. Nach einem beschwerlichen
- Wege durch den dichten Wald gelangt er zunächst auf eine Burg, wo er
- von dem Burgherrn und seiner Tochter auf das gastlichste bewirthet wird.
- Am andern Morgen kommt er in eine waldlose Ebene ; da bemerkt er. mit
- Orausen eine große Schar wilder Thiere, die mit einander kämpfen, mitten
- unter ihnen die schreckliche Ungestalt eines Waldmenschen, der über sie
- 2U gebieten hat. Von diesem wird ihm auf Befragen ein Abenteuer ge-
- zeigt: in der Nähe sei ein kühler Brunnen, beschattet von einer immer-
- grünen Linde, daneben ein prächtiger Marmorstein, über dem ein goldenes
- Becken hänge; damit möge er auf den Stein Wasser aus dem Brunnen
- ließen und dann sehen, was sich ereignen werde. Sofort macht sich der
- Bitter dorthin auf. Er ist entzückt über die paradiesische Gegend und
- über den wundervollen Vogelgesang, den er dort trifft, und thut alsobald
- wie ihm der Waldmann geheißen. Infolge dessen erhebt sich ein furcht-
- bares Unwetter mit Donnern und Blitzen und mit Hagelschlag, daß die
- Vögel verstummen und die Bäume verderben, ja er selber auf Augenblicke
- betäubt wird. Kaum hat sich das Gewitter wieder gelegt, so sprengt im
- höchsten Zorne ein gewaltiger Bitter daher, es ist der Herr jenes Waldes,
- der den Gast für den ihm angerichteten Schaden zum Zweikampf \i«a.\VÄ-
- f ordert. Kalogreant hat kaum Zeit sich zur Wehte zu aetzfeTix, VvcÖl ^"wä
- 1*
- I. ABENTEUER,
- dem Sattel geworfen und verliert sein Boss, mit dem der Fremde gleich
- wieder davonreitet. Darauf sieht er sich genöthigt umzukehren und wan-
- dert nun zu Fuß und ohne Harnisch wieder zu seinem Wirth, den er am
- frühen Morgen verlassen hatte.
- s. 9 Swer an rehte güete
- wendet sin gemüete,
- dem volget sselde und 6re.
- des glt gewisse lere
- künec Artus der guote, 5
- der mit riters muote
- nach lobe künde striten.
- er hat bl slnen zlten
- gelebet also schöne,
- daz er der ören kröne 10
- dö truoc und noch sin name treit.
- des habent die wärheit
- sine lantliute:
- si jehent, er lebe noch Mute:
- er hat den lop erworben, 15
- ist im der lip erstorben,
- so lebt doch iemer sin name.
- er ist lasterlicher schäme
- s. 10 iemer vil gar erwert,
- der noch nach sinem site vert. 20
- Ein riter, der gelöret was
- unde ez an den buochen las,
- swenne er sine stunde
- niht baz bewenden künde.
- 1 an rehte güete^ an «das was wahrhaftig gut ist», Benecke ; güete hier
- im Sinne von Tugend, Edelmuth. Vgl. Herzog Ernst 4511 (v. d. Hagen)
- ist er mit fugenden so gegurt Daz er sin reine gernüete Wendet an rehte güete^
- Des lobe volget wirdekeit. — 3 scelde, Glttck. — 4 davon gibt einen untrüg-
- lichen Beweis. — 5 der guote, der edele, vortreffliche. — 6 mit riters muote,
- mit der Gesinnung eines edeln Mannes, mit ritterlichem Sinne. Vgh
- Krone 251 — 254. — 7 nach lobe, «auf Lobes werthe Weise», B. — 12 inso-
- fern (des) haben seine Landsleute recht. — 14 jehen^ behaupten. — 16 — 17
- Vgl. Frauenlob Spr. 329, 13 — 16: Mnc Art&s mit der riehen tat Vil hohen
- pris erwarp; Wie daz er ouch erstorben st. Sin r eines lop doch nie verdarp ;
- Heinr. v. d. Ttlrlln Krone 199, 200 : Leider ob der Ixp erstarp, Im lebte doch
- sin reiner nam. — 18 er, derjenige. — 19 erwert c. gen., geschützt, behütet
- vor etwasji frei von. — 20 varn^ handeln, leben.
- 21 geleret, des Lesens (und Schreibens) kundig; vgl. Armer Heinrich 1,
- Gregor 868. — Die Yerse 21, 22 und 30 enthalten den Hauptgedanken;
- y. 23 bis 29 sind als Zwischenrede zu fassen. Daher ist ez in V. 22 auf
- mare in Y. 30 zu beziehen. — 23 swenne = so wenne^ wenn irgend einmal,
- wann einmal, so oft als. — 23 — 24 sine stunde bewenden , seine Zeit an-
- KALOGBEAKT's ABENTEÜEB im WALDE VON BREZILJAN. 5
- daz er ouch tihtennes pflac ^ 25
- (daz man gerne hoeren mac,
- da kert er sinen vliz an:
- er was genant Hartman
- und was ein Ouwsere),
- der tihte ditz msere. 30
- Ez het der künec Artus
- ze Earidöl in sin hüs
- zeinen pfingesten geleit
- nach rlcher gewonheit
- ein also schcene höchzit, 35
- daz er vordes noch sit
- deheine schoener nie gewan.
- deiswär da was ein bceser man
- in vil swachem werde:
- wan sich gesament üf der erde 40
- bi niemens ziten anderswä
- so manec guot riter als6 da.
- s 11 ouch wart in da ze hove gegeben
- in alle wis ein wunschleben:
- in liebte den hof unde den lip 45
- manec maget unde wlp,
- die schoensten von den riehen,
- mich jämert wserlichen,
- und hulfez iht, ich woldez clagen,
- daz nü bl unseren tagen 50
- selch vröude niemer werden mac,
- der man ze den ziten pflac.
- doch müezen wir ouch nü genesen,
- lehn wolde dö niht sin gewesen,
- daz ich nü niht enwsere: 55
- da uns noch mit ir msere
- -wenden, verwenden; vgl. Eonrad Fleck im Flore 7992: ouch ensol er niht
- engeUen^ Ob maniger sine stunde Baz bewenden künde An getihte dan er.
- 33 zeinen pfingesten ist Plural: auf eine Pfingstzeit. — geleit, gelegt,
- angesetzt. — 34 in so glänzender herrlicher Weise als er gewohnt war. —
- Zbh6chzit, Fest. — 36 vordes noch sU, weder vorher noch nachher. — 38 deis-
- vjärssidaz ist war, fürwahr. — boßse, nicht vornehm, unedel. — 39 in sehr
- geringem, in gar keinem Ansehen. — 42=2453. — 44 wunschleben, das
- vollkommenste, glücklichste, angenehmste Leben, vgl. zu Tristan 15047. —
- 45 lieben mit dat. und acc, einem etwas lieb, angenehm machen. — lip,
- liCben. — 47, von den riehen, aus den Ländern des Königs. — 53 genesen,
- leben, durchkommen. — 55 dai, angenommen daß, dafür daß; daz — niht,
- ohne daß; vgL^zum Armen Heinrich 765. Ebenso J. Titurel 2865, 4:
- doch toolte ich da der beste niht sin gewesen daz min nü niht enwaere M\iÄ.
- Heinrichs Tristan 6750. — 56 da, da wo; dagegen "V. H dö = ^waa^Ä. —
- I. ABENTEUER,
- SO rehte wol wesen sol,
- da. täten in diu werc vil wol.
- Artus und diu künegin,
- ir ietwederz und er in 60
- sich üf ir aller willen vleiz.
- do man des pfingestages enbeiz,
- männeclich im die vröude nam,
- der in do aller beste gezam:
- dise sprächen wider diu wip, 65
- dise banecten den lip,
- dise tanzten, dise sungen,
- dise liefen, dise Sprüngen,
- dise hörten seitspil,
- dise schuzzen zuo dem zil, 70
- dise retten von seneder arbeit,
- s. 12 dise von grözer manheit.
- Gäwein ahte umb wäfen:
- Keii legt sich släfen
- üf den sal under in: 75
- ze gemäche an ere stuont sin sin.
- ir mcere, «die Erzählung ihrer Thaten», die Kunde von ihnen. — 58 diu
- werCy die Thaten, im Gegensatz zu mcere.
- 61 sich vlUen t//, sich bemtkhen um, bedacht sein auf. — 62 enbeiz
- (proet. von enbUen)^ die Mahlzeit eingenommen hatte. — 63 männeclich,
- jedermann', yielleicht mänclich oder mänglich wie in oberdeutschen Urkk.
- öfter geschrieben steht (z. B. im Urkundenb. von Augsburg I, No. 207^
- 214, 243, 252, 325, 414, 420, 421 u. s. w.) ; manlich oder menlich ist eigentlich
- nur md. Form = nd. manlik und erscheint erst seit dem 14. Jahrb. einige
- Male auch bei oberdeutschen Schreibern; vgl. Anm. zu Erec^, 2140. —
- im nemen, sich aussuchen. — 64 mich gezimt desy ich finde das mir an-
- gemessen, es steht mir an, behagt mir. — 65 sprechen wider einen^ sich an
- einen wenden um sich mit ihm zu unterhalten. — 66 den Itp baneken^ sich
- tummeln, Leibesbewegungen machen, spazieren reiten. — 71 von seneder
- arbeit y von der Fein (Noth) des senens d. h. des sich Härmens, des
- Schmachtens, vorzugsweise von der Liebesqual, dem Inhalte der Minne-
- lieder. V. 71—72 entsprechen den Versen bei Chrestiens: li un recontoient
- noveles Li autre parloient d'amors. Des angoisses et des dolors; vgl. Paul
- Beitr. I, 360 u. III, 187; den Mantel Heinrich's v. d. Türlin 304 fg. so
- schuzzen Jene zuo dem zil , , . so reiten dise von ritte rschaft ^ Die andern
- von den frouwen. "Weil V. 71 in auffälliger Weise überladen , hat Lach-
- maun V. 69 vor V. 70 gestellt und retten in V. 71 auf Grund einer ein-
- zigen Handschr. (A.) gestrichen. Das letztere verteidigte Zacher (Zeitschr.
- f. d. Philol 7, 188 fg.), indem er nach zil ein Komma setzte und den zwei
- folgenden Versen den Siun entnahm : adie einen aus Neigung zum höfischen
- Minnedienste, die andern aus Vorliebe für ritterliche Leibes- und Waffen-
- Übung. » Vgl. Braunschw. Keimchronik 8444 dhen einen manheit, dhen
- anderen minne dwanc. — 73 vgl. zu 6181. — 76 sein Sinn war auf ruhm-
- lose Gemächlichkeit gerichtet, war den Anstrengungen, durch die man
- allein zu Ehren gelangen kann, abhold; vgl. über gemach als Gegensatz
- zu ere Gregor 1505 und Sommer zu Flore 38.
- KALOGREANt's ABENTBUBB im WALDE VON BREZILJAN. 7
- Der künec und diu künegin
- die heten sich ouch under in
- ze handen gevangen
- und wären gegangen 80
- in eine kemenäten da
- und heten sich släfen sä
- m^ durch geselleschaft geleit
- dan durch deheine träkheit.
- si entsliefen beidiu schiere. 85
- do gesäzen ritter viere,
- Dodines und Gdwein,
- Segremors und Iwein,
- (ouch was gelegen da bi
- der zuhtlöse Keii) 90
- üzerhalp bi der want:
- daz sehste was KälogrSant.
- der begunde sagen ein maere
- von grozer siner swsere,
- von deheiner siner vrümekeit. 95
- do er noch lützel het geseit,
- do erwachte diu künegin
- und hörte sin sagen hin in
- und lie ligen den künec ir man
- unde stal sich von im dan 100
- s. 13 und sleich zuo in s6 lise dar,
- daz es ir deheiner wart gewar,
- unz si in kom vil nähen bt
- und viel enmitten under s!.
- niuwan ein Kälogrßant, 105
- der spranc engegen ir üf zehant,
- er neic ir unde enpfienc si.
- do erzeicte aber Keii
- 78 under in, «gegenseitig» , B. — 79 sich ze handen vähen, sicli bei der
- Hand (mit Händen) fassen. — 81 kemenäte fem. , « heizbares Gemach (ca-
- minata von caminus)^-», hier Schlafgemach. — 82 sä, sogleich^ darnach. —
- 83 me durch geselleschaft, mehr aus geselliger, gegenseitiger Ktlcksicht. —
- 86 gesäzen, hatten sich niedergesetzt, saßen beisammen. — 90 zuhtlos, un-
- gezogen, rücksichtslos. — 91 bi der want, nämlich des Gemaches (der keme-
- näten) in dem Arttts und seine Gemahlin schliefen. — 92 daz sehste, wo-
- für wir jetzt sagen: der sechste. — 94 siooere fem., Last, Leid, Unglück. —
- 95 deheiner, keiner. — vrümekeit fem., Trefiflichkeit, Geschicklichkeit (hier
- nahe anstreifend an die Bedeutung von Erfolg, Glück). Vgl. Chrestien 60
- non de s'annor, mes de sa honte. — 96 kaum hatte er zu erzählen an-
- gefangen. — 98 hin in, bis hinein (in die kemenäte). — .104 Valien, plötzlich
- wohin kommen oder gerathen, unversehens schnell erscheinen. Chrestien
- de Trois 66: se fu lessice entr' ax cheoir. — 105 niuwan=nonnisi , nur. —
- ein oder eine, allein. — 107 er neic ir, er verneigte eich, -vox Vi«. —
- 8 I. ABEKTEÜEB,
- sin alte gewonheit:
- im was des mannes ^re leit 110
- unde beruoft in drumbe sere
- unde sprach im an sin Sre.
- Er sprach: «her Kälogreant,
- uns was ouch e daz wol erkant,
- daz under uns niemen waere 115
- 86 hövesch und als ^rbsere
- als ir waenet daz ir sit,
- des läzen wir iu den strit,
- von allen iwem gesellen,
- ob wir selbe wellen: 120
- iuch bedünket des man süln iu län.
- ouch solz min vrouwe da vür hän:
- si tsete iu anders gewalt.
- iwer zuht ist so manecvalt,
- und ir dünket iuch so volkomen: 125
- deiswär ir hat iuch an genomen
- ime wizzet hiute waz.
- unser keiner was so laz,
- s. 14 heter die künegin gesehen,
- im enwser diu selbe zuht geschehen, 130
- diu da iu einem geschach.
- Sit unser keiner sine sach,
- ^ od swie wir des vergä.zen,
- daz wir stille gesäzen,
- dö möht ir ouch gesezzen sin.» 135
- des antwurt im diu künegin.
- 111 beruoferij schelten, vgl. Lassberg LS. I, 434, 42. — 112 einem sprechen
- an stne ere, jemand an seiner Ehre angreifen, sich nachtheilig, beleidigend
- über ihn äußern; Erec 4373.
- 114 un$ ist erkant, wir wissen. — 116 Srbcere, auf Ehre bedacht, ehren-
- haft. — 118 den strit län einem, den Widerstand gegen ihn aufgeben, ihm
- den Sieg, den Vorrang lassen. — 119 die Worte schließen sich als nach-
- trägliche Hervorhebung an niemen in V. 115 und ir in V. 117, während
- der dazwischen stehende Gedanke von V. 118 mit V. 120 zu verbinden
- ist. Hartmaun liebt es, mehrere Gedanken in dieser Weise sich durch-
- kreuzen oder ineinander verflechten zu lassen; vgl. V. 1246 fg. — 121 ma»
- süln iu län, man werde ihn (den Vorrang) euch lassen. — 122 et da vür
- hän, es daftlr oder so ansehen, in diesem Sinne nehmen. — 123 gewalt,
- Unrecht. — anders, sonst. — 124 zuht, Höflichkeit. — manecvalt, vielfältig,
- groß (zuvorkommend?). — 126 sich ein dinc an nemen, sich zu etwas ver-
- stehen, sich etwas beigehuu lassen, sich etwas anmaßen. Benecke: ihr
- seid iu euern Augen, ihr wisset heute selbst nicht was ftlr ein großer
- Meister feiner Lebensart.» — 130 mir geschiht diu zuht, es gelingt mir die
- Höflichkeit, das feine Benehmen zu zeigen; ich zeige mich so artig, so
- höflich; vgl. zu Erec 1047. — 131 iu einem, euch allein. — 132 sU, da. —
- 133 oder wie es gekommen sein mag, daß wir nicht daran dachten. —
- 135 so hättet ihr auch mögen, sollen sitzen bleiben.
- KALOGRBANT's ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 9
- Si sprach: «Keil, daz ist din site,
- und enschädest niemen me dd. mite
- daune du dir selben tuost,
- daz du den iemer hazzen muost, 140
- dem dehein ^re geschiht.
- du erlast dins nides niht
- daz gesinde noch die geste:
- der boeste ist dir der beste
- und der beste der bceste. 145
- eins dinges ich dich troeste:
- daz man dirz immer wol vertreit,
- daz kumt von diner gewonheit,
- daz dus die boesen alle erlast
- und nluwan h4z ze den vrümen hast. 150
- din schelten ist ein prisen
- wider alle die wlsen.
- dune betest ditz gesprochen,
- du wserst benamen zebrochen;
- und waere daz weiz got vil wol, 155
- wan du bist bitters eiters vol,
- 8. 15 da. din herze inne swebet
- und wider dinen ^ren strebet.»
- Keii den zom niht vertruoc,
- er sprach: «vrouwe, es ist genuoc. 160
- ir habt mirs joch ze vil gesagt :
- und het irs ein teil verdagt,
- daz zseme iuwerm namen wol.
- ich enpfahe gerne, als ich sol,
- iwer züht und iuwer meisterschaft : 165
- doch h&t st alze gröze kraft,
- ir sprechet alze sSre
- 137 fg. In dieser Bede dutzt die Königin den Truchseß, später, 838 fg. ,
- ihrzt sie ihn. — 141 =V. 2489 und 2777. — 142 erläzen mit acc. und gen.,
- einen mit etwas verschonen. — 143 gexinde neutr., Hausgenossenscbaft
- (Hofgesinde). — 146 öins kann ich dir versichern. — 152 gerichtet gegen
- alle Verständigen; nur den Besonnenen, Guten zugewandt. — 153 hypo-
- thetisch : hättest du nicht u. s. w. — 154 benamen , im eigentlichen Sinne
- des Wortes (unfehlbar). — zehrechen, bersten. — 155 «und das wttrde sich
- 80 gehören, das wäre ganz in der Ordnung» (Paul). — 156 eiter neutr.,
- Gift. — bitter y scharf. — 157 «in dem deine Gedanken umhertreiben». B.
- 159 zom hier: die Äußerung des Zornes, die Schelte, Strafrede. —
- vertragen^ geduldig tragen, hinnehmen. — 161 joch^ aber auch, aber doch. —
- 162 verdagen, verschweigen. — 164 enp/ähen, sich gefallen lassen. — 165
- xuht, fem., Zurechtweisung. — meisterschaft, das Gebieten, die LeltuTi^. —
- 166 kraft, Strenge, Härte. — 167 vgl. zu 112. —
- 10 I. ABENTEUER,
- den ritem an ir ere.
- wir wärens von iu ungewon:
- ir werdet unwert dervon. 170
- ir strafet mich als einen kneht.
- gena.de ist bezzer danne reht
- ichn habe iu selbes niht getan,
- im möhtet mich wol leben lau:
- und wser min schulde grcezer iht, 176
- so belibe mir der lip niht.
- vrouwe, habet genäde min
- und lä.t sus grözen zom sin.
- iwer zorn ist ze ungensedeclich :
- niene brechet iuwer zuht durch mich. 180
- min läster wil ich vertragen,
- däz ir rüoch^t gedagen.
- ich kume nach minen schulden
- gerne ze sinen hulden:
- nü bitet in sin maere, 185
- des e begunnen waere,
- s. 16 durch iuwer liebe völsiä-gen.
- man mac vil gerne vor iu dagen.»
- Sus antwurte Eälogreant:
- «ez ist umb iuch also gewant, 190
- daz iu daz niemen merken sol,
- sprecht ir anders danne wol.
- mir ist ein dinc wol kunt:
- ezn sprich et niemannes munt
- wan als in sin herze l^ret. 195
- swen iuwer zunge unöret,
- da ist daz herze schuldec an.
- 170 unwert, verächtlich, unliebsam. — 171 strafen, zurechtweisen, aug-
- schelten; ebenso im 1. Büchlein 985. — 175 iht, irgendwie, etwa. — 176
- belibe oonj. prset. — 177 eines genäde hän, mit einem Erbarmen haben,
- gnädig gegen ihn sein. — 178 sus, so. — ISO niene, durchaus nicht, nicht
- (=sniht ne). — sine zuht brechen, seine Würde verletzen; seiner Sitte zu-
- widerhandeln. — 182 daz, unter der Bedingung daß, wofern. — ruochet,
- geruhet, wollet. — gedagen, dagen , stille sein, schweigen. — 183 nach
- minen schulden, in Bücksicht auf meine Schuld, insoweit ich die Schuld
- trage, was mich betrifft. — 185 mcere neutr. , Erzählung, Geschichte. —
- 187 durch iuwer liebe, aus Liebe zu euch, um euch gefällig zu sein. —
- totsagen, auserzählen.
- 190 es steht um euch, verhält sich mit euch so. — 191 ex einem merken,
- einem einen Vorwurf daraus machen, es ihm übel nehmen. — 192 anders
- danne tcol ist eine öfter wiederkehrende höfische Umschreibung ftür niht
- tpol oder übele, — 195 trän als, anders als wie. — 196 swen, wenn einen
- (si quem). — uneren, beschimpfen, lästern. —
- KALOGREANt's ABENTEUER IM WALDE VON BBBZILJAN. 11
- in der werlde ist manec man
- valsch und wandelbsere,
- der gerne biderbe wsere, 200
- wan daz in sin herze enlät.
- swer iuch mit 16re bestät,
- deist ein verlorniu arbeit
- im sult iwer gewonheit
- durch nieman zebrechen. 205
- der humbel der sei stechen:
- euch ist reht daz der mist ^-
- stink^ swa der ist:
- der hornüz sei diezen.
- ichn möhte niht geniezen 210
- iwers löbes und iuwer vriuntschaft :
- wan iuwer rede hat niht kraft:
- euch enwil ich niht engelten
- swaz ir mich muget gescheiten,
- war umbe seit ir michs erlän? 215
- s. 17 ir hat ez tiurerm. man getan,
- doch sei man ze dirre zit
- und iemer mßre swä ir sit
- mines sagennes enbern:
- min vrouwe sei mich des gewern, 220
- daz ichs mit hulden über si.»
- dö sprach der herre Keii:
- «Nd enlänt disen herren
- mine schulde niht gewerren:
- wan dien hänt wider iuch niht getan. 225
- min vrouwe sol iuch niht erlän
- irn saget iuwer msere;
- 199 valsch, treulos, unredlich, verdorben. — wandelboere , mit Fehler oder
- Sohuld (toandel) behaftet, schuldig, sträflich, bescholten. — 201 wan daz =
- ni»i quod, nur daß. — 202 einen mit lere bestdnf einem Unterricht, Beleh-
- rung, Zurechtweisung zutheil werden lassen, Besseruugsversuche mit ihm
- anstellen. — 204 ir sult, ihr werdet. — 205 zebrechen, ändern, aufgeben. —
- 206 humbel masc, die Hummel. — 208 swa, wo nur immer. — 209 hornüz,
- die Horniß. — diezen, tosen, (brummen). V. 206 — 209 sind sprichwörtliche
- Bedensarten; vgl. Krone 1468—92 und MüUenhoff und Scherer, Denkm. 2,
- S. 361 (225). — 210 ich wtlrde keinen Nutzen ziehen, keinen Vortheil haben
- von euerm Lobe u. s. w. — 212 vgl. Gregor 3019. — 213 «auch glaube ich
- nicht, daß es mir schaden wird», B. — 216 ihr habt schon bessere Män-
- ner gescholten als Ich bin. — 217 ze dirre :it, in diesem Augenblick, jetzt.
- — 221 mit huldenj mit ihrer Genehmigung. — es über sin, der Sache tiber-
- hoben sein.
- 224 gewerren^aait dat. , im Wege stehen : lasst diese Herteti VA«* -aTö.
- meinetwillen nifht leiden. — 226—227 unsere Hexxm NJiTd. ©u^\v öt\ft "St-
- 12 I. ABENTEUER,
- wan ez niht reht enwaere,
- engultens alle sament min.»
- dö sprach diu guote künegin: 230
- «herre Kälogröant,
- nü ist iu selbem wol erkant,
- und Sit erwahsen da mite,
- daz in* sin boeser site
- vil dicke hat enteret, 235
- und daz sich niemen keret
- an deheinen sinen spot.
- cz ist min bete und min gebot,
- daz ir saget iuwer msere,
- wandez sin vröude wsere, 240
- heter uns die rede erwant.»
- dö sprach KälogrSant:
- s. 18 «Swaz ir gebietent, deist getan.
- Sit ir michs niht weit erlän,
- so vernemet ez mit guotem site 245
- unde mietet mich da. mite,
- ich sag iu deste gerner vil,
- ob manz ze rehte merken wil.
- man verliuset michel sagen,
- man enwöllez merken unde dagen. 250
- maneger biutet diu ören dar:
- ern n^mes ouch mit dem harzen war,
- sone Wirt im niht w4n der döz,
- und ist der schade alze groz:
- wan si vliesent b6ide ir Arbeit, 255
- der d6 hoert und der da seit.
- Zählung eures Abenteuers nicht erlassen, -wird euch bestimmen, daß ihr
- weiter erzählt. — 229 eines engelten^ ftlr jemandes Schuld bttben, um
- jemandes willen leiden. — 232 vgl. zu 114. — 233 ihr seid dabei aufge-
- wachsen, seid es ja von jeher nicht anders gewohnt ; Krone 22521. — 238
- eine oft wiederkehrende alliterierende Formel: es ist mein Wunsch und
- mein Wille. — 241 einem etwaz ertoenden^ einem etwas benehmen, ihn
- darum bringen.
- 243 deist (=:daz ist) getan = d&B muß geschehen, dagegen lässt sich
- nichts thun, das kann nichf verweigert werden. — 245 mit guotem site^ mit
- Gelassenheit, mit Bescheidenheit, mit Buhe; derselbe Vers bei Ulrich t.
- Liecht. 234, 12; in der Rabenschlacht 725; Wigalois 159, 1; vgl. 1. Bflchl.
- 988 = ohne zu schelten oder zu zanken. — 246 mieten, lohnen, bezahlen.
- — 247 deste gerner vil, um so viel bereitwilliger. — 248 ze rehte, wie es
- sich gebührt, ordentlich. — 249 man verliuset ez, man thut es umsonst,
- erreicht damit nichts. — michel, viel. — 250 man en welle, es sei denn daß
- man fwofern man nicht) wolle; ebenso ist die Negation zu. fassen in ern
- nemes V. 252. — 253 doz. der (leere, bloße) Schall -— ^5 vliesent^ver-
- li$ient; vgl. zu 249. —
- KALOGREANT'S ABENTEUER IM WALDE VON BBEZILJAN. 13
- ir mugt mir deste gerner dagen,
- ichn wil iu keine lüge sagen.
- Ez geschach mir, daz ist wd.r,
- (es sint nü wol zehen jär) 260
- daz ich nach äventiure reit,
- gewäfent nach gewonheit,
- ze Breziljän in den walt.
- da wären die wege manecvalt:
- d6 k^rt ich nach der zeswen hant 265
- üf einen stic den ich da vant.
- der was vil rüch und enge:
- durch dorne und durch gedrenge
- s6 vuor ich allen d6n tac,
- daz ich vür war wol sprechen mac, 270
- daz ich so gröz arbeit
- s. 19 nie von ungeverte erleit.
- und do ez.an den äbent gienc,
- einen stic ich dö gevienc:
- der truoc mich üz der wilde, 275
- und kom an ein gevilde.
- dem volgte ich eine wile,
- niht vol eine mile,
- unz ich eine burc ersach:
- da kört ich durch min gemach. 280
- Ich reit gegen dem bürgetor:
- da, s6 stuont ein riter vor.
- er hete, den ich da. stende vant,
- einen müzerhabech üf der hant: ^
- ditz was des hüses herre. 285
- und als er mich von verre
- zuo im sach riten , .
- nune mohte er niht erbiten
- 257 einem dagen, einem schweigend zuhören.
- 260 bei Ghrestien 173 : il m'avaient plus a de VII am. — 263 Brezüjän,
- ein in den Artussagen oft genannter Wald, der in der Bretagne lag. —
- 265 zese, fleotiert zesewer, recht. — 266 stic masc, Steig, Pfad. — 267 ruch,
- rauh. — 267 = Wigaloia 66 , 37. — 268 gedrenge neutr. , das Gedränge,
- Dickicht. — 272 ungeverte neutr., beschwerliche Heise, unwegsame Gegend,
- Unwegsunkeit. — 274 gevähenf betreten, einschlagen. — 275 toilde fem.,
- Wildniss. — 276 gevilde neutr., freies Feld. — 280 durch mtn gemach, um
- mich auszuruhen.
- 284 müzerkabech masc, ein Habicht der sich bereits gemaußert hat. —
- 288 nü (hier zur Einleitung des Nachsatzes nach einem Vodersatze mit
- a{f) = da. — erbiten, erwarten. —
- 14 I. ABENTEUEE,
- und liez mir niht die muoze,
- daz ich zuo stnem gruoze 290
- vollecliche waere komen,
- erne hete mir 6 genomen
- den zoum ünde den st6gereif.
- und alser mich also begreif,
- do empfienc er mich als schöne 295
- als im got iemer löne.
- wan mir wirt liht unz an minen t6t
- der herberg nimmer me so n6t.
- Nu hienc ein tavele vor dem tor
- an zwein ketenen enbor: 300
- s. 20 da, sluoc er an, daz ez erhal
- und daz ez in die burc erschal.
- dar nach was vil unlanc,
- unz daz dort her vtir spranc
- des Wirtes samnunge, 305
- schoene unde junge
- junkherren unde knehte,
- gecleidet nach ir rehte:
- die hiezen mich willekomen sin.
- mines rosses unde min 310 *
- wart vil guot war genomen.
- und vil schiere sach ich komen,
- dö ich in die burc gienc,
- eine jüncvröwen diu mich empfienc:
- ich gihe noch als ich d6 jach, 315
- daz ich nie schoener kint gesach.
- diu entwäf^nte mich.
- und einen schaden clage ich
- s. 21 (des enwunder niemen),
- daz der wäfenriemen 320
- s. 22 also rehte lützel ist,
- daz si niht langer vrist
- 289 die muoze, bo viel Zeit. — 292 erne hete, ohne daß er hfttte. — 294 er
- begreif mich, er hatte Haud an mich gelegt, sich mit mir su schaffen ge-
- macht. — 2».')— 296 als — als, so — wie. — 297 — 298 vgL über diese von Lach-
- mann getilgten Verse Germania 4, 195; Faul Beitr. I, 362.
- 301 erhellen stv., erschallen, erklingen. — 303 darnach dauerte es ^ar
- nicht lange. — 305 samnunge fem. , die Dienerschaar, gesinde. — 308 nach
- ir rehte, vrie sich's ftlr sie gebtlhrte. — 311 vil guot war, osehr gute Sorge»,
- B. — 316 kint, Mädchen, vgl. zum Armen Heinrich 331. — 318 und hier
- in adversativem Sinne: indessen, nur, aber; vgl. 1801 u. Germania 13, 92.
- — 319 dartlber wundere sich niemand. — 320 der tcafenriemen ist gen. pl.,
- abhängig von lützel, wenig. —
- KALOGBEANT's ABENTEUER IM WALDE VON BBEZILJAN. 15
- mit mir solde umbe gän.
- ez was ze schiere get&n:
- ichn ruochte, soldez iemer sin. 325
- ein seherisches mäntelin
- däz gäp si mir an.
- ich ünsseliger man,
- daz si min ouge ie gesach,
- dö uns ze scheidenne geschach! 330
- Wir zwei beliben eine,
- do verstuont sich wol diu reine
- daz ich gerne bi ir was:
- an ein daz schden^ste gras
- daz diu werlt ie gewan, 335
- dK vüorte si mich an,
- ein wSnec von den liuten baz.
- daz liez ich weizgot äne haz.
- hie vant ich wlsheit bl der jugent,
- gröze schoene und ganze tugent. 340
- si saz mir güetlichen bi:
- und swaz ich sprach, daz hörte si
- und antwurt es mit güete.
- ezn betwänc min gemüete *
- unde bekumbert minen lip 345
- nie so sere maget noch wip
- und getüot ouch lihte nimer mö.
- ouwö immer unde ouw6,
- 8. 23 waz mir dö vröuden benam
- ein böte der von dem wirte quam! 350
- der hiez uns beidiu ezzen gä.n:
- dö muose ich rede und vröude lä.n.
- 324 ze achtere, zu bald. — 325 ichn ruochte, ich kümmerte mich nicht
- darum, hfttte mir nichts daraus gemacht. — solde ez iemer stn, wenn es
- immer gewesen wäre. — 326 Scharlach neutr. , ein feines Wollenzeug , aus
- dem Morgenlande stammend (franz. esßarlat^ mlat. scarlatum). — 330 mir
- geschiht ze, mir ist bestimmt, ich muß.
- 382 sich verstän, verstehen, merken. — 334 — 335 zu dem allerschönsten
- Gras oder zu einem der schönsten Grasplätze, den die Welt je gesehen.
- — 337 etwas abseits von den Leuten. — 338 daz liez ich äne haz, das ließ
- ich mir .gern gefallen. — 340 ganz, vollkommen. — 341 güetlichen adv.,
- freundlich. — bt, zur Seite. — 343 es antwürten, daratif antworten. — 347
- getuot vertritt hier dem Sinne nach das vorausgegangene betwingen und
- bekumbern, — iVite adv., vielleicht, möglicherweise. — 349 waz vrouden,
- was von (oder für) Freuden. — 851 beidiu nach alter Begel neutr. pl.,
- weil es hier auf masc. und fem. zugleich geht; daher auch wir zwei in
- y. 831. — 352 muose ist prset., musste.
- 16 I. ABENTEUER,
- DÖ ich mit ir ze tische gienc,
- der wirt mich anderstunt enpfienc.
- ezne gebot nie wirt mere 355
- sinem gaste grxBzer ere.
- er tet den stigen und den wegen
- manegen güetlichen segen,
- die mich gewiset heten dar.
- hie mite s6 übergulterz gar, 360
- daz er mich ir nie verstiez
- und mich so güetlichen liez
- mit der juncvrouwen ezzen.
- ouch enwart da. niht vergezzen,
- wirn heten alles des die kraft, 365
- daz man da heizet iwirtschaft.
- man gap uns spise, diu was guot,
- da zuo den willigen muot.
- DÖ wir mit vröuden g^en
- und da nach gesäzen, 370
- und ich im häte geseit,
- daz ich nach äventiure reit,
- des wundert in vil sere
- und jach, daz im nie m^re
- dehein der gast waere komen, 375
- von dem er hete vemomen,
- daz er äventiure suochte,
- und bat daz ich des geruochte,
- swenn ich den wec da. wider rite,
- s. 24 daz ich in danne niht vermite. 380
- da. wider het ich keinen strit:
- ich lobet ez ünde leiste ez sit.
- Do slaf^nnes zit wart,
- do gedahte ich an mine vart.
- 354 anderstunt, zum zweiten mal, abermals. — 355 nie — ttiere, femer
- nie, nie wieder, noch nie. — 359 wUen, weisen, führen. — 360 überguUe
- prset. Ton iib''rgülten, mehr als nöthif;; bezahlen, überbieten (güUeny abge-
- leitet von gelten, Haupt zu Erec 10133). — 361 eerstd:en o. acc. und gen.,
- einem etwas entziehen. — 365 kraft, Menge. — 366 xrirtschaft, Bewirthnng,
- Speisung. — 368 willigen muot geben, bereitwilligen, zuvorkommenden
- Sinn zeigen.
- 369 gäzen , gegessen hatten. — 374 jach prset. von jehen , bekennen. —
- 375 dehein der gast, kein Gast. — 378 ich geruochte des, ich war darauf
- bedacht, ich hatte die Gewogenheit. — 379 voider rtten, zurück reiten. —
- 380 einen vermiden, unbesucht lassen, vorüberreisen. — 881 strit maso.,
- Einwendung, Widerrede. — 382 loben, versprechen.
- KALOGREANT's ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 17
- und dö ich niene wolde 385
- noch beliben solde,
- dö wart der riterlichen maget
- von mir gend.de gesaget
- ir guoten handelunge.
- diu süeze und diu junge 390
- diu lachet unde neic mir.
- seht, dö muose ich von ir.
- daz geslnde daz bevalch ich gote:
- ze mihes wlrtes geböte
- da bot ich mich vil dicke zuo. 395
- dan Schiet ich und reit yil vruo
- ze walde von gevilde.
- da. rämet ich der wilde
- und vant nach mitten morgen
- in dem walde verborgen 400
- ein breitez geriute
- ane die liute.
- Da gesach ich mir vil leide
- eine swsere ougenweide,
- aller der tiere hande 405
- die man mir ie genande,
- vehten unde ringen
- mit ^islichen dingen.
- dk vähten mit grimme
- s. 25 mit griuli'cher stimme 410
- Wisent und örrinder.
- d6 gehabt ich hinder,
- 386 solde, konnte (im Gegensatz zu toolde). — 387 riterlich, einem
- Bitter angemessen, edel, herrlich. — 388 genade sagen, Dank sagen. —
- 389 handelunge fem., Behandlung, Bewirthung. — 393 bevalch prset. von
- bevelhen, befehlen. — 394—395 meinem Wirthe stellte ich meine Dienste
- -wiederholt zur Yerfttgung, versicherte ihm wiederholt meine Ergeben-
- heit. — 398 rämen mit gen., auf etwas lossteuern, etwas aufsuchen. —
- 399 nach mitten morgen, mach der Mitte des Morgens. — 401 geriute neutr.,
- ein urbar gemachtes Land, eine Feldgegend; vgl. Gregor 2680.
- 403 mir vil leide, zu meinem großen Leidwesen. — 404 swcere, unan-
- genehm, unbehaglich. — ougenweide fem., Schauspiel, Anblick. — 405 aller
- der tiere hande ist ein auffallender, wol mehr dem Reim zu Liebe ge-
- wählter Ausdruck für den gebräuchlichem: aller hande tiere; hant = Ait,
- Sorte; vgl. franz. maniere. — 408 eislich (aus egesltch), schrecklich, häß-
- lich; dinc dient hier, wie öfter im Mhd. , zum Ausdruck des abstracten
- Begriffs, zumal in adverbialer Redeweise, daher mit eisltchen dingen soviel
- als mit eislicheite (J. Rothe's Chronik 2), in entsetzlicher, schrecklicher
- "Weise; Tgl. zum 1. Büchl. 1353. — 411 wisent masc, Büffel, Bisonochse. —
- 4trrint neutr., Auerochse. — 412 hinder gehaben, sich hinten halten, hinten
- halten bleiben. —
- HABTMAZTM YON AUS. III. 3. Aufl. ^
- 18 I. ABENTEUER,
- und rou mich daz ich dar was komen.
- und heten si min war genomen,
- sone triut ich anders mich erwern, 415
- wan ich bat mich got nern.
- vil gerne wold ich von dan.
- do gesach ich sitzen einen man
- in almitten under in:
- daz getröste mir den sin. 420
- do ich aber im näher quam
- und ich sin rehte war genam,
- dö vorht ich in also s^re
- sam diu tier, öde mere.
- Sin menneschlich bilde 425
- was anders harte wilde,
- er was einem Möre gelich,
- michel unde als eislich,
- daz es niemen wol geloubet.
- zwäre im was sin houbet 430
- groezer dan einem üre.
- ez hete der gebüre
- ein rägendez här ruozvar:
- daz was im vaste unde gar
- verwalken zuo der swarte 435
- an houbet unde an harte,
- s. 26 sin antlütze was wol eilen breit,
- mit grözen runzen beleit.
- ouch wären im diu ören
- als einem walttören 440
- 413 rou prffit. von riuwen, reuen. — 415 triut prset. von triuwen oder
- trüwen. sich getrauen. (Die Negation ne allein wird hier genügen vrie in
- V. 7542, vgl. mhd. Wörterbuch 11», 322—328; vielleicht ist auch im Iwein
- 998 wand er entriute me genesen und im Erec 6338 tcand er entriute nie
- geleben zu lesen? vgl. tlber ne den zweiten Theil Hartmann's von Aue
- ö. 347, und MöFr. 103, 9 ichn trüwe den lip vor leide emern.) — *tcÄ erwern^
- sich durch Wehren behaupten, vertheidigen , Stand halten. — 416 tcan,
- außer. — nern, retten, behüten. — 419 in almitten^ gerade in der Mitte. —
- 420 getroste praet. von getrcesten, trösten, Muth eingeben.
- 425 bilde noutr. , das äußere Ansehen. — 426 anders, übrigens (abge-
- sehen von dem menneschltchen bilde). — harte, sehr. — 428 michel, groß. —
- 430 zicäre, in Wahrheit. — 431 grcßzer, dicker. — t/r, masc, Auerochs. —
- 432 gebüre, der Bauer (der bäurische Mensch, törper^ vilain). — ^ 433 ragen,
- emporstarren, abstehen (nicht anliegen); vgl. au/ragendez hdr sam die
- sweinporsten bei Ko^rad v. Megeuberg 43, 6; Erec 7345. — ruozvar, wie
- Kuß aussehend. — 434 vaste adv., fest. — 435 mit der Haut (Kopfhaut) zu
- einem Filz Verwachsen. — 438 runze fem., Kunzel, Hautfalte. — beleit =■
- beleget. — 440 walttöre masc. , Waldmensch (ursprünglich wol märchen-
- haftes Wesen). —
- KALOOBEANT's ABENTEUER IM WALDE VON BREZILJAN. 19
- vermieset zewäre
- mit spannelangem hd.re,
- breit alsam ein wanne,
- dem ungevüegen manne
- wären gran unde brä 445
- lanc rüch unde grä;
- diu nase als einem ohsen gröz,
- kurz, wit, niender blöz;
- daz antlütze dürre unde vlach; —
- (ouwl wie eisliche er sach!) 450
- diu ougen röt, zornvar.
- der munt het im gar
- b^denthalp diu wangen
- mit wite bevangen.
- er was starke gezan, 455
- als ein eber, niht als ein man:
- üzerhalp des mundes tür
- ragten sl im her vür,
- lanc, scharpf, groz, breit.
- im was daz houbet so geleit 460
- daz im sin rühez kinnebein
- gewahsen zuo den brüsten schein,
- sin rüke was im üf gezogen,
- hoveroht und itz gebogen.
- 8. 27 er truoc an seltsseniu cleit ; 465
- zwo hiute het er an geleit:
- die heter in niuwen stunden
- zwein tieren abe geschunden.
- 441 vermiesen f wie mit Moos, mit möosartigem Haar Terwachsen, yer-
- stopfen; vgl. Martina 21 im vermieaent diu oren, daz siu werdent ze toren
- und 425, 5 toie wären den tSrschen offen ir sinne da vetmieset; dazu 1. Btlchl.
- 811. — 443 toanne fem., Futterschwinge; Germania 3, 404 (215) ir oren als
- ein wanne grois (groß); Zeitschr. f. D. Ph. 19, 74, Z. 5; Karajan, Frtlh-
- lin|f8gabe, S. 140 (486) wannen breit was ir antlütz; Boner 81, 7 (des
- pfawen)sweif was als ein wanne breit. — 445 gran fem., Bartbaar. — brä
- fem., Braue, "Wimper. — 448 niender, nirgends. — 451 zornvar, zornig
- aussehend. — 453 bSdenthalp, beidenhalp adv., beiderseits. — 454 mit tctte^
- in weiter Ausdehnung, weithin. — bevähen, einnehmen, sich tlber etwas
- erstrecken. — 4bb gezan, mit Zähnen versehen; vgl. Haupt's Zeitschrift
- 8. 277 (60)=Zingerle, PindUnge, S. 625. — 456 man hier wie 501. — 458
- «{ bezieht sich auf das in gezan (Y. 455) liegende Substantiv zene,
- Zähne; vgl. den nämlichen Fall im Armen Heinrich 274; Erec 6612;
- Germania 6, 267—268; 17, 121. — 461 kinnebein, das Kinn. — 462 ge-
- toahsen zuo den brüsten, mit der Brust verwachsen, an die Brust gewach-
- sen. — 463 üf gezogen, aufgetrieben; vgl. zu Erec 7349. — 464 hoveroht,
- höckerioht, buoklicht. — {iz gebogen, auswärts gebogen (geschweift?); ür-
- ttende 110, 6. — 465 seUsoene, seltsam. — 466 hiute pl. von h{it. Haut, Thier-
- fell. — 467 in niuwen stunden, neuerdings, jüngst, vor wenigen Stunden:
- ebenso M niuwen ziten bei Ulrich v. Singenberg 234, 17 (ed. \Vack.eTTÄ\i,«Y
- 20 I. ABENTEUER,
- er truoc ein kolben also gröz,
- daz mich da bi im verdröz. 470
- D6 ich im also nähen quam,
- daz er min wol war genam,
- zehant sach ich in üf stän
- unde nähen zuo mir gän.
- weder wider mich sin muot 475
- wsere übel ode guot,
- desn weste ich niht die wärhek
- imd was iedoch ze wer bereit,
- weder erne sprach noch ich.
- do er sw6ic, do versach ich mich, 480
- daz er ein stumbe wsere,
- und bat mir sagen msere.
- Ich sprach: «bist übel ode guot?»
- er sprach: «swer mir niene tuot,
- der sol ouch mich ze vriunde hän.» 485
- «mahtü mich danne wizzen län,
- waz creatiure bistü?»
- «ein man, als du gesihest nü.»
- «nü sage mir waz din ambet si.»
- «da st6n ich disen tieren bi.» 490
- «nü sage mir, tuont si dir iht?»
- «si löbetenz, tset ich in niht.»
- «entriuwen vürhtent si dich?»
- «ich pflige ir, und si vürhtent mich
- s. 28 als ir meister unde ir herren.» 495
- «sage, waz mac in gewerren
- din meisterschaft und din huote,
- sine loufen nach ir muote
- ze walde und ze gevilde?
- wan ich sihe wol, si sint wilde, 500
- u. Bieger). — 470 «daß ich gern je eher je lieber von ihm weggewesen
- wäre»; Gregor 794.
- 474 nähen adv. , nahe. — 475 weder — ode (z=utrum — an)^ ob — oder. —
- muoty Gesinnung. — 477 davon hatte ich keine Gewissheit. — 480 d6 ver-
- sach ich mich, ada kam ich auf den Gedanken», B. — 482 nuere sagen,
- Auskunft geben.
- 489 ambet neutr. , Amt, Beschäftigung. — 490 ich atSn—bt, ich warte,
- beaufsichtige. — Über daß da, als Einleitung der Antwort, vgl. su Eree
- 8778. — 491 iht, etwas. — 492 si löbetenz, sie würden es gerne sehen, wür-
- den sich freuen, Gott danken. — 493 entriutcen, bei deinen Treuen I ich
- beschwöre dich, sage mirl — 494 pflegen, warten, leiten, — 498 daß sie
- nicht laufen nach ihrem freien Willen. —
- KALOGBEANT's ABENTEUER IM WALDE VON BBEZILJAN. 21
- sine erkennent man noch sin gebot,
- ichn wände niht daz äne got
- der gewählt lernen töhte,
- der si betwingen möhte
- äne sloz und äne bant.» 505
- er sprach: «min zunge und min hant,
- min bete unde min drö,
- die hänt mirs gemachet s6,
- daz si bibende vor mir stänt
- und durch mich tuont unde länt. 510
- swer ouch anders under in
- solde sin als ich bin,
- der wsere schiere verlorn.»
- «herre, vürhtent si dinen zorn,
- so gebiut in vride her ze mir!» 515
- er sprach: «niene vürhte dir!
- sine tuont dir bi mir dehein leit.
- nü hän ich dir vil gar geseit
- swes du geruochtest vrägen:
- nune sol dich niht betragen, 520
- düne sagest mir waz dCl suochest.
- ob du iht von mir geruochest,
- daz ist allez getan.»
- ich sprach: «ich wil dich wizzen län,
- ich suDche äventiure.» 525
- s. 29 dö sprach der ungehiure:
- «äventiure? waz ist daz?»
- «daz wil ich dir bescheiden baz.
- nü sich wie ich gewäfent bin:
- ich heize ein riter und hän den sin, 530
- daz ich suochende rite
- einen man der mit mir strite,
- $01 sie kennen weder Menschen noch Menschengebot. — 502 ichn wände
- niht, ich hfttte nicht geglaubt. — 503 tÖhte (prset. conj. von tügen), an-
- gemessen, seinen Kräften entsprechend wäre. — 505 ohne Band (Kette) und
- ohne Biemen. — 508 mirs = mir st. — 509 bibende, bebend, zitternd. —
- $10 und sich ganz nach mir richten; tuon unde läzen ist eine oft vor-
- kommende Formel, um die vollkommene, unbeschränkte Freiheit im Han-
- deln zu bezeichnen. — 5U ouch, dagegen, aber. — 515 gebiet ihnen Buhe
- gegen mich (mir gegenüber). — 520 mich betraget niht (mit dem Conjunctiv
- und ne im ^Nachsätze), es wird mir nicht lästig oder schwer, es ver-
- drießt mich nicht etwas zu thun. — 522 geruochen, belieben, wünschen,
- l^ewOhnlich mit dem Gen. , hier mit dem Acc. , vgl. Lambel zu Amis 78.
- — 5^ vgl. «u 243. — 526 ungehiure, unheimlich, schrecklich.. — Vi^ %\ciK
- ist Imperat. von sehen. — 530 sin, Absicht, Zweck, A.u{g&^>«. —
- 22 I. ABENTEUER,
- der gewäfent sl als ich.
- daz priset in, und sieht er mich:
- gesige ich aber im an, 535
- so hat man mich vür einen man,
- und wirde werder danne ich sl.
- si dir nü verre oder bi
- kunt umb seihe wäge iht,
- daz verswic mich niht 540
- unde wise mich dar,
- wand ich nach anders nihte envar.»
- Alsus antwurt er mir dö:
- «Sit din gemüete st6t also,
- daz du nach ungemache strebest 545
- und niht gerne sanfte lebest,
- ichn gehörte bi minen tagen
- selbes nie niht gesagen,
- waz äventiure wsere:
- doch sage ich dir ein maere 550
- wil du den lip wägen,
- sone darftü niht m6 vrägen.
- hie ist ein brunne nähen bi
- über kurzer mile dri:
- zwäre unde kumestü dar 555
- s. 30 und tuostü im sin reht gar,
- tuostü dan die widerk^re
- äne gröze din un^re,
- so bistü wol ein vrum man:
- däne zwivel ich niht an. 560
- waz vrumt ob ich dir m§re sage?
- ich weiz wöl, und bistü niht ein zage,
- so gesihestü wol in kurzer vrist
- selbe waz diu rede ist.
- 534 daz prtset in, das macht ihn des Preises werth, verherrlicht ihn. —
- und hier wie 555. — slahen, erschlagen. — 535 einem an gesigen, den Sie^
- über einen davontragen. — 536 man hier im Sinne von vrum man in
- V. 559. — 537 wirde, ich werde. — danne ich 4t, als ich vielleicht sein
- mag. — 538 bi adv., in unmittelbarer Nähe. — 539 wäge fem., Waguiss:
- 543 Alsus, also. — 546 sanfte adv., ruhig, -r 551 Itp, Leben. — 552 so
- brauchst du nicht weiter zu fragen. — 553 brunne masc. , Quelle. — 554
- von hier drei kurze Meilen weit. — 555 im sin reht tuon^ mit einem so
- verfahren, wie es ihm zukommt oder wie man gegen ihn verpflichtet ist;
- vgl. Ereo 5057 n. 8172. — 558 ohne daß du erhebliche Schmach davon
- hast. — 562 ein zage, ein unentschlossener, muthloser Mensch. — 564 was
- diu rede ist, wie sich die Sache verhält.
- KALOGREAKT's ABBNTBUES im WALDE VON BSEZILJAN. 23
- Ouch hoere, waz sin reht sl. 565
- da stät ein capelle bi:
- diu ist schoene und aber deine,
- kalt unde vil reine
- ist der selbe brunne;
- in rüeret regen noch sunne, 570
- nochn trüebent in die winde,
- des schirmet im ein linde,
- daz nie man schoener gesach:
- diu ist sin schate und sin dach,
- si ist br6it hoch und also die, 575
- daz regen noch der sunnen blic
- niemer dar durch kumt:
- im schadet der winter noch envrumt
- an ir schoene niht ein här,
- sine st6 geloubet durch daz jär. 580
- und ob dem brunne stöt ein
- harte zierlicher stein,
- undersatzt mit vieren
- marmelinen tieren:
- der ist gelöchert vaste. 585
- s. 31 ez hanget von eim aste
- von golde ein becke her abe:
- Jane wsen ich niht daz iemen habe-
- kein bezzer golt danne ez si.
- diu ketene, da ez hanget bi, 590
- diu ist üz Silber geslagen.
- wil du danne niht verzagen,
- sone tuo dem becke niht me,
- 565 reht neutr., Art, Natur. — 566—567 bei Christian von Troyes: et
- d'autre part une chapele petite, mes el est molt bele. — und aber^ jedoch,
- obwohl. — 572 des schirmet im, dagegen gewährt ihm Schutz. — 573 so
- schön, wie sie noch niemand gesehen hat; daz schliel^t hier «eine Bestim-
- mung ein, die hinzugedacht werden muß » wie z. B. 1138 , Benecke, Wör-
- terbuch 66 und Hildebrand in der Zeitschr. f. d. Phil. 4, 359 (Gudrun 553
- ir sult kröne tragen, daz ich und iuvter muoter nieman hceren sagen, daz
- iuch ieman hazze). — 578 der Winter hat durchaus keinen Einfluß auf
- sie. — 579 niht ein här ist sprichwörtl. Ausdruck für: nicht das Geringste.
- — 580 sine stS, daß sie nicht bleibe. Statt des Conjunctivs mit der Ne-
- gation nehme man im Neuhochdeutschen den Indicativ ohne Negation.
- Die altdeutsche Satzverbindung im schadet der winter, sine ste geloubet
- veranschaulicht sich durch das lateinische hieins eam non prohibet, quo-
- minus stet frondosa. — 581 ob, tlber, oberhalb. — 582 zierlich, schön, prächtig.
- — 584 marmelin adj., aus Marmor bestehend. — 585 gelöchert, mit Löchern
- versehen (vgl. gelöchert venster, gelöchert heim im Jüngern Titurel 1663 u.
- 4492). — Jane wcene ich, ja ich glaube nicht, ich zweifle; üblicher ist hier
- VMBne ohne Negation (doch vgl. Haupt zu MSFr. 170, 38V — ?äQ Iteteue,
- Kette. — 593 so nimm mit dem Becken weiter nichts vor a\Ä. —
- 24 I. ABENTEÜEB,
- giuz üf den stein, der da stß,
- da mite des brunnen ein teil: 595
- zwäre so hästü guot heil,
- gescheidestü mit ^ren dan.»
- hin wiste mich der waltman
- einen stlc ze der winstem hant:
- ich vuor des endes unde vant 600
- der rede eine wärheit,
- als er mir hete geseit,
- und vant dd. gröz ere.
- man enhoeret nimer mere,
- diu "werlt st6 kurz ode lanc, 605
- s6 wünneclichen vogelsanc
- als ich ze der linden vernam,
- dö ich derzuo geriten quam,
- der ie gewesen wsere
- ein tötriuwessere , 610
- des herze waere da gevröut.
- sl was mit vogelen beströut,
- daz ich der este schin verlos
- und ouch des luobes lützel kös.
- s. 32 da wären zw^ne niender glich: 615
- ir sanc was so mislich,
- hoch unde nidere.
- die stimme gap hin widere
- mit gelichem galme der walt.
- wie da sang sänge galt! 620
- den brunnen ich dar under sach
- und swes mir der waltman jach,
- ein smäreides was der stein:
- üz iegelichem orte schein
- 5U6 guot heilj gut Glück. — 597 dan gescheiden, von dannen ziehen, davon-
- kommen. — 598 tcaltman = waUt6re 440. — 599 teinster adj. , link. — 600
- des endes, in dieser Bichtung, dorthin. — ich vuor, loh ritt, begab mich. —
- 601 der rede eine wärheit vinden, die Sache bestätigt finden. — 603 Sre,
- Herrlichkeit, Pracht. — 605 kurz sten, kurz daaem. — 609 der ie, wer nur
- irgend, wenn jemals einer. — 610 totriuicescere, der todesmatte, lebenssatte
- Büßer (von ritftc^n, reuen) vgl.. Lutwin 3679. — 611 gevrOut, erfreut. — 613
- der este schtn Verliesen, die Aste nicht mehr sehen können (sehtn, der
- Schein , die Sichtbarkeit). — 614 kiesen , befinden , wahrnehmen. — 615
- zwene niender glich, auch nicht zwei einander gleich; vgl. Konrad v. Würz-
- burg in MSH. II, 326* 6t den allen sint zwene gelich ein ander niht, und
- Germania 7, 439. — 613 misHch, verschiedenartig. — 617 nidere, tief. —
- 619 galm masc. Schall. — 620 gelten, antworten (resonare); Gottfried von
- Keifen 25, 20 da die vögele setzen, ir sanc gein sänge mdzen. — 623 smäreides
- mas'* Mmaragd, ein grüner Edelstein. — 624 ort, Ecke. —
- KALOGBEANT's ABENTEUEB im WALDE VON BBEZILJAN. 25
- ein also gelpfer rubin, 625
- der morgensterne möhte sin
- niht schcener, swenner üf gät
- und in des luftes trüebe lät.
- D6 ich daz becke hangent vant,
- dö gedächte ich des zehant, 630
- Sit ich nach äventiure reit,
- ez wsere ein unmanheit,
- ob ich dö daz verbsere
- ichn versuochte waz daz wsere;
- und riet mir min unwiser muot, 635
- der mir vil dicke schaden tuot,
- daz ich g6z üf den stein,
- do erlasch diu sunne, diu ö schein,
- unde zegienc der vogelsanc,
- s. 33 als ez ein swserez weter twanc. 640
- diu wölken begunden
- in den selben stunden
- von vier enden üf gän:
- der liebte tac wart getan,
- daz ich die linden küme gesach. 645
- gröz ungenäde dk geschach.
- Vil schiere dö gesach ich
- in allen enden umbe mich
- wol tüsent tüsent blicke:
- dar nach sluoc also dicke 650
- ein also krefteger donreslac.
- 625 ffelpfj glänzend, üppig prangend. — 626 möhte niht »in, hätte nicht
- sein können. — 627 sw€nne=Y. 23. — 628 trüebe fem., der trübe Nebel. —
- icU. nicht hindert, nicht verdunkelt. Vgl. Albrecht y. Halberstadt in der
- Germania^ 10, 239, 60 so der tagesterne Swenner lüter uf gät Und in diu
- triibe verlat.
- 630 zehant f sogleich; — 632 unmanheit, Feigheit. — 633 verbern mit
- einem Gonjunctivsatze und der Negation nach sich = unterlassen etwas
- zu thnn. m^ 637 fg. vgl. dazu Konrad v. Megenberg 484 ez sint brunnen in
- dem grozen lant BritanniOy wenn man der toazzer geuzt auf einen stain
- nSihen da pei, sS kümt regen und donr und ungeioiter. — 640 was durch ein
- schweres Gewitter bewirkt ward. Die Handschr. schwanken zwischen
- swart, schtearzea, »warea, swcBres; vielleicht hieß es toäzweter, d. i.
- Sturmwetter (von wazen, wehen, stürmen), wie in der H. Magdalena fol.
- 64^ man was weiter da nie gesach; Vocab. opt., S. 57*, 114; Lexer 3, 707;
- vgl. zu 7806. — ez bezieht sich auf den Inhalt der zunächst vorhergehen-
- den Sätze. — 643^ «on vier enden, von 4 Seiten, vgl. Jänicke z. Wolfdietrich
- A. 303, 4. — Ä/ gan, aufsteigen (exoriri). — 644 wart getan, «wurde so ver-
- wandelt». — 645 k&me adv., kaum. — 646 ungenade, Unruhe, Aufruhr.
- 648 in (Men enden, auf aUen Seiten, überaU. — 649 tusend tüsent^ at&u%«M^
- mal tausend», B. — blic masc, Blitz. — 650 also dicke, ebenso oi\.. —
- 26 I. ABENTEUER, j
- daz ich üf der erde gelac.
- sich huop ein hagel unde ein regen:
- wan daz mich der gotes segen
- vriste von des weteres not, 655
- ich wser der wile dicke tot.
- daz' weter wart als ungemach ,
- daz der walt nider brach,
- was iender boum da s6 gröz
- daz er bestuont, der wart bl6z 660
- und loubes also laere
- als er verbrennet wsere.
- swaz lebte in dem walde,
- ez entrünne danne balde,
- daz was da zehant tot. 665
- ich hete von des weteres not
- s. 34 mich des libes begeben
- und enahte niht üf min leben;
- und wser doch sunder zwivel tot:
- wan daz der hagel und diu not 670
- in kurzer wile gelac,
- und begunde liebten der tac.
- Dö diu vreise zegienc
- und ez ze wetere gevienc,
- wser ich gewesen vür war 675
- bl dem brunnen zehen jär,
- ichn begüzze in nimer me:
- ich hetez baz geläzen L
- die vogel kömen widere:
- ez wart von ir gevidere 680
- diu linde anderstunt bedaht:
- si huoben aber ir süezen braht
- und sungen verre baz dan 6.
- 654 — 655 wan dat mich vriste =ini.n auod me liberavit, 'wenn mich nicht er-
- löst hätte. — 656 der wile, der Weile, inzwischen. — dicke t6t, zehnmal
- (eigentlich : oft) umgekommen. — 657 ungemach adj., ungestüm. — 659 iender,
- irgendwo. — 660 bestän, Stand halten, sich nicht werfen lassen. — 663
- als , als wenn. — 667 sich des Itbes begeben , auf sein Leben verzichten , et
- aufgeben. — 670 wan daz, nur daß, indessen ; wofern nicht. — 671 geligen,
- sich legen, aufholen.
- 673 vreise fem. , Gefahr , Verderben , Schrecken. — 674 gevahen stv. ze,
- sich zu etwas wenden, etwas zu werden beginnen. — weter (hier im Gegen-
- satz zu ungewiter) = gvii^ besser Wetter. — 677 = V. 771. — 678 hätte ich
- es nur schon eher sein lassen. — 681 bedaht part. von bedecken. — 682
- braht masc, der Lärm, das Schallen. — 683 verre baz dan S, weit besser
- als vorher. —
- KALOGREANt's ABBNTBUES im WALDE VON BBEZILJAN. 27
- mim wart da vor nie s6 we,
- desn wser nü gar vergezzen. 685
- alsus het ich besezzen
- daz ander pardise.
- die selben vröude ich prise
- vtir alle die ich ie gesach.
- ja wände ich vröude an ungemach 690
- unangestllchen immer hän:
- seht, dö trouc mich min wän.
- Mir nähte laster unde leit.
- nü seht, wä dort her reit
- ein riter, des geverte 695
- s. 35 was grimme und also herte,
- daz ich des wände ez waere ein her.
- iedoch bereite ich mich ze wer.
- sin ros was starc, er selbe gröz;
- des ich vil Kitzel genöz. 700
- sin stimme lüte sam ein hörn:
- ich sach wol, im was an mich zorn.
- als ab ich in einen sach,
- min vorhte und min ungemach
- wart gesenftet iedoch, 705
- unde gedäht ze lebenne noch
- und gurte minem rosse baz.
- dö ich da wider üf gesaz,
- dö was er komen daz er mich sach.
- vil lüte rief er unde sprach, 710
- do er mich aller verrest kös:
- «riter, ir slt triuwelös!
- 684—685 'Wörtlich: mir war vorher nie so weh zu Muthe, daß ich es jetzt
- nicht ganz vergessen hätte ; dafür jetzt : wie bange mir auch vorher zu
- Muthe war, jetzt war alles vergessen. — 686 besitzen, in Besitz nehmen;
- besezzen haben, besitzen. — 687 «das zweite» Paradies, das Seitenstüclc zum
- ParaöUese, das Ebenbild davon; vgl. Erec 9541. — 689 vür, über, mehr
- als. — 691 unangestllchen, unbekümmert, ungestört. — 692 trouc von triegen,
- trügen. — wän masc, Einbildung.
- 693 laster neutr., Schande, Kränkung. — 694 wä, wo, wie (ebenso wie
- niender von der localen in oie modale Bedeutung übergeht). — 695 geverte
- neutr., Aufzug, Auftreten (die Art und "Weise, in welcher man vert). —
- 696 hirte, hart, streng. — 697 her neutr., Heer. — 700 davon hatte ich sehr
- wenig Nutzen, das brachte mir großen Schaden. — 701 lute, lautete, klang.
- — 702 im was an mich zorn, er hatte seinen Zorn gegen mich gerichtet,
- er sudhte im Zorn mich anzugreifen. — 703 in einen, ihn allein. — 707 dem
- rpsse gürten, dem Bosse den Gurt in den Stand setzen (wie man sagte
- einem betten). — 708 vf gesizen, aufsitzen (ebenso Herbort, Troj. Krle^
- 2487; Engelhard 384. — 709 daz, soweit oder dahin daß». — 1\\ aller «er-
- rest, in (aus) weitester Ferne. — 712 triuwelös^ rucTolOÄ, x^SLOiÄ\OQ.\,%\Q*>
- 28 I. ABKNTBUBS,
- mim wart von iu niht widerseit,
- und habent mir lasterlichez leit
- in iuwer höchvart getan. 715
- nu wie sihe ich minen walt stän!
- den habent ir mir verderbet
- und min wilt ersterbet
- und min gevügele verjagt.
- iu si von mir widersagt: . 720
- ir sult es mir ze buoze stan,
- od ez müoz mir an den l!p gän.
- 8. 36 daz kint, daz da ist geslagen,
- daz muoz wol weinen unde clagen:
- alsus clag ich von schulden. 725
- ichn hän wider iuwem hulden
- mit mlnem wizzen niht getan:
- äne schulde ich grözen schaden hän.
- hiene söl niht vrides m§re wesen:
- wert iuch, ob ir weit genesen.» 730
- Do bot ich min unschulde
- und suochte sine hulde: \
- wand er was merre danne ich.
- done sprach er niht wider mich,
- wan daz ich mich werte, 735
- ob ich mich gerne nerte.
- dö tete ich daz ich mohte;
- daz mir doch lützel tohte.
- ich tjostierte wider in:
- des vuort er min ros hin. 740
- daz beste heil daz mir geschach,
- daz was daz ich min sper zebrach.
- vil schone satzte mich sin haut
- hinder daz rös an daz laut,
- daz ich vil gar des vergaz, 745
- ob ich üf rös ie gesaz.
- pfiichtTergessen, unehrenhaft; an den Begriff schadenfroh streift es im
- 1. Btlchl. 1851. — 713 widersagen einem ^ einem Fehde ankündigen, ihn
- zxxm. Kamfe fordern. — 718 ersterben swr. , todt machen. — 721 es einem
- ze buoze stän, einem dafür Buße, Ersatz gewähren. — 723 vgL Ghrestien
- 500 plaindre se doit qui est batuz. — 724 müezen hier Ursache, Becht wozu
- haben, daher können, dürfen.
- 731 stn unschulde bieten, erklären, daß man nicht schuldig sei. — 733
- merre , größer , stärker. — 734—736 : « er erwiderte mir weiter nichts , als
- daß ich mich wehren sollte, wenn ich mein Leben erhalten wollte.»
- ■^aul. — 738 tohte, half. — 739 tjostieren, mit dem 3peer wider einen rennen. —
- KALOQBEANT's ABENTEUEB im WALDE VON BBEZILJAN. 2^
- er nam min ros und liez mich ligen.
- mir was gelückes da yerzigen.
- s. 37 doch enmüot mich niht s6 s^re,
- ern bot mir nie die ere, 750
- daz er mich wolde ane gesehen.
- d6 im diu ^re was geschehen,
- do gebärter rehte al diu gelich,
- als im allertägelich
- zehenstund geschaehe alsame. 755
- der pris was sin, und min diu schäme.
- swaz ich doch lasters da gewan,
- da was ich ein t^il unschüldec an.
- mir was der wille harte guot:
- done mohten mir diu werc den muot 760
- an im niht volbringen:
- des muose mir misselingen.
- Dö mir des rosses wart verzigen
- (ichn mohte niht imer da, geligen),
- dö geruochtich gen von dan 765
- als ein Erlöser man
- und saz aber zuo dem brunnen.
- der unzuht sult ir mich verkunnen,
- swie niugerne ich anders si,
- imd sseze ich iemer da bi, 770
- ichn begüzze in nimer mere:
- ich engalt es ^ so s^re.
- D6 ich gnuoc lange da gesaz
- unde betrahte daz,
- waz mir ze tuonne wsere 775
- s. 38 (min harnasch was ze swsere,
- ich enmohte in g^nde niht getragen).
- 748 verzthen stv., versagen, nicht vergönnen. — 749 müejen, plagen, quälen,
- ärgern. — 753 al diu (instrumentaler Casus von der) gelich^ ganz dem gleich,
- gerade so. — 754 aj«, als ob. — allertägelich, alle Tage ohne Ausnahme. —
- 755 zehensturUf zehnmal. — alsame^ ebenso, so. — 758 ein teil, zum Theil,
- theil weise, ziemlich. Der Vers scheint verdorben; vielleicht ist statt ein
- teil unschüldec zu lesen &or5cAu;(/ec= schwerlich, wenig schuldig; vgl.
- Ereo 7042. — 760 diu werc (pl.), die Mittel, das Vermögen. — muot masc,
- Absicht, Wille.
- 765 d6 geruochte ich gen, da bequemte ich mich zu gehen. — 767 und
- setzte mich wieder an den Brunnen. — 768 umuht fem., Ungezogenheit,
- Mangel an Selbstbeherrschung (Unverstand?) — einen eines d. verkunnen,
- einem etwas nicht zutrauen. — 769 niugerne, auf Neaes begierig, vot-wÄX-zX^»
- 773 gesät, gesessen hatte. —
- 30 I. ABBNTEUEB, KALOGBEANT's A. IM WALDE V. BBEZILJAN.
- waz mag ich iu mere sagen?
- wan ich schütte in abe und gienc dan.
- ich genädelöser man ,780
- gedähte war ich k^rte,
- unz mich min herze l^rte,
- daz mir an minen wirt geriet,
- von dem ich des morgens schiet.
- swie ich dar kom gegangen, 785
- ichn wart niht wirs enpfangen
- danne ouch des äbents do ich da reit:
- daz machet aber sin hövescheit.
- waere mir diu ere geschehen
- als in dem laster ich wart gesehen, 790
- min handelunge waer gnuoc guot.
- alsus trOsten si minen muot,
- er und min juncvrouwe.
- daz si got iemer schouwe!
- Ich hän eim toren glich getan, 795
- diu maere der ich laster hän
- daz ich diu nieht künde verdagen:
- ichn wolts ouch 6 nie gesagen.
- wsere mir iht baz geschehen,
- s. 39 des hörtent ir mich ouch nü jehen. 800
- si iwer deheime geschehen baz,
- 7 ob er nü welle, der sage ouch daz.»
- 778 was bedarf»B noch weiter Worte. — 779 abe schüfen, abschütteln, ab-
- werfen. — 780 genädelSs, unglückselig. — 781 war, wohin. — 782 um, bis. —
- 785 su'ie^ wie immer, in welchem Aufzuge auch. — 786 niht toirs, nicht
- übler^ ebenso gut. — 787 danne ouch steht gern nach negativen Gompara-
- tiven, wo uns jetzt ein «als» genügt. — reiV, wegritt. — 788 hövescheit
- fem., höfischer Anstand, feine Bildung. — 789 — 791 hätte ich den Sieg
- (ire) errungen gehabt da wo [statt daß] ich als schimpflich Besiegter er-
- schien, meine Aufnahme hätte nicht besser sein können (woer gnuoc guot). —
- 790 über die Bedeutung von aU vgl. L. Tober in der G-ermania 17, 291. —
- 794 enthält einen frommen Segenswunsch, in welchem schouwen (wie ge-
- sehen in der Formel gesach in got) das gnädige, heilbringende Herabschaueu
- Gottes ausdrückt; schon dem Blicke von frommen, heiligen Leuten maß
- man wunderthätige Kräfte bei, während andererseits allen Bösen (wie
- z. B. den Zauberern, den Missgünstigen) ein verderbenbringendes Auge
- zugeschrieben ward; vgl. 983.
- 795 der ich laster hän, von denen ich Schande habe.
- II. ABENTEUER, IWBIN's SIEG ÜBER A8KAL0N. 31
- II. ABENTEUER,
- IWEIN'S SIEG ÜBER ASKALON. SEINE GEFANGENSCHAFT
- IM FALLTHOR.
- Als Kalogreant seine Erzählung beendet hat, erhebt sich Iweiu, das
- Abenteuer in Breziljan noch einmal zu wagen und seinen Freund und
- Verwandten zu rächen. Er lässt sich durch Keii's Spott nicht irren; und
- als Artus', der inzwischen herbeigekommen und von dem Yorgefalleneu
- gehört hat, feierlich erklärt, daß er in 14 Tagen ebenfalls und zwar mit
- all seiner Macht zu dem Brunnen ziehen wolle, begibt er sich heimlich
- auf den Weg dahin und sucht ihm zuvorzukommen. Er findet alles so,
- wie Kalogpreant berichtet hat. Nur ist er glücklicher im Kampfe wider
- den Herrn jenes Brunnens, den König Askalon, indem er ihn durch einen
- tödtlichen Schlag zur Flucht nöthigt. Darauf eilt er ihm nach bis auf die
- Zugbrücke seiner Burg und entgeht dadurch, daß er sich gerade vorwärts
- beugt und ihm einen zweiten tödtlichen Hieb versetzt, mit genauer Noth
- einem hinter ihm niedergelassenen Fallgatter ; durch ein zweites vor ihm
- niederschlagendes Fallgitter wird er in das Thor eingesperrt; sein Gegner,
- obwohl todt, ist eben noch in den Burghof entkommen. In dieser Noth
- naht sich dem Helden die mitleidige Lunete, das Kammerfräulein der Ge-
- mahlin des erschlagenen Ritters, und versieht ihn mit einem Zauberring,
- dessen unsichtbar machender Stein ihn vor den Nachstellungen der rache-
- dürstenden Burgbewohner schützt. Von einem Ruhebette aus erblickt er
- hier die um den Tod ihres Gatten wehklagende Laudine. Die Schönheit
- dieser Frau fesselt den gefangenen Ritter so sehr, daß er aller Noth ver-
- gisst. Lunete hat Mühe ihn abzuhalten, daß er sich jetzt schon ihr zu
- erkennen gibt und so in sein Verderben stürzt.
- D6 rechente der herre Iwein
- ze künneschaft under in zwein:
- er sprach: «neve Kälogreant, 805
- ez rieht von rehte min hant
- swaz dir lasters ist geschehen,
- ich wil ouch varn den brunnen sehen
- und waz wunders da. si.»
- dö sprach aber Keii 810
- ein rede diu im wol tohte;
- wan er niht läzen mohte,
- geschach ie man kein vrümekeit,
- ezn wsere im doch von herzen leit:
- 803 — 804 künneschaft, Verwandtschaft. — ze künneschaft r echenen, iich.
- als Verwandte ansehen, verwandt sein; Erec 9715; Germania 8, 47l. —
- 806 rieht prsBS. von rechen stv., rächen. — 812 niht läzen, nicht unterlassen,
- ▼gl. Erec 47. — 813 hatte jemand einmal das Glück, daß er etwas Gutes
- vollbrachte; gelang einem einmal etwas Tüchtiges.
- 32 II. ABENTEUER,
- «Ez schinet wol, wizze Krist, 815
- daz disiu rede nach ezzen ist.
- im vastet niht, daz hoere ich wol.
- wines ein becher vol
- der git, daz si iu geseit,
- xn^re rede und manheit 820
- dan vierzec unde viere
- mit wazzer ode mit biere.
- so diu katze vrizzet vil,
- zehant s6 hebet sl ir spil:
- her Iwein, also tuet ir. 825
- rät ich iu wol, so volget mir.
- iu ist mit der rede ze gäch:
- släfet ein lützel dernäch!
- troume iu danne iht swäre,
- s. 40 s6 sult irs iu zewäre 830
- nemen eine mäze.
- ode vart iuwer sträze
- mit güotem heile,
- und engebt mir niht ze teile
- swaz iu dk ären geschiht 835
- und enzelnt mir ouch halben schaden niht!»
- «Her Keil,» sprach diu künegin,
- «iwer zunge müeze guneret sin, '
- diu allez guot gar verdagt
- und niwan daz aller boeste sagt, 840
- daz iuwer herze erdenken kan.
- doch wsen ich dar an
- der Zungen unrehte tuo:
- iwer herze twinget sl derzuo.
- 815 wizze Krist ist eine Betheuerung : weiß Gott, bei Gottl — 816 nach
- ezzen, nach Tische. — 818 — 824 schon bei Ghrestien 590 fg. — 821 vierzec
- unde viere, «vierzig u];id noch vier dazu. Die Zahl 4 steht in der frühem
- Sprache für eine unbestimmte Zahl; auch ist die Wirkung der Alliteratioa
- zu beachten.» B. Vgl. Germ. 17 , 122. ' Anders faßt und erklärt A. Faust
- in Steinmeyer's Ztschr. 24, 10 diese Stelle, welche ihm auf dichotomlBche
- Besponsion zu deuten scheint: «ein Becher Weins reizt mehr zum Prahlen
- als vier Becher Bier oder vierzig^ Becher Wasser.» — 823 «o, wenn. — 824
- heben, anheben. — 827 iu ist ze gäch , ihr seid zu yoreilig , zu sohneil. —
- 829 solltet ihr dann etwa einen schweren Traum haben; stoäre, adv. su
- dem adj. swcere. — 831 es im eine maze nemen, es sich zur Bichtschnur
- dienen lassen, sich ein Beispiel daran nehmen. — 834 einem »e teile geben,
- zu Theil werden lassen, mittheilen. — 836 zeln, zuzählen, anrechnen.
- 838 müeze (conj. prses.) dient zum Ausdruck des Wunsches: ich wollte
- daß deine Zunge geschändet wäre. —
- iwein's sieg über askalon. 33
- dazn danket deheiner schalkheit vil: 845
- nü muoz si sprechen swaz ez wil.
- nun magich si niht gescheiden,
- wan übel geschehe in beiden.
- ich wil iu daz zewd.re sagen,
- dem ir den vater het erslagen, 850
- dem vlizze sich des niht mdre,
- wie er iu alle iuwer ere
- benseme, danne si da tuot.
- iu habt ez eine, werde iu'z guot.»
- *
- Her Iwein lachet unde sprach: 855
- «vrowe, mim ist niht ungemach
- s. 41 swaz mir her Keii sprichet:
- ich weiz wol daz er riebet
- an mir min ungewizzenheit.
- im ist min ungevuoge leit: 860
- die newölder mich niht verdagen.
- ouch kan er mirz wol undersagen
- mit selber vuoge als er ie pflac,
- die niemen wol geztiraen mac.
- min her Keii der ist so wis 865
- und hat selb ere und selben pris,
- daz man in gerne beeren sol;
- und bän ich nü war, daz wizt ir wol.
- ich wil des iemer sin ein zage,
- 845 dem ist keine Schlechtigkeit zu viel, das macht sich nichts daraus,
- schreckt nicht davor zurück. Vgl. über die auffallende Ausdrucksweise
- Haupt zu MSFr. 151, 32. — 846 ez, nämlich daz herze. — 847 ich kann sie
- nicht ausnehmen. — 848 wan, ich kann nur so viel sagen als; sondern,
- vielmehr. — 849 zewäre sagen, in Wahrheit sagen, versichern. — 850 dem,
- wem, wenn einem; vgl. 1. Büchl. 387. — 851 sich des vltzen. sich darauf
- befleißigen, darauf bedacht sein. — 853 benemen, rauben. — danne, als. —
- 854 behaltet es für euch allein (eine)^ wenn euch daraus Gutes erwächst;
- ich mag keinen Theil daran haben, wenn ihr davon Yortheil habt; vgl.
- zu den Liedern 4^, 7.
- 856 ungemach, unbequem, störend. Man vergleiche die Bede des
- Haupthelden, welche hier in V. 856—878 enthalten ist , mit der Kalo-
- greant'8 in v. 190—221. "Während der letztgenannte sich von Keii's Wor-
- ten tief verletzt fCLhlt und Gleiches mit Gleichem vergilt, bleibt Iwein
- ruhig und antwortet nur mit einigen leichten Scherzen, hat also vermöge
- seiner tiefem Einsicht ein ganz anderes Yerständniss für den wunder-
- lichen Charakter als der empfindliche, sonst biedere Ealogreant. — 858
- rechert, rächen, tadeln. — 859 ungemzzenheit, Unverständigkeit, Beschränkt-
- heit. — 860 ungemtoge fem., Zudringlichkeit, Ungestüm, Unnachgiebigkeit.
- — 862 er kan, er versteht. — undersagen, gesprächsweise, ins Gesicht
- sagen. — 863 vuoge fem., Angemessenheit, Schicklichkeit, glimpfliche
- Weise. — 864 ez gezümen, darüber böse sein, daran Anstoß nehmen. — 868
- war han, die Wahrheit gesagt haben, Becht haben. — 869 mit Bezug
- darauf will ich immer für einen Zaghaften gelten. —
- HABTMAZm YOIT AUJB. IU. 3. Aufl. %
- 34 II. ABENTEUER,
- daz ich im siniu wort vertrage. 870
- ouch euhebt er niht den strit,
- der den ersten slac git.
- unz ez der ander vertreit,
- so ist der strit hin geleit.
- ichn wil mich mit dem munde S75
- niht glichen dem hunde,
- der da wider grinen kan,
- so in der ander grinet au.»
- Ilie was mit rede Schimpfes vil.
- ouch hete der künec üf sin zil 880
- gesläfen unde erwachte sä
- s. 42 unde enlac niht langer da.
- er gienc hin üz zuo in zehant,
- da er si sament sitzen vant.
- si Sprüngen üf: daz was im leit. 885
- er zurnde durch gesellekheit :
- wander was in weizgot verre
- baz geselle danne herre.
- er saz mit in du, nider.
- diu künegin saget im her wider 890
- Kälogreandes swsere
- und elliu disiu miere.
- Nu hete der künec die gwonheit,
- daz er niemer deheineu eit
- bi slnes vater sele swuor 895
- wan des er benamen voh'uor.
- Utpandragön was er genant,
- bi im swuor er des zehant.
- (daz hiez er über al sagen)
- daz er in vierzehen tagen 900
- und rehte an sant Johannes naht
- «71 auch gilt der nicht fttr den Anheber, Urheber dos Streites. — y73 M«r,
- so weit, sobahl als. — vertragen, ruhig liiuuchmeu. — f<74 hin legen, bei-
- legen. — 876 glichen, gleichstellen. — S77 grinen stv. , greinen, knurren
- (und dabei die Zähne fletsclien). V. 87:>— S7S sind Übersetzung von
- Chrcstion 641 fg.
- 879 schimpf masc. , Scherz (Ironie). — SSO vf itin :il, zu Ende, aus. —
- 884 sament, /usanimen. — 8S6 durch geselh'kh*>it, -weil er sich als ihren gf-
- sellen, ihren Genossen ansah. — 887 ti^rr haz, weit mehr. — S89 er suz,
- er setzte sich.
- K9(; außer einen solchen, den er (außer so, daß er ihn) genau (Vnam^fn,
- pünktlich, buchstäblich) crfttllto. — iH)l rehte, gerade. — sunt Johann"*
- näht, «die buhe Bedeutung dieser Johannisnacht, der Nacht vor Johannis.
- iwein's sieg über askalon. 35
- mit aller slner mäht
- zuo dem brunnen wolde komen.
- dö si daz bäten vernomen,
- daz dülite si riterlich unt guot: 905
- wan dar stuont ir aller muot.
- ichn weiz wem liebe dran geschacb:
- ez was hern Iwein ungemach,
- s. 43 wand er sich bäte an genomen,
- daz er dar eine solde komen. 910
- Er gedäbte: «ichn mac daz niht bewarn,
- und wil der ktinec selbe varn,
- mirn werde min riterschaft benomen.
- mich sol des strites vür komen
- mm her Gäwein: 915
- des ist zwivel dehein,
- als schiere so er des strites gert,
- em werdes vür mich gewert,
- entriuwen ez sol anders varn:
- ich kan daz harte wol bewarn, 920
- swer vierz6hen tage bitet,
- daz er vor mir niht enstritet.
- wan ich sol in disen drin tagen
- des endes varn, und niemen sagen,
- in den walt ze Breziljän, 925
- suochen unz ich vunden hän
- den Stic, den Kälogreant
- so engen und so ruhen vant.
- für alles was mit der Geisterwelt zusammenhängt, ist bekannt. Was irgend
- Gutes oder Böses von -der Macht der Geister bei diesem Wundcrbrunuen
- zu erwarten war, ließ sich in der Johannisnacht erwarten». B. — 906
- denn dahin war ihr aller Sinn gerichtet. — 907 mir geschiht liebe daran,
- mir geschieht daran ein Gefalle, mir ist das angenehm. — 909 sich ez an
- nemen, sich es einbilden, sich es denken. — 910 soUie, wtlrde. — eine, allein.
- 911 bewarn, verhtlten; entgehen. — 912 und, wenn; igt daß. — 913 einem
- die riterschaft benemen, einen um sein ritterlich Abenteuer bringen. —
- 914 einen strites vür komen, einem im Kampfe zuvorkommen; vgl. Erec
- 2418, 3386; Grieshaber's Deutsche Predigten II, 138, Z. 22; 139, Z. 14;
- MSH. 3, 165^ (4); Haupt's Zeitschr. 9, 291, Z. 21. — 915 mtn her ist bloß
- höÄflcher Ausdruck wie monsieur. — 916 darüber ist kein Zweifel. — 917
- als schiere so, sobald als. — 918 vür mich, eher als ich, vor mir. — ich
- wirde es gewert (mir wird es gewährt, ich erlange es) sagte man, weil das
- Activum gewern nur mit dem Accusativ und Genetiv construiert ward. —
- 919 anders varn, anders kommen, einen andern Ausgang nehmen. — 920
- harte vol, recht gut, sehr leicht. — 921 btten stv., warten. — 923 drin dat.
- von dri. — ich sol, ich werde (vgl. 914). — 924 des endes wie V. 600. —
- 926 SHOchen ist Infinitiv, von varn in V. 924 abhängig. — 928 engen uud
- reihen sind Accusative. —
- 36 n. ABENTEUER,
- und da nach sol ich schouwen
- die schoenen jimcvrouwen, 930
- des §rbseren wirtes kint,
- diu beidiu also hövesch sint.
- so gesihe ich, swenne ich scheide dan,
- den vil ungetanen man,
- der da. pfligt der tiere. 935
- dar nach so sihe ich schiere
- den stein unde den brunnen:
- des müezen si mir gunnen,
- s. 44 daz ich in eine begieze,
- ich engeltes oder genieze. 940
- desn wirt nü niemen zuo gedäht,
- unz ichz habe volbräht:
- bevindent siz, s6 ez ergät,
- des wirt danne guot rät.»
- Alsus stal er sich dan 945
- und warp rehte als ein man,
- der ^re mit listen
- künde gewinnen und gevristen,
- und kom da er die knappen vant.
- den besten nam er da zehant, 950
- den er niht verdagte.
- vil stille er im sagte,
- daz er im sin gereite
- üf sin pfert leite:
- er wolde ze velde rlten 955
- und sin da üze biten,
- unz erm sin hamasch brsehte nach,
- er sprach: «nü lä dir wesen gäch,
- und sich d4z duz wol verdagest.
- zwäre ob duz iemen sagest, 960
- so ist iemer gescheiden
- diu vriuntschaft under uns beiden.»
- ^32 diu beidiu (neutr. pl.) bezieht sich auf icirt und kint. — 933 gesehen,
- zu sehen oder zu Oesioht bekommen. — 934 ungetan, ungestaltet, unge-
- schlacht. — 938 «£ = a Artus und seine Bitter». B. — gunnen, gönnen,
- nicht verwehren. — 940 ich mag nun Nachtheil oder Yortheil davon
- haben; es komme wie es wolle. — 941 davon wird nun gegen Niemand
- etwas erwähnt. — 943 sS ez ergät, wenn es vorbei, geschehen ist. — 944
- de» wirt rät, dem kann abgeholfen werden, das wird sich machen.
- 948 gevristen, machen daß etwas besteht, zu wahren wissen. — 951 dem
- er nichts verschwieg. — 953 gereite neutr., Beitzeug, Sattelzeug. — 955 se
- velde, ins Freie. — 957 un«, bis. — 958 lä dir wesen gach, mache daß du
- dich beeilst, beeile dich.
- IWEIN^S SIEG ÜBEB ASKALON. 37
- Sus reit er üz und liez in da.
- vil schiere brähte er im hin nä
- Bin ros und sin Isengewant. 965
- 8. 45 nü wäfent er sich zehant,
- er saz üf unde reit
- n§.ch wäne in gr6z arbeit
- und erstr6ich groze wilde,
- wä.lt ünde gevilde, 970
- unz er den engen stic vant,
- den sin neve Kälogr^ant
- also küme durch gebrach,
- ouch leit er grdzen ungemach,
- unz daz er üz ze velde quam. 975
- die guoten herberge er d6 nam,
- daz im von wirte selch gemach
- eines nahtes nie geschach.
- des morgens schiet er von dan
- und vant den griulichen man 980
- üf jenem gevilde
- stSn bi sinem wilde:
- und von sim anblicke
- segent er sich vil dicke,
- daz got so ungehiure 985
- deheine cr^atiure
- geschepfen ie geruochte.
- der bewist in des er suochte.
- Vil schiere sach her Iwein
- den boum, den brunnen, den stein, 990
- und geh6'rte ouch den vogelsanc.
- dö was sin twelen unlanc,
- unz daz er üf den stein g6z.
- 964 er brähte im hin nd, er brachte ihm nach. — %5 ros\ «das p/ert
- {oben Y. 954) soll, wie zu einem Bitt ins Freie, gesattelt, das ros (Streit-
- roBs) und der Harnisch heimlich nachgebracht werden.» B. — Uengewant
- :=hama»eh. — 968 nach wdne, nach Yermuthen, wie er glaubte. — arbeitt
- Noth, mühevoller Kampf. — 969 erstrtchen stv., durchstreichen, durch-
- streifen. — 973 also kiime, so schwer, mit solcher Noth. — 975 iiz ze velde,
- ins Freie hinaus. — 976 die d. h. die bekannte, schon erwähnte; vgl.
- V. 281 fg. und 785 fg. — 978 eines nahtes nie, noch in keiner einzigen
- Kacht; vgl. Germania 7, 439. — 983 von, wegen. — 984 segenen, bekreuzen
- (iignare). — 987 geschepfen, erschaffen. — ie, jemals. — 988 bewtsen mit
- aoo. und gen., jemand etwas weisen.
- 999 Hn twelen, sein Zögern, Warten. — 993 dieser That Iwein's gedenkt
- »uoh Wolfram Im Parzival Xil, 29. —
- 38 II. ABENTEUER,
- s. 46 do kom ein siusen unde ein doz
- und ein selch weter dar nach, 995
- daz in des dühte, daz im ze gäch
- mit dem giezen wsere gewesen:
- wan er entriut nime genesen.
- do daz weter ende nam,
- dö horter, daz geriten quam 1000
- des selben waldes herre.
- der gruozte in harte verre
- als vient sinen vient sol:
- euch verstüont sich her Iwein wol,
- daz er sich weren solde, 1005
- ob er niht dulden wolde
- beide laster unde leit.
- ir ietweder was gereit
- üf des anderen schaden:
- si hete beide überladen 1010
- gröz ernest unde zorn.
- si nämen diu ors mitten sporn.
- sus was in zuo ein ander ger:
- ir ietweder sin sper
- durch des andern schilt stach 1015
- üf den lip, daz ez zebrach
- wol ze hundert stücken.
- dö muosen si beide zücken
- diu swert von den siten. r'
- hie huop sich ein strlten, IJP'iO
- daz got mit ören möhte sehen,
- und solde ein kämpf vor im geschehen.
- über die schilte gienc diu not,
- die ir ietweder vür bot,
- s. 47 die wile daz die werten: 1025
- 994 daz siusen, das Sausen. — der doz, das Tosen. — 998 denn er glaubte,
- er werde nicht lUuger leben, er sei nun verloren. Vffl. au 415. — 11H»2 der
- rief ihm sclion aus weiter Ferne entgegen, forderte ihn schon von Ferne
- zum Kampfe heraus. — 1(>07 bfide—unde, sowol — als auch. — 1008 ir iet-
- weder, ein jeder von ihnen. — yereit, bereit, bedacht. — 1012 mitten =i mit
- den; sie giengen ihren Rossen mit den Sporen zu Leibe, trieben sie mit
- den Sporen an. — lOKi (fcr adj., begierig; :uo, nach, gegen. — 1017 tcol,
- fast. — lOlS zücken^ heraus-, emporziehen (mit Gewalt, in Eile). — 1081 das
- Gott unbeschadet seiner Würde hätte vor sich geschehen lassen können,
- d. h. das in seiner Art vollkommen, herrlich, vorzüglich war. — 1022 und,
- vgl. zu 912. — 1023 die Scliihle traf die Xoth , die Schilde hatten am
- meisten zu leiden. — 1024 rür bieten, vor sich halten. — 1025 die wUe daz,
- dieweil, solange als. — wem, währen, dauern, halten. —
- iwein's sieg über askalon. 39
- si wurden ab mit den swerten
- zehouwen schiere also gar,
- daz si ir b^de wurden bar.
- Ich machte des strites harte vil
- mit Worten, wan daz ich enwil, 1030
- als ich iu bescheide.
- si wären da beide,
- unde ouch niemen bi in me,
- der mir der rede geste.
- sprseche ich, sit ez niemen sach, 1035
- wie dirre sluoc, wie jener stach,
- ir einer wart da. erslagen:
- dem mohte niht da von gesagen:
- der aber den sige da gewan,
- der was ein so hövesch man, 1040
- er hete ungerne geseit
- so vil von siner manheit,
- da, von ich wol gemäzen mege
- die mäze ir stiche unde ir siege,
- wan ein dinc ich iu wol sage, 1045
- daz ir deweder was ein zage:
- wan da ergienc wehselslege gnuoc,
- unz daz der gast dem wirte sluoc
- durch den heim einen slac
- zetal unz da daz leben lac. 1050
- Und aiser der tötwunden
- rehte het enpfunden,
- s. 48 dö twanc in des tödes leit
- m^re dan sin zageheit,
- daz er kerte und gap die vluht. 1055
- her Iwein jagte in äne zuht
- engegen siner burc dan.
- 1027 also gar, so ganz und gar, so vollständig. — 102S daß sie beide der-
- selben ledig wurden.
- 1029 ich könnte den Kampf sehr weit ausdehnen, sehr vcrgröl^eru,
- ausführlich beschreiben. — 1031 als, wie. — 1034 der mir jetzt in dem,
- was ich etwa sagte, beistimmen wtlrde. — 103.'i sU, da nun (quoniam). —
- 1043 da ton, da(^ davon, danach. — gemäzen, «bestimmt angeben». B. —
- 1044 die mäze, das Verhältniss, die Größe, die Beschaffenheit. — 104B de-
- toeder, keiner von beiden. — 1047 wehselslege (gen. pl. ), wechselseitige,
- gegenseitige Schläge. — 1050 zetal, thalwärts, nieder.
- 1051 totwund« swf., tödtliche Wunde. — 1056 ane zuht, ohne Kücksicht,
- ohne alle Umstände. —
- 4:0 II. ABENTEUER,
- ez hete der halptöte man
- ze vliehenne einen gereiten muot:
- ouch was sin ros also guot, 1060
- daz er vil nach was komen hin.
- do gedäht her Iwein, ob er in
- niht erslüege od Tienge,
- daz ez im danne ergienge
- als im her Eeii gehiez, 1065
- der niemens ungespottet liez:
- und waz im sin arbeit töhte,
- so er mit niemen enmöhte
- erziugen dise geschiht
- (wan däne was der liute niht), 1070
- so sprseche er im an sin ere.
- des begunder im vil s^re
- ze slage mite gäben,
- unz si die burc sähen.
- Nu was diu burcsträze 1075
- zwein mannen niht ze mäze:
- sus vuoren si in der enge
- beide durch gedrenge
- unz an daz palas. da was vor
- gehangen ein slegetor: 1080
- s. 49 da muose man hin durch varn
- unde sich vil wol bewam
- vor der selben slegetür,
- daz man den lip da iht verlür.
- sweder ros od man getrat 1085
- iender üz der rehten stat,
- daz ruorte die vallen und den haft,
- der da alle dise kraft
- und daz swaere slegetor
- 1059 gereiter muot, williger Sinn, Bereitwilligkeit. — 1061 vil nach, bei-
- nahe. — 1066 vgl. Erec 4844. — 1069 erziugen, durch Zeugniss erhftrten,
- bezeugen. — 1070 der liute niht=hominum nihil, kein Mensch. — 1072 vil
- sere, sehr angestrengt, sehr hastig, vgl. Germania 30, 268. — 1073 auf dem
- Fuße nacheilen: slac = huofslac , Hufspur; ze slage nach Wackemagel:
- sodaß die Hufschläge beider gleichschnell rennenden Pferde immer sa
- gleicher Zeit erklangen ; vgl. Krone 16145 u. Anm. zu Ortnit 458, 2.
- 1076 einem niht ze mäze sin, fttr einen nicht gehörig weit oder breit ge-
- nug sein. — 1077 varn, reiten. — 1080 slegetor neutr., Fallthor. — 1084 daz
- iht, daß nicht (ne forte). — 1085 sweder, wer von beiden , wenn einer von
- beiden. — 1086 iender, irgend. — iiz der rehten stat getreten , aus dem rich-
- tigen Geleise kommen, daneben treten. — 1087 da: = daz ez. — rüeren, be-
- rtLhren. — der ha/t, «die Vorrichtung zum Festhalten», der Halter; falle
- und heftelin auch im Tristan 16991 fg. — 1088 kraft fem., die Wucht. —
- IWEIN's sieg über A8EAL0N. 41
- von nidere üf habte enbor, 1090
- so näm ez einen val
- also gähes her zetal,
- daz im niemen entran.
- sus was beliben manec man.
- Da reit der wirt vor im in. 1095
- der bet die kunst und den sin,
- daz im da von niht arges war:
- wander meistert ez dar.
- ez was swaere unde sneit
- so sere, daz ez niht enmeit, 1100
- ezn schriete isen unde bein.
- nune künde sich der herre Iwein
- niht gehüeten da vor
- unde valte daz tor
- und sluoc zen selben stunden 1105
- dem Wirte eine wunden
- unde genas als ich iu sage,
- er hete sich nach dem slage
- hin vür geneiget unde ergeben:
- 8. 50 alsus beleip im daz leben, 1110
- dö daz tor her nider sleif,
- deiz im den 11p niht begreif.
- ez sluoc, als ich vemomen habe,
- daz ros ze mittem satel abe
- und schriet die swertscheide 1115
- und die sporn beide
- hinder der versenen dan:
- er genas als eiu sselec man.
- D6 im daz ros tdt gelac,
- done mohter, als er e pflac, 1120
- 1090 von nidere üf haben, über der Erde in der Schwebe halten. — 1092 gähes
- adv., eilig, mit einem Mal. — 1094 beliben stv., liegen bleiben, todt bleiben.
- 1097 weiTen^ hinderlich, im Wege sein. — 1098 er meistert ez dar, «er
- hatte diese Einrichtung dahin machen lassen*. B. — 1100—1 ez enmeit
- niht e*n schriete^ es unterließ nicht zu schneiden (non abstinuit quin tecaret) ;
- meit pr88t. von miden; achriete conj. prset. von schroten. — 1104 valte prcet.
- von veUen, zum Fallen bringen. — 1105 zen selben stunden, in demselben
- Augenblick. — • 1107 genesen, mit dem Leben davon kommen. — als ichiu
- sage, wie ich euch sagen werde d. h. auf folgende Weise. — 1108 nach
- dm slage, um einen Schlag zu geben. — 1109 hin vür, nach vorn, vorwärts.
- — tich hin vür ergeben, sich nach vorn strecken, vorlegen. — 1111 nider
- •Uten, nlederglelten. — 1112 begrifen, erfassen. — 1114 ze mittem satel,
- mitten im Sattel. — 1117 versene swf., Ferse. — lll8 er hatte von Glück
- zu sagen, daß er davon kam.
- 42 n. ABENTEUER,
- niht vürbdz gejagen:
- ouch het er den wirt erslagen.
- der vlöcli noch den ende vor
- durch ein alider slegetor
- und liez daz hinder im nider: 1126
- done inohte der gast vür noch wider.
- sus was min her Iwein
- zwischen den porten zwein
- beslozzen unde gevangen.
- swie sere im missegangen 1130
- an der vancnüsse wsere,
- doch was sin meistiu swsere
- daz er im vor dan
- also lebendec entran.
- Ich wil iu von dem hüse sagen, 1135
- da er inne was beslagen.
- s. 51 ez was, als er sit selbe jach,
- daz er s6 schoenez nie gesach
- weder vordes noch slt,
- hoch vest unde wlt, 11-40
- gemälet gar von golde.
- swer drinne wesen solde
- äne vorhtliche swsere,
- den dühte ez vröudebsere.
- dö suochter wider unde vür 1145
- und envant v6nster noch tür,
- da er (tz möhte.
- nu gedähter waz im töhte.
- dö er mit seihen sorgen ranc,
- dö wart bi im des was niht lanc 1150
- ein türlin üf getan:
- da sach er zuo im üz gä.n
- eine riterliche magt,
- enhete st sich niht verclagt.
- 1123 den ende (adverbialer Accusativ), die übrige ätrecke bis zum Hof-
- ratim; vulleuds. — 1180 im tat mi»»egangfn an der vancnüsse » ibm ist es
- übel erganf^eii in HiuBicUt auf vciiie GefauKeuschaft.
- IVW beslahen, eiuschließen , fangeu. — 1137 sU, nachher, späterhin. —
- 1137 — 38 e: i/o*, daz er u. s. w. , es war von der Art daß er. — 1141 von,
- mit. — 1142 wer darin h&tto Hciu kOnnou, gewesen sein würde. — 1143 ohae
- daß er »ich von Furcht beschwert fühlte. — 1144 vröud*'baBrey Freude her-
- vorbriugend, erfreulich. — 1145 wider unde vür, rückwärts und vorwärts,
- hin und her. — 1152 da — uz, daraus, aus demselben {türlin, kleine Tbür,
- «eitenthtlr). — 1153— .')4 eine Jungfrau, die stattlich, schön (riterltch) zu
- iwein's sieg über askalon. 43
- Diu sprach zem ersten niht mö 1155
- wan «ouwe, riter, ouwö!
- daz ir her komen sit,
- (laz ist iuwer jungeste zit.
- ir habt minen herren erslagen.
- man mac s6 jsemerÜchez clagen 11(^0
- an miner lieben vrouwen
- und an dem gesinde schouwen,
- s. 52 und s6 grimmeclichen zorn,
- daz ir den lip hänt verlorn.
- daz si iuch nü niht hänt erslagen, 11C5
- daz vristet niuwan daz clagen,
- daz ob minem herren ist:
- si slähent iuch aber an dirre vrist.»
- [Er sprach] «Sone sol ich doch niht den lip
- alsus Verliesen als ein wip: 1170
- michn vindet niemen äne wer.»
- si sprach: «got si der iuch ner:
- ern beschirme iuch eine, ir sit tot.
- doch gehabte sich ze grozer not
- nie man baz danne ir tuot: 1175
- ir Sit benamen wol gemuot.
- des sol man iuch geniezen lan.
- swie leide ir mir habt getan,
- ichn bin iu doch niht gehaz
- und sage iu möre umbe waz 1180
- Min vrouwe het mich gesant
- ze Britanje in daz laut,
- da gesprach ich den künec von ir:
- ueunen gewesen wäre, wenn sie sieb nicht durch Klagen entstellt hätte;
- oder: eine schöne Jungfrau, nur daß eie von Jammer entstellt war.
- 1155 »em ersten, im Anfange, anfaupr». — lir>8 daz ist euer letztes, euer
- Tod. — 1164 daß ihr das Leben verlürcu habt, d. h. daß ihr so gut wie
- yerloren seid, daß ihr gewiß sterben mtisst; vgl. zu V. 243. — 1166 den
- Aofschub (die Verzögerung) bewirkt nur das Wehklagen. — 1167 ob mtnem
- herren, tlber der Leiche meines Herrn, aus Theilnahme tiXi oder um meiueu
- Herrn. — 1166 an dirre trist vgl. zu 2518.
- 1170 alsus, so ohne weiteres. — 1172 got st der iuch ner, Gott wolle
- euer Betchtltzer sein. — 1173 wofern nicht er allein (er — ein^) euch be-
- schirmt , so u. s. w. — 1174 sich gehaben, sich zusammennehmen, sich
- fassen. — ««, in, bei, während. — 1177 das soll man euch zu Gute, zu
- Statten kommen lassen (darob soll man euch loben). — 1179 gehaz, feind,
- böse. — 1180 mire, weiter, ferner, näher. — umbe was, weshalb.
- 1183 von ir, in ihrem Auftrage. —
- 44 II. ABENTEUEB,
- herre, des geloubet mir,
- ich schiet als6 von dan, 1185
- daz mir da nie dehein man
- ein wort zao gesprach,
- ich weiz doch wol daz ez geschach
- s. 53 von miner unhövescheit.
- also het ich üf geleit, 1190
- ichn wsere ir gruozes niht s6 wert,
- als man d& ze hove gert:
- ich weiz wol, des engalt ich.
- herrä, dö grüoztet ir mich,
- und euch d& niemen m§re. 1195
- do erbutet ir mir die 6re,
- der ich iu hie lönen sol.
- herre, ich erkenne iuch wol:
- iwer vater was, deist mir erkant,
- der künec Vrl^n genant. 1200
- ir sult vor schaden sicher sin:
- her Iwein, nemet ditz vingerlln.
- ez ist ümben stein alsd gewant:
- swer in hat in blözer hant,
- den mac niemen, al die vrist 1205
- und er in blözer hant ist,
- gesehen noch ge?inden.
- sam daz holz imder der rinden,
- alsame sit ir verborgen:
- irn dürfet niht m§ sorgen.» 1210
- Alsus gap siz im hin
- nü stuont ein bette da bi in:
- 1189 unhövescheit, das unhöfische Wesen, das unbeholfene Benehmen. —
- 1190 ich hatte mir es schon von vornherein so gedacht; ich war schon
- mit dem Gedanken dort hingekommen; üf legen, bestimmen, sich vor-
- nehmen, beschließen. — 1191 — 93 ich wäre «des Grußes der Kitter nicht
- so werth, wie deijenige sein muß, den man an Artus' Hofe des OroAea
- werth achtet : das musste ich — das weiß ich wohl — entgelten ; nicht an
- den Bittern, an mir nur lag die Schuld». B. Statt niht so wert in Y. 1191
- haben die ältesten Handschriften niht s6 wol wert; vielleicht war bortoert
- (:= schwerlich, kaum werth) das ursprüngliche, von den Abschreibern nm-
- schriebene Wort; vgl. boraere, hortiure im Erec und borguot im 1. BüchL
- 462. Vgl. über diesen Vers Paul Beitr. I, 365. — 1196 ir erbutet y ihr er-
- botet. — 1197 Ionen mit gen., wofür belohnen. — 1199 deist mir erkani, das
- ist mir bekannt, das weiß ich. — 1202 vingerlin, Fingerring. — 1203 es ver-
- hält sich mit dem Stein (in dem Binge) so; der Stein hat solche Kraft. —
- 1205 — 6 al die vrist und, dieweil, so lange als. — 1207 gesehen^ sn Oesloht
- bekommen. — geeinden, ausfindig machen. — 1209 alsame, gerade so, ebenso.
- — 1210 irn dürfet niht, ihr braucht nicht.
- 1212 bette j eine Vorrichtung die ebenso wohl zum Liegen als inm
- Sitzen bestimmt war, ein Lager. —
- IWEIN's SIEa ÜBER ASKALON. 45
- daz was berihtet also wol
- als ein bette beste sol,
- daz nie künec bezzer gwan: 1215
- da hiez si in sitzen an.
- und dd er was gesezzen,
- s. 54 si sprach: «weit ir iht ezzen?
- er sprach: «gerne, der mirz git.
- si gienc und was in kurzer zit 1220
- her wider komen unde truoc
- guoter gächspise gnuoc:
- des sagter ir gnäde unde danc.
- dö er gaz unde getraue,
- dö huop daz gesinde grözen schal 1225
- ze böden porten über al,
- als si imz niht wolden vertragen,
- der in den herren hete erslagen.
- Si sprach: «her Iwein, beeret ir?
- si suochent iuch. nü volget mir, 1230
- und enkümt niht ab dem bette,
- iu stSt ditz dinc ze wette
- niuwan umbe daz leben,
- den stein den ich iu hän gegeben,
- den besliezt in iuwer haut. 1235
- des si min s&ie iuwer pfant,
- daz iu niht arges geschiht,
- wand iuch fümamens nieman siht.
- nü wä mite möht iu wesen baz?
- dan dazs iu alle sint gehaz, 1240
- und ir si seht bi iu stän
- 1213 berihten, zarechte machen, in den Stand setzen. — 1216 sitzen an ez,
- sich daraufsetzen. — 1219 der mirz git, wenn mirs jemand gibt. — 1222
- gaehsptse fem., Speise die schnell beschafft werden kann; vgl. Kindheit
- Jesu ed. Feifalik 708: dS truoc diu husvrouwe dar — — obez unde braten
- und Bwa» H guotes mohte, daz ze gäher spise tohte u. J. Grimm Kl. Sehr.
- 4, 890. — 1224 dS er gazy als er gegessen hatte. — 1226 ze beden porten, au
- beiden Pforten, Thoren. — 1227 ez im niht vertragen, es ihm nicht un-
- geahndet hingenen lassen.
- 1232 — 33 diese Sache hier kann von euch gebtLßt, gesühnt werden nur
- mit dem Leben, d. h. ihr mtlsst euer Leben dafür einsetzen; nach dem
- mhd. Wörterbuch 3, 775^ «es steht nichts Geringeres auf dem Spiele als
- das Leben»; vgl. Ereo 9109. — 1235 den stein in die hant besliezen, den
- Bing mit dem Stein fest in der Hand verwahren. — 1236 meine Seele soll
- euch dafür haften. — 1238 fümamens adv. , durchaus , ganz und gar. —
- 1239 womit könnte euch mehr gedient sein ? was könnte euch wohl besser
- schützen? —
- 46 II. ABEKTEUEB,
- unde dronde umbe iuch gän,
- und si doch so erblindent,
- daz si iuwer niene vindent,
- und Sit doch rehte under in. 1245
- ouch tragent si in vür iuch hin,
- s. 55 sine liebe gesellen,
- als si in begraben wellen,
- ininen herren, üf der bare.
- so beginnen! si iuch zwäre 1250
- in manegen enden suochen:
- desn dürft ab ir niht ruochen.
- tuont alsus und sit genesen!
- ichn tar niht langer bi iu wesen.
- und vunden si mich hinne, 1255
- daz koeme uns zungewinne.»
- Sus hete si urloup genomen.
- die liute die da, wären komen
- zuo dem vordem bürgetor,
- die vunden da vor 1200
- daz ros halbez abe geslagen.
- wer mohte in das widersagen,
- wan si wolten daz gewis hän,
- und wurde de porte üf getan,
- daz si in drinne vunden? 12G5
- in vil kurzen stunden
- brächen si beide porte dan,
- und envünden doch da nieman
- wan daz halbe ors innerhalp der tür
- von mitteme statele hin vür. 1270
- 1242 dronde y drohend. — 124H und — doch ^ obgleich. — 1246—48 über das
- Ineinandergreifen dieser Sätze vgl. zu V. 116 fg. — 1248 als si — icellen,
- «dann wann sie Anstalt machen werden». B. — 1251 in manegen enden,
- nach vielen Richtungen hin, hie und da; vgl. zu Erec 3000. — 1252 darum
- braucht ihr euch aber nicht zu kümmern. — 1253 und stt genasen, und
- ihr seid gerettet; ihr werdet unverletzt bleiben (Grimm, Gramm. 4, W8);
- gehabt euch wohl ! — 12r)6 ungfiicin masc, Schaden.
- 12.')9 zuo dem vorder }i bürgetor, zu dem vordem d. h. hier dem äußern
- Burgthore; mau muß hier annehmen, daß die Burgbewohner auf einem
- andern Wege aus der Burg gegangen und dann sich auf die nach dem
- Haupteingauge führende Straße begeben haben; außen am Thore finden
- sie die hintere Hälfte des Bosses und des Sattels. — 1262 — 64 «wer möchte
- ihnen darin widersprechen , wenn sie dessen gewiss zu sein glaubten
- (wolten), daß, falls {und, vgl, 13.')8) man die Pforte offne, sie ihn drinnen
- finden würden V» Ad. Baier in der Germania 21, 409. — 1267 dan brechen,
- wegreißen, wegräumen. — 1270 von der Mitte des Sattels nach vom hin
- gerechnet (so viel als zur vordem Hälfte gehörte).
- iwein's sieg über askalon. 47
- Do begundeu st vor zorne toben
- und got noch den tiurel loben,
- si sprächen: «warst der man komen,
- s. 5G ode wer hat uns benomen
- diu ougen und die sinne? 1275
- er ist benamen hinne:
- wir sin mit gesehnden ougen blint.
- ez sehent wol al die hiune sint:
- ezn waer dan cleine als ein müs,
- unz daz beslozzen waer ditz hüs. 1280
- sone möht niht lebendes drüz komen:
- wie ist uns dirre man benomen?
- swie lange er sich doch vriste
- mit sinem zouberliste,
- wir vinden in noch Mute. 1285
- suochent, guote Hute,
- in winkeln und under benken.
- eme mac des niht entwenken
- erne müeze her vür.»
- sl verstuonden im die tür. 1290
- Ein dinc was ungewärlich:
- si giengen slahende umbe sich
- mit swerten sam die blinden.
- solden si in immer vinden,
- daz heten si ouch dö getan. 1295
- daz bette wart des niht erlän
- sine ersuochtenz under im gar.
- bl slner genist nim ich war,
- unz der man niht veige enist,
- so nert in ein vil deiner list. 1300
- 1272 got noch den fiuvel loben ist sprichwörtliche Redensart: auf Gott
- und alle Welt schelten. — 1273 warst = war ist, wohin ist. — 1277 =
- EracliuB ed. G-raef 4541. — 1280 uns das, so lange als. — 1283 wie lange
- er sich auch hinhalten, bewahren mag. — 1284 zouberlist masc, Zauber-
- kunst. — 1288 entwenken, ausweichen. — 1290 die tur vi^rstän, den Ausgang
- zur ThUr verhindern dadurch, daß man sich in dieselbe stellt; verlegeu,
- versperren.
- 1291 ungewärltcJi f von der Art, daß mau sich nicht dagegeu wahren
- kann; nicht zu verhüten, gefährlich; vgl. zu Erec 2715. — 1204 iin?ner,
- jemals. — 1294 — 95 wäre es je Bestimmung gewesen, daß sie ihn fauden,
- so würden sie ihn auch jetzt gefunden haben. — 1297 ersuochen, durch-
- suchen. — 1998 genist fem., Genesung, Bettung, Befreiung, Erlösung. —
- bt, an. — 1299 unz, so lange als. — veige, dem Tode verfallen, vom Schick-
- sal zum Tode^ bestimmt. — 1300 nern, erretten: so bedarf es nur einer
- ganz geringen Kunst zu seiner Errettung. Vgl. das alte Sprichwort : c^
- steröent wan (nur) die veigcn.
- 48 II. ABENTEÜEB,
- Dö er in disen sorgen saz,
- nü widervuor im allez daz
- s. 57 daz im sin vriunt diu guote magt
- vordes häte gesagt.
- er sach zuo im gebäret tragen 1305
- den wirt den er hete erslagen.
- und nach der bare gienc ein wlp,
- daz er nie wibes 11p
- also schoenen gesach.
- von jämer si üz brach 1310
- ir här und diu cleider.
- wan ezn dorft nie wibe leider
- ze dirre werlde geschehen:
- wand si muose töten sehen
- ein den liebesten man 1315
- den ie wlp ze liebe gewan.
- Ezn möhte nimmer dehein wlp
- gelegen an ir selber 11p
- von clage seihe swsere,
- der niht ernest wsere. 1320
- ez erz6icten ir gebaerde
- ir herzen beswserde
- an dem Ifbe und an der stimme,
- von ir jämers grimme
- so viel si dicke in unmaht: 1325
- der liebte tac wart ir ein naht,
- so si wider üf gesach
- und weder gehörte noch ensprach,
- sone sparten ir hende
- daz här noch daz gebende. 1330
- s. 58 Swä ir der 11p blözer schein,
- da ersach si her Iwein:
- 1303 vriunt =z vriundinne , ofr. Mhd. Wb. III, 412* (Paul 1. 1, 366). —
- 1304 vordeSf zuvor. — 1305 baren ^ auf die Todtenbahre legen. — 1310 von,
- aus, infolge von. — uz brechen, ausraufen, raufen, zerreißen. — 1313 zt
- dirre werlde ^ auf, in dieser Welt. — 1314 einen toten (acc. sing.) sehen,
- einen getödtet gehen, vgl. 1309. — 1315 ein der liebeste, der allerliebste. —
- 1316 daz liep, der Geliebte.
- 1317 Ez möhte, es hätte gekonnt. — 1318 sich selbst auferlegen. —
- 1319 eine solche Last von Leiden, ein so schweres Leid. — 1320 der nikt
- wcere, wenn ihr nicht gewesen wäre. — 1321 erzeigen, erkennen lassen. —
- 1324 grimme fem., Heftigkeit, Stärke. — von^ durch, wegen. — 1325 unmahi^
- Ohnmacht. — 1326=Wigal. 127, 35. — 1330 gebende neutr., Haarband,
- Kopfbinde.
- 1331 Swä, wo nur, wo auch. — bioser ist flectierter Nominativ, bloß»
- cntblösst. —
- IWEIn's SI^G über A8KAL0N. 49
- und da was ir Mr unde ir lieh
- so gar dem wünsche gelich,
- daz im ir minne 1335
- verkMe die sinne,
- daz er sin selbes gar vergaz
- und daz vil küme versaz,
- so si sich roufte unde sluoc.
- vil ungerne er ir daz vertruoc: 1340
- s6 wolder dar gähen
- und ir die hende vähen,
- daz si sich iht slüege mS.
- im tete der kumber also wo
- an dem schcenen wibe, 1345
- . daz erz an slnem libe
- gemer hsete vertragen,
- sin heil begunder gote clagen,
- daz ir ie dehein ungemach
- von sinen schulden geschach. 1350
- s6 nähen gienc im ir not,
- in düh^te des, daz sin tot
- unclägelicher wsere,
- dan ob si ein vinger swsere. V
- Nu ist uns ein dinc geseit 1355
- vil dicke vür die wärheit,
- swer den andern habe erslagen,
- und wurder zuo im getragen,
- swie lange er d& vor wsere wunt,
- er begunde bluoten an Ser stunt. 1360
- s. 59 nü seht, also begunden
- im bluoten sine wunden,
- 1333 iich fem., das Äußere, die Gestalt, das Aassehen. — 1334 dem wünsche
- gelichf der Yollkoipmenheit gleich, vollendet oder ausnehmend schön.
- Über wünsch vgl. C.Schmuhl, Beitr. zur Würdigung des Stiles Hs. v.
- Aue S. 26. — 1337 sin selbes vergezzen, sich selber vergessen. — 1338 ez vil
- k&me versitzen f nur mit MtLhe ruhig dabei sitzen bleiben; nur mit Mühe
- sioh enthalten , überwinden. — 1341 « so bezeichnet hier , wie öfter , den
- Anfang des Gegensatzes, 'vielmehr, im GegentheiPv. B. — dar gähen,
- darauf los-, hinzueilen. — 1346—47 daß er es lieber selbst ertragen hätte.
- — 1348 stn heil, sein Schicksal, Looß; unglücklicher Zufall. — 1350 von
- »tnen schulden, durch sein Verschulden, seinetwegen. — 1352 in dühte des
- da*, ihn däuchte daß, er hielt dafür, daß. — 1353 unclägelich, nicht be-
- klagenswerth, leicht zu verschmerzen. — 1354 swern stv., schmerzen; mich
- sunrt, mir thut weh.
- 1359 er , nämlich der Erschlagene. — ^1360 vgl. Nibelungenlied ed.
- Bartsch 1044: vil dicke ez noch geschiht, Swä man den mortmeilen (den mit
- Mord befleckten) bi dem toten siht, So bluotent im die wunden und die An-
- merk. daselbst. —
- BARTXAHN TON AUE. III. 3. Aufl. 4
- 50 U. ABE17TBÜEB,
- dö man in in daz palas truoc:
- wan er was bi im der in sluoc.
- dö daz diu vrouwe rehte ersach, 1365
- si ruofte s§re unde sprach:
- «er ist zwäre hinne
- und h&t uns der sinne
- mit slnem zouber äne get&n.»
- die ^ daz suochen beten län, 1370
- die begünden suochen anderstunt.
- daz bette wart vil dicke wunt,
- und durch den kulter, der da lac,
- gienc manec stich unde slac:
- ouch muoser dicke wenken. 1375
- in winkehi und under benken
- suochten sl in mitten swerten,
- wände si sins tödes gerten
- alsam der wolf der sch&fe tuot:
- * vor zorne tobet in der muot. 1380
- Ze gote huop diu vrouwe ir zom.
- si sprach: «herre, ich h&n verlorn
- vil wunderliche minen man:
- da bistü eine schuldec an.
- du hsete an in geleit 1385
- die kraft und ouch die manheit,
- daz im von gehiuren dingen
- s. CO niht mohte misselingen.
- ez ist niuwan also komen:
- der im den lip hat genomen, 1390
- daz ist ein unsihtiger geist.
- got herre, wie wol du weist*,
- swer ez anders wsere
- niuwan ein zoubersere,
- 1369 einen der sinne äne tuon, einen der Sinne ledig machen, ihm die Be-
- sinnung nehmen. — 1370 län pari, von läzen, unterlassen. — 1873 kulter
- (lat. culcitruf altfr. coultre) masc. , Matratze, Steppdecke. — 1375l wenibeii,
- zur Seite weichen, ausweichen. — 1377 mitten=mit den, — 1379 fuo/ im
- Sinne und an der Stelle von gert y daher mit dem Genetiv.
- 1881 die Frau «fing an mit Gott zu hadern». — 1884 ein«, allein. —
- 1385 du haste i du hattest. — 1386 an einen die kraft legen f einen mit der
- Kraft versehen, ausrtisten. — 1387 von gehiuren dingen ^ durch Dinge, die
- geheuer sind , au denen nichts Unheimliches ist , hei denen es natürlich
- zugeht; sobald es nur mit rechten Dingen zugieng; vgl. zu 1. Btlchl. 1S&3.
- — 1389 es kann nicht anders als so gekommen sein, es ist nur die eine
- Möglichkeit vorhanden. — 1890 der, der welcher. — 1391 unsihtic, unsicht-
- bar. — 1393 — 94 wenn es jemand anders gewesen wäre als ein Zauberer. —
- iwein's sieg übeb askalon. 51
- des heter sich vil «wol erwert. 1395
- im was ouch dirre tdt beschert.
- diz hoeret er und ist uns bi.
- nü kieset ouch wie küene er si:
- Sit er minen herren hfitt erslagen,
- wS wie mac er dar an verzagen, 1400
- em läz sich ouch ein wip sehen?
- wan waz möht im von der geschehen?»
- Dö si gesuochten genuoc
- und in sin stein des übertruoc,
- daz im niht arges geschach , 1405
- wand in da nieman ensach,
- do gelac daz suochen under in.
- ir töten truogen si hin
- ze münster, d& manz ambet tete
- mit almüosen uude mit gebete. 1410
- dar nach truogen si in ze grabe,
- von ir grözen ungehabe
- wart d& ein jsemerlicher schal,
- diu juncvrouwe sich dö ötal
- von dem gesinde dan 1415
- s. 61 und gruozte den verborgen man
- und tröste in als ein hövesch magt.
- ouch enw4s her Iwein niht verzagt:
- im bete diu minne einen muot
- gegeben, als si vil manegem tuot, 1420
- daz er den tot niht entsaz.
- doch hal er die maget daz,
- daz er siner viendinne
- truoc so gröze minne.
- 1395 Mich eines ertoern, einen von sich abwehren, sich gegen einen be-
- haupten. — 1396 beschert y vom Schicksal bestimmt. — 1400 «;«, ach; hier
- Ausrof der Verwunderung und des Hohnes (vgl. Berthold v. Begensburg
- 96, 29; Kindheit Jesu 70, 77; Turnier v. Nantheiz 138; Beinfrid 668). —
- versage% hat hier, weil es in der Frage steht, ganz so wie wenn es mit
- ■einer Negation verbunden ist, den Gonjunctiv mit ne in dem abhängigen
- BtAtze naoh sich: Anstand nehmen, sich scheuen etwas zu thun; ebenso
- constrtiierte sich mich betraget niht in Y. 520.
- 1404 X>^ si gesuochten, als sie gesucht hatten. — 1404 übertragen mit
- aoo. und gen., einen über etwas hinwegheben, vor etwas bewahren. —
- 1407 geligen, unterbleiben, aufhören. — 1409 münster neutr., Kloster- oder
- fltiffcsldrcihe. — ambet neutr., das gottesdienstliche Amt, die Messe. —
- 1419 ungehabe fem., das Außersichsein, die Aufregung, das Klagen. —
- 1417 höveseh, edelgesinnt, wohlgezogen, feingesittöt. — 1420 tuot hier im
- Büme von gU, gibt; vgl. zu 1379. — 1421 entsitzen mit acc, sich davor
- entMtaen. — 14^ Aal prset. von Aeln, verhehlen.
- 4*
- 52 n. ABENTEUER,
- Er gedahte: «wie gesihe ich si?» 1425
- nü was im so nähen bi
- diu stat da man in leite,
- daz er sam gereite
- hörte alle ir swsere
- sam er under in wsere. 1430
- mit listen spi;p,ch er also:
- «ouw6, ditz volc ist starke unvrö:
- mir get ze herzen ir clage
- näher danne ich iemen sage,
- möht ez mit vuoge geschehen, 1485
- s6 wolt ich harte gerne sehen
- ir gebserde und ir ungehabe,
- die ich da hoere bi dem grabe.»
- Die rede meinder niender so:
- wan ern gsebe drumbe niht ein strö, 1440
- ob si mit gUchem valle
- da zehant alle
- Isegen üf der baren,
- die da gesinde wären,
- s. 62 äne die vrouwen eine. 1445
- ouch enwäs diu not niht deine,
- daz er sl hörte und niht ensach.
- nü buozte si im daz ungemach,
- wände sl nach siner bete
- ein venster ob im üf tete, 1450
- und liez si in wol beschouwen.
- nü saher die vrouwen
- von jämer liden michel not.
- si sprach: «geselle, an dir ist tot
- der aller tiureste man, 1455
- der riters namen ie gewan,
- 1425 wie gesihe ich st, wie mache ich es (fange ich es an), daß ich d»
- sehe ; gleiche Bedeutung hat das Präfix' ge- in den ZeitwOrtem , welcb»
- in Y. 1207 vorkommen. — 1427 in, nämlich den Todten. — legen, zu Grabe
- legen, beisetzen. — 1428—30 sam — sam, ebenso — als wenn. — gereite adr.,
- leicht, bequem. — 1432 unvrS, traurig. — 1435 mit vuoge, mit Fug, Biit
- Schicklichkeit, auf schickliche Weise. — 1436 ich icolde — sehen^ ich wttrd*
- sehen. — 1437 tr, nämlich die Leute.
- 1439 niender, keineswegs. — 1440 niht ein stro, auch nicht einsa
- Strohhalm d. h. nicht das Geringste (ein sprichwörtlicher Ausdruck). —
- 1414 die hier zu dem Gefolge des FtLrsten, zum Hofe gehörten. — 1445 aui-
- genommen die Herrin allein. — 1448 si bezieht sich auf Lunete. — d(u im-
- gemach büezen, der Unbehaglichkeit abhelfen; das Hindemiss beseitigen. —
- IWEIN's sieg ÜBEB ASKALOy. 53
- von manheit und von milte.
- ezn gereit nie mit schilte
- kein riter also volkomen.
- ouwS wie bistCl mir benomen! 1460
- ichn weiz war umbe ode wie.
- der tot möhte an mir wol hie ' -
- büezen swaz er ie getete,
- und gewerte mich einer bete,
- daz er mich lieze varn mit dir. 1465
- waz sol ich, swenne ich din enbir?
- waz sol mir guot unde lip?
- waz sol ich unsseligez wip?
- ouwö daz ich ie wart geborni
- ouwö wie hän ich dich verlorn, 1470
- ouwö, trütgesellel
- got versperre dir die helle
- und gebe dir durch sine kraft
- der engel genözschaft:
- 8. 63 wan du wser ie der beste.» 1475
- ir jämer was so veste,
- daz st sich roufte und zebrach.
- d6 daz her Iwein gesach,
- dö lief er gegen der tür,
- als er vil gerne hin vür 1480
- zuo ir wolte gäben
- und ir die hende vähen.
- D6 daz diu juncvrouwe ersach,
- st zöch in wider unde sprach:
- «saget, wä wolt ir hin, 1485
- ode wä. habt ir den sin
- genomen der iu ditz geriet?
- 1457 was Mannhaftigkeit und was Freigebigkeit betrifft. — 1458 gereit,
- litt, -r 1462 — 63 der Tod h£^tte wohl können (oder sollen) an mir das
- irieder gut machen, was er gethan. — 1464 ist parenthetisch zu fassen:
- und er würde mir damit einen Wunsch erfüllt haben ; anders faßt die '
- Stelle Tobler in der Germ. 13, 99. — 1465 daz, dadurch daß. — varn,
- sterben. — 1466 ich enbir din, ich entbehre dich, habe dich nicht mehr. —
- 1471 triÜgeMUe, trauter, lieber Freund. — 1474 genozscha/t, Gemeinschaft. —
- 1476 9€^, stark. — 1477 sich zebrechen, sich zerreißen. — 1479 gegen, nach.
- •*- 14M als, als wenn. — hin vür, hinaus.
- 14Si vtider ziehen, zurückziehen (vielleicht stand hier hinder^rück.'
- ^irt«, onrück, im G-egensatz zu hin vür in V. 1480; die Handschriften
- •ohinuiken swischen wider und nider). — 1485 wolt ir (prseterit.) ^ wolltet
- l]htr. — 1486—87 oder woher habt ihr den Sinn, der eucYi diea«« ^vti^^'i —
- 54 ^11. ABEMTEÜEB,
- nu ist vor der tür ein michel diet:
- diu ist iu starke erbolgen.
- irn wellent mir volgen^ 1490
- so habt ir den Up verlorn. »
- alsus erwande in ir zom.
- sl sprach: «wes was iu gedäht?
- wser iwer gedanc volbräht,
- sone hetent ir niht wol gevam. 1495
- ichn trüwe iu den lip niht bewam,
- ezn st dan iuwer willen
- durch got sitzent stille,
- er ist ein vil wlser man
- der tumben gedank verdenken kan 150O
- mit wislicher t&t:
- swes sin aber so stät,
- s. 64 daz er an allen dingen
- wil volbtingen
- mit den werken slnen muot, 1505
- daz enist niht halbez guot.
- gedenkt ir keiner tumpheit,
- der muot sl gar hin geleit:
- habt aber ir keinen wisen muot,
- den Yolvüeret, daz ist guot. 1510
- herre, ich muoz iuch eine län
- und vil dräte wider gän
- hin zuo dem gesinde.
- ich vürhte, man bevinde,
- daz ich zuo iu gegangen bin. 1515
- vermissent sl min under in,
- so verdenkent si mich sä.»
- hin gienc si unde liez in da.
- Swie im sine sinne
- von der kraft der minne 1520
- 1488 ein michel diet, eine große Volksmenge. — 1489 erbolgen park, von
- erbeigen (aufschwellen), aufgebracht, erzürnt. — 1490 im wellent, wofern
- ihr nicht wollt. — 1498 erwenden, zur Umkehr bewegen, davon abbringen.
- — 1493 toes toaa iu gedäht, wo dachtet ihr hin. — 1495 so wftre es enoh
- übel ergangen. — 1498 durch got , um GotteswiUen I — 1600 tumben gedank
- verdenken mit w. t, , thörichtem Sinnen u durch vernünftiges Handeln ein
- Ende machen» (B); verdenken^ sich etwas aus dem Sinne schlagen; etwa»
- anders bedeutet es V. 1517. — 1506 das ist nicht zur Hälfte, nicht im Oe*
- ringsten gut. — 1507 habt ihr irgend eine Thorheit vor; item =irgend ein,
- ebenso in 1509. — 1506 den Gedanken lusst ganz bei Seite. — 1513 drate adr.,
- schnell. — 1516 vermissen, mit gen., einen vermissen, nicht wahrnehmen. —
- 1517 einen verdenken, auf einen Verdacht werfen. Übles von ihm denken.
- IWEIN's sieg ÜBEit ASKALOIT. 55
- vil s^re wseren überladen ,
- doch gedähter an einen schaden,
- daz er niht überwunde
- den Spot den er vunde,
- so er sinen gelingen 1525
- mit deheinen schinlichen dingen
- ze hove erziugen möhte,
- waz im danne töhte
- elliu sin arbeit.
- er vorhte eine schalkheit: 1530
- s. 65 er weste wol daz Keil
- in niemer gelieze vri
- vor spotte und vor leide,
- dise sorgen beide
- die täten im geliche wo. 1535
- vil schiere wart des einen me:
- vrou Minne nam die obem hant,
- daz st in vienc unde baut,
- si bestuont in mit überkraft,
- und twanc in des ir meisterschaft, 1540
- daz er herzeminne
- truoc siner viendinne,
- diu im zem töde was gehaz.
- euch wart diu vrouwe an im baz
- gerochen danne ir wsere kunt: 1545
- wan er was toetllchen wunt.
- die wunden sluoc der Minnen hant.
- ez ist umb ir wunden als6 gewant,
- si wellent daz sl langer swer
- dan diu von swerte ode von sper: 1550
- wap swer von wäfen wirt wunt,
- der wirt schiere gesunt,
- 1523 daZf gesetzt daß, ob. — übertcundfi (conj. prcet. wie vunde)., über-
- -winden würde. — 1525 gelinge swm. , der Erfolg. — 1526 mit schtnltchen
- dingen^ auf handgreifliche Weise, augenscheinlich. — 1527 erziugen, durch
- Zeugniss erhärten, beweisen. — 1532—33 einen vrt läzen vor spotte und
- vor leide, einen unbospöttelt und ungekränkt lassen. — 1534 dise sorgen
- beide bezieht sich auf die Minne, welche Iwein bekümmerte, und auf die
- Furcht vor Keii's Schadenfreude (schalkheit). — 1536 sehr bald nahm das
- eine (von den beiden Dingen, die ihn bekümmerten) zu, vergrößerte sich ;
- vgL 6223. ^— 1537 die obem hant nemen , die Oberhand gewinnen. — 1539
- eitUH. beetän^ ihm zu Leibe gehen, ihn augreifen. — überkraft, Übermacht.
- — 1540 tneiiterschaft y Überlegenheit. — twanc in des, zwang ihn dazu. —
- 1542 minne tragen einem, Liebe hegen gegen einen. — 1543 zem tode, bis
- in den Tod. — 1549 si wellent, man meint, glaubt. — langer swern, länger
- schmerzen (schwären), vgl. 1354. —
- 56 U. ABENTEUER,
- ist er sim arz&te bi),
- und welleat daz disiu wunde si
- bt ir arzäte der tot 1555
- unde ein wahsendiu n6t.
- s. C6 £) Mte sich Minne
- nach swachem gewinne
- geteilt an manege arme stat,
- da ir nieman enbat: 1560
- ^ . von danne nam si sich nü gar
- unde k^rte sich dar
- mit aller ir kraft,
- ze diu daz ir meisterschaft
- da deste merre wsere. 1565
- ' ein dinc ist clagebsere:
- Sit Minne kraft hat so yil,
- daz si gewaltet swem si wil
- und alle künege die nü sint
- noch lihter twinget danne ein kint, 1570
- so ist st einer swachen art,
- daz si ie so diemüete wart,
- daz si iht boeses ruochet
- und so swache stat suochet,
- diu ir von rehte wsere 1575
- ' smsehe unde unmsere.
- st ist mit ir süeze
- vil ofte under vüeze
- der Schanden gevallen,
- 1553 einem bt «in, in eines Nähe sein, einen bei der Hand haben. —
- 1554 — 55 man meint, daß die Liebeswunde, gerade wenn die Person, welche
- allein sie heilen kann, in der Nähe ist, tödtlich sei.
- 1557—92 enthalten nach Benecke eine versteckte Wehklage des Dich-
- ters Über Leiden, die er selbst von der Minne zu erdulden hatte; A. Baier
- in der Germania 21, 404 glaubt dagegen, V. 1557—84 enthielten eine An-
- spielung auf Erec und Gregor. — 1558 mit nur geringem Gewinne; sehr
- zu ihrem Nachtheil. — 1559 sich teilen , sich preisgeben , sich begeben. —
- 1561 sich von dannen nemen, sich von dort wegwenden. — 1562 dar, dort-
- hin d. h. zu Iwein. — 1564 ze diu daz , zu dem Behufe daß. — 1566 elaffe-
- bocre, beklagenswerth. — 1567 sU, da doch, während. — 1568 getcalttn mit
- dat., einem gewachsen sein, es mit ihm aufnehmen, sich mit ihm messen;
- vgl. W. Grimm zu Graf Rudolf, S. 24—85. — 1571 so hat sie doch wieder
- eine unedle Art. — 1572 diemüete, herablassend, niedrig gesinnt. — 1&7S
- daß sie sich diesem oder jenem Niedrigen, Gemeinen zuwendet. — 1574
- ixcache stat, niedrige Stätte, Behausung. — 1575 von rehte, nach Gebühr;
- wie sich's gebtlhrte. — wcere, sein sollte. — 1576 ez ist mir stncehe unde
- unmoere, es ist meiner Würde und meiner Neigung zuwider. — 1578—79
- under vüeze der Schanden vollen, in die Gewalt, in den Dienst von Fr»a
- Schande gerathen. —
- IWEII^'S SIEG ÜBER ASKALON. 57
- als der zuo der gallen -^- . 1580
- sin süezez honec giuzet
- und der balsem yliuzet
- s. 67 in die äschen von des mannes hant:
- wan daz ward« wol allez baz bewant.
- doch enhät si.hie niht missetän. 1585
- wir sulen si des geniezen län:
- si hat erweit nü einen wirt,
- deiswär von dem si niemer wirt
- geswachet noch gunSret.
- si ist rehte zuo gekdret: 1590
- si belibet hie mit ^ren:
- sus solde si zuo kdren.
- Dö man den wirt begruop, dö schiet
- sich diu riuwigiu diet.
- leien unde pf äffen 1595
- die Yuoren ir dinc schaffen:
- diu vrouwe beleih mit ungehabe
- al eine bi dem grabe.
- d6 si her Iwein eine ersach
- unde ir meinlich ungemach, 1600
- ir starkez ungemüete
- unde ir stsete güete,
- ir wipliche triuwe
- und ir senliche riuwe,
- dö minnete er si desto me, 1605
- unde im wart nach ir so we,
- s. 68 daz diu Minne nie gewan.
- groezern gewalt an keinem man.
- 1580 €Us der, wie der welcher, wie wenn jemand. — Das Folgende bis
- T. 15S3 enth< zwei sprichwörtliche Gleichnisse: so wenig wie der Honig
- zur G-alle oder der theure Balsam zur Asche sich schickt, so wenig schickt
- sich die edle Minne zur Schande. — 1584 «denn das alles (die Liebe, der
- Honig und der Balsam) könnte viel besser als auf diese Weise angewendet
- oder verwendet werden.» Pfeiffer. — 1585 missetuorif übel, verkehrt, un-
- edel handeln. — 1586 des geniezen, vgl. zu Y. 210. — 1589 swachen, herab-
- würdigen. — 1590 sie ist gut eingekehrt; sie hat den rechten Mann ge-
- fanden.
- 1594 riuwic, betrübt, trauernd. — diet fem., Volk, Menge. — 1596 die
- begaben eich (wieder) an ihre gewöhnliche Beschäftigung. — 1599 folg.
- ist der Sinn: «als Iwein sah, daß die Frau, trotzdem sie allein war, doch
- ebenso klagte wie vor den Leuten und dadurch ihre Treue und die Auf-
- richtigkeit ihres Schmerzes erkannte.» Paul. — 1600 meinlich adj., mächtig,
- gewaltig (=magenlich von magan, magen, die Macht). — 1601 ungemüete
- neutr., Terstimmung, Auflegung. — 1604 senlich adj., schmerzlich, kummer-
- TOlL — riuwe fem., Trauer. — 1605 deste (=des diu) me, desto meht^ 'vjltö.
- ■o viel mehr.
- 58 U« ABENTEÜEB,
- Er gedähte in sinem muote:
- (fjä herre got der guote, 1610
- wer git mir so starke sinne,
- daz ich die s6 sSre minne,
- diu mir zem töde ist gehaz?
- od wie möhte sich gevüegen daz,
- daz si mir gnaedec würde 1615
- nach also swserer bürde
- miner niuwen schulde?
- ich weiz wol daz ich ir hulde
- niemer gewinnen kan:
- nü sluoc ich doch ir man. 1620
- Ich bin euch ze sere verzagt,
- daz ich mir selbe hän versagt,
- nü weiz ich doch ein dinc wol,
- des ich mich wol troesten sol:
- und wirt min vrou Minne 1625
- rehte ir meisterinne
- als si min worden ist,
- ich wsene si in kurzer vrist
- ein unbilliche sache
- wol billich gemache. 1630
- ezn ist nie so unmügelich,
- bestdt si si also mich
- unde gerset ir her ze mir,
- swie gar ich nü ir hulde enbir,
- und het ich ir leides m^ getan, 1635
- s. 69 si müese ir zom allen län
- und mich in ir herze legen,
- vrou Minne muoz si mir bewegen:
- ichn trüwe mit miner vrümekeit
- 1610 ja hier Ausdmok der Betheuerung : fürwahr. V. 1609 — 10 finden
- sich auch im Eractius ed. Greef 3041 — 42. — got der guote sagte man ehe-
- mals im Yocatiy neben guoier got. — 1617mt/t«r niuwen schulde, der Schuld
- «die ich so neuerdings mir aufgeladen habe.» B.
- 1621 ouch, audertheils, dagegen. — 1622 daß ich mir selbst alle Hoff-
- nung, allen Erfolg abgesprochen habe (wie in V. 1618 — 19 geschieht). —
- Die Verse 1621 — 36 hat fast -wörtlich wiedergegeben Heiuzelein t. Kon-
- stanz in der Minne Lehre 1145 — 60. — 1625 min vrou ist hier formeUutfty
- höfischer Ausdruck wie madame, — 1626 eines meisterinne werden y Aber
- einen Herr werden, einen unter ihre Gewalt bekommen. — 1629 ein mjs-
- hilliche Sache billich machen, das, -was unvereinbar ist, vereinigen; was un-
- gleich ist ausgleichen. — 1632 be*tän, vgl. zu 1589. — 1635 leides me, noeh
- mehr Leid. — 1636 müese conj. prnt., mUsste. — 1638 nur bewegen, mir xu-
- -wenden, mir geneigt machen. — 1639 für das den Vers überladende
- yermuthet Laohmann triut, ich getraute. — vrümekeit, Geschicklichkeit,
- Geschick, Loistungüfihigkeit. —
- iwbin's sieg übbb askalon. 59
- ir nimmer benemen ir leit. 1640
- weste sl ouch welch not
- mich twanc üf ir herren t6t,
- so wurdes desto bezzer rät,
- und weste swie min muot stät,
- daz ich ir ze wandel wil geben 1645
- mich selben unde min leben.
- Sit nü Minne unde ir rät
- sich min underwunden hat,
- so hat sl michel reht da zuo,
- daz st der zweier einez tuo, 1650
- daz si ir rate her ze mir
- ode mir den muot beneme von ir:
- wand ich bin anders verlorn,
- daz ich ze vriunde hän erkorn
- mine tötvlendinne, 1655
- daz ist niht von minem sinne:
- ez hat ir gebot getan:
- da von sol sl mich niht län
- als unbescheidenltche under wegen,
- ouwl wan wolde st nü pflegen 1660
- gebaerde nach ir güete!
- vröude und guot gemüete
- daz zseme miner vrouwen baz
- dan daz si ir selber ist gehaz.
- Die marter und die arbeit, 1665
- 8. 70 die st an sich selben leit,
- die sold ich billtcher enpfän.
- ouw6 waz hat ir getan
- ir antlütze unde ir schoeniu lieh,
- 164S 80 würde dem Dinge um so eher abgeholfen, so machte sich die
- Sache viel besser. — 1644 wie mtn muot stdt y wie ich im Herzen gesinnt
- bin. — 1645 ze wandele als Schadenersatz, zur Buße.
- 1648 sich eines underwinden^ sich bemächtigen. — 1649 reht^ rechtliche
- Verpflichtung, Pflicht. — 1652 oder daß sie meinen Sinn, meine Neigung
- Ton ihr abwende. — 1656 das kommt nicht aus meinem Sinne, rührt nicht
- von mir selber her. Vielleicht hieß es: daz enist von m. s., vgl. 4067 und
- au Gregor 2184. — 1658 da von^ deshalb. — 1659 unbescheidenltche, auf eine
- so unTOrständige, einsilbige Weise «daß sie nur den Iwein mit Liebe ent-
- zündet anstatt das auch der Laudine oder keinem von beiden zu thun»;
- SO verstehen die Stelle Benecke und Paul. — 1660 ouwt wan, ach wenn
- doohl — 1661 gebcerde pflegen, sich geberden. — nach ir güete, in ihrer
- gütigen^ hingebenden Weise. — 1662 guot gemüete, wohlwollende, freund-
- Üche Stimmung. — 1663 daz zceme, das geziemte sich, stünde an.
- 1669 Itch fem. bedeutet hier nach Benecke: «die natürliche Farbe dftx
- Haut.» —
- §
- 60 II. ABENTEUER, IWEIN's BIEG ÜBER ASEALOK.
- der ich nie niht sach gelich? 1670
- ichn weiz waz si zwä-re
- an ir goltvarwen häre
- und an ir selber riebet,
- daz sl den lip zebricbet.
- da, ist sl selbe unschuldec an: 1675
- ouw^ ja sluoc ich den man.
- disiu zubt unt dirre gerich
- gienge bilücher über mich:
- euch tset sl got erkennen daz
- mir an min selbes llbe baz. 1680
- Ouwö, da diu guote
- in selbem unmuote
- ist so rehte wünneclich,
- nü wem wssre sl gelich,
- enhete sl dehein leit? 1685
- zwäre got der hat geleit
- sine kunst und sine kraft,
- slnen vliz und sine meisterschaft
- an disen loblichen 11p:
- ez ist ein engel und niht ein wlp.» 1690
- 1670 der ist Datiy, auf Itch bezogen: die alles übertraf, was ich Je gesehen
- habe. — 1671 zwäre ist mit ichn weiz zu verbinden: ich weiß in der Thai
- nicht. — 1673 richet von recken, rächen. — 1675 dä—ant daran. — 1677 »ukt
- fem., Züchtigung, Strafe. — gerich masc, Bache, Strafe. — 1678 über einen
- gäny einem zu Theil werden, widerfahren. — 1679 tcete hier: ließe. — einem
- etwaz erkennen , « es ihm ertheilen , zuerkennen ». B.
- 1681 ouwS hier Ausruf der Verwunderung. — da, wenn=mhd. «ft;
- über diese seltene Bedeutung vgl. Paul Beitr. I, 368, wo auf Tristan 21 — ü
- und Iwein 56 verwiesen ist; vgl. noch Herbort Trojan. 6693 u. 6695. In
- dieser von Paul l. l, angenommenen Fassung entsprechen die Verse 1681
- — 85 der franz. Quelle Cbrest. 1490: don ne fust ce mervoille fine a esgarder^
- s'ele fust liee, quant ele est or si tele iriee; auch geht auf sie zurück die
- Nachahmung Wirnts im Wigalois 67, J— 10: />o (Kölner Hb. rfa«) «{ f»
- grozer swoere was so rehte suberlich, Owiy wem was st gelich £ si dat leit
- gewünne! — 1685 wenn sie kein Leid hätte? — 1687 sine kunst und sine
- kraft legen an, all seine Kunst und Kraft verwenden auf.
- III. ABENTEÜEB, LÜNETENS BATH U. LAÜDINENS BEEEHBUNG. 61
- III. ABENTEUER,
- LUNETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG.
- Nach längerem Harren erhält Iwein mit Hülfe Lunetens einen be-
- quemem Aufenthalt. Sie hat bald die Neigung des Bitters erspäht und
- sucht ihn zum Herrn des Landes zu machen. Zunächst räth sie daher
- liaudinen, deren Vertraute sie ist, sich nicht zu sehr ihrem Schmerze hin-
- zugeben, sondern daran zu denken, daß sie einen tapfern Bitter brauche,
- der den Brunnen und das Land zu vertheidigen wisse; schon sei Artus
- mit seiner Schar im Anzüge, sie habe darum Eile nöthig; unter ihrem
- Gefolge sei ohnehin niemand, auf dessen Tapferkeit sie bauen könne.
- Laudine ist nach einigem Zögern bereit, einen solchen Bitter zu wählen,
- -wenn er nicht begehre ihr Mann zu werden. Als ihr aber Lunete vor-
- stellt, daß unter dieser Bedingung sich niemand dazu finden werde, und
- auf den Bitter hindeutet, der ihren Mann erschlagen und darum wohl noch
- ftür tapferer zu halten sei als jener, geräth Laudine in Zorn und weist
- Luneten von sich. Bald aber besinnt sie sich eines Bessern; sie schenkt
- ihrer Bathgeberin wieder ihr Vertrauen und entschließt sich , den Bitter,
- der ihren Gatten ja nur aus Nothwehr erschlagen, zu nehmen. Sie weiß
- nicht, daß Iwein in der Burg sich versteckt hält, darum bittet sie ihre
- Freundin, ihn durch einen Eilboten herbeizuholen; auch beschickt sie
- auf ihren Bath die Angesehensten des Landes, um von ihnen die Zu-
- stimmung zu ihrer Wahl zu erlangen. Am andern Tage schon wird Iwein
- durch Luneten bei ihr eingeftlhrt. Die Liebe macht es Laudinen leicht,
- Iwein die Hand zu reichen. Darauf zeigen sich beidie den versammelten
- Freunden und feiern , nachdem sie deren Billigung erhalten , ihre Ver-
- mählung. (Vgl. im Parzival V, 880 fg. und IX, 94 fg.)
- Her iwein saz verborgen
- in yröuden unde in sorgen,
- im schuof daz venster guot gemach,
- des er genöz daz er si sach:
- da wider vorhter den tot. 1695
- sus heter wünne unde not.
- s. 71 er saz da, und sach si an
- unz an die wile daz si dan
- wider durch daz palas gie.
- ouwi wie küme er daz verlie, 1700
- dö er si vür sich g^n sach,
- 1694 des er genoz daz^ von dem er den Vortheil hatte, daß. — 1695 da
- toiderj dagegen, anderseits. — 1698 unz an die wtle daz, so lange bis. —
- 1^ wider dan gie, wieder weggieng. — 1700 ach wie schwer wurde es
- ihm davon abzulasBenl — 1701 vür aich, an sich vortlber. —
- 62 III. ABEKTEÜEB,
- daz er niht wider st sprach!
- dö muose erz doch durch vorhte län.
- die porte wurden zuo getan,
- da. sl durch was gegangen: 1705
- unde er was als6 gevangen,
- daz im aber diu üzvart
- anderstunt versperret wart.
- Daz was im als6 msere:
- wan ob ietweder porte wsere 1710
- ledeclichen üf getan,
- und wserer da zuo ledec län
- aller stner schulde,
- also daz er mit hulde
- vüere swar in dühte guot, 1715
- sone stuont doch anders niht sin muot
- niuwan ze belibenne da.
- wser er gewesen anderswä,
- so wolde er doch wider dar.
- sin herze stuont niender anderswar 1720
- niuwan da er st weste:
- diu stat was im diu beste.
- Sus was min her Iwein
- mit disen noeten zwein
- ser6 bedwungen. 1725
- swie wol im was gelungen,
- so wsere er doch gunöret,
- s. 72 wser er ze hove geköret
- äne geziuc stner geschiht:
- wan man geloupt im es niht. 1730
- dö begunde in d6 an striten
- ze den änderen siten
- 1702 wider einen sprechen, einen anreden. — 1703 durch vorhte, aus Furcht.
- — 1707 aber^ wiederum.
- 1709 alsS mcere, ebenso lieb, «ebenso wichtig d. i. einerlei». B. —
- 1710 ietweder porte, jedes der beiden Thore, «jedwede Pforte». B. — 1711
- ledeclichen adv., frei; völlig, ganz und gar. — 1712 ledec läzen, loslassen,
- befreien; län ist Partie. — 1714 mit hulde, mit Genehmigung, Zustimmung;
- ohne Anstoß. — 1715 swar in d&hte guot, wohin es ihm beliebte. — 1716
- sein Herz war dennoch auf nichts anderes gerichtet als (niuwan) ^ war
- fest entschlossen zu bleiben. — 1719 dar, dahin (wo er jetzt sich befand). —
- 1725 bedwungen, bedrängt. — 1729 äne geziuc, ohne Zeuguiss, Beweis. —
- 1731 — 32 auf der andern Seite (von der andern Seite her) dagegen focht
- ihn nun an, beunruhigte ihn der Gedanke; vgl. Troj. Krieg 21318. —
- LUNETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 63
- daz im gar unmfiere
- elliu diu öre wsere,
- diu im anders möhte geschehen, 1735
- ern müese sine vrouwen sehen,
- von der er was gevangen.
- schiere kom gegangen
- diu guote maget diu sin pflac.
- sl sprach: «ich wsene ir sweeren tac 1740
- und übele zit hinne tragt.»
- er sprach: «daz si iu widersagt:
- wan ichn gwan liebern tac nie.»
- «liebem tac? sagt, herre, wie
- mac sich daz gevüegen? 1745
- wan die iuch gerne slüegen,
- die seht ir hie mnbe iuch g&n:
- mac ein man danue hän
- guoten tac und senfte zlt,
- der üf den lip gevangen lit, 1750
- ern wsere danne des todes vrö?»
- er sprach: «min muot st^t niender so,
- daz ich gerne wsere tot,
- und vröu mich doch in miner not
- und habe daz hiute getan 1755
- und hän ouch noch ze vröuden wän.»
- s. 73 Dö ez'ir halbez wart gesagt,
- do erkande wol diu wise magt,
- daz er ir vrouwen meinde,
- als si im sit bescheinde. 1760
- si sprach: «ir mugt wol wesen vrö:
- do — do, hierauf dagegen; hierauf aber; durch das eine dieser do wird
- der Gegensatz des neuen Gedankens zu dem vorhergehenden ausgedrückt.
- — 1733 unnuere, gleichgültig. — 1736 ern müese, wenn er nicht könnte,
- sollte. — 1744—41 swceren tac und übele zit ist eine übliche Umschreibung
- fttr «Leid und Ungemach»; vgl. zu Gregor 2811 (2. Büchl. 414); über übel
- zU vgl. Erec 3426; Herbort Troj. Krieg 6003, 7912, 8595, 9399, 19112, 12810;
- Teufels Netz 4434. — hinne := hie inne. — 1742 daz si iu widersagt ^ darin
- mtUS ich euch widersprechen. — 1743 liebern tac, größere Annehmlichkeit ;
- vgL zu 1740. — 1745 wie mac sich daz gevüegen, «wie reimt sich das zu-
- sammen» (B.), wie ist das möglich ? — 1750 vf den lip gevangen ligen, sich
- in lebensgefährlicher Gefangenschaft befinden; vgl. 1. Büchlein 1884. —
- 1751 es wäre denn daß er sich auf den Tod freute, ihn wünschte. — 1736
- wan ze/röuden, Hoffnung auf Freuden.
- 1757 — 58 sie hatte erst die Hälfte seiner Bede vernommen, als das
- kluge Mädchen schon erkannte u. s. w. — 1760 bescheinen, zu erkennen
- geben (=8chin tuen), merken lassen. — sU^ hernach, darnach. — 1761 ir
- mufft wol wesen vro, ihr habt allerdings (wol, im folgendeu "V^xs^^X^VOcä^
- 64 ni. ABENTEUER,
- wan ich gevüegez wol also
- mit etlichem dinge,
- daz ich iuch hinnen bringe
- noch oder vruo verholne.» 1765
- er sprach: «vüer ich verstolne
- ze Yüezen yon hinnen,
- des müese ich wol gewinnen
- laster unde un^re:
- swenn ich von hinnen köre, 1770
- daz bevindet al diz lant. »
- si sprach, und nam in bi der hant:
- «deisw&r ichn heize iuch niender vam
- und wil iu gerne bewam
- den lip so ich beste kan. 1775
- min her Iwein, nü göt dan
- da. iwer gewarheit bezzer si 1 »
- und vuorte in nähen da bi
- da im allez güot geschach.
- si schuof im allen den gemach 1780
- des im zem libe not was.
- si pflac sin daz er wol genas.
- s. 74 D6 er guot gemach gewan,
- dö gienc si von im dan
- und tete daz durch allez guot: 1785
- vil starke ranc dar nach ir muot,
- daz er herre wurde d&.
- zuo ir vrouwen gienc sl sä :
- der was sl heimlich genuoc,
- so daz si gar mit ir truoc 1790
- swaz si tougens weste,
- ir diu nseheste und diu beste,
- ir rätes unde ir Idre
- möglicherweise) Ursache froh zu sein. — 1763 durch dieses oder jenes
- Mittel. — 1764 hinnen, von hier weg. — 1765 noch, heute noch. — vruo,
- morgen früh. — 1767 ze vüezen, zu Fuß. — 1768 wol, mit Beoht. — 1771
- das muß so offen geschehen, daß es das ganze Land erffthrt. — 1775 »6 ick
- beste kan, so gut als ich kann. — 1776 get dan, geht weg von hier. — 1777
- da, dahin wo. — gewarheit, Sicherheit. Schutz. — 1780 schaffen stv., ver-
- schaffen. — der gemach, die Bequemlichkeit, Pflege. — 1781 zem Itbe, zum
- Leben.
- 1785 durch allez guot, in keiner andern als in guter Absicht, dorehaoB
- nur in guter Absicht — 1789 mit der war sie sehr vertraut. — 1790 «f
- geht auf Lunete; das si im folgenden Yers auf Laudine. — «{ truac gar
- mit ir, sie theilte vollständig mit ihr. — 1791 daz tougen, das GeheinmiM. —
- LTTKETENS RATH UND LAÜDINENS BEKEHRUNG. 65
- der volget si m^re
- dan aller ir vrouwen. 1795
- si sprach: «nü sol man schouwen
- alrörst iuwer vrümekeit
- dar an, daz ir iawer leit
- rehte und redellche tragt.
- ez ist wiplich daz ir clagt, 1800
- und muget ouch ze vil clagen.
- uns ist ein vrumer herre erslagen:
- nü mac iuch got wol stiuren
- mit einem also tiuren.»
- «Meinstuz so?» «vrouwe, ja.» 1805
- «wä wsere der?» «eteswä.»
- «du tobest, ode ez ist din spot.
- und k^rte unser herre got
- allen sinen vliz dar an,
- ern gemachte niemer tiurem man. 1810
- da von sol sich min senediu not,
- s. 75 ob got wil, unz an minen tot
- nimmer volenden:
- den tot sol mir got senden,
- daz ich nach ininem herren var. 1815
- dft verliusest mich gar,
- ob du iemer man gelobest
- neben im: wan du tobest.»
- Dö sprach aber diu magt:
- «iu si doch ein dinc gesagt, 1820
- daz man iedoch bedenken sol,
- ir vervähetz übel ode wol.
- ezn ist iu ni ender so gewant,
- im wellet den brunnen und daz laut
- 1794 volgen mit gen.« einer Sache folgen, darauf hören. — 1797 alrSrst,
- erst, erst recht. — vrümekeit, Tugend, Vortrefflichkeit. — 1799 redeliche
- adv., vernünftig, mit Verstand. — 1801 und— ouch hier adversativ: aber
- anch, aber doch. — 1803 stiuren^ untersttLtzen, helfen, beschenken. -^ 1804
- aiaß tiure , ebenso viel werth, ebenso gut.
- 1806 eteawä, irgendwo, hier oder da. — 1811 nun »enediu (statt senendiu)
- nSt, die Pein, welche mir mein Härmen, mein schmerzliches Verlangen,
- mein Trauern (aenen) verursacht. — 1813 sich volenden, aufhören. — 1815
- nach einem varn, einem nachfolgen. — 1816 einen gar Verliesen j sich ganz
- um seine Gunst bringen, seine Uuld einbüßen. — 1817 iemer man, jemals,
- je wieder einen Mann. — 1818 neben im geloben, ihm gleichstellen, ebenso
- hoch wie ihn schätzen. — 1822 ihr mögt es wohl oder übel aufnehmen. —
- 1823 es steht mit euch keineswegs so (wie ihr meint). — 1824 im 'uoeUet,
- HABTMANN VON AUE. III. 3. Aufl. b
- 66 tu. ABENTEUER ,
- und iuwer öre Verliesen, 18t ^^
- so müezt ir etswen kiesen
- der iu in vriste unde bewar.
- manec vrum riter kumt noch dar,
- der iuch des brunnen behert, ^0
- enist da, niemen der in wert. \^
- Und ein dinc ist in unkunt.
- ez wart ein böte an dirre stunt
- minem herren gesant:
- d6 er in d6 töten vant -*
- und iuch in seiher swsere ,
- do versweic er iuch daz msere ^
- und bat ab mich iu daz sagen,
- daz nach diesen zwelf tagen
- unde in vil kurzem zil '
- s. 76 der ktinec Artus komen wil 18
- zuo dem brünnen mit her.
- enist dan niemen der in wer,
- so ist iuwer ere verlorn,
- habt ab ir ze wer erkorn
- von iwerm gesinde deheinen man, 1845
- da Sit ir gar betrogen an.
- und wsere ir aller vrümekeit
- an ir einen geleit,
- dazu wser noch niht ein vrum man.
- swelher sich daz nimet an, 1850
- daz er der beste sl von in,
- dem getär niemer da hin
- dem brunnen komen ze wer.
- so bringet der künec Artus ein her,
- die sint zen besten üz erkorn 1855
- wofern ihr nicht wollt. — 1826 etswer, irgend jemand, dieser oder jener.
- — 1827 in d. h. den brunnen. — vristen, halten. — 1829 behern, berauben. — >
- 1830 wern^ vertheidigen.
- 1832 an dirre stunt, in dieser Stunde, soeben. — 1836 vernoigen mit
- doppeltem Acc., einem etwas verschweigen. — daz viaere, die Botschaft,
- die Nachricht. — 183i) in vil kurzem zil, in ganz kurzer Frist. — 1841 tait
- her, mit Heeresmacht. — 1847—48 und wäre die Tüchtigkeit aller eurer
- Leute auf 6inen von ihnen gelegt; wäre die Tapferkeit, die eure Leute
- zusammen besitzen, in 4inem vereinigt. — IS.^O swelher (=80 velher), wenn
- irgend wer, jeder welcher. — sich daz an nemen, sich das herausnehmen,
- sich das anmaßen, sich das zutrauen. — 1852 (cA getar, ich getraue mich,
- ich wage. — 1853 ze irer, zur Yertheidigung , zu Hilfe. — 1854 so, oda-
- gegen, von der andern Seite.» B. — 1855 die ist dem Sinne nach auf
- das vorhergehende her (Schar von Bittern) bezogen. — zen besten ii»
- LUNBTBNS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 67
- die ie wurden geborn..
- vrouwe, durch daz sit gemant,
- weit ir den brunnen und daz lant
- niht Verliesen äne strlt,
- so warnet iuch der wer enzit 1860
- und lät iuwern swseren muot.
- ichn rätez iu niuwan durch guot.»
- Swie si ir die wärheit
- ze rehte hete underseit
- und si sich des wol verstuont, 18C5
- doch tete si sam diu wip tuont:
- s. 77 si widerredent durch ir muot
- daz si doch ofte dunket guot.
- daz si s6 dicke brechent
- diu dinc diu si versprechent , 1870
- da schiltet si vil maneger mite:
- so dunketz mich ein guot site.
- er missetuot, der daz seit,
- ez mache ir unstaetekeit:
- ich weiz baz wä von ez geschiht, 1875
- daz man si also dicke siht
- in wankelm gemüete:
- ez kumet von ir güete.
- man mac sus übel gemüete
- wol bekören ze güete 1880
- unde niht von güete
- bringen ze tibelem gemüete.
- diu wandelunge diu ist guot:
- ir dehein euch anders niht entuot.
- erkor r^t für die besten geschätzt; unter den besten ausgesucht. — 1857
- 8it gemant f lasst euch mahnen". — durch daz, deshalb. — 1859 äne strit,
- ohne daß darum gekämpft wird; ohne Schwertstreich, leichten Kaufs. —
- 1860 sich der wer warnen, sich zur Abwehr rtlsten, auf die Vertheidigung
- denken. — enzU, bei Zeiten. — 1862 niuwan durch guot, nur in guter
- Absicht.
- 1863 Swie, wie auch, utcunque; obwohl. — 1864 undersagen, gesprächs-
- weise sagen, mittheilen. — 1867 rviderreden, dagegen reden, nicht zugeben.
- — durch ir muot, aus Eigensinn; vgl. zu Gregor 3638. — 1869 brechen,
- nicht halten. — 1870 das was sie vorher verreden, nicht zu thun erklärt
- haben. — > 1871 das macht ihnen gar mancher zum Vorwurf. — 1872 so
- Tgl. Anm. zu 1571 und 1854. — 1873 er missetuot hier=cr missesaget, falsch
- artheilen, irren. — 1874 unstcetekeit, Unbeständigkeit. — 1877 wankel adj.,
- schwankend ; w, gemüete, Wankelmuth, schwankende Haltung. — 1881 unde
- niht, aber nicht. — 1883 wandelunge, Umwandlung. — 1884 auch ist keine
- unter ihnen, die anders handelte. —
- ^0*
- 68 III. ABENTEUER,
- swer in danne unstaete gibt, 1885
- des volgsere enbin ich niht:
- ich wil in niuwan guotes jehen.
- allez guot müez in geschehen.
- Diu vrouwe jsemerlichen sprach:
- «nü clage ich gote min ungemach, 1890
- daz ich nü niht ersterben mac.
- daz ich iemer deheinen tac
- nach minem herren leben sol,
- da. mite enist mir doch niht wol.
- und möht ich umben tot min leben 1895
- äne houbetsünde gegeben,
- s. 78 des wurd ich schiere gewert,
- od ichn vünde mezzer noch swert.
- ob ich des niht geraten kan
- ichn müeze mit einem andern man 1900
- mines herren wandel hän,
- sone wilz diu werlt so niht verstau,
- als ez doch gote ist erkant:
- der weiz wol, ob min laut
- mit mir bevridet wsere, 1905
- daz ichs benamen enbsere.
- nü rät mir, liebe, waz ich tuo,
- beeret dehein rät da, zuo.
- Sit ich an einen vrumen man
- min laut niht bevriden kan, 1910
- so gewinne ich gerne einen,
- und anders deheinen,
- den ich so vrumen erkande,
- daz er minem lande
- 1885 unstate {eTa. = unst(etekeit, — einem jehen eines rf. , einem etwas nach-
- reden, vorwerfen. — 1886 volffcere znasc, der welcher beistimmt: dem
- stimme ich nicht bei. — 1888 müez, möge.
- 1889 jcemerlfchen adv. , leidvoll , jammernd. — 1892 iemer deheinen tae^
- anch nur noch einen Tag, noch einen Tag länger. — 1896 houbettündey
- große Sünde. — 1897 der (nämlich der Tod) wtkrde mir sogleich gewfthrt
- werden, den würde ich bald haben können. — 1898 od ichn runde, e»
- wäre denn daß ich nicht fände; vgl. zu Erec 1269. — 1899 geraten eines
- d.f eines Dinges entrathen, entbehren. — ob, wenn, ebenso in V. 1904. —
- 1^1 wandel maso. , Umtausch, Ersatz; sines herren wandet hän mit einem
- andern man, seinen Herrn vertauschen mit, ersetzen durch einen andern
- Mann. — 1903 gote ist erkant, Gott ist bekannt, Gott weiß. — 1905 be-
- vriden, schtktzen, sichern. — 1906 daß ich unter allen Umständen (oder:
- sicherlich) darauf verzichten, es aufgeben mtlsste. — 1908 «wenn sieh
- etwas dazu rathen lässt». B. — 1912 und sonst keinen weiter, aber keinen
- andern, aber nur einen solchen. — 1913 den ich für so tapfer erkennen
- würde. —
- LUNETENS BATH UND LAüOINENS BEKEHBUNQ. 69
- guoten vride baere 1915
- und doch min man niht wsere.»
- Si sprach: «daz si iu widerseit.
- wer W8er der sich so groz arbeit
- iemer genseme durch iuch an ,
- erne wsere danne iu wer man? 1920
- ir sprechet als ein wip.
- gebt ir im guot unde lip,
- ir mugt ez dannoch heizen guot,
- obe erz willeclichen tuot.
- nü habent ir schoene unde jugent, 1925
- gehurt richeit unde tugent
- s. 79 und mugt ein also biderben man
- wol gewinnen, ob es iu got gan.
- nüne weint niht mere
- und gedankt an iuwer ere: 1930
- zwäre, vrouwe, des ist not.
- min herre ist vür sich einen tot:
- waent ir, daz elliu vrümekeit
- mit im ze grabe si geleit?
- zwäre des enist niht, 1935
- wan man noch hundert riter siht,
- die alle tiurre sint dan er
- ze swerte ze schilte und ze sper.»
- «Du hast zwäre misseseit!»
- «vrouwe, ich hän die wärheit.» 1940
- «der zeige mir doch einen!»
- «liezet ir iuwer weinen,
- deiswär ich vunde in harte wol.»
- ichn weiz waz ich dir tuon sol:
- wan ez dünket mich unmügelich. 1945
- 1915 vride hern, Schutz gewähren.
- 1919 »ich die arbeit an nenien^ sich der Mühe unterziehen. — 1921 aihr
- kennt die Männer nicht, beurtheilt sie nach euch». B. — 1923 ihr habt
- selbst dann noch von Glück zu sagen; könnt es dann noch ein Glück
- nennen. — 1925 schoene fem., Schönheit. — 1927 ein ais6 biderben, einen
- ebenso guten, braven (als der verstorbene war). — 1928 gan, gönnt, von
- gunnen, — 1932 vür sich einen, für sich allein, ohne dai^ mit ihm zugleich
- die Tapferkeit ausgestorben wäre. — 1937 tiurre (Comparativ), theurer,
- besser. — 1938 ze, m Hinsicht auf, was anbelangt.
- 1939 missesagenf falsch, nicht wahr reden. — 1940 ich hän = ich hän
- Seseit; Tgl. zu Erec 3879 u. 5945. — 1941 der — einen, von diesen (tapfern
- lännem) — einen. — 1943 harte wol , sehr leicht, bald. — 1944 waz ich dir
- tuon sol, was ich dir erwidern, wie ich mich gegen d\c\v xeTXvaWftXk. %qSX. —
- 70 III. ABENTEUER,
- sich, got der gebezzer dich,
- ob du mir nü liegest
- und mich gerne triegest.»
- «Vrouwe, hän ich iu gelogen,
- so bin ich selbe betrogen. 1950
- nü bin ich ie mit iu gewesen
- und sol ouch noch mit iu genesen:
- s. 80 verriete ich iuch, waz wurde min?
- nü müezt ir min rihtaere sin:
- nu erteilet mir (ir sit ein wip), 1955
- swä zwene vehtent umbe den lip,
- weder tlurre si der da gesiget
- ode der da, sigelös geliget.))
- «der da gesigt, so wsen ich.»
- «vrouwe, ezn ist niht wsenlich: 1960
- wan ez ist gar diu wärheit.
- als ich iu nü hän geseit,
- rehte also hat ein man
- gesiget minem herren an.
- daz wil ich wol mit iu gehaben: 1965
- wan ir hänt in begraben,
- ich geziuges nü genuoc,
- der in da, jagte unde sluoc,
- der ist der tiurer gewesen:
- min herre ist tot, und er genesen.» 1970
- Daz was ir ein herzeleit,
- daz si deheiner vrümekeit
- 1?46 sich imper. von seheru — 1948 gerne, möglicherweise, etwa.
- 1951 ie, früher immer. — 1952 ouch noch, auch ferner noch. — 1953 wa»
- wurde min, «was sollte aus mir werden?» B., oder: was hätte ich davon?
- die Bedcusart ist nicht selten; vgl. Frommann zu Herbort 9644; Qenesia
- 57, 3S; Servatius 3526; Hohes Lied ed. J. Haupt 11, 19; Pfaffenleben 49;
- Stricker XII, 11 ; sonst bedeutet werden mit dem Genetiv : einem za Theil
- werden, unter eine Menge gerathen, zu etwas gerechnet werden; vgL
- Haupt's Zeitschr. 8, 296, 756; Mystiker I, 353, 27; 355, 38. — 1855 erteiloh
- urtheilcu, entscheiden. — wip steht hier vielleicht im Gegensatze za maget,
- daher könnte ir sit ein wip soviel heißen als : ihr seid gegen mich gebalten
- ein Weib, seid erfahrener und urtheilsfähiger, — 1957 weder, welcher von
- beiden. — 1960 wcenlich, auf bloßer Vermuthung beruhend. — 1963 r^A/«-
- also, gerade so. — 1965 darin getraue ich mir (ich wil wol) euch gegen-
- über {mit iu eigentlich : im Streite mit euch) Recht zu behalten (gehaben)»
- — 1967 ich kann hinreichende Zeugnisse, Beweise darüber bringen.
- 1972—73 daß sie jemand einen Vorzug beimaß vor ihrem Ehegemahl;
- LUNETENS BATH UND LAÜDINENS BEKEHRUNG. 71
- iemen vür ir herren jach. \
- mit unsiten si ir susprach
- und hiez si enwec strichen: 1975
- sine weites nemelichen
- nimmer mere gesehen,
- si sprach: «mir mac wol geschehen
- von mlnen triuwen arbeit
- s. 81 und doch nimmer deheiu herzeleit, 1980
- wan ich sl gerne liden wil.
- zwäre ich bin gerner vil
- durch mine triuwe vertriben,
- dan mit untriwen beliben.
- vrowe, nü gen ich von iu hin, * 1985
- und s6 ich hin vertriben bin,
- 80 nemt durch got in iuwem muot
- waz iu si nütze unde guot.
- daz ich iu geraten hän,
- daz hän ich gar durch guot getan: 1990
- und got vüege iu heil und ere,
- gesehe ich iuch nimmer mere.»
- Sus stuont si üf und gienc dan
- zuo dem verborgen man.
- dem brähtes boesiu msere, 1995
- daz ir vrouwe wsere
- unbek^riges muotes:
- sine künde si deheines guotes
- mit nihte überwinden:
- sine möhte da. niht vinden 2000
- niuwan zorn unde drö.
- des wart der herre unvrö.
- Diu maget und her Iwein
- begunden ahten under in zwein,
- iemen ist Dativ; vgl. zu 1855. — 1974 mit unsiten, in aufgebrauchtem, un-
- freundlichem Tone. — 1975 enwec, hinweg. — strichen stv. , eilen, sich
- scheren. — 1976 nemelichen adv., ausdrücklich; durchaus. — 1979 von minen
- triuwen, von meiner treuen Anhänglichkeit, Ergebenheit. -> arbeit, vMtlhc
- und Noth.» B. — 1880 und doch, aber doch. — 1982 gerner vil, viel lieber.
- — 1987 in sinen muot nemen, zu Herzen nehmen, beherzigen, iu Erwägung
- ziehen.
- ■ 1997 uubekeric, unbeweglich, unbeugsam, hart. — 1998 künde, könnte.
- — 1999 überwinden einen eines d., einen zu etwas vermögen.
- 204 €tAtenf überlegen, es fflr gut halten. — under in zwein, beide mit
- einander.
- 72 III. ABENTEUER,
- t
- daz siz noch versuochten baz, 2005
- ob sich ir vrouwen haz
- 8. 82 bekerte mit giiete
- ze senfterem gemüete.
- Dö diu vrouwe ir magt vertreip
- und si eine beleip, 2010
- do begünde si sere riuwen,
- daz si ir grozen triuwen
- wider si so s^re engalt ,
- wand si ir vluochet und si schalt,
- si gedähte: «waz hän ich getan! 2015
- ich solte si geniezen län,
- daz si mir wol gedienet hat.
- ich weiz wol daz sl mir den rät
- niuwan durch alle triuwe tete.
- swä. ich gevolget ir bete, 2020
- daz enwart mir nie leit,
- und hat mir ouch nü war geseit.
- ich erkenn nü lange wol ir tauot:
- si ist getriuwe unde guot.
- ich hän si übele läzen. 2025
- ich möhte wol verwäzen
- mine zornige site:
- wan da gewinnet niemen mite
- niuwan schände unde schaden,
- ich solte si her wider laden: 2030
- daz koeme mir vil lihte baz.
- ich was ir äoe schult gehaz.
- min herre was biderbe gnuoc:
- aber jener der in da sluoc,
- s. 83 der muose tiurre sin dan er: 2035
- erne het in anders her
- niht mit gewalt gejagt,
- si hat mir dar an war gesagt.
- 2012—13 daß sie (=Lauete) für ihre treue Ergebenheit gegen sie
- (=Laadiiie) bo sehr büßen, leiden mußte. — 2019 niuwan durch alle
- triuwe f durchaus nur aus Liebe, Anhänglichkeit. — 2021 das hatte ich
- niemals zu bereuen. — 2025 ich habe ttbel gehandelt, daß ich sie entlawen
- habe. — 2026 verwdfen stv. , verw&uschen, verfluchen. — 2027 zornige »ite
- (pl.), zorniges Wesen, Beizbarkeit, Aufgebrachtheit. — 2030 her leider
- laden, wieder her-, zurückrufen lassen. — 2031 das wäre mir yielleicht
- dienlicher, kftme mir mehr zu Statten.
- LUNBTENS EATH UND LAUDINENS BEKEHRUNO. 73
- Swer er ist der in sluoc,
- wider den hän ich schulde genuoc, 2040
- daz ich im yient si :
- ouch stet unschulde da bi,
- der ez ze rehte wil verstän:
- er hat ez werende getan.
- min herre wolt in hän erslagen: 2045
- het er im daz durch mich vertragen
- und het in läzen genesen,
- s6 wsere ich im ze liep gewesen:
- wan s6 wserer selbe tot.
- daz er in sluoc, des gie im not. » 2050
- Sus bräht siz in ir gemüete
- ze suone und ze güete,
- und machte in unschuldic wider si.
- dö was gereit da. bi
- diu gewaltige Minne, 2055
- ein rehtiu süenaerinne
- under manne und under wibe.
- si gedähte: «mit minem llbe
- mac ich den brunnen niht erwern:
- mich muoz ein biderbe man nern, 2060
- ode ich bin benamen verlorn,
- weizgot ich läze minen zorn.
- 2040 gegen den babe ich Ursache, Grand genug. — 2042 doch Iftsst
- sieb daneben seine Unschuld nicht leugnen. — 2043 der^ wenn jemand,
- -wenn man. — ze rehte vgl. zu V. 248. — 2044 werende, sich wehrend, aus
- Nothwehr. — 2048 ze liep, allzu lieb : so wäre ihm die Bücksicht auf mich
- zum Nachtheil gewesen. — 2050 des gie im not, dazu trieb ihn die Noth,
- das musste er thun.
- 2052 ez ze auone bringen, eine Aussöhnung zu Stande bringen. — 2053 ist
- nach Laohmann verderbt; er hat dafür gesetzt: und machte im unschult
- fcider st, erließ, vergab ihm die Schuld, die er ihr gegenüber hatte; im
- mhd. Wörterbucbe 2", 186^, 18 wird vorgeschlagen und machte in unschult
- (= unschuldic) wider st. Das letztere würde der Überlieferung am nächsten
- kommen, wenn das Adjectiv unschult für die Zeit Hartmanu's sich nach-
- weisen ließe. Yielleicht haben die alten Abschreiber an dem Zeitworte
- unschuldigen (=von der Schuld reinigen) Anstoß genommen, sodaß es ur-
- sprtUigUch'bieß und unschuldigte in wider si; vgl. darüber außer den Stellen
- im xnhd. Wörterbuche noch Diemer im Wörterbuche zu Genesis und
- Exodus, S. 246, Pfeiffer's Altdeutsches Übungsbuch 177, 36-37, Vilmar,
- Die zwei Recensionen der Weltchronik Rudolfs, S. 25. Oder vielmehr mau
- hat zu lesen : und (sc. brahte in) ze Unschulden wider si, d. h. bewirkte daß
- er ihr gegenüber unschuldig erschien; vgl. Warnung 3544 mant den
- schephcere, Daz er iuwer sünden swcere Mit antlaze geringe Und iuch ze
- unscMlden bringe, dazu die Redensart einen ze Unschulden sagen =i absol-
- vere in der Rabenschlacht 1132. — 2054 gereit, bereit, zur Hand. —
- 2056 •üenasrinne, Sühnerin, Sühnestifterin. — 2059 erwern , behaupten, ver-
- theicUgen. — 2060 ««m, erretten, helfen. —
- 74 III. ABENTEUER,
- ob ez sich gevügen kan,
- s. 84 und enger niuwan des selben man,
- der mir den wirt erslagen h&t. 2065
- ob ez anders umbe in stät
- also rehte und also wol,
- daz ich im min gunnen sol,
- so muoz er mich mit triuwen
- ergetzen miner riuwen 2070
- und muoz mich deste baz hän,
- daz er mir leide hUt getan.»
- Daz si ir magt ie leit gesprach,
- daz was ir als6 ungemach,
- daz siz vil s6re clagte. 2075
- morgen, do ez tagte,
- do kom si wider gegangen
- und wart baz enpfangen
- danne si verläzen waere.
- ir benam diu vrouwe ir swsere 2080
- mit guotem antpfange.
- sine saz bi ir niht lange,
- unz si si vrägen began.
- si sprach: «durch got, wer ist der man,
- den du mir gester lobtest 2085
- (ich wsene du niht tobtest:
- wan ez entohte deheinem zagen),
- der minen herren hat erslagen?
- hat er die geburt und die jugent
- und d'X zuo ander die tugent, 2090
- daz er mir ze herren zimt,
- s. 85 und swenn ez diu werlt vemimt,
- *i064 ich enger niuwan, ich begehre nach nichts als. — 2065 der wirt,f der
- Hausherr , Ehegemahl. — 2006—67 wenn es sonst mit ihm so gut steht. —
- 2068 (junnen mit dat. und gen., einem etwas gönnen , willig gewähren,
- gern tlbcrlasscn. — 2070 einen ergetzen sincr riuwen , einen seme Sohmer-
- zen , ^cine Trauer vergessen lassen , ihn dafür entschädigen. — S071 d€ai$
- haz hän, um so besser halten, behandeln. — 2072 daz, dafttr daA.
- 2073 linfiii leit ge$prechen, einem durch Worte Leid zufUgen. — 9075 t»
- clagfn^ eH beklagen. — 2077 «t=Lunetc. — 2079 C4>rlaxHn, entlaMen. —
- 2081 antjifanc, der Empfang , die Aufnahme. — 20K5 gester , gettem. —
- 2086 du niht tobtest, «du urtheiltest richtig», 1).; toben hier soTiel als:
- falsch urthtiilcn. — 2090 ander die: zu dieser seltenen Wortstellnng Tgl.
- Kreo 9916 und ander die masnenle (nach der Hs. , vun Haupt gel&dert i)k
- u. d'andvr //<.); (iermania 17, 342, .*) und andirf div furstin\ 350, 25 unt
- andire die apostoli; Ordonsbuch der Brüder vom d. K. ed. SchOnhnth
- S. r> andere die hohe herren; schon in Willirams H. Liede 75, 15 — 16 a»-
- df'ren then populuin u. andere thie mcenia; 31, 13 ander das lued; gel&ufiger
- ist andir innen, ander zwen, ander min. -~ 2099 «ireime, sobald als. —
- LUKBTENS RATH FND LAUDINENS BEKEHRUNG. 75
- daz si mirz niht gewizen kan,
- ob ich genomen habe den man,
- der minen herren hat erslagen, 2095
- kanstü mir daz von im gesagen,
- daz mir min laster ist verleit
- mit ander einer vrümekeit,
- und raetestü mirz danne,
- ich nim in zeinem manne.» 2100
- Si sprach: «ez dunket mich guot
- nnd gan iu wol daz ir den muot
- so schöne hfiit verkßret.
- ir Bit mit im ge^ret
- und endurft iuchs niemer geschamen.» 2105
- si sprach: «nü sage mir sinen namen!»
- « er heizet her Iwein. »
- zehant gehullen si in ein.
- sl sprach: «ja, ist mir kunt
- sin name nü vor maneger stnnt: 2110
- er ist sün des kiinec Vri^nes.
- entriuwen ich verst^nes
- mich nü alrßrst ein teil:
- und wirt er mir, so hän ich heil.
- Weistü aber, geselle, 2115
- rehte ob er mich welle?»
- «er wolte wsere ez nü geschehen.»
- «sage, w^nne mag ich in gesehen?»
- 2093 gewizen stv., zum Vorwurf macheu. — 2097 verlegen, einer Sache ihr
- Gewloht, ihren Werth, ihre Geltung, ihre Bedeutung nehmen, indem man
- Anderes oder Besseres ihr gegenübersetzt; sie beseitigen, verdrängen;
- ▼ffl. Pfeüfer's Altdeutsche Beispiele, XXX, 31 ez ist ouch klai/ebaere, Daz
- #ö manege frümeheit Mit bceser fuore (Lebensweise , Gewohnheit) wirt ver-
- leit; XJlricn ▼. d, Türlln ed. Casparsou 6* Überkraft wolte ir tat verlegen;
- £ike*8 V. Bepgow Zeitbuch 441'.^ 9 he vorlegede dat recht = legem illam
- abrogavit; 460, 12 dar worden twe »ibbe vorleget = duos gradus consanguini-
- taii» relaxavit. — 2098 ander ist unflectierter Dativ, nach alter Weise hier
- vor das Pronomen gesetzt; das Wort steht in diesem Zusammenhange
- scheinbar pleonastlsoh und Iftsst sich im Nhd. etwa so wiedergeben: ander-
- seits (dafttr, statt dessen) durch seine Bravheit. — 3106 — 7=Chre8tieus
- 1815 acomant a nonii» »mes sire Iweins.rt —
- 2103 den muot verkeren, den Sinn ändern, sich eines Bessern besinnen.
- — 2108 in ein gehellen stv., einhellig sein, übereinstimmen. — 2110 vor
- maneger sturU, vor langer Zeit, schon längst. — 2111 künec zwischen Ar-
- tikel u. Xamen gewöhnlich unflektiert, vgl. Fr. Pfeiffer Germania 2, 82. —
- 3112 — 13 meiner Treu! ich begreife es jetzt erst ein wenig; oder es in
- versiinee als Masculinum gefasst mit Beziehung auf Iwein — ich besinne
- mich nun erst etwas auf ihn.
- 2117 er möchte, es wäre schon geschehen. — 2118 u-enne, ■va.xvxk.. —
- \
- 76 III. ABENTBÜfiB,
- «vrouwe, in disen vier tagen.»
- s. 80 «ouwe, durch got i^az wil du sagen? 21*20
- dd machest mir den tac ze lanc.
- nim daz in dinen gedanc,
- daz ichn noch od morne gesehe.»
- «wie weit ir, vrowe, daz daz geschehe?
- ich entroeste iuch niht dar an: 2125
- so snel ist dehein man
- noch niht äne gevidere,
- daz hin und her widere
- möht komen in s6 kurzer. vrist.
- ir wizzet wol wie verre ez ist.» 2130
- «so volge minem r&te.
- min garzün loufet dräte:
- im endet ie ze vuoz ein tac
- daz einer in zwein geriten mac:
- ouch hilfet im der mänschin: 2135
- er läze die naht ein tac sin.
- ouch sint die tage unmäzen lanc.
- sag im, er hat sin iemer danc,
- uud daz ez im lange vrumt,
- ob er morgen wider kumt. 21-10
- heiz in rüeren diu bein,
- und mache vier tage ze zwein.
- er läze im nü wesen gäch,
- unde ruowe dar nach
- swie lange s6 -er welle. 2145
- nü liebe imz, trütgeselle. »
- s. 87 Si sprach: «vrowe, daz si getan,
- ouch sult ir ein dinc niht län:
- 2122 denke, sinne darftber nach. — 212.) noch wie in V. 176.5. ^•immome,
- contrahiert aus luorr/ene, findet sich vorzuf^sweise bei md. Schriftatellem,
- it(t aber auoh oberdeutschen durchaus nicht ungelftuflg neben morgen^ wie
- die Keime auf dorne y xorne^ verlorne zeigen bei L'lrich Trist. 524, 9; Flora
- 4727, G5:«; Sommer zu Flore 3:V22; Mhd. Wörterb. II», 219. — 8125 Hnt%
- an etw. trauten ^ «ihm sichere Hoffnung darauf geben.» B. — 2126 — ^27 96
- snel int — niht äne gevidere^ daz = anichts Ungefledertes ist so schnell, dafi
- 08.» Lachmanu. — 2128 daz=das ez. — 2132 f/arzünt Knappe, Psge. -^
- 2133 — 34 ein Tag reicht für ihn hin um so viel zu Fuß zurUckzalegen, alt
- einer sonst in zwei Tagen mit Koiten erreichen kann. — 2135 der maivf-
- schin, der Mondschein. — 2l3ti ein tac kann als prädikatirer KominatlT
- gcfasst werden wie man sagte : lat mich der schuldige sin ; vgl. zu 9M5 ti.
- Weigand I). Wörterb. s. ▼. lassen. — 2137 unmazen adv. (eigentlich dat.
- pl. = mit Unmaßen), überaus sehr. — 213K er hat stn iciner danc, es wird
- ihm nie vergessen. — 2139 langet auf lange Zeit. -— 2141 diu bein rütren,
- die Beine in Bewegung setzen, eilen. — 2143 vgl. zu 95!^. — 2145 so lange
- als er wolle. — 2146 ez einem liehen, es einem angenehm (liep) machen;
- einen wozu überreden, wofUr einzunehmen suchen.
- LUNETENS BATH UND LAUDJNENS BEKEHRUNG. 77
- besendet iuwer liute
- morgen unde hiute. 2150
- ir nsemet übele einen man,
- däne wsere ir rät an.
- swer volget guotem rate,
- dem misselinget späte.
- swaz der man eine tuot, 2155
- und enwirt ez dar nach niht guot,
- so hat er in zwei wis verlorn:
- er duldet schaden und vriunde zorn. »
- sl sprach: «trütgeselle, ouw^,
- ich vtirhte deiz mir niht wol erge: 2 ICO
- ezn ist lihte niht ir rät.»
- «vrouwe min, die rede lät,
- im habet niender seihen helt,
- ern läze iuch nemen swen ir weit,
- ö er iu den brunnen bewar. 2165
- diu rede ist üz ir wege gar.
- ouw! si sint des vil vr6,
- daz si der lantwer also
- über werden müezen:
- si bietent sich zuo iuwem vüezen, 2170
- swenne si iuwer rede vernement,
- und bitent iuch daz ir in nement.»
- si sprach: «nü sende den garzün hin!
- die wile wil ouch ich nach in
- s. 88 minen boten senden, 2175
- daz wir die rede verenden.»
- Si het in schiere besant:
- wan er was da zehaut.
- der garzün tete als si im beschiet,
- er hal sich als si im geriet, 2180
- 9151 ir ncemet übele ^ es wäre nicht wohl gethaü, wenn ihr nähmet. —
- 3153 wozu sie nicht ihren Bath, ihre Zustimmung gegeben hätten. —
- 3154 spate adv. (zu dem Adjeotiv spmte)^ nicht leicht. — 2155 eine^ allein,
- fftr sich allein, auf eigene Faust. — 2157 in zwei loU, in zweierlei Hin-
- sicht (vgL in drte tots Martina 17, 48, in drte wise Mystiker I, 280, 8). —
- 3158 vriunde bezeichnet hier die Verwandten und Vasallen wie im Armen
- Heinrich 1897 u. 1467 (vgl. 1474); oben V. 2149 hieß es liute. — 2166 «so
- etwMi (diu rede) li^t ganz aus ihrem Wege, fällt ihnen gar nicht ein».
- B. ; liegt gar nicht in ihrem Sinne. — 2167 ouwi, ach t ha 1 — 2168 lantwer
- fem., Landesvertheidigung. — 3169 über werden eines d., einer Sache über-
- hoben werden. — müe»en, sollen, dürfen, können. — 2176 verenden f zu
- £nde bringen. —
- 3178 tefiant, zur Stelle, gegenwärtig, vgl. meine Bemerkung zu Erec
- 1908 und danach Haupt zu Erec 590 (2. Ausg.). —
- 78 III. ABENTEUER,
- wander was gemachet unde gereit
- zaller guote kündekeit,
- er künde ir helfen liegen
- und äne schalkheit triegen.
- d6 sich diu vrouwe des Tersach • 2185
- (daz doch da niender geschach),
- daz der garzün w^re under wegen,
- do begunde diu magt des riters pflegen
- als ir got iemer löne.
- si bat in harte schöne. 2190
- ouch was da gereit
- wol drier hande cleit,
- grä, härmin unde bunt:
- wan des was der wirt zaller stunt
- gewarnet als ein hövesch man, 2195
- der wol des libes pflegen kau
- und ders ouch guote State hat:
- dö weite si im die besten wät
- unde leite in die an.
- des andern abents gie si dan 2200
- da si ir vrouwen eine vant
- unde machte si zehant
- von vröuden bleich unde rot.
- si sprach: «gebent mirz botenbröt:
- iuwer garzün ist komen.» 2205
- s. 89 «waz msere hästü vernomen?»
- «guotiu maere.» «sage doch, wie?
- «da ist ouch min her Iwein hie.»
- »wie mohter komen also vruo?»
- «da treip in diu liebe derzuo,» 2210
- «sage durch got, wer weiz ez doch?»
- «vrouwe, ezn weiz niemen noch.
- 2182 kündekeit fem., Klugheit, List. — 2185 sich eines d. versehen , etwas
- zuversichtlich glauben, hoffen, erwarten, annehmen ; in der Meinang, dem
- Glauben sein. — 2189 so , daß man ihr wünschen muß , Gott möge es ihr
- €wig lohnen; vgl. 296. — 2190 bat (bäte, batte) = badete. — 2192 drier hande
- cleity drei Arten, Sorten Kleider; dreierlei Gewand. — 2193 ^ra, Graawerk;
- härmin, Hermelin ; buntf Buntwerk (schwarz- und weißgefleckter Pelz); ygL
- über grä unde bunt zu den Mibel. 59, 4; Kudrun 156, 2. — 2195 des ge^
- warnet stn, damit versehen sein. — 2197 State fem., Möglichkeit, Gelegen-
- heit; Mittel (=^ facultas): und der auch dazu die geeigneten Mittel hat. —
- 2198 weite, wählte, von wein, — die besten wät ist Acc. sing.; wat fem. =s
- Gewand, Kleidungssttlck. — 2201 dä^ dahin wo. — 2204 botenbröt neutr.,
- Geschenk ftlr Überbringung guter Botschaft {panis rnissi im Baodlieb
- 177, 16). — 2206 inofre ist Gen. pl., von waz abhängig. — 2208 ouch: nicht
- bloß gute Nachricht, auch Iwein selbst ist angekommen. — 2210 da, vgl.
- zu 49ü. —
- LÜNBTBNS RATH UND LAUDINBNS BEKEHBUNG. 79
- niuwan der garzün unde wir.»
- «wan vüerstun danne her ze mir?
- nü genc enwec, ich beites hie.» 2215
- dö diu maget uäch im gie,
- do gebarte sl gellche,
- durch ir gemellche,
- als si mit boesem maere
- zuo im gesendet wsere. 2220
- si hienc daz houbet unde sprach
- trülrecliche , dö si in sach:
- «lehn weiz waz ich tuon sol.
- min vrouwe weiz iuch hinne wol:
- ir ist üf mich vaste zom, 2225
- ich h&n ir hulde verlorn,
- daz ich iuch hie behalten hän,
- und enwll mich doch des niht erlän
- sine welle iuch gesehen.»
- «e des niht ensüle geschehen, 2230
- s. 90 ich läze mir 6 nemen den lip. »
- ^ möhte iu den genemen ein wip?»
- «si hat doch Volkes ein her.»
- «ir geneset wol äne wer:
- ich hän des ir Sicherheit, 2235
- daz iu deheiner slahte leit
- nü von ir mac geschehen.
- si wil iuch niuwan eine sehen.
- ir müezet ir gevangen wesen:
- anders lät si iuch wol genesen.» 224:0
- er sprach; «si vil sselec wip!
- ich wil gerne daz min lip
- 2214 toan, warum nicht. — 2215 genc enweCy ^eh hinweg. — es in beites ist
- <}en. maBC.=ioh erwarte ihn. — 2217 st gebarte geliche als, sie gebärdete
- «ich als ob. — 2218 gemeliche fem., Lustigkeit, Ausgelassenheit, schalk-
- luibfkes Wesen (Yocabularius opt. S. Si^jocus, gemellichi=Altd. Blätter II, 199).
- ■2224 meine Herrin weiß recht gut, gewiß, daß ihr hier innen seid. —
- 2225 sie ist auf mich stark erzürnt. — 2230 — 31 ehe das nicht geschehen
- soll, will ich mir lieber mein Leben nehmen lassen; d. h. aich wollte
- eher mein Leben verlieren als sie nicht sehen» B. — • 2233 Volkes ein her,
- Leute in Menge. — 2235 Sicherheit , die feierliche Zusage, das gegebene
- Wort: dafdr bürgt mir ihr Wort, sie hat mir das feierlich zugesagt. —
- 2236 slahte fem., Art. — 2141 st vil saelic wtpt ist formelhafter Ausdruck
- des Lobes, der freudigen Bewunderung : das vortreffliche Weib 1 welch ein
- herrliches Weibl über das dem Substantiv vorgesetzte Pronomen C«r, st)
- TgL Pfeiffer zu Walther 25, 3.
- 80 III. ABENTEUEB ,
- immer ir gevangen si
- und daz herze d& bi. »
- Sus stuont er üf und gie dan 2245
- mit vröuden als ein saelec man
- und wart doch undäre ehpfangen:
- d6 er kom gegangen,
- weder si ensprach noch enneic.
- do s! also stille sweic, 2250
- daz begunde im starke swären,
- unde enweste wie gebären,
- wan er saz verre hin dan
- und sach si bliuclichen an.
- Do si beidiu swigen, d6 sprach diu magt: 2255
- «her iwein, wie sit ir s6 verzagt?
- lebt ir ode habt ir munt?
- ir sprächet doch in kurzer stunt:
- wenne wurdent ir ein stumbe?
- saget durch got, war umbe 22C0
- s. 91 vlieht ir ein so schoene wip?
- got gehazze iemer sinen lip,
- der äne danc deheinen man,
- der selbe wol gesprochen kan,
- ze schoenem wibe ziehe, 2265
- der si s6 sere vliehe.
- ir möhtent sitzen näher baz:
- ich geheize iu wol daz,
- 2247 undäre adv., unpassend, ungehörig, abstoßend, anfreundlioh.
- (Das Adjectivum dar=a passend , tttchtig, gehörig» hat Hilde^rand su
- Weiske's Sachsenspiegel, S. 34, aus mnd. und md. Quellen nachgewiesen:
- vgl. daerlich in der Germania 12, 94 und dceren, doere in der Germania 17,
- 47 und Lexers HWört. I, 411.) — 2249 noch enneic, noch verneigte sich
- (neic prset. von ntgen); vgl. Eraclius ed. Greef 4152 daz er ensprach noch
- enneic. — 2251 »waren einem , einem schwer, drückend sein oder werden.
- enneic. — 2251 siraren etnem, einem scnwer, uruckend sein oder werden,
- ihn bekümmern. — 2252 zu enweste (wusste nicht) ist das Subject er aus
- dem vorhergehenden Satze dem Sinne nach zu ergänzen. — wie gebären,
- wie er sich benehmen sollte. — 2253 verre hin dan, weit davon, weit von
- LUNETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 81
- min vrouwe blzet iuwer niht.
- swem von den andern geschiht 2270
- s6 leide als ir ir habt getan,
- und sol man des gen&de h&n,
- d& zuo hoeret bezzer lön.
- ir habt den kilnec Ascalön,
- ir vil lieben man, erslagen: 2275
- wer solt in des gen&de sagen?
- ir h&t vil gröze schulde:
- nü suochet ouch ir hulde.
- nü bite wir sl beide,
- daz si ir leide 2280
- geruoche vergezzen. »
- done wart niht mS gesezzen:
- er bot sich dräte üf ir vuoz
- und suochte ir hulde unde ir gruoz
- als ein schuldiger man. 2285
- er sprach: aichn mac noch enkan
- iu gebieten m^re
- wandeis noch ere,
- wan rihtet selbe über mich:
- swie ir weit, also wil ich.» 2290
- 8. 92 «Welt ir allez daz ich wil?»
- «j&, michn dunkets niht ze vil.»
- «so nim ich iu lihte den lip.»
- «swie ir gebietet, sselec wip.»
- «nu was hülfe danne rede lanc? 2295
- Sit ir iuch äne getwanc
- 2269 bizet iuwerniht, beißt euch nicht; der Genetiv iutoer von niht regiert.
- — 2270 8wem, wenn einem. — 2272 eines genäde hän, mit einem Gnade
- haben, ihm seine Gunst, Verzeihung angedeihen lassen. Sinn von 2270 — 73 :
- wenn einer von dem andern solche Kränkung erfährt -wie sie sie von euch
- örfahren hat, so muß man, um seine Gunst zu erlangen, ihm mehr bieten
- (ihm fireundiicher entgegenkommen). — 2274 Ascal6n = Esclados bei Chr.
- von Troies = Salados bei Bitson im englischen Iwaine. — 2282 niht m^,
- nioht länger. — 2283 sich uf ir vuoz bieten, sich ihr zu Füßen legen; vgl.
- Oexmania 17, 123. — 2284 und flehte, daß sie ihm Herz und Blick wieder
- suwenden möchte. — 2286 ich mac drückt mehr die äußerliche, ich kan
- die geistige Befähigung aus; beide zusammeu formelhaft gebraucht, um
- den BegrUf des Könnens mit Nachdruck hervorzuheben: aich kann nicht
- und ich weil^ nicht». B. — 2288 mere wandels, mehr oder größern Schaden-
- ersatz; mÄ^e ist substantivisch gefasst, daher mit dem Genetiv.
- 2293 lihte ady., leicht möglich, möglicherweise. — 2295 nun wozu noch
- lamg^es Beden; hülfe ist Frcet. conj. von helfen. — 2296 getwanc m8.%c.^ ^«rt
- Zwang. —
- BAXTXAim rON AUE. III. 3. Aufl. ^
- 82 ni. ABENTEUKR,
- in mine gewalt hat ergeben,
- nseme ich iu danne daz leben,
- daz wsere harte unwiplich.
- her Iwein, niene verdenket mich, 2300
- daz ichz von unstete tuo,
- daz ich iuwer alsus vruo
- genäde gevangen hän.
- ir hat mir selch leit getan,
- stüende mir min ahte und min guot 2305
- als ez andern vrouwen tuot,
- daz ich iuwer enwolde
- so jähes noch ensolde
- genäde gevähen.
- nü muoz ich leider gäben: 2310
- wandez ist mir so gewant,
- ich mac Verliesen wol min laut
- hiute ode morgen.
- daz muoz ich e besorgen
- mit einem manne der ez wer: 2315
- der ist niender in minem her,
- Sit mir der künec ist erslageu:
- des muoz ich in vil kurzen tagen
- mir einen herren kiesen
- ode daz lant Verliesen. 2320
- Nune bite ich iuch niht vtirbaz sagen,
- s. 93 Sit ir mi'nen herren hänt erslagen,
- s6 Sit ir wol ein so vrum man;
- ob mir iuwer got gan,
- so bin ich wol mit iu bewart 2325
- vor aller vremder hochvart.
- und geloubet mir ein ma^re:
- 2300 niene verdenket mich, denkt nicht nachtbeili^ von mir: beurtheilt micli
- niclit so ungünstig, als ob ich's aus Unbeständigkeit (Leichtsinn) thäte,
- daß n. s. w. — 2303 eines genäde vähen, einem verzeihen, ihn gnftdig er-
- hören, gegen ihn gnädig werden; vgl. Kinzel zu Alexander 3857. — 2305
- wäre ich in Bezug auf meine Lage (ahte^ und mein Bcsitzthum so gestellt
- wie andere Frauen, d. h. bedürfte ich nicht eines männlichen Schutzes. —
- 2308 gähes (adverbialer (fenetiv), eilig, hastig. — 2312 ich mac irol, ich
- kann leicht. — 2314 daz lant besorgen, für das Land sorgen, es bedenken.
- — 2316 her neutr., Volk.
- 2321 Nun verlange ich nicht von euch, daij ihr mir erst noch sagt,
- wer und was für ein Mann ihr seid; dal^ ihr ein tüchtiger Mann seid wie
- ich ihn brauche, habt ilir bewiesen, denn ihr habt meinen Gemahl über-
- wunden; sagen fasse man im Gegensatz zu sU ir in V. 1*323 — 2324 wenn
- (iott nichts dagegen hat, daß ich euch nehme. — 232(> hochvart. Übermath,
- Gewalt. — 2327 ein incerc, ein \V(»rt; «was ich euch sagen will»). B. —
- LUNETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 83
- e ich iwer enbsere,
- ich brseche e der wlbe site:
- swie selten wlp mannes bite, 2330
- ich bsete iuwer e.
- ichn noetllche iu niht me:
- ich wil iuch gerne: weit ir mich?»
- «sprsech ich nü, vrouwe, nein ich,
- so wsere ich ein unsselec man. 2335
- der liebste tac den ich ie gwan,
- der ist mir hiute widervarn.
- got ruoche mir daz heil bewarn,
- daz wir gesellen müezen sin.»
- d6 sprach diu künegin: 2340
- «Ouwi, min her Iweiu,
- wer hat under uns zwein
- gevüeget dise minne?
- es wundert mine sinne,
- wer iu geriete disen wän, 2345
- so leide als ir mir hat getan,
- daz ich immer wurde iuwer wip.»
- s. 94 «mir rietz niuwan min selbes lip.»
- «wer rietz dem libe durch got?»
- «daz tete des herzen gebot.» 2350
- «nü aber dem herzen wer?»
- «dem rieten aber diu ougen her.»
- 2328 eines enbern, geine Absichten auf einen aufgeben. — 2329 brechen den
- Site, die Sitte ' yerletzen , wider die Sitte handeln. — 2330 biten mit dem
- Genetiv, um etwas bitten, anhalten ; vgl. zum 2. Büchl. 752 und Gregor 708.
- — 2332 einem ncetlichen ist ein sonst nicht weiter belegter und darum
- schwieriger Ausdruck. Es kann hier bedeuten : 1) einem lästig fallen, ihm
- aufdringlich werden; aber auch 2) sich einem gegenüber hochfahrend und
- abstoßend benehmen, sich vor ihm in leitler Weise zieren und spröde thun
- (man denke dabei an das undäre empfangen in Y. 2247 fg.); in letzterer
- Beziehung erscheint naetlich im Sinne von ttbermtlthig, hochfahrend, eitel,
- eingebildet (darum lästig, unausstehlich), namentlich im Wälschen Gast
- hei Thomasin von Zerkläre 1446, 5059, 9769; sodann sagt Berthold von
- Begenshurg (I, 54, 1; 114, 38; 118, 11; 320, 8; 337, 27; 397, 1; 414, 25; II, 68,
- 18; 119, 16 u. 18; 120, 6) ez naetlich oder ze ncetlichen machen mit etew., und
- zwar gleichbedeutend mit hochvart trtben (vgl. 54, 1 mit 54, 9 ; 414, 27 #fn ge-
- verte ncetlich machen) und im Gegensatze zu demüetic wesen; und in GAbent.
- III, 124, 503 ez gar ncetlich machen=Bioh zieren und streuben; vgl. Keller
- ErzfthL 446, 3; Clara Hätzlerin S. 68 (89, 38). — 2334 nein ich ist formel-
- hafte Kllipse (ebenso die Bejahung ja ich) bei Antworten, hier so viel wie
- nein ich envoil oder nein ich entuon. — 2337 widervarn^ begegnen, zu Theil
- werden. — 2339 daß wir können, dürfen Lebensgefährten j ein Paar sein.
- 3345 wer euch diese Hoffnung eingegeben, euch auf diesen Gedanken
- gebracht haben mag. — 2346 trotzdem daß ihr mir so weh gethan habt. —
- 2347 immer, je, jemals. — 2348 fg. vgl. 1. Büchl. 581 fg. und in B^ilxft'SL ^«t
- Gegenüberstellung von Itp und herze die VoTbemerkuTvg Aaxu, ^. ^b. —
- 84 III. ABENTEUER,
- \
- «wer riet ez den ougen dö?»
- «ein rät, des mugt ir wesen vrö,
- iuwer schcene und anders niht.» 2355
- «Sit unser ietwederz gibt,
- ez si des anderen vrö»,
- sprach diu küneginne d6,
- «wer ist der uns des wende,
- Wim geben der rede ein ende? 2360
- dazu Yüeget sich niüt under uns drin:
- nü g^n wir zuo den liuten hin,
- ich habe gester besant
- die besten über min laut:
- vor den suln wirz niht stillen. 2365
- ich hä.n in mines willen
- ein teil dar umbe kunt getan.
- die suln wir an der rede hän:
- zwäre ez vüeget sich deste baz.»
- nCt täten si ouch daz. 2370
- Bö si sich ze banden viengen
- unde in daz palas giengen,
- und si hern Iwein gesähen,
- benamen si des jähen,
- si gessehen nie so schoenen man. 2375
- däne lugen si niht an.
- ouch enwärt nie riter anderswä
- s. 95 baz enpfangen dan er da.
- si besähen in als ein wunder
- und sprächen alle besunder: 2380
- «wer brähte disen riter her?
- ob got wil, ez ist der
- den min vrouwe nemen sol.»
- in behägte nie riter also wol.
- 2359 nach der Frage wer ist der uns des wende (im Sinne von nieman uns
- des enwendet wie im Erec 4964) hier der abhängige Sats mit ne: wer hin»
- dert uns daran, daß u. 8. w. — 2360 der rede ein ende geben ^ die Sache
- zur Ausführung bringen, sie wahr machen. — 2362 n& gin wir, nun wollen
- wir, lasst uns gehen; ebenso nü bite toir 2279. — liutey vgl. darüber su
- 2158. — 2364 über min lant, in meinem ganzen Lande; über hier wie das
- lat. per. — 2365 ez stillen , es verheimlichen. — 2368 die sollen, werden
- wir mit hinzuziehen; an der rede, bei der Sache. — 2369 vielleioht diu
- baz statt deste baz mit Lachmann.
- 2371 vgl. zu 79. — 2376 in der Beziehung logen sie nicht (lugen prset.
- von liegenjt darin hatten sie vollkommen Becht. — 2380 alle besunder, jeder
- von ihnen, aUe einer wie der andere, alle ohne Ausnahme. — 2388 ob got
- wil, will's Gott.
- LUVETENS BATH UND LAUDINENS BEKEHRUNG. 85
- Alsus vuorten si in 2385
- durch die liute enmitten hin,
- und gesItzen beide an einer stat.
- diu vrouwe ir truhssezen bat,
- daz er ir rede tsete
- und si des alle baete, 2390
- daz si ez llezen äne zorn:
- si het ir disen man erkorn.
- si sprächen, ez wser äne ir haz
- und in geviele nie dehein dinc baz.
- ein ros daz willeclichen gät, ; 2395
- swer daz mit sporn ouch bestät,
- so get ez deste baz ein teil,
- sl mohten ir willen unde ir heil
- ir lihte geraten.
- ich wsen si rehte täten: 2400
- wan dühte ez si alle missetän,
- si wolde in doch genomen hän.
- D6 der trühsseze getete
- siner vröuwen rede nach ir bete,
- und dö sl ouch hörten sagen, 2405
- ez koeme in vierzehen tagen
- 8. 96 der künec Artus dar mit her:
- vund er den brunnen äne wer,
- s6 wsere er benamen verlorn:
- wan er hete der vart geswom; 2410
- und als in rehte wart geseit
- 2387 und setzten sich beide zusammen. — 2388 truhsoeze swm. , der
- TruchseO, der Oberste unter den Hofbeamten; eigentlich der, welcher
- die Speisen (truht) aufsetzt, dapifer, — 2389 ir rede tuon, ihr Anliegen
- vortragen.-'^ 2392 «r, sich, siöi. — 2393 ez waere äne ir haz, sie hätten
- nichts dagegen. — 2396 mit sporn bestän einen, mit den Sporen nehmen,
- spornen. — ouch, außerdem noch. — 2397 ein teil^ ein gut Stück Weges;
- gewissermaßen. V. 2395 — 97 enthalten eine sprichwörtliche Bedensart,
- TgL Chrestien 2146 li chevax, qui pas ne va lant, s'es/orce, quant an l'es-
- perone. — 2398 — 99 das was sie selbst wünschten und was zu ihrem
- eigenen Besten war, das ihr zu rathen, fiel ihnen wohl nicht schwer:
- die Worte sind nebst dem vorhergehenden Sprichwort als Scherz (schimpf)
- m nehmen.
- 3403 — 4 ir rede getete, ihre Sache vorgebracht hatte. — 2406 der Aus-
- druck in vierzehen tagen ist hier im Allgemeinen zu nehmen und als
- Wiederholung von Y. 900 anzusehen; denn genau genommen betrug die
- Zeit bis Bu der erwarteten Ankunft des Königs Artus nicht mehr so viel
- Tage; Iiaohmann hat daher, aber gegen die Handschriften geändert:
- inner sehen tagen; abei Chrestien nach Holland 2085 ein^ois que la semaine
- past*9 — 2410 swem mit dem Genetiv, etwas eidlich ge\o\>eu. —
- 86 III. ABENTEUER, LTJKETENS BATH U. LAUDIKEN8 BEKEHBUNG.
- des riters geburt und sin vrttmckeit
- zuo der schoene die si sähen,
- von rehte si des jähen,
- ez wsere vrume und ^re. 2415
- waz sol der rede mere?
- wan ez was michel vuoge.
- da wären pfaffen gnuoge:
- die täten in die e zehant.
- si gäben im vrouwen unde lant. 2420
- Vrou Laudine hiez sin wip.
- si künde im leben unde lip
- wol gelieben mit ir tugent.
- da was geburt unde jugent,
- schoene unde richeit. 2425
- an swen got hat geleit
- triuwe und andern guoten sin,
- volle tugent, als an in,
- und den eins guten wibes wert,
- diu niuwan sines willen gert, 2430
- suln diu mit liebe lange leben,
- den hat er vröuden vil gegeben,
- daz was allez waenlich da. tj*
- s. 97 Hie huop sich diu brütlouft sä.
- des töten ist vergezzen: 2435
- der lebende hat besezzen
- beidiu sin ere und sin lant.
- 2 UM zuo, neben, außer. — 2115 es brächte ihnen Nutzen und Ehre (da6
- Hie Iweiii zu ihrem Herrn erhielten). — 211<5 wozu soll man noch weiter
- reden; wozu bedarf es noch längerer Rede. — 2417 fuoge fem., Fftglich-
- keit, Schicklichkeit; es konnte sich ja nicht besser fügen, es war ein
- Klüokliches Zusammentreffen: vgl. Armer Heinrich 1521. — 2419 emem die
- e tuon, ihn trauen.
- 2423 gelieben, angenehm (liep) machen = /leö^n in V. 45 u. 2146. —
- tugent, hier allgemein: Vortrefflichkeit; worin diese bestanden habe, wird
- in den beiden folgenden Versen gesagt. — 2424 da tcas, bei ihr war, sie
- besaß. — geburt, edle Abstammung, hoher Stand. — 2425 rtcheit, Reioh-
- thum, Wohlhabenheit. — 2429 icern, gewähren, bescheren. — 2431 diu
- neutr. pl. , auf den und diu im Vorhergehenden bezogen. — mie lieb^,
- ohne Leid, glücklich. — 2433 wcenlich, der Vermuthung (dem tcäne) nach
- möglich , nach menschlicher Berechnung wahrscheinlich, dem Anscheine
- nach zutreffend; vgl, Erec 5i»7i).
- 2434 brütlouft fem. , Hochzeit. — 2436 besitzen stv. , in Besitz nehmen.
- Vgl. Warnung 3i> diu habe diu ist besetzen, des friunde.% i.st vergezzen. —
- 2437 beidiu — und, sowohl — als auch. — ¥re fem. bezeichnet vorzugsweise
- die fürstliche Macht, die Gewalt des (Jebieters, die Herrschalt (vis regia,
- iinperiumj Corona; vgl. Armer Heinrich l.'>8; Genesis u. Kxodus 18, 22;
- IV. ABENTEUER, KEIl's SPOTT UND GAWEIN's MAHNUNG. 87
- daz was vil wol zuo im bewant.
- ezn wart vordes noch sit
- volleclicher höchzit 2440
- in dem lande nie m^re.
- da. was wünne und ere,
- vröude und michel riterschaft
- und alles des diu überkraft
- des man zem Übe gerte. 2445
- ir riterschaft diu werte
- unze in daz laut vuor
- der künec Artus, als er swuor,
- zuo dem brunnen mit her.
- dö bedorfter guoter wer: 2450
- im entöhte ze herren niht ein zage.
- ezn kom dar nie in einem tage
- so manec guot riter also dö.
- IV. ABENTEUER,
- KEirS SPOTT UND GAWEIN'S MAHNUNCL
- Iwein's Hochzeit ist kaum zu Ende, als der Köuig Artus mit seinem
- Gefolge erscheint, um gleichfalls das Abenteuer an dem Brunnen zu ver-
- suchen. Keii spöttelt, noch ehe es dazu kommt, über Iwein, daß er sei-
- nem Freunde Kalogreant mehr versprochen habe, als er zu leisten im
- Stande gewesen, und erklärt, er werde nun selbst versucheu Kalogreant
- zu rächen. Sobald daher Artus das Becken ergriffen und damit das
- Wasser auf den Stein gegossen hat, drängt er sich, mit des Königs (tC-
- nehinigung, allen vor, um mit dem unbekannten Bitter die erste Lanze
- zu brechen. Iwein eilt gleich darauf herbei und sticht den großspreche-
- rischen Truchseß vom Pferde. Alsdann gibt er sich dem Könif^e zu er-
- kennen und geleitet nach dieser freudigen Überraschung ihn und das
- Gefolge auf seine Burg. Laudine freut sich ihres Ciremahls, der sein Land
- 80 tapfer ku schirmen gewusst. Sie geräth aber bald in große Betrübniss,
- Kindheit Jesu 90, 30; 91, 3; Thomasin 10:.04; Herbort Troj. 17')03; König
- Ortnit in v. d. Hagen's Heldenbuch .U; Babenschlaoht 37: 284; (Jries-
- haber, Vaterländisches, S. 285 u. 28H; Meister (rodefr. Hagen's Beimchrouik
- 36€7; Jänicke zu Ortnit 38, 3). —243« :uo einem beivant sin, jemandes Hän-
- den anvertraut, tibertragen sein (aUcuiusfidei commissum esxe). — 2440 vollec-
- lich, völlig, vollkommen, reichhaltig. — 2441 nie mere , niemals wieder,
- noch nie. -— 2442 ere, Herrlichkeit, Entfaltung von Glanz und Macht;
- Pracht. — 2348 riterschaft, ritterliches Treiben, Turnier. — 2444 diu ührr-
- kraftf die Übermenge, Überfluß, Unzahl. — 244.') zem libe, zum Leben, /.um
- Lebensbedarf. — 24.')0 er, d. h. der Brunnen.
- 88 IV. ABENTEUER,
- als Iwein , von seinem Freunde Gawein ermahnt , daß er über den dl
- liehen Pflichten die des Eitters nicht vergessen möge, sich entschlie'
- auf einige Zeit seine Gattin wieder zu verlassen. Nor ungern gibt
- ihm Erlaubniss dazu und bedingt sich aus , daß er binnen Jahresf^
- wieder zurückkehre. Darauf ziehen Artus und seine Bitter wieder "^
- dannen, mit ihnen Iwein, nachdem er von seiner Gattin noch mit ein
- schützenden Biuge versehen worden ist.
- ^
- Nü was der herre Keii vro, •
- daz er ze spottenne vant. 24^^
- er sprach: «her Kälogreant,
- wa ist iuwer neve her iwein?
- ez schinet noch als ez dö schein
- und ich waene ez immer schine:
- sin rede was nach wine, 24^
- do er iuch hie mit worten räch,
- ouwe wie er sluoc und wie er stach!
- s. 98 wser im ein trinken noch getragen,
- er hete zwelf risen erslagen.
- siner manheit der ist vil.
- deiswär ob er iuch rechen wil,
- so sümet er sich,
- der iuch da richet, daz bin ich.
- ich muoz et aber die not bestän,
- als ich vil dicke hän getan 2470
- da ich vür minen vriunt stuont.
- ichn weiz war umbe si ez tuont,
- ode waz si an in selben rechent,
- die also vil gesprechent
- von ir selber getät, 2475
- 2458 ez schinet, es zeigt sich, man ersieht, man merkt: es zeigt sich
- heute wie damals. — 2460 seine Bede geschah infolge des Weingenus8«t
- oder weil er "Wein getrunken hatte; vgl. V. 816 fg.; Keil meint: das
- trunken houbet lihte tuot , des nüehter man gewan nie muot (Wolftmm
- Willoh. 117, 19). — 2461 räch preet. von rechen, rächen. — 2462—64 mit
- diesen Worten verhöhnt Keil Iwein's Äußerung in V. 806 fg. — 2463 ein
- trinken einem tragen, einen Trunk vorsetzen, einem etwas zu trinken
- bringen; solcher Trunk pflegte gewöhnlich nach dem Essen, am Abend
- aufgetragen zu werden und war meist das Zeichen, daß die Tafel aufge-
- hoben, die Gäste verabschiedet werden sollten. — 2467 »ich «äm«M, ■Anxnen,
- lange warten lassen. — 2469 aber, wieder; et aber, aso wie immer so auch
- jetzt wieder». — 2471 da wo ich für einen Freund von mir einzuBtehen,
- zu kämpfen hatte. — 2473 oder «was sie sich zu Leide gcthan haben, daß
- sie sich selber so schaden durch ihre Buhmredigkeit». Mhd. Wörterbuch. —
- 2475 getät fem., die Thal, das Thun. —
- KBU'S SPOTT UND GAWEIn's MAHNUNG. 89
- SO ins nieman gestät.
- ez ist ze vehtenue guot
- d& nieman den widerslac tuot.
- nü ist er uns entwichen
- im selben lasterlichen. 2480
- er vorhte, wsere er her komen,
- wander sichz het an genomen,
- er müese die not vor bestän.
- ich hetes in doch vil wol erlän.
- Ez swachet manec boese man 2485
- den biderben swä. er iemer kan:
- em beget deheine vrümekeit
- und ist im gar ein herzeleit,
- swem dehein ere geschiht.
- nü seht, des entuon ich niht, 2490
- 8. 99 wan ich eim iegllchen man
- siner 6ren wol gan:
- ich prise in swfi, er rehte tuot
- und verswige sin lasten daz ist guot.
- ez ist reht daz mir gelinge: 2495
- wan ezn sprichet von dem dinge
- niemen minre danne ich.
- iedoch s6 vürdert er sich,
- swfi, sich der boese selbe lobt;
- wand niemen vür in gerne tobt, 2500
- der sine bösheit prise.
- her iwein ist niht wise:
- er möhte swlgen als ich.»
- diu rede dühte si gemellich,
- 2476 einem eines d. gestand einem worin beitreten, beistimmen: ohne dal^
- ihnen jemand beistimmt. — 2478 da wo niemand wieder schlägt; ein
- iprichwOrtlicher Ausdruck. — 2479 hier bezieht sich Keii auf Y. 945. —
- 3480 8ic£i aell)er zur Schmach. — 2481 hety d. h. an den Brunnen. —
- 9483 es eich an nemen, sich etwas vornehmen. — 2483 diu not, hier so yiel
- wie Kampf, äventiure (in diesem Sinne öfter in epischen Gedichten ver-
- wendet; Tgl. Nibelungen ed. Bartsch 1935, 4; 2074, 2; Germania 4, 19, 376;
- Karlmeinet 50, 44). — vor, vorher.
- 3485 awachen, herabsetzen, herabwürdigen. — boese, im Gegensatz zu
- biderbe (tftohtig, brav, trefflich), hier: schlecht, gering, unbedeutend. —
- 2487 «er thut nichts wodurch er sich als einen tüchtigen Mann zeigte». B.
- — 3489 wenn jemand sich Buhm erwirbt, sich auszeichnet. — 2497 minre,
- minder, weniger. — 2498 sich vürdern, sich fördern. — so, damit. — er ist
- auf dai folgende b(Bse man bezogen. — 2503 er möhte, er hätte können
- soUen. — 8504 gemellich, spaßhaft, lustig, ausgelassen. —
- 90 IV. ABENTEUER,
- (laz fr sich dühte also guot: 2505
- wan also schalclichen muot
- gewau niv ritter dehein.
- do sprach min her Gäwein:
- «Wu; IUI, miu her Keii?
- ua sprccliont ir doch, ir sit vri 2510
- valschcr rede: wie schinet daz?
- ir zeigt doch iezuo grozen haz
- diseiii glitten kiiehte.
- nü tuet ir im unrehte.
- erii g(;d;*thte iuwer nie wau wol, 2515
- als ein ritcr des andern sol :
- und düA er nü niht komen ist,
- daz Jiat im lihte an dirre vrist
- ein i^eleh unmuoze benomen,
- daz er niht mohte komen. 2520
- s. 100 durch gut ir sult die rede län!»
- her Kcii sprach: «daz si getan!
- ich wiiude ich rette rehte dran,
- also gerne mac ein man
- übele tu<»u also wol: 2525
- Sit (Ja/ ez iiiemen reden sol,
- ichne }:«rweheu es niemer mere.
- nü, daz sin iuwer ere.»
- 2506 schalcltcfier mwt, rtililochtor, boshafter Bchadenfrolier Sinn.
- 2511 calsc/ie red»'-, böse Nachrede, YerdächtiKang, Verleamdang. —
- 2512 iezuo ^ jetzt. — 251:1 kneht, hior allgemciu: Manu, Kitter; vgl. «um
- Krec G99, 1501, 747'.«. - 2518 au dirre crht, in dieser Zeit, diesem Augen-
- l)lick. — 2519 uninuo:> l'om., das BeschäftigtHein, die Arbeit, Thiltigkeit. —
- 2521- -Eraclius 2(KS1 //• ,sult durch yot die rede län. -- 2524 gtrne adv.,
- leicht niTiglich , ah<'i -.'rue, ebenso leiclit, ebeuHo gut, ebenso wohL —
- mac, kann. - 2527 .v ni/iewn swv. mit ^eii. der Sacht-, etwas erwfthneii. —
- 2528 der Sinn diot>cr ist (schwierig und lässt »ich nur ungeffthr aas
- dem Zusammenhange und aus der Vergleicluing mit andern Stellen er-
- schließen. Wenn man von der zu V. 2437 angegebenen Bedentang des
- Wortes ere Cim Plural hier: die Hoheiturechte, die Vorrechte oder die
- Befugnistio dessen , der über etwas zn gebieten hat) ausgehen darf, ao er-
- gibt sich für unst r*- Stelle folgender, dem Zusammenhange zngleieh ent-
- sprechender Sinn : ihr sollt darüber zu gebieten haben, es mag von eaoh
- allein abhängen. •■•< "oU ^anz auf euch ankitmmen; ähnlich unserm: 2Jie
- haben zu befehlen! Kcii drückt damit seine Fügsamkeit und Ehrerbie-
- tung gegen Gaw« in »uts, der, wie wir au» dem Kroo 1(>16 (vgl. die Anmerk.
- daselbst) wissen, von iillon Bittern das grollte Ansehen an Artus* Hofe
- genoß. Vielleicht wurden die betreffenden Worte, als Höflichkeitsformel,
- mit einer höfischen (iebenle, einem ehrerbietigen Verneinen des Sprechen-
- den, hegleitet. In deni^eiben Sinne fabüe ieb die Stelle bei Beinmar dem
- Alten (MSFr. 199, 35): /cA sprich im niht m.'rr , wan da: er mich »iht da:
- xint sin ire y d. b. dai-'t er mich sieht, > in seiner liewalt allein, uioht
- bei mir; ferner mi l'ar/iv»! V, 121>4: nu »rlä: mich suonc yin dixem vlhe
- KEII'S SPOTT UND GAWEIN's MAHNUNG. 91
- Der künec Artus nam in die hant
- daz becke daz er da. hangend vant 2530
- und schuof ez vol des bronnen
- und wolde rehte erkunnen,
- ob daz selbe msere
- war ode gelogen wsere,
- durch daz er was körnen dar, 2535
- unde begöz den stein gar.
- dö wart daz weter also groz,
- daz alle die da. verdröz
- die dar komen wären:
- und daz si genären, 2540
- des heten si verzwivelt nach,
- dö wart hern Iweine g&ch
- gewäfent von der veste;
- wander sä wol weste,
- ern beschirmte sinen brunnen, 2545
- er wurde im an gewunnen.
- ouch habte her Keii
- also gewäfent da bi.
- s. 101 der hete der ersten tjost gegert:
- der hete ouch in der künec gewert. 2550
- Nu kom her Iwein balde
- dort üz jenem walde
- und gebiut mime libe anders swaz dtn ere sin, d. h. und befiehl mir übrigens,
- was dn sonst zu gebieten haben magst; endlich in einem Beispiele des
- Strickers (Altdeutsche Wälder 3, 218) sagt der Frosch su der im Schwim-
- men unerfahrenen Schnecke : pßig ätnes ainptes alsam «, und underwint
- dich nimmer me sus unkunder lere; daz sint dtn selbes ere, d. b. da (näm-
- lich wenn du in deinem Bereiche, deiner Sphäre bleibst) kannst du schal-
- ten und walten, da hast du allein zu gebieten, da bist du zu Hause. Vgl.
- auch Beneoke Beitr. I, 244, wo es in einem Liede Ulrich^s von Winter-
- ■tetten heißt: volge er miner lere — so tuot er wol — und sint sin ire, und
- Germania 25, 202^ heiser, daz ne sin neine er€ dine , daz du samenes aus
- mengen wisen man wider einen tummen.
- 2531 ackuof, schöpfte, von schaffen stv. , das aber nur im Praeteritum
- diese Bedeutung aufweist, während für die Gegenwart und das Particip
- die Formen von schepfen swv. gebraucht werden. — 2532 erkunnen swv.,
- kennen lernen, erfahren. — 2535 durch daz, um dessentwillen. — 2538 mich
- eerdriuzetf ich. fühle mich unbehaglich; vgl. Gregor 794. — 2540 genären,
- genaeen, mit dem Loben davonkamen, prtct. von genesen. — 2541 nach
- »dv., beinahe, fast. — 2542 — 43 Iwein eilte bewaffnet von der Burg; vgl.
- Sreo 6151; den Jüngling von Konrad v. Haslau 283. — 2544 sä wol ve-tte,
- sofort genau wnsste. — 2545 em beschirmte ^ wenn er nicht beschirmte. —
- 3S46 einem etewaz an gewinnen, abgewinnen, entreißen. — 2547 fr habte da
- öi, er hielt in der Nähe, hatte sich nicht weit davon aufgestellt. — ouch,
- Ton der andern Seite. — 2548 also, ebenso, gleichfalls. — 2549 tjost fem..
- SpeeretoiSk, ritterlicher Zweikampf mit der Lanze (=:altfr. jouste, mlat.
- Justa).
- 92 IV. ABENTEUER,
- ze velde gewalopieret,
- in engel wis gezieret.
- in enlrte ros noch der muot: 2555
- wan diu wären beidiu guot.
- sinem herzen liehe geschach,
- dö er jenen halden sach,
- der allez guot verkerte,
- dö in got so gerte, 2560
- daz er im solte gelten
- sin ungevüegez schelten
- und sinen tägelichen spot.
- des lobet er got.
- euch sag ich iu ein msere: 2565
- swie schalchaft Keii wsere,
- er was iedoch vil unervorht.
- enhet in sin zunge niht verworht,
- sone gewän der hof nie tiurern helt.
- daz mugent ir kiesen, ob ir weit, 2570
- bi sinem ampte des er pflac:
- sin het 4nders niht einen tac
- geruochet der künec Artus
- ze truhssezen in sinem hüs.
- Nu wären si under in beiden 2575
- s. 102 des willen ungescheiden :
- 2553 ze velde y in das Freie. — walopieren j galopieren. — 2554 in engel
- wiSf uach Art der Engel, d. h. glänzend, feierlich, festlich, ohne daß dabei
- an eine bestimmte Farbe gedacht würde; vgl. Mai und Beaflor 115: da*
- wären hohe künege rieh, als die engel gezieret; überhaupt wird der glAn-
- zende ritterliche Schmuck öfter mit der engeis (oder engelischen) wät Ter-
- glichen; vgl. darüber W. Grimm, Über Freidank, S. 30; JOng. Titnrel 4550
- u. 5415; ursprünglich wurde darunter die paradiesische Bekleidung d«r
- ersten Menschen vor dem Sündenfall (Genesis u. ExoduB von Diemer 19,
- 14; von Keller's Erzählungen 13, 36; 15, 11; 17, 9; 20, 8), sowie derer, die
- in den Himmel aufgenommen werden (Fundgruben 2, 19, 197; Hemum
- Damen in MS. v. d. Hagen 3, 163>^, 1C5^) und das Messgewand des Priesters
- verstanden (Freidank 15, 12 und anderwärts). — 2555 irren, hindern, stdren.
- — 2557 liebe ist Adverb ; mir ge»chiht liebe , ich werde angenehm bertthrt,
- freudig überrascht, erfreut. — 2559 verkeren, etwas in sein Gegentheil rer-
- wandeln, verdrehen, übel deuten. — 2561 einem etewaz gelten, wiederbezahlen,
- vergelten. — 2567 unervorht, unerschrocken. — 2568 verwürken verb. anom.
- zu Grunde richten, ins Unglück bringen. — 2572 — 74 ihn hftUe sonst
- Artus (d. h. wenn Keii nicht ein so tiuwer helt gewesen wäre) auch nicht
- ^inen Tag lang als Truchseß In seinem Hause behalten; vielleicht hieA
- es ursprünglich : sin hete anders einen tac — geruochet niht der künec Art&s •
- vgl. über einen tac niht=ne diem quidem, Germania 7, 439. '
- 2575 under in beiden, untereinander, beiderseitig. — 2576 in Besag auf
- ihr Verlangen, ihr Trachten nicht unterschieden; von gleicher Kampf-
- begier erfüllt; vgl. 6520 u. Anm. zum 2. Bttchl. li»6. —
- KEII'S SPOTT UND GA WEINES MAHNUNG. 9B
- ir ietweder ged&hte sSre
- üf des andern ^re:
- ir gelinge was ab misllch.
- diu Ijost wart guot unde rieh, 2580
- unde der herre Keil,
- swie boese ir wsenet daz er si,
- er zestäch sin sper unz an die hant.
- Ak mite wart' ouch er gesant i
- üz dem satele als ein sac, \ 2585
- daz em weste wä er lac.
- dochn Wolter im niht m^re
- tuon dehein un^re,
- wan daz er schimpflichen sprach,
- dö er in vor im ligen sach: 2590
- «war umbe ligt ir da durch got?
- nü wäm si doch ie iuwer spot,
- den äne ir schulde misselanc.
- vielet ir sunder iuwem danc?
- michn triege danne min wän, 2595
- ir habt ez gerne getan:
- ezn mohte iu anders niht geschehen.
- ir woltet niuwan gerne sehen,
- welch Valien wsere.
- ez ist doch lasterbsere. » 2600
- Er nam daz ors, dö erz gewan,
- und Yuortez vür den künec dan.
- er sprach: «ditz ros hän ich genomen:
- herre, heizet eteswen komen
- von iuwerm gesinde, 2605
- der sichs underwinde.
- s. 103 ich enger niht iuwer habe,
- ichn gewinnes iu anders abe.»
- des genädet er im verre.
- 3577 er gedahte ^/, er hatte es abufesehen auf. — 3579 mislteh, yerschiedeD-
- artig, ungleich. — 3580 rieh, herrlich, prächtig; vgl. Erec 6913 u. Eraclius
- 4773. — 3583 «er zersplitterte es bis an die Hand». B. — 2584 senden,
- werfen. — 3589 tchimpflichen adv., spottend, scherzend. — 2591 durch got.
- Tgl. zu 1499; Ausruf der Beschwörung, der Verwunderung. — 2594 mnder
- iuwem dane, ohne euern WiUen. — 2595 wenn ich mich nicht täusche,
- irre ; niei opinio me fallit. — 2596 gerne, absichtlich, mit Fleiß. — 2599 «was
- fiülen sei». B.; toelch (ahd. hwelich), wie beschaffen. — 2600 lasterhmre,
- sohimpflich, unehrenhaft.
- 3608 woffeme ich sie nicht auf andere Weise euch abgewinnen kann, —
- S$O0 genaden, danken. —
- 94 IV. ABENTEUER,
- er sprach: «wer sit ir, herre?» 2610
- «ich bin ez Iwein.« «nü durch got.»
- «herre, ich hin ez sunder spot.»
- Nü saget er im maere,
- wie er worden waere
- herre da ze lande. * 2615
- siner eren und Eeii schände
- vröuten si sich alle do:
- dochn was da niemen also vro
- also min her Gäwein:
- wan ez was ie under in zwein 2629
- ein ges^lleschaft äne haz,
- und stuont vil verre deste baz
- ir ietweders wort,
- noch lac der herre Keii dort
- gar ze spotte in allen: 2625
- wander was gevallen
- üf den lip vil sere.
- und wsere ein selch un^re
- an einem biderben man gesehen,
- der im vil manegiu was geschehen, 2630
- der sich lasters künde schämen,
- der h2et6 benamen
- die liute gevlohen iemer me.
- ez tete im an dem libe we,
- ez was im anders sam ein hast: 2635
- wandez hete der schänden last
- sinen rücke überladen.
- s. 104 ez enkunde im niht geschaden
- au sinen vröuden also,
- daz er iender unvrö 2640
- 2611 ez dient hier nach mittelhochdeutscher Weise dazu, das perBÖnliche
- Prädicat voraus anzudeuten; bleibt im Nhd. iinübersetzt ; vgl. 3016, 3509.
- — 2612 sunder spot, ohne Scherz, in allem Ernste.
- 2613 einem moere saf/en, berichten, erzählen. — 2621 yesellescha/t, freand-
- schaftliches Verliältnili, Freundschaft. — 2622 vil verre deste baa, am so
- viel besser. — 2623 wort, der Kuf, in dem jemand steht. — 2628 — 31 über
- die Hartmauu oi^enthUmliche Weise, zwei zusammengehörige SAtze oder
- Satztheile von zwei ebenso eng zusammengehörigen sich gegenseitig aus-
- einander reißen zu lassen vgl. K. Faust in iSteinmeyer^s Ztschr. 24, 4.
- 2630 der ist Genetiv des Relativs, auf unere bezogen, von manegiu ab-
- hängig; das der (--qui) im folgenden Verse bezieht sich auf biderben man
- zurttck. — 2635 sam ein hast, wie Bast, d. h, wie gar nichts; bast hftuflg
- in, fiesem Sinne gebraucht. — 2636 — 37 er war so schon mit Schande über-
- laden, daß er die eben erlittene Beschimpfung nicht weiter beachtete. —
- KEIl's SPOTT UND GAWEIN's MAHNUNG. 95
- gegen einem häre wurde dervon;
- wan er was lasters wol gewon.
- Sus hete der strit ende
- mit slner missewende
- und mit lästerlichem schalle. 2645
- die andern muosen alle
- hern Iwein wol gunnen
- sines ländes und des brunnen
- und aller siner ^ren:
- sine möhtens im gemeren, 2650
- in was anders niht gedäht.
- sus het erz umbe si alle brS^lit.
- «
- Nu reit der künec ArtAs
- durch sine bete mit im ze h(iH.
- dane irte unstate noch der muot, 2655
- dane wurde handelunge guot;
- daz er äne sin laut
- nie bezzer kurzwile vant:
- wan dem was et niht gelich,
- unde ist euch unmügelich 2660
- daz im üf der erde
- iemer iht geliches werde.
- Diu künegin was des gastej^ w-i,
- ze hern Iweine sprach si do:
- «geselle unde herre, 2665
- ich gna.de dir vil verre
- s. 105 unsers werden gastes.
- zwäre du hast es
- iemer 16n wider mich.»
- 2641 gegen einem hare , um ein Haar, im GerinKS"'«'«".
- 2644 missewende fem., das UmBchlaf^en yom Besai'ru /.um. Schlechtem,
- das MiBslingen , die Entehrung, Beschimpf unf?. — 264 r. lasterlicher schal,
- Iftutea Hohngelächter, höhnender Juhelschall. — *J650 — r»l nur darauf wie
- sie ihm dieselben (Ehren) mehren könnten, auf anderes waren sie nicht
- bedacht. — 2652 ez umbe einen bringen, sich um »'inen verdient machen
- (und dadurch seine Zuneigung, sein Herz vr^winnen); vgl. Deutsches
- Wörterbuch 2, 386 u. 1119.
- 26bb unstate fem., ungünstige Lage, Unvermr>gt'n. itetiürftigkeit, Mangel :
- weder Mangel noch guter Wille verhinderten liii-i . die Bewirthung
- eine gute war. — 2657 äne, außer.
- 9666 vil verre genäden mit Genetiv: recht silir danken wegen einer
- Sache. — 2668—69 wider mich, mir gegenüber, wa^mich betrifift, von mei-
- ner Seite : glaube mir, du hast dafür ewig Dank von niir zn beanapru.
- 96 IV. ABENTEÜEB,
- von schulden vröute si sich: 2670
- wan si was onz an die zit
- niuwan nach wäne wol gehlt:
- nu enwas dehein wä.n dar an.
- alrest liebet ir der man.
- dö ir diu ^re geschach, 2675
- daz si der künec durch in gesach,
- dö hete si daz rehte ersehen,
- daz ir wol was geschehen,
- und hete ouch den brunnen
- mit manheit gewunnen 2680
- und werte ouch den als ein helt.
- si gedähte: «ich hän wol geweit.»
- Der gast wirt schiere gewar,
- enist er niht ein töre gar,
- wie in der wirt meinet; 2685
- wander im bescheinet
- an etelicher swsere,
- ist er im unmsere:
- und geherberget ein man
- da, ims der wirt wol gau, 2690
- dem gezimet deste baz
- sin schimpf unde sin maz.
- ouch enwirt diu Wirtschaft nimmer guot
- äne willigen muot.
- nü vant der künec Artus 2695
- werc und willen d& ze hüs.
- Unde min her G&wein,
- an dem niht des enschein,
- s. 106 ern wsere hövesch unde guot,
- der erzeicte getriuwen muot 2700
- hern Iwein sinem gesellen;
- ich werde dir meinerseitt ewig dafür dankbar sein. — 2670 von sekuleUny.
- mit Beoht : sie hatte aUe Ursache sich zu freuen. — 2672 gehU partie. von
- gehlen oder gehtwen, verheirathen , vermählen. — nach tcäne, nach trn-
- sicherm Vermuthen, auf gut Glück, aufs Gerathewohl. — 2673 dehein wdn,
- kein bloßes Wähnen, kein Zweifel. — 2674 lieben, lieb, werth sein.
- 2685 wie sein Wirth gegen Ihn gesinnt, geneigt ist. — 2686-88 weil
- er es ihn merken lässt an diesem und jenem Leid (das er ihm vorercfthltk
- wenn er ihm nicht genehm ist. — 2691 gezemen, geeignet sein: wohl an-
- stehen. — 2692 Benecke : «was für die Unterhaltung und Aufheiteranff des
- Gastes sowohl als für seine Bewirthung von dem Wirthe geschiehtv.
- mag neutr., Speise. — 2693 Wirtschaft , Beköstigung, Mahlzeit. — 2696 iere
- und Wille, That und guter Wille ; köstliche Bewirthung und wohlwollende
- Gesinnung von Selten des Wirths.
- 2698 99 der nie anders erschien als höfisch und gut. —
- KEIl's SPOTT UND GAWEIn's MAHNUNG. 97
- als ouch die wisen wellen,
- ezü habe deheiniu gr oezer kraft
- danne unsippiu geselleschaft,
- gerate si ze guote; 2705
- und sint si in ir muote
- getriuwe under in beiden,
- so sich gebruoder scheiden.
- sus was ez under in zwein:
- der wirt und her Gäwein 2710
- wären ein ander liep genuoc,
- so daz ir ietweder truoc
- des andern liep unde leit.
- hie erzeigte sine hövescheit
- her Gäwein der bescheiden man, 2715
- unde sage iu war an.
- Diu maget hiez Lünete,
- diu so bescheidenlichen tete,
- daz si von grözer herte
- hem Iweinen nerte 2720
- mit ir vil guoten witzen.
- zuo der gienc er sitzen
- und gnadet ir vil s^re,
- daz si so manige ^re
- hem iweine sinem gesellen bot: 2725
- wan daz er mislicher not
- äne kumber genas
- s. 107 und da ze lande herre was,
- daz ergienc von ir schulden.
- 2702 und das ist auch die Meinung verständiger, erfahrener Leute. — 2703 bei
- deheiniu ergänze aus dem folgenden geselleschaft : keine Verbindung,
- Freundschaft, kein geselliges Band ; vgl. Paul Mhd. Gramm. 219. — 2704 un-
- 9ippe, nicht blutsverwandt. Vgl. Freidank 95, 16 gemachet friunt ze noeten
- statf da Wtte ein mäc den andern lät und einige andere Sprichwörter, in
- denen Freundschaft über Verwandtschaft gesetzt wird, bei Zingerle, Die
- deutschen Sprichwörter im Mittelalter, S. 40 u. Haupt, Zeitschr. 15, 467
- und Heinrich von Beringen 6080 ich ucasn, daz guote geselleschaft hab über
- alle tippe kraft. — 2705 wenn sie wol gerätb, etwas Gutes daraus wird. —
- 2706 st dem Sinne nach bezogen auf den in geselleschaft liegenden Begriff:
- die gesellen, — 2708 «o, während. — 2714 hövescheit, das feine Zartgefühl,
- die höfliche Bücksichtnahme , das zarte Mitgefühl; theilnehmende Höf-
- lichkiBit, Freundlichkeit-, vgl. 2744 und Erec 3460. — 2715 bescheiden, ver-
- ständig, taktvoll (eigentlich = der da weiß was sich gebührt).
- 2718 bescheidenlichen adv., verständig, rücksichtsvoll. — 2719 herte fem.,
- Notb. — 2721 Witze im Plural : Verstand, Sinn, Art und Weise. — 2726 mis-
- Itdi. ferschiedentlich, manigfach. — 2727 genesen mit gen.: von etwas ge-
- rettet, befreit werden, aus etwas unversehrt hervorgehen. — 2729 ergän,
- gescheben, bewirkt werden. —
- babtmanh von aue. iu. 3. Aufl. 1
- 98 IV. ABENTEUER,
- des gnadet er ir hulden. 2730
- wan zwäre ez ist guot,
- swer gerne vrümeclichen tuot,
- daz mans im genäde sage,
- daz er dar an iht verzage
- (wan da hoert doch arbeit zuo); 2735
- und swer ouch dankes missetuo ,
- daz man dem erbolgen si:
- der ziuhet sich ouch lihte derbi.
- Her Gäwein sprach: «vrou Lünete,
- iuwer rät und iuwer bete 2740
- hat mir liebes viel getan
- an dem besten vriunde den ich hän.
- er hat mirz allez wol geseit,
- wie im iuwer hövescheit
- dise ere hat gevüeget, 2745
- der in durch reht genüeget.
- er hat von iu ein schoene wip,
- ein richez laut unde den lip
- und swes ein man zer werlte gert.
- wser ich s6 biderbe und s6 wert, 2750
- daz min göret wsere ein wip,
- ichn hän niht liebers danne den lip:
- den gsebe ich iu ze löne
- umbe mins gesellen kröne,
- die er von iuwern schulden treit.» 2755
- hie wart mit stseter Sicherheit
- ein gesöUeschaft under in zwein.
- s. 108 vrou Laudine und her Iwein
- die buten in ir hüse
- dem künige Artuse 2760
- 2732 gerne, mit Willen. — vrümeclichen tuon, brav, gut handeln. —
- 2734 daz— iht, daß nicht etwa, ne forte, ebenso 2785 u. 2788. — verzagen,
- uMuth und Lust verlieren ». — 2736 dankes (Genetiv), mit Absicht, vor-
- sätzlich. — 2737 erbeigen stv. , vgl. zu 1789. — 2738 sich derbt ziehen , sich
- bilden oder richten darnach; vgl. Docen Mise. II, 215; Eilhart Trist. 35,
- 212; Demantin 5823; Mone, Altd. Sohausp. 101, 60 da cziet {ich edelenritter
- bi; Gerhard v. Minden 14, 36; 16, 64; vgl. zu Iwein 7367.
- 2740 bete fem., Bitte, Anrathen, JPürspraohe. — 2746 «mit der er wahr-
- haftig alle Ursache hat zufrieden zu sein». B. — 2449 zer werlte , auf der
- Welt, auf Erden. — 2751 eines geret sin, durch einen geehrt, beglückt
- sein. — 2756 mit stceter Sicherheit, mit fester Unverbrüchlichkeit, unrer-
- brüchlich fest; indem man sich gegenseitig die Versicherung gab, daß
- der Band stcete d. h. fest, ewig sein sollte. — 2759 buten preet. plnr. yon
- bieten (ich bot).
- KEn's »POTT UND GAWEIN's MAHNUNG. 99
- seih ^re diu in allen
- muose wol gevallen.
- Dö si da siben naht gebiten,
- dö was euch zit daz si riten.
- dös urloup nemen wolden, 2765
- die da riten solden,
- her Gärwein der getriuwe man
- vuorte hern Iweinen dan
- von den liuten sunder.
- er sprach: «ezn ist niht wunder 2770
- umb einen saeligen man,
- der dar nach gewerben kan
- und dem vrümekeit ist beschert,
- ob dem vil 6ren widervert.
- doch ringet dar n&ch allen tac 2775
- manec man so er meiste mac,
- dem doch dehein ere geschiht:
- dem hat der sselden niht.
- nü ist iuwer arbeit
- sseleclichen an geleit: 2780
- iu hat erworben iuwer haut
- •ein schoene wlp unde ein laut.
- Sit iu nü wol geschehen si,
- s6 bewaret daz da bi,
- daz iuch iht gehoene 2785
- iuwers wlbes schoene.
- Geselle, behüetet daz enzit,
- daz ir iht in ir schulden sit,
- 8. 109 die des werdent gezigen,
- daz sl sich durch ir wip verligen. 2790
- kSrt ez niht al an gemach^
- 2763 geUten prset. von gebtten sty., gewartet, sich aufgehalten hatten.
- — 2769 sunder adv., beiseit. — 2770 ezn ist niht wunder, es ist kein Wun-
- der, nicht zu verwundern. — 2771 umb, in Betreff. — 2772 der danach,
- d« h. nach Erwerbung von ere, seine Thätigkeit zu richten versteht. —
- 277& allen tao, alle Zeit, fortwährend. — 2776 s6 er meiste mac , .so sehr
- als er nur kann. — 2778 soelde pl., gltLckliche Erfolge, GltLck. .— 2780 mit
- gutem Erfolg, segensreich angewandt. — 2784 ez bewaren, sich davor hüten.
- — 2785 geh einen f einem Schande, Schaden an seiner Ehre bringen.
- 2788 daß ihr nicht die Schuld derjenigen aufladet, nicht etwa zu denen
- gehOrt. — 2789 zihen stv., zeihen, beschuldigen. — 2790 sich verligen, durch
- langes Liegen, durch allzu viel Gemächlichkeit in Trägheit versinken,
- sich dadiurah verderben. — 2791 gebt euch nicht ganz und gar der Ge-
- mftchliohkeit , der Thatenlosigkeit hin. —
- 100 IV. ABENTEUER.
- als hern £recke geschach,
- der sich ouch also manegen tac
- durch vrowen flniten verlac.
- wan daz er sich erholte 2795
- sit als ein riter solte,
- so wsere vervam sin ere.
- der minnete ze sere.
- Ir hat des iuch genüegen sol:
- dar under lere ich iuch wol 2800
- iuwer ere bewarn,
- ir sult mit uns von hinnen vam:
- wir suln turnieren als e.
- mir tuot anders iemer wo,
- daz ich iuwer künde hä.n, 2805
- sol iuwer riterschaft zergän.
- Maneger beschirmet sich da mite:
- er gibt ez si des hüses site,
- ist er Gliche gehit,
- daz er danne vür die zit 2810
- sül weder riten noch geben:
- er gibt er sül dem hüse leben,
- er geloubet sich der beider,
- vröuden unde cleider,
- die nach riterlichen siten 2815
- sint gestalt und gesniten:
- s. 110 und swaz er warmes an geleit,
- daz gibt er ez si wirtes cleit.
- er treit den lip swäre.
- L'7y2 vgl. darüber Krec 2965 fg. (uud Gregor ISoy fg.). — i*7»5— % hitte er
- sich später nicht wieder aus seiuer trägen Ruhe aufgerafft, sowie es sich
- für einen Bitter gebührte. — 2797 cerearn sin, hin, verloren sein.
- 27i»9 ihr habt soviel, daß ihr damit zufrieden sein könnt. — 2800 dar
- under y dabei. — 2805 eines künde Acin, mit einem bekannt sein, eines Be-
- kanntschaft gemacht haben. — 2806 wenn eure ritterliche Thfttigkeit all-
- mihlich schwinden, aufhören soll.
- 2807 sich beschirmen^ sich vertheidigen , sich entsc haldigen , Tor-
- schützen. — 2809 gehrt, vgl. zu 2672. — 2^10 rür die zU, über diese Zeit
- hinaus, von der Zeit an. — 2811 riten stv. , zum Turnier oder in den
- Kampf, in den Krieg ziehen; geben hier ^=uälte (.Freigebigkeit) ftben.
- 2813 nch gelouben mit gen., sich eutschlagen, entäußern, darauf versieh-
- ten. — 2815 nach riterlichen siten y auf ritterliche Weise. — 2818 wirtes
- kleity Hauskleid- — -^1^ ^«''* ''/' swdre trugen, u kümmerlich leben», ge-
- drückt einhergehen-, vgl. das Sibelnngonlied 724, 2: urie treit et als*» huk«
- erou KrittnhiU den tipf und Der Minne Lehre von Heinzeleiu 56.1: er sd
- sich ßateclichen tragen. - -
- KEIl's SPOTT UND OAWEIN's MAHNUNG. 101
- mit strübendem häre, 2820
- barschenkel unde barvuoz.
- und daz ist ie der ander gruoz
- den er sinem gaste git:
- er sprichet: «sit der zit
- daz ich erste hüs gewan 2825
- (daz geloubet mir lützel ieman),
- sone wart ich nie zwäre
- des über ze halbem järe,
- lehn müese koufen daz körn.
- hiure bin ich gar verlorn 2830
- (mich müet daz ichz iu muoz clagen):
- mir hat der schür erslagen
- den besten bü den ich hän.
- ich Yürhte ich müeze daz hüs län.
- etswie ernerte ich den lip, 2835
- wan daz ich sorge umbe min wip:
- diene weiz ich war ich tuo.
- da beeret gröz kumber zuo,
- swer daz hüs haben sol:
- Jane mac niemen wizzen wol 2840
- waz ez muoz kosten.
- ich wsere wol enbrosten
- der werlt an andern dingen,
- möht ich dem hüse geringen.»
- Sus beginnet er trüren unde clagen 2845
- unde sinem gaste sagen
- .2820 gtruben, rauh emporsteheu, struppig sein. — 2821 barschenkel adj.,. mit
- bloßen Schenkeln, barbeinig (ygl. Purgoldt's Beohtsbuch 9, 40; Magda-
- lena fol. 41*> barschenkel gie er äne h09en; Deut. Wörterb. I, 1140). — 2828
- eines d. über werden^ ttberhoben werden. — nie ze halbeme järe , nicht auf
- ein halbes Jahr. — 2830 hiure (aus hiü järü) adv., in diesem Jahre, heuer.
- — 2831 müejen, beschweren, ärgern, leid thun. — 2832 der schdr, das
- Hagelwetter. — 2833 bu stm., das bebaute Feld; die Feldfrucht. — 2835
- €tswief irgendwie, auf diese oder jene Weise, so oder so ; einigermaßen. —
- 2838 kumber, Mfllie. — 2839 «wer, wenn jemand. — haben, halten, führen
- — 2842 enbrosten sin mit dat. (von enbresten; entgehen, sich entledigen),
- .Ton der schuldigen Verpflichtung Andern gegenüber befreit sein, sich der
- • Ton Andern gemachten Ansprüche entledigt, seiner Pflicht G-enüge ge-
- .leistet haben, frei vor jemand sein; sich von jemand nicht mehr behelligt
- oder besehwert fühlen; ursprünglich ein der alten Bechtssprache eigener
- Au8drack=der Anklage entgangen, freigesprochen sein; vgl. Schwaben-
- •pi(9gel ed. Wackernagel 8%*, 10; 283, 5; 416, 45; Berthold von Begensburg
- 255, 34; 456, 26; Nürnberger Poliz. ed. Baader, S. 16, 17, 32. — 2844 einem
- geringen stv. , einem im Kampfe gewachsen sein , über ihn Herr werden ;
- hier: «den häuslichen Ausgaben gewachsen sein, nicht unter ihnen er-
- liegen». B. ; ygl. Hugo von Trimberg im Benner 19381: und sicenn da: ts
- kumt mit getwangen und im der biber niht mac geringen.
- m
- ^m *
- ^^H s. 1 11 daz im lieber were.
- ^^^H wasrer nie komen dar.
- ^^H der Wirt h&t war, tmd doch niht gar.
- ■.f»^
- ^^^H daz hüB muoz kosten karte ril:
- ^^^H der ere ze rehte haben wil,
- ^^^H der muoz deste öfter keime slu:
- ^^^H s6 tuo onck linder wllen schin,
- ^^^H ob er noch riters muot habe,
- 28^^
- ^^^H unde eutuo sich des niht abe.
- s
- ^^H em si der riterschefte bl,
- ■
- ^^^H diu im le Buockeaae b!.
- 1
- ^^^B Ich rede als ick erkeunen kan.
- ^^^1 nä durch wen molite ein vrumer man
- 3aea
- ^^^B' gerner wirden Einen lip
- ^^^1 danne durch sin biderbez «ip?
- ^^^1 hat er sick ^reu verzigen
- ^^^1 und wil aich bi ir verligen
- ^^^B^ unde gikt des danne.
- -2865
- ^^^Hb gelich einem b(esen manne,
- ^H
- ^^H daz erz ir ze liebe tuo
- ^^1
- ^^^^E diuie geziehe sick niemer zuo:
- ^^1
- ^^^H wau ir ist von herzen leit
- ^^m
- ^^^^1 3ln imwirde und filu verlegeoheit.
- ■2870
- ^^^H swie rebte liep er
- ^^^^ß Gl mflet, ist er ir ze ofte bi.
- SSM arinei innre, dKIhrd ttboi Annalh», kllaliclia OaMli
- Med'i Triit. 13N dm eil armi wort towSli. — SiM tcÖr Ain. B
- aGbt'bubeu.
- — 8853 wv Wsr im Bfnne von milU, *(1jA-« = . freigebiger Ver
- «altnng de*
- hilteu wn
- «. mit dw
- im BBgemati zu dei ^r^, die er sich auaerli aeiDei Hau
- iirtart nnd Im Turnier xa erwerben hat; »n'- Belnmat to
- V. mi. -
- nbjeot er M
- bler, wie oner in der »11 en SpHobe, getpBrt und aoB dem N
- ergftnSBii. — aSM lidi dii abt (uon, du aurgpben, aich deieen !<
- alladf Ben. —
- XM ,rtenntn, nrtb.il»n.-3Ml bM™ .wt„ wsrtb m«bei>, mll Khr«-™-
- »hen. — Ä8«S lic* »fr.ffi™ einei J-, «loh loiugen ron. veniobt
- Dinf etvu.
- — SMS baar, gemein, uledrlg, unedel, nnritlerlleh, feige, im L
- Mderif und ir™. - 3sas rte* litlr» « bedeutet ia der B
- ■ Anipruch wormuf michenii, igl. mhd, Wörtarb. III, Wi",
- M- ihnltok
- igt wDlil Buob in fuien Iw. 73W, Datnucb «erdeu *li bl«
- 1 Anaprueb. daa Uiie er aiob niobt einfalleu. (Sa l'eul Belti. I
- SSO.) Anob
- obnheil. -
- ^^^^^^^..^--^^ f "^^'^fc.
- M
- KEIl'S SPOTT UND OAWEIN's MAHNUNG. l03
- manegiu ziuhet sich daz an,
- durch die vorhte des man,
- daz sis niht verdrieze: 2875
- swaz ab ers genieze,
- s. 112 ob er sich bl ir verlit,
- daz habe er eine äne nit.
- lu Mt verdienet iuwer hant
- eine künegin unde ein richez lant: 2880
- sult ir nü da verderben bi,
- so wsene ich daz noch r!cher si
- äne huobe ein werder man.
- her Iwein, dd. gedenket an
- und vart mit uns von hinnen 2885
- und gewinnet mit minnen
- der küneginne ein urloup abe,
- zeinem tage der vuoge habe,
- und bevelhet ir liut unde lant.
- ein wip die man hat erkant 2890
- in also staetem muote,
- diun darf niht m^re huote
- wan ir selber ören.
- man sol die huote kSren
- an irriu wip und an kint, 2895
- diu so einvaltec sint
- daz si eins alten wibes rät
- gebringen mac ze missetät.
- Ir hat also gelebt unz her,
- daz ichs an iu niht wandel ger, 2900
- nach ^ren als ein guot kneht:
- 2873 sich äaz an ziehen^ sich das Ansehen, den Schein geben. — 2874 vorhte
- des many Fnrcht vor dem Mann. — 2878 daz habe er eine, das mag er allein
- fftr sich behalten, will ich ihm nicht missgönnen; vgl. zu 854; der Aus-
- druck ist ironisch. — ane nity «meinetwegen, ich bin es zufrieden«. B.
- 8883 huobe fem., die Hufe; hier allgemein für: Grundbesitz, Land. —
- 2886 mit minnen (pl. von minne), mit Güte; auf gütliche, freundliche Art.
- — 2888 an einem Tage der sich dazu eignet. — 2889 liut unde lant ist ein
- formelhafter, allitterierend er Ausdruck: das ganze Land. — 2890—91 einen
- erkennen in statem muote, treue, feste Gesinnung an einem wahrnehmen. —
- 2892 huote fem., Aufsicht. — 2892—93 Sinn: die braucht nicht erst unter
- Aufsicht gestellt zu werden, die ist durch ihre eigenen Tugenden, durch
- ihre persönliche Würde hinreichend geschützt. — 2894 keren an, anweA-
- den bei. — 2895 irre adj., nicht sicher, unzuverlässig, untreu (Gegentheil
- Yon State). — 289H. ijr«6r/7if?«n stv. , verleiten (=br Ingen).
- 2900 wandel, Änderung (der Lebensweise); Vertauschuug dft% bl%\i«tV.-
- genljebens mit einem andern; Paul 1. 1. vergleich "Pwtz. b^,*i1 de* engerle
- er Mnen vandel niht. — 29QI nach eren, in, mit :E\iTeTi l,%odLtt.^ ft% tajä^SXjx«^
- 104 ly. ABENTEUER,
- nü hat ir des erste reht
- daz sich iuwer ere
- breite unde mere.
- 8. 113 irte iuch etswenne daz guot 2905
- michel harter danne der muot,
- nü mugt ir mit dem guote
- volziehen dem muote.
- nü Sit biderbe und wol gemuot:
- s6 wirt diu riterschaft noch guot 2910
- in mangem lande von uns zwein.
- des volget mir, her Iwein.»
- Nü versuochte er zehant
- an die vrouwen, daz er vant:
- wan d6 sin bete was getan, 2915
- done hete si des deheinen wän,
- daz er si ihtes bsete
- wan daz si gerne taete.
- daz geweren rou si da ze stat,
- do er si urloubes bat, 2920
- daz er tumieren müese varn^
- si sprach: «daz sölde ich 6 bewarn;»
- done mohte sis niht wider komen.
- sus wart da. urloup genomen
- zeinem ganzen järe. 2925
- ouch swuor si des, zwäre,
- unde belibe er iht vürbaz,
- ez wsere iemer ir haz.
- gereicht). — guot kneht ist im Mittelalter gleichsam ein Ehrentitel fttr
- den Bitter, mit Beziehung auf sein männliches und ritterliches Wesen;
- vgl. zum Erec 13. — 2902 nun erst (nachdem ihr eine künegiu unde ein
- lant euch erworben habt) habt ihr dazu den Beruf, die Verpflichtung;
- nun seid ihr erst dazu verpflichtet. — 2905 mich irret etewaz, mich hin-
- dert etwas, mir geht etwas ab oder fehlt es an etwas. — etswenne ^ früher
- zuweilen , hier im Gegensatz zu nu. Vgl. des Stricker's Daniel fol. 27* :
- irt in etwan daz guot. — 2906 michel harter, viel stärker, viel mehr (tnulto
- validius). — der muot, der Wille, — 2908 volziehen mit dat., mit einem toU-
- ständig Sehritt halten, ihm völlig nachkommen, volle Genüge leisten;
- Erec 2264. — 2909 wol gemuot, gut gesinnt, besonnen, verständig.
- 2913 versuochcn an einen, sich mit einem Gesuch an einen wenden,
- einen mit einer Bitte, einem Anliegen angehen. — 2914 das er vant, sodaß
- er die Einwilligung erhielt, oder: und zwar mit Erfolg, ohne eine Fehl-
- bitte zu thun. — 2917—18 daß er sie etwas anderes bitten würde als das
- sie gerne u. s. w. — 2919 daz geweren, das Gewähren. — rou prset. von riuwen,
- gereuen. — ze utat, auf der Stelle, sogleich (illico). — 2921 müese, könnte,
- dürfte; vgl. zu 2169. — 2922 bewarn, sorgen, daß etwas nicht geschieht:
- das hätte ich vorher verhüten sollen; in volkstbümlicber Bede jetzt: das
- hätte ich vorher wissen sollen. — 2923 es wider komen, von etwas zurück-
- kommen, es ändern, wieder gut machen. — 2927 unde hier hypothetischea
- Satz einleitend, vgl. Paul Mnd. Giam. ^^4, ^. — t5Ürbttt,\^^%«t. —
- KSn's SPOTT rSD GAWBIS'S 1IAH>XKG. lOo
- oach swaor er, des in diu liebe twanc,
- in dühte daz eine jär ze lanc, 20;>0
- ünde em sümde sich niht me,
- er koeme wider, möhte er e^
- esn latzte in ehaftiu not,
- s. 11-^ siechtuom yancnusse ode der tot.
- Si sprach: «iu ist daz wol erkant, 2035
- daz unser ere und unser laut
- vil gar üf der wäge lit,
- im kumt uns wider enzit,
- daz ez uns wol geschaden mac.
- hiute ist der ahte tac 2040
- nach den sunewenden:
- da sol daz järzil enden,
- so kumt benamen ode e:
- ode ichn warte iwer niht mi\
- und lät ditz vingerlin 2045
- ein geziuc der rede sin.
- ichn wart nie manne so holt,
- dem ich ditz selbe golt
- wolde lihen ode geben.
- er muoz wol deste baz leben 2050
- der ez treit und an siht.
- her Iwein, nune verliesetz niht.
- sines Steines kraft ist guot:
- er git gelücke und senften muot:
- er ist sselec der in treit.» 2055
- nü was der künec Artus gereit:
- 2930 duhte ist Conjunctiv, ebenso sümde im folgenden Verse. — 2931 niht
- mSj nicht länger. — 2933 latzte praet. von letzen, aufhalten, hindern (vgl.
- nlid. laß und der letzte). — ehaft, nach dem Gesetz zulässig, rechtsgültig;
- ehaftiu not war ein Ausdruck der alten Gerichtssprache; man begri£f
- darunter das gesetzliche Hinderuiss zum Erscheinen vor Gericht. —
- 2934 siechtuom stm. oder stn., Krankheit. — vancnüsse Stf., Gefangenschaft.
- 2937 Ä/ der wäge ligen, auf der «Kippe» liegen, in Gefahr schweben.
- — 2941 sunewende fem., meist nur im Plural wie hier: Sonnenwende im
- Sommer, SoLstitium. — 2942 järzil stn., Jahresfrist. (Auch diu jdrzal, wie
- in der alten Gießeuer Handschrift steht, kann hier gelesen werden; iu
- der Bedeutung von Jahr steht dieß z. B. iu der Martina 249, 88; 2o4 , 21
- und für: festgesetzte Frist in den Beispielen bei Haltaus, Glossarium
- Germ. 1007 — 8.) — 2943 benamen, pünktlich.. — 2946 ein geziuc der rede,
- eine Bezeugung, Bestätigung des getroffenen Abkommens ; vgl. zu 21.'i(>. —
- 2948 golt stn., der aus Gold gefertigte Ring. — 2949 Ithen stv.» leihen. —
- 2954 senfter muot, gelassene, ruhige, auch heitere Gemüthsstimmuiig. Der
- Glaube an die Wunderkraft verschiedener Steine im Mittelalter allgemein;
- TgL a. B. Parzival XVI, 151 fg. und 0. Jänicke zum Biterolf 7047. —
- 2956 gereity hier: reisefertig. —
- 106 V. ABENTEUER,
- der schiet mit urloube dan.
- nü reit diu vrouwe mit ir man
- s. 115 wol dri mile ode me.
- daz scheiden tete ir herzen wo, 2960
- als wol an ir gebserden schein.
- daz senen bedahte her Iwein
- als er dö beste künde:
- mit lachendem munde
- truobten im diu ougen. 2965
- der rede ist unlougen,
- ern hete geweinet benamen,
- wan daz er sich muose schämen.
- ze lande vuor der künec Artus,
- diu vrouwe widere ze hfts. 2970
- V. ABENTEUER,
- IWEIN'S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG.
- An der Seite seines treuen Gesellen Gaweln zeichnet sich Iwein ip
- verschiedenen Turnieren aus. Ohne daß er es merkt, ist darUher die Frist
- verstrichen, die ihm seine Gattin bis zur Bückkehr bestimmt hatte. Zu
- spät nimmt er seine Yersäumniss wahr. Er geräth dartlber in tiefe Schwer-
- muth ; diese steigert sich bis zum Wahnsinn, als Lunete im Auftrage ihrer
- Herrin vor Karidol erscheint, ihn , den gefeiertsten aller Bitter, der Ver-
- rätherei bezichtigt und ihm gleich darauf zum Zeichen, daß ihn ihre
- Herrin nun verschmähe, den kostbaren Bing wieder abnimmt. Als ein
- wahnsinniger Thor schleicht er sich darauf fort von seinen Genossen in
- den einsamen Wald; dort irrt er längere Zeit ohne Kleider umher, sieh
- nothdürftig von dem erlegten Wild ernährend. Sein Aussehen wird, nach
- und nach so entstellt, daß er kaum wieder zu erkennen ist. Eines Tages
- wird er, als er schlafend daliegt, von einer vornehmen Dame und ihren
- beiden Dienerinnen bemerkt ; au einem Wundenmale erkennen dieselben^
- daß er der vermieste Iwein sein müsse; sie nehmen sich seiner an, in der
- 2962 daz senen bedecken, die Wehmuth, den Schmerz (den der Abschied
- verursachte) verbergen, unterdrücken. — 2963 «so gut er konnte». B. —
- 2964 — 65 indem er den Mund zum Lächeln zwang, giengen ihm die Augen
- Ober; vgl. 1. Büchl. 372 und Freidank 32, 15: da: herze weinet manege stunt,
- 80 doch lachen rnuoz der munt. — 2965 truobten preet. von truoben, sich
- trüben. — 2966 die Sache lässt sich nicht wegleugnen, sich nicht in Ab-
- rede stellen. — 2966—68 vgl. mit 1. Büchl. 374—376. — ern hBte: die Nega-
- tion in dem von unlougen abhängigen Satze nach der Begel, ygl. zu
- 1. Bücbh 547, Iwein 4129; ebenso nach einem negativen zwtvelHf vgl. zu
- Iwein 918; Paul Mhd. Grammat. S^S. — ^%^ ze lande varn^ (wieder) in
- seine Heimat reisen.
- IWBIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 107
- Hoffnung, an ihm einst einen schützenden Bitter zu finden; durch Be-
- Streichung mit einem wunderthätigen Pflaster wird er wieder zur Besin-
- nung gebracht und, nachdem er mit den nöthigen Kleidern versehen, auf
- die Burg jener Frau geleitet, wo er sich bald wieder völlig erholt.
- Dö vrägte micli vrou Minne
- des ich von minem sinne
- niht geantwnrten kan.
- si sprach-, «sage ane, Hartman,
- gihestü, daz der künec Artus 2975
- hem Iweinen vuorte ze hüs
- und liez sin wip wider vam?»
- done künde ich mich niht baz bewarn,
- wan ich sagt irz vür die wärheit:
- wandez was mir vür war geseit. 2980
- si sprach, und sach mich twerhes an:
- «dune hast niht war, Hartman.»
- «vrouwe, ich hän.» «entriuwen nein!»
- der strit was lanc under uns zwein,
- unz si mich brähte üf die vart, 2985
- daz ich ir nach jehende wart,
- s. 116 er vuorte daz wip unde den man,
- und volget im dewederz dan;
- als ich iu nü bescheide.
- si wehselten beide 2990
- der herzen under in zwein,
- diu vrouwe und her Iwein:
- im volgte ir herze und sin lip,
- und beleip sin herze und das wip.
- Dö sprach ich: «vrou Minne, 2995
- nu bedunket mine sinne
- 2972 von minem sinne, nach meinem Verstände (von meinem Stand-
- punkt aus). — 2973 geantwurten; genügende Antwort, Auskunft geben. —
- 2978 da konnte ich mir nicht anders helfen. — 2^79 ich sagte ez vür die
- wärheitf ich erklärte es für wahr. — 2981 twerhes adverbialer Genetiv,
- seitwärts den Kopf nach jemand drehend, von der Seite (daraus stammt
- das nhd. «in die Quere») ; oft hat es in dieser Verbindung den Sinn von :
- zurecht-weisend , grollend, verachtend. — 2983 entriuwen nein, wahrhaftig
- nein; vgl. entriuwen niht im Erec 3374. — 2985 ^/ die vart, daz, dahin oder
- Boweit, daß; ebenso Erec 1361, Armer Heinrich 339. — 2986 einem nach
- Jehen, beistimmen, folgen. — 2987 er sowie im im folgenden Verse bezieht
- sich auf Artus. — 2988 und, während, und doch, und gleichwohl. —
- deweder y keiner von beiden. Die Erklfirung ftlr diese und die vorher-
- gehende Zeile ist in V. 2993—94 gegeben. — 2990—91 sie vertauschten
- beide untereinander ihre Herzen.
- 108 V. ABENTEUEE,
- daz min her Iwein si verlorn,
- Sit er sin herze hat verkorn:
- wan daz gäp im eilen unde kraft.
- waz touc er nü ze riterschaft? 3000
- er muoz verzagen als ein wip,
- Sit wihes herze hat sin lip
- und si mannes herze hat:
- so üebet si manliche tat
- und solde wol turnieren varn 3005
- und er da. heime daz hüs bewarn.
- mir ist zwäre starke leit,
- daz sich ir beider gewonheit
- mit wehsei so verkeret hat:
- wan nune wirt ir dewederes rät.» 3010
- D6 zech mich vrou Minne,
- ich wsere kranker sinne.
- si sprach: «tuo zuo dlnen munt!
- dir ist diu beste vuore unkunt.
- dichn gerüorte nie min meisterschaft: 3015
- ich bin ez Minne und gibe die kraft,
- s. 117 daz ofte man unde wip
- habent herzelosen lip
- und hänt ir kraft doch deste baz.»
- done getörst ich vrägen vürbaz: 3020
- wan swä wip unde man
- äne herze leben kan,
- daz wunder daz gesach ich nie:
- doch ergienc ez nach ir rede hie.
- ichn weiz ir zweier wehsels niht: 3025
- wan als diu äventiure gibt,
- so was her Iwein äne strit
- ein degen vordes und baz sit.
- 2998 verkieseriy außer Acht lassen, aufgeben. — 2999 eilen stn. , Math,
- Manuheit. — 3005 wol, von Bechts wegen, billig, eigentlich. — 3009 ntit
- wehsel. durch Umtauschung. — 3010 vgl. zu 944.
- 3011 zech praet. von zthen, zeihen, beschuldigen. — 3012 er ist kranker
- zinne , ist schwach von (nicht recht bei) Sinnen; vgl. 2. Bttchl. 212.
- 3014 vuore stf., die Art und Weise wie man tert, Lebensart. — 3015 tuich
- gerüeret etewa:, mich rtlhrt, ich empfinde etwas. — 3016 ez deutet hier
- wie in V. 2611 das Prädikatsnomen im Voraus an; im Xhd. ist es in die-
- sem FaUe aufgegeben. — 3020 ich getorste, ich getraute mich. — 3021 stcd,
- eigentlich: wo nur immer, hier (neben genach in V. 3023, vgl. das h&nflge
- seht u'ä) im Nhd. = wie nur immer. — 3027 äne strlt, unstreitig, ohne
- Zweifel. — 3028 degen stm., tapferer Mann, Held. — vordes, vor dieser
- Zeit. — baz sU , mehr noch nach dieser Zeit,
- IWBIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. lOD
- Her Gäwein sin geselle
- der wart sin ungevelle. 3030
- durch not bescheide ich iu wä, von:
- wan diu werlt ist des ungewon,
- swer vrumen gesellen kiese,
- daz er dar an Verliese.
- zwäre geschach ez § nie, 3035
- ez geschach doch im, und sage iu wie.
- Her Gäwein was der höfschste man
- der riters namen ie gewan:
- engalt er sin, daz was im leit;
- wan er al sin arbeit 304:0
- im ze dien^ste kerte,
- wie er im sinen prls gem^rte.
- swä si turnierens pflägen,
- s. 118 des si niht Verlagen,
- da muoste selch riterschaft geschehen 3045
- die got mit eren möhte sehen:
- da vürdert er in allen wis
- und also gar, daz im der pris
- aller oftest beleip;
- unz er der tage ze vil vertreip. 3050
- im gienc diu zit mit vröuden hin.
- man sagt, daz min her Gäwein in
- mit guoter handelunge
- behabte unde betwunge,
- daz er der järzal vergaz 3055
- und daz gelübede versaz,
- unz daz ander jär an gevienc
- und vaste in den ougent gienc.
- 3030 ungevelle stn., Unglück. — 3031 durc7i not, wider (meinen) Willen^
- Tingem. — 3032 denn unter Menschen ist das unerhört. — 3034 dar an
- Verliesen j damit, dadurch Verlust, Schaden haben.
- 3038 engalt er svn, o litt Iwein durch ihn (Gawein) Schaden ». B. —
- 3044 verligen stv., versäumen. — 3047 vürdern swv. , fördern. — allen wis
- adverbialer Aoonsativ, auf alle Weise, in jeder Hinsicht. — 3050 ze vil der
- tage vertrtben, zu viel Zeit vergehen, verstreichen lassen. — 3054 behaben,
- behalten (bei sich). — betwunge prcet. conj. von betivingen. — 3055 järzal,
- vgl. zu 2942. — 3056 daz gelübede versitzen, das Gelübde (durch Sitzen-
- bleiben) versÄumen. — 3057 Die Handschriften weichen hier sehr von-
- einander ab, so daß es fraglich ist, ob die nach Faul in den Text gesetzte
- Lesart riohng ist; vielleicht hieß es: unz ez an ein ander Jär gevienc (wie
- 674 und ez ze tvetere gevienc) \ über an etewaz vähen, ^eraÄen = auf angen,
- beginnen vgl, mhd. Wörterbuch 3, 202^, 19; auch im Lanzelet 830 hieß es
- wohl: do muosten si an ein ander z van. — 3058 ougest, der August; ouwest
- ist die in md. Quellen übliche Form, vgl. Paul 1. 1. 342.
- 110 V. ABENTEUER,
- Nu wären si beide
- mit vröuden sunder leide 3060
- von einem turneie komen
- und het her Iwein genomen
- den pris ze beiden siten.
- nü was mit höchziten
- ir herre der künec Artus 3065
- ze Kariddl in sinem hüs.
- dö sluogens üf ir gezelt
- vür die burc an daz velt.
- da lägen si durch ir gemach,
- unz si der künec da gesach 3070
- s. 119 und die besten alle
- mit vroelichem schalle:
- wand im was komen msere,
- wie in gelungen weere:
- er sagte in gnäde unde danc, 3075
- daz in so ofte wol gelanc.
- Swer gerne vrümeclichen tuot,
- der dem genädet, daz ist guot:
- in gezimt der arbeit desto baz.
- swä man mit worten hie gesaz, 3080
- diu rede was von in zwein.
- nü kom min her Iwein
- in einen seneden gedanc:
- er gedähte, daz twelen wsere ze lanc,
- daz er von sinem wibe tete: 3085
- ir gebot unde ir bete
- diu heter übergangen,
- sin herze wart bevangen
- mit senlicher triuwe:
- in begreif ein selch riuwe 3090
- 3063 ze beiden siten, «Freundes und Feindes Mund priesen ihn. Die su
- einem Turnier versammelten Bitter wurden in zwei Haufen getheilt, welche
- sich .gleich zwei feindlichen Heeren gegenüberstanden». B. 3064 mit
- hSchziten Wesen, ein großes Fest vorhaben, halten, feiern. 3067 gezelt
- fltn., Zelt.
- 3077—78 derselbe Gedanke, nur die Sätze anders geordnet, schon in
- 2731—33; vgl. Erec 7009—10: stcelch man taerltche tuot, toirt inu gelSnet
- daz ist guot. — der, wenn man. — daz ist guot, das ist recht. — 3079 mich
- gezind eines d., mir behagt, gefllUt etwas. — 3080 wo mau sich hier nur
- zur Unterhaltung niedergelassen hatte. — 3083 er kom in einen seneden
- gedanc, «er versank in ein schmerzliches Sinnen». B. — 3084 daz tweUiL.
- 4as Verweilen. — 3085 von, fern von. — 3086 vgl. zu 238. ^
- IWEIN^S WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 111
- daz er sin selbes vergaz
- und allez swlgende saz.
- Er überhörte und übersacb
- swaz man dd. tete unde sprach,
- als er ein tore wsere. 3095
- oach nähten im boesiu msere.
- im wissagte sin muot,
- als er mir selbem ofte tuet:
- 8. 120 ich siufte, s6 ich vr6 bin,
- minen künftigen ungewin: 3100
- sus nähte im sin leit.
- nü seht wä dort her reit
- sins "wibes böte, vrou Lünete,
- von der rate und von der bete
- daz von erste was komen, 3105
- daz si in hete genomen.
- si gähte über jenez velt
- und erbeizte vür diu gezelt.
- als schiere si den künec sach,
- do kom si vür in unde sprach: 3110
- «Eünec Artus, mich hat gesant
- min vrouwe her in iuwer lant:
- unde daz gebot si mir,
- daz ich iuch gruozte von ir,
- und iwer gesellen über al; 3115
- wan einen: der ist üz der zal:
- der sol iu sin unmsere
- als ein verrätsere.
- daz ist hie der herre Iwein,
- der niender in den siten schein, 3120
- d6 ich in von erste sach.
- 3092 allez adverbialer Accusativ, immer, fortwfibreud.
- 3093 Überheeren f überhören, das Gehörte nicht beachten. — 3095 als,
- als ob. — 3097 sein Herz weissagte ihm, hatte eine Vorahnung, ein Vor-
- geffthl. — 3099 stuften mit acc, etwas beseufzen. Das Seufzen als Vor-
- ahnung eines nahenden Unglücks gefasst auch in der Babenschlacht 183.
- — 3104 von der rate, durch deren Bath. — 3105 von erste, zuerst, ursprüng-
- lich. — 8108 erheizen swv., eigentlich: weiden lassen, dann wie hier: vom
- Pferde steigen. — 3109 als schiere, sobald als.
- 3115 über al, alle miteinander, alle zusammen; vgl. 1226. — 3116 toan
- einen, 6inen ausgenommen. — der ist ^z der zal, der ist nicht mitgezählt,
- ist ausgeschlossen. — 3118 verrätoere, Verräther. — 3120 der nicht im Ge-
- ringsten von der Art zu sein schien; dem man durchaus nicht so etwas
- ansah. — 3121 von erste, zum ersten Male. —
- 112 V. ABENTBÜEE,
- daz untriuwe ode ungemach
- ieman von im geschsehe
- dem er triwen Terjsehe.
- slniu wort diu sint guot: 3125
- von den scheidet sich der muot.
- ez schinet wol, wizze Krist,
- s. 121 daz min vrouwe ein wip ist
- und daz si sich gerechen niene mac.
- und vorhte er den widerslac, 3130
- s6 het er sis vil wol erlän
- daz er ir lasters hat getan.
- in dühte des schaden niht genuoc,
- daz er ir den man sluoc,
- eme taete ir leides mere 3135
- unde benseme ir lip und ere.
- A
- Her Iwein, sit min vrouwe ir jugent,
- ir schoene, ir richeit unde ir tugent
- wider iuch niht geniezen kan,
- wan gedähtet ir doch dar au, 3140
- waz ich iu gedienet hän,
- und het si min genozzen län!
- ze weihen staten ich iu quam,
- dö ich iuch von dem töde nam!
- ez wsere um iuch ergangen, 3145
- het ichz niht undervangen.
- daz ichz ie undervienc,
- 3124 verjehen stv. mit dat. und gen., cineju etwa» zusagen, versprechen. —
- :U2G sich scheiden, verschieden sein. — 3127 ez schinet wol, es zeigt sich,
- man sieht es deutlich ; derselbe Vers 815. — 3l2y gerechen stv., rächen. —
- 3130 widerslac, Vergeltung, Rache, Strafe; vgl. zu 2478. — 3132 da: ist
- hier = was; davon abhängig der Genetiv lasters. — 3135 eme tcete, ohne
- daß er thäte; im Nhd. mit loser Anknüpfung des Gedankens: sondern
- er that.
- 3139 si kan ir tugent wider iuch niht geniezen, sie kann von ihrer Tu-
- gend euch gegentlber keinen Vortheil ziehen, kann damit bei euch nichts
- ausrichten, dafür keine Anerkennung finden von eurer Seite; vgl. Gregor
- 2775. — 3140 wan, warum nicht, wie 2214; oder wan— doch als Bezeichnung
- des Wunsches: wenn doch; vgl. Paul Mhd. Gramm. 286. — 3142 und hättet
- meine euch geleisteten Dienste ihr zu Gute kommen lassen; ihr hättet
- doch um meinetwillen sie schonen sollen, genozzen hat hier activeu Sinn :
- einer der genossen, Vortheil von etwas hat. Man denke sich die Redens-
- art lät mich sin genozzen yerliilTzt ana lat mich sin genozzen han; UAch läsen
- werden die dem Participiura beigesellten Hilfsverba in der alten Sprache
- oft weggelassen; vgl. die Anmerkung zu den Liedern 2.8. — 3143 wie
- sehr ich euch zu Statten, wie gelegen eucli meine Hilfe kam. — SM.', es
- ist umbe midi ergangen, es ist um mich geschehen, ich })in verloren.
- 3146 undervähen stv., aufhalten, verhindern.
- IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 113
- daz iuwer ende niht ergienc,
- des wil ich iemer riuwec sin:
- wan diu schulde ist elliu min; 3150
- wan daz ichz durch triuwe tete.
- ez vuocte min rät und min bete,
- daz si leit und ungemach
- verkös der ir von iu geschach:
- s. 122 wand ich het ir ze vil geseit 3155
- von iuwer vrümekeit;
- unz daz si iu mit vrier haut
- gap ir lip unde ir laut,
- daz ir daz soltet bewarn.
- nü hänt ir s6 mit ir gevarn, 3160
- daz sich ein wip wider die man
- niemer ze wol behüeten kan.
- zwäre uns was mit iu ze gäch.
- da stüende bezzer Ion nach
- danne uns von iu geschiht: 3105
- ouch gehiezt irs uns dö niht.
- Miner vrouwen wirt wol rät,
- wan daz ez lasterlichen stät
- zwäre unde ist unbillich:
- si ist iu ze edel und ze rieh, 3170
- daz ir si kebsen soldet,
- ob ir erkennen woldet,
- waz riters triuwe wsere.
- nü ist iu triuwe unmsere.
- doch sulent ir in allen 3175
- deste wirs gevallen.
- 3149 das will ich immer bereuen, darum will ich immer Leid trageu. —
- 3151 toan daz, uur daß, indessen, wiewohl. — durcfi triuwe, auB Mitgefühl.
- — 3152 vuocte pr»t. von vüegen, zu Wege bringen, bewerkstelligen. —
- 3154 verkiesen, unberücksichtigt, fahren lassen. — der: «das Belativum,
- wenn es sich auf mehrere Substantiva bezieht , pflegt nach dem letzten
- constmiert zu werden, und ungemach gebraucht Hartmann als Maskulinum."
- Paul 1. 1. 873. — 8157 mit vrter hant, aus freier Hand. — 3160 mit einem
- tarn, verfahren mit einem, umgehen, ihn behandeln. — 3164 dafür hätte
- man bessern Lohn erwarten können. — 3166 auch ließt ihr uns damals
- nicht so etwas vermuthen.
- 3167 min wirt rat, mir wird noch Abhilfe zu Theil, wird schon ge-
- holfen werden. — 3168 wan daz wie V. 3151. — 3171 kebsen swv. , zum
- Kebsweibe machen, wie ein Kebsweib, nicht wie eine rechtmässige Ge-
- mahlin behandeln, namentlich: das Weib verstoßen, widerrechtlich ver-
- lassen, ihr untreu werden, vgl. Joh. Rothe Chronik 89 u. 679; Konrad's
- Trojanerkrieg 8745; in demselben Sinne steht öfter verkebsen; daher re-
- pudium mit kebesunge, vorkebesunge übersetzt in Des Matthias von Beheim
- Evangelienbach ed. B. Bechstem, S. 271 u. 316; so erklärte das Wort
- schon Mone, Altteutsche Schausp., S. 205. — 8176 deste wirs, (nun) um so
- HABTMAKN VON AUE. III. 3. Aufl. ^
- 111 T, ABZ3FTECZX,
- die triawe und £re mmnent
- tmd »ich des TCZsiiiiieDt.
- daz niiomer ein wol Tmmer man
- kae trinwe werden kan. 3130
- Kti taon ich disen herren knnt*
- ». VZ'd daz 8) iach haben rür dise stont
- Yür einen trinwelosen man
- (da ir wurdet, d4 was ich an
- ensament meineide 3185
- und triuwel68 beide);
- und mac sich der künec iemer schämen,
- hat er iuch m^re in riters namen,
- so liep im triuwe und ere ist.
- euch sulent ir für diese vrist 3190
- miner vrouwen entwesen:
- Hl wil ouch äne iuch genesen,
- und sendet ir wider ir vingerlin:
- daz cnsol niht langer sin
- un einer ungetriuwcn haut: 3195
- sl h&t mich her dern&ch gesant.»
- von hcrzcloide gcschach im daz,
- duz er vcrdulte unde versaz,
- daz siz im ab der haut gewan.
- b1 neic dem küncge und schiet von dan. 3200
- Daz smaßhcn daz vrou Lünete
- dc»m licrron i weine tete,
- dflz givhc wider k^ren,
- der slac slner 6rcn,
- daz sl h6 von im schiet, 3205
- daz si in ontr6stc noch enriet,
- Rt'bhM'htt^v nU \vonlgf<^v. — S177 dif ist auf in allen becogen. — 3178 sich
- ffrs m-Htnn^nt nioh «Inrnuf bowinnon, »U« bedenken. — 3179 icoZ rmm, wirk*
- liob, wnbi'bftft ^nt ; v^l. Sreo 91HVS tnu) meine Anmerkung.
- .11R2 hnh^n, bnlt«"». — tfir WfV 9ttfnt , von dieser Zeit *n; vgL aoAer
- »MO w. »1^ nncb Liodor 4", 11; (iropror 1252. 1561. 2011; Armer Heinrich
- S.^{^. .')M(;. O.'S.'S. — ."^184 8<> «KUgloich mit ouch wurde auch ich mjeiaeidig
- »loNNobI n\n treulos.» 1^. - 3188 r/w^i» in rifers namen haben, einem Kxtter-
- «'ln«> ovNvolPon, «inon wie oi«<»n Kitter behandeln. — 3li»l entwesen ei»e$,
- nbuo oint'n w«»in. niolu m<>hr mit ihm veroimjrt «ein. — 31S8 rer^lden «wt.,
- u«*ftobi'b«>u 1nffff. rfivsitzfin ttv.. xinbemorkt lassen, nicht gewahr werden.
- :^W\ !>nz xmn'hvn. «He NohmÄhung, Bosohimpfting, Entehnmg; su dms
- srnrrfirn fin: .'i" ^'^ vgl. SiV^.N doe tw^i^n da: er Mf. — 3303 pceke a4}-*
- bnsfig, . fHfirr it-fV*»« , ximkohron , hoimkehren. — 3S0i ^etc ttat.«
- Vi»vni<'btnn»ir. - .H2«v> rn mriff int aun dem vorhergehenden in der Dativ
- it}, 7\\ «M'gUnri'u: ohnf ihm Tmnl odov Kath cn ertheilen, oder: eodaft sie
- ilm «»hno Tro^t und ohne Rath liet. —
- IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 115
- daz smseliche ungemach,
- daz si im an die triuwe sprach,
- diu versümde riuwe
- und sin gröziu triuwe 3210
- sines stseten muotes,
- s. 124 diu Verlust des guotes,
- der j&mer nach dem wlbe,
- die benämen sinem Übe
- vil gar die vröude unde den sin 3215
- nach einem dinge jämert in,
- daz er wsere estewä,
- daz man noch wip enweste wä
- und nimer gehörte msere,
- war er komen wsere. 3220
- Er verlos sin selbes hulde:
- wan ern mohte die schulde
- üf niemen anders gesagen:
- in het sin selbes swert erslagen.
- ern hazte weder man noch wip, 3225
- niuwan sin selbes Itp.
- er stal sich swigende dan
- (daz ersach da nieman),
- unz daz er kom vür diu gezelt
- üz ir gesihte an daz velt. 3230
- d6 wart sin riuwe also groz,
- daz im in daz hirne schoz
- ein zorn unde ein tobesuht,
- er brach sin site und sine zuht
- und zarte abe sin gewant, \ 3235
- daz er wart blöz sam ein haut. \
- 3208 vgl. zu 112. — 3209 die verspätete, zu spät erwachte Beue. — 321S jänter
- stm., das schmerzliche Verlangen, die Sehnsucht. — 3216 mich Jämert nach,
- ich verlange sehnstLchtig nach.
- 3221 Er fiel bei sich selbst in Ungnade, zerfiel mit sich selber; vgl.
- wis dir selben holt im Gregor 1278; Ulrich v. Liechtenst. 103, 8 ob ichz mit
- bosheit hän tersolt (verschuldet), ich wirde mir selben nimer holt; Oswald
- von Wolkenstein 116, 2, 10 waz hilft mich silber oder golt ^ Seit ich mir
- selber seiden holt Mag werden wol von herzen. — 3223 die schulde uf einen
- gesagen, die Schuld einem beimessen, auf einen schieben. — 3224 derselbe
- Ausdruck in den Liedern 2, 36. — 3225—26 nach Pfeiffer in der Germania
- 3, 338, dem noch unbekannt war, daß diese Lesart durch Chrestiens be-
- stätigt wird, denn dort heisst es V. 2790 ne het tant rien com lui meisme ;
- vgl. Paul Beitr. I, 374. — 3229 vür diu gezelt, hinaus vor die Zelte, aus
- den Zelten hinaus. — 3230 üz ir gesihte {gesiht stf.), aus ihren Augen. —
- 3832 daz hirne j das Gehirn. — 3233 tobesuht stf., Wahnsinn, Käserei. —
- 3234 stn site u. sine zuht brechen, aus seinem gewohnten Anstand heraus-
- treten; sich über alle Sitte und allen Anstand hinwegsetzen; vgl. Armer
- Heinrich 1294. — 3235 zarte prset. von zerren swv. — 3236 bl6z sam ein
- 116 V. ABENTEUER,
- sus lief er über gevilde
- nacket nach der wilde.
- Dö diu juncvrouwe gereit,
- nü was dem künege starke leit 3240
- s. 125 hem Iweines swsere,
- und vrägte wä er wsere
- (er wolde in getroestet hän)
- unde bat nach im gän.
- und als in nieman envant, 3245
- nü was daz vil unbewant
- swaz man im da, gerief,
- wände er gegen walde lief.
- er was ein degen bewseret,
- ein helt unervseret: 3250
- swie manhaft er doch wsere
- und swie unwandelbsere
- an libe unde an sinne,
- doch meisterte vrou Minne,
- daz im ein krankez wip 3255
- verk^rte sinne unde lip.
- der ie ein rehter adamas
- riterlicher tngende was,
- der lief nü harte balde
- ein töre in dem walde. 3260
- Nü gap im got der guote,
- der in üz siner huote
- dannoch niht vollecliche enliez,
- daz im ein garzün widerstiez,
- der einen guoten bogen truoc: 3265
- fiant; über diese Bedensart vgl. die Anmerkung zu Erec 651.
- 3239 st gereit, sie war weggeritten, prat. von oeriten. — 3240 nü hier
- correlativ=da; ebenso begannt der auf einen Vordersatz mit dS folgende
- Nachsatz in V. 1802. 3284 u. 3468. — 3246 unbewant, erfolglos, vergeblich.
- — 3247 einem geruofen, einen rufen. — 3249 bewceren swv., bewähren, er-
- proben. — 3250 unervceret, unerschrocken. — 3252 umrandelbcere^ makellos,
- untadelhaft. — 3254 meistern swv., bewerkstelligen, fügen, verhängen; als
- Intransitivum ist aber das Wort unüblich; daher vieUeicht meistert in zu
- lesen, wie zwei Handschriften es haben, nach Bechstein in der Germania
- 26, 891. — 3255 kranc , schwach. — 3257 der^ er der, qui. — adameu stm.^
- Diamant, Edelstein; Bild der Festigkeit und Beständigkeit. —3260 ein
- ture, als ein Wahnsinniger und Verrückter; andere Beispiele, in denen
- ein Subst. als prädikatives Attribut erscheint, bei Paul Mhd. Gramm. 308,
- Anmerkung 3.
- 3261 got gap im, Gott erwies ihm die Gnade. — 3268 dannoch niht,
- auch da (oder jetzt) noch nicht. — 8264 mir triderstfpzet einer, mir be-
- gegnet einer, ich stolze auf ihn. — 3265 böge swm. , Bogen. —
- IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 117
- deu nam er im uud strälen gnuoc.
- als in der hunger bestuont,
- so teter sam die tören tuont:
- in ist niht m^re witze kunt
- s. 126 niuwan diu eine umbe den munt. 3270
- er schöz prislichen wol:
- ouch gienc der walt wildes vol:
- swä. daz gestuont an sin zil,
- des schöz er üz der mäze vil.
- ouch muose erz selbe ergäben, 3275
- äne bracken vähen.
- sone heter kezzel noch smalz.,
- weder pfeffer noch salz:"
- sin salse was diu hungernot,
- diuz im briet unde s6t, 3280
- daz ez ein süeziu spise was,
- und wol vor hunger genas.
- Do er des alles vil gepflac,
- nü lief er umbe einen mitten tac
- an ein niuwe geriute. 3285
- dane vant er niht m§ liute
- niuwan einigen man:
- der selbe sach im daz wol an,
- daz er niht rehtes Sinnes was.
- der vlöch in, daz er genas, 3290
- 3266 sträle fem., Pfeil. — 3267 beatän, überkommen. — 3269—70 sie haben
- für nichts weiter Sinn als für das eine was den Mund angeht; vgl. den-
- selben Gedanken im 2. Büchl. 2ü8— 211. — witze stf., das Wissen, der
- Verstand. — 3271 prtsltchen wol, preislich gut, sehr gut, meisterhaft. —
- <3272 der Wald war voll von Wild, das darin umherlief; ähnlich: diu
- burcmür saz volle riter Gregor 1940; Haupt zu Erec 2038 und Paul Mhd.
- Gramm. 204. — 3273 an eines zil gestän, sich einem in den Schuß stellen,
- einem auf Schußweite nahe kommen. — 3274 üz der mäze vil, über die
- Maßen viel. — 3275 ergähen swv., ereilen, erhaschen. — 3276 bracke swm.,
- Spürhund, t— 3277 kezzel stm., Kessel. — 3279 salse swf. , gesalzene Brühe
- . Salsa f franz. sauce). — 3280 briet prset. von braten; sot preet. von
- siedenj sieden, kochen. — 3282 das Subject er, hier nach mhd. Weise ge-
- spart, ist aus im in Y. 3280 und sin in V. 3279 zu ergänzen; vgl. darüber
- Paul Mhd. Gramm. 378.
- 3283 gepflac, gepflegt, getrieben hatte. — 3285 das niuwe geriute, neu-
- ^ereudetes Land, Neubruch, novale; vgl. Gregor 2630; Armer Heinrich 259.
- — 3287 außer einen einzigen (einigen) Menschen. (Der Artikel ein vor
- «t}iec=:ahd. einac, unicus, öfter gespart; so im Armen Heinrich 893; Spe-
- culum Ecclesi» 113, Z. 14; Warnung 2072; Berthold 21, 18; 22, 24 und 25;
- 61, 1; 80, 11; 91, 9; 301, 23; 302, 16; Pass. K. 276, 59; 549, 8; 654, 88 (?);
- Germania v. d. Hagen's 7, 268, Z. 16; Ebernand 743 (nach der Handschrift);
- Sibenschläfer 541; Leyser Predigten 3, 5; Eabenschlacht 268; Gest. 108,
- Z. 14; Heinrich Wittenweiler 20^, 30) ; Wackernagel — Toischer zu A. Hein-
- rich 883. ~
- 118 V. ABENTEUEB,
- (lä bi in sin hiuselin.
- dane wänder doch niht sicher sin
- und verrigelt im vaste die tür :
- da stuont im der töre vür.
- der töre dühtin alze gröz: 3295
- er gedähte: «tuot er einen atöz,
- diu tür vert üz dem angen,
- s. 127 und ist umbe mich ergangen,
- ich arme wie genise ich?»
- ze jungest d6 verdähter sich: 3300
- «ich wil im mines brötes geben,
- so lät er mich vil lihte leben.»
- Hie gienc ein venster durch die want:
- da durch rahter die hant
- und leit im üf ein bret ein bröt: 3305
- daz suozt im diu hungers not;
- wand er da vor, daz got wol weiz,
- so jsemerliches nie enbeiz.
- waz weit ir daz der tore tuo?
- er az daz bröt und tranc da. zuo 3310
- eines wazzers daz er vant
- in einem eimber an der want,
- unde rümte ez im ouch sä.
- der einsidel sach im nä
- und vlöget got vil söre, 3315
- daz er in iemer mere
- erlieze seiher geste;
- wand er vil lützel weste,
- wie ez umbe in was gewant.
- nu erzeicte der töre zehant, 33*20
- daz der töre und diu kint
- vil lihte ze wenenne sint.
- 3297 ange swm., «die Hülse, in welcher der Zapfen einer Thür sich be-
- wegt». B. ; die Thürangel. — 3299 ich arrne, ich Armer. — genise pnes.
- von genesen. — S300 ze jungest, zuletzt. — sich verdenken, sich besinnen.
- 3303 Hie, nun; vgl. 3872 und Pfeiffer's Germania 3, 413, 9. — 8304 rakte
- prset. von recken, recken, ^trecken. — 3306 suozte pr»t. von süezen,^ bü&
- machen, -wttrzen. — 3308 enbizen mit gen., (als Imbiß) genießen. — Jdmer-
- liches nämlich brotes. — 3309 wellen hat hier denselben Sinn wie 1263 und
- 1554. — 3312 eimber stm., Eimer. — 3313 ez einem rumen, einem Fiat«
- machen, sich von ihm zurückziehen; ez bezeichnet hier ein ganz un-
- bestimmtes Objekt, v^l. über diese u. ähnliche Wendungen Paul Mhd.
- Gramm. 220. — 3314 na=:ndch, wie 964.— 3315 eh-g^n swv., flehen, bitten.
- — 3317 erläzen einen eines ^ verschonen einen mit etwas. — 3318 er wette
- vil lütsel, er wnsste sehr wenig, d. h. gar nicht. — 3322 wenenne flectierter
- Infinitiv von wenen swv., gewöhnen. —
- IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 119
- er was d& zuo gnuoc wlse,
- daz er nach dirre spise
- dar wider kom in zwein tagen 3325
- und brähte ein tier üf im getragen
- s. 128 und warf ime daz an die tür,
- daz machte daz er im her vür
- deste willeclicher bot
- sin wazzer unde sin bröt: 3330
- eme vorht in d6 niht me
- und was im bezzer danne S,
- und vant ie ditz da gereit,
- ouch galt er im die arbeit
- mit sinem wiltprsete. 3335
- daz wart mit ungersete
- gegerwet bi dem viure.
- im was der pfeffer tiure,
- daz salz unde der ezzich.
- ze jungest wenet er sich, 3340
- daz er die hiute veile truoc
- unde koufte in beiden gnuoc
- des in zem libe was not,
- salz unde bezzer bröt.
- Sus twelte der unwise 3345
- ze walde mit der spise,
- unz daz der edele tore
- wart gelich eim möre
- an allem sime libe.
- ob im von guotem wibe 3350
- ie dehein guot geschach,
- ob er ie hundert sper zebrach,
- gesluoc er viur üz helme ie,
- 3324 nach der spise, um die Speise zu holen. — 3325 dar wider kom, wie-
- der dorthin kam. — 3326 tier stn. , Thier (weidmännischer Ausdruck),
- Beh. — {// im, auf sich, seiner Schulter. — 3332 einem bezzer sin, für einen
- mehr hesorgt, gegen ihn gütiger, ihm behilflicher sein ; vgl. Herbort Troj.
- Krieg 15553. — 3333 ditz nämlich daz wazzer unde daz bröt; Subject ist
- Iwein, vgl. zu 8282. — 3335 wiltprcete stn., zum Braten bestimmtes Wild,
- Wildfleisoh. — 3336 ungercete stn., Mangel an nöthigem Vorrath oder ge-
- höriger Zuthat; daher mit ungercete, oohne die gehörige Zuthat». B. ; ohne
- alle Zubehör. — 8337 gerwen swv. , gar machen, zubereiten. — 3338 tiuref
- kostspielig, schwer, d.h. nicht zu haben, nicht vorhanden. — 3341 veile
- tragen,. zum Verkauf, zu Markte tragen.
- 3345 tweln swv., bleiben, verweilen. — 3346 mit der spise, bei solcher
- Nahrung. — 3347 der edele tore, vgl. die Anm. zu Erec 431. — 3348 mar
- stm., Mohr. — 3350 guot, hier: von hohem Staude, vornehm, edel; dagegen
- das substantivische guot in der folgenden Zeile = Gutes wie im Nhd. —
- 3353 geslahen stv., schlagen. —
- 120 V. ABENTEUER,
- ob er mit manheit ie begie
- deheinen löblichen pris, 3355
- wart er ie hövesch unde wls,
- wart er ie edel undel rieh,
- s. 129 dem ist er nft vil ungelich.
- Er lief nü nacket beider,
- der simie unde der cleider, 3360
- unz daz in zeinen stunden
- släfende vunden
- drie vrouwen da. er lac,
- wol umb einen mitten tac,
- nähen ze guoter mäze 3365
- bi der lantsträze,
- diu in ze riten geschach.
- und also schiere do in ersach
- diu eine vrouwe von den drin,
- d6 kerte si über in 3370
- und sach in vlizeclichen an.
- nü jach des ein ieglich man,
- wie er verloren wsere:
- daz was ein gengez msere
- in allem dem lande: 3375
- und daz si in erkande,
- daz was des schult-, und doch niht gar.
- 3354 pris begdn, Preis erwerben. — 3358 davon ist nichts mehr an ihm
- zu sehen.
- 8361 zeinen stundeiit einstmals. Man achte auf die kunstvoll ineinander
- verschlungenen Sätze in Z. 3361 — 67 und vergl. dazu die Anm. zu 119.
- Der Relativsatz -- du er lac — ist dem Begriffe, auf den er sich zurflck-
- bezieht — dem nähen ze guoier mdze bi der tantsträze — , gleichsam voraus-
- geeilt; davon noch mehrere Beispiele in der Anm. zum Armen Heinrich
- 1493. — 3365 se guoter mäze nähen, ziemlich nahe, nicht allzuweit. _
- 3367 mir geschiht ze mit Inf., vgl. zu SSO. — 3370 da wandte sie sich zu
- ihm hernieder. — 3372—73. An der von Lachmann aufgenommenen Les-
- art hat Faul Beitr. I, 374 (ihm folgend Bechstein in der Germ. 25, 387)
- Anstol^ genommen, weil er den Nachweis vermisst, daü jehen einfach «er-
- zählen, berichten» bedeuten und einen indirekten Fragesatz nach sich
- haben könne. Warum sollte aber jehen, das in seiner Bedeutung dem
- sagen oft so nahe rückt, nicht auch wie letzteres construiert werden kön-
- nen? man vergl. z. B. Farz. 153, 29 ich swjte als du mir jcehe, tciez äme
- danc geschcehe. Sodann aber Nibel. 891 . 2 ed. Bartsch : ir sult mir dann«
- jehen, velhe ir nemen tcotdet, hetet irs getcalt: Livläud. Keimchronik 5168
- nach gruse er im der botscha/t jach, tcie it um die heiden teere gestatt;
- ebenso steht nach dem der Bedeutung nach verwandten rtrjehen die in-
- direkte Frage in Pars. 554, 80; NibeL ed. B. :i9l. 2; 117S. 2. Aufmerk-
- sameres Lesen und Beobachten wird, so glaube ich, noch mehr Beispiele
- zu Tage fördern. — 3374 geng'' adj., gangbar, tieläufig. verbreitet. — mcere
- neutr.. Rede. — 3377 daz tca-i des schult, das war dadurch veranlasst; da-
- von war dies die Ursache. —
- IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 121
- si nam an im war
- einer der wunden,
- diu ze manegen stunden 3380
- an im was wol erkant,
- unde nande in zehant.
- Si sprach her wider zuo den zweiu:
- «vrouwe, lebt her twein,
- s6 lit er äne zwivel hie, 3385
- oder ichn gesach in nie.»
- s. 130 ir höfscheit unde ir güete
- beswärten ir gemüete,
- daz si von grözer riuwe
- und durch ir reine triuwe 3390
- vil s6re weinen began,
- daz eim also vrumen man
- diu swachheit solte geschehen,
- daz er in den schänden wart gesehen.
- Ez was diu eine von den drin 3395
- der zweier vrouwe under in:
- nü sprach si zuo ir vrouwen:
- «vrouwe, ir mugt wol schouwen,
- daz er den sin hat verlorn.
- von bezzern zühten wart geborn 3:100
- nie ritter dehein
- danne min her twein,
- den ich so swache sihe leben.
- im ist benamen vergeben,
- ode ez ist von minne komen 3:105
- daz im der sin ist benomen.
- und weiz daz als minen tot,
- 3380 ze manegen stunden, vielmal.
- 3386' oder, vgl, Anm. zu 1898. — 3387 höfscheit fem., fein- und zart-
- fühlender Sinn, Zartgefühl; vgl. 2714 u. Erec 3460. — 3388 beswceren, be-
- ktlmmern, mit Betrübniß erfüllen. — 3389 von, aus. — 3390 triuwe, Theil-
- nahme, Mitgefühl. — 3393 swacheit, Erniedrigung. — 3394 in den schänden,
- in 80 schimpflicher Lage.
- 3396 vrouwe, Herrin, Gebieterin. — 3399 sin, Verstand. — 3400 von be-
- seichnet hier die «Eigenschaft». — zuht fem., feine Sitte. — 3401 dehein
- hier aubstantiviach und in unflektierter Form, weil ein Genetiv (ritter)
- vorausgeht, vgl. 1884 und Paul Mhd. Gramm. 227, 7. — 3403 swache adv.,
- niedrig, unwürdig. — 8404 einem vergeben, einem etwas beibringen (das
- ihm das Leben oder die Besinnung benimmt). — 3407 ich weiß das so
- gewiss wie meinen Tod; vgl. 4095; Lassberg's Liedersaal II, 165, 10;
- lianzelet 5881. Sowie an den zwei Stellen des Iwein ist das ich nach und
- gespart, ohne daß es aus einem obliquen Casus des vorhergehenden.
- 122 V. ABENTEÜEE,
- vrouwe, daz alle iuwer not,
- die iu durch sinen ttbermuot ^,^^
- der gräve Äliers nü lange tuet 341^^
- und noch ze tuonne willen hat,
- der wirt iu buoz unde rät,
- ob er von uns wirt gesunt.
- mir ist sin manheit wol kunt:
- wirt er des libes gereit, 3415
- er hat in schiere hin geleit:
- s. 131 und sult ir ouch vor im genesen,
- daz muoz mit siner holte wesen. »
- Diu vrouwe was des tröstes vr6.
- si sprach: «und ist der suht also, 3420
- daz si von dem hirne gät,
- der getuon ich im vil guoten rät,
- wand ich noch einer salben hän,
- die da. Feimorgän
- machte mit ir selber haut. 3425
- da ist ez umbe so gewant,
- daz niemen hirnsühte lite,
- wurd er bestrichen da. mite,
- erne wurde da zestunt
- wol varende unde gesunt.» 3430
- sus wurden si ze rate
- Satzes sich ergänzen lässt, noch in folgenden formelhaften Ausdrücken:
- und sage iu Erec 2362; Iwein 2716; Volmars Steinhuch 294 u. 489; und
- sage dir Stricker's Karl 4612; Amis 591 u. 599; u. bite iuch Erec 2529;
- u. bite dich 5829; u. wil iu Volmars St. 419 u. 521 u. 689; u. toil dich Lassb.
- Lieders. II, 850, 48; u. spriche Berthold I, 72, 37; vgl. Lambel zu
- Yolmar 419; Stejskal zu Hadamar 1; Paul Mhd. Gr. 196. -^ 3408 alle
- iuwer not ist in die Construetion des folgenden Belativsatzes (Attraction)
- hineingezogen und mit die in denselben Casus getreten, gerade so wie im
- Gregor 463, im Armen Heinrich 1035; vgl. J. Grimmas Kleinere Schriften
- III, 327; man erwartete streng genommen, in Hinblick auf V. 3412, den
- Genetiv: aller iuwer n6t. — 3412 buozy Befreiung von einem Übel, Abhilfe:
- dagegen wird euch noch Bath und Abhilfe zu Theil werden. — .3415 des
- libes gereit werden y körperlich frei, rüstig werden; genesen. — *3416 Alf»
- legen f niederwerfen, besiegen. Das umschriebene Prset. Indicat. (h&t —
- geleit) im abhängigen Satz nach vorausgegangenem Präsens erhält den
- Sinn eines futurischen Präsens, vgl. Grimm, Gramm. 4, 158.
- 3420 und ist der suht also, steht es mit der Krankheit so. — S421 gtäy
- ausgeht, entspringt. — 3422 dagegen will ich ihm sehr leicht Abhilfe ver-
- schaffen, dagegen weiß ich ein recht gutes Mittel; vgl. Erec 974. —
- 3423 einer salben partitiver Gen., etwas von einer Salbe. — 3424 Über die
- Zauberin Feimorgan (auch Famurgan , franz. F^e Morgain) ^ die Stief-
- schwester des Königs Artus, vgl. zu Erec 5155; Jung. Titurel 4376, 4. —
- 3427 lite prset. conj. (=doleret) von liden. — 3429 erne wurde, ohne da&
- er würde oder der nicht würde; vgl. Paul Mhd. Gramm. 338. — S430 tcol
- varende, eich wohlbefindend (vgl. da« nb.d. Wohlfarty.^ vg,l. Krsc 263 und
- Gregor 1492. — 3431 ze rate werden ^ aVeh. \)eT«A.\i«a , «\<ä\i ^^ontnftXaciKGL. —
- IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 123
- und riten also dräte
- nach der salben alle dri,
- wand ir hüs was da. bl,
- vil küme in einer mile. 3435
- nü wart der selben wile
- diu juncvrouwe wider gesant,
- diu in noch släfende vant.
- Diu vrouwe gebot ir an daz leben,
- dö s! ir häte gegeben 3440
- die bühsen mit der salben,
- daz si in allenthalben
- niht bestriche da mite,
- wan da er die not lite,
- da hiez si si strichen an: 3445
- s. 132 so entwiche diu suht dan,
- unde er wsere zehant genesen.
- da mite es gnuoc möhte wesen,
- daz hiez si an in strichen,
- und daz si ir nämelichen 3450
- brsehte wider daz ander teil;
- daz wsere maneges mannes heil.
- euch sante s! bi ir dan
- vrischiu kleider, seit von gran
- und deine linwä-t, zwei 3455
- schuohe und hosen von sei.
- Nü reit si also balde,
- daz si in in dem walde
- dannoch släfende vant,
- 3432 also drate=^al86 drate als si ze rate wurden, alsbald, gleich darnach.
- — 3436 der selben wile, in derselben Stunde noch.
- 3439 an daz leben, mit der Drohung, daß es ihr an das Leben gehen
- -würde, falls sie dem Befehle nicht nachkäme; unter Androhung des
- Todes. — 3443 niht] man erwartete iht in dem abhängigen Satze, vgl.
- Germania 7, 447; so nach gebieten und verbieten (daz iht, daz iemer) Erec
- 3099. 3962; Parzival III, 49; IX, 607; Böhmer's Urkunden der B. Frank-
- furt, S. 539 n. 569; aber auch im Parzival XIV, 534 steht so auffallender
- Weise niht statt iht. — 3448 soviel als hinreichend wäre. — 3450 näme-
- lichen adv. , vgl. zu 1976. — 3453 6t ir, durch sie , mit ihr. — 3454 seit von
- gran und deine linwät «ist Apposition von kleider und bezeichnet den
- Stoff, aus welchem diese kleider zwei gemacht waren, der Bock aus seit
- von gran, das Hemde aus feiner Leinwand«. Ben. — seit stm., ein Wollen-
- stoff (franz. sayette, lat. sagetum). — gran (gran) stf., scharlachrother
- Fftrbestoff , Scharlachfarbe (« Scharlachbeere ») ; vgl. Diu Cröne von H. v.
- d. Türlln 507 manec lachen von gran (:bran); im Lat. bei Ducange ^anni
- granas, teste» de grana, im Franz. graine. — 3455 kleine, fein. — linwcU stf.,
- Leinwand. — 3456 sei (franz. saie, lat. saga, sagum), ein "Wollenstoff.
- Hildebrand im D. Wörterb. V, 850 s. v. kirsei. —
- 124 V. ABENTEUER,
- und zoch ein pfert an der hant, 3460
- daz vil harte sanfte truoc
- (ouch was der zoum riche genuoc,
- daz gereite guot von golde),
- daz er riten solde,
- ob ir daz got bescherte, 3465
- daz si in ernerte.
- Dö si in ligen sach als e,
- nüne twelte si niht m6,
- si hafte zeinem aste
- diu pfert beidiu vaste 3470
- und sleich also lise dar,
- daz er ir'niht wart gewar,
- unz si in allenthalben bestreich,
- dar zuo si vil stille sweich.
- s. 133 mit der vil edelen salben 3475
- bestreich si in allenthalben
- über houpt und über vüeze.
- ir Wille was s6 süeze,
- daz si daz also lange treip,
- unz in der bühsen niht beleip. 3480
- des waere doch alles unnöt,
- da zuo und man irz verbot;
- wan daz si im den willen truoc,
- esn dühte si dannoch niht genuoc,
- und wsere ir sehsstunt me gewesen: 3485
- so gerne sach si in genesen.
- Und dö siz gar an in gestreich,
- vil dräte si von im entweich,
- wand sl daz wol erkande,
- daz schemelichiu schände 3490
- 3460=3602. — 3462 rtche, kostbar, prächtig. — 3463 gereite, vgl. zu 953.
- 3469 hafte prset, von heften. — 3473—74 sind von Benecke und Lach-
- — 3481—84 das wäre freilich alles nicht nöthig gewesen (oder dazu wäre
- allerdings keine Veranlassung gewesen), abgesehen davon, daß man es
- ihr verboten hatte; indessen sie war für ihn so eingenommen, daß es ihr
- auch jetzt noch nicht genug däuchte u. s. w. Über da zuo unde, zudem
- daß, außerdem daß, vgl. die Anm. zum 1. Büchl. 660 und Paul Mhd. Q-r.
- 342, Anm. 2. — 3485 ir d. i. der Salbe. — sehsstunt, sechsmal.
- 3487 gestreich, gestrichen hatte. — 3490 schemelichiu schände, schämen«-
- werthe Blöße, Bloßstellung (der Scham). —
- IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 125^
- dem vmmen manne w§ tuot,
- und bare sich durch ir höfschen muot,
- daz si in sach und er si niht.
- si gedähte: «ob daz geschiht,
- daz er kumt ze sinnen, 349^
- und wird er danne innen,
- daz ich in nacket hän gesehen,
- so ist mir übele geschehen:
- wan des schämt er sich so s6re,
- daz er mich nimmer mSre 350O
- willeclichen an gesiht.»
- B. 134 alsus enoucte si sich niht,
- unz in diu salbe gar ergienc,
- und er ze sinnen gevienc.
- Do er sich üf gerihte 3505»
- und sich selben ane blihte
- und sich so griulichen sach,
- wider sich selben er dö sprach:
- «bistuz Iwein ode wer?
- hän ich gesläfen unze her? 3510
- wäfen, herre, w&fen,
- sold ich dan immer släfen! .
- wan mir hat min troum gegeben
- ein vil harte rlchez leben.
- Ouwl waz ich eren pflac ' 3515»
- die wile ich släfende lad
- mir hat getroumet michel tugent:
- ich hete gehurt unde jugent,
- ich was schoene unde rieh
- und disem libe vil unglich: 3520
- ich was hövesch unde wis
- und hän vil manegen herten prls
- )02 alsus, in dieser Hinsicht; aus dieser Bücksicht. — sich ougetif sich
- )hen lassen. — 3503 ergän^ durchdringen. — 3504 ze sinnen gevähen, sei-
- er Sinne mächtig werden, zur Besinnung kommen.
- 3506 bli/tte prset. von blicken. — 3507 griulich adj., schrecklich (gräu-
- ch). — 8508 wider, zu. — 3509 über die Vorwegnahme des Prädikates--
- arch ez in bistuz vgl. zu 2611 und Paul Mhd. Gramm. 327. — 3510 unze
- fr, bisher. — 3511 wäfen, ein Hilfs- und Weheruf: Hilfe I ach Gottl —
- )12 solde, konnte f möchte.
- 3517 ich habe von großer Herrlichkeit, von viel vortrefflichen Dingen
- atrftumt; vgl. Troj. Krieg 1407: mich danket daz mir troume daz fremde
- nbilde, daz ich spür; Jung. Titurel 4203: dir mohte hie wol troumen der
- ttebSzf Martina 136, 4. — 3522 herte, hart, schwer. —
- 126 V. ABESTSUES,
- ze riterschefte bejagt,
- hat mir min troum niht missesagt.
- ich bejägte swes ich gerte 3525
- mit sper und mit swerte:
- mir ervaht min eines hant
- 8. 135 eine vrowen unde ein richez lant;
- wan daz ich ir doch pflac,
- BÖ mir nü troumte, unmanegen tac, 3530
- unz mich der künec Artus
- von ir vuorte ze hüs.
- min gesöUe was der Gäwein,
- als mir in mlnem troume schein.
- sl gap mir urloup ein jär 3535
- (dazn ist allez niht war):
- do beleip ich langer äne not,
- unz si mir ir hulde widerböt:
- der was ich ungerne äne.
- in allem disem wäne 3540
- 86 bin ich erwachet
- mich hote min troum gemachet
- Keinem riehen herren.
- nu wju möhte mir gewerren,
- wjvr ich in disen ereu tO>t? 3545
- er hÄt mich geffet Äne not,
- swor sich an troume köret,
- der ist wv^l guul^^et,
- l'iv^uw, wie wunderlich du bist!
- d\\ TOÄchest rlobe in kuriwr trist 3550
- exueu i^\sv^ sw*ohe» i»*n.
- der uie uicb t^rvu muv*5 ^w^ua:
- s>itv^Äer dAiiÄe erw^cbe:.
- s, ::^^ s\^ Käsu\ iÄ j^!^ift*cit<^
- i^Ä^Ä t\^W *^ kV 3555
- .v,s?.v > ^» ^■*. V. x.,.>-* ,>««*viv»v.». vc> txr -iwtJE >;ik
- IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 127
- waere ich riterschefte bi,
- wser ich gewäfent unde geriten,
- ich künde nach riterlichen siten 3560
- als6 wol gebären
- als die ie riter wären.»
- Alsus was er sin selbes gast,
- daz im des Sinnes gebrast:
- und ob er ie riter wart 3565
- und alle sin umbevart
- die het er in dem msere,
- als ez im getroumet wsere.
- er sprach: «mich hat geleret
- min troum: des bin ich geret, 3570
- mac ich ze harnasche komen.
- der troum hat mir min reht benomen:
- swie gar ich ein gebüre bin,
- ez turnieret al min sin.
- min herze ist mlnem libe unglich: 3575
- min llp ist arm, min herze rieh,
- ist mir getroumet min leben?
- ode wer hat mich her gegeben
- s6 rehte ungetanen?
- ich möhte mich wol änen 3580
- riterliches muotes:
- s. 137 libes unde guotes
- der gebristet mir beider.»
- als er diu vrischen cleider
- einhalp bi im ligen sach, 3585
- des wundert in, unde sprach:
- «ditz sint cleider, der ich genuoc
- in minem troume dicke truoc.
- 3559 gerifen, beritten. — 3560 nach r, siten, auf ritterliche Weise. — 3561 ge-
- bären, sich benehmen.
- 3563 iin selbes gast wesen, sich selbst fremd geworden sein, nichts
- mehr von sich wissen. — 3564 mir gebristet (von gebresten stv.) eines d.,
- mir fehlt etwas, ist abhanden gekommen. — 3566 umbevart fem., das Um-
- herwandern, -streichen. — 3567 die hete er in dem maere als, von der
- sprach er so, die sah er so an, als ob. — 356U mich hat geleret y mich hat
- klug gemacht, mir hat die Augen geöffnet. — 3572 min reht, mein Stand:
- der Traum hat mich meinem Stande entfremdet, hat mich aus meiner
- liebensstellnng gebracht. — 3574 mein Sinn ist mit Turnieren beschäftigt ;
- vgl. Gregor 1412: so furnierte ie min gedanc. — 3578 her geben, her ver-
- setzen; erscheinen lassen; vgl. Erec 1774. — 3579 ungetan, vgl. 934. —
- 3580 9ieh änen eines, sich einer Sache entäußern, auf sie verzichten. —
- 3585 einhalp adv., auf der einen Seite, zur Seite. —
- 128 V. ABENTEUER,
- ichn sihe hie niemen des si sin:
- ich bedarf ir wol: nü sin ouch min. 3590
- waz ob disiu sam tuont?
- Sit daz mir ^ s6 wol stuont
- in minem troume rieh gewant.»
- alsus cleiter sich zehant.
- als er bedahte die swarzen Heb, 3595
- d6 wart er einem riter gelich.
- Nu ersach diu juncvrouwe daz,
- daz er unlasterlichen saz:
- si saz in guoter kOndekeit
- ftf ir pferit unde reit, 3600
- als si da yür wsere gesant,
- und Yuorte ein pferit an der hant
- weder si ensach dar noch ansprach,
- dö er SI vOr sich riten sach,
- du wjerer üf gesprungen, 3605
- wan daz er was betwungen
- mit seiher siecheite,
- daz er sd wol gereite
- niht i\f mohte gest&n,
- als er gerne hete getiui, ;i6lO
- unde rief ir hin nich.
- s. lo8 d6 tete si als ir wsere gach
- und niht umb sin gererte kunt,
- uns er ir rief anderstnnt.
- d6 kerte si sa 3615
- unde antwurt im d^
- si sprach: «wer mofet mir? wer?»
- er sprach: «Trouwe, ker^t her!»
- si sprach: ^herre, daz st^
- si reit dar unde habt im bi. 3620
- 3oiM «« *im (/«cA tniiu tttttt «oUmi «i« »iicll mir ^vliOrea. will ich. »e sack
- jkis SitfiA £i(<«ttthttBi ;ukMti; daui FUrwvrt hit*r vc««p&n wi« ia T. 399^
- 4 hi<;r da« foIgwUe tcol ituont Tvrtttis dksdeutvMd. = $anut w( itUffmifM. —
- .i5i*i> di<§ tti'ixrz'in u'c'i. d«u sicllwtkraeft Leib.
- 35^^^^ intUuteriicn*!i% adv. « «tich« d^r Khr« *t>id vi«m Aiutami vw^er
- = arglo«. ycucajrut;. wolil^iu^iue? v^l. :ii.sä. wo mit: «Haabt ftb«n«txt
- werden kAHti. — .'Mut aL» wäun» «m .»bg^Mchickc ^ier Torb^üareiten. — .
- 3ti nir sich . ;ut «ich Torbtri , w«)tt«r. - :ibüi» '>> tn-i »vj* n «rr. . !i«nLm«a^
- .-Jt^U^—tO *ü N.-vt ifrtitH — tis, $»> woill "KtviI »dvr >«> uicht — aIs» — smt
- i*9^,rtH Btra.tr-* k*aüirt» l&tfitM; Art uud W(.M(4*^ w'c 4iii«.*r >r«, L«b«*n«v«r{iatt--
- ai>Me. Ld«^. ^ 36:iU v^L au :)M7.
- IWEIN's WAHNSINN UND SEINE GENESUNG. 129
- sl sprach: «gebietet über mich!
- swaz ir gebietet, daz tuen ich»,
- und vrä-get in der msere,
- wie er dar komen waere.
- Do sprach her Iwein 3625
- als ez ouch wol an im schein:
- «da hän ich mich hie vunden
- des libes ungesunden,
- ichn kan iu des gesagen niht,
- welch Wunders geschiht 3630
- mich da. her hat getragen:
- wan daz kan ich iu wol gesagen,
- daz ich hie ungeme bin.
- nü vüeret mich mit iu hin:
- s6 handelt ir mich harte wol, 3635
- und gedienez immer als ich sol.»
- si sprach: «riter, daz si getan,
- ich wil min reise durch iuch län:
- mich het min vrouwe gesant.
- s. 139 diu ist ouch vrouwe über ditz laut: 3640
- zuo der vüere ich iuch mit mir.
- ich rate iu wol, da^ ir
- geruowet nach iuwer arbeit.»
- sus saz er üf unde reit.
- Nü vuorte si in mit ir dan 3645
- zuo ir vrouwen, diu nie man
- also gerne gesach.
- man schuof im guoten gemach
- von cleidern, von spise und von bade,
- unz daz im aller sin schade 3650
- harte lützel an schein,
- hie het her Iwein
- sine not überwunden
- unde guoten wirt vunden.
- 3626 wie man es ihm auch deutlich ansah. — . 2627 über da vgl. die
- Anm. zu 490; wie hier zu Anfang der Bede auch bei Berthold II, 165, 4;
- 223, 37. — 3628 ungesunden ist Adjectiv, hier prädicativ stehend und flectiert
- wie in V. 5915. 928 u. s. w. — 3630 welche wunderbare Veranlassung. —
- 3665 handeln, behandeln. — 3636 ez gedienen, es durch Dienst erwidern,
- zu vergelten suchen. — 3642 ich rate iu toof, ich gebe euch den guten,
- freundlichen Bath.
- 3646 diu nie man also gerne gesach, die noch nie einen Mann so gerne
- gesehen hatte wie diesen. — 3649 von, von Seiten, mit, in Bezug auf.
- BABTHANN YOK AUE. III. 3. Aufl. %
- 130 V. ABENTEUER, IWEIN's WAHNSINN U. S. GENESUNG.
- Diu vrouwe ouch des niht vergaz, 3655
- sine wolte wizzen daz,
- wä, ir salbe wsere.
- mit eime lügemsere
- berette sich diu wise magt.
- si sprach: «vrouwe, iu si geclagt, 3660
- wie mir zer bühsen ist geschehen,
- ez hat der riter wol gesehen,
- wie nach ich ertrunken was.
- ez was wunder daz ich genas,
- ich kom in michel arbeit, 3665
- da ich über daz wazzer reit
- die höhen brücke hie bi.
- s. 140 daz dez ros unsselec sl!
- daz strüchte vaste an diu knie,
- also daz ich den zoum verlie 3670
- und der bühsen vergaz
- und selbe küme gesaz.
- do enpfiel si mir in den w&c zetal,
- und wizzet, daz mich nie dehein val
- also sere gemuote. 3675
- waz hilf et elliu huote?
- wan daz man niht behalten sol,
- daz verliuset sich wol.»
- Swie vil gevüege wsere
- ditz guote lügemsere, 3680
- doch zürnte si ein teil,
- si sprach: «heil und unheil
- diu sint uns nü geschehen:
- der mac ich beider nü wol jehen.
- 3655—66 die Gebieterin vergaß auch nicht, darnach zu fragen. —
- 3658 lügemaere stn. , lügenhafte Erzählung, erlogene Geschichte; ygl.
- Kaiserchronik 11751 ; Martina 150, 28. — 3659 »ich bereden ist ein Aasdruck
- aus der Bechtssprache: sich vertheidigen, sich herausreden, entschuldigen.
- — wise, klug. — 3661 zer y mit der, iu Hinsicht der. — 3663 nach adr..
- heinahe. — 3664 ez was wunder vgl. mit Erec 6075. — 3665 michel arbeit^
- große Noth. — 3666 da, da wo. — 3668 verdammt, verwünscht sei das
- Bossl — 3669 struchen, straucheln, stürzen: das fiel gewaltig auf die Knie,
- vgL Nibel. 1500, 3; öohmeller's Hadamar, S. 195 (120). — 3670 verldzen,
- loslassen. — 3672 gesitzen stv. , sitzen bleiben, sich im Sattel halten. —
- 3673 in den wäc (=das wogende Wasser) zetal, in den Fluß hiiiab. —
- 3675 gemüejen einen, einem Noth, Verdruß machen. — 3676 huote fem.,
- Vorsicht. — 3678 das geht sicher, gewiss verloren.
- 3679 gevüege adj., ..fügsam, geschickt, wohl angelegt. — 3684 «das wieder-
- holte n(t, drückt den Arger aus, wie dieser zweite überflüssige Sats». Fach-
- mann. —
- VI. ABEKTEUEB, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIEBS. 131
- den schaden snln wir verklagen . 36$5
- des Yrnmen gote gnäde sagen,
- ich hän in kurzen standen
- einen riter Yunden
- und min gnote salben vlom.
- der schade s! durch den Tromen verkom. 3690
- niemen habe seneden muot
- umb ein verlomez gnot
- s. 141 des man niht wider möge hän.n
- hie mite was der zom ergan.
- Sns twelte min her Iwein hie, 3695
- unz in din wilde varwe verlie,
- und wart als e ein schoene man.
- vil schiere man im dö gewan
- den besten hamasch den man vant
- und daz schdenest ros über al daz lant 3700
- sus wart bereitet der gast,
- daz im nihtes gebrast.
- VI. ABENTEUER,
- DIE BESrEGUXG DBS GBAPEN ALIEBS UND DIE BEFBEIUNG
- DES LÖWEN.
- Die Borg der Frau von Narison, auf der Iwein seine Genesung wieder
- erhalten hatte, ward vom Grafen Aliers hart bedrängt. Iwein leiht, so-
- bald er sich wieder kräftig ftlhlt, den Belagerten seinen Beistand. Graf
- Aliers wird zurtLckgeschlagen und muß endlich als Gefangener auf die
- Burg wandern.
- Liebe und Dankbarkeit suchen hier Iwein länger zu fesseln. Allein
- er windet sich los und zieht seine Straße weiter. Hier triCTt er bald einen
- Löwen im Kampfe mit einem Drachen. Nach einigem Besinnen eilt er
- dem ersteren zu Hilfe und erschlägt den letzteren. Der Löwe beweist
- durch allerlei Gebärden ihm seine Dankbarkeit dafür und bleibt fortan
- sein unzertrennlicher Gefährte; rierzehn Tage lang, während Iwein unter-
- wegs ist, versieht er ihn mit Wildpret.
- 3S85 verklagen, zu beklagen aufhören, verscbmerzen. — 3686 vrume swm.,
- der Vortheil, Nutzen. — 3689 vlom= verlorn. — 3690 der Verlust mag um
- des Gewinnes willen yergessen sein; vgL zu 2998. — 3693 des (gen. von
- niht abhängig) man, wenn man dasselbe. — 3694 was ergan (= ergangen),
- vrax zu Ende, vorbei.
- 3696 diu wilde varwe, das wilde, unmenschliche, verwilderte Aussehen,
- «der schwarze Teint». — 3697 schmne, hell and klar, weiß, fein aussehend..
- 132 VI. ABENTEUER,
- Dar nach eines tages vruo
- d6 sähen sl dort riten zuo
- den gräven Äliers mit her: 3705
- ouch satzten sich ze wer
- die riter von dem lande
- unde ir sarjande
- unde min her Iwein,
- der zaller vorderste schein 3710
- si wären ^ vaste in getan,
- und heten joch die wer verlän,
- und also gar überriten,
- daz si von vrevellichen siten
- vil nach wären komen: 3715
- nü wart der muot von in genomen,
- d6 si den gast sähen
- g. 142 zuo den vienden gähen
- und so manliche gebären.
- die e verzaget wären, 3720
- die sähen nü alle üf in
- und geviengen manllchen sin.
- Do liez er sine vrouwen
- ab der were schouwen,
- daz ofte kumet diu vrist, 372^
- daz selch guot behalten ist
- daz man dem biderben manne tuot.
- sine rou dehein daz guot,
- daz si an in hete geleit:
- wände sin eines manheit 3730
- 3704 dort d. h. auf der Burg der Frau von Narison (V. 3302), wo
- Iwein jetzt weilte. — zuo riten, herbeiziehen, heranrücken. — 3707 die
- Bitter des Landes, was im Gregor 201G die lantherren heißen, die ein>
- heimischen Vasallen. — 3708 sarjant masc, der Diener des Bittere (frans.
- Sergeant), Knappe, Fußknecht. — 3711 raste in tuon, in die Burg enge
- einschließen, einsperren, sodaß niemand heraus kann. — 3712 teer fem.,
- hier: Vertheidigungswerke , die Mauern mit den Thttrmen der Burg. —
- Joch, auch, sogar. — 3713 überriten stv. , überziehen (mit überlegenem
- Kriegsheer), bedrängen. Zu dem Particip überriten ist wären aus 3711 za
- ergänzen. — 3714 von vrevellichen siten komen, von kühnem Auftreten ab-
- kommen, allen Widerstand aufgeben. — 3716 der muot, diese Stimmung
- (gemeint ist die Muthlosigkeit, die Verzweiflung am Widerstände). —
- 3722 und fassten Muth.
- 3723 sine vrouwen ist Singular: die Herrin der Burg, Wirthin. —
- 3726—27 scheint ein sprichwörtlicher Ausdruck; vgl. Freidank .«iö, 18. —
- behalten, wohl aufgehobeU| wohl angewandt, uuverloren. — 3728 rou pr«i.
- von riuwen, gereuen. — Der Artikel daz nach dehein wie in V. 375. —
- 3730 sin eines manheit, er allein mit seiner Tapferkeit. —
- DIE BB8IE6UN6 DBS GRAFEN ALIEBS. 133
- diu tete si onstetelichen
- an einen yort entwichen,
- da erkoverten si sich,
- hie slac, da stich.
- nü wer möhte diu sper 3735
- elliu bereiten her,
- diu min her Iwein da brach?
- er slaoc nnde stach,
- nnd die sine alle,
- daz jene mit man^es valle 3740
- mnosen onstetelichen
- ▼on dem Torte entwichen
- nnd in den sie läzen.
- die der yloht vergäzen,
- die wurden kae zagen 3745
- alle meisteil erslagen
- 143 nnd die andern gegangen,
- hie was der strit ergangen
- nach hem Iweines eren.
- si begonden an in kSren 3750
- den lop ünde den pris,
- er waere hö?esch biderbe ünde wis,
- unde in möhte niht gewerren,
- heten si in zeinem herren
- ode einen im geliehen. 3755
- si wünschten ylizeclichen,
- daz si des beidiu zseme,
- daz in ir vrouwe nseme.
- Sns wart dem gräven Allere
- genendeclichen schiere 3760
- gevangen unde erslagen sin her.
- dannoch entweite er ze wer
- 3731 urutetelichen adr. , auf eine ungelegene Art, unter ungünstigen Um-
- ständen, in hilfloser Lage, übel zugerichtet (=mit unstcUen). — tuon mit
- inf., machen daß u. s. w. — 3732 vurt masc, die Stelle wo ein Fluß fahr-
- bar (von varn) ist, die Furt. — 3733 sich erkoveren, sich erholen, sich
- wieder sammeln. — 3734 dieselbe malende Ktlrze des Ausdrucks auch bei
- Wolfram im Willeh. 19, 3; 439, 22; 441, 24. — 8736 her bereiten swv., her-
- oder aufzählen; Wolfram's Willeh. 16, 15. — 3745 äne tagen, ohne Zögern,
- «ohne langes Bedenken». B. — 3746 meisteil adv. acc. , meistentheils. —
- 3749 auf eine für Iwein ehrenrolle Weise, zu Iwein's Buhm, Gunsten. —
- 3750 an in keren den lop, ihm dieses Lob ertheilen. — 3752=Chre8tiens
- il86 li cortois li preux, li buens; vgl. Paul Beitr. I, 329. — 3757 daß sie
- beide (er und sie, daher beidiu neutr. pl.) es für angenehm, für gut hielten.
- 37 genendeclichen adv., kühnlich, gewaltig. — 3762 erUweln, weilen,
- bleiben; te wer entw., Stand halten im Kampfe. —
- 134 VI. ABENTEUER,
- mit einer lützelen kraft
- und tete seihe riterschaft,
- die nieman gevelschen möhte. 3765
- dö daz niht langer entohte,
- dö muoser ouch entwichen
- und vlöch doch werlichen
- gein einer siner veste,
- die er da nähen weste. 3770
- da er zuo dem hüse vlöch,
- da was der burcberc s6 hoch,
- beidiu so stechel und s6 lanc,
- s. 144 daz in sunder sinen danc
- her Iwein ergähte an dem tor: 3776
- da vienc er in vor
- und nam des sine Sicherheit,
- daz er gevangen wider reit
- in der vrouwen gewalt,
- diu sin da, vor s6 dicke engalt 3780
- und ir verwüestet hete ir laut.
- er satzte ir gisel unde- pfant ,
- daz er al sin schulde
- buozte unz üf ir hulde.
- Ezn wart nie riter mere 3785
- erboten gi'oezer ere
- dan minem hern Iweine geschach,
- dö man in zuo riten sach
- und sinen gevangen man
- eneben im vuorte dan. 3790
- dö in diu grsevinne enpfie
- unde engegen im gie
- mit allen ir vrouwen.
- 37G3 lützel adj., klein, geriug. — kraft, Menge, Schaar. — 3765 ge-
- velsc/ien, schelten, tadeln. — 3766 als das nicht länger mehr anging. —
- 3768 icerltc/ien adv. , auf streitbare Weise, sich wehrend, kämpfend. —
- 3771 da, da wo. — hiis, hier vorzugsweise die herrschaftliche Wohnung,
- die Burg; vgl. zu Erec 2*J2. — 377'J der burcUrc, der Berg auf dem die
- Burg lag. — 3773 Stachel adj., steil, abschüssig. — 3774 über danc vgl. zu
- 2594. — 3777 und nahm ihn in Pflicht, verpflichtete ihn dazu, empfieng
- von ihm die feierliche Versicherung darüber. — 37S1 neuhochdeutsch hier
- das Kelativ wiederholt: und deren Land er vorwüstet hatte. Persön-
- liches Pronomen statt des relativen in der bloßuu Fortsetzung von Relativ-
- sätzen hier wie im A. Heiur. 274, vgl. Tobler in der (rermauia, 17, 293—294
- u. Paul Mhd. Gramm. 345. — 3782 (/tscl masc. , (Jeisel. — 3784 unz uf ir
- hulde, bis er ihre Huld wieder erlangt hätte; vgl. zu (irogor 2409.
- 3785 nie riter niere, noch nie oder nie wieder einem Uitter, wie V. 355.
- — 3790 eneben iine, neben sich. —
- DIE BESIEGUNQ DES OBAFEN ALIERS. 135
- du mohte man schouwen
- vil vriuntliche blicke. 3795
- si besach in dicke und dicke:
- und Wolter lones hän gegert,
- des wsere er da gewert:
- sine versagt im lip noch guot.
- sone stuont ab niender sin muot: 3800
- ern wolde deheinen andern Ion.
- 145 dö diu vrowe von Närison
- ir not überwant
- von siner gehülfigen hant,
- do begilnder urloubes gern. 3805
- desn wolte si in niht gewem:
- wan an in stuont al ir muot.
- si dühte des, er wsere guot
- ze herren ir laude:
- und cndühtez si niht schände, 3810
- si hete geworben umbe in.
- mich entriege min sin,
- swie ez deheiniu tuo,
- da beeret groezer wisheit zuo,
- daz si umbe den würbe 3815
- von dem si niht verdürbe,
- dan si sich den lieze erwerben
- von dem si müese verderben.
- Si bat in mit gebaerden gnuoc;
- daz er doch harte ringe truoc. 3820
- beide gebserde unde bete
- die man im durch beliben tete,
- daz was verlorn arbeit:
- wan er nam urloup unde reit
- dicke und dicke, wiederholt , ciunml über das andere. — 3799 ver-
- i. praet., würde versagt haben. — .'}8ü0 das fiel ihm aber gar nicht
- 104 durch seine hilfreiche Hand. — 3H«)7 an in (acc.) stuont ir
- ihn war ihr Herz gerichtet, nach ihm verlangte sie im Herzen ;
- ■)904; dagegen an im (dat.) stuont ir muot würde heiI5cn: auf ihm
- •<)u ihm hieiig ab, ihr vertraute ihr Herz. — 3812 vgl. zu 2.')9r). —
- hl es keine thun wird. Damit wird im Voraus das in 3815 — IG
- ^schränkt. — 3815 — 16 wenn sie (daz, angenommen dali) um den
- hätte, von dem sie nur (lutes erfahren hätte. — 3X18 ist mit
- Graf Aliers gesagt.
- harte riwje tra'jfn, es sehr gering achten, ganz gleichgültig
- sicli darum iiusjserst wenig kümmern, vgl. Heinr. v. d. Türlln
- 2 durch hfllhen, des Bleibens lialber, damit er bleiben sollte. —
- arbeit, verlorn«.', vergebliche Mühe.
- 186 VI. ABENTEUER,
- unde Buochte da zehant 3825
- den nsehsten wec, den er vant,
- und volget einer etr&ze.
- Lüte äne mäze
- hörter eine stimme
- B. 14G clägelich und doch grimme. 3830
- nune weste min her Iwein,
- von wederm sl wsere under den zwein,
- von wurme ode von tiere:
- er bevant ez aber schiere.
- wan diu s61be stimme wist in * 3835
- durch michel waltgevelle hin
- da. er an einer bloeze sach,
- wä. ein grimmer kämpf geschach,
- da. mit unverzagten siten
- ein wurm unde ein lewe striten. 3840
- Der wurm was starc unde gr6z:
- daz viur im üz dem munde schdz.
- im half diu hitze unde der stanc,
- daz er den lewen des betwanc,
- daz er al lüte schr^. 3845
- hern Iwein tete der zwirel we,
- wederm er helfen solde,
- und bedlüite sich daz er wolde
- helfen dem edelen tiere.
- doch Yorhter des, swie schiere 3850
- des Wurmes t6t ergienge,
- daz in daz niht Tervienge,
- der leu bestüeude in zehant.
- wan alsd ist ez gewant«
- als ez ottch under den liuten stat: 3855
- so man aller beste gedienet hat
- J8:iS uumiü^it{. uiig«wOhalic)k laut. — ;k^ exjm »c'itfi-^n . Tua weldteni
- vou btfideu- - • 3i<« u-ttna mAs*:. ^ I>r»ch«». - .ksJti tt-tu/ytrcW/« »tn., ai«in«
- Strtrcke im WalUt). dit» durch ULiut(«)i»tiir4to Baum«) uuw«ip«m g«nrociiea
- vü-K B. ; B»umger\>Il«) . v^evirr«; WatldtMblucht ui di«i»eiii Sinn« im Kx«e
- 7$75, W7^). — Jey: bi'ti* f«».. fWw, odfvu«» Si«»ll« im W:ildtf. BL06«.
- 3^;)S u-t< hae hi«r. iumal uaoh seAem, lucht UnriU«» «woi. «uadem mo«laI«
- (wie> B«d«)utui»g. — JcsW Hut it/tctf:a;^tt.t >itirf*, mit l'aTttnacttJMit, mtt
- Muth.
- 3iii4ö al tut* aJv. . «{lui^ laue. - ates'U «lO«» -vsi/*, i ;„,- ^^j^^ „,1, j^üfj^
- nüUt dtii» uichtÄ. — ÄC>^ dcuu «ja v«»rhu:i -nvii *u . c* i>iltfgt fblg«niier-
- mab&eu 4u tf«)h«a. — "i^öo W. >««»uu, solMkid. —
- DIE BESIEGUNO DES OBAFEN ALIERS. 137
- dem Ungewissen manne,
- s. 147 so hüete sich danne,
- daz ern iht beswiche.
- dem was ditz wol geliche. 3860
- doch wägte erz als ein vrumer man,
- er erbeizte und lief den wurm an
- und sluoc in harte schiere tot
- und half dem lewen üz der not.
- Dannoch do er den wurm ersluoc, 3865
- dö het er zwivel genuoc,
- daz in der lewe wolde bestän:
- daz wart im anders kunt getan,
- sich bot d£r lewe an sinen vuoz
- und zeict im unsprechenden gruoz 3870
- mit gebserde und mit stimme,
- hie liez er sine grimme
- und erz^icte im sine minne
- als er von sinem sinne
- aller beste mohte 3875
- und einem tiere tohte.
- er antwurt sich in sine pflege,
- als er in sit alle wege
- mit sinem dienest ^rte,
- und volgt im swar er kerte 3880
- und gestuont im ze aller siner not,
- unz si beide schiet der tot.
- Der lewe und sin herre
- die vuoren unverre.
- 3857 ungetois, anzuverlässig. — 3858 das Subject ergänzt sich hier aus
- V, 3856. — 3859 einen beswichen stv., hintergehen, betrügen. — 3860 dem
- ganz ähnlich war dieser Fall; ganz ebenso war es hier. — 3861 wagte erz]
- die Handschriften weichen hier bedeutend von einander ab und schwan-
- ken zwischen daktery tet er und waget erz; vielleicht hat hier genande er
- (=:fasste er Muth) gestanden, ein Ausdruck, den die Schreiber öfters ver-
- worfen haben.
- 3866 zwivel masc, Besorgniss. — 3868 davon widerfuhr, geschah ihm
- das Gegentheil; ez wirt mir kunt im Sinne von: es wird mir zu Theil,
- widerfährt mir, auch im Brec 778; Kindheit Jesu 77, 11; Pfeififer's Alt-
- deutsche Beispiele XL, 26 : do wurden mir din minne kunt und gewan ditze
- kindelin; mhd. Wörterbuch I, 812. — 3870 unsprechende, sprachlos, stumm;
- im Hohen Liede ed. J. Haupt 7, 1: der munt des unsprekintin stummin, —
- 3874—75 so gut als er in seiner Art {von sinem sinne, mit seinem Ver-
- stände, nach seinem Vermögen) nur konnte. — 3877 pßege fem., Leitung,
- Gewalt. — 3878 als, wie, so wie. — sit alle wege, fortan immer. — 3881 einem
- gestän, beistehen.
- 188 VI. ABENTEUER, DIE BESIEGUNG DES GRAFEN ALIERS.
- unz er ein tier ersmahte.. 3885
- s. 148 nü twanc ia des sin ahte,
- beidiu der hunger und sin art,
- dö er des tieres innen wart,
- daz er daz gerne wolde jagen.
- dazn kunder im anders niht gesagen, 3890
- wan er stuont und sach in an
- und zeictQ mit dem munde dan:
- da mite teterz im kunt.
- nü gruoztern als ein suochhunt
- und volgt im von der sträze 3895
- wol eines wurfes mäze,
- da er ein rdch stende vant,
- unde vienc ouch daz zehant
- und souc im üz daz warme bluot:
- dazn wsere sim herren doch niht guot. 3900
- nü schinte erz da, erz weste
- veizt und aller beste,
- und nam des einen braten dan.
- nü gienc ouch diu naht an.
- er schürft ein viur und briet daz 3905
- und az ditz ungesalzen maz
- i\ne bröt und äne win:
- ezn mohte et dö niht wseher sin.
- 3SS5 t'rsme<:k^n swv. , erwittem, — 3*86 s!h aht^ stf. , »sein Zustand,
- seine Lairei). B. — 3891 niht am^ers tcan, auf keine andere Weise als daß. —
- 3Sy2 (ian^-itiinnen, von da wejf, fort. — 3S94 nrüesen hatte in der Weid-
- mann:>sprucbe eine doppolte Bedeutung (urleiohwie das spftter ablich ge-
- wordene . z. B. in Kaiser Maximiliau's Jagdbuch, herausgegeben
- von Karajan. S. tU. 70, 7'J u. s. vr.); mau sagte l) der J^i/'T yrü dem
- hunt=eT spricht ihn au, treibt ihu au. hetzt ihu; IM A«iit ffriezet=
- er schlägt an. bellt das Wild oder den Jäger an (vg!. Hadamar v. Laber
- :>2, 74. :»37 u. 513>. Hund und Jäger waren iu alter Zeit y.'.tWi^ii; sie •!»€-
- grUi^ton » sich daher beide. — Nach l'hrestiens 3-ir»"i fg. ist mit Beuecke
- und Paul ^Beitr. :{3l> das »r iu 'jruoittrrn auf iweiu zu beziehen, der ancli
- noch im folgenden Verse das Subject bleibt. — ei!t=^-it^H. — *u--ch/iUHtf
- Spürhund. — 3>iH> ziemlich einen Steinwurf weit. — S>i»7 si^'t'i'-] das W.irt
- .«/ci.t scheint hier auch absichtlich gewählt; in der Jägersprache brauch-
- ten es sohon die Alten vom Standorte dt-s Wildes \Tgl. uri<«r . Wildstand*
- gut
- cewesen. — ."UK"! ssr-K-^ prset. >on $-:Mt-ii. wvlclie» soH-'u MfUr iruh u«ben
- der starken Form auch eine «tchwaobe ZM»:r; \c'.. P:eu.er"s tf^nesis und
- Exodus ."»9, 35: Loheugri-.i :;:C0. — 3;^'- --.? .»J- . r^ .^r. _ ■;>.-. t^\^rf^n
- swv.. auschlagen. — Sv»."«? .ivi,- ueutr , , — -tA»? > r ; jk^l; . jy-i«^ köst-
- lich, delicat. —
- VII. ABBNTEÜEB, LUNETENS HAFT. 139
- (laz im da, überiges schein,
- daz az der lewe unz an diu bein. 3910
- A
- s. 149 Her Iwein legte sich unde slief:
- der lewe wachet unde lief
- umbe sin ros unde umbe in.
- er hete die tugent und den sin,
- daz er sin huote alle zit, 3915
- beidiu dö unde sit.
- daz was ir beider arbeit,
- daz er nach äventiure reit
- rehte vierzehen tage,
- und daz mit selbem bejage 3920
- der wilde lewe disem man
- sine spise gewan.
- VII. ABENTEUER,
- LUNETENS HAFT.
- Der Zufall führte Iwein wieder in seiner Frauen Land, und zwar
- gerade wieder an den Brunnen, wo die Linde mit der Kapelle stund. Ihr
- Anblick erinnert ihn an den Verlust des schönen Weibes und seiner Herr-
- schaft und erfüllt sein Herz mit so tiefem Weh, daß er ohnmächtig vom
- fiosse sinkt und sich dabei mit dem Schwerte verwundet. Der treue
- Löwe will sich auch in das Schwert stürzen, als er seinen Herrn bluten
- sieht; Iwein hält ihn aber davon zurück und ergeht sich dann in bitteren
- Klagen über seine unglückliche Lage, in die er durch seine eigene Schuld
- gerathen sei. Sein Jammern erregt bald die Aufmerksamkeit einer in der
- nahen Kapelle gefangen sitzenden Dame, und es entspinnt sich zwischen
- dieser und ihm eine längere Unterredung. Sie erzählt ihm unter Thränen,
- wie sie fälschlich des Verraths bezichtigt worden sei. Auf ihr Anstiften
- habe ihre Gebieterin vor Jahr und Tag einen Mann genommen und sei
- von diesem bald wieder verlassen worden. Darum sei sie jetzt in Haft
- und solle morgen sterben, wenn sich niemand finde, der für sie kämpfen
- wolle. Auf Beistand sei jedoch nicht zu rechnen, denn es gelte einen
- Kampf, in dem einer gegen drei kämpfen müsse; sie kenne nur zwei
- Bitter, die solches vermöchten, und diese seien leider von ihr nicht zu
- 3909 überiges gen. von daz abhängig, was er von überflüssigen Stücken
- vorfand; was ihm überflüssig, nicht beachtenswerth erschien. — 3910 unz
- an diu bein, bis auf die Knochen.
- 3915 huote prset. von hüeten swv., welches Hartmann so wie hier öfter
- mit dem Gen. construiert hat. — 3920 bejac masc, Fang, Beute, Erwerb.
- 140 VII. ABENTEUEB,
- finden gewesen. Auf Iwein's Befragen muß sie nun ausfahrlicher be«
- richten. Der Truchseß und seine zwei Brüder seien es besonders, die tie
- aus Neid des Yerrathes beschuldigt und ihr so lange zugesetzt hätten, bis
- sie im Zorne sich vermessen habe, sie wolle einen Bitter stellen, der es
- mit den drei kilhnsten des Hofes allein aufnehmen und ihre Unschuld
- beweisen werde. Sechs Wochen habe sie Frist gehabt , um Gawein oder
- Iwein, die sie zu ihren Kempen erwählt, herbeizuholen; sie seien aber
- leider nicht daheim gewesen. Iwein gewinnt nun die Überzeugung, daß
- die Gefangene niemand anders als Lunete ist, und gibt sich ihr zu er-
- kennen mit dem Versprechen, daß er des andern Tags ftlr sie kämpfen
- wolle. Lunete weint vor Freuden, daß sie nun ihren Herrn wiedergefunden
- hat. Inzwischen erfährt Iwein von ihr, daß Gawein Artus' Hof verlassen
- habe, um die geraubte Gemahlin des Königs zu suchen. Darauf verab-
- schiedet er sich von Luneten, um sich fttr den bevorstehenden Kampf zu
- rüsten.
- Do truoc in diu geschiht
- (wand ern versach sich es niht)
- vil rehte an slner vrouwen lant, 3925
- da, er den selben brunnen vant,
- von dem im was geschehen,
- als ich iu hä-n verjehen,
- gröz heil und michel ungemach.
- als er die linden drohe sach, 3930
- und do im da. zuo vor erschein
- diu kapelle uude der stein,
- dö wart sin herze des ermant,
- wie er sin Sre und sin lant
- hete verlorn und sin wip. 3935
- des wart so riuwec sin lip,
- von jämer wart im also w^,
- daz er vil nach als S
- von sinen sinnen was komen,
- s. 150 uude im wart da. benomeu 3940
- des herzen kraft also gar,
- daz er zer erde tötvar
- von dem orse nider seic.
- 3923 vgl. zu 3630-31. — 3925 vil rehte adv., gerados Weges, gerade. —
- 3928 verjehen stv., ausdrücklich sagen. — 3930 drobe=dar obe, darüber. —
- 3931 da zuo, noch dazu, außerdem. — einem vor erschtnen, einem sichtbar
- werden, einem erscheinen. — 3933 des ermanen, daran erinnern. — 3936 sin
- lip, eine im Mittelalter übliche Umschreibung für: er (seine Person). —
- 3941 des herzen kraft ist der sin, diu tcifxe, welche im Herzen ihren Sita
- haben; vgl. 1. Büchl. 1413 und die Vorbemerkung dazu, S. 45. — 3942 töt-
- var, wie der Tod aussehend, todblaß. — 3943 stffen stv., sinken, fallen. —
- LUNETENS HAFT. 141
- und als er vol sich geneic,
- daz swert im üz der scheide schöz: 3945
- des güete was als6 gröz,
- deiz im durch den halsperc brach
- und eine groze wunden stach,
- daz er vil s^re bluote.
- des wart in unmuote 3950
- der lewe, er wände er waere tot,
- und was im nach dem töde not.
- Er rihte daz swert an einen strüch
- und wolte sich stechen durch den buch,
- wan daz der herre Iwein 3955
- dannoch lebendic vor im schein,
- er rihte sich üf unde saz
- unde erwante dem lewen daz,
- daz er sich niht ze töde stach,
- her Iwein clagte unde sprach: 3960
- «unsselec man, wie verstü nü!
- der unsseligest bistü
- der ie zer werlde wart geborn.
- s. 151 nü wie h&stü verlorn
- diner vrouwen hulde! 3965
- Jane wser diu selbe schulde
- zer werlte niemens wan din,
- ezn müese s!n ende sin.
- Er ist noch baz ein sselec man
- der nie dehein 6re gewan, 3970
- 3944 gentgen sty., sich neigen, ins Neigen kommen; das Wort -wird in der
- guten alten Zeit sonst nur intransitiv gebraucht, kann daher eigentlich
- nie reflexiv stehen wie hier; daher vermuthete Benecke volltche neic für
- vol sich geneic, und Lachmann setzte vär sich geneic (vorwärts sich neigte)
- in den Text. "Wenn eine Verderbniss vorliegt, möchte ich lesen: und als
- er volle geseic^^nnö. als er vollständig ins Sinken gekommen, war; der
- rührende Beim könnte dann den Schreibern Veranlassung zum Ändern ge*
- wesen sein. Indessen auch Thomasin von Zircl. 10133 sagte: swenne sich
- ein hoher muot niget; und es wird damit wahrscheinlich, daß dieser Sprach-
- fehler ziemlich allgemein war. — 3947 deiz = daz ez. — halsperc stm. , die
- den Hals (und den Oberkörper) bergende Btlstung, das Panzerhemde. —
- 3950 in unmuote (dat.) werden, in Mlsstimmung, Verzweiflung, Aufregung
- gerathen. — 3952 mir ist not nach, ich trage Verlangen nach etwas.
- 3953 struch masc. , Strauch. — 3955 — 56 hätte nicht Iwein in diesem
- Augenblicke gezeigt, daß er noch lebe. — 3958 erwenden mit dat. und acc,
- einem etwas entwinden, ihn von etwas abbringen. — 3966 — 68 wahrlich
- niemand in der Welt (kein Mensch) außer dir würde solche Schuld ge-
- tragen haben,. .ohne daß es sein Letztes gewesen wäre.
- 3969—84 Ähnliche Gedanken, wie hier Iwein in den Mund gelegt wer-
- den, finden sich in den Liedern Nr. 14 und im 2. Büchl. 121—136, 146—156;
- vgl. Gregor 2544 fg. — 3969 derjenige ist noch glücklicher, ist noch besser
- 142 VII. ABENTEÜEB,
- dan der ere gewinnet
- und sich so niht versinnet,
- daz er si behalten künne.
- ere unde wtinne,
- der het ich beider also vil, 3975
- daz ichz gote clagen wil,
- daz ich ir ie so vil gewan,
- ichn solte staete sin dar an.
- wser mir niht geschehen heil
- und liebes ein vil michel teil, 3980
- sone weste ich waz ez wsere:
- äne senede swaere
- s6 lebte ich vriliche als e:
- nü tuot mir daz senen we,
- daz mir daz solte geschehen, 3985
- daz ich muoz an sehen
- schaden unde schände
- in miner vrouwen lande,
- ditz ist ir ere und ir laut:
- daz stuont ^ in miner haut, 3990
- daz mir des Wunsches niht gebrast:
- s. 152 des bin ich alles worden gast.
- Ich mac wol clagen min scboene wip:
- war umbe spar ich den lip?
- min lip wsere des wol wert, 3995
- daz mich min selbes swert
- zehant hie an im raeche
- unde ez durch in stseche.
- Sit ich mirz selbe hän getan,
- ich solt es ouch selbe buoze enpfän 4000
- daran. — 3972 und nicht so verständig ist. — 3978 ohne daß ich mich
- darin halten konnte; ohne daß es mir vergönnt war sie zu behalten. —
- 3983 vriliche adv,, frei. — 3984 senen, Betrübniss. — 3989 ist die von den
- besseren Hss. gewährte Lesart (vgl. Paul 1. 1. 380); Lachmann hielt ere
- für «einen alten Fehler» u. nahm daftir erbe in den Textj welches hier
- 3 Hss. bieten. Allein ere u. lant oder laut u. ere finden sich noch Öfter
- formelhaft beisammen, zumal im Iwein 1825, 2936, 2437; im Gregor 65 ja
- gevellet dir nü min lant u. michel ere; im Graf Budolf [5] 9 do hevalch der
- kunic here sin lant und michel Sre; in Dietriches Flucht 2313 iuwer lant u.
- iuwer ere; in der Babenschlacht 511 «in ere und »ine marke; vgl. Jftnicke
- zum Ortnit 38, 3 und tLber die Bedeutung von ere meine Bemerkung zu
- Iwein 2437. — 3991 daß es mir an nichts WUnschenswerthem fehlte. —
- 3992 gast werden eines d., einer Sache fremd werden, sie verlieren.
- .')993 Ich mac wol, ich habe wohl Ursache. — 4000 buoze fem., Genug-
- thuung, Entschädigung; Lohn, Strafe. —
- LUNETENS HAFT. 143
- (nü git mir doch des bilde
- dirre lewe wilde,
- daz er von herzeleide sich
- wolde erstechen umbe mich,
- daz rehtiu triuwe nähen gät); 4005
- Sit mir min selbes missetät
- miner vrouwen hulde,
- unde dehein ir schulde ^
- an aller slahte not verlds,
- und weinen vür daz lachen kös.» 4010
- D6 disiu gröze clage geschach,
- daz gehörte unde sach
- ein juncvrouwe, diu leit
- von vorhten groezer arbeit
- danne ie dehein wip, 4015
- wand si gevangen üf den lip
- in der kapeilen lac.
- und dö er dirre clage pflac,
- dö sach si hin vür
- durch eine schrunden an der tür. 4020
- s. 153 si sprach: «wer claget da? wer?»
- «wer vräget des?» sprach aber er.
- Si sprach: «herre, daz hie clagt,
- das ist ein also armiu magt,
- daz dehein sache 4025
- von manegem ungemache
- also armiu möhte leben.»
- er sprach: «wer möhte iu geben
- so grözen kumber als ich hän?
- 4001 bilde^ neutr., Vorbild, Beispiel. — 4003 daz, weil, indem. — von, aus.
- — 4005 nahen gän heißt sonst bei Hartmann gewöhnlich: zu Herzen gehen,
- wehe thun, Schmerz verursachen, gefährlich sein ; das kann es hier nicht
- bedeuten. Nach dem Zusammenhange müßte es vielmehr den Sinn haben :
- wahre Treue geht tief, geht ans Leben, schont das Leben nicht. Oder
- sollte es statt triuwe vielmehr riuwe heißen? man vgl. Erec 3141: waz
- mohte sich geliehen so nähen gender riuwe, die si von ir triuwe durch ir
- mannes liebe leitf ferner 8078; 1. Büchl. 55; 2. 419, 471; Lieder 17, 9 u. s. w. —
- 4006 — 9 da mich ja meine eigene Missethat, nicht meiner Herrin Schuld,
- um ihre Huld gebracht hat. — 4010 zu kos ist das Subject ich aus dem
- vorhergehenden Satze zu ergänzen.
- 4014 von vorhten (pl.), von oder vor Angst. — arbeit, Pein. — 4016 vgl.
- die Anm. zu 1750 und V. 4039 — 43. — 4019 hin vür, hervor, hinaus. —
- 4020 Schrunde swf., Biß, Spalte.
- 4025 — 27 diese Zeilen entsprechen der französischen Quelle. 3566: la
- plus dolante riens qui vive. —
- 144 VII. ABENTEUER,
- ir mugt wol iuwer clage lä.n: 4030
- wan der vervluochte daz bin ich.»
- sl sprach: «daz ist unmügelich,
- daz iuwer kumber müge sin
- des endes iender sam der min.
- ich sihe wol, daz ir stet 4035
- unde ritet unde get
- swar iuch iuwer wille treit:
- so ist mir daz vür geleit,
- ich bin also gevangen,
- verbrant ode erhangen 4040
- wirde ich morgen an dem tage.
- nieman ist der mich übertrage,
- mime werde der lip benomen.»
- er sprach: «vrowe, wie ist daz komen?»
- Sl sprach: «hab ich deheine schulde, 4045
- got welle daz ich sine hulde
- niemer gewinne,
- vür eine verrätaerinne
- s. 154 bin ich da her in geleit:
- daz lantvolc hat üf mich geseit 4050
- eine schulde s6 swaere,
- und ob ich schuldec wsere,
- so waere ich grozer zühte wert.
- ez nam in dem järe vert
- diss landes vrouwe einen man: 4055
- da missegienc ir leider an:
- die schulde legent si üf mich.
- nü herre got, waz moht ich,
- daz ir an im missegie?
- zwäre, geriet ich irz ie, 4060
- daz tet ich durch ir ere.
- 4034 des endes stn, von solcher Ausdehnung sein, so weit gehen. — 4038 mir
- ist vür geleit, mir ist vorgelegt, mir steht bevor, ich habe zu erwarten. —
- 4062 einen übertragen, einen über etwas hinwegheben, vor etwas bewahren,
- einem beistehen.
- 4048 als eine Verrätherin. — 4049 da her in geleit, hier herein gefangen
- gesetzt, in dieses Oefängniss gethan. — 4050 lantvole, die Einwohner des
- Landes. — df einen eine schulde sagen, eine Schuld einem beimessen, eines
- Verbrechens einen zeihen. — 4052 und ob, gesetzt daß. — 4053 zufit, Strafe. —
- 4054 vert adv., im vorigen Jahre; in dem Järe vert, dieses Jahr zuvor. —
- 4055 diss= disse , dises, vgl. zu Erec 9620 und zu Gregor 1776. — 4058 was
- 9/io/ii ich, «was konnte ich dazu«. B. — 4060—61 wenn ich ihr dazu rieth,
- Bo tbat ich es wahrhaftig nur um iTo-xet ^Yvte -^willen, —
- LUNETENS HAFT. 145
- ouch wundert mich iemer möre,
- daz ein also vrumer man
- so starke missetuon kan:
- wander was benamen der beste 4065
- den ich dö lebende weste.
- ouch istz niht von den schulden sin:
- ez ist von den ünsselden min.
- alsus ring ich mit sorgen.
- si beitent mir unz morgen: 4070
- so nement s! mir ouch den lip»
- wan ich bin leider ein wtp,
- daz ich mich mit kämpfe iht wer:
- so enist ouch niemen der mich ner.»
- Er sprach: «s6 läze ich iu den strit, 4075
- daz ir angesthafter sit
- dan ich, Sit ez so umbe iuch stät,
- daz ez iu an den lip gkt,
- ob ir iuch niht mugt erwern.»
- si sprach: «wer möhte mich ernern? 4080
- s. 155 der joch den willen hsete,
- daz erz gerne taete,
- wer hete dannoch die kraft,
- erne dülte dirre meisterschaft ?
- wan ez sint dri starke man, 4085
- die mich alle sprechent an.
- ich weiz ir zwene, und ouch niht me,
- an den so volleclichen ste
- diu tugent und diu manheit,
- die sich so starke arbeit 4090
- durch mich armen naemen an.
- 4067 auch ist es nicht durch seine Schuld geschehen. — 4068 un$aelde stf.,
- Unglück, Unheil. — 4070 einem betten, einem Frist gehen. — 4073 das iftf,
- kann hier, wo der abhängige Satz keine Absicht ausdrücken soll, nicht
- im Sinne von «daß nicht» stehen; man wird die Stelle im Nhd. etwa so
- wiedergeben können: denn ich bin leider zu schwach, für den Fall daß
- ich etwa den Kampf aufnehmen wollte.
- 4075 ich läze iu den strit, ich streite, rechte nicht mit euch; ich gebe
- euch Kecht. — 4076 angesthaft adj., in Bedrängniss, Gefahr, Noth befind-
- lich; bedrängt. — 4084 so daß er nicht (ohne daß er) die Überlegenheit
- von jenen sich gefallen lassen müsste; dirre ist gen. pl.= dieser , jener,
- und bezieht sich auf die im Folgenden genannten dri man. — 4086 an
- sprechen einen, einen anklagen, als Kläger gegen ihn auftreten. — 4088 bc-i
- denen in so vollem Maße anzutreffen, zu finden wäre; über den Conjunctiv
- vgl. Paul Mhd. Gramm. 365. — 4091 sich starke arbeit an nemen, sich großer
- Mühe unterziehen, starken Kampf auf sich nehmen. —
- HABTMAHN VON AUE. III. 3. Aufl. \^
- 146 VII. ABENTEUER,
- daz sint ouch zwene seihe man,
- ir ietweder sltiege ä.ne wer
- disses Volkes ein her;
- und weiz ez ouch als minen tot, 4095
- west ir ietweder mine not,
- er kceme und vsehte vür mich,
- der dewedem mac ich
- s. 156 ze disen zlten niht hän,
- und muoz mir an den lip gän: 4100
- ouch getrfiwe ichs niemen wan den zwein.»
- do sprach der herre Iwein:
- ((Nu nennet mir die dri man,
- die iuch mit kämpfe sprechent an:
- und nennet mir danne m^ 4105
- die zw§ne, umbe diez s6 ste,
- daz ir ietweder so vrum sl,
- daz er eine vsehte wider dri.»
- Si sprach: «ich nennes iu alle wol,
- die dri, der gewalt ich dol: 4110
- der ein ist truhsseze hie,
- und sine bruoder, die mir ie
- wären nidec unde gehaz,
- wand mich min vrouwe häte baz
- danne si mir des gunden, 4115
- und habent si des überwunden,
- daz si nü wol tibersiht,
- swaz mir leides geschiht.
- dö min vrouwe ir man nam,
- der ir nach wäne wol gezam 4120
- und si dar nach niht wol enlie,
- dö begäben si mich nie
- s. 157 mit tägelicher arbeit,
- sine zigen mich der valscheit
- 4093 äne wer, ohne Widerstand, ohne daß man es wehren könnte, mit
- leichter Mühe. — 4095 vgl. mit 3407. — 4100 und es muß mir an das Leben
- gehen. — 4101 getruwen einem eines d., einem etwas zutrauen. — 4105 me,
- weiter.
- 4113 ntdec, neidisch, eifersüchtig. — 4115 «> gunden, sie gönnten. —
- 411i> und sie haben meine Gebieterin dazu bewogen, vermocht. — > 4121 lazen^
- verlassen; en- in enlie ist Negation und mit niht zu verbinden; nihi wol
- ldzen=:übelf lasen in V. 2025. — 4122 einen begeben, von einem ablassen;
- si begäben mich nie sine zigen mich, sie hörten nicht auf mich su seihen;
- vgL Faul Mhd. (rramm. 339 (S. 134). — 4124 zigen pr»t. pl. von tthen stv.,
- zeihen. —
- LUNETEN8 HAFT. 147
- daz ez schliefe niuwan min list 4125
- daz ir sus missegangen ist.
- und swaz ouch mir da von geschiht,
- söne lougen ich des niht,
- ezn vuocte min rät und min bete,
- daz siz ie umb in getete; 4130
- wand ich mich wol umb in versach,
- geschsehez als ez doch geschach,
- si hetes vrume und ^re.
- nü velschent si mich s^re,
- ich habe si verraten. 4135
- wand si mir dö täten
- michel unreht unde gewalt,
- dö wart min leit vil manecvalt,
- unde ich arme verlorne
- vergähte mich mit zorne. 4140
- wan daz ist gar der sselden slac,
- swer sime zorne niene mac
- getwingen, ern überspreche sich.
- leider also tet ich mich.
- Ich hän mich selben verlorn. 4145
- ich sprach durch minen zorn,
- swelhe dri die tiursten man
- sich von dem hove nsemen an,
- daz siz beretten wider mich,
- einen riter vunde ich, 4150
- der mit in allen drin strite,
- s. 158 ob man mir vierzec tage bite.
- der rede giengen si dö nach:
- 4126 Tgl. mit 2130, 4056, 4059. — 412» über die Negation in diesem Satze
- vgl. die Anmerkung zu 2967. — 4130 «daß sie ihn zum Manne nahm». B. ;
- vgl. zu Gregor 3635. — 4131 sich wol umbe einen versehen, sicher von einem
- erwavten, mit Oewissheit bei einem darauf rechnen. — 4133 si hete es
- trume, daß sie Gewinn davon hätte. — 4134 velschen, für falsch, treulos
- erklären; schelten, verleumden. — 4140 sich vergähen, sich übereilen. —
- 4141 slac, hier bildlich: Verderben, Vernichtung^erstörung ; vgl. zu den
- Liedern 8, 14. — 4143 getwingen stv. hier mit Dativ: einem gewachsen
- sein, Gewalt anthun, beherrschen; ebenso in der Kaiserchronik 12150: ob
- d& dtnem muote woUes getwingen und Wilh. Grimm zu Graf Budolf,
- S. 24 — 25. — sich übersprechen, sich im Sprechen übereilen, zu viel sprechen.
- — 4144 tet ich mich = übersprach ich mich.
- 4145 Verliesen stv., umbringen, verderben. — 4147 — 48 und wenn drei
- der vorzüglichsten Bitter des Hofes sich herbeilie&en. — 4148 sich an
- nemen, unternehmen, sich herbeilassen. — 4149 e9 bereden wider einen, es
- durch Kampf erhärten, beweisen einem gegenüber. — 4152 btten stv., Frist
- gewähren. — 4153 der rede nach gän , auf das Anerbieten , den Vorschlag
- 148 VII. ABENTEUER,
- wand mir was ein teil ze gäch:
- man liez mich ir niht wandel hä.n, 4155
- und enwärt ouch des niht erlän,
- ichn schliefe in rehte Sicherheit,
- daz ich der rede wsere gereit
- als ich da hete gesprochen,
- daz ich in sehs wochen 41(50
- mich mit kämpfe loste.
- die zwene der ich mich tröste,
- die reit ich suochen in diu laut,
- daz ich ir dewedern vant.
- dö suochte ich den ktinec Artus 4105
- und envant da. nieman ze hüs,
- der sich ez wolde nemen an:
- sus schiet ich äne kempfen dau.
- des wart ich so ze spotte hie,
- daz ez mir an min herze gie. 4170
- sus würfen si mich d^ her in,
- als ich des beitende bin,
- daz sich min lip sol enden:
- wan die mirz hülfen wenden,
- die sint mir nü vil ungereit. 4175
- mir hülfe üz dirre arbeit
- sweder ez weste von in zwein,
- her GÄwein oder her Iwein.^^
- u Weihen Iwein meinet ir?« sprach er.
- si sprach: uherre, daz ist der, 4180
- s. loO durch dou ich lide disiu bant.
- sin vator ist genant
- der kmuv Vrii^u.
- der kumbor» da ich iuue stcu.
- «Mucvhou , »\oU At\ jomand^f» KeJ^ hAlt^a; ihu boim Worte nehmen; Tgl.
- SinivicU HolMüx); 4» <^«iS. — 4K\i tni hier im ironischen Sinne wie 7*8
- A«w 4\>N .»V- •v-.iV »r,)v.m Ä.i*» d** W\>rt, dt^n Vor»chUig, den Ver-
- UA)S. x<)o W^u«" A«\U<'ru. rock);jkn}:ii; m«ohea, curucknehmen. — 4161 sieh
- ,,vy- <*, xoh xou «tor W etK. «)er V^^ri^rtichtun«; losniAcben. das Versprochene
- «^nMl^'ix Ut=-.'( AWr den U^ftnitiv »Aoh -ütn vgl. i«regor 23^; Mhd.
- \\ovi«^\b IP, :,t;^. l.uvhTOMMe-n U». 14; .Vthi# S. 111. M; P»nl Mhd.
- «)«A\um, ^^^ 41^4 »xsiAi)» ivh ketnru von beiden, ohne dnA ich einen
- \ii\u b»'\de« «AWx^ 4\«iS ><.• f »>Am., KAm|tfrr, /m-eikämpfer; wie hier
- wxiy'.xiti^x^cv»«' «Uv, >(\<;ober »u-^h tVir r;n<^u «r.o.frn den irerichtUchen Zwei-
- kAm)Nt<^ ;tnM-V.t 4iri' ri.>. >tk>e 4*74 lih.//-«. helfen wtiiden oder
- KouwU'M 41 ;> •. V* ■■ . -inKtTvr «v.;-.ic*r.jr>.ob.^ r.U'fci smr Hnnd.
- 4\N.t * ,'. »' *d>i^ »»♦•> 1-vhie N*wic de* \ «ur» tcn Iwein Uiien war,
- o.,\«l Vo'.^en ^xiv:v\ .^V^^ ;n l^^Kt>c\U:.d ««y.^':r.i der Imhwn aUgemein
- LÜNETENS HAFT. 140
- der ist von sinen schulden. 4185
- mir was ze sinen hui den
- alze liep und alze gäch,
- und ranc starke dar nach,
- daz er herre wurde hie,
- leider als ez ouch ergie. 4190
- er behägte mir ze gähes wol:
- wan swer den man erkennen sol,
- da gehoeret langer wile zuo.
- ich geloubte im leider alze vruo:
- ich wände er künde lönen baz. 4105
- min rät vuocte im daz,
- daz sichs min vrouwe underwant
- und gap im lip unde laut,
- nü hat er uns beswichen
- im selben schedelichen. 4200
- ez ist sin unsselekeit:
- wau des swüer ich wol einen eit,
- min vrouwe ist ein s6 edel wip,
- daz er niemer sinen lip
- bestsetet üf der erde 4205
- s. 160 ze höherem werde:
- si ist so schcene und so rieh,
- wsere si sinem libe gelich,
- s6 vröut er sich daz siz getete.»
- do sprach er: «heizet ir Lünete?» 4210
- zu sein, das u für v zu nehmen.» B. — 4186 — 87 ich war allzu voreilig
- darauf hedacht, mir ihn (als meinen künftigen Herrn) geneigt zu machen ;
- über liep ze vgl. noch Diemer, Deutsche Gedichte 200, 1; Berthold 140, 4. —
- 4191 ze gähes, zu schnell. — 4192 swer, wenn man. — 4193 langer wtley
- längere Zeit. — 4194 einem gelouben, asich nachgiebig, freundlich gegen
- jemand beweisen.» Diese seltene, bisher in den Wörterb. nicht vermerkte
- Bedeutung hat hier zuerst nachgewiesen Paul Beitr. I, 326; später haben
- andere Nachweise davon gegeben Hildebrand D. W. IV, 12, 2873 und
- XiucsB in Steinmejer's Zeitschr. 30, 366 fg. — 4197 es in sichs ist hier viel-
- leicht persönlich: seiner; ebenso kann es in Y. 4139 gefaßt werden; vgl.
- 2105, 2112, 2215, Ereo 5814; nach Paul bezieht es sich auf den folgenden
- Satz und gap im. — 4200 schedeltchen adv., zum Schaden. — 4202=Eracliu8
- 3379. — 4205 bestceten swv., befestigen (verloben, vermählen); wenn es nicht
- Testaten heißen muß, was in der Mehrzahl der Handschriften steht und
- sonst weit häufiger ist in dem Sinne von: anbringen (verheirathen = lat.
- coUocare)'. über das Schwanken zwischen bestoitcn und hestaten vgl. die
- Anm. zu Gregor 2820 u. 3429. Der Sinn von V. 4204—7 ist nach Benecke
- folgender: «daß er sich nie mit einer vornehmeren Frau vermählen
- kann.» — 4203—9 nach Laohmann: «höher kann er sich nicht anbringen;
- w^äre sie ihm aber auch nur gleich au Adel, so müsste er sich freuen,
- eine so schöne und reiche Gemahlin erlangt zu haben.» Über du: siz
- getete y daß sie ihn nahm, vgl. zu 4130.
- 150 VII. ABENTEUER,
- Si sprach: «herre, ja ich.»
- er sprach: «so erkennet mich:
- ich binz Iwein der arme,
- daz ez got erbarme,
- daz ich ie wart geborn! 4215
- nü wie hän ich verlorn
- miner vrouwen hulde!
- Sit daz diu selbe schulde
- uiemens ist wan min,
- der schade sol euch min eines sin: 4220
- ichn weiz wem ich si mere gebe,
- Jane müet mich niht wan daz ich lebe:
- euch sol ich schiere tot ligen.
- zwäre ich trüwe wol gesigen
- an den ritern allen drin, 4225
- die iuch geworfen hänt her in:
- und swenne ich iuch erlöst hän,
- so sol ich mich selben slän.
- min vrowe muoz den kämpf sehen:
- wander sol vor ir geschehen. 4230
- ichn weiz waz ich nü mere tuo,
- wan daz ich ir morgen vruo
- s. Uli über mich selben rihte
- unde ze ir angesihte
- durch ir willen lige tot: 4235
- wand ez muoz doch min senediu not
- mit dem töde ein ende hän.
- ditz sol äll^z ergän,
- daz si niht wizze wer ich si,
- :'"unz ich erstirbe und die dri, 4240
- an den ich iuch rechen sol:
- so weiz min vrouwe danne wol,
- so si bevindet wer ich bin,
- daz ich lip unde den sin
- vor leide verlorn hän. 4245
- diu räche sol vor ir ergän.
- ouch ist reht daz ich iu lone
- 4220 den Schaden will ich auch allein tragen. — 4321 ich weiß nicht,
- wem ich sie (die Schuld) weiter beimessen soll. — 4233 einem rihten über
- sich selben, einem zu seinem Rechte verhelfen oder Oenugthnniig Ter-
- schafTen (=^ einem reht erbiten im Specul. Eccles. 93) gegen sich selbct, »n
- sich selber; vgl. die Anm. zu Gregor 449; mhd. Wörterbuch 8*, 68S. —
- 42:U ze ir angesihte, vor ihren Augen. — 4239 daz si niht wisseHf ohne dafr
- sie wissen. — 4247 scheint nicht richtig überliefert; die Handtelurilten
- LÜHBTENS HAFT. 151
- der örbseren kröne,
- die ich von iuwern schulden truoc.
- ich hete #ren genuoc: 4250
- waz half mich daz ich golt vant?
- ez ist et vil unbewant
- ze dem toren des goldes vunt:
- er wirfet ez doch hin zestunt.
- swie ich züo mir selben habe getan, 4255
- ir sult iedoch gewis hän,
- ichn läze iuch niht ander wegen,
- wan do ich t6t wsere gelegen,
- dö hülfet ir mir von sorgen:
- s. 162 also tuon ich in morgen.» 4260
- Nu entwäfent er sin houbet:
- nü wart ez im geloubet,
- daz erz her Iwein wsere.
- geringet wart ir swsere:
- von vröuden si weinte 4265
- und sprach als siz ouch meinte:
- «mime mäc nü niht gewerren,
- Sit daz ich minen herren
- lebende gesehen hän.
- ez was min angest und min wän, 4270
- daz ir wseret erslagen.
- ichn horte da ze hove sagen
- von iu dehein daz msere,
- daz iuwer iht wsere.»
- Er sprach: «min vrou Lünete, 4275
- wä. was der noch ie tete
- des alle vrouwen ruochten
- die slnen dienest suochten,
- schwanken zwi-^chen ez ist, das ist, ouch ist reht, vielleicht hieß es ur-
- flprünglich: eht daz ich iu lone; so steht eht (et) daz=yTenn nur, dummodo
- im Tristan 14216; Thomasin 5535. — 4248 Srbcere, Ehre bringend. — 4252—53
- (holdes Fund ist ja doch (nun einmal) unnütz in den Händen eines Tho-
- ren; vgl. Lambel, Erz. u. Schwanke 119, 545; über unbewant vgl. 2438,
- 3246. — 4256 gewis hän, vgl. zu 1263. — 4257 under wegen lan, unberück-
- «ichtigt, im Stiche lassen. — 4258 damals wo ich hätte umkommen müssen
- (wenn ihr mir nicht geholfen hättet).
- 4364 geringen oder ringen swv. , gering, leicht machen. — 4272 da ze
- hove heißt ganz allgemein und ohne bestimmte Beziehung: am Hofe;
- gemeint ist aber wohl Artus' Hof. — 4273 der Artikel nach dehein wie in
- Y. 3728. — 4274 daß ihr existiertet, lebtet.
- 4376 noch ie, bisher immer. —
- 152 VII. ABENTEUKR,
- min lieber friunt der Gäwein,
- der ie nach vrouwen willen schein, 42so
- ie ranc und noch tuot?
- het ir im gesaget iuwern muot,
- er hete iuch alles des gewert,
- des ir an in hetet gegert.»
- si sprach: «het ich den vunden, 4 28 5
- s6 het ich überwunden
- s. 1G3 mine sorgen zehant.
- daz ich sin da niene vant,
- daz was wunderliche kernen.
- in was diu künegin genomen. 4200
- daz hete ein riter getan:
- den weiten si alle gelästert hän,
- und was in den selben tagen,
- do ich dar kom durch clagen
- her Gäwein nach gestrichen. -12'.).')
- ich liez da waerlichen
- umb die vrouwen gröz clagen
- unde ouch umbe sin nach jagen.
- si vorhten, daz si daz wip
- verlürn und da zuo er den lip; 4:>C)()
- wand er niht wider weite komen,
- em ervüere wie si wsere genomen.»
- Nu was im daz maere
- durch sinen gesellen swsere.
- er sprach: «nü müeze in got bewarn! 4:)()5
- vrouwe, ich muoz von hinnen varn
- und mich bereiten dar zuo.
- und wartet min morgen vruo:
- ich kume ze guoter kampfzit.
- und also hövesch so ir sit, 4:>10
- sone saget niemen wer ich si.
- deiswär ich slahe si alle dri,
- 42SO den man stets nach dem Wohlgefallen der Frauen sich richten sah. —
- 4381 ie ranc, (der) von je danach rang. — 4284 gern an einen eines d., von
- einem etwas wünschen. — 4292 einttn läutern, einen an seiner Khre kränken,
- ihm die Ehre nehmen, seiner Ehre zu Leibe gehen. — 4294 durch clagen,
- um zu klagen, als Klägerin Abhilfe zu begehren; im V. 4297 aber r= das
- Jammern, Trauern. — 4'i% ich liez da, ich lieO da zurück, fand bei mei-
- nem Weggänge vor. — 4302 ern ervüere, ohne daß er (bevor er nicht) er-
- fahren hätte.
- 4304 swcBre, schmerzlich. — 4309 ze guoter kouip/:!t, zur rechten, ge-
- hörigen Kampfzeit.
- LUNETENS HAFT. 153
- ich hilfe iu von dirre not,
- ode ich gelige durch iuch tot.»
- Si sprach: «lieher herre, 4315
- s. 164 s6 stüende iuch al ze verre
- ze wägen ein als vordem lip
- umbe ein alsus armez wip.
- mir wsere der rede gar ze vil:
- und wizzet daz ich immer wil 4320
- den willen vür diu werc hän:
- ir sult der rede sin erlän.
- iwer leben ist nützer dan daz min.
- und möhte ez ein wäge sin,
- so getorste ich sin biten: 4325
- ditz ist gär wider den siten,
- daz einer kempfe dri man.
- diu liute habent sich joch dar an,
- daz zw^ne sin eines her:
- s6 waere ditz gar äne wer. 4330
- verlürt ir durch mich den lip,
- sone wart nie kein armez wip
- so unsselec als ich,
- dannoch slüegen sl ouch mich,
- so ist bezzer min verderben 4335
- danne ob wir beidiu sterben.»
- Er sprach: «diu rede sol bezzer wesen:
- wan wir sulen beidiu genesen,
- zwäre ich wil iuch trcesten wol.
- 4316 ez stät mich verre, es kommt mir theuer zu stehen. — 4317 vorder
- adj., vorzüglich, werthvoll. — 4319 das wäre fUr mich zu viel Bücksicht. —
- 4321 vür diu werc, für die That. — hdn, halten, ansehen. — 4332 diu rede^
- Sache, causa. — 4324 wäge stf., die Wage, hier: der gleiche Kampf, bei
- dem sich gleiche Kräfte gegenüberstehen, im Gegensatz zu dem un-
- gleichen (wie V. 4327, 4329). — 4325 sin (—des lebens) biten, darum bitten.
- — 4326 dieß ist ganz gegen alle Sitte, allen Gebrauch. — 4327 kempfen
- mit acc. , mit einem einen Zweikampf halten (Karl d. Gr. vom Stricker
- 11818; Schreiber's Urkundenbuch von Freiburg, S. 77, 82, 84; Mühlhäuser
- Stadtrecht ed. Lambert, S. 165; Saalfeldische Statuten bei Walch, I, 15
- u. 16). — 4328 si habent sich dar an^ halten sich daran, sind der Ansicht. —
- 4329 enthftlt ein oft wiederkehrendes Sprichwort: zwei sind einem gegen-
- über ein Heer, d. h. ihm allemal überlegen; vgl. 5350, 6636. — 4330 dem-
- nach könnte hier von gar keiner Vertheidigung die Bede sein, wäre hier
- Gegenwehr unmöglich. — 4331 verlürt conj. prnt. von Verliesen.
- * 4337 diu rede sol bezzer wesen, die Sache, um die es sich hier handelt,
- wird eine bessere sein ; die Sache wird einen bessern Ausgang haben ;
- das Besultat soll besser lauten. —
- 154 VIII. ABENTEUER,
- s. 165 wan ichz ouch bewarn sol. 4340
- ir hat so vil durch mich getan:
- ob ich deheine triuwe hän,
- sone sol ich daz niht gerne sehen,
- daz iu kein schade mac geschehen
- da. ichz kan erwenden. 4345
- diu rede sol sich enden:
- si müezen iuch läzen vrl,
- ode ich erslahe si alle dri.»
- nü was ir durch ir vrümekeit
- ir ere unde ir vrume leit. 4350
- si wsere gerne genesen,
- möhte ez also sin gewesen
- daz er den lip niht verlür.
- Sit ab er mit vrier kür
- den kämpf wolde bestän, 4355
- so lie siz sin und muosez län.
- VIII. ABENTEUER,
- DER RIESE HARPIN. GINOVERBNS ENTFÜHRUNG.
- Nachdem Iwein sich von Laneten verabschiedet hat, findet er freund-
- liche Aufnahme in einer wohlbefestigten Barg. Die Bewohner derselben
- befinden sich in verzweifelter Lage. Ein Riese Namens Harpin hat sie
- belagert, die Felder umher verwtlstet, dem Burgherrn sechs seiner Söhne
- abgefangen und zwei davon sogar getödtet, weil dieser sich weigert ihm
- seine Tochter zu geben. Den kommenden Tag will derselbe Riese wieder
- erscheinen und vor den Augen des Vaters die tLbrigen Söhne umbringen,
- falls ihm nicht gewillfahrt werde.
- Als Iwein dieß hört, fragt er seinen Wirth, warum er nicht bei Artus
- Hilfe gesucht habe. Jener erwidert ihm, daß er zwar dort gewesen sei,
- aber den König in großer Trauer, und den Ritter, den er gesucht, nicht
- anwesend gefunden habe. Ein fremder Ritter sei dort eines Tages vor
- der Tafelrunde erschienen und habe sich an den König um Gewährung
- einer Bitte gewandt; sobald er unbedingte Zusage erhalten, habe er sich
- 4340 bewarn swv. , «verhüten , nämlich daß wir beide sterben p. Paul. —
- 4342 triuwe hier: das Gefühl der Verpflichtung, der Schuldigkeit, der
- Dankbarkeit. — 4345 da wo (sobald) ich es verhindern kann. — 4346 sich
- enden y sich entscheiden. — 4349 vrümekeit, braver, hochherziger Sinn,
- Edelmuth. — 4350 es that ihr leid, daß auf ihre Ehre und ihren Vortbeil
- Bedacht genommen wurde. — 4352 vorausgesetzt es hätte unter der Be-
- dingung geschehen können. — 4354 mit vrier kür, nnter freier Wahl, aus
- freiem Entschlüsse.*
- DER RIBSB HARPIN. GINOVBRBNS ENTFÜHRUNG. 155
- die Königin erbeten und sei mit dieser davongeritten, in der Erwartung,
- daß man ihm nachreiten und um dieselbe mit ihm kämpfen werde. Dar.
- auf seien die damals anwesenden Tafelrunder, der Truchseß voran, einer
- nach dem andern ihm nachgeeilt, aber durch die Bank von ihm besiegt
- worden. Gawein, zu der Zeit zufällig abwesend, habe erst am andern
- Tage ihm nachreiten können. Das sei der Grund, weshalb er (der Wirth
- Iwein's) von der Tafelrunde keine Hilfe habe erhalten können, selbst von
- Gawein nicht, obwohl derselbe sein Schwager sei.
- Sowohl aus Mitleid als auch aus Rücksicht für seinen Freund Gawein,
- den Bruder seiner Wirthin, fühlt sich Iwein bewogen zu erklären, daß er
- am andern Tage gegen den Biesen kämpfen wolle, wenn es noch vor
- Mittag geschehen könne , sodaß ihm Zeit bleibe , auch der gefangenen
- Lunete den versprochenen Beistand zu bringen. Am andern Morgen
- rüstet er sich und harrt lange vergeblich auf den Biesen; schon fürchtet
- er, daß er entweder den Kampf gegen ihn aufgeben oder Luneten im
- Stiche lassen müsse; ganz spät erst erscheint der Feind, die gemiss-
- handelten Gefangenen mit sich führend, vor der Burg. Iwein hat wenig
- Zeit. Eilig zieht er ihm daher entgegen und erlegt ihn nach schwerem
- Kampfe mit Hilfe seines Löwen. Hierauf zieht er, ohne sich die ihm
- dargebotene Buhe zu gönnen, eilig weiter, um Luneten zu helfen.
- Nü entweit er da. niht ine
- (sin lewe volget im als e)
- und reit unz er ein h(is sach.
- da was guot riters gemach. 4360
- diu burc was harte veste,
- in allen wis diu beste
- vür stürme und vür mangen:
- den berc hete bevangen
- ein burcmür hoch unde die. 4365
- doch sach vil leiden anblic.
- der da wirt was genant:
- im was diu vorburc verbrant
- unz an die burcmüre gar.
- 8. 166 ni\ kom min her Iwein dar, 4370
- als in der wec lerte.
- do er ze dem hüse körte ,
- do wart diu brüke nider län,
- unde sach gegen im gän
- 4357 entweite, vgl. zu 3762. — 4362 t» allen wis, in jeder Hinsicht. —
- 4363 Sturm masc, «gewaltsames Andringen». B. — mange swf,, eine "Wurf-
- maschine mit der man Steine warf: Steinschleuder (griech. [xctYYavov). —
- 4364 6«raÄc»stv., umfangen, einfassen. — 4367 wirt, Burgherr. — 4368 vor-
- hure fem., der außerhalb der Burgmauer befindliche Stadttheil. — 4371 wie
- ihn der Weg führte. —
- \
- 156 VIII. ABENTEUER,
- sehs knappen wsetliche: 4375
- si zsemen wol dem riche
- von aller ir getät
- an ir llbe und an ir wät.
- von den wärt er wol enpfangen.
- viel schiere kom gegangen 4380
- der wirt als ein bescheiden man:
- der gruozte in unde vuorte in dan
- üf daz hüs an guot gemach,
- da er riter unde vrouwen sach
- eine süberliche schar. 4385
- dö nam er ir beider war,
- ir gebaerde unde ir muotes:
- done vander niht wan guotes.
- Swer ie kumber erleit,
- den erbarmt des mannes arbeit 4390
- michels harter dan den mau,
- der nie deheine not gewan.
- der wirt het selbe vil gestriten
- und ofte üf den lip geriten,
- und gelöupte dem gaste deste baz; 4395
- wander allez bi im saz,
- uuz daz er entwäfent wart,
- der wille was da, ungespart
- s. 107 von manne und von wibe,
- er wart sinem libe 4400
- ze dienste gekßret
- und über State ge^ret.
- si wurden vil vaste
- ze liebe dem gaste
- alle wider ir willen vro: 4405
- 4375 iccBtlich adj., schön von Aussehen. — 4376 sie hätten dem Kaiser
- wohl angestanden, ihm Ehre gemacht; er hätte sich ihrer nicht zu schämen
- brauchen. — daz riche, die königliche oder kaiserliche Gewalt ; vgl. J. Grimm,
- Kl. Schriften I, 33G. — 4377 von, rttcksichtlich, in Bezug auf. — getät fem.,
- Beschaffenheit, Ansehen, Haltung. — 4381 bescheiden adj., verständig, ge-
- bildet (=hürench). — 4385 suberlich adj., fein, hübsch^
- 4391 michels harter, weit mehr. — 4394 tJ/ den Itp rtten, in einen Kampf
- um Leben und Tod ziehen ; sich lebensgefährlichem Kampfe unterziehen ;
- vgl. Wigaloia 18, 2(>. — 4395 einem gelouben , «sich nachgiebig, freundlich
- gegen jemand erweisen», vgl. die Bemerkung zu 4194. — 4396 allez adv.
- acc, die ganze Zeit. — 43U8 «i«*, Bereitwilligkeit (Zuvorkommenheit). —
- ungespart, nicht vorenthalten. — 44üO er d. i. der teilte ward seiner Perton
- als Diener zugewiesen, ihm zu dienen angewiesen. — 4402 über State, über
- Vermögen, mehr als die gegenwärtige Lage erlaubte. Als Subject hat
- man aus dem Vorhergehenden stn Itp zu ergänzen. —
- DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 157
- wand ir herze meinde ez niender so.
- in hete ein tegelich herzeleit
- vil gar ir vröude hin geleit;
- da er niht umbe enweste,
- er als ander geste. 4410
- Ouch enhet ir vröude unde ir schimpf
- deh einer slahte gelimpf,
- diu trügevröude ist ein niht,
- diu so mit listen geschiht,
- so der munt lachet 4415
- und daz herze krachet
- vor leide und vor sorgen,
- ouch ist ez unverborgen,
- ezn kiese listvröude ein man
- der sich iht verslnnen kan, 4420
- und welch vröude niht des herzen ist.
- ouch half sl unlange ir list:
- diu vorhte und die sorgen,
- die üf den tac morgen
- heten wlp unde man, 4425
- die gesigten ir vröuden an.
- daz trüren behapte den strit
- s. 168 und verkerte dö in kurzer zit,
- daz iu daz niemen kan gesagen,
- in ein weinen und in ein clagen 44:^0
- die vröude der man da phlach.
- als daz her Iwein ersach,
- do vrägter den wirt msere,
- waz im geschehen wsere.
- Er sprach: «sagt mir, herre, 4435
- durch got waz iu werre,
- 4408 einem die vröude hinlegen, die Freude niederdrücken, benehmen. —
- 4410 er sowolil als andere Gäste.
- 4411 »cÄtmp/ masc. , Scherz, Heiterkeit. — 4412 gelimpf masc. , Ange-
- messenheit, rechtes Benehmen, Manier; vgl. dieselben Verse im 1. Büchl.
- 341 — 342. — 4413 trügevröude fem., erheuchelte Freude, Scheinfreude. —
- ein niktf ein Nichts (res inanis vana); nichtig, vergeblich. — 4414 mit listen,
- auf erkünstelte, verstellte Weise. — 4418 — 21 lauten wörtlich gefasst : auch
- lässt es sich nicht so verbergen (auch ist es unmögUch), daß jemand,
- wenn er die nöthige Einsicht besitzt, nicht wahrnehmen (beurtheilen)
- sollte die Scheinfreude und ob eine Freude aus dem Herzen komme oder
- nicht. — 4427 den strit behüben ^ die Oberhand behalten. — 4481 der man
- da phlachf vgl. über den auffallenden Beim die Bemerkung zu 3473. —
- 4433 einen maere (gen. pl.) vrägen, einen um Auskunft ersuchen.
- 158 VIU. ABENTEUER,
- und waz dirre wehsei diute:
- daz ir und iuwer liute
- 86 niuweliche wäret vrö,
- wie hat sich daz verk^ret s6?" 4440
- d6 sprach des hüses herre:
- «waz uns arges werre,
- i der msere endurfet ir niht gern,
- iedoch enwelt irs niht enbern,
- s6 sage ich iu unser arbeit, 4445
- so beswaert ez iuch: daz ist mir leit.
- ez ist iuch nützer verswigen,
- und yröut iuch mitten sseligen.
- ich bin der ünsselden kint:
- mit den die unsselec sint 4450
- muoz ich leider sin unvrö:
- wan ez geziuhet mir also.»
- D6 bat der gast unz an die stunt,
- daz im der wirt tete kirnt
- s, 109 alle sine swjere. 4455
- er sprach: «mir ist uun\{ere
- der Hp immer m^re:
- wand ich alte &n dre,
- mir wa>ro beuer der t6t.
- ich lide laster unde n6t 44G0
- Too einem siN gewanten man,
- dai ich mich gerechen niene kan.
- mir hi^t gemachet ein rise
- mlne hwobe teiner wise
- und h^i mich ine ^sxHin 44c>5
- 4^( ^Mv^i^^ »vx ^ »>> 4 » — ^43(* ^ «•^«vdiL'^JW . w t b e a eist. —
- ^MMsW^ AW4«i«*iitiX >#>^ M><^ - 4M$ mm9*m - - «ufi- J^:; x^ Brief FmlU ui
- ^MM j * »»* ! >><;» » v^v^^^'^.«.^ <4^ )» ^>)Wi ^^»«^(Jlii;:)^« . 4iM« fpi4«MW(L;. Y^ Ar Cm-
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- DBB BIBSE HABPIN. GINOVEBENS ENTFÜHBÜNG. 159
- alles des ich solde hän,
- unz an die burc eine;
- und sage iu doch wie deine
- alle mine schulde sint.
- ich hän ein tohter, ein kint: 4470
- daz ist ein harte schoeniu magt:
- daz ich im die hän versagt,
- dar umbe wüestet er mich.
- zw&re 6 verliuse ich
- daz guot und wäge den lip, 4475
- e si immer werde sin wip.
- Da zuo so hän ich sehs kint,
- die alle ritter sint:
- die hat er gar gevangen
- und hat ir zwöne erhangen 4480
- daz ichz ane muose sehen,
- wem möhte leider geschehen?
- er h&t ir noch viere:
- die verliuse ich aber schiere,
- wan die selben vüeret er 4485
- s. 170 vür die burc morgen her:
- die wil er vor mir testen
- und mich da. mite noeten,
- daz ich im ir swester gebe.
- got enw6lle niht daz ichz gelebe 4490
- und sende mir hinaht den tot.
- er gibt (daz ist min meistiu not),
- swenn er mir si an beherte,
- mit selbem ungeverte,
- s6 welle er ir ze wibe haben rät, 4495
- und den bd)Sten garzün den er hat
- 4473 einen wüesten, jemandes Eigenthum oder Land verwüsten; eine von
- den vielen Bedensarten, die eine wechselseitige Vertretung des Besitzers
- und des Besitzes enthalten, vgl. Hildebrand in der Germania 17, 378;
- Oregror 3629.
- 4481^82 vgl. mit den bekannten Versen in den Nibelungen 13, 3—4. —
- 4484 cUter, abermals, wiederum. — 4490 Gott verhüte, daß ich's erlebe. —
- 4491 hinahty in dieser (der kommenden) Nacht. — 4493 einem etewaz an be-
- herien, mit Gewalt einem etwas abgewinnen, aberzwingen, abnöthigen. —
- 4494 büdet einen Zwischengedanken, der sich dem Zusammenhange nach
- an er giht (V. 4492) als Ergänzung anreiht und im Nhd. etwa so sich
- wiedergeben lässt : so weit geht seine Unmenschlichkeit ; über Hartmann's
- Eigenthümlichkeit die Sätze ineinander zu flechten vgl. die Anm. zu 119.
- — ungeverte nentr., die üble Art und Weise, in der jemand vert; das un-
- menschliche, rohe Auftreten. — 4495 eines rät haben ^ etwas entbehren,
- darauf verzichten, es verschmähen. — 4496 base, gemein, niedrig. —
- 160 VIII. ABENTEUER,
- dem welle er sl geben.
- mac mir danne mm leben
- niht wol uumsere sin?
- der rise heizet Harpin. 4500
- hab ich den lasterlichen spot
- verdienet iender umbe got,
- wold er daz rihten über mich
- unde lieze den gerich
- über min unschuldigen kint, 4505
- diu biderbe unde guot sint!»
- Do der gast sin ungemach
- beidiu gehörte imde gesach,
- daz begünde im an sin herze g&n.
- er sprach: «wie habt ir daz verlän, 4510
- im suochtet helfe unde rat
- da er iu ze suochen stät,
- in des künec Arsüses lande?
- s. 171 ir habet dise schände
- äne not so lange erliten. 4515
- ir soltet dar sin geriten:
- er hat gesellen, under den
- het ir vunden eteswen,
- der iuch des risen belöste.»
- er sprach: «der mir ze tröste 4520
- da wsere der beste
- und kceme, ob erz weste,
- und hete ich in da vunden,
- dern ist ze disen stunden
- niht da ze lande. 4525
- der künec treit euch die schände,
- der er vil gerne enbsere.
- weit ir ein vremde maere
- hcßren, daz wil ich iu sagen.
- 44J7=:Chre8tion8 3864 cu plus eix garfons . . . . la li terra por lor depors. —
- 4498 — V)9 muß mir dann nicht mein Leben recht zuwider sein? — e» mac
- stn bedeutet hier: es ist Qruud, Ursache vorhanden, dal^ es so ist. ~m-
- 4502 es umbe got verdienen, Gottes wegen, von (Jott verdienen. — 4503 so
- bitte ich, er wolle (eigentlich: utinam velit) die Strafe dafdr über mich
- verh&ngen. — 4504 gerich stm. , die Rache; dfn g. üher einen taten , die
- Rache, die Strafe tlber einen nicht ergehen lassen.
- 4510—11 wie habt ihr da: eerUin irn suochtet , warum habt ihr's unter-
- lassen zu suchen. — 4512 zu er vermerkt Paul: ein auf mehrere Substan-
- tive sich beziehendes Pron. pflegt nach dem letzten eonstruiert zu wer-
- den. — 4519 beloste conj. pr«t. ( = befreit haben würde) von beta-sem.
- 4.'>23 und hier den hypothetischen Satz einleitend: wenn, gesetzt. —
- DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 161
- ez kom in disen selben tagen 4530
- ein riter geriten dar
- und nam des vil rehte war,
- daz er zer selben stunde
- die von der taf eirunde
- umbe den künec sitzen sach. 4535
- er erbeizte vür in unde sprach:
- ((ich bin üf gnäde her komen.
- herre, ich hän von iu vernomen
- die milte und die vrümekeit,
- ich gedinge, mir si unverseit 4540
- ein gäbe der ich von iu ger:
- nach der bin ich komen her.»
- dö sprach der künec Artus:
- s. 172 «swes ir gebietet hie ze hüs,
- des Sit ir alles gewert, 4545
- ist daz ir beteliches gert. »
- Er sprach: ((daz sult ir an mich län.
- als ich von iu vernomen hän,
- so müese iu daz missezemen,
- woldet ir iht üz nemen. 4550
- swaz ez nü si des ich bite,
- da ^ret mich mite
- und lät die bete her ze mir^
- wand ich ir anders gar enbir.»
- Daz widerredte der künec Artus. 4555
- alsus schiet er üz sinem hüs
- vil harte zornliche dan.
- er sprach: ((ez ist vil manec man
- an disem künige betrogen:
- 4531 dar d. i. an des Königs Artus' Hof. — 4534 tavelrunde fem., die Bnnd-
- tafel des Königs Artus (franz. table ronde)\ vgl. zu Ereo 1615. — 4537 uf
- ynadej um eine Gnade zu erbitten. — 4539 milte fem., Freigebigkeit. —
- 4540 gedingen swv. , hoffen, worauf rechnen. — unverseit ^ unversagt, uu-
- verweigert. — 4542 nach der, um derentwillen. — 4544 awes ir gebietet,
- was ihr nur befehlt, zu haben begehrt; über den Genetivus swes vgl. was
- Paul Mhd. Gramm. 344 üher die Attraktion vermerkt hat. — 4546 betelick
- adj., was zu bitten sich geziemt, gewährt werden kann.
- 4547 et an einen län, es einem überlassen, anheimstellen. — 4548 so-
- viel, soweit ich euch kenne. — 4549 missezemen stv. , Abel anstehen. —
- 4550 iht dz nemen, etwas als Ausnahme hinstellen, einen Vorbehalt machen.
- — 4553 ez her ze mir län, es meinem Ermessen, meiner Wahl überlassen,
- mir frei steUen.
- 4555 Widerreden wie 1867. — 4559 an einem betrogen sin, in Bezug auf
- jemand falsch berichtet sein, sich über ihn täuschen. —
- HABTKASm VON AUE. III. 3. Aufl. \V
- 162 VIII. ABENTEUER,
- diu werlt hat vil von im gelogen. 4560
- man sagt von siner miltekeit,
- ezn wurde riter nie verseit
- ■
- swes er in ie gebsete.
- sin ere sl unstsete,
- dem er wol gevalle.» 45G5
- ditz bägen hörten alle
- die von der tavelrunde.
- si sprächen mit ^inem munde:
- «herre, ir habet missetän,
- weit ir den riter alsus län. 4570
- wem habt ir ouch iht verseit?
- s. 173 lät ez an sine hövescheit.
- er gelichet sich wol einem man
- der beteliche biten kan.
- scheidet er von hinnen 4575
- mit seihen unminnen,
- ern gesprfchet nimmer mere
- dehein iuwer ere.»
- Der künec sich bedähte
- und schuof, daz man in brähte, 4580
- unde gelobete im des staete,
- ze leistenne swes er bsete.
- ouchn bedörfte er m^re Sicherheit:
- wan sin wort daz was ein eit.
- dö bat er als ein vrävel man, 4585
- daz er müese vüeren dan
- sin wip die küneginne.
- daz hete die sinne
- dem ktinege vil nach benomen.
- er sprach: «wie bin ich überkomen! 4590
- die disen rät täten,
- die hänt mich verraten.»
- 4564 eine mildere (höfische) Form des Fluches fttr: ehrlos s«! der. —
- 4565 einem wol gevallen, hier in dem Sinne: von einem geloht werden.
- 4566 bogen stv. und swv., zanken , schelten. — 4568 mit einem mundet eia-
- 8timmig = Wigalois 18, 26. — 4576 «nmt«»«», Ühelwollen, Unfreundlichkeit;
- hier pL, unfreundliche Oesionungen. — 4578 eines ere gexprechen^ jemandes
- in Ehren gedenken, ein Wort der Anerkennung von einem äußern, ihn
- loben; vgl. zum 1. Büchl. 573 (J. Tit. 3288, 1).
- 4580 schaffen stv., bewirken, befehlen. — 4581 staete stf., BeetAndiff-
- keit, Treue; vgl. Erec 9496. — 4585 vrävel adj., unerschrocken, kttbn. —
- 4586 müexent hier: dürfen, können. — 4590 überkomen, ttberwinden, ttber-
- listen.
- DSB BIESE HAEPIN. OINOVSBENS ENTFÜHBUNQ. 163
- D6 in der riter zürnen sach,
- d6 tröster in unde sprach:
- «herre, habent guote site, 4595
- wand ich ir anders niht enbite
- niuwan mit dem gedinge,
- ob ich si hinnen bringe;
- ir hat der besten ein her:
- ob ich si in allen erwer, 4600
- die mir durch st ritent nach,
- ouch ensöl mir niht wesen gäch,
- 8. 174 niuwan als alle mine tage;
- und wizzet wol, swer mich jage,
- daz ich sin wol erbite 4G05
- und nimmer gerite
- deste dräter umbe ein här.»
- nü muose der künec läzen war
- daz er gelopte wider in:
- er vuorte die küneginne hin. 4610
- Unde dö si schiet von dan,
- dö sach si jsemerlichen an
- alle, die da wären,
- und begunde gebären
- als ein wip diu s6re 4615
- sorget umbe ir ^re,
- unde mante si als si künde
- mit gebserde und mit munde,
- daz man si ledeget enzit.
- der hof enwart vor des noch sit 4620
- so harte nie beswseret:
- doch wären si unervseret
- die si da vüeren sähen,
- da wart michel gäben:
- ez rief dirre unde der: 4625
- «harnasch unde ros her!»
- 4595 guote site haben j sich ruhig und still verhalten, gelassenes Be-
- nehmen zeigen. — 4597 daz gedinge, die Bedingung, Voraussetzung; hier-
- nach ob im folgenden Verse = daß. — 4600 erwem mit dat. und acc, gegen
- einen etwas behaupten duroh den Kampf. — 4603 nur so wie ich's bisher
- immer gewohnt war. — 4605 »in erbiten str., ihn erwarten.
- 4619 ledegen, befreien. — 4622 unervceret wie 8250. — 4625 dirre undt>
- der, dieser und jener; vgl. Mhd. Wörterb. I, 314*>. — 4626—28 vgl. Wiga-
- loU 16, 28—30. —
- 164 Vlll. ABENTEUER,
- und swer ie gereit wart,
- der jagte nach üf die vart.
- Si sprächen: «es wirt guot rät,
- Sit erz uns s6 geteilet hat: 4G30
- er vüeret si unverre,
- s. 175 ezn si daz unser herre
- mit im wider uns si.»
- dö sprach der herre Keii:
- «in beschirmt der tiuvel noch got, 4635
- der uns disen grözen spot
- an miner vrouwen hat getan,
- ezn müeze im an sin ^re gän.
- ich bin truhsseze hie ze hüs,
- unde ez hat der künec Artus 4640
- verschuldet umb mich harte wol,
- daz ich gerne ledegen sol
- mine vrouwen sin wip.
- zwärc ez get im an den lip:
- eru vüert si sunder minen danc 4645
- nimmer eines ackers lanc.
- weizgot, wester mich hie,
- ern wsere her ze hove nie
- üf sus getane rede komen:
- ich sol si im schiere hän benomen. 4650
- •
- lu solte versmähen
- daz gemeine nach gäben
- waz sol dirre ungevüege schal,
- daz dirre hof über al
- durch einen man wil riten? 4655
- ich getrüwe im wol gestriten:
- 4628 eart, Fährtc, Weg.
- 4630 ez einem teilen, einem etwas in Theile sondern, zwischen deneu
- er wählen soll; einem eine Wahl, eine Bedingung stellen (mit Beziehung
- auf 4596 fg.)> vgl. über einem ein npH teilen die Anmerk. zu 4873; zu den
- Liedern 9,8; 1. Büchl. 1905; Gregor 1860. — 4641 verschulden ewr., ver-
- dienen. — 4646 acker masc. , hier als Längenmaß gefasst, ebenso 53i5;
- schon bei Heinrieh von Veldecke 89.55; Bartsch zu Berthold's Crane4396;
- Demantin 9174; Buch von guter Speise no. 14: xiede die wirz gein eime
- acker lanc hin und wider; Bechstein zu Liechtenstein 210, 1 (699, 5). —
- 4649 uf sus getane rede, solcher Sache willen, in solcher Absicht
- 4651 mir versmahet ez, es dtlnkt mir suiwhe, d. h. verächtlich, ent-
- ehrend. — 4f54 über al, sammt und sonders, keiner ausgenommen. —
- 4656 einem gestriten stv. , einem im Streite Stand halten, es mit ihm »uf-
- nehmen. —
- DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 165
- ich eine bin im ein her.
- ern gestot sich nimmer ze wer,
- swenn er siht, daz ich ez bin:
- unde waz hulfez in? 4600
- ir mugt wol alle hie bestän,
- Sit ich michz an genomen hän:
- s. 176 ich erläze iuch aller arbeit.»
- hie mite was ouch er bereit
- und was der 6rste an in: 466 r>
- ouch geriet der ^rste ungewin
- ze sinen untren,
- als er den gast bat keren.
- Daz was in einem walde.
- ouch kerter also balde: 4670
- mit grözen kreften stach er in
- enbor üz dem satele hin,
- daz im ein ast den heim gevienc
- und bi der gurgelen gehienc.
- und wan daz in sin geverte 4675
- der übele tiuvel nerte,
- so wser er da benamen tot:
- doch leit er hangende n6t.
- er wart doch leider ledec sit:
- doch hienc er da, unz an die zit, 4680
- daz er vor in allen leit
- laster unde arbeit.
- Der nsehste was Kälogreant,
- der in da hangende vant
- niht anders wan als einen diep: 4685
- dern löste in niht, ez was im liep.
- der gähte ouch au den gast:
- vil lützel doch des gebrast.
- 4661 hie bestän hier bleiben. — 4665 und war der erste, der sich an ihn
- machte; Erec 247ü, 2665; Wolfram's WiUeh. 335, 18; 341, 5; Wigalois 16,
- 30; Eraclius 1551; Ebernand 3664—65.
- 4670^ auoh maohte der fremde Bitter sofort gegen Keii Kehrt. —
- 4673 gevahen stv. , zu fassen bekommen. — 4674 gurgele, gtirgel swf. und
- stf., Gurgel, Kehle. — gehienc, blieb hängen; Steinmeyer's Zeitschr. 20 174
- d6 Absalon gehie b\ dem häre an einem aste. — 4675 wan daz in nerte, hätte
- ihn nicht gerettet (nisi quod eum servavit). — geverte swm. , der Gefährte,
- Geselle. — 4677 benamen, entschieden, bestimmt. — 4678—80 man beachte
- dfts dreimalige doch, welches nach Lachmann hier «das höhnende Wieder-
- holen zweier einander Widersprechenden nachahmt».
- 4688 doch fehlte nicht viel. ->
- 16Ö VIII. ABENTEUER,
- daz im niht same geschach,
- wände ern ouch dernider stach. 4600
- die in sit hangen sähen,
- den henam daz gähen
- 8. 177 der Unwille und sin schalcheit,
- daz männeclich vür reit.
- In erreit üf einem gevilde 4005
- Dodines der wilde
- unde brach üf im sin sper:
- da mite wart ouch er
- gesetzet üf daz gras
- als lanc s6 daz sper was. 4700
- Segremors erreit in dö:
- dem geschach rehte als6.
- dar n&ch erreit in H^nete,
- dem er alsam tete.
- Pliopleherln und Millemargot 4705
- die wurden beide ir selber spot
- mit selbem ungevelle
- und Id^rs ir geselle.
- Daz ich sl alle nenne,
- die ich da erkenne, 4710
- daz ist also guot vermiten:
- wan alle die im nach riten
- die ströut er nach ein ander,
- nieman envander
- der die vrouwen löste. 4715
- ir wsere komen ze tröste
- min herre Gäwein,
- der ie in riters eren schein:
- 4692 den benam bedeutet hier nach dem Zusammenhange (mit Besag auf
- 4GS()) den benam den muot in ze Icesene: die hinderte, die ließ nicht dazu
- (d. h. ihn loszumachen) kommen ihr £ilen. — 4694 sodaß Mann ftir Mann»
- jeder (männeclich) vorüberritt; vgl. die Anm. zu 63 und zu Ereo 2140 und
- Lexer'8 HWörterb. 2034.
- 4695 erriten stv., reitend einholen. — 46% vgl. Erec 1636. — 4700 «/>«r
- stn. , hier als Längenmaß gefasst (wie schuft t sperscha/t) : er flog lo weit
- als die Länge des Speeres betrug ; vgl. Erec 6920 : Erecken er da nider siack
- hinderz ora an daz gras als lanc als der schap waSy und 2802; tlber sper
- in diesem Sinne vgl. noch Oswald 18u6: alse hoch als driu »per; G. Schmidt,
- Die Gottesfreunde u. s. w.: ein stein, me den eines langen speret hoch umd
- breit; Laßberg's LS. 2, 518, 525: er rait wol dryer sper lanck, — 47ul =
- Wigal. 17, 3; vgl. Erec 1664. — 4705 vgl. Erec 1650. — 47o7 dat ungtvtlU,
- der unglückliche Fall, die Niederlage.
- 4713 ströuwen swv., streuen, niederstrecken. — 4718 vgl. Wigaloii 18, 18. —
- DEB BIESE HABPIN. GINOVEBENS ENTFÜHBUNG. 167
- done was er leider niender da.
- 6r körn aber sä 4720
- morgen an dem nsehsten tage,
- unde durch des küneges clage
- s. 178 so ist er nach gestrichen
- und wil im nämelichen
- wider gewinnen sin wip 4725
- ode Verliesen den lip.
- Ich suocht in in den selben tagen,
- als ich ez gote wil clagen,
- daz ich sin da. niht envant.
- ez ist im so umb mich gewant, 4730
- daz er mir müese gestän
- ze mlnem kumber den ich hä,n:
- min wip ist sin swester.
- ich kom alrest gester:
- und Sit ich sin ä.ne komen bin, 4735
- so ist aller min tröst da hin.
- enmuoz ich niht wol sorgen?
- wan nü verliuse ich morgen
- alle min ^re.»
- Nü erbarmt ditz s6re 4740
- den riter der des lewen pflac.
- er sprach: «ich sol umbe mitten tac
- morgen komen an eine stat,
- dar mich ein vrouwe komen bat,
- diu mir vil gedienet hat, 4745
- und der ez an den 11p gät,
- enkume ich dar niht enzit.
- ob ir des gewis slt,
- daz uns der rise kumt so vruo,
- s. 179 swenne ich min reht getuo, 4750 «
- daz ich im an gesige.
- 4724 nämelichen, vgl. zu 1976.
- 4729 daz niht, ohne daß. — 4730 die verwandtachaftliuhe Beziehung
- zwischen uns beiden ist der Art. — 4731 müese, als mdo (Verwandter)
- rechtlich Terpflichtet wäre. — gestan, beistehen. — 4732 te, bei. — 4734 al-
- ritt adv. aus aller Srest verktLrzt, nun erst, eben erst. — 4735 sin äne,
- ohne ihn (eigentlich seiner beraubt, denn äne ist Adjectiv; vgl. des äne
- in den Liedern 14, 8; sxn äne im Gregor 2546 und Pfei£Fer's Altd. Beisp.
- XXIX, 33).
- 4747 emU=in zU, bei Zeiten. — 4750 sin reht getuon, hier: seiner
- Verpflichtung als Bitter sich unterziehen. — 4750—55 Der Dichter liebt
- 168 VIII. ABENTEUER,
- ob ich vor im niht tot gelige,
- daz ich umbe mitten tac
- daDDOch hin komen mac
- dar ich mich gelobet hän, 4755
- s6 wil ich in durch iuch bestän
- und durch iuwer edel wip:
- wan mir ist min selbes 11p
- niht lieber danne ir bruoder ist.»
- nü kom gegangen an der vrist 47G0
- des Wirtes tohter und sin wlp.
- nu gesach er nie kindes lip
- schoener dan diu selbe magt,
- enhete si sich niht verclagt.
- nu enpfiengen Sl in beide wol, 47C5
- als man lieben gast sol.
- Do sprach der wirt: «mich dunket guot,
- daz ir vil dienesthaften muot
- traget iuwerm gaste.
- er hat sich also vaste 4770
- unser swsere an genomen,
- wir suln si mit im überkomen,
- geruochet sin unser trehten.
- er spricht, er welle vehten:
- d6 ich im mine clage tete, 4775
- do gelobter mir äne bete,
- s. 180 er welle durch uns t6t ligen
- ode dem risen an gesigen,
- dem ich so vil vertragen muoz.
- nü gnadet im üf sinen vuoz: 4780
- es, Zwischensätze, namentlich relative, des Nachdrucks halber ihrem
- Hauptsatze voranzustellen; vgl. besonders die Anmerkung zum Armen
- Heinrich 1493. Dasselbe ist hier und Y. 4796 fg. der FaU. Man tlbertetze :
- sodaß ich noch um Mittag, sobald ich meiner Bitterpflicht mich ent-
- ledigend ihn besiegt und mein Leben vor ihm behalten habe, dorthin ge-
- langen kann, wohin ich zu kommen gelobt habe. — 4760 an der vriatf in
- diesem Augenblick. — 4764 sich verklagen, sich infolge Klagens entstellen;
- sich abhärmen, abweinen; derselbe V. 1154.
- 4768—69 einem dienesthaften muot tragen^ dienstwillig, aufmerksam sein
- gegen einen ; ihm mit Aufmerksamkeit entgegenkommen. — 4770 al»6 tastet
- 80 sehr, so entschlossen. — 4772 überkomen y vgl. zu 4590. — 4773 trehten
- (trehtlny truhtin) masc, Herr, Gott. — 4775—76 sind, weil es hieß daß lie
- in der ältesten Handschrift fehlten und weil sie mit Btloksioht auf ihren
- Inhalt entbehrlich schienen, von Lachmann gestrichen worden. — 4779 e»
- einem vertragen y es eiuem hingehen lassen, nachsehen. — 4780 nun «fallt
- ihm zu Fuße und danket ihm». B. —
- DER BIESE HARPIN. GINOVBRENS ENTFÜHRUNG. 169
- daz ist min bete uud min gebot.»
- her iwein sprach: «nu enwelle got
- daz mir diu unzuht geschehe,
- daz ich ze minen vüezen sehe
- diu mins hern Gäweins s wester ist. 4785
- ja wsere des, wizze Krist,
- dem künige Artus ze vil.
- ich sol unde wil
- gedieneu immer mere,
- daz si der grözen ere 4730
- mich armen man erläze:
- mich gnüeget rehter mäze.
- Ich sage iu wie ich in beste,
- als ich iu gelobte e,
- kumt er uns vruo ze seiher zit, 4795
- swenne sich endet der strit,
- daz ich umbe mitten tac
- ir ze helfe komen mac
- der ichz e gelobet hän,
- so wil ich in durch iuch bestän, 4800
- durch miner vrouwen hulde
- und durch iwer unschulde.»
- Des trostes wurden si vrö
- 8. 181 unde machten im dö
- beide vröude unde spil. 4805
- uud sine dühte niht ze vil
- deheiner der eren,
- die si mohten keren
- im ze sinen hulden:
- si dühte ez wsere von schulden. 4810
- si pristen sere sinen muot:
- er dühtes biderbe unde guot.
- und allen wis ein hövesch man.
- 4781 vgl. 238. — 4783 daß ich mich so ungesittet, so nnsohicklich betrage.
- — 4788—89 ich werde und will mich immer dafür verpflichtet halten, da-
- für erkenntlich oder ergeben zeigen. — 4792 mich genüeget mit gen. , mir
- genügt etwas, ich bin zufrieden damit.
- 4794 als, sowie. — 4796 — 98 sind wie 4750—55 aufzufassen: daß ich
- gegen Mittag, sobald der Kampf zu Ende ist, ihr zu Hilfe kommen kann.
- — 4801—2 besagen dasselbe wie 4756—57. — mtner vrouwen, d. i. Gawein's
- Schwester.
- 4805 »pil neutr., Vergnügung, Zeitvertreib, Unterhaltung. — 4806—7 und
- sie verdroß, von ihnen wurde gespart keine Ehrenbezeigung. —
- 170 VIII. ABENTEÜEB,
- daz kurn si dar an,
- daz der lewe bi im lac -1815
- und anders sites niene pflae
- niuwan als ein ander schäf.
- guot spise und dar nach senfter släf
- diu wären im bereit hie,
- und erwachte do der tac üf gie 4820
- und hörte eine messe vruo
- unde bereife sich derzuo,
- als er kempfen wolde
- den der da, kumen solde.
- Als er do niemen komen sach, 4825
- daz was im leit, unde sprach:
- «herre, nü waer ich iu gereit:
- iu ist der 11p unverseit:
- wä ist der da, komen sol?
- min tweln enkumet mir niht wol: 4830
- ich süme mich vil s6re.
- ez g^t an al min ^re,
- swaz ich nü nie gebite:
- ez ist zit daz ich rite.»
- s. 182 diu drö tet in w^, 4835
- und wurden trürec als L
- Vil müelich was in ein dinc:
- sine Westen welch gerinc
- in aller beste erte,
- der im den muot bekerte. 4840
- wan der wirt bot im sin guot:
- er sprach: «sone stät niht min muot,
- daz ich üf guotes miete
- Jen l!p iht veile biete».
- 4814 .v( kurn prset. von kiesen. — 4817 ein (der) ander findet aioh öfter wie
- hier scheinbar pleonastisch , um die Ebenbildlichkeit der verglichenen
- Sache oder Person hervorzuheben; vgl. Pass. K. 257, 85: er lac da
- ein ander bloch; 597,21: der lichname lac da alsam ein ander rone; 99, 13:
- die pfert bewarn als ein ander kneht; einen ähnlichen Gebrauch besprechen
- die Anmerkungen zu Iwein 687 u. 8142; vgl. Germania 17, 124; Zeitsohr.
- fftr deutsche Philologie 4, 110.
- 4830 mein Warten passt mir nicht, ist mir recht ungelegen. — 4833 ge-
- biten stv., warten, verweilen.
- 4837 müelich adj., beschwerlich, sorglich. — 4838 gerinc maac, An>
- strengung, Bestrebung. — 4840 einem den muot bekeren, eines Sinn ändern,
- einen auf andere Gedanken bringen. — 4813 miete fem., Lohn; tf/ guote»
- miete, um Gewinn von Gut. —
- DER BIESE HARPIN. 6IN0VEBENS ENTFÜHRUNG. 171
- und widersaget imz dö gar. 4845
- des wurden si harte riuwevar,
- der wirt und das gesinde,
- diu vrouwe mit ir kinde.
- ez wart vil dicke von in zwein
- sin bester vriunt her Gäwein 4850
- an der bete genant
- unde er bi im gemant;
- und manten in so yerre,
- ' daz got unser herre
- im sselde und ^re bsere, 4855
- der erbarmherze wsere:
- erbarmet er sich über st,
- da. stüende gotes lön bl.
- Daz beweget im den muot:
- wan er was biderbe unde guot. 4860
- man sagt, daz in betwunge
- diu tiure manunge,
- dö er ir dürfte rehte ervant,
- s. 183 und im so ofte wart genant
- got unde her Gäwein: 4865
- wan swederm er under den zwein
- groezern Unwillen truoc,
- dem diente er gerne genuoc.
- Des wart sin muot zwlvelhaft.
- er gedähte: «ich darf wol meisterschaft, 4870
- sol ich daz wsegest ersehen,
- mir ist ze spilne geschehen
- ein gäch geteiltez spil:
- 4845 ez im widersagen, es ihm ab- oder ausschlagen. — 4846 riuwevar adj.,
- betrttbt aussehend, leichenblaß. — 4852 und er ward bei, um Gawein's
- willen beschworen. — 4853 so verrey so hoch und theuer, so dringend. —
- 4855 im, demjenigen. — beren stv., bringen, verleihen, gedeihen lassen. —
- 4856 erbarmherze adj., barmherzig; vgl. Erec 9786.
- 4862 das dringende Bitten und Mahnen; man sagte: einen tiure (hoch
- und theuer) manen. — 4863 dürfte stf., bedtlrftige, hilflose Lage. — er-
- vinden stv., gewahr, inne werden. — 4866—68 «es würde schwer zu sagen
- sein, ob Iwein seinen Gott oder seinen Gawein lieber hatte; aber soviel
- ist wahr, auch dem, dem er vielleicht den minnern willen truoc, diente er
- (ferne genuoc, i> B. — 4868 dem that er bereitwillig Alles zu Liebe; für
- den scheute er gewöhnlich kein Opfer.
- 4870 ich darf wol meisterschaft, ich habe gewiss viel Kunst nöthig;
- es ist keine Kleinigkeit. — 4871 daz wwgest , das Wahrscheinlichste , das
- Beste Cunter den zu wählenden Gegenständen). — 4872 — 73 Sinn: mir ist
- die Aufgabe zugefallen, eine verhängnissvolle Wahl z\x ti^üL^vi V.'^edX.Oc^. V&.
- L -
- ^^^ Via giltet lützcl uocli vil ,
- ^^H iiiuwau
- min gre.
- 487
- ^^^m ich bedarf wol guoter lere.
- ^H^ ick weiz wo!, swcderz ich kiuse,
- daz icli BQ dem verliuse.
- ode beidiu lizen nnder wegen,
- 4Ba
- ode doch daz eine,
- so wier min aagcet deine:
- Eus eaweiz ich mia deljeioen ritt,
- ich bin, als ei mir nii etikt,
- gimfiret, ob ich rite.
- 4Ba
- und geschendct, ob ich bSte.
- uune mag Ichs beidiu niht beatän
- und getar doch ir d«wederz lau.
- nü gebe mir got gnaten rät,
- der mich unz her geleitet hat.
- 489
- daz ich mich beideathalp bewar,
- B. 184 sfl daz ich rehte gevar.
- lehn wil beuamen die niht lau
- der ich micii e geheizou hau
- iiud diu ir angest uade ir leit
- 489
- uiunran von mluen Bchuldeu treit:
- VL-.m lieze ich die danne.
- einer urarbtTiieKhenBa Wahl lu euUcbeldeo); eine
- « ei-i .)..-( «.ffan. ein«
- e» deaeD er «• wM
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- >P'I, Inaofem ei n
- eich»» Tom blind.
- oU; deaaelbe bodeutl
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- d DDd BD den Wi^l
- fläW(, aaMirlm, salin laus- — Vi warlHoh; ea li
- win!»>Au-«<»^
- ndelt .ieb —d« .
- d. b. n .leKt Blsfi
- ■äderen (niohts Beriugeru) Ab eU «laine Eh« «nf d
- m Hplel, U 1
- diB glelahbadautsud« HedEDian: a pilM minn na
- A mtre •«» n. i..^
- Tgl. die Aom. mm Kreo MI ar,A tarn Armen Uelnri
- 0hT41iIwstoMU
- ^d«- Hiito »Air« Mi
- , =m „.r BldlÄ,"
- i.su.ase. uii'w
- 3», aju. — *8?r— 78 vgl. Eieo BIM— M. - *SJi Ir
- kimptea) beiargen , Ibnu. — iüa ander treten la
- <., ungetbui IhK
- UDteiluien. — *W3 ,u$. •<> abor, in dleiem l?allB d
- ■gegen- - 4BM oA
- »irr nü ifÖl, ao »ii' n jcUt mit mir atebl, je
- rt meine Laga IM.
- - 4S9> r,M, ftrm
- auf dem lechlsn Wege bleibeu.
- ASU HicK liafin irtifün. aicb {;). b. lelue Hilfe)
- Ibr laelae HUfe n
- DER RIESE HARPIN. GINOVERBNS ENTFÜHRUNG. 173
- wie zseme daz guotem manne?
- doch wsere diu eine magt
- da wider schiere verclagt, 4900
- wider dem schaden der hie geschiht,
- gieng ez mir an die triuwe niht.
- so waere ouch dirre wirt wol wert,
- der ouch miner helfe gert,
- und hern Gaweins swester uude ir kint, 4905
- diu mir ze herzen g^nde sint
- durch sich selben und durch in,
- dem ich des wol schuldec bin,
- daz ich im niht des abe g^,
- daz im ze dieneste gestg. 4910
- muoz ich si under wegen län,
- s6 habent si des immer wä.n,
- daz ich des libes si ein zage.»
- Nu schiet den zwlvel und die clage
- der gröze rise des si da, biten: 4915
- der kom dort zuo in geriten
- und vuorte sine gevangen.
- an den het er begangen
- gröze unhövescheit.
- s. 185 in wären aller hande cleit 4920
- ze den ziten vremde,
- niuwan diu boesten hemde
- diu ie küchenkneht getruoc.
- sl treip ein getwerc, daz si sluoc
- mit siner geiselruoten, 4925
- daz sl über al bluoten.
- Die herren riten ungeschuoch:
- ir hemde was ein sactuoch.
- gprochen (4894). — 4900 da wider, dagegen, in Vergleich dazu. — ver-
- klagen, verschmerzen. — 4902 stürde nicht auf dem Spiel, geriethe nicht
- in Gefahr mein Wort (meine Ehre^. — 49u7 durch in, d. h. um Gawein's
- -willen. — 4909 einem eines d. abe gan, einem etwas verweigern. — 4910 wo-
- mit ihm gedient werden könne oder solle. — 4913 daß ich mich scheue
- mein Leben zu wagen; derselbe Vers im 2. Büchl. 486.
- 4914 den ztoivel scheiden, dem Zweifel, der Besorgniss, der Gefahr ein
- Ende machen. — clage fem., Noth. — 4915 des st da biten, auf den sie
- warteten. — 4921 mir ist vremde, ich habe nicht (wie mir ist tiure). —
- 4924 getwerc oder twerc stn. (stm. nur in md. und nd. Denkmälern, vgl.
- HanpVs Zeitschrift XI, 496, 141; 494, 63; 495, 113; Eilhart ed. Liechten-
- stein 8. 19 (50 u. 61) u. Einl. S. LXXXV; Demantin 7245; Altd. Blätter
- I, 258, 229), der Zwerg. — 4925 geiselruote swf., Peitsche.
- 4^7 ungeschuoch adj., unbeschuht. —
- 174- VIII. ABENTEUER,
- gezerret, swarz unde gröz:
- die edelen riter wären blöz 4930
- an beinen joch an armen,
- den gast begunde erbarmen
- diu gröze not die si liten.
- ir pfert wären, diu sl riten,
- tötmager unde kranc: 4935
- ir ietw^derz strüchte unde hanc.
- die vüeze wären in unden
- zesamene gebunden
- und die hende Taste
- ze rücke mit baste. 4940
- den gurren, die si truogen hin,
- den warn die zagele under in
- zesamene gevlohten,
- daz si niene mohten
- ein ander entwichen. 4945
- d6 si sd jsemerlichen
- ir edel vater riten sach,
- 8. 186 daz im sin herze niene brach
- von jämer, des wundert mich:
- wände ez was wol jaemerlich. 4950
- Sus vuorte ers vür daz bürgetor:
- da hörten si in ruofen vor,
- er hienge si alle viere,
- ob man si niht vil schiere
- mit ir swester löste. 4955
- dö sprach der si da tröste,
- der riter der des lewen pflac:
- «zwäre, herre, ob ich mac,
- ich ledige unser gesellen.
- got sol disen vellen: 4960
- er ist ein unbescheiden man.
- mich sterket vaste dar an
- 4929 «zerrissen, schmutzig und grob» (B.); vgl. Erec 334 und Genesis
- (Fundgr. II) 21 , 4. — 4935 totmager adj., bis zum Sterben mager, mager
- wie der Tod; vgl. Anm. zum 2. Bttchl. 20. — 4936 ietweder (ans ie-deweder)
- eigentliche: ein jeder von zweien, hier=jeder von den vieren. — brücken
- BWT., straucheln, stolpern. — hanc prat. von hinken atv., welches jetst
- nur noch in Dialekten als stark flectiertes Zeitwort fortlebt. — 4940 se
- rücke, auf dem Rtlcken. — 4941 gurre swf. , schlechte Stute, Bchleebtea
- Pferd. — 4942 zagel stm., Schwanz. — under in, untereinander.
- 4960 Gott wird diesen zu Falle bringen. — 4961 unbeicheiden adj., an-
- verständig, rücksichtslos, ungebildet. —
- DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHBUNG. 175
- iwer reht und sin höchvart,
- daz diu ie so gröz wart.
- ern kan sich lasters niht geschamen, 4965
- daz er si ir geburt unde ir namen
- niht kan geniezen län,
- swaz si im joch hseten getan.
- ichn sol deheinen riter schelten:
- iedoch muoz er engelten 4970
- siner ungewizzenheit.
- zw&re, mac ich, ez wirt im leit.»
- Er hete in kurzen stunden
- den heim üf gebunden
- und was vil schiere gereit: 4975
- daz l^rte in diu gewonheit.
- s. 187 sin ros sach er bl im stän,
- er hiez die brücke nider lin.
- er sprach: «ditz sol sich scheiden
- unser eime ode uns beiden 4980
- nach schaden und nach schänden,
- ich getrüwes minen banden,
- daz ich sine drö genidere.
- zwäre er muoz iu widere
- iuwer süne gesunde geben, 4985
- od er benimt euch mir daz leben:
- swederz der sol geschehen,
- daz hat man schiere gesehen.»
- sus was im an den risen gäch:
- sin lewe volgt im allez nach. 4990
- D6 in der rise komen sach,
- daz was sin spot, unde sprach:
- «ouwö, ir vil tumber man,
- waz nemet ir iuch an,
- daz ir als ungerne lebt 4995
- 4966—67 daß er ihnen ihren Adel und ihren Namen nicht zu Gute kom-
- men läßt ; daß er sie ihres Adels halber nicht schont. — 4971 ungetoizzen-
- h0it fem., Unverständigkeit, anziemliches Benehmen.
- 4973 in kurzen stunden, in wenigen Augenblicken. — 4979—81 sicfi
- tekeiden einem nach schaden, auf eine nachtheilige Weise für einen sich
- enden oder entscheiden. — 4982 einem eines d. getrüwen, einem etwas zu-
- trauen. — 4983 sine dro genideren, seine Drohungen niederdrücken oder
- aunichte machen. — 4985 gesunt adj., unversehrt, lebendig. — 4988 das
- wird, Boll man bald sehen; über Verwendung des Perf. statt des Fut.
- •zaot. vgl. Paul Mhd. Grammat. 378, 2.
- 4994 warum lasst ihr euch das weis machen, geht ihr darauf ein. —
- 176 VIII. ABENTEUER,
- und sus nach dem töde strebt?
- daz ist ein unwiser rät:
- und swer iu daz geraten hat,
- dem ist iuwer leben leit,
- und wil sich mit der wärheit 5000
- vil wol an iu gerochen hän,
- swaz ir im leides habt getan,
- und hä.t sich euch gerochen wol,
- wand ich daz schiere schaffen sol,
- daz ir im niemer me getuot 5005
- weder übel noch guot. »
- s. 188 Des antwurt im her Iwein so:
- «riter, waz touc disiu drö?
- lät boese rede und tuot diu werc:
- ode ich entsitze ein getwerc 5010
- harter dan iuwern grözen Itp.
- lät schelten ungezogeniu wip:
- dien mugen niht gevehten.
- und wil sin unser trehten
- nach rehtem gerihte pflegen, 5015
- so Sit ir schiere gelegen.»
- Nu häte dem risen geseit
- sin Sterke und sin manheit
- waz im gewsefen töhte
- und wer im geschaden möhte: 5020
- in dühte er hete wäfens gnuoc
- an einer Stangen die er truoc.
- nü vröute sich her Iwein,
- daz er als ungewäfent schein,
- under den arm sluoc er 5025
- mit guotem willen daz sper
- und nam daz ors mitten sporn
- und het in üf die brüst erkorn
- 5001) »«7 der tcärheit, fürwahr , wahrhaftig. — er teil , er meint.
- 5009 b(Bie rede, «Drohungen, hinter denen nichts ist». B.; leere, nich-
- tige Beden. — 5010 enttitzen mit aoc. , sich vor etwas entsetzen, es fftrob-
- ten. — 5011 harter comp. adv. , stärker, mehr. — 5015 stn nach rehtem
- gerihte pflegen, es nach rechtem (rericht ergehen oder Oereohtigkeit walten
- lassen.
- 5019 wozu ihm Waffen nütze wären. — 5025 under den ttrm »luoe #r
- daz sper, «so da& er es mit der sperschibe (einer Scheibe am Griffe daa
- Speeres) gegen seine Brust ansetzte». B. — 5026 mit guotem willen, unrar-
- drossen. — 5028 einen df die brüst erkiesen, es auf seine Brust absehtn»
- ihm nach der Brust zielen. —
- DEB RIESE HABPIN. GINOVERENS ENTFÜHBÜNG. 177
- und stach im einen seihen stich,
- daz daz sperisen sich 5030
- löste von dem schafte
- und im in dem llbe hafte,
- ouch sluoc im der rise einen slac,
- daz ich daz wol sagen mac,
- het in daz ors niht.vür getragen, 5035
- daz er im hsete geslagen
- noch einen slac als er dd sluoc,
- s. 189 es wser ze dem töde genuoc:
- dö truoc in daz ors dan,
- unz daz er daz swert gewan. 5040
- Sä kerter wider üf in,
- unde gestiurte in des sin sin,
- sin kraft und sin manheit,
- dö er wider üf in reit,
- daz er im eine wunden sluoc. 5045
- dö in daz ros vür truoc,
- do sluoc im der rise einen slac,
- daz er da gar gestrahter lac
- vor üf dem rosse vttr tot.
- do ersach der lewe sine not • 5050
- und lief den ungevüegen man
- vil unsitelichen an
- und zarte im clejt unde brät
- als lanc so der rücke gät*
- von den ahseln her habe, 5055
- unze daz der michel knabe
- als ein ohse erluote
- und wante die ruote,
- die er da ze wer truoc.
- 5030 aperUen stn., die eiserne Spitze am Speer; so in den Statuten des
- Deutschen Ordens, c. 24; in J. Rothe's Chronik, S. 242; vgl. Lexer II,
- 1082 und Barzival II, 16. Die Handschriften gehen an dieser Stelle weit
- auseinander, und zwar nach Lachmann : ysen (ysne d, iserne A) sper AKd,
- sperisen Db , ysich B, vsin a; vielleicht hiel5 es bloß isen, das wenigstens
- dem Zusammenhange genügt. — 5035 vür tragen einen, einen weiter fort,
- d. h. aus dem Bereich des Gegners tragen; dasselbe bedeutet dan tragen
- in Y. 5039. — 5038 so würde der (Schlag) hingereicht haben ihn zu tödten ;
- so würde er daran genug gehabt haben.
- 5042 einen des gestiuren, einen dahin leiten, dazu verhelfen. — 5048 ge-
- strahter flectiortes Particip, als Apposition zu er, von strecken swv.,
- niederstrecken, niederbeugen. — 50 W vor, vorn. — vür tot, wie todt. —
- 5052 unsitelichen adv., ungestüm, heftig, wüthend. — 5053 brät stn., das
- Fleisch. — 5057 erlüejen swv., anfijrttllen, zu brüllen beginnen. — 5058 wanfe
- d. h. wandte; richtete (gegen den Löwen. — ruote, die Stange. —
- HABTMAVH YOK AVK. lU. 3. Aufl. Vi
- 178 VIII. ABENTEUER,
- und do er nach dem lewen sluoc, 5060
- • do entweich im der lewe dan,
- und entraf den lewen noch den man.
- im wart ze dem slage so gäch,
- dazer sich neicte dernäch
- und ouch vil nach dernider lac; '5065
- ^ er erzüge den andern slac,
- s. 190 dö hete sich her Iwein
- mit vil grözen wunden zwein
- an im vil wol errochen
- und daz swert durch in gestochen 5070
- da daz herze 11t
- dö was verendet der strit,
- und viel von der swaere
- als ez ein houm waere.
- Von des risen valle 5075
- vröuten sie sich alle,
- den wol dar an was geschehen,
- si heten heiles gesehen •
- den riter der des lewen pflac:
- wand si' lebten vür den tac 5080
- an angest unde äne not,
- d6 der rise gelac t6t:
- des genadeten si im genuoc,
- dem herren Iwein der in ^sluoc.
- ouch gerte er urloubes sä: C085
- wände ern hete sich da
- niht ze sümen m^re,
- ob er sin ^re
- an ir bestseten wolde,
- der er da komen solde 5090
- ze helfe umbe mitten tac,
- diu da durch in gevangen lac.
- der wirt begunde in starke biten
- '»065 dernider adv. , abgeschwächt aus darnider. — 5066 erziehen ttr., in
- die Höhe ziehen; den andern idac erziehen, zum zweiten Schlage aut-
- holen. — 5069 »icA errechen, sich vollständig rächen. — 5072: vgl. War-
- uatsch zum Mantel Heinrich's von dem Tttrlln 363.
- 5075 Von, infolge von, wegen; i075— 76 nachgesprochen vom Dicliter
- des llraclius 3975—76. — 5077 die damit, dadurch glücklich geworden
- waren. — 5078 heiles adverbialer Genetiv, zum Heil, zu ihrem Glück. —
- 5080 vür den tac , über den Tag hinaus,' von dem Tage an , fernerhin. —
- (testaten, »st sein lassen»; von dieter seltenen, im mhd. Wörterb. nicht
- vermerkten Bedeutung bringt noch andere Beispiele Paul Beitr. 1, 345. —
- DER RIESE HARPIN. GINOVERENS ENTFÜHRUNG. 179
- (daz waer also guot vermiten),
- daz er da rouwen wolde: 5095
- ern mohte noch ensolde.
- s. 191 D6 antwurt er und sin wip
- beide guot unde Itp
- vil gar in sine gewalt.
- daz gnaden wart vil manecvalt, 5100
- daz er da hörte von in zwein.
- do sprach min her Iwein:
- v(welt ir mich des geniezen län,
- ob ich iu iht geüienet hän,
- . so tuot ein dinc des ich bite: 5105
- da ist mir wol gelonet mite,
- den herren Gäwein minne ich:
- ich weiz wol, also tuot er mich:
- ist unser minne äne kraft,
- sone wart nie guot geselleschaft. 5110
- den ernst sol ich im niuwen
- swä, ich mac entriuwen.
- herre, zuo dem rltent ir
- unde grüezent in von mir,
- und vüerent mit iu iuwer kint, 5115
- diu da hie erledeget sint,
- und daz ir swester mit in var,
- imd vüert euch daz getwerc dar,
- des herre hie lit erslagen,
- und sult im des gnade sagen 5120
- swes ich iu gedienet hän:
- wan daz hän ich durch in getan,
- vräger iuch wiö ich si genant,
- so tuot im daz erkant.
- 5094 das wäre ebenso gut gewesen, wenn es unterlassön worden wäre;
- voUständig ausgedrückt müßte dieser Satz lauten: daz wcere also guot
- vermiten also getan. Nach guot, liep, nütze und ähnlichen steht im Mhd.
- gern das Particip statt des Infinitivs (vgl. optimum facta, facile dictu) ; vgl.
- V. 4447, 4711 und Paul Mhd. Grammat. 2y3. — 50Ö6 «er konnte es nicht
- und durfte es nicht». B.
- 5097 antwürten, übergeben. — 5110 vgl. mit 2621. — 5109—10 ist es mit
- unserer Liebe nichts, so hat es überhaupt nie eine echte Freundschaft
- gegeben, d. h. zwischen uns beiden besteht die innigste Freundschaft. —
- 5111 diese ernstlich gemeinte, aufrichtige, innige Liebe (den ernst) werde
- ich von neuem ihm beweisen; niuwen swv. , neu machen, erneuern. —
- • 5124 -«2 einem erkant tuon, es einen wissen lassen; Erec 2520, 3612; Gre-
- gpr 3318.
- 180 IX. ABENTEUER,
- s. 192 daz ein lewe mit mir si: 5125
- da erkennet er mich bi.»
- Daz gelobte der herre
- und bat in des vil verre,
- swenn er ze dem brunnen gestrite,
- daz er dar wider rite: 5130
- er schliefe im guoten gemach,
- min her Iwein do sprach:
- «min riten daz ist mislich.
- ich kume iu gerne, länt si mich
- mit ten ich da striten sol: 5135
- ich getrüwe aber in des.wol,
- mugen si mirz ane erstriten,
- sine länt mich niender riten. )^
- do bat da man unde wip,
- daz got sin ere und sinen lip 5140
- vriste unde behuote:
- mit llbe und mit guote
- stüenden sl im ze geböte,
- alsus bevalch er si gote.
- IX. AB EN TEUER,
- li U N E T E N S BEFREIUNG.
- Ehe noch Iwuiu zur Kapelle gelangen kouuto,' wurde Lunete aus
- ihrem Gewahrsam gezogen und sollte den Flammen übergeben werden.
- Mit gebundenen Händen, nur mit einem Hejude bekleidet, erwartet sie,
- an aller Bettung verzweifelnd, den Tod. Da erscheint endlich ihr Kämpfer
- und begehrt, daß man entweder Luneten freilasse oder mit ihm k&mpfe.
- Seine drei Gegner., der Truchseß und seine Brttder, wählen das letztere,
- aber nur unter der Bedingung, daß er den Löwen von seiner Seite ent-
- ferne. Nachdem dieses geschehen, beginnt der Kami>f. Der Truchseft
- stürzt bald, von Iwein's Lanze getroffen, besinnungslos zu Boden, sodaß
- dieser eine Zeit lang sich nur gegen zwei zu wehren hat. Als sieh der
- 5129 z*', bei, an. — (/fstrite conj. plusquamperf. : gestritten liitte.
- i)\'i'i tuiil'ich adj., zweifelhaft, ungewiss: «mein Keiten kann vielleicht statt-
- finden, vielleicht auch nicht.» B. — ril37 ez einem an entntent es im Streit
- (Kampf) einem abgewinnen, aberzwiugen. — ' 5138 niender ist hier ans der
- localen in die modale Bedeutung (wie öfter) übergetreten: auf keine
- Weise, unter keiner Bedingung, durchaus nicht. — ÖUl triste = cri9tete:
- ebenso ist behuote das Pra;t. von behüetcn.
- LUNETENS BEFREIUllG. 181
- Gefallene erholt und an dem Kampfe wieder betheiligen will, dringt der
- Löwe aus seinem Gewahrsam hervor und zerreißt ihn. Mit seiner Hilfe
- bewältigt iwein auch die beiden übrigen Gegner. Diese müssen nach
- alter Sitte, weil im gerichtlichen Zweikampfe besiegt, nun an Lunetens
- Statt den Feuertod erdulden. Laudine bittet darauf den Sieger, ohne daß
- sie ihn wieder erkennt, bei ihr zu bleiben, bis seine und seines Gefährten
- Wunden wieder heil geworden. Er schlägt es ihr aber ab und verweigert
- ihr ebenso jegliche Auskunft über seine Person; er gibt sich ihr nur für
- den «Bitter mit dem Löwen» aus, nach dem möge sie sich erkundigen.
- Damit zieht er von dannen und gelangt, nachdem er noch den wunden
- Löwen zu sich aufs Pferd genommen, im höchsten Grade erschöpft zu
- einer Burg, wo er freundlich empfangen und bewirthet wird. Dort ver-
- weilt er vierzehn Tage, bis er und sein treuer Begleiter sich wieder er-
- holt haben.
- Im warn die wege wol kunt, 5145
- und was ouch deste kurzer stunt
- züo der käpellen komen.
- dö was diu juncfrouwe genomen
- her üz da si gevangen lac
- (wand ez was wol umbe mitten tac), 5150
- und warn ir in den stunden
- die hende gebunden,
- ir cleider von ir getan
- und niuwan ir hemde an verlän.
- und diu hurt was bereit, 5155
- s. 193 und daz viur dar under geleit,
- unde stuont vrou Lünete
- üf ir knien an ir gebete
- und bat got der sele pflegen,
- wan si hete sich des Yihes bewegen. 5160
- D6 si sich missetröste,
- daz si TLÜ niemen löste,
- d6 kom ir helfsere,
- und was im vil swaere
- ir laster unde ir arbeit, 5 105
- die si von sinen schulden leit.
- 5146 deste kurser stunt ^ in um so kürzerer Zeit, um so schneller. —
- 5155 diu hurt stf., ein Flechtwerk aus Weiden oder Beisich, die Hürde
- (Horde), besonders der Bost, auf dem Verbrecher verbrannt wurden ; vgl.
- zu 5437." — 5160 sich bewegen (stv.) eines d., einer Sache sich entschlagen,
- sie aufgeben.
- 5161 sich missetrcesten swv. . sich schlechtem Tröste hingeben ; in Ver-
- sweiflung sein; vgl. Heinrich von Veldecke 2647: end missetröste sich def,.
- daz XL. s. w. —
- 182 . IX. ABENTEUER ,
- ouch hete min her Iwein
- grözen trost ze den zwein,
- daz got und ir unschulde
- den gewalt niene dulde, 5170
- daz im iht missegienge,
- und daz in ouch vervienge
- der lewe sin geverte,
- daz er die magt ernerte.
- Nu gähte er sere mitten sporn: 5175
- wand si wsere verlorn,
- wser er iht langer gewesen,
- er rief und sprach: «lät genesen,
- übeliu diet, dise magt.
- swaz.man hie über si clagt, 5180
- des wil ich in ir schulden stän:
- und sol si da zuo kempfen hän,
- so wil ich vehten vür si. »
- so daz gehorten dise dri,
- daz versmähet in vaste: 5185
- doch entwichen si dem gaste
- s. lO-i und machten im wec dar.
- nü nam er umbe sich war
- und suochtes mitten ougen,
- die sin herze tougen 5100
- zallen ziten an sach
- unde ir ouch ze vrouwen jach,
- schiere sach er si sitzen,
- und was von sinen witzen
- vil nach komen als e: 5195
- wand si sageut, ez tuo we,
- swer •sinem herzenliebe si
- also gastlichen bi.
- Nu begunder umbe schouweu
- und sach vil juncvrouwen, 5200
- 5167 ouch, andereräcits , dagegen. — 5172 t//?'?« virvaheyt 8tv. , einem zu
- Statten kommen, helfen.
- 5181 dafür will ich ihre Schuld auf mich nehmen, \f\\\ ich haften. —
- 5185 über mir veramdftet ez vgl. zu 4651. — 5187 einem wec utachen, Platz
- machen; bei Ghrestiens 4:i35 si li fönt voie. — 51SS umbe sich trdtr nemen,
- sich umschauen. — 51% touyen adv., heimlich. — 5192 und die er auch für
- seine Gebieterin erklärte. — 5194 von sinen witzen (pl. von witze fem.) koiuen^
- von Sinnen kommen, seineu Verstand verlieren. — 5195 ai.t e, wie früher. —
- 5198 tjastlichen adv., in der Weise eine» 'jastes, d. h. eines Fremden.
- LUNETENS BEFREIUNG. 183
- die ir gesindes wären:
- die hörter gebären
- harte clägelichen.
- si bäten got den riehen,
- si sprächen: «got herre, 5205
- wir biten dich vil verre,
- daz du uns rechest an dem,
- der uns unser gespilen nem.
- wir heten ir vrume und 6re:
- nüne habe wir niemen m^re, 6210
- der da ze kemenäten
- umb uns getürre raten, /
- daz uns min vrouwe iht guotes tuo,
- als beide späte unde vruo
- diu vil getriuwe Lünete 5215
- s. 195 unser liebiu gespile tete.»
- Ditz machet im sinen muot
- ze vehten starc unde guot,
- und reit dar da er si sach.
- er hiez si üf sten unde sprach : 5220
- «vrouwe, zeiget mir die,
- die iuch da kumbernt, sint si hie:
- und heizet iuch dräte ledec län, ^^
- ode si müezen von mir hän
- den strit den ich geleisten mac!» ^ 5225
- und sin leu, der sin da pflac,
- der gesach vil schiere sinen haz
- unde gestuont hin näher baz.
- Nu was diu reine guote magt
- von vorhten also gar verzagt, . 5230
- daz si vil küme üf gesach:
- do gevienc si kraft unde sprach:
- 5204 rtche, mächtig, gewaltig. — 5208 gespile swm. u. fem., Gespiel,
- Gespielin; die toh Lachmann hier und Y. 5216 seiner Metrik zu Liebe in
- den Text aufgenommene Form spile ist der Überlieferung gegenüber so
- wenig haltbar als das anderwärts von ihm gewählte seile selleschaft für
- geselle geselleschaft (dazu verte=geverte mit der Anmerkung Lachmanu's
- zu 4675); doch vgl. über spile Germania 9, 369 und Martina 201, 33; speie
- bei Ebernand 3027 u. Piderit Weihnachtsspiel 712. — 5210 vgl. mit Armer
- Heinrich 721. — 5211 kemenäte swf., hier das Frauengemach; vgl. zu Y. 81.
- — 5212 getürre prset. conj. zu getar , ich getraue mich.
- 5322 Icumbern swv. , belästigen, beschwerlich faUen , bedrängen. —
- 5225 geleisten, hier bei mac im Sinne von leisten. — 5228 gestän, sich
- stellen, treten.
- 184 IX. ABENTEUER,
- «herre, daz vergelt iu gotl
- der weiz wol, daz ich disen spot
- und dise schände dulde 5235
- an alle mine schulde;
- und bite des unsern herren,
- daz si iu müezen werren
- niuwan als ich schuldec si»,
- und zeicte si im alle dri. 524:0
- Dö sprach der truhsaeze:
- «er ist gnuoc tumprseze,
- der her kihnt sterben durch dich,
- nü ist ez gnuoc billich,
- swer selbe des tödes ger, 5245
- daz mans ouch den gewer,
- s. 19G und der ouch danhe vehte
- s6 gar wider dem rehte.
- . wan ez hat allez ditz lant
- ir untriuwe wol erkant, 5250
- wie si ir vrouwen verriet,
- daz si von ir eren schiet.
- zwäre, herre, ich rate iu daz,
- daz ir iuch bedenket baz.
- ich erban iu des vil söre, 5255
- daz wir iu iuwer ^re
- müezen nemen untten lip
- umb ein so ungetriuwez wip.
- nü seht daz unser dri sint:
- und wseret ir niht ein kint, 5260
- ir möhtet wol die rede l&n,
- diu iu an den lip muoz gän.»
- Do sprach der riter mittem leun:
- ^(ir muget mir harte vil gedreun:
- r>238 werren stv. , hinderlich, entgegen sein. — 5239 niuican alt, nor
- insoweit als.
- 5242 tumprcBze adj. , unüberlegt hitzig; dummdreist, tollkühn; vgl.
- Meier Helmbrecht 106: dem tumben rmien knehte, — 5252 von ainen eren
- scheiden t um seine Ehre kommen. — 5255 erbunnen yerb. anom. , nicht
- gönnen, nicht wtinschen: ich wünsche euch das durchaus nicht, sehe
- oder thue das gar nicht gern. — 5261 fg. diu rede, diu an den lip inuaz
- gän, der betrefTende Zweikampf, der Handel, der euch das Leben kosten
- muß.
- 5264 gedreunz=gedrewen, geurCuwen, drohen. —
- LÜNETBNS BEFEBIÜNO. 185
- ir müezet mich besten 5265
- ode die juncvrouwen lau.
- mir hat diu unschuldige magt
- bi dem eide gesagt,
- daz 81 wider ir vrouwen si
- aller untriuwen vri, 5270
- und daz si ir nie getsete
- deheine missersete.
- waz von diu, sint iuwer dri?
- wsent ir daz ich eine sl?
- got gestuont der wärheit ie: 5275
- mit den beiden bin ich hie.
- s. 197 ich weiz wol, s! gestent mir:
- sus bin ich selbe dritte als ir.
- dar an lit, wsene ich, grcezer kraft
- danne an iwer geselleschaft. » 5280
- Dö sprach der truhsseze:
- «swes ich mich vermseze
- wider unsern herre got,
- des gevieng ich schaden unde spot. r
- herre, ze dem dröt in mir: 5285
- ich getrüwe im helfe baz dan ir.
- ich sihe iuch einen geverten hän,
- den sult ir höher heizen gän,
- iuwern lewen der hie stät:
- der andern wirdet guot rät. 5290
- hien vihtet niemen mit iu zwein.»
- do sprach mtn her Iwein:
- «der leu vert mit mir alle zit:
- ichn vüere in durch deheinen strit,
- ichn tribe in ouch von mir niht: 5295
- werent iuch sin, tuot er iu iht.»
- 5272 misserdt masc. , falscher, böser Bath. — 5273 waz von diUy was kaun
- daraus entstehen; was weiter; was kümmert mich das; Ereo 3984. —
- 5275 geatan mit dat., auf eines Seite treten. — 5276 mit den beiden ^ «mit
- Gott und der gerechten Sache (der wärheit)-». B. — 5278 so bin ich mit
- den beiden andern (■= selbe dritte) ebenso viel als ihr.
- 5282 »ich vermezzen mit gen., sich wozu anheischig machen, etwas
- Tornehmen, herausnehmen. — 5285 ze dem, mit dem; vgl. Herbort's Troj.
- Krieg 13183; Wolfram Willeh. 221, 28. — 5288 hoher gän, weiter zurück-
- gehen; ebenso höher stän in Y. 5303; «das Ferne erscheint auf einer
- ebenen Fläche immer höher». B. — 5296 werent iuch sin, wehrt euch gegen
- ihn, erwehrt euch seiner.
- 186 IX. ABENTECEB,
- Do riefen si alle ander in,
- ern taete sinen lewen hin,
- mit im envsehte niemen da,
- unde zwäre er müese ouch sä 5300
- die juncvrouwen brinnen sehen,
- er sprach: desn sol niht geschehen.»
- sus muose der lewe höher stän:
- dennoch enmohte er des niht län
- ern ssehe über den rücke dan 5305
- sinen herren wider an.
- s. 198 Sus sint diu wort hin geleit,
- und wurden ze strite gereit,
- si wären alle viere
- ze orse komen schiere 5310
- und liezen von ein ander gän,
- daz si ir puneiz möhten hän,
- und triben alle dri dan
- wider üf den einen man,
- swaz diu ors mohten gevarn. 5315
- dar under muose er sich bewarn
- dar nach als ein wiser man,
- der sine riterschaft wol kau
- und sine kraft mit listen
- ze rehten staten vristeu. 5320
- Si brächen üf im alle ir sper:
- daz sin behielt aber er
- unde warf daz ors von in
- unde leisierte hin
- 5297 under in, uiitereinauder , miteinander. — 5298 ern forte fiin^ thäte
- er nicht bei Seite, wenn er nicht wegthäte. — 5301 brinnen stv., brenuen.
- — 5H05 über den rücke dan, über den Bücken hinweg (sich mit dem Kopfe
- nach ihm umdrehend).
- 5307 diu wort hin legen, die Worte bei Seite thun, das Beden aeiu
- lassen. — 5311 in der Bedensart von ein ander gän läzen wird das Object
- ros verschwiegen: die Bosse beiderseitig umwenden, beidereits einen Au-
- lauf nehmen. — 5312 puneiz stm. und neutr., das stoßende Losrennen, der
- Lanzenstoß, der Sperstich; altfrunz. pugneis , poiynftis , vom Lat. pungere.
- (Dieser und der vorhergehende Vera auch im Wigalois 93 , IS— 19. ) —
- 5313 triben uf einen, auf einen losrennen; auch hier ors als Object zu er-
- gänzen. — 5315 gevarn, hier soviel wie: laufen, rennen. — 5320 ze rehten
- staten, für passende Gelegenheiten, für den rechten Moment. — tristen,
- aufsparen.
- 5323 das ors von einem werfen, mit dem Bosse vor einem umwenden
- (um einen großem Anlauf gegen ihn zu nehmen). — 5324 lei.tieren (frans.
- luisser, lat. laxare), das Boss mit verhängtem ZUgcl laufen lassen, mit
- verhängtem Zügel reiten. —
- LUNETENS. BEFREIUNG. 187
- von in eines ackers lanc, 5325
- und tete schiere den wanc
- und limte vaste sin sper
- vor üf sine brüst her,
- als in diu gewonheit lerte.
- und d6 er zuo in ktoe, 5330
- dö muote im mittem swerte
- der truhsseze, als er gerte,
- vor sinen bruodern zwein.
- do nam ern under daz kinnebein,
- s. 199 rehte vliegende stach er in 5335
- enbor über den satel hin,
- daz er üf dem sande gelac
- unde alles des verpflac,
- des im ze schaden mohte komen.
- der trost waä den zwein benomen: 534:0
- wand er lac lange äne sin.
- nü riten wider üf in
- die zwene, die noch werten,
- und pflägens mitten swerten
- als guote riter selten. 5345
- daz wart in wol vergolten,
- wände ie sin einer slac
- vaste wider ir zwein wac.
- er bedorfte wol kraft unde wer:
- wan zwene sint eines her. 5350
- Die juncfroun bäten alle got
- daz er sin gnäde und sin gebot
- in ze helfe kerte
- und ir kempfen erte,
- daz er in ze tröste 5355
- 5326 tcanc masc. , das Umwenden, diu Umkehr; den w. tuon, «denselben
- Weg zurttcksprengen ». — limen swv. , leimen, hier: fest anlehnen; vgl.
- zu Ereo 9077. — .5331 muoten swv. , feindlich begegnen; entgegeorennen ;
- ein Kunstaasdruck der alten Ritter, wahrscheinlich aus den Miederlanden
- entlehnt , = mnl. moeten; in Bruder Hausens Marieuliedern 1845 wird
- ebviaverunt sibi übersetzt mit muten sich und 2068 heißt es: doe dir de
- tcechter mueten in der gasaen ; vgl. diu muote im Erec 776. — 5334 kinnebein
- Bin., Kinnbein, Kinnbacken, Kinn. — 5338 verpflegen, mit dem gen., etwas
- zn pflegen aufhören, es aufgeben, davon ablassen. — 5339 de^^ ftlr daz;
- der Genetiv durch Attractien des vorhergehenden Satzes bewirkt. — tm =
- Iwein. — 5343 weren, währen, bleiben, bei Kräften sein. — 5344 e$ mit den
- swerten pflegen, mit Schwerthieben dienen, aufwarten. — 5347 — 48 denn
- ein einziger Hieb von ihm wog immer zwei von jenen auf; wider einem
- wegen, gegen einen das Gleichgewicht halten. — 5'i'>0 "vg,\. TtvW V^l^,
- 188 IX. ABENTEUER,
- ir gespiln erlöste,
- nu ist got so gnsedec und s6 guot
- und s6 reine gemuot,
- daz er niemer künde
- so manegem süezen munde 53G0
- beteltchiu dinc versagen.
- s. 200 ouch enwären si niht zagen,
- die da mit im vähten,
- wände si in brähten
- in vil angestliche not. 5305
- unde zwäre äne den tot
- bekumberten sl in sere:
- dochn mohten si im dehein ere
- vürnamens an gewinnen.
- nü kom ze sinen sinnen 5370
- der truhsaeze widere
- und enlac niht me da nidere:
- er bürte schilt unde siyert
- und gienc ze den bruodern wert.
- Do dtlhte den leun, er hete zit 5375
- sich ze hebenne an den strit,
- und lief ouch sä den genden man
- vil unbarmeclichen an
- und zarte im daz isen.
- man sach die ringe risen, 5380
- sam si wgeren von str6.
- sus entworhte er in dö,
- wand er im gar zevuorte
- swaz er sin geruorte.
- vor im gewan vrou LünetQ 5385
- vride von des lewen bete.
- r)3')8 reine adv. , lauter, edel. — 5359 künde, konnte. — 5361 über
- betelich vgl. zu 4546; beteltchiu dinc etwa: bescheidene, billige Wünsche. —
- 536() dne den tot^ abgesehen davon, daß sie ihm das Leben nicht nehmen
- konnten; vgl. Erec 5425, 8438. — 5369 vürnamenSy vgl. zu 1238. — 5373 bürn
- 8WV., in die Höhe heben oder halten, erheben, aiifheben. — 5374 wert adr.,
- hinwärts; ze — tcert^ nach — zu, nach — hin.
- 5375 er hete zU, für ihn wäre die Zeit, der Augenblick, der entschei-
- dende Moment gekommen; es wäre für ihn die höchste Zeit; er dürfte
- nicht länger warten; vgl. J. Grimmas Sendschreiben über Beinh. Fuchs,
- S. 59. — 5378 urü)arniecltchen adv., ohne Erbarmen. — 5379 vgl. Paul Beitr.
- I, 329 und 387. — 5380 rinc masc. , der Panzerring. — riten stv., nieder-
- fallen. : — 5382 entwurken v: au., zerarbeiten, zunichte machen. — 5383 ze-
- vüereny zerreißen, zerstören. — 5386 tride stm., Schutz, Sicherheit. — ton
- des lewen bete f durch Bitte, Verwendung, Einspruch, Yermittelnng des
- Löwen. —
- LUNETENS BEFREIUNG. 189
- diu bete was niuwan der tot:
- des vröut si sich, des gienc ir not.
- Hie lac der truhsseze:
- nü wart der lewe rseze 5390
- s. 201 ze sinen kampfgenözen ,
- die manegen slac grözen
- heten enpfangen unde gegeben,
- werten sl nü wol daz leben,
- daz was in guot vür den tot: 5395
- wand si bestuont nü michel not.
- nü wären zwene wider zwein:
- wände ezn mohte her Iwein
- den lewen niht vertriben:
- dö liez erz euch beliben. 5400
- er hete siner helfe wol enborn,
- und liez ez euch äne grözen zorn,
- daz er in sine helfe spranc:
- ern sagtes im danc noch undanc.
- si vähten si bödenthalben an, 5405
- hie der lewe, dort der man.
- Ouch enspärten si lip noch den muot:
- solten si da von sin behuot,
- si wären werhaft genuoc:
- unde ir ietweder sluoc 5410
- dein lewen eine wunden,
- do. er der hete enpfunden,
- dö wart er rsezer vil dan e.
- ouch tete hern Iweine we,
- daz er den lewen wunden sach. 5415
- daz besch^inter wol: wände er brach
- sine senfte gebaerde;
- s. 202 von des leun beswserde
- 5388 des gienc ir not, «dazu hatte sie Ursache»; vgl. Anm. zu 2050.
- 53^0 rcBze adj„ wild, heftig^ hitzig, wtlthend. — 5391 ze, nach, gegen;
- ähnlichen Sinn hat die Präposition nach gäch. — 5394 daz leben wem, sein
- Leben zu vertheidigen , zu schützen suchen; um sein Leben kämpfen. —
- 5l0l enborn von enbern stv. : er hatte auf seine Hilfe gar nicht gerechnet;
- 068 lag ihm nichts daran, daß er ihm zu Hilfe kam». B. (Lachmann ver-
- muthet sin für siner helfe.) — 5403 in sine helfe, ihm zu Hilfe. — 5404 weder
- dalikte er ihm dafür, noch war er ungehalten darüber; es war ihm einerlei.
- — 5405 bedentfm§ben adv. , von , auf beiden Seiten.
- 5408 hätten sie damit sich behüten können. — r)409 werhaft, kampf-
- gerüstet, kampfbereit, tapfer. — 5415 wunden ist hier flectierter Adjectiv.
- — 5416—17 stne s. gebeer de brechen, sein mildes Auftreten ändern. —
- 190 IX. ABENTEUER,
- gewan er zornes also- vil,
- daz er si brähte üf daz zil, 5420
- daz si gar verlurn ir kraft
- und gehabten vor im zagehaft.
- Sus wären si überwunden,
- iedoch mit vier wunden,
- die si im baten geslagen. 5425
- . dochn hörte in da niemen clagea-
- deheinen der im geschach,
- niuwan des lewen ungemach.
- «
- Nu was ze den ziten site,
- daz der schuldegaere lite 54;)0
- den selben tot, den der man
- solte liden, den er an
- mit kämpfe vor gerihte sprach,
- ob ez also geschach,
- daz er mit kämpfe unschuldec wart. 5435
- dazu wart ouch hie niht gespart:
- si wurden üf den röst geleit.
- vroun Lünpten wären gereit
- die juncvrouwen alle,
- mit manegem vuozvalle 5440
- genädeten si im s^re
- unde buten im al die ere,
- der er von in geruochte
- und vürbaz danne er suochte.
- Vrou Lünete was vil vr6. 5445
- wand ez gezöch sich also:
- s. 20;J si gewan ir vrouwen hulde
- und bete äne schulde
- erliten kumber unde not:
- des ergätzte si si unz an ir tot. 5450
- .'>420 u,f das zil da;, soweit ^ dahin daß. — 5422 gehaben, halteu, sich be-
- findeu, stehen. — 5427 deheinen, nämlich ungemach, wie aus der folgenden
- Zeile zu verstehen iut.
- 5430 der schuldegaere, der Beschuldiger, Kläger. — .'i433 einen an sprechen,
- als Kläger gegen einen auftreten ,' einen anklagen, herausfordern; mit
- kämpfe, indem mau die Anklage durch einen Zweikampf zu beweisen
- sich erbietet. — 54:^5 daß durch den Zweikampf seine Unschuld erwiesen
- ward. — r 5437 röst masc, der Rost, der Scheiterhaufen ; dasselbe bedeutete
- diu hurt in V. 5155. — 5444 vürbaz danne, weit mehr noch all.
- 5446 denn es fügte sich für sie so. — 5450 ergahte praet. von ergetz^m
- swv., vgl. zu 2070.
- LUNBTENS BEFREIUNG. 191
- Xoch erkande in da wip noch man,
- und sohlet als6 lihte von dan;
- niuwan eine vrou Lünete,
- diu daz durch sin gebot tete,
- daz si in nieman ennante. 5455
- daz in diu niht erkante,
- diu doch sin herze bt ir truoc,
- daz was wunders genuoc.
- doch bat si in vil verre,
- si sprach: «lieber herre, 5-ir>0
- durch got belibet hie mit mir:
- wände ich weiz wol daz ir
- und iuwer leu sit starke wunt:.
- lät mich iuch machen gesunt.»
- Sus sprach der namelöse do: 5405
- «ichn gewinne gemach nochn wirde vrö
- niemer me unz üf den tac,
- daz ich wider gehaben mac
- miner vrouwen hulde:
- der mangel ich äne schulde.» 5470
- si sprach: «wie selten ich daz wlp,
- beide ir muot und ir l!p,
- immer geprise
- (wand si enist niht wise),
- diu einem also vrumen man, 5475
- als iu noch hie schlnet an,
- ir hulde iemer widerseit,
- s. 2 (»4 ob si nih't gröz herzeleit
- üf in ze sprechenne hat!»
- er sprach: «niemer werde min rät, 5480
- ir wille enwsere ie min gebot:
- und gebiete ir unser herre got
- M52 o/so, «demgemäß, weil ihn uiemand kannten, als Unerkannter. —
- lihte adv., ohne Schwierigkeit. — .'>4.'>3 nur allein Lunete, d. h. die kuunte
- ihn. — 54.'»5 en- in tnnanU ist Negation = a«.
- 5466 itockn teirde rrj, noch werde ich froh. — 5470 inangelen ^ er-
- mangeln, entbehren. — .V171 tcie »Hten imnier, hier in dem Sinne von : wie
- wenla jemals: nimmermehr. — 0473 g€prtsenz=prtt«n, preisen. — 5476 wie
- ihr bujetct eaeh hier gezeigt habt. — 5477 iemer, jemals. ^ widersagen, rer-
- sagen, Tjerweigem. — hil'd eteu-az sprec/ten if einen, einem etwas vor-
- werfen, tchula geben; »ich wegen einer Sache tlber einen beklagen. —
- 5480—81 mir werde nimmer geholfen, wenn ich ihrem Willen nicht jeder-
- zeit unterworfen war; ich will immer ouerlöst bleiben, wenn ich nicht
- stets ihr treu ergeben gewesen bin. —
- 192 IX.- ABENTEUER,
- daz si mich bedenke enzit.
- den kumber der mir nähen lit,
- dea sage ich niemen, wizze Krist, 5485
- wan dem er doch gewizzen ist,
- swie nä er minem herzen gd.»
- si sprach: «ist er dan iemen mß
- gewizzen wan iu zwein?»
- «ja, vrowe«, sprach her Iwein. 5490
- Si sprach: «wan nennet ir si doch?»
- er sprach: «vrouwe, nein ich noch:
- ich muoz ir hulde e haben baz. »
- si sprach: «nü saget mir doch daz,
- wie Sit ir selbe genant?« 5495
- er sprach: «ich wil sin erkant
- bi minem leun der mit mir vert.
- mim werde ir gnade baz beschert,
- so wil ich mich ieraer schämen
- mines 16bennes und mins rehten namen: 5500
- ich wil mich niemer gevreun.
- ich heize der riter mittem leun:
- und swer iu vür dise tage
- iht von einem riter sage,
- s. 205 des geverte ein lewe si, 5505
- da erkennet mich bi. »
- Diu vrouwe sprach: «wie mac daz kernen,
- daz ich von iu niht hän vernomen
- und daz ich iuch nie me gesach?»
- der riter mit dem leun d6 sprach: 5510
- «daz iu von mir niht ist geseit,
- daz machet min unwerdekeit.
- ich möhte mittem muote
- mit libe und mit guote
- 7)486 mir int gewizzen, mir ist bewusst, bekannt, ich kenne es. Unter deut
- versteht Benecke eine Hinweisung auf Luncte , Lachmann dagegen sagt :
- a nur Iwein und Laudine wissen um seinen Kummer, denn Luneteni Mit-
- wissenschaft zu Hilfe zu ziehen, rerschmäht Iwein Jetzt.» — 5490 Ja,
- vrotce; vgl. Chrestiens 4598 oil , voir, dame..
- 5491 xcan nennet ir st doch, warum nennt ihr sie denn nicht? so nennt
- sie dochl — 5492 nein ich noch, jetzt (nenne ich sie) noch nicht. — 5497 bt,
- an. — 5493 mir» werde beschert, es sei denn daß mir (wenn mir nicht)
- beschert, zu Theil werde.
- 5509 nie me, noch nie. — 5511 niht, nichts. — 5512 unwerdekeit fem.,
- Mangel an Ansehen bei der Welt, Unbodeutendhoit, Kuhmlosigkeit. —
- 55i:i ich mohte, ich hätte können. —
- LUNETENS BEFREIUNG. 193
- gevrumet hän diu msere, 5515
- daz ich erkander waere.
- wit min gelücke also guot
- so min herze unt der muot,
- ich weiz wol, so gedien ich daz,
- daz ir mich erkennet baz. » 5520
- Si sprach: «im sit danne ein boeser man
- danne ich an iu gesehen hän,
- s6 Sit ir aller §ren wert:
- und des ich e hän gegert,
- des hsßt ich aber, hülfe ez iht. 5525
- mich dunkt, ichn überwinde niht
- daz laster und die schände,
- swer iuch üz minem lande
- also wunden siht varn.»
- er sprach: «got müeze iuch bewarn 5530
- und gebe iu sselde und §re:
- ichn bellbe hie niht möre.»
- Diu vrouwe aber d6 sprach:
- «Sit ir versprechet min gemach,
- so ergib ich iuch in gotes segen: 5535
- s. 206 der kan iuwer baz gepflegen
- und ruoche iu durch sine güete
- iuwer swaerez ungemtiete
- vil schiere verkeren
- ze vröuden unde ze eren. » 5540
- Von dannen schiet er trürec do
- und sprach wider sich selben so.
- «vrowe, wie lützel du weist,
- daz du den slüzzel selbe treist!
- 5515 diu mcere gevrumen, den Buf, das Ansehen sich verschaffen, erwerben.
- — 5519 ez gedienen, es verdienen, erwerben, erlangen.
- 5521 irn sit danne, ihr müsstet denn sein, oder : falls ihr nicht seid. —
- ixEser, geringer, weniger edel. — 5524 hier bezieht sich Laudine auf das
- in V. 5459 — 64 Gesagte. — 5525 hul/e ez iht, wenn es etwas helfen wUrde
- oder könnte. — 5528 sioer, wenn Jemand, wenn man. — 5529 aJ^o wunden
- ist Apposition zu iuch: so als einen Verwundeten.
- 5534 versprechen, ausschlagen, verschmähen. — mtn gemach, die Pflege,
- die Bequembchkeit , die ich eucn angeboten habe. — 5535 so befehle ich
- euch unter — wünsche euch — Gottes Segen. — 5539 ungemüete neutr.,
- Verstimmung, Betrübniss, Kummer.
- HABTMANN VOH AVE. III. 3. Aufl, V^
- 194 IX. ABENTEUER,
- du bist daz sloz unde der scbrin, 5545
- da ere unt diu vröude min
- inne beslozzen lit»
- nft heter ritennes zit:
- im envolget von dan
- weder wip noch man, 5550
- niuwan 6ine vröu Liinete,
- diu im geselleschaft tete
- einen guoten wec hin.
- da gelobte si wider in, ^
- daz si Sit allez war liez: 5555
- mit ir triuwen si im gehiez,
- daz si sin wol gedsehte
- und ez ze rede brsehte
- umbe sine swaere.
- so getriuwe und so gewsere 55(50
- was diu guote Lünete,
- daz siz willeclichen tete.
- Des gnadet er ir tüsentstunt.
- nü was der leu s6 starke wunt,
- daz er michel arbeit 55G5
- s. 207 üf dem wege mit im erleit.
- do er niht mere mohte gän,
- dö muoser von dem rosse stän
- und las zesamne mit der haut
- mies und swaz er lindes vant: 5570
- daz legter allez under in
- in sinen schilt und huop in hin
- iif daz ros vür sich,
- daz leben was gnuoc kumberlich.
- Sus leit er arbeit genuoc, 5575
- unz daz in der wec truoc
- 5545 schrin masc, der Schrein (Schrank, Behälter). — 5548 vgl. dazu
- die Anmerkung zu 5375. — 5553 eine gute Strecke Wegs, ein ziemlich
- Stück Weg. — 5555 was sie nachher auch treulich hielt. — 5558 ez ze
- rede bringen kann heißen: es in Erwähnung bringen, die Bede oder die
- Aufmerksamkeit darauf lenken, vgl. Eraclius 4612 (Lanzelet 758); oder^
- und das scheint hier der Zusammenhang zu fordern: es zu dem verab-
- redeten, beabsichtigten Ziel, zum Austrag bringen. — 5560 gewcere adj.»
- wahrhaftig, zuverlässig.
- 5563 tüsentstunt y tausendmal. — 5568 eon dem rosse stän, absteigen. —
- 5570 mies stn. , Moos. — und swa: er lindes vant, und was er Weiches
- (oder: von weichen Dingen) fand.
- LUNETBN8 BEFBEIUNO. 195
- d& er eine burc sach.
- dar kerter durch sin gemach
- und vant beslozzen daz tor
- und einen knappen da vor. 5580
- der erkante wol slns herren muot:
- sin herre was biderbe unde guot,
- daz wart wol an dem knappen schin:
- er hiez in willekomen sin
- ze guoter handelunge 5585
- ouch wsen ich in betwunge
- diu vil wegemüediu not,
- daz er nam daz man im bot.
- man mac den gast Übte vil
- geladen der beliben wil. 5590
- Im wart daz tor üf getan:
- dö sach er gegen im gän
- riter unde knehte,
- die in nach sinem rehte
- enpfiengen unde gruozten 5595
- und im vil gerne buozten
- kumber unde sine not,
- s. 208 als in ir herre geliöt,
- der selbe gegen im gienc
- unde in vroeliche enpfienc 5600
- unde schuof im selch gemach,
- daz er wol an den werken sach,
- daz sin wille und sin muot
- was reine unde guot.
- Im wart vil harte dräte 5605
- ein heimlich kemenäte
- ze siner sunder gereit,
- 5587 wegemüede adj. , müde von der Beise ; diu w. not , die Müdigkeit
- Ton der Beise. — 5589 lihte vil, sehr leicht. — 5590 geladen, einladen, zum
- Bleiben nöthigen.
- 5594 nach sinem relde, seinem Stande gemäß. — 5596 über büezen vgl.
- zu 1448. — 5603— 4 = Wigalois 23, 14—15. Über die bei Hartmann auch
- sonst vorkommende Stellung u. Beziehung der Adjectiven reine unde
- guot zu den Toraufgestellten Substantiven vgl. Faust in Steinm. Zeitsch.
- 24, 16.
- 5607 z« ätner sunder, zu seinem besondern, eigenen Gebrauch, für
- seine eigene Bequemlichkeit, zu seiner Verfügung ; sunder stf. = ahd. sun-
- tara, Besonderheit, r- gereit hat hier noch participiale KTait= gereitet
- ▼on reiten oder gereiten swv. = zurechtmachen. —
- IIH) X. ABENTEUEB,
- sin Icu dar in zuo im geleit.
- dar inne entwäfent man in,
- und sante der wirt hin 5610
- nach zwein slnen kinden,
- daz niemen mohte vinden
- schoener juncvrouwen zwo:
- den bevalch er in dö,
- daz si im sine wunden 5G15
- salbeten unde bunden.
- ouch wonte in ir gemüete
- ze schoener kunst diu güete,
- daz si in schiere ernerten
- unde sinen geverten. 5G20
- hie twelt er vierzehen naht,
- unz daz er sines llbes mäht
- wol widere gewan,
- e daz er schiede von dan.
- X. ABENT-EÜER,
- DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWABZEN DORN.
- Inzwischen ist unter den Töchtern des Grafen vom Schwarzen Dorne
- ein Streit um das väterliche Erbe ausgebrochen. Die ältere sucht der
- Jüngern ihren Antheil vorzuenthalten. Die letztere dringt auf Entschei-
- dung durch Zweikampf und erklärt, sich von Artus^ Hofe einen Kämpfer
- zu holen. Allein die ältere kömmt ihr zuvor und gewinnt dort den besten
- Kitter, Gawein, zu ihrem Streiter. Für die jüngere Schwester war nun
- vor der Hand kein Helfer mehr da; sie beschließt daher, den unbekannten
- Bitter mit dem Löwen aufzusuchen, von dem sie unterdessen viel Bühm-
- liebes gehört hat; nach alter Kampfessitte sind ihr dazu vierzig Tage
- Zeit belassen. Nach langem vergeblichen Suchen muß sie jedoch, den
- Beschwerden der Beise nachgebend, bei einem Verwandten einkehren und
- da verweilen. Derselbe sendet an ihrer Statt seine Tochter aus, den Bitter
- mit dem Löwen zu suchen. Diese führt ein glücklieber Zufall auf die
- Burg, wo jener den Biesen erschlug; von dem Wirthe wird ihr der Weg
- gezeigt, den er bei seinem Abschiede eingeschlagen; denselben verfolgt
- sie am andern Morgen und gelangt auf dieser Spur an den Brunnen, wo
- jener den Truchseü und seine Brüder erschlagen hatte. Von dort wird
- sie durch Luneten weiter geleitet und erreicht endlich die Burg, auf der
- 5616 binden stv., verbinden. — 5618 ze, bei, neben, außer; sonst wird in
- diesem Sinne meist zuo verwandt.
- DIE TÖCHTER DES GRAPEN VOM SCHWARZEN DORN. 197
- er zuletzt geweilt und für sich und seinen Löwen Heilung gefunden hatte.
- Da er erst kurz vor ihrem Eintreffen von hier weggeritten, so gelingt es
- ihr, ihn noch einzuholen und auch die Zusage von ihm zu erhalten, dai^
- er den Zweikampf übernehmeu wolle.
- Do begonde der tot in den tagen 5t)25
- einen gräven beclagen
- und mit gewalte twingen
- s. 209 ze nötigen dingen,
- den von dem Swarzen dorne.
- des was er der verlorne: 5630
- wand er muos im ze suone geben
- sinen gesunt und daz leben,
- der dannoch lebende hie
- zwo schoene junevrouwen lie.
- Nu wolde diu alte oG35
- die jungen mit gewalte
- von dem erbe scheiden,
- daz dienen solte in beiden;
- da zuo diu junger sprach:
- «swester, disen ungemach 504O
- den sol dir got verbieten.
- ich wände mich genieten
- groezers liebes mit dir.
- swester, du bist mir
- ze ungnädiges muotes. 5045
- wil du mich mines guotes
- und miner dren behem,
- des wil ich mich mit kämpfe wem.
- ichn vihte niht, ich bin ein wip:
- daz als unwerhaft ist min lip, 5650
- ; f däne hästCl niht an:
- ••■ deisw&r ich vinde wol den man,
- 5626 beclagen einen, als Kläger gegen einen auftreten, ihn verklagen;
- hier etwa : sein Beoht an einem geltend machen. — 5628 nötec adj., noth-
- voll, hilflos, bedrängt ; xe notigen dingen, in bedrängte Lage, Bedrängniss. —
- 5681 ze suone, zu Sühne, zum Ausgleich, zur Befriedigung. — 5632 gesunt
- stm., Gesundheit.
- 5635 diu alte, die ältere der beiden Schwestern. — 5642 sich genieten
- mit gen., sich einer Sache erfreuen, sie genießen. — 5643 daz liep, das
- Angenehme, die Freude, der Genuß. — 5647 behem swv. , berauben. —
- 5650 unwerhaft, nicht fähig zur Selbstvertheidigung. — 5651 davon hast
- du keinen Gewinn. —
- 198 X. ABENTEUSR,
- der mir durch sine hövescheit
- die gn&de niemer widerseit,
- ern bescherme mich vor dir. 5655
- swester, du muost mir
- s. 210 min erbeteil län
- oder einen kempfen hän.
- ich suoche den künec Artus
- und vinde ouch kempfen da ze hüs, 5660
- der mich vor diner höchvart
- durch sin selbes tugent bewart. » .
- Ditz gemärhte diu unguote
- und ahte in ir muote
- waz si dar umbe tsete: 5665
- und durch ir karge raete
- so sweic si derzuo
- und kom ze hove vor ir so vruo,
- daz ir min her Gäwein wart.
- diu junge greif die n&chvart: 5670
- daz machet ir kintheit,
- daz si ir ir willen hete geseit.
- dö diu junge kom hin nä,
- do vant si die alten da.
- Diu was ir kempfen harte vro: 56T6
- doch gelobte ez her Gäwein so /
- daz si ez nicmen solte sagen,
- nü was in den selben tagen
- diu küneginne wider komen,
- die Melj aganz hete genomen 5680
- mit michelre manheit.
- ouch was in niuweliche geseit
- 5655 den von niemer widerseit (= nicht abschlägt oder versagt) abhängigej
- Satz mit der Negation suche man im Nhd. in einen Infinitivsats umsu
- wandeln. — 5660 vielleicht ist einen oder den statt kempfen zu schreiben
- vgl. 6033-34.
- 5663 gemarkte prset. von gemerken, sich etwas merken. — 5664 ahten^
- tiberlegen. — in ir muote j bei sich (apud animum suum). — 5666 karc,
- listig, hinterlistig; durch ir karge raete ^ «hinterlistig wie sie war», aus
- Hinterlist. — 5668 vgl. mit 1. Büchl. 501—510. — 5670 die nächvart grtfen^
- das Nachlaufen wählen , hinterher kommen. — 5671 kintheit fem. , Uner-
- fahrenheit.
- 5675 die war sehr froh über ihren Kämpfer (Stellvertreter, Beistand).
- — 5676 er gelobte ez so daz, er hatte es zugesagt mit der Bedingung daß. —
- 5679 die Königin Ginower war (nach Wolfram im Parzival VIII, 1478) vom
- Bitter Lanzilot befreit worden. — 5682 niuweltche adv., jüngst, vor kurzem. —
- DIE TÖCHTER DES GRAFEN TOM SCHWARZEN DORN. 199
- von dem risen msere,
- s. 211 wie er erslagen wsere,
- den der riter mittem lewen sluoc. 5685
- des genädet im genuoe
- mit Worten and mit muote
- her Gäwein der guote,
- wand erz durch slnen willen tete.
- ouch was des riters bete, 5690
- daz manz in wizzen solte \kn:
- daz hete sin niftel getan:
- und d6 siz im gesagte,
- wie tiure er clagte,
- daz er sin uiht erkande! 5695
- wand er sich niht ennande.
- er erkande in bi dem msere
- und enweste doch wer er wsere.
- Do ze hove kom diu magt,
- als ich iu hän gesagt, 5700
- und einen kempfen suochte,
- des niemen si beruochte,
- dö clagte si harte s^re
- ^ ir guot unde ir 6re:
- --. wan an dem ir tröst lac, 5705
- der sprach: «vronwe, ich enmac
- iu ze staten niht gestän,
- wand ich gröz unmuoze hän
- von anderen dingen:
- diu muoz ich volbringen. 5710
- wseret ir mir S komen,
- S ich mich hete an genomen
- ander hande arbeit,
- iu wser min helfe gereit.»
- 8. 212 Dö si da, kempfen niene vant, 5715
- dö kom si zehant
- vür den künec Artus.
- 5690 des riters, nämlich Iwein'B. — 5692 ni/tel fem., Xichte, hier Schwester-
- toohter. — 5694 tiure adv. , hoch und theuer, sehr.
- 5703 heruochen mit acc. und gen., einen mit etwas bedenken, versehen.
- — 5705 an dem, derjenige an dem. — 5707 einem se staten gestern, einem
- behilflich sein, Beistand gewähren. — 5708 unmuose fem., Beschäftigung,
- Arbeit, Mühe.
- 200 X. ABENTEÜEB,
- si sprach: «sit ich hie ze hüs
- niht kempfen mac gewinnen,
- (lochn wold ich niht von hinnen, 5720
- ichn nseme urloup von iu.
- ouch ensol ich von diu
- min rehtez erhe niemer län,
- daz ich hie niemen vnnden hän.
- mir ist so grdziu manheit 5725
- von dem ritter geseit,
- der den lewen mit im hat:
- vind ich den, so wirt min rät.
- tuot min swester wider mich
- gnäde, daz ist billich: 5730
- so mac si mit minnen
- vil wol von mir gewinnen
- swaz si des minen ruochet,
- swä siz ze rehte suochet:
- nimt si mir dar über iht, 5735
- dazn läze ich äne clage niht.»
- D6 diu alter weste,
- daz si der aller beste
- von dem hove wolte wem,
- do begunde si vil tiure swern, 5740
- sine teilte ir niemer niht mite,
- dö sprach der künec: «so ist hie site,
- swer üf den anderen clage,
- s. 213 daz er im wol vierzehen tage
- kämpf es muoz biten.» 5745
- si sprach, wolt iemen striten,
- daz er da zehant strite,
- wand sis niht langer enbite.
- d6 daz den künec niht dühte guot,
- dö bek^rte si ir muot: 5750
- wand si was des an angest gar,
- daz si iemen brsehte dar
- 5722 von diu (Instrument, ueutr.), darum, deshalb. — 5731 mit minnen,
- auf gütliche Weise, in Gttte (in diesem Sinne als Gegensatz gefasst von
- se oder nach rehte), — 5733 das mtn, mein Eigenthum. — 5735 dar über^
- dawider.
- 5744 «cfr. Chrestiens 4795 au moins jusqu' a XIII I Jona, Paul. —
- 5745 einem kämpf es htten, einem Frist, Zeit zum Kampfe lassen; ebenso
- zu fassen ist der Gonj. preet. bite in V. 5748. — 5750 stnen muot bekeren,
- seinen Sinn ändern, sich bedeuten lassen. —
- DIE TÖCHTER DES GBAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 201
- der ir kempfen überstrite,
- ob si ir noch ein jär bite.
- nü wart der kämpf gesprochen 5755
- über sehs wochen:
- daz geschuof der künec Artus.
- nü nam si urloup da ze hüs
- und bat ir got ruochen
- und vuor ir kempfen suochen. 5760
- Sus reit si verre durch diu lant,
- daz si dewederez envant,
- den man noch diu msere,
- wä er ze vinden wsere^
- und muote si ir irrevart, 5765
- daz si da. von siech wart.
- Sus kom si nach vräge
- zeinem ir mäge
- und begunde im ir geverte sagen,
- ir kumber und ir siecheit clagen. 5770
- dö er ir arbeit ersach,
- er behabte si da durch ir gemach
- unde sante, als si in bat,
- s. 214 sin selbes tohter an ir stat,
- diu vür si suochende reit 5775
- und gewan es michel arbeit.
- Sus reit si allen einen tac,
- daz si geverten niene pflac,
- unz daz ez an die naht gienc.
- einen wec si d6 gevienc: 5780
- der truoc si in einen walt.
- diu naht wart vinster unde kalt,
- 5753 überstriten stv., im Streit übertreffen. — 5755 sprechen stv., hier : fest-
- setzen, ansetzen, bestimmen. — 5757 geschaffen sty., bewirken, durchsetzen,
- befehlen. — 5759 sie bat Gott, sich ihrer anznnehmen.
- 5765 muote prset. von müejen swv., beschweren, bektlmmern, verdrießen.
- — irrevart j^ diu , das vergebliche Herumreiten.
- 5767 nach vräge, Fragens halber, um zu fragen; vgl. Weltchronik
- Budolfs von Ems (in Pfeiffer's Quellenmaterial) S. 59^, 86 nach träge er
- hertecltche sprach Mit einem diutcere Waz ir geverte wcere. — 5769 geverte
- neutr., Zweck der Heise, das Anliegen. — 5771 tlber arbeit vgl. zu 1979. —
- 5776 und erlitt davon viel Mühsal.
- 5777 allen einen taCy einen ganzen Tag lang. — 5778 ohne daß sie
- einen Begleiter hatte« — 5780 gevähen stv., einschlagen. — >
- 202 X. ABENTEUER,
- ez kom ein regen unde ein wint,
- ich wil geswigen umbe ein kint
- daz S nie kumber gewan: 5785
- ez wsere ein wol gemuot man
- ervseret von der arbeit.
- selbes kumbers den si leit,
- des was ir lip s6 ungewon,
- daz si verzagte da von. 5790
- der wec wart vinster unde tief,
- daz si got ane rief,
- daz er ir not bedsehte
- und si zen Hüten brsehte.
- Und do si wände sin verlorn, 5795
- dö horte si ein hörn
- blasen von verre:
- des gestiurte si unser herre,
- daz si des endes k^rte
- dar nach als si lörte 5800
- von dem hörne der schal,
- hin wiste si ein tal
- s. 215 des endes da diu burc lac.
- der wahter, der der were pflac,
- der ersäch si vil dräte. 5805
- ein gast der also späte
- und also müeder kumt geriten,
- den mac man lihte des erbiten,
- ob er niht gröze unmuoze hat,
- daz er des nahtes da bestät. 5810
- sus beleip si ouch mit kurzer bete.
- dö man ir ze gemache tete
- 5784 ich teil gesungen uvtbe ein kinty ich will nicht reden (ich will absehen,
- abgesehen) davon, daß es ein Kind nur war; vgl. Herbort Troj. Krieg
- 13469, 15061; Jung. Titurel 1948, 4: ander riter geswigen, anderer Bitter
- nicht zu gedenken. — 5786 wol gemuot, beherzt. — 5787 ervceren, außer
- Fassung bringen, in Schrecken setzen. — 5791 tief, hier vom Weg === tief
- gehend, tief gelegen, vielleicht mit Benecke = morastig? ftlr letzteres
- scheint zu sprechen Teufels Netz 12387 : das weiter was tüff und nasz , so-
- wie^ Konrad StoUe's Chron. fol. 168 do hub es an zu regen und wart
- also tif und dreckecht u. Christherre — Weltchronik bei Bartsch Germa-
- nistische Studien II, 179 (59) daz künecriche unfertich ist, tief unde na:;
- cfr. Lexer II, 1432. (Statt wec wart möchte ich walt was vermuthen ; vgl.
- Livländische Beimchronik 11767 der walt was vinster unde tief).
- 5798 des gestiurte si, dazu, dabei leitete sie. — 5807 müeder ist hier die
- flectierte Form des appositionell stehenden Adjectivs; vgl. Erec 144: daz
- er als6 junger reit. — 5811 mit kurzer bete, ohne langes Bitten, ohne sich
- erst lange bitten zu lassen. —
- DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 203
- swaz man guotes mohte,
- daz ir ze nemenne lohte,
- und nach ezzenne wart, 5815
- den Wirt wundert ambe ir vart,
- und yrägte si msere,
- waz ir gewerp wsere.
- Diu juncvrouwe dö sprach :
- «ich suoche den ich nie gesach 5820
- und des ich niht erkenne,
- ichn weiz wie ich in iu nenne:
- wandern wart mir nie genant,
- ern ist mir anders niht erkant
- wan daz er einen lewen hat. 5825
- nune hän ich sin deheinen rät:
- man sagt von ihm die manheit,
- und sol ich min arbeit
- iemer überwinden,
- so muoz ich in vinden.» 5830
- Der wirt sprach: «ir sit imbetrogen:
- ern hat iu niht von im gelogen
- s. 216 der iu tugent von im seit,
- wände mich sin manheit
- von grozem kumber 16ste. 5835
- got sante in mir ze tröste,
- wie gerne ich dem stige
- iemer m^re nige,
- der in her ze mir truoc!
- wand er mir einen risen sluoc. 5840
- der häte mir min laut
- gar verwüestet unde verbrant
- und sluoc mir zwei miniu kint,
- und vieriu, diu noch lebende sint,
- diu hete er mir gevangen 5845
- und wolde si hän erhangen,
- ich was niuwan sin spot.
- 5815 und als die Zeit nach dem Essen gekommen, die Essenszeit vorbei
- war. — 5818 gewerp stm., (s^eschäft, Auftrag, Anliegen.
- 5826 nun weil^ ich mir in Bezug auf ihn keinen Bath; weiß nicht, wie
- ich ihn finden soll. — 5827 sagen ^ rtthmen; vgl. zu Erec 2811.
- 5831 ir sU unbetrogen, ihr seid nicht falsch berichtet. — 5838 ntgen ist
- nach Benecke hier «Ausdruck eines frommen Segenswunsches» : sich seg-
- nend, daiikend vor einem verneigen; segnen, danken^ -vf^l. .
- 204 X. ABENTEUER,
- dö sante mir in got,
- daz er mich an ime räch.
- er sluoc in, daz ichz an sach, 5850
- hie vor min selbes bürgetor:
- da lit noch sin gebeine vor.
- er schuof mir michel öre:
- got pflege sin swar er köre.»
- /
- Der maere vröute sich diu magt. 5855
- si sprach: «lieber herre, sagt,
- dö er hie von iu ledec wart,
- wizzet ir war dö sin vart
- wurde? des bewiset mich.»
- er sprach: «vrouwe, nein ich 5860
- zwäre, und ist mir daz nü leit.
- s. 217 aber uf den wec, den er da reit,
- dar wise ich iuch morgen vruo.
- nü waz ob iu got da zuo
- selbe sinen rät git?» 5865
- nü was ouch släfennes zit.
- Morgen, dö ez was ertagt,
- dö bereite sich diu magt
- nach im üf die sträze,
- rehte nach der mäze 5870
- als ir der wec gezeiget wart,
- und was ouch üf der rehten vart,
- diu si zuo dem brunnen truoc,
- da er den truhssezen sluoc
- und sine bruoder überwant. 5875
- liute die si da vant,
- die sagten ir daz
- und rieten ir vürbaz,
- wolte si wizzen maere
- war er gekeret wsere, 5880
- daz künde ir lihte diu gesagen
- 5877 von einem ledec werden, von einem loskommen, sich von einem
- trennen. — 5864 nü waz ob, vgl. zu 3591.
- 5867 erlagen, Tag werden. — 5868—69 st bereite sich nach im &f die
- sträze, sie machte sich fertig, um ihm nachzureisen; ähnlich sagte der
- Dichter im Erec 9848: einen a/ter wege bereiten. — 5877—78 «die sagten
- ihr das (nämlich daß er den Truchsessen u. seine beiden Brüder besiegt
- hätte) und gaben ihr ferner Bath»; darauf sollte nach strenger Logik fol-
- gen «wie sie erfahren könnte, wohin er sich gewendet hätte», statt dessen
- wird mit einem leichten Anakoluth fortgefahren. So Paul Beitr. I, 388. —
- DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 205
- durch die er si het erslagen.
- si sprach: «nü sagt mir wer diu si.» •
- si sprächen: «si ist hie nähen bi,
- ein juncvrouwe, heizet Lünete: 5885
- diu stet an ir gebete
- in der kappein hie bi:
- dar ritet unde vräget si.
- 8. 218 swes iu diu niht gesagen kan,
- des bewiset iuch hie nieman.» 5890
- Do si si vrägende wart,
- ob si iht weste sine vart,
- do hiez ir vrou Lünete,
- diu gerne höveschlichen tete,
- ir pfert gewinnen. 5895
- s! sprach: «ich wil von hinnen
- mit iu riten an die stat,
- dar er mich mit im riten bat,
- dö er hie vür mich gestreit
- unde üz disem lande reit.>. 5900
- Alsus bewiste si si dar
- und sprach: «vrowe, nü nemet war,
- an dirre stat liez ich in:
- war aber stüende sin sin,
- des enwolter mir niht sagen. 5905
- wan ein dinc wil ich gote clagen:
- er und sin lewe wären wunt
- so sere, daz er ze der stunt
- mohte gevarn unverre.
- daz in unser herre 5910
- vor dem töde bewar!
- es ist an slnem libe gar
- swaz ein riter haben sol.
- zwäre ich gan iu beiden wol.
- 5886 sie befindet sich, ist begriffen in (ist beschäftigt mit) ihrem Gebete,
- hält ihre Andacht.
- 5891 tragende werden (wie nach jehende werden 2986) ist eine bei mhd.
- Dichtern tlbliche Umschreibung ftlr trägen; sie dient nach J. Grimm zur
- Abwechselung der Bede , zur günstigen Erweiterung des Verses und zur
- feineren Färbung des Ausdruckes ; aus ihr ist die jetzt übliche Verbindung
- von Verden mit dem Infinitiv entstanden zur Bezeichnung des Futurums;
- vgl. meine Abhandlung in dem Progr. des Zeitzer Gymnasiums v. J. 1882,
- äT- 11 fg. — 5899 do er gestreit, nachdem er gekämpft hatte.
- 5901 bewtxen swv., weisen.
- 206 X. ABENTEUEB,
- daz ir in gesunden vindet, 5915
- » wand ir danne überwindet
- mit im alle iuwer not.
- B. 219 weizgot, vrouwe, ich wsere tot,
- wser er mir nihC ze helfe komen:
- alsus werde iu benomen 5920
- alliu iuwer swaere.
- swaz ich guoter msere
- von iu vernime, der vröu ich mich.»
- hie mite schieden si sich.
- diu da suochte, der was gäch: 5925
- der rehten sträze reit si nach,
- unz si die burc ane sach,
- da im vil michel gemach
- üffe geschehen was,
- wan er da, lac unz er genas. 5930
- Nu reit si gegen dem bürgetor.
- da mohte si wol vor
- von ritern und von vrouwen
- ein selch gesinde schouwen
- daz wol den wirt erte; 5935
- zuo dem si dräte kerte
- und vrägte si msere,
- ob in iht kunt wsere
- umb in den si da. suochte.
- der wirt do des geruochte, 5940
- daz er engegen ir gienc
- und si vrceliche enpfienc,
- und bot si die herberge an.
- si sprach: «ich suoche einen man,
- unz ich den niht vunden hä.n, 5945
- so muoz ich gnäde und ruowe län:
- s. 220 nach dem wart mir gezeiget her.»
- «wie ist des nam?» sprach aber er.
- Si sprach: «ich bin nach im gesant,
- und wart mir anders niht genant, 5950
- wan daz ein lewe mit im ist.»
- 5935 einen eren hier: einem. Ehre machen, zur Ehre gereichen. —
- 5943 einen an bieten; der Aecusativ ist hier durchaus dem alten Sprach-
- gebrauche gemäß (^=an einen bieten). — 5946 gnade fem., hier: Bähe,
- Gemach.
- DIE TÖCHTER DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 207
- er sprach: «der hat an dirre vrist
- von uns hie urloup genomen.
- lehn künde in nie des überkomen,
- daz er hie langer wolde wesen. 5955
- er und sin leu sint wol genesen.
- si lägen hie beide s6re wunt:
- nü varent si vrö und wol gesunt.
- weit ir in schiere erriten,
- sone sult ir niht biten. 5960
- setzet iuch rehte üf sine slä:
- und geratet ir im rehte nä,
- s6 habt ir in vil schiere erriten.»
- done wart ouch da niht me gebiten:
- sine mohte zeltens niht gehaben, 5965
- si begunde schiuften unde draben,
- unz daz si in ane sach,
- so liebe als ir dar an geschach,
- als liebe müeze uns noch geschehen,
- daz wir uns alse liebe gesehen. 5970
- Si gedähte in ir muote:
- «richer got der guote,
- s. 2*21 wie sol ez mir nü ergän,
- Sit ich den man vunden hän?
- nü hän ich michel arbeit 5975
- an ditz suochen geleit:
- ich gedähte S niuwan dar an,
- ob ich vunde disen man,
- wie sselec ich danne waere,
- unde daz ich mine swsere 5980
- gar hete überwunden.
- nü hän ich in vunden:
- alrSrst get mir an'gest zuo,
- wie er wider mich getuo.
- 5954 überkomen einen eines d. , einen wozu überreden, bewegen, ver-
- mögen. — 5961 slä (aus slage entstanden) stf., die vom Hufschlag zurück-
- gelassene Spur, die Wegespur. — 5962 wenn ihr im Xacheilen den rechten
- Weg trefft. — 6963 erriten stv., einholen.^ Vgl. Albrecht von Kemenaten
- im Eckenliede 64: gerätent ir im rehte nach, ir hänt in schiere erriten. —
- .5965 zelten swv., im Pass oder Schritt gehen: sie konnte den Passgang
- nicht einhalten. — 5966 schiuften swv., galopierem — draben swv., Trab
- reiten. — 5968 liebe adv., angenehm, erwünscht, gerne. — 5970 sich gesehen,
- einander zu sehen bekommen.
- 5972 du allmächtiger, gütiger Gottl — 5964 wider einen getuon, sich
- g'egen einen benehmen.
- 208 X. ABENTEUER,
- ob er mir helfe widerseit, 5985
- was touc dan min arbeit?
- Disen segen tete si vür sich:
- «herre got, nü l^re mich
- die rede der ich genieze,
- daz in min iht verdrieze 5990
- und daz er mich iht entwer.
- ob mir verliuset des ich ger
- min ungelücke ode sin zorn,
- so hän ich min vinden vlorn.
- got gebe mir sselde unde sin.» 5995
- zehant reit si neben in.
- Si sprach: «got grüeze iuch, herre.
- ich hän iuch harte verre
- üf gnäde gesuochet:
- got gebe daz irs geruochet.» 6000
- er sprach: «ichn habe gnaden niht:
- swem mines dienstes not gesehiht
- und swer guoter des gert,
- s. 222 dern wirt es niemer entwert. »
- wand er ir daz wol an sach, 6005
- daz si nach im ungemach
- üf der verte hete erliten,
- do begunde er ir heiles biten.
- er sprach: «vrouwe, mir ist leit
- al iuwer arbeit: 6010
- und swä ich die erwenden kan,
- däne wirret iu niht an.»
- Do neic si im unde gote
- und bot sich ime ze geböte
- 5990 in verdriuzet tuin, er hat Missfallen an mir, ich missbehage ihm.
- — daz iht, daß nicht. <^ 5991 einen entwern, einem nicht gewfthren, sein
- Gesuch abschlagen. — 5992 einem etetcaz Verliesen, einen um etwas bringen.
- — 5994 ich hän vlorn=:verlornf es ist mir vergeblich.
- 5999 «/ gnäde , um von euch Gnade zu erlangen. — 6002 mir getckiht
- des not, ich komme in die Lage, das nötbig zu haben. — 6003 guoter ist
- als Apposition zu swer zu fassen : und wenn einer, der ein braver Mensch
- ist, darnach verlangt ; vgl. Germania 17 , 124 ; Paul Mhd. Gramm. 203. —
- 6006 nach im, um seinetwillen. — 6008 einem heiles biten, einem «alles
- Gute wünschen p. — 6012 «da habt ihr nichts Hemmendes, Hinderndes
- zu befttrehten; da kommt Alles euerm Wunsche entgegen». B.
- 6013 über nxgen vgl. zu 5838. —
- DIE TÖCHTEB DES GRAFEN VOM SCHWARZEN DORN. 209
- und gnadet im vil verre. 6015
- si sprach: «lieber herre,
- diu bete enist niht umbe mich:
- si ist verre werder danne ich
- diu mich nach iu gesendet hä.t.
- und sage iu wie ez umbe si stät. 6020
- si lidet von gewalte not.
- ir vater ist niuliche tot,
- und wil si ir swester enterben
- und da von verderben,
- daz si ein lützel alter ist. 6025
- des hat si küme gewunnen vrist:
- über sehstehalbe wochen
- so ist ein kämpf gesprochen
- zwischen in beiden:
- s6 wil si si scheiden 6030
- von ir erbeteile,
- ezn ste dan an ir heile,
- daz si den kempfen bringe dar,
- der si gewalltes bewar.
- nü hat si des gewiset 6035
- s. 223 diu werlt diu iuch priset,
- daz si iuch ze trdste hat erkorn; -
- unde enhät daz niht verlorn
- durch höchvart noch durch trächeit,
- daz si niht selbe nach iu reit: 6040
- si was üf den wec komen:
- ^haftiu not hat irz benomen,
- wan si leider üf der vart
- von der reise siech wart,
- unde ist also under wegen 6045
- mit minem vater belegen.
- der sante mich her an ir stat:
- nü bit ich iuch als si mich bat.
- 6017 umbe mich , für mich , in meinem Interesse. — 6022 niuliche adv.,
- jtUigst. — 6024 verderben swv., zu Grunde richten. — da von, darum, des-
- halb. — 6027 über, von heute über, binnen, uach^ vgl. 5756. — 6035 wisen
- mit aoc. und gen., einen auf etwas hiiiweisen, aufmerksam machen. —
- 6037=£raclin8 155. — 6038 Verliesen stv., unterlassen, verabsäumen (wenn
- es nicht verborn statt verlorn heißen muü, wie einige Handschriften lesen).
- — 6042 ehaft, vgl. zu 2933. — 6046 «bei meinem Yater liegen geblieben». B.;
- difeielbe Bedeutung hat mit in Y. 5461, 5727. Vgl. Anmerkung zu Erec
- 1417.
- HABTMANN VOX AÜE. III. 3. Aufl. \^
- 210 X. ABENTEVEB, D. TÖCHTEB D. 6BA7EN Y. 8CHW. DORK.
- Si hiez mich iuch, herre,
- manen harte verre. 6050
- Sit daz iuch got so g^ret hat,
- daz also gar ze prise stät
- vür manegen riter iuwer lip,
- so erat got und diu wip:
- s6 Sit ir hövesch unde wis, 6055
- nü geruochet iuwern pris
- an iu beiden m^ren,
- den iuwern an den eren
- und den ir an dem guote.
- swes iu nü si ze muote, 60C0
- des bewiset mich bi gote.»
- er sprach: «dane hat sich der bete
- niht versümet umbe ein här.
- der alte Spruch der ist war:
- swer guoten boten sendet, 6065
- s. 224 sinen vrumen er endet.
- ich kiuse bi dem boten wol,
- wie man die vrouwen weren sol.
- ich tuon vil gerne swes si gert,
- so verre mich der lip gewert. 6070
- nü ritet vür und wiset mich:
- swar ir mich wiset, dar var ich.»
- Sus wart der böte enpfangen,
- und was vil gar zergangen
- ir zwivellichiu swaere. 607^
- ji\ manec wehselmsere
- sagten si üf der beide:
- sus vertriben si beide
- mit niuwen mseren den tac.
- nü sähen si wä vor in lac 6080
- ein burc üf der sträze.
- 6052 ze prise stdn, im Preise stehen, hochgeschätzt sein. — 6053 vür, über,
- mehr als. — 6059 ir ist Genetiv: den ir, den ihren, ihrigen. — 6060 wie
- ihr nun darüber denken mögt; wozu ihr euch immer entschließen mögt.
- — 6068 sich versumen an etew., sich verspäten ; etwas vergeblich, ohne Er-
- folg thun. — 6066 stnen vrumen enden, seinen Vortheil (Zweck) erreichen,
- ausrichten, durchsetzen; vgl. Purgoldt's Rechtsbuch bei Ortioff II, 292:
- er (sc. der böte) hadt der Stadt redlichen nuczs undt fronten geant. — B06S weren,
- gewähren. — 6070 so verre, sofern, soweit als.
- 6075 das Leid, das ihr der Zweifel voraussagte; die Pein ihrer Un-
- gewissheit. — 6076 wehselmcere stn., Zwiegespräch, Unterhaltung. ^ 6079 niu-
- toez ma^e, Neuigkeit; unterhaltende Erzählung. —
- XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 211
- den liuten wol ze mäze
- die herbergen solden,
- als ouch sie gerne wolden.
- XI. A B E N T E U E R,
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN.
- Iwein gelangt in Gesellschaft des Fräuleins, das ihn um Beistand er-
- sucht hat, am Abend zu einer Burg, wo er zu herbergen gedenkt. In dem
- Flecken darunter warnt man ihn davor; aber die einbrechende Nacht
- läest ihm keine andere Wahl. Innerhalb des Burgthores findet er ein
- großes Arbeitshaus, in welchem an dreihundert ärmlich gekleidete Frauen
- sich mit allerhand weiblichen Arbeiten abmtlhen. Da er von dem barschen
- und unhöflichen Pförtner keine Auskunft über sie erhalten kann, so geht
- er selber zu ihnen hinein und erfährt von ihnen, dal^ sie edeln Herkom-
- mens seien und vom Jungfernwerth stammen; ihr Herr sei auch einst in
- Beinen jungen Jahren hier eingekehrt und in dem Abenteuer gegen die
- zwei Riesen, mit denen jeder Gast kämpfen mtlsse, unterlegen; er habe
- sein Leben damit erkauft, dal^ er sich eidlich verpflichtet, alljährlich
- dreißig Jungfrauen herzusenden ; diese müssten nun hier mit Arbeiten für
- geringen Lohn ihr Leben fristen. Darauf sucht Iwein nach den übrigen
- Bewohnern der Burg und findet endlich in einem herrlichen Parke den
- Wirth nebst seiner Gemahlin und zu ihren Füßen ihre von Schönheit
- strahlende Tochter. Sie empfangen ihn auf das ehrenvollste und lassen
- ihm und seiner Begleitung alle mögliche Pflege angedeihen. Am andern
- Morgen eröffnet der Wirth seinem erstaunten Gaste, daß er einen Kampf
- gegen zwei Riesen bestehen müsse; siege er, so falle ihm seine Tochter
- und ein reiches Land zu Lohn. Iwein dankt für diese Gaben, zu großem
- Unwillen seines Wirthes. Darauf waffnet er sich und hat bald die mit
- schweren Kolben versehenen Riesen vor sich. Diese bestehen darauf, daß
- er zuvor seinen Löwen einsperren laBse. Alsdann beginnt der ungleiche
- Kampf. Da Iwein trotz seiner Tapferkeit in großem Naohtheil gegen sie
- ist, sucht sich sein gefangener Gefährte der Haft zu entledigen und eilt
- ihm zu Hilfe. Der eine der beiden Riesen fällt, tapfer kämpfend; der
- andere muß sich gefangen geben. Mit diesem Siege sind nun auch die
- dreihundert gefangenen Geiseln frei geworden und werden von Iwein nach
- siebentägiger Pflege den Ihrigen wieder zugestellt.
- Dia burc stuont besunder, C085
- und .ein mkrkH dar und er:
- 6082 einem ze mdze , entsprechend , bequem , gelegen für einen.
- 6085 besunder stän, abgesondert, vereinzelt, für sich allein liegen. —
- 6086 market stm. , Marktflecken ; vgl. Erec 3486 u. 222 : ein market underm
- k&9€ lac, da kom er geriten in. —
- 212 XI. ABEKTEUSB,
- da körnen si in geriten.
- nu enpfiengen si mit unsiten
- alle die in den sträzen
- stuonden unde säzen. 6090
- si möhten wol erschricken
- von ir twerhen blicken,
- si kerten in den rücke zuo,
- si sprächen: «ir kumt her ze vruo:
- man het iuwer hie wol rät. 6095
- s. 225 und westet ir wiez hie stät,
- ir waeret vtir geköret,
- ir werdet hie lützel geret.
- wem Sit ir hie willekomen^
- ode waz hat ir iuch an genomen 6100
- mit iuwer reise da her?
- nü wer ist "hie der iuwer ger?
- ir wseret anderswä baz.
- iuch hat rehte der gotes haz
- da her gesendet beide 6105
- zallem iuwerm leide,
- ir Sit uns unwillekomen. »
- dö si daz häten vemomen,
- dö sprach der riter mittem lewen:
- «waz diutet ditz schelten unde drewen, 6110
- ode war an verschult ich daz ?
- verdiente ich ie iuwem haz,
- daz ist unwizzende geschehen,
- unde wil iu des bejehen
- bi der rehten wärheit; 6115
- ichn kom nie her durch iuwer leit:
- mac ich, ich scheide hinnen
- mit iuwer aller minnen.
- 6088 mit unsiten, auf unfreundliche Weise; vgl. 1974. — 6091 «i viöhten, sie
- hätten können. — 6092 twerch adj., nicht gerade, seitwärts gerichtet; hier
- soviel wie: falsch, unfreundlich (vgl. torvus, dwefier in den Sumerlaten
- 19, 22 und bei Diefeubach, Glossarium 590**). — 6095 eines rät hän, jemand
- entbehren, missen können; vgl. zu 4495. — 6097 vür gekeret, o weiter ge-
- ritten». B. — 6104 für hat brauchen wir jetzt in diesem Zusammenhange:
- Zorn. — 6106 in jeder Hinsicht (durchaus) zu euerm Leid; zu euerm
- größten Schaden; vgl. die Anm. zum 1. Büchl. 204 und Iwein 8153. —
- 6110 drewen stn. , das Drohen. — Zu waz diutet (bedeutet) ditz scheVen
- vgl. Gregor 214: waz diutet ditz ringen. — 6113 unwizzende adv. , ohne
- Wissien. — 6114 bejehen stv. , bekennen; vgl, Armer Heinrich 1126, Erec
- 3864, 6291. — 6118 mit euer aller Zustimmung; minne hier im Plural =r:
- Gewogenheit, freundliches Gedenken^ Zuneigung, Zustimmung; vgl. Kuo-
- lant 81, l.'C mit dtnen minnen; Sachsenspiegel, 1, 85, 2: mit sinen minnen;
- Godefrit Hagen's Beimchronlk 2769 : dat spreche ich, here, mit urren minnen. —
- IWEIN IM KAMPF 6E0EN ZWEI BIESEN. 213
- aller liute beste,
- enpfähet ir iuwer geste 0120
- alle sament alse mich,
- daz ist untroestlich
- einem her komen man
- der iuwer niht geraten kan.»
- Nu gehörte ein vrouwe disen zom: 0125
- s. 226 diu was üz der stat geborn;
- vür die sin sträze rehte gienc,
- als er den burcwec gevienc.
- diu wincte im von verre.
- si sprach: «lieber herre, 0130
- die rede die man hie tuot,
- die tuot man niuwan durch guot.
- nune zürnet niht s6 sere.
- si riuwet iuwer ^re
- und ditz riterliche wip. 0135
- ir müezet vliesen den lip
- (daz enkunnet ir niemer bewarn),
- weit ir üf die burc varn.
- Jane redent siz. durch deheinen haz,
- wan dazs iu des gunden baz, 6140
- daz ir dise burc mitet
- unde noch vürbaz ritet.
- wand uns ist ein gebot gegeben
- über guot und über leben,
- daz sich hie vor wip noch man 6145
- neme deheinen gast an
- üzerhalp dem bürgetor:
- hien herberget niemen vor.
- got sol iuch dervor bewarn:
- 6122 untrcestlieh adj., niederschlagend. — 6123 ein her komen man, ein ein-
- gewanderter, nicht im Orte geborener Mann, im Gegensätze zu uz der stat
- geöom in Y. 6126; ebenso im Freiberger Stadtrecht ed. Schott, S. 269;
- Somerl. 41, 47: advena, herchomener; GrafTs Interlin. Ps. 148, 19: ein her-
- cumener ich bin in der erden=*incola ego sum in terra n. — 6124 geraten
- mit gen., entrathen, entbehren.
- 6125 zom hier : der Wortwechsel, der Streit. — 6127 vür die , an dieser
- voxbei. — 6128 als er den Weg nach der Burg einschlug; (burcwec auch
- im Ereo 6721, Bitter von Stauffenberg 203; vgl. Berthold 171, 1 fg.) —
- 6lS4 «es betrübt sie, daß ihr sollt tiberwunden werden». B. — 6137 be-
- warn, verhüten. — 6141 mitet praet. conj. von mtden. — 6144 «bei Verlust
- des Vermögens und des Lebens». — 6145 hie vor, d. i. vor (auCerhalb)
- der Burg. — vjip noch man formelhaft: niemand (wer es auch. %cva.xa».^- —
- 214 XI. ABENTEUER,
- ich weiz wol, sult ir volvarn, 6150
- daz ez iu an den l!p gät.
- erwindet noch, daz ist min rät,
- unde ritet vürbaz.»
- er sprach: «mich hülfe lihte daz,
- volg€t ich iuwerm rate: 6155
- nü ist ez aber ze späte.
- s. 227 war möht ich nü gerlten?
- ich muoz des tages hie biten.»
- Si sprach: «mües ich iuch danne sehen,
- leider des niht mac geschehen, 6160
- her wider uz keren
- nach iuwern eren,
- so helfe mir got, des vröut ich mich.»
- alsus reit er vür sich,
- unz in der torwarte ersach. 6165
- der wincte im dar unde sprach:
- «wol her, riter, wol her!
- wand ich iuch des zwäre gewer,
- daz man iuch hie vil gerne siht:
- ezn hilfet iuch aber niht.» 6170
- Nach disem antptange
- sümt ern unlange,
- em tsete im üf die porte.
- mit manegem dröworte
- enpfie in der portenaere: 6175
- daz was im immsere.
- er sach in schalclichen an
- 6150 volvarn stv., bis zum Ziele vordringen, es durchsetzen; in demselben
- Sinne volrtten im Erec 8049 u. 8053. — 6152 erwinden stv., sich zurück-
- wenden, ablassen, abstehen. — nochj vgl. zu Erec 6410. — 6158 des tages
- bUen, auf den Anbruch des Tages warten.
- 6159 mües ich, könnte, dürfte ich. — 6162 so daß ihr Sieger bleibt;
- ohne daß ihr überwunden werdet. — 6163 so helfe mir got, so wahr mir
- Gott helfe! wahrhaftig! vgl. Armer Heinrich 1327. — 6166 einem dar
- winken, einem zu sich winken. — 6167 tcol her! kommt her! nur herein!
- wol häufig gebraucht beim Zurufen, z. B. wol dan! wol hin! wol üf! vgl.
- Grammatik IV, 135. — 6168 ich gewer iuch des zwäre, ich stehe euch dafür
- ein, ich versichere euch; vgl. Passional H. 42, 62: des wil ich üch vur war
- weren und Passional K. 588, 72: mit refiter warheit ich gewer dich; —
- häufiger sagte man in diesem Sinne: ich bin des iuwer wer oder gewer.
- 6172 — 73 ohne ihn lange warten zu lassen öffnete er ihm das Thor. —
- 6177 schalclichen adv., boshaft, schadenfroh. —
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 215
- als ein ungetriuwer man:
- er sprach: «ich hän daz wol bedäht,
- daz ich iuch hän her in bräht: 6180
- ahtet selbe umbe die üzvart. »
- - •
- nach im wart daz tor bespart.
- Em mochte waz er im sprach,
- d6 er deheine vreise sach
- 8. 228 weder in der burc noch der?or. 6185
- nü sach er inrehalp dem tor
- ein witez wercgadem stän:
- daz was gestalt unde getan
- als armer liute gemach;
- dar in er durch ein venster sach 6190
- würken wol drin hundert wip.
- den wären cleider unt der lip
- vil armecliche gestalt:
- im was iedoch deheiniu alt
- die armen heten ouch den sin, 6195
- daz gnuoge worhten under in
- swaz iemen würken solde
- von siden und. von golde.
- gnuoge worhten an der rame:
- der werc was aber äne schäme. 6200
- und die des niene künden,
- die läsen, dise wunden,
- disiu blou, disiu dahs,
- €178 ungetriuwe, unredlich, falsch (niederträchtig). — 6179 ich hart daz wol
- öedäht kann verschieden gedeutet werden, entweder: ich habe das nicht
- ohne Absicht gethan, habe meine guten Grtlnde dabei gehabt; oder: ich
- habe klug gehandelt, es war von mir klug ausgedacht. — 6181 umbe etew.
- ahterif sich um etwas kümmern, auf etwas bedacht sein; nun seht ihr
- selber zu, wie ihr wieder herauskommt. — 6182 besperren swv., versperren,
- verriegeln.
- 6183 einem sprechen ebenso wie in Y. 857: sprechen was man von
- «iuem denkt; von einem oder über einen sich äul^ern. — 6184 vreise stf.,
- vgl. zu 673. — 6187 wercgadem stn., Arbeitshaus, Arbeitszimmer (Werk-
- atfttte, Fabrik, werchüs; vgl. Krone 7080, 10361; Gesammtabenteuer III,
- 139, 63; Förstemann, Neue Mittheilungen II, 323; III, 2, 49 und 50). —
- 6191 würken, wirken, prset. worhte V. 6199 unregelm. swv., arbeiten, sich
- beschäftigen (namentlich öfter im Sinne von Sticken, Weben u. dgl.). —
- €193 armecliche adv. , ärmlich, armselig. — gestalt ist Partie, von stellen
- 8WT. — 6195 sin hier: Kunst, (Geschicklichkeit, Fertigkeit, list; vgl. Erec
- 7646, 5243, 5179, 5227 u. s. w. — 6198 side swf. , Seide. — 6199 ram, rame
- fem., der Bahmen zum Sticken, Nähen, Bortenwirken. — 6200 äne schäme
- wesen, nicht schmachvoll, nicht schimpflich (ohne Tadel, ohne Makel)
- •ein; Wigalois 244, 33: ir geverte das was äne schäm. — 6202 lesen stv., das
- Oarn, die Fäden ordnen (sortieren). — winden stv., das Garn auf die
- Winde bringen, aufwinden. — 62''3 bliuwen stv., bleuen, schlagen, hier
- TOrsugsweise : den gerösteten und gedörrten Flachs bleuen mittelst
- 216 XI. ABENTEUER,
- disiu hachelte vlahs,
- dise spunnen, dise nä,ten; G205
- und wären doch unberäteu:
- in galt ir arbeit niht m^
- wan daz in zallen ziten wS
- von hunger und von durste was,
- und daz in küme genas 6210
- der lip der in doch nach gesweich.
- si wären mager unde bleich,
- sl liten grözen unrät
- an dem libe und an der wät.
- ez was bi ir. viur§ 6215
- s. 229 under wilen tiure
- daz vleisch zup den vischen.
- si muose verwischen
- Wirtschaft und ere:
- si rungen mit sere. * 6220
- Ouch wurden si sin gewar.
- wären si e riuwevar,
- ir leides wart nü michel me.
- in tete diu schäme also we,
- daz in die arme enpfielen, 6225
- wan in die trehene vielen
- von den ougen üf die wät.
- daz ir grözen unrät
- iemen vremder hete gesehen,
- da was in leide an geschehen. 6230
- in viel daz houbet zetal,
- unde vergäzen über al
- des Werkes in den henden.
- hölzerneu Bleuels (Martina 15, 78 u. 81; Wälch'a vermischte Beiträge 6^
- 25). — dehsen stv., den Flachs schwingen (mittelst des dehsisen oder rfeA*-
- schit). — S204 hachelen Bvrv.j Flachs hecheln. — 620b spunnen praet. von spin-
- nen. — na'jen, (naeheny noen) swv., nähen. — 620S' unberdten, vom Nöthigsten
- entblößt, der Noth oder dem Mangel preisgegeben. — 6207 gelten stv., ein-
- bringen, eintragen. — 6211 geswtchen stv. iriit dat., einem abtrünnig werden,
- verloren. gehen, hinschwinden. — 6213 unrdt masc, Noth, Mangel (inopia). —
- 6215 viur stn. hier soviel wie: Herd (Sumerlaten 44, \^=.ignis, focus); vgl.
- Erec 379—380 und die Anmerkung. — 6216 under icUen, anter Standen,
- bisweilen. — G217 Fleischspeise und Fisch werden infolge der kirchlichea
- Auffassung im Mittelalter immer als gesonderte Dinge aufgeführt. —
- 6218 etewaz verwischet mich, «huscht bei mir vorbei, d. h. entgeht mir.» B.;
- vgl. auch Keinfried 6368. — 6219 Wirtschaft fem., Schmaus, Gelage. — er<?.
- Ansehen, Herrlichkeit. — 6220 ser stn., Wehe, Leid, Noth. — 6223 michel,
- vgl. zu 2906.
- 6226 trahen stm., die Thräne. — 6232 über al, vgl. die Anm. zu 3115.—
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 217
- von den eilenden
- wolt er den portenaere . 6235
- gerne vrägen msere,
- wand er da niemen anders sach:
- der schale d6 schalclichen sprach,
- do er engegen dem tor gienc :
- der schale in sehalcliehe enpfienc: C240
- er sprach üz schalkes munde .
- so er schalclichest künde:
- «her gast, ir woldet vür daz tor.
- niht: da ist ein nagel vor.
- s. 230 ez ist iu anders undersehen: 6245
- iu sol hie iuwer reht geschehen,
- e iu diu porte werde enspart.
- man muoz iuch ziuwer üzvart
- anders beleiten:
- man sol iuch hie bereiten 6250
- maneger uneren:
- man sol iuch hie l^,ren
- dise hovezuht baz.
- wie gar iuwer got vergaz,
- daz ich iuch brähte her in! 6255
- ir scheidet mit untren hin.»
- Dö sprach der riter mittem lewen:
- «ir mugt mir harte vil gedrewen:
- 6234 von, wegen, iu Betreff. — G233 schale masc, ursprünglich der Knecht
- oder Diener , dann wie hier : der Mensch von ^ boshafter , schadenfroher
- Geeinnung. Durch das Spielen mit dem Worte' schale, das er in verschie-
- denen Ableitungen rasch nacheinander sich wiederholen lässt (6238—42),
- sucht der ritterliche Dichter seinen Unwillen kund zu geben über die
- Unehrenhaftigkeit und Falschheit seines Thorwarts; ein gleiches Ver-
- fahren hat er angewandt, um den unstaeten gesellen zu schelten in den
- Liedern 11, 23—24 : so des vil gähelSsen goehez heil zergät, daz er an der vil
- gähelosen gähes funden hat. — 6244 niht, «nicht so, daraus wird nichts». B.
- (Vgl. J. Haupt, das Hohe Lied 118, 27; Walther von Rhelnau 149, 28.) —
- nagel, eine Art Biegel, Yorstecker, vgl. Krone 12982 ein türnagel der
- halber dz dem slozze hienc. — 6245 undersehen stv. , etwas genau ansehen,
- recht überlegen; Vorkehrung treffen; ebenso in den Gesammtabenteuern
- 2, 34, 356. — 6246 iuwer reht, das was euch nach der hier geltenden Sitte
- gebührt, was ihr zu erwarten befugt seid, «Schande und schmählicher
- Tod». — 6247 ensperren = entsperren swv. , aufthun. — 6249 beleiten swv.,
- geleiten , einem das Geleite geben. — 6250 einen bereiten mit gen. , einen
- mit etwas ausrüsten, ihn etwas kennen lehren. — 6253 dise hovezuht, die
- Sitte, den Gebrauch, der an diesem Hofe herrscht; Hofmanier. — 6254 wie
- -wäret ihr von Gott so ganz vergessen, verlassen!
- 6258 ir mugt mit «ist nicht Anrede an den portencere, sondern bezieht
- ■ich auf das von diesem vorher gebrauchte man.n B. — gedrewen= dreun,
- drohen. —
- 218 XI. ABENTEUER,
- michn best^ groezer n6t,
- zwiire, s6 gelige ich niemer tot. 6260
- wan besliustü vaste din tor?
- zwäre, wsere ich da vor,
- ich wolde doch her wider in.
- daz ich zuo dir gegangen bin,
- daz ist durch vrägen getan. 6965
- vriunt, dü.solt mich wizzen län,
- wie stetz umb disiu armiu wip?
- in sint die siten und der 11p
- gestalt vil wol diu gelich,
- wseren si vro unde rieh, 6270
- si wseren harte wol getan.»
- der vräge hiez er sich erlän,
- s. 231 er sprach: «ich sage iu ein hast,
- wsenet ir, her gast,
- daz mich niht betrage 6275
- iuwer müezegen vräge?
- ir verlieset michel arbeit.»
- der riter sprach: «daz ist mir leit»
- und gienc lachende dan,
- als der sich mittem boesen man 6280
- mit Worten niht beheften wil:
- er hete sin rede ?ür ein spil.
- Er ersuochte want unde want,
- unz er die hüstüre vant,
- unde gienc zuo in dar in. 6285
- swie gar von armuot ir sin
- wsere beswseret,
- doch wären si unervseret,
- 6259 miclm beste, es wäre denn, daß mir (oder: wenn mir nicht) entgegen-
- träte. — 6267 tlber armiu wip, wofür bei Lachmann armwtp in den Text
- gesetzt ist, vgl. die Bemerkung Paurs Beitr. I, 390. — 6268 die siten pl.,
- nach Benecke: «der Unfang des Leibes über den Hüften»; es nähert sich
- dem alten lanke (Gregor 1430) und unserem heutigen a Taille»; vgl. zu
- Erec 1433. (Oder sollte es nicht vielinehr die site heißen nach A Df vgl.
- 6917 und A. Faust über die dichotomische Besponsion bei Hartmann in
- Steinmeyer's Zeits. 24, 13—14. — 6269 die gelich, darüber vgl. zu 753. —
- 6273 «I» hast ist formelhafter Ausdruck für: nichts; vgl. 2635. — 6275 wiicÄ
- betraget, mich verdrießt. — 6281 sich beheften mit einem, sich mit einem
- einlassen oder abgeben. — 6282 spil stm., Scherz =4cAw//.
- 6283 ersuochen swv., durch- oder untersuchen. — want u. want. Wand
- für Wand, eine Wand nach der andern. — 6288 unertmret , nicht außer
- Fassung gebracht; hier mit einem abhAnffi«**" Ai^ta« und Xegation: sie
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 219
- im enwurd« al umbe genigeu,
- und liezen ir werc ligen 6290
- die wlle er bi in saz:
- ir zuht von art gebot in daz.
- ouch nam er war, daz lützel hie
- überiger rede ergie,
- der doch gerne vil geschiht 6295
- da man vil wlbe ensamt siht:
- wan da wonte mit armüete
- bescheiden wille and güete.
- si wurden dicke schamerdt,
- do er in sinen dienest bot, 6300
- diu ougen trüebe unde naz,
- s. 232 die wile er under in saz.
- Ouch'muot in sfere ir arbeit,
- er sprach: «enwserez iu niht leit,
- so het ich gerne vräge 6305
- iwer ahte unde der mäge.
- ist iuch disiu armuot an geborn,
- so hän ich minen wän verlorn,
- ich sihe wol daz iu we tuot
- diu schäme der selben armuot: 6310
- und versihe michs da von:
- swer ir von kinde ist gewon,
- dem schämt sich ir s6 s^re niht
- als man hie an iu gesiht.
- nune sagt mir minre noch me 6315
- wan rehte wiez dar umbe ste.
- weder hat iu ditz leben
- geburt ode unheil gegeben ? »
- Ditz was der einer antwurt:
- «unser leben und unser geburt 6320
- ließen sich durch nichts davon abbringen, sich allseitig vor ihm zu ver-
- neigen; vgl. Paul Mhd. Gramm. 339. - G292 ir zuht von art, «die ihrer
- Herkunft gemäße feine Lebensart». B. — 6295 gerne adv. , gewöhnlich,
- meistentheils.
- 6303— 4 = Erec 3514— 15. — 6305 vräge hän eines d., nach etwas fragen,
- sich erkundigen. — 6306 ahte fem., der Stand , die Art der Lebensverhält-
- nisse, Lebensstellung. — 6308 so ist meine Yermuthung vergeblich, falsch
- gewesen; so habe ich falsch vermuthet. — 6311 und ich vermuthe es dar-
- Aos. — 6315 über minre noch me wan vgl. die Anm. zu 4874. — 6317 tceder
- leitet hier die disjunctive Frage ein und bleibt im Nhd. unübersctzt.
- 6319 Folgendes antwortete eine von ihnen. —
- 220 XI. ABENTEUER,
- diu suln wir iu vil gerne sagen,
- gote und guoten liuten clagen,
- wie uns gröz Sre ist benomen
- und sin in disen kumber komen.
- herre, ez ist unser laut 6325
- der Juncvrouwen wert genant
- und lit von hinnen verre.
- des selben landes herre
- gewan den muot, daz er reit
- s. 233 niuwan von siner kintheit 0330
- suochen äventiure:
- und von des weges stiure
- leider uns so kom er
- rehte alsam ouch ir dH her,
- und geschach im als ouch iu geschiht. 0335
- wan däne ist Widerrede niht,
- irn müezet morgen vehten
- mit zwein des tiuvels knehten.
- die sint also manhaft,
- und betet ir sehs manne kraft, 0340
- daz wsere ein wint wider in.
- got eine mac iu helfen hin,
- ob er imz enblanden wil:
- wand im ist nihtes ze vil:
- ezn kan ouch äne in niht geschehen. 0345
- wir müezen morgen an iu sehen
- den jämer unz an dise vrist
- an manegem hie geschehen ist.
- Sus kom min herre her geriten
- und solte mit in hän gestriten. 035O
- (>3'JC wert stm., erhöhter Grund in Flüssen oder Seen, der Werder, das
- Eiland (=Wörth, vgl. Kaiserswerth, Donauwörth); mit juncfrouwen wert
- übersetzte der Dichter das bei Christian von Troyes stehende ille as pu-
- celles. — 6330 von stner kintheit ^ infolge seiner jugendlichen Unerfahreu-
- heit. — 6332 stiure stf., Leitung; von des weges st., weil ihn gerade der
- Weg so führte. — 6333 leider uns , mehr als betrübend für uns ; schlimm
- genug für uns (Gesammtabenteuer, II, 367, 212; Meleranz 7667). — 6336 denn
- hier gibt's keine Widerrede; das ist ausgemacht, gewiss; über die Nega-
- tion ne in dem abhängigen Satze vgl. die Anmerk. zu 2966 — 68. — 6338 des
- tiuvels knehte: bei Christian von Troyes /fx de deables; vgl. Hildebrand im
- Deutschen Wörterbuch 5, 1393. — 6341 das wäre gar nichts gegen sie. —
- 6342 hin adv., von hier weg, fort; so noch einem hin oder hine helfen in
- Otte mit dem Barte 635 und in Kindheit Jesu 75, 25. — 6543 ez im en-
- blanden (stv.), es sich Mühe kosten lassen, sich anstrengen; ein Übriges
- thun. — 6347 den jämer steht hier für den jämer der, vgl. die Anmerkung
- zum Armen Heinrich 440 und Tobler in der Germania 17, 271.
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 221
- sin wille unde sin muot
- was gereit unde guot:
- done was sin alter vür war
- ninwan ahtzehen jär,
- und was des libes also kranc, 6355
- daz er des siges äne danc
- und ungestriten muose jehen,
- s. 234 und waer da töter gesehen,
- wan daz er sich von disen
- unsseligen risen G360
- loste als ich iu wil sagen,
- .si heten in anders erslagen,
- wan daz er in über den eit
- gap gisel unde Sicherheit,
- daz er in zinste sin leben. 6365
- er muoz in elliu jär geben
- drizec mägde dH her,
- die wile si lebent und er.
- und gesigete aber dehein man
- iemer disen beiden an, 6370
- s6 wseren wir aber erlöst,
- diu rede ist leider äne trost:
- wan zuo aller ir kraft
- so sint si ze manhaft,
- daz in iemer dehein man €375
- den sige müge behaben an.
- Wir sin die selben zinsgeben
- und hän ein kumberlichez leben,
- wir leiten riuwecliche jugent:
- wan si sint an alle tugent 6380
- den wir da. sin undertän:
- sine kunnen uns niht geniezen län
- aller unser arbeit,
- swaz uns vür wirt geleit.
- 6351-52 = Wigaloi8 23, 14—15. — 6356 ane danc, wider Willen; «zu
- seinem Leidwesen». — 6357 des siges jehen, (dem Gegner) den Sieg zu-
- Sestehen, sich unterwerfen. — 6363 über den eit, auCer dem Eide, den er
- en Biesen schwören muCte. — 6365 sin leben Zinsen, fttr sein Leben Zins
- geben. — 6369 aber, hier: jedoch, gleichwohl; dagegen =s wieder in V. 6371.
- — 6373 zuo, neben, außer. — 6375 daz, als daß. — 6376 einem den sige an
- beheU>«H, den Sieg über einen erringen.
- 6S77 sinsgebe swm., Zinsgeber, Zinszahler. — 6379 leiten swr., führen,
- hinbringen, leben. — riutcecitch adj., traurig, jammervoll. — 6380 tugent,
- Ider: edeles Gefühl, Mitgefühl. —
- 222 XI. ABENTEUER,
- daz müeze wir allez liden. 6385
- von golde und von siden
- würken wir die besten wUt
- s. 21)5 die iemen in der werlte hat:
- nü was hilfet uns daz?
- Wime leben niht deste baz. 6H90
- wir müezenz starke enblanden
- den armen unde den banden,
- e wir so vil erwerben,
- daz wir niht hungers sterben,
- man lönet uns als ich iu sage: 0395
- nü sprechet, wer von dem bejage
- riebe wesen künde,
- man git uns von dem pfunde
- niuwan vier pfenninge.
- der lön ist alze ringe 0400
- vür spise und vür cleider:
- des sin wir ouch der beider
- vil rehte dürftiginne.
- von unserm gewinne
- so sint si worden riebe, 0405
- und wir leben jsemerliche. »
- Nu erbarmet in ir ungemach.
- er siufte s^re unde sprach:
- «nü si got der süeze,
- der iu vrouwen büeze 0410
- iuwer unwerdez leben
- und ruoche iu sselde und ^re geben,
- mir ist iuwer kumber leit:
- und wizzet mit der wärheit,
- so sere erbarmet ir mich, 0415
- ich benseme iun gerne, möht ich.
- ich wil g§n, unz ich vinde
- 6890 niht deste baz, darum nicht besser. — 6398 — 99 von dein pfunde niuwan
- vier Pfenninge, bei Christian von Troyes quatre deniers de la liere. Das
- pfunt bezeichnet hier ein gewisses Geldmaß; .vgl. Schmeller 1, 318: «nach
- der altern karoling. Münz - Einrichtang hielt ein Pfund Silber 240 Pfen-
- ninge». — 6403 dürftiginne fem., bedürftige Person, die von der Barm-
- herzigkeit Anderer lebt.
- 6409 — 11 der liebe (barmherzige) Gott woUe euch Frauen aus euerer
- unwürdigen Lage helfen; über n£ «( got der büeze vgl. 1172. —Das Attri-
- but süeze ehemtds h&ufig von (lott und Christas gebraucht, jetzt in dieser
- Verwendung auCer Gebrauch. — 6416 tun=m in d. h. den kumber. — .
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 223
- s. 230 des hüses ingesind«,
- wie daz gebäre wider mich.
- diu rede ist nie s6 angestlich, 6420
- und wil mir got gnsedec wesen,
- so trüwe ich harte wol genesen.»
- sus bat er ir got pflegen:
- ouch gäben si im vil manegen segen.
- Sus begunder suochende gän 6425
- und sach ein schoene palas stän:
- dar üf gienc er schouwen
- mit siner juncvrouwen
- und envant dar üffe wlp noch man.
- nü volget er eim wanke dan, 6430
- der in einen wec leite
- über daz palas breite:
- wan dö het erz ersuochet gar.
- nü nam er einer stiege war:
- diu selbe stiege wist in 6435
- in einen boumgarten hin:
- der was so breit und so wit,
- daz er vor des noch sit
- deheinen schoenern nie gesach.
- dar in hete sich durch gemach 6440
- ein altherre geleit:
- dem was ein bette gereit,
- des wsere gewesen vr6
- diu gotinne Jünö,
- dö si in ir besten werde was. 6445
- diu schoene bluot, daz reine gras,
- 6418 ingesinde neutr., Dienerschaft, Hausgenossenschaft. — 6420 rede, vgl.
- zu 564 n. 601.
- 6426 palas stn. und stm., das Hauptgebäude der Burg, meist «eine
- einzeln stehende große Halle» (=:lat. palatium)\ dasselbe auch hüs ge-
- nannt, vgl. 1079 mit 1135, oder kemenäte, vgl. Erec 8201 mit 8206. —
- 6430 toanc masc, der Seiten- (oder Bück-)weg : nun folgte er einem von da
- abgehenden Seitenwege. — 6432 breite hier flectiertes Adjeetiv, welches,
- wenn nachgesetzt wie hier, sonst gewöhnlich unflectiert bleibt: ausge-
- dehnt, geräumig. — il6er, Über — hinaus. — 6433 denn nun hatte er das
- Hans vollständig durchsucht, durchforscht. — 6434 stiege stf., schmale
- Treppe; eine solche auch an dem im Erec 8199 fg. beschriebenen palas
- angebracht. — 6441 altherre masc, alter Herr, Greis. — 6443—45 vgl. man
- mit Erec 7657—61. — 6445 wert stn. u. masc. (bei Hartmann das Geschlecht
- nicht ersichtlich; daher die Angabe in den Anmerk. zu Erec 2254, Gregor
- 3250, Armer Heinrich 113 zu berichtigen), die Geltung, das Ansehen, der
- Glanz. — 6446 bluot stf., Blüte. —
- 224 XI. ABENTEUEK,
- s. 237 die baren im vil süezen smac.
- der herre herliche lac.
- Er hete einen schoenen alten lip:
- und ich wsene wol, si was sin wip, 6450
- ein vrouwe diu da vor im saz.
- sine mohten beidiu niht baz .
- nach so alten jären
- getan sin noch gebären.
- und vor in beiden saz ein magt, G455
- diu vil wol, ist mir gesagt,
- wälhisch lesen künde:
- diu kürzte in die stunde,
- ouch mohte si ein lachen
- vil lihte an in gemachen: G4G0
- ez dühte si guot swaz si las,
- wand si ir beider tohter was.
- ez ist reht, daz man si kroene,
- diu zuht unde schoene,
- höhe geburt unde jugent, 6465
- richeit und kiusche tugent,
- güete und wise rede hat.
- ditz was an ir, und gar der rät
- des der wünsch an wibe gert.
- ir lesen was et da vil wert. 6470
- Do si den gast ersähen,
- do begünden si gäben,
- diu vrouwe unde der herre,
- engegen im gnuoc verre
- • unde enpfiengen in also wol 6475
- als ein wirt den gast sol.
- 6447 S)iiac stm. , Geruch. — Oeren stv. , hervorbringeu , von sich gebeu.
- 6457 wälhisch, romanisch; bei Christian von Troyes heißt es von dem
- Mädchen: et lisoit uni pucele devant lui en un romanz ne sai de cui. —
- 645'J— (iO ein lachen an einem gemachen, ein wohlgefälliges Lächeln einem
- abgewinnen. — 6463 kranen swv. , krönen, preisen. — 6466 lautet in der
- Gießener Handschrift: gewizzen (= Verständigkeit, Einsicht in das, was
- sich schickt) unde ganze tugent, ebenso wie bei Wirnt im Wigalois 30, 10 ;
- 40, 9. — 6467 güete, «Herzensgüte, Humanität». — wtse rede, die Oabe
- klug und verständig zu reden; Gewandtheit im Sprechen. — 6468 der rät,
- der Yorrath, das Material; die zu einem Dinge nothwendigen Stücke;
- die erforderlichen Eigenschaften. — 6469 der wünsch, die höchste voll-
- kommenste Vorstellung von etwas, die Idee. — 6470 ef=es konnte nicht
- anders sein, es musste; Benecke: adas könnt ihr mir glauben».
- 6474 gnuoc verre, gehörig weit. —
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 225
- s. 238 der im willekomen ist.
- dar nach het in in kurzer vrist
- entwäfent diu junge.
- s6 guoter handelunge 6480
- was gnuoc eim eilenden man.
- dar nach gap si im an
- wize linwät reine,
- geridieret deine,
- und ein samites mantellin: 6485
- dar under was härmin,
- als ez ob hemde wol stät.
- des rockes het er wol rät,
- wand ez ein warmer äbent was.
- an daz schceneste gras, 6490
- daz si in dem boumgarten vant,
- dar vuorte si in bi der haut,
- und säzen zuo ein ander.
- Alrerst do bevander,
- daz bi ir wünneclicher jugent 6495
- wonte güete und michel tugent.
- sl sprach, daz man an kinde
- niemer wsene vinde
- stiezer wort noch rehter site:
- si mohte nach betwingen mite 6500 \ '
- eines engeis gedanc, \ /
- daz er vil lihte einen wanc
- durch st von himele tsete;
- ridieren swv. , fälteln, franz. rider. — deine adv., fein. — 6485 samxt
- 8tm., der Sammet. — mantellin sin. , kurzer Mantel. — 6493 (st) säzen, sie
- «etzten sich.
- 6494 Alrerst, nun erst. — 6497 si sprach, daz, «ihr Gespräch, das sie
- gegen Iwein führte, war solcher Art». Lachmanu. — 6498 wcene = wcene
- ich. Die Überlieferung ist in diesem u. dem vorhergehenden Verse ge-
- stört. Das in den Text gesetzte ist nur eine Yermuthung Lachmann's.
- Vielleicht hieß es: er sprach, daz man an kinden niemer möhte vinden;
- oder: daz man an kinde runde noch vinden künde. — 6500 st mohte nach,
- sie hätte beinahe, fast gekonnt. — mite adv., damit; so noch im Erec 6568
- und Anm. , im Barlaam 30, 4, öfter in des Teufels Netz, z. B. 11059. —
- 6501 der gedanc bezeichnete ehemals nicht nur den einzelnen Gedanken,
- sondern auch, so wie hier, die Gesammtheit aller Gedanken, den Sinn,
- das Herz, sodaß es sich den Ausdrtlcken gemüete , muot näherte; so noch
- in V. 2122. — 6502 einen wanc von einem tuon, eine Schwenkung machen,
- von einem abfallen, ihm abtrünnig oder untreu werden; vgl. über wanc
- die Anmerk. zu den Liedern I, 8, 3; zum 1. Büchl. 877. — Über die ganze
- Ausdruoksweise in V. 6500—3 vgl. 2. Büchl. 696 und Walther von der
- Vogelweide Nr. 134, 12; nach Wackernagel nachgeahmt von Ottokar von
- Korneck 166» (= Steinmeyer's Zts. 30, 2u2). —
- HARTHANN VOK AUE. IIT. 3. Aufl. Y'.>
- 22C XI. ABENTEUER,
- wände si sin selbes stsete
- ein seihen minnen slac sluoc, 6505
- s. 239 die er in sinem herzen truoc,
- möht die üz slnem gemüete
- deheines wibes güete
- iemer benomen hän,
- daz hete ouch si benamen getan. 6510
- ond hete er si nie gesehen,
- so waere im vil baz geschehen:
- wände im tete daz scheiden w§.
- ern erkunte sit noch e
- äne sin selbes wip 6515
- nie süezer rede noch schoenern lip.
- Do sich die viere
- gesund erten s6 schiere,
- dö mohten si under in beiden
- geliche sin gescheiden 6520
- des muotes am der järe.
- ich versihe mich wol zwäre,
- ir herze wären mislich.
- diu zwei jungen senten sich
- vil tougen in ir sinne 6525
- nach redelicher minne
- unde vröuten sich ir jugent
- und redten von des sumers tugent
- und wie si beidiu wolten,
- ob si leben solten, 6530
- guoter vröude walten,
- do redten aber die alten,
- si waeren beidiu samt alt,
- und der winter wurde lihte kalt:
- so solten si sich behüeten 6535
- s. 240 mit ruhen vuhshüeten
- ß.'VOi itdste 6tf., Treue. — 6505 minnen slac, « Liebeswunde ». — 6506 die ist
- nicht auf das vorhergehende stoete zu beziehen, sondern die er in sinem
- herzen truoc= die Freundin seines Herzens als Object zum folgenden
- Satze zu fassen. — 6514 erkunnen swt., kennen lernen.
- 6518 sich gesunderten, sich voneinander gesondert hatten. — 6530 ge-
- liche adv., gleichmäßig, in der einen wie in der andern Hinsicht, n&mlich :
- der Gesinnung wie den Jahren nach. — 6522 ich versihe michf ich ver>
- mutbe , glaube gewiß zu sein. — 6526 redelich adj. , verständig , gehörig,
- gebührend, geziemend. — 6528 tugent stf., Vortrefflichkeit. — 6531 toalten
- eines dinges, ein Ding in der Gewalt, im Besitz haben, darin leben. —
- 6533 beidiu samt, beide miteinander. — 6536 rieh adj., rauh, reich behaart
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 227
- vor dem houbetvroste.
- sus schuofen s! ir koste
- ze gevüere und ze gemache:
- si ahten ir sache 6540
- nach dem hüsräte.
- nü was ez ouch also sp&te,
- daz in ein böte seite,
- daz ezzen wsere bereite.
- Nü giengen si ouch ezzen, 6545
- und enwart des niht vergezzen,
- sine hüten dem gaste
- voUeclichen vaste
- also gröz öre,
- daz ez nie wirt mere 6550
- sinem gaste baz erbot,
- des was er wert und was im n6t.
- Da was mit volleclicher kraft
- wirde unde Wirtschaft.
- dar under gedähter iedoch: 6555
- «ez vert allez wol noch:
- nü vürhte ich aber vil s^re,
- daz ich dise groz öre
- vil tiure gelten müeze
- (der antfanc ist ze süeze), 6560
- als mir der arge schale gehiez,
- der mich in die burc liez,
- des Wirtes portenaere,
- unde ouch nach dem msere
- als mir die vrouwen hSint gesagt. 6505
- s. 241 gehabe dich wol, wis unverzagt!
- dir geschiht daz dir geschehen sol,
- und anders niht, daz weiz ich wol.»
- (vgl. Raachwerk= Pelzwerk). — vuhshuot masc, Hut aus Fuchspelz. —
- 6537 houbetvrost stm., Erkältung im Kopfe. — 6538 schaffen stv., bestimmen,
- ordnen. — koste stf. (auch koste swm. und kost stm.), die Ausgabe, der Auf-
- wand, Unterhalt. — 6539 gevüere stn., der Nutzen, die Bequemlichkeit. —
- 6540 ahten ^ berechnen, anschlagen. — 6541 nach dem häuslichen Bedarf;
- oder: mit Bücksicht auf die Vorräthe des Hauses.
- 6547 Der ron niht vergezzen abhängige Satz läßt sich nhd. durch den
- Infinitiv wiedergeben mit Weglassung der Negation. — 6550 nie wirt mere,
- noch nie ein Wirth.
- 6553 — 54 Da war auf das reichlichste vorhanden gute Aufwartung (Be-
- dienung) wie Essen und Trinken. — 6556 bisjetzt geht alles gut. — 6561 alSy
- «nach dem, verglichen mit dem was.» B.
- 228 XI. ABENTEUER,
- Do si wol gäzen
- unde unlange säzen, G570
- do bette man iu,
- den gesellen allen drin,
- durch ir gemach besonder,
- swer daz nü vür ein wunder
- im selbem gesagt, G575
- daz im ein unsippiu magt
- nahtes also nähen lac,
- mit der er anders niht enpflac,
- dem weiz niht, daz ein biderbe man
- sich alles des enthalten kan, G580
- des er sich enthalten wil.
- weizgot dern ist aber niht vil.
- diu naht diu gienc mit senften hin.
- got der müeze vüegen in
- des morgens bezzer msere 6585
- danne er getroestet waere.
- Morgen, do ez tac wart
- unde er sine erste vart
- dem heiligen geiste
- mit einer messe leiste, G590
- do woher urloup hän genomen.
- dö sprach der wirt: «die her sint komen
- und riter wären als ir,
- die habent alle sament mir
- geleistet mine gewonheit; G505
- s. '24-2 daz in nach grozer arbeit
- aller dickest ergie.
- zwene risen die sint hie:
- desn ist dehein min gast erläu.
- 6569 gasen, gegesscu hatteu, mit dem Essen fertig wareu. — 6571 einem
- betten, einem das Lager zurecht machen. — 6572 d. h. Iwein, dem Mäd-
- chen und dem Löwen. — 6573 besunder adv., besonders, für sich (von den
- Hausgenossen gesondert). — 6574 — 75 wenn nun jemand zu sich selber
- sagt, das sei wunderbar. Es ist zweifelhaft, ob gesagt, das nur in einer
- späten Hs. steht, richtig ist; andererseits ist im selbem sagt für yier
- Hebungen wohl zu kurz. — 6576 unsippe adj., nicht blutSTerwandt. —
- 6583 mit senften (plur. von senfte stf.), in sanfter Buhe. — 6585 bezzer mcBrf,
- bessere Erfahrungen, Erlebnisse. — 6586 als ihm in Aussicht gestellt war.
- 6589—90 Hierzu vgl. die Anmerkung zu Erec 662—666. — 6595 mtne
- gewonheit, was ich zu fördern gewohnt bin, was hier bei mir Sitte ist:
- geiconheit nähert sieh hier der Bedeutung von reht. — 6596—97 was sie iu
- den allermeisten Fällen unter schweren Mühen geleistet haben; nach
- arozer arbeit ist ein adverbialer Ausdruck = mit großer Noth , unter
- schweren Mühen, wie iu V. 7882. —
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 229
- erne müese si bestän; 6G00
- daz sl noch niemen überwant!
- und ist iedoch also gewant:
- wsere dehein so sselec man
- der in beiden gesigte an,
- dem müese ich mine tohter geben. CG05
- und solte der mich überleben,
- der gewünne michel 6re
- (ichn hän niht kindes mere)
- und wurde im allez ditz laut.
- ouch ist ez leider s6 gewant: 6610
- unz si niht überwunden sint,
- söne mac ich min kint
- deheinem manne gegeben.
- wäget, riter, daz leben.
- nü ist iu lihte guotes not: 6615
- werdet riebe, od liget tot!
- waz ob iu sol gevallen
- der pris vor in allen?
- ja gelinget einem ofte an zwein. »
- Des antwurte im her Iwein 6620
- diu geli'che als er wsere verzagt:
- «iuwer tohter ist ein schoeniu magt
- unde ist edel unde rieh:
- s. 2-43 sone bin ich niender dem gelich,
- daz ich ir möhte gezemen. 6625
- ein vrowe sol einen herren nemen:
- ouch vind ich ein wip wol,
- swenne ich wip nemen sol,
- da mir min mäze an geschiht.
- ichn ger iuwer tohter niht. 6630
- ouch enwil ich niemer minen lip
- gewägen umbe dehein wip
- s6 gar üz der mäze,
- 6601 nach Benecke: ich begreife nicht, daß sie noch niemand über-
- wand! — 6617 über waz ob vgl. zu 3591. — gefallen stv., zufallen, zu Theil
- werden. — 6619 sonst habent sich diu Hute daran, daz zvoene stn eines her,
- vgl. 4329.
- 6621 diu (Instrumentalis von daz) geliche als, dem gleich, gerade so
- als wenn. — 6626 vrowe hier : Herrin, — 0629 in Bezug auf welche meinem
- Stande entsprochen wird, welche meinen Verhältnissen entspricht, mir
- angemessen ist. — 6633 uz der mäze, über das Maß, in so außergewöhn-
- licher Weise.
- 230 XI. ABENTEUER,
- daz ich mich slaheu läze
- so lasterliche line wer: 6635
- wan zwene sint eines her.
- sold ich joch ^inen bestän,
- da müese ich angest zuo hän.»
- Do sprach der wirt: «ir sit verzagt,
- daz ir mir iuwer krancheit sagt, GG40
- ich weiz wol wä von daz geschiht,
- im wert iuch miner tohter niht
- niuwan durch iwem verzagten muot.
- nü vehtent: daz ist also guot:
- wan ezn si daz iuch diu wer ner, 6645
- so slahent si iuch äne wer.»
- Do sprach der gast: «ditz ist ein not,
- herre, daz man iuwer bröt
- mit dem libe zinsen sol.
- s. 244 nü kumet mir daz also wol, 6650
- daz ich enzlt strite,
- so daz ich iemer bite,
- Sit mir ze stritenne geschiht.»
- nüne sümter sich niht,
- ern wäfente sich zehant, 6655
- und nach dem rosse wart gesant.
- daz was die naht so wol bewart,
- daz ez nie bi im enwart
- gekunrieret also schöne.
- daz ims doch got niht löne 6660
- der daz so vlizeclichen tete!
- wand ez was äne des gastes bete,
- der dinge verk^ret sich vil.
- 6634 slahen stv., todt schlagen. — 6635 äne wer, ohne mich vertheidigen,
- 68 wehren zu können; vgl. 4330.
- 6640 krancheit, Schwachheit. — 6642 sich eines d. wem, sich wogegen
- sträuben, es verschmähen. — 6644 also guot sc. als daz ir niht vehtet
- (Beuecke)^ das ist ebenso gut; das läuft auf Eins hinaus; vgl. Erec 4687,
- 5054; Iwein 4711 daz toaer also guot vermiten sc. als getan; Anm. zu 5094.
- 6Gi9 Zinsen, hier bildlich: bezahlen. -— 6650 — 52 ez kumet mir also teol
- daz — so daz, es kommt mir ebenso gut zu Statten wenn — als wenn; es
- bleibt sich für mich gleich ob — oder ob ; ich habe weder so noch so
- Yortheil davon. — 6654 — 55 er säumte nun nicht, sich sogleich zu waffnen.
- — 6657 betoam, besorgen. — &&b9kunrieren swv., pflegen, besorgen; alt-
- franz. concreer, concroier. — 6662 äne des gastes bete, nicht auf den Wunsch
- des Gastes, nicht aus Gefälligkeit gegen ihn. — 6663 der dinge vil, manches
- in der Welt. — sich verkeren, in das Gegentheil umschlagen, einen andern
- Ausgang nehmen. —
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 231
- daz einer dem andern schaden wil,
- und daz er im vil gar gevriimt. 6665
- swelch dienest so ze staten kamt,
- daz erm liep unde guot
- s6 wider sinen willen tuet,
- des 16n wirt von rehte kranc.
- ern darf im nimer gesagen danc 6670
- umbe sines rosses gemach,
- wand ez im üf den wän geschach,
- daz ez in dk solte bestän:
- und ist daz si betrouc ir wän,
- zwäre, dazu wirt mir niemer leit. 6675
- Nu was der gast wol bereit:
- ouch kömen die risen mit wer,
- si mohten ervehten wol ein her.
- s. 245 si wären gewäfent sere,
- so daz an in niht m§re ^ 6680
- blözes wan daz houbet schein,
- und die arme und diu bein.
- die kolben die si truogen,
- swelhes endes si die sluogen,
- dane mohte niht vor bestän, 6685
- und beten ouch grözen mort getan.
- Unde als si den grözen lewen
- mit sinen witen kewen
- bi sinem herren sähen stän
- und mit sinen langen clän 6690
- die erde kratzen vaste,
- dö sprächen si ze dem gaste:
- 6665 gevrumen einem, einen fördern, sich ihm nützlich erweisen. — 6669 kranc,
- schwach, gering, klein. — 6670 für im nimer rermathete Lachmann nie-
- man. — 6672 iJ/ den wän, in der Hoffnung, Yoraassetzung. — 6673 einem
- öestäny einem verbleiben.
- 6677 mit wer. gerüstet, schlagfertig. — 6678 ervehten stv., niederkämpfen,
- bezwingen, debellare; vgl. in diesem Sinne Buolant 258, 28; Hohes Lied
- «d. j. Haupt 50, 4. — 6684 swelhes endes, nach welcher Richtung, nach
- welchem Funkte hin, wohin. — 6686 als Subject ist wohl kolben aus dem
- Vorhergehenden zu ergänzen : und hatten auch manchen Todtschlag voll-
- ]>racht. Für und ouch ließe sich vermuthen sine.
- 6688 kewe (kiuwe, köuwe) sw. u. stf., Kiefer, Kinnbacken, Bachen;
- •der Beim lewen: kewen noch im Lanzelet 1954; in der Krone 10557, 12760;
- bei Walther von Bheinau 72, 50; in des Fleier^s Meleranz 10062 und in
- 4leMen Garel vom blühenden Thal (Germania 3, 31; sowie 7, 107); kewen:
- siwen beim Marner I, 50 ed. Strauch. — 6690 clä sw. u. stf., Klaue. —
- 232 XI. ABENTEUKR,
- «herre, waz wil der- lewe?
- uns danket, daz er uns drewe
- mit sinem zornigen site. 6695
- Jane vihtet iu hie niemeu mite,
- der lewe enwerde in getan.
- solte er uns mit iu bestän,
- so waeren zw^ne wider zwein. »
- A
- do sprach her Iwein: 670O
- «Min lewe vert mit mir durch daz jär:
- ich enheize in vür war
- niemer von mir gän
- und sihe in gerne bi mir stän.
- ichn vüere in durch deheinen strit: 6705
- Sit ab ir mir erbolgen slt,
- s. 246 von swem iu leide mac geschehen,
- daz wil ich harte gerne sehen,
- von manne ode von tiere. »
- do bewägen si sich schiere, 6710
- sine gevaehten niemer wider in,
- ern taete sinen lewen hin.
- dö muoser sinen lewen län.
- der wart da in ein gadem getan,
- da er wol durch die want sach 6715
- den strit der in dem hove geschach.
- Die zwene ungevüegen man
- die huoben in den strit an.
- got müeze des gastes pflegen:
- der strit was ungewegen: 6720
- ern bestüont nie so gröze not.
- den schilt den er vür bot,
- der was im schiere zeslagen.
- ern mohte niht an getragen
- daz im wol geschermen möhte 6725
- 6697 in tuon, einsperren.
- 6701 durch daz jdr, das ganze Jahr hindurch, -wie in V. 580. — 6710 sich
- bewegen stv., sich entschließen, beschließen. — 6714 yade/n stu., Kammer,,
- Verschlag, oft -wie hier zur ebenen Erde.
- 6718 einen (so nach BD) den strtt an heben = den Kampf gegen einen
- erheben, mit den Kampf gegen ihn beginnen; vgl. einen an striten , an
- vehten, einen etewaz an bieten. — 6720 ungewegen partic. adj., nicht gleich
- abgewogen, ungleich. — 6724 an getragen stv., iu Angriff nehmen, unter-
- nehmen, aussinuen. — 6725 geschermen (genchirmen) swv. , als Schirm,
- Hchutz aienen. —
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN. 233
- unde vür die kolben töhte.
- man sach den heim risen
- und ander sin isen
- als ez von stro waere geworht.
- den edeln riter unervorht 6730
- vriste sin manheit und sin sin,
- daz er so lange vor in
- unerslagen werte:
- ouch galt er mittem s werte
- s. 247 under wilen einen slac, 6735
- der vil wol ze staten lac.
- Do dise siege herte
- der lewe sin geverte
- beide gehörte unde gesach,
- d6 muote in sin ungemach. 6740
- done vant er loch noch tür,
- da er kceme hin vür,
- und suochte al umbe unz er vant
- bi der erde an der want
- eine vüle swelle. 6745
- der getriuwe hergeselle
- der kratzet unde beiz dan
- holz und erde, unz er gewan
- ein vil gerüme üzvart,
- diu vil harte dräte wart 6750
- ir einem ze leide,
- got velle si beide!
- Sines herren arbeit,
- die er ie durch in geleit,
- der lön er im da. 6755
- er begunde sine scharpfen clä.
- in sinen rücke heften
- 6727 fg. vgl. mit 5380—81. — 6733 wem swv., ausdauern, aushalten, bleiben.
- — 6734 einem einen »lac gelten, einen Hieb gleichsam als Zahlung reichen,
- ▼ersetzen. — 6736 ze staten ligen, vörtheilhaft, günstig sitzen ; vgl. Pleier'»
- Meleranz 6055 under wilen so sluoc er Dem kunic einen solhen slae Der vil
- tool ze staten lac.
- 6743 al umbe, rings umher, tiberall herum. — 6745 swelle fem., Grund-
- balken, Schwelle. — 6746 hergeselle, Kriegsgesell, Eampfgenoß. — 6747 dan
- biten, "weg-, fortschaffen durch Beißen. — 6749 gerüme adj. , geraum, ge-
- rftumig. — uzvart fem., Ausgang, Ausweg. — 6752 vgl. mit 4960.
- 6754 er, d. i. der Herr. — geleit prset. von geltden^ leiden. —
- 234 XI. ABENTEUER,
- und warf in mit kreften
- rückelingen under sich.
- über den gienc der gerich, 6760
- wand er in beiz unde brach
- swä er in blözen sach,
- unz er nach helfe schre.
- s. 248 done twelte sin geselle niht me,
- wan er geloupte sich des man 6765
- und lief dräte den leweu au
- und wolte in gerne hän erslagen,
- hetez im sin herre vertragen.
- Sit er in e erlöste,
- kom er im nü ze tröste, 6770
- zwäre, des het er michel reht.
- als schiere so im des tiuvels kneht
- sinen rücke körte,
- daz in got so gerte,
- dö sluoc er in kurzen stunden, 6775
- im vil manege wunden:
- in die arme und in diu beiu
- und swä er ungewäfent schein,
- da gab er im vil manegen slac.
- wan jener, der da nider lac, 6780
- dem moht im niht ze staten komen:
- wand im hete der lewe benomen
- so gar die kraft unde den sin,
- daz er vür tot lac vor in.
- Dö vähten si in an, 6785
- hie der lewe, dort der man,
- und heten in vil schiere erslagen,
- und doch unglich einem zagen:
- wand er gäp in manegen herten streich,
- s. 249 Sit daz im diu helfe entweich. 6790
- der ander lebte dannoch:
- der muose sich iedoch
- 6759 rückelingen adv., rücklings. — 6760 deu traf die Bache, die Strafe. —
- 6761 brechen 8tv. , zerreißen. — 6765 sich eines gelouben, sich einet ent-
- schlagen, von ihm abwenden; vgl. 2813.
- 6771 des hete er michel reht, das war seine ächuldigkeit ; vgl. su 1649.
- — 6778 und da wo er uugewaffnet erschien. — 6781 ze staten t zu Hilfe.
- IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI BIESEN. 235
- gar in sin genäde geben:'
- dö liez er in durch got leben.
- daz sich des portenseres dr6 6795
- unde sin spot also
- ze vröuden hat gekeret,
- des si got iemer g^ret.
- D6 er den sige da gewan,
- dö bot in der wirt an 6800
- sine tohter und sin laut,
- er sprach: «wsere iu daz erkant,
- wie gar mine sinne
- eins andern wibes minne
- in ir gewalt gewunnen hat, 6^05
- s6 hetent ir des gerne rät,
- daz ich iemer wurde ir man,
- wand ich niemer werden kan
- stsete deheinem wibe,
- wan ir einer libe 6810
- durch die min herze vröude enbirt.»
- «ir müezet si nemen», sprach der wirt,
- «ode ir sit gevangen!
- und wsere iu wol ergangen,
- daz ich ir iu so willec bin. 6815
- hetet ir sselde unde sin,
- so bsetet ir mich des ich iuch bite.»
- er sprach: «ja wserent ir da mite
- beswichen, daz wil ich iu sagen,
- wände ich nü in disen tagen 6820
- s. 250 einen kämpf muoz bestän,
- den ich also genomen hän,
- daz in der künec Artus muoz sehen:
- er sol in sinem hove geschehen,
- wurde si danne min wip 6825
- unde verlür ich danne den lip,
- s6 wurde si guneret.»
- 6793 sich einem in sine genade geben, sich einem auf Gnade unter-
- werfen.
- 6806 — 1 80 würdet ihr gern darauf verzichten, daß ich einmal ihr
- Mann würde. — 6809 stoete, zugethan, treu. — 6810 lip, hier umschreibend
- wie unser jetziges: Person; ir einer 2t6e=ihr allein. — 6819 beswichen sty.,
- betrügen. — 6822 einen kämpf nemen, einen Zweikampf annehmen, ein-
- gehen; ebenso einen turnei nemen im Erec 2225, 2230; die just nemen 2417. —
- 236 XI. ABENTEUER, IWEIN IM KAMPF GEGEN ZWEI RIESEN.
- der wirt sprach: «swar ir k^ret,
- daz ist mir gar unmsere,
- und muoz mir wesen swsere G830
- daz ichs iuch ie au gebot,
- wand ich iuch ir unz an minen tot
- immer gar erläzen sol. »
- der gast vertruoc den zorn wol.
- Er sprach: «lieber herre, 6835
- nü man ich iuch vil verre,
- bedenket iuwer hßrschaft,
- daz iwer gelübde habe kraft.
- Sit ich hie gesiget hän,
- so sult ir iwer gevangen län 6840
- alle ledec durch mich.»
- der wirt sprach: «daz ist billich»
- und liez s! üz den banden sä
- und behäbte den gast bi im da.
- unz an den sibenden tac, 6845
- daz man ir dö vil schöne pflac
- und si vil riche cleite
- unde pfert bereite,
- diu si wol mohten riten.
- s. 251 in den so kurzen ziten 6850
- gewunnen si wider den lip
- und wurden diu schcenesten wip
- diu er ie mö gesach.
- daz schuof in daz kurze gemach.
- D6 reit er mit in von dan 6855
- und brähte si als ein hövesch man
- vil rehte an ir gewarheit.
- und dö er wider von in reit,
- vil tiure si got bäten,
- als si von rehte täten, 6860
- umbe ir herren und umbe ir trost,
- der si da hete erlost
- 6833 einen eines erldzen, einen mit etwas verschonen, nicht behelligen.
- 6837 herschaft y Herrenwtirde, hoher Stand. — 0838 bezieht sich auf
- 6369 fg. — kraft j Geltung. — 6851 den itp si wider gewannen, sie erholten
- sich wieder.
- 6857 gewarheit fem., Sicher' n Ort. —
- XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZW. IWEIN UND GAWEIN. 237
- von michelem sere,
- daz er im sselde und ere
- undrehtes alters ein leben G865
- und sin riebe müese geben.
- XII. ABENTEUER,
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAW^EIN.
- Iwein reist nun mit seiner Begleiterin nach dem Orte, wo die Grafen-
- tochter weilt, für welche er zu kämpfen versprochen hat, und begibt
- sich dann mit jener nach der Stätte des Zweikampfes, wo bereits die
- Schwester seiner Dame mit Gawein angekommen ist. Die Gegner erkennen
- einander nicht, werden auch von Artus und den Zuschauern nicht er-
- kannt. Beide sind einander innig befreundet und treten gleichwohl jetzt,
- von tödtlichem Hasse erfüllt, auf Leben und Tod gegeneinander in die
- Schranken. Um die besten aller Bitter in diesem Kampfe nicht verbluten
- zu lassen, versucht Artus eine Versöhnung zwischen den beiden Schwe-
- stern; allein die ältere will nicht nachgeben. Somit beginnt der Kampf,
- so kräftig und so kunstgerecht, wie noch keiner gesehen, und währt un-
- unterbrochen vom Morgen bis nach Mittag. Da erst milssen beide vor
- Müdigkeit eine Pause eintreten lassen. Bald aber erheben sie sich von
- Neuem und dringen noch feindlicher als bisher aufeinander ein. Man
- ist allgemein besorgt um ihr Leben; Artus versucht es daher noch ein-
- mal, die ältere der Grafentöchter zur Nachgiebigkeit zu stimmen, findet
- aber auch jetzt noch kein Gehör und will von nun an keinen Vermitte-
- lungsversuch mehr machen, selbst als die jüngere Schwester aus Mitleid
- für die edeln Kämpfer sich erbietet, auf ihren Erbantheil lieber zu ver-
- zichten. Da endlich bricht die Nacht an und scheidet die auf den Tod
- ermüdeten Helden. Sie sind nun beide froh, daß ihre Arbeit vor der
- Hand zu Ende ist, und begehren einer des andern Namen zu wissen. Als
- die& geschehen, fallen sie sich beide vor freudigem Erstaunen in die Arme.
- Jeder will nun von dem andern besiegt sein, keiner sich über den andern
- den Sieg beimessen. Diesem freundlichen Wettstreit macht Artus ein
- Ende, indem er die beiden Schwestern vor seinen Bichterstuhl ladet und
- nach kurzem Verhör, in dem sich die ältere durch die an sie gerichtete
- Frage fangen lässt, zu Gunsten der Jüngern entscheidet. Die nächste Zeit
- verbringt Iwein, der sich nun auch als der von allen bewunderte «Ritter
- mit dem Löwen» ausgewiesen hat, in Gemeinschaft mit Gawein an Artus'
- Hof, bis seine Wunden wieder geheilt sind.
- Nu wer moht im gedrewen,
- do er gesunden sinen lewen
- von dem strite brähte?
- dar er da vor gedähte, ()870
- €863 daz ser, die Noth, das Leiden.
- 238 XII. ABENTEUER,
- dar k^rter nü zehant,
- da er die juncvrouwen vant,
- die ir niftel siech liez,
- der er den kämpf vür si gehiez.
- diu wiste in die vil rehten wege, 6875
- s. 252 und vundens in ir vater pflege.
- Nune twelten si niht langer da:
- wan in w4s diu kampfzit als6 nä,
- daz in der tage zuo ir vart
- weder gebrast noch über wart, 6880
- und komen ze rehten ziten.
- ir swester, ir widerstriten ,
- vunden si an der kampfstat.
- her Gäwein, der sich helen bat,
- der hete sich selben s6 verholn 6885
- und hete sich vor enwec gestoln,
- und horten in des alle jehen,
- ern möhte den kämpf niht gesehen
- vor ander unmüezekeit.
- alsus hete er sich entseit 6890
- und hete sich wider gestoln dar
- mit vremden wäfen also var,
- daz in da, niemen äne diu magt
- erkande: der het erz gesagt.
- Nü saz da der künec Artus 6895
- unde von sime hüs
- sin massenie gar,
- die gerne wolden nemen war,
- wie da wurde gestriten.
- nü kom ouch dort zuo geriten 6900
- 6872 die junctrouwen, d. i. die jüngere Tochter des Terstorbenen Grafen
- vom schwarzen Dorn, welche nach V. 5767 — 76 wegen Erkrankung unter-
- wegs bei Verwandten eingekehrt war. — 6873 ir niftel ist hier Nominatiy
- und bezeichnet die Vater- oder Mutter- Schwestertochter.
- 6880 mir wirt eines d. über, ich habe etwas übrig, zu viel (das Gegen-
- theil zu mir gebristet eines d.)\ vgl. zu Armer Heinrich 67. — 6882 wider-
- strtte swf., Gegnerin; auch swra. wie im Jüngern Titarel 4693, 4701, meisler
- Widerstrite 2900 u. 2905. — 6885 sich terheln stv., sich verhehlen, ver-
- bergen, unkenntlich machen, verleugnen. — 6889 unmüezekeit fem., der
- Mangel an Muße, das Beschäftigtsein, die Arbeit. — 6890 sich enttagen,
- sich losmachen, entschuldigen; absagen. — 6892 wdfen, hier: Wappen. —
- var adj., färb; also var, in solchen Farben. — 6893 dne=: ausgenommen,
- außer.
- 6897 massenie stf. (lat. mansio, mlat. mansionada, altfranc. maisnt)^
- Hausgenoseenschaft , Gefolge, Hofstaat; vgl. gesinde.
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 239
- diu juncvrouwe und her Iwein.
- der lewe envuor niht mit in zwein
- (den hete er under wegen län:
- ern wolte in niht zem kämpfe hän),
- und enwas ouch da nieman erkant , 6905
- s. 253 wie der riter wsere genant.
- Nu riten si beide in einen rinc.
- ez dühte si alle sament ein dinc
- vil harte clagebsere,
- ob es niht rät wsere, 6910
- ir einer enwurde da erslagen:
- den müese mau wol iemer clagen;
- wand si nie gesähen,
- des si alle jähen,
- zwene ritter gestalt 6915
- so gar in Wunsches gewalt
- an dem übe und an den siten;
- und begunden den künec biten,
- daz er die altern bsete,
- daz siz durch got t«te 6920
- unde der jungern teilte mite,
- des verzech si im mit selbem site,
- daz er die bete muose län.
- si wolte daz gewis hän,
- ir kempfe wurde sigehaft, 6925
- wände si wol sin kraft
- erkande und sich des tröste,
- daz er si gar erlöste.
- Do der künec Artus ersach,
- daz niemen an die suone sprach, 6930
- 6907 rinc stm. , der Kreis, ringförmig abgesteckte Kampfplatz. —
- 6909 clagebaere, beklagenswerth. — 6910—11 ob sich dem nicht abhelfen
- ließe ohne daß einer von beiden erschlagen wtlrde. — 6912 clagen ^ be-
- klagen. — 6915 gentalii part. von stellen, gebildet, beschaffen. — 6916 in
- des Wunsches gewalt =n in der gewalt des Wunsches, sodaß der Wunsch
- d. h. die wunderthätige Kraft oder die höchste Zauberkunst nicht im
- Stande wäre, etwas Vollkommeneres hervorzubringen»; (so Benecke) also:
- auf das allervollkommenste ; vgl. die Anmerkung im Erec 8336 und die
- Anm. zu 8277 und zu Gregor 1098 über wunschkint. — 6922 verzthen stv.
- mit dat. und gen., einem etwas versagen, abschlagen; vgl. Naumann in
- Steinmeyer^s Zts. 22, 34. — mit selhem site, in solchem Tone, solcher
- Weise. — 6924 sie glaubte darüber Gewissheit zu haben.
- 6930 an die suone sprechen, die Sühne (Aussöhnung) beanspruchen,
- darauf antragen. —
- 240 XII. ABENTEUER,
- do hiez er rümen den rinc.
- s. 254 nü was ez doch ein starkez dinc
- ze sehenne ein vehten
- von zwein s6 guoten knehten
- (wandezn tüot dem biderben man niht wol, 6935
- der des ändern tot sehen sol),
- daz doch dem einen wsege was,
- ob joch der ander genas.
- Machte ich nü ditz vehten
- von disen guoten knehten G940
- mit Worten vil spsehe,
- waz töhte diu waehe?
- wand iu ist e so vil geseit
- von ietweders manheit,
- daz ich iu lihte mac gesagen, 6945
- daz si niender zwein zagen
- des tages gelich gebarten
- und daz als e bewerten,
- daz diu werlt nie gewan
- zweue stritiger man 6950
- nach werltlichem lone.
- des truogen si ouch die kröne
- riterlicher eren,
- die ietweder wolde meren
- mit dem andern an dem tage, 6955
- daz ich ez gote tiure clage,
- s. 255 daz die besten gesellen
- ein ander kempfen wellen
- die ieuder lebten bi der zit.
- sweder nü hie tot gelit 6960
- von des anderen hant,
- und im da nach wirt erkant,
- ()9:U den rinc rumen , den Kampfplatz frei machen, verlassen. — 69.t2 ein
- starke: dinc, etwas Schweres, Unbequemes, Unerträgliches, eine Härte.
- Vgl. Warnung 21.M. — (>d87 daz bezieht sich auf den Hauptgedanken des
- Vorhergehenden: den tödtlichen Ausgang. — tcäye adj. nach Beneckfl:
- mit tvd'je, d. h. mit Übergewicht versehen, dann wie hier: der Wahr-
- scheinlichkeit nach überwiegend, bevorstehend, za erwarten.
- 1)941 spcehe adj.. fein, künstlich, geschickt, zierlich; ez mit warten vil
- »pce/ie machen, recht künstlich und fein darstellen, zierlich aasmalen. —
- 6^4*2 H'irfie stf., Zierlichkeit, künstliche Ausführung, kunstyoUe Verherr-
- lichung. — t5948 öeiciirten prwt. von hewccren, bewähren. — als e, so wie
- früher. — t>y.'»0 — .M stritte nach eteir., um etwas eifrig streitend, nach etwas
- «ifrivr strebend, streitlustig. — 4i»58 über kempfen sieh zu 4327. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN ÜWD GAWEIN. 241
- wen 6r hat erslagen,
- daz wirt s!n ^wigez clagen.
- möhten si nü beide gesigen 6965
- ode beide sigelos geligen
- ode abe unverwäzen
- den strit beide läzen,
- s6 si sich erkennent beide,
- daz wsere in vür die leide 6970
- daz liebest und daz beste.
- Jane wären si niht geste
- des willen sam der engen.
- ir ietwederm was tougen,
- daz in kempfen solde ein man, 6975
- der liebest den er ie gewan.
- Sit daz der kämpf wesen sei,
- so zimet in daz beiden wol,
- daz si enzit striten.
- wes mugen si iemer biten? 6980
- da was diu State unde der muot.
- euch wären diu ros also guot,
- daz si daz niht ensümde.
- s. 256 ir ietweder rümde
- dem andern sinen puneiz ' 6985
- von im vaste unz an den kreiz:
- der was wol rosse louf es wit.
- ze rosse huop sich der strit.
- Si mohten wol striten,
- wand sis ze den ziten 6990
- 6967 unverwäzen, nicht verflacht, nicht geschmäht, ohne dem Verderben
- geweiht, ohne an der Ehre gekränkt zu sein (vgl. Ereo 878—79); vgl.
- V. d. Hagen's MS. I, 81*, 6; Ernst v. Kirchberg 636: einen unverwäzen
- län. — 6%9 leide fem., Leid, Schmerz. — 6972 — 73 nikt geste des willen scni»
- der ougen, nicht in ihrem Herzen einander so fremd wie in ihren Augen.
- — 6974 tougen adj., verborgen.
- 6980 wozu soUten sie tkberhaupt noch warten? die Bedeutung von
- iemer in diesem Zusammenhange ist noch nicht festgestellt; vgl. Mhd.
- Wörterbuch 2», 148^, 22 fg. — 6981 State stf., die gute Gelegenheit, der
- rechte Zeitpunkt, der rechte Ort. — 6984—85 ich rume dir den puneiz von
- mir unz an den kreiz, ich lasse dir ^aum, um von mir aus bis zur Ein-
- fassung des Kampfplatzes den Anlauf zum Lanzenrennen (zum Speerstoß,
- puneiz) zu nehmen; ähnlich in V. 5311—12. — 6986 vaste unz an, bis dicht
- oder hart an, bis in die Nähe von (vgl. Mhd. Wörterbuch 3, 274^, i und
- älteste an=ganz nahe oder dicht an: in dem Urkundenbuch des Klosters
- Amsburg, S. 482, 517, 570, 583 u. s. w.). — 6987 rosselouf stm., Kosslauf,
- ein Längenmaß, von dem 16 auf eine französisehe Meile gehen; nrch
- andern beträgt es 125 Schritt.
- BABTHANN VON AUS. III. 3« Aufl. \^
- 242 XII. ABENTEÜBB,
- niht erste begunden.
- wie wol si striten künden
- ze rosse und ze vuoze!
- ez was ir unmuoze
- von kinde gewesen ie: 6995
- daz erzeigten si wol hie.
- ouch si iu daz vür war geseit:
- ez leret diu gewonheit
- einen zagehaften man,
- daz er getar unde kan 7000
- baz vehten danne ein küener degen,
- der es niht hat gepflegen.
- dö was hie kunst unde kraft:
- si möhten von riterschaft
- schuole gehabet hän. 7005
- zwäre man muose in län
- von riterschefte den strit,
- swaz riter lebte bi der zit.
- nune sümden siz niht mSre:
- diu ros wurden sere 7010
- mit den sporn genomen.
- s. 257 man* sach si dort zesamme komen
- und vientliche gebären,
- die doch gesellen wären. •
- Ez dunket die andern unde mich 7015
- vil lihte unmügelich,
- daz iemer minne unde haz
- also besitzen ein vaz,
- daz minne bi hazze
- belibe in einem vazze. 7020
- ob minne unde haz
- nie me besäzen ein vaz,
- 6991 niht erste, nicht zum ersten Male. — 6994 unmuo»e stf., fort-
- währende, unablässige Beschäftigung. — 7003 do leitet hier zugleich einen
- Gegensatz gegen das Vorhergehende ein: dagegen, indessen. — 7004 — 5 lie
- hätten über ritterliche Kunst förmlich Schule halten, Unterricht ertheilen
- können; möhte mit dem inf. prset. = plusquamperf. couj. wie 13$, 5513,
- 6507, 7446; Erec 1395, 2276 u. s. w. — 7007 von, in Bezug auf, was beirüft.
- — einem den strit län, einem unbestritten den Vorrang lassen.
- 7017 iemer, jemals. — 7018 vaz stn., Gefäß, hier bildlich: das Um-
- schließende, der enge Baum, die Behausung, die St&tte, der Leib, das
- Herz; zu dem Wortspiel mit haz und vaz vgl. Erec 1492 fg.; ebenso mit
- guot und muot Gregor 4038, Iwein 1879 fg. und 2905 fg. — b^ntzenj be-
- wohnen, einnehmen. — 7022 nie me, früher oder sonst noch nie, noch
- niemals. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 243
- doch wonte in diesem vazze
- minne bi hazze,
- also daz minne noch haz 7025
- gerümden gähes daz vaz.
- «Ich wsene, vriunt Hartman,
- du missedenkest dar an.
- war umbe sprichestü daz,
- daz beide minne unde haz 7030
- ensamt büwen ein vaz?
- wan bedenkestü dich baz?
- ez ist minne und hazze
- zenge in einem vazze.
- wan swä, der haz wirt inne 7035
- s. 258 ernestlicher minne,
- da rümet der haz
- vroun Minnen daz vaz:
- swä. abe gehüset der haz,
- da wirt diu minne laz.» 7040
- Nu wil ich iu bescheiden daz,
- wie herzeminne und bitter haz
- ein vil engez vaz besaz.
- ir herze was ein gnuoc engez vaz:
- da wont ensamt inne 7045
- haz unde minne.
- si hat aber underslagen
- ein want, als ich iu wil sagen.
- 7026 gerltmeuj verstärktes rumerit verlassen, aufgeben.
- 7028 missedenken, falsch (arg) denken, sich irren. — 7031 büwen, bauen,
- hier: bewohnen, einnehmen. — 7039 gehusen swv., hausen, seine Wohnung
- nehmen, sich niederlassen. — 7040 las adj., lässig, matt; vgl. 128.
- 7044 Die in den vorhergehenden Versen (7037—44, 7017—32) auftretende
- Anhäufung des Beims hatte nach W. Grimm (Zur (beschichte des Beims,
- S. 102) seit Heinrich von Veldeke bei mehreren höfischen Dichtern Ein-
- gang gefunden und galt wohl für eine besondere Zierde der Bede. In
- epischen Oedichten mag sie theilweise dazu gedient haben, den Gang der
- Erzählung auf Augenblicke zu unterbrechen und den HOrer zu einer
- kurzen Betrachtung zu gewinnen. Daß Hartmann besonders Wohlgefallen
- an diesem Spiele fand, zeigt der häufige Gebrauch, den er von demselben
- gemacht hat; vgl. zum Erec 5857; 2. Büchl. 821—826; Gregor 437—452;
- Iwein 1879—84, 2905—10. Ein verwandtes Spiel war der grammatische
- Beim oder «die Abwandlung eines Wortes durch verschiedene Formen
- der Flexion und Ableitung», wovon gleich unten V. 7151—64 sich ein
- sprechendes Beispiel findet und worüber noch die Anmerk. zum 1. Büchl.
- 1706 nachzusehen ist. — 7047 underslahen stv. , voneinander absperren,
- trennen. — 7048 waiU stf., hier: Scheidewand. —
- 244 XII. ABENTEUER,
- daz haz der minne niene weiz.
- si taete im anders also heiz, 7050
- daz nach schänden der haz
- müese rümen daz vaz;
- und rümet ez ouch vroun Minnen,
- wirt er ir bi im innen.
- Diu unkünde was diu want 7055
- diu ir herze underbant:
- daz si gevriunt von herzen sint
- und mit gesehnden ougen blint.
- si wil daz ein geselle
- den anderen velle: 7060
- und swenner in überwindet
- s. 259 und er da nach bevindet,
- wen er hat überwunden,
- sone mac er von den stunden
- niemer mere werden vrö. 7065
- der Wunsch vluochet im also:
- im gebrist des leides niht,
- swenn im daz liebest geschiht.
- wan sweder den sige kos,
- der wart mit sige sigelös. 7070
- in hat unsaelec getan
- aller siner saelden wän:
- er hazzet daz er minnet,
- und vliuset so er gewinnet.
- 7049 der Genetiv der minne abhängig von niene=niht ne. — 7050 eineiit
- also heiz tuon, einem solche Hitze, Noth und Angst machen; Tgl. Srec
- 4497; Lanzelet 4383; Flore 4208; Konrad Troj. Krieg 3971, 10709, 20988
- (31945, 32154); Partonopier 8501, 3337; Georg 3383; JansEnenkel im Fürsten-
- buch, S. 103; ähnliche Verbindungen pflegte machen einzugehen, Tgl. zu
- Erec 9308. — 7051 nach schänden, «auf eine schimpfliche Weise». B.
- 7054 bi im, bei sich.
- 7055 unkünde stf. , die Unbekanntschaft , das Nichtwissen. — 7056 un-
- derbinden stv. , dazwischentretend trennen. — 7057 gevriunt , gegenseitig
- befreundet. — V. 7057—58 geben hier den Text nach Lachmann's Ver-
- muthung, welcher die in allen Handschriften nach und noch stehenden.
- Worte machet si weggelassen hat. Paul wendet mit Becht dagegen ein,
- daß gevriunt von herzen und mit gesehnden ougen blint nicht als Gegens&tse
- gelten können, daß vielmehr gevriunt von herzen nach strenger Logik die
- Form des Nebeusatzes tragen sollte. Vielleicht ist mit engerem Anschlag
- an die Überlieferung in I) zu schreiben: die die (oder da) gevriunt von.
- herzen sint Machet st mit gesehenden ougen blint. — 7066 das Höchste and
- Beste (das höchs'te Glück,' der schönste Genuß) flucht ihm, d. h. wendet.
- ihm den Btlcken, wird ihm nicht zu Theil; vgl. die Anm. aum 2. Bttchl.
- 113 und Carl Schmuhl, Beiträge zur Würdigung des Stiles Hartmann^a
- V. A., S. 25 fg. (=Progr. der Latein. Hauptschule zu Halle 1881). — 7070 vgl»
- mit 2. Büchl. 111.
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 245
- Ir ros diu liefen dräte. 7075
- ze vruo noch ze späte
- s6 neicten si diu sper
- und sluogens üf die brüst her,
- daz si niene wancten.
- sine bürten noch ensancten 7080
- weder ze nider noch ze hö,
- niuwan ze rehter mäze als6,
- als ez wesen solde
- und ir ietweder wolde
- sinen kampfgesellen 7085
- üf den sämen vellen;
- daz ietweders stich geriet
- da schilt unde heim schiet:
- s. 260 wan da. rämet er des man
- der den man vellen kan. 7090
- Daz wart da wol erzeiget:
- wandez was geneiget
- ir ietweder also sere,
- daz er dk vor nie mere
- so nähen kom dem valle, 7095
- ern viele ouch mit mit alle,
- daz ir ietweder gesaz,
- 7077 diu sper neigen war ein technischer Ausdruck: die Speere zum
- Stoße vorhalten, Torstrecken, als Zeichen des beginnenden Kampfes. —
- 71)78 daz sper df die brüst slahen , vorn auf die Brust setzen , gegen die
- Brust ansetzen. — 7080 über bürn vgl. 5373. — sancten preet. mit Rück-
- umlaut von senken. Wie hier in V. 7080—81 finden sich die Worte noch
- chiastiBch gestellt in V. 3093^94, 6746—48, 7204-5, vgl. A. Faust in Stein-
- meyer's Zts. 24, 14. — 7086 säme swm. ist in diesem Zusammenhange dich-
- terischer Ausdruck ftLr Boden im Allgemeinen, ftlr welche Bedeutung
- man auszugehen pflegt von dem Begriff Saat oder Saatfeld, Gras, wie es
- in oberdeutschen Mundarten sich hin und wieder findet. In gleichem
- Sinne wird im J. Titurel 3043, 4. 3046, 4. 3059 4 bluome gebraucht für die
- «onst tkblichen Ausdrtkcke gries oder sant, den Boden, auf dem ein Tur-
- nier, ein Kampf vor sich geht (arena). — 7087 ietweder hier in demselben
- Sinne wie 4936. — geraten stv. , treffen. — 7088 da wo Schild und Helm
- sich trennteuj voneinander abstanden (sich berührten). Als Punkte, nach
- •denen der Bitter bei der tjost zielen soll, werden im Winsbeken 21, 6
- folgende zwei genannt : ;« nageln vieren vf den schilt (vgl. zu Erec 2794,
- 9089 und Gregor 1448) da sol diu sper gewinnen ha/t od da der heim ge-
- stricket (festgeschnürt) ist: diu zwei sint rehtiu riters mal und vf der tjost
- der beste list. — 7089 eines ramen swv., nach einem zielen, einen aufs Korn
- nehmen.
- 7092 geneiget «Cn, in das Sinken oder Fallen gerathen sein-, hier:
- durch den Stol^ bei der Tjost hintenüber geneigt oder gedrückt sein; vgl.
- Mhd. Wörterbuch 2», 352«, 40. — 7096 daß er nicht (oder: ohne daß er)
- vollständig (=mit alle, ganz und gar) gefallen wäre. — 7097 gesitzen stv.,
- sitzen bleiben, nicht fallen. —
- 246 XII. ABENTEUER,
- daz enmeinde niht wan daz,
- daz diu sper niht ganz beliben:
- wand sl körnen dar getriben 7100
- mit also manlicher kraft,
- daz ir ietweders schaft
- wol ze hundert stücken brach,
- und daz manneclich jach,
- ern gessehe schoener tjost nie. 7105
- ez lief krogierende hie
- behender garzüne genuoc,
- der ieglicher truoc
- driu sper ode zwei.
- man horte niht wan ein geschrei: 7110
- «wä nü sper? wä nü sper?
- ditz ist hin, ein anderz her!»
- Da wart vil gestochen
- und gar diu sper zebrochen,
- diu si da haben mohten. 7115
- heten si do gevohten
- s, 261 ze rosse mitten s werten,
- des si niene gerten,
- daz waere der armen rosse tot:
- von diu was in beiden not, 7120
- daz si die dörperheit vermiten
- und daz si ze vuoze striten.
- in heten diu ros niht getan:
- si liezenz an den lip gän.
- Ich sage iu waz si täten, 7125
- do si zesamne träten,
- die zwene kampfwisen.
- si sparten daz isen
- da mit ir lip was bewart:
- 7098 «davon war die Ursache einzig und allein die». B. — 7100 dar ge-
- triben , herangejagt, herangesprengt; vgl. die Anm. zu 5313. — 7104 man-
- neclich, hier wie in 4694. — 7106 krogieren (krojieren) swv., das Feldgeschrei,
- den Schlachtruf erheben, laut rulen. — 7111 wd nu , eigentlich: wo sind
- nun! dann gewöhnlich bloßer Ausruf: wohlan I aufl vgl. zu Erec 5832.
- 7120 mir ist not, ich habe dringende Veranlassung, das BedtlrfnisSy
- dringendes Verlangen. — 7121 dörperheit stf., die Weise und das Benehmen
- eines dorpers (Dorfbewohners, Bauern), Ungeschliffenheit, Rohheit. —
- 7124 sie boten ihren Leib (ihre Person, ihr Leben) zum Kampfe dir,
- setzten sich ihren Leib zum Ziel; vgl. Paul Mhd. Gr. 220.
- 7127 kamp/wtse swm., der Kampfkundige. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 247
- diu swert wurden niht gespart. 7130
- si wären der schilte
- ein ander harte milte:
- den schilten wären si gehaz.
- ir ietweder bedähte daz:
- «waz touc mir min arbeit? 7135
- unz er den schilt vor im treit,
- s6 ist er ein sicher man.»
- die schilte hiuwen si dan.
- sine geruochten des nie,
- daz si niderhalp der knie 7140
- deheiner siege tseten war,
- da si der schilte wären bar.
- si entlihen kreftiger siege
- m^ dan ich gesagen mege,
- äne bürgen und äne pfant, 7145
- s. 262 und wart vergolten da zehant.
- LAt/
- Swer gerne giltet, daz ist guot: w*^^^. i,f.
- wan hat er borgennes muot,
- s6 mac er wol borgen.
- daz muosen si besorgen, 7150
- swer borget und niht gulte,
- daz er des lihte engulte.
- borgten si äne gelten,
- des vorhten si engelteu;
- wand er sin ofte engiltet 7155
- swer bore niene giltet.
- si hetens da engolten,
- dane wurde bore vergolten;
- da von ir ietweder galt
- ■t-'
- 7132 milte adj. mit gen., freigebig mit oder in Bezug auf etwas, es nicht
- schonend oder sparend. — 7136 um, vgl. zu 1299. — 7138 hiuwen pr»t.
- von houtoeriy hauen; dan houwen=yvegy herunterhauen = von der hant
- houwen in V. 7221. — 7140 niderhalp adv. mit gen., unterwärts, unter-
- halb. — 7141 war tuon eines d., sein Augenmerk auf etwas richten, auf
- etwas Acht haben, bedacht sein; vgl. Erec 8268, 8292; 1. Büchl. 1226;
- Gregor 1976. — 7143 entlihen stv. , ausleihen, auf Borg geben, hier bild-
- lich: Schwerthiebe austheilen; vgl. 7191 iind die Bemerkungen zu Erec
- 863 — 865. — 7146 vergelten, hier: die Schläge zurückzahlen, erwidern.
- 7147 gelten, das Dargeliehene zurückzahlen. — 7148 borgen swv. , auf
- Borg nehmen. — 7149 wol, getrost, immerhin. — 7151 borgen und niht
- gelten hier wieder bildlich: Schwertschläge empfangen und nicht erwidern.
- — Über den «grammatischen Beim» in V. 7151—7160 vgl. die Anmerkung
- zu 7044. — 7152 engelten mit gen., wofür büßen, wovon Schaden haben. -
- 7158 fidls nicht das Entnommene zurückgezahlt worden wäre. — 7159 da
- von, daher, deshalb. —
- 248 Xn. ABENTBUEB,
- daz ers an lobe niht engalt. 7160
- si muosen vaste gelten
- vür des todes schelten
- und vür die scheltsere
- bcEser geltsere.
- si entlihen bede üz voller hant, 7165
- und wart nach gelte niht gesant:
- wand si heteu üf daz velt
- beide bräht ir übergelt
- unde vergalten an der stat
- m§ und e dan man si bat. 7170
- Verlegeniu müezekeit
- ist gote und der werlte leit:
- dane lät sich ouch niemen an
- niuwan ein verlegen man.
- swer gerne lebt nach eren, 7175
- der sol vil starke keren
- s. 263 alle sine sinne
- nach eteslichem gwinne,
- da mit er sich wol bejage
- und ouch vertribe die tage. 7180
- alsus heten si getan:
- ir leben was niht verlän
- an deheine müezekeit.
- 7162 um nicht vom Tode wegen ihrer Schuld sich mahnen zu lassen
- (falls sie im Bezahlen, d. i. im Erwidern der Schwerthiebe, säumig
- waren). Dem entsprechend wird der Tod noch in einem Gedichte des
- 17. Jahrh. der unmild Schiltbürger (d. h. schilt — die — bürger) genannt, weil
- er als Gläubiger an den Menschen, den Schuldner, seine Ansprüche ge-
- richtlich geltend macht durch schelten, seine Forderungen unbarmherzig
- eintreibt; vgl. B. Köhler in der Germania 25, 360 und E. Henrici in
- Hteinmeyer's Zts. 25, 127. vür hier im Sinne von : wider, gegen, ebenso in
- der folgenden Zeile. — Andere wegen ihrer Vergehen, wegen ihrer nicht
- eingehaltenen YerpflichtuDgeu öffentlich zu rügen und zu tadeln (schelten)
- war im Mittelalter gemeiniglich Sache der Fahrenden oder Spielleute; sie
- heißen nach dieser Seite auch vorzugsweise die scheltoere. — 7163 — 64 und
- lim nicht denen preisgegeben zu sein, welche schlechte Bezahler öffentlich
- zu rügen pflegen. — 716G das Geld zum Bezahlen brauchte nicht erst her-
- beigeholt zu werden. — 7168 übergelt stm. u. stn., Zahlung die den Betrag
- der Schuld übersteigt. — 7l7o biten, fordern, mahnen.
- 7171 re/'/e^/en partic. prtet. = was sich verlegen hat, durch langes Liegen
- entwerthct, verdorben, verkommen, schimpflich; im Ahd. farlegan, adulter,
- containinatus, segnis bei Graff, II, 88; vgl. verlegeniu wät in MSFr. 243, 46;
- verlegene äcentiure in v. d. Hagen's MS. IV, 93, 63; vorlegin sntac in den
- Scriptores rer. Pruss. II, 205; unvorlegen mist in dem Eisenacher Bechtsb.
- bei Ortloflf, I, 729; verlegen win Weist. V, 502; Gramm. 4, 70. — 7172 leit
- adj., unliebsam, widerwärtig. — 7173 sich da an lazen, sich darauf verlassen,
- dem hingeben. — 7175 nach eren, vgl. zu 7o51. — 7179—80 «mit welchem
- er sich auf eine löbliche Weise beschäftige und sein Leben hinbringe». B.
- — 7182 Verlan an eteu\,, einer Sache ergeben. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 249
- in was beiden vil leit,
- swenne ir tage giengen hin, 7185
- daz sl deheinen gewin
- an ir koufe vunden,
- des si sich underwunden.
- Si wären swßne msere
- karge wehselsere 7190
- und entlihen üz ir varende guot
- üf einen selts8enen muot.
- si nämen wuocher dar an
- sam zwene werbende man:
- si pflägen zir gewinne 7195
- harte vremder sinne,
- dehein koufman hete ir site,
- ern verdürbe da mite:
- da wurden si riche abe.
- si entlihen niemen ir habe, 7200
- in enwsere leit, galt er in.
- nü sehent ir wie selch gewin
- iemen geriehen mege.
- da entlihen si Stiche unde siege
- beide mit swerten und mit spern: 7205
- desn moht si nieman gewern
- s. 264 vol unz an daz halbe teil:
- des wuohs ir dre unde ir heil.
- Ouch was ir wehsei s6 gereit,
- daz er nie wart verseit 7210
- manne noch wibe,
- sine wehselten mit dem libe
- arbeit umb ere.
- 7187 "kouf 8tm., Handel.
- 7189 mcerey bekannt, berühmt, geachtet. — 7190 karc, klug. — wehse-
- Imre stm. , der Geldwechsler, Geldausleiher ; der Geldgeschäfte macht.
- — 7191 dai varende guot, die bewegliche Habe; die Waare. — 7192 in
- einer seltsamen Absicht; zu einem sonderbaren Zwecke (vgl. 7200 — 1). —
- 7193 wuocfier stm., Gewinn, Profit, Zinsen (Procent). — 7194 werbender
- man, Handels- oder Geschäftsmann. — 7196 vremde adj., seltsam, wunder-
- lich. — sin, Art und Weise, Methode, Weg. — 7201 ohne daß es ihnen
- unlieb gewesen wäre, wenn er es ihnen wieder bezahlte. — 7202 sehent ir
- ist Imperativ: sehet. — 7203 gertchen swv. , reich machen. — 7204—5 vgl.
- die Anm. zu 7080. — 7206 einen eines d. gewern, einen ftkr etwas bezahlen,
- ihm Zahlung leisten.
- 7209 der wehsei, das Wechselgeschäft, der Tauschhandel, nämlich das
- entlihen und gelten, hier bildlich für: das wechselseitige Austheilen der
- Schwertstreiche, das Kämpfen oder der Zweikampf. — gereit, gleich zur
- Hand, dienstbereit, zugänglich. — 7212 — 13 arbeit umbe Sre wehsein, Mühe
- 250 XII. ABENTEUER,
- sine heten nie mere
- in also kurzen stunden 7215
- so vollen gelt vunden:
- si entlihen nie einen slac
- wan da der gelt selb ander lac.
- die schilte wurden dar gegeben
- ze nötpfande vür daz leben: 7220
- die hiuwens dräte von der haut.
- done heten si dehein ander pfant
- niuwan daz isen also bar:
- daz verpfanten si dar.
- ouch enwärt der lip des niht erlän, 7225
- ern müese da ze pfände stän:
- den verzinsten si sä.
- die helme wurden eteswä
- vil sere verschroten,
- daz die meilen röten 7230
- von bluote begunden,
- wände si vil wunden
- in kurzer stunt enpfiengen,
- die niht ze verhe giengen.
- Sich huop wider morgen 7235
- s. 265 mit meinlichen sorgen
- dirre angestlicher strit
- und Arbeit einwechseln oder eintauschen gegen Buhm und Ehre; sicli
- Mühen unterziehen, um Ehre zu erwerben. — Um dem ttberladenen Verse
- aufzuhelfen, hat Laohmann der libe vermuthet statt mit dem Itbe, — 7214 nie
- merey noch nie wieder. — 7216 gelt stm., Bezahlung (Vergeltung), Gewinn,
- Erlös. — 7218 außer wo die Bezahlung fdie Erwiderung, der Gegenhieb)
- zu zweit stattfand; außer wo zugleich jedesmal der Gegenhieb erfolgte. —
- 7220 notpfant stn., das aus Noth gegebene Pfand (im Gegensatz zu dem
- freiwillig versetzten, dem gebepfant). — 7223 daz isen, die eisemo Btkstung.
- — also bar, so bloß, so ungeschützt vom Schilde wie sie war. — 7224 dar
- verpf enden, als Pfand darreichen. — 7226 der Itp stät ze pfände, der Leib
- ist verpfändet, daran gesetzt. — 7227 den Itp verzinsten si sä, «für den ver-
- pfändeten Leib zahlten sie ohne zu säumen (sä) die dem Pfandinhaber
- zukommenden Zinsen, und da jeder von beiden Piandtnhaber war, zahl-
- ten sie die Zinsen gegenseitig, durch Hiebe und Wunden.» W. Müller
- im Mhd. Wörterbuch 3, 900; verzinsen=a,lti Zins hingeben, preisgeben. —
- 7228 eteswä, hier und da. — 7229 verschroten stv., verschneiden, verhauen. —
- 7230 meile swf., Panzerring, franz. niaille; (als stf. erscheint das Wort bei
- Heinrich von dem Türlin: mit dicker wtzer meile ['. vinteiley, und 18390:
- die wizen meile [•.bateile']', ebenso rote meile bei dem Pleier in der Ger-
- mania 3, 38). — roten swv. , roth werden. — 7234 daz verch (gen. verhes),
- der Sitz des Lebens, das Leben (aniina); ze verhe gän, ans Leben gehen,
- lebensgefährlich, tödtlich sein.
- 7235 wider prsep., gegen. — 7236 über meinltch adj. vgl. zu 1600 (vgl.
- magenlich in der Erlösung 2398; einem meinltche dröwen bei Ernst v. Kirch-
- berg 610). —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 251
- und werte harte lange zit
- unz wol nach mittem tage,
- daz von ir de weders slage 7240
- dehein schade mohte komen.
- in hete diu müede benomen
- s6 gar den lip und die kraft,
- daz si des dühte, ir riterschaft
- diu wsere gar an ^re, 7245
- und envähten niht m^re.
- ez wart da von in beiden
- ein vil gemüetlich scheiden,
- und satzten sich ze ruowe hie,
- unz si diu müede verlie. 7250
- Diu ruowe wart vil unlanc,
- unz ietweder üf spranc
- und liefen aber ein ander an.
- si wären zw^ne vrische man
- beide des willen unde der kraft. 7255
- ezn wac ir erriu riterschaft
- engegen dirre niht ein stro,
- der si begunden aber dö.
- ir siege wären kreftec e,
- nü kreftiger, und wart ir m6. * 7260
- euch sach disen kämpf an
- manec kämpf wise man:
- s. 266 ir deheines ouge was vür war
- weder so wise noch s6 clär,
- heter genomen üf sinen eit 7265
- ze sagenne die wärheit,
- weder ez des tages ie
- gewunnen hete bezzer hie
- also groz als umbe ein här,
- 7242 diu müede, die Müdigkeit. — 7248 gemüetlich adj., dem muot ent-
- sprechend, angenehm, willkommen; vgl. Höfer's Auswahl, S. 232: .y/e sin
- eintreckticliche , gemütliche und toillicltche zu uns gegangen, wo es sich der
- Bedeutung von muotwillicltche = freiwillig nähert. „Bei Hartmann hat der
- Ausdruck keine sichere Gewähr; es wird hier das Ächte unterdrückt sein.
- 7251 Tgl. Erec 2636. — 7254 vriach adj., ungeschwächt. — 7255 des
- loillen, dem Willen nach. — 7256 — 57 es wog (war werth) ihr früherer
- (erster) Kampf gegen diesen nicht einen Strohhalm; er war mit diesem
- kaum oder gar nicht zu vergleichen. — 7265 ez üf sinen eit nenien, eidlich
- versichern, versprechen. — 7267 — 68 ez gewinnen, im Vortheil, überlegen
- sein : wer von beiden an diesem Tage auch nur um ein Haar dem andern
- überlegen gewesen wäre. Vgl. Gramm. 4, 333 fg. Erec 945: und gewan ez
- eine wile so sire mit der ile; ferner 921 fg.: daz witzige unde tumbe mit
- nihte erkiesen künden, weder ez ze den stunden eines ougen wceger hcete, —
- 252 XII. ABENTEUER,
- desne möhter vür wä.r 7270
- ir dewederm gejehen:
- ezn wart nie glicher kämpf gesehen.
- Nu sorget man unde wip
- umb ir ^re und umb ir lip:
- und möhten siz in beiden 7275
- nach eren hän gescheiden,
- daz heten si gerne getan,
- und begunden rede drumbe hän.
- wand wer möhte daz verclagen,
- sweder ir dk wurde erslagen 7280
- od gekrenket an den eren?
- der künec begunde keren
- bete unde sinne,
- ob er deheine minne
- vunde an der altern magt, 7285
- diu s6 gar hete versagt
- der jungern ir erbe,
- diu bete was unbederbe;
- si versagte im s6 mit unsiten,
- daz er sis niht me wolte biten. 7290
- s. 267 Do abei' diu junger ersach
- der guoten riter ungemach,
- daz truobte si in ir sinnen:
- und do si mit minnen
- nieman gescheiden mohte, 7295
- do tete si als ir tohte.
- diu edele und die schcene,
- diu gewizzen, diu unhoene,
- diu süeze, diu guote,
- diu suoze gemuote, 7300
- 7271 dewederm gejehen, keinem von beiden zugestehen, von keinem es sagen.
- 7276 ez scheiden, eine Entscheidung treffen, den Streit beilegen; der
- Ausdruck ist wie ez gewinnen in V. 7268, et rumen, ez enblanden u. dgl. za
- beurtheilen; ez bezieht sich in diesen nicht auf ein vorhergenanntes Snb-
- stantivum, sondern weist auf etwas allgemein Bekanntes hin, vgl. Paul
- Mhd. Gr. 220. — 7278 rede dar umbe hän, die Sache besprechen, in Er-
- wägung ziehen. — 7279 verclagen, verschmerzen. — 7280 sweder, wenn der
- eine von beiden. — 7282-83 bete unde sinne kSren, Bitten und Verstand
- dazu verwenden. — 7288 unbederbe adj., unntltz.
- 7293 trüeben swv., betrüben. — 7294 über mit minnen vgl. zu 2886. —
- 7298 gewizzen part. von wizzen, hier mit activem Sinne: verständig, wis-
- send was sich schickt; rücksichtsvoll, taktvoll (synonym bescheiden). —
- unhoene adj., nicht hochfahrend ; herablassend, zuvorkommend. — 7300 suoMe
- gemuotf freundlich, gesinnt. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 253
- diu niuwan süezes künde,
- mit rötsüezem munde
- lachte si die swester an.
- si sprach: «^ ein sus geret man
- den tot in minem namen kür 7305
- ode sin öre verlür,
- min lip und unser beider laut
- waere bezzer verbrant.
- ziuch dich mit guotem heile
- ze minem erbeteile. 7310
- dir si verläzen äne nit
- beide laut unde strit.
- deiswär sit ichs niht haben sol,
- ichn gan es niemen also wol.
- heiz den kämpf lä.zen sin: 7316
- ir leben ist nützer danne daz min.
- ich bin noch baz ein armez ^rlp
- danne ir deweder den Hp
- durch mich hie sül Verliesen.
- ich wil üf dich verkiesen.» 7320
- s. 268 Ir willen da nieman ensach
- wan der ir guotes drumbe jach,
- den künec si alle bäten
- unde begunden raten,
- daz erz durch got tsete 7326
- unde die altern bsete,
- daz si der jüngeren doch
- daz dritte teil od minre noch
- ir erbeteiles wolde geben:
- ez gienge den ritem an daz leben, 7330
- ir einem ode in beiden,
- sine wurden gescheiden.
- daz hete si 11h te getan,
- wold es der künec gevolget hän.
- 7301 die nichts als Liebes wusste; über den Genetiv nach niuwan (=niht
- wan) vgl. Erec 307 und die Anmerkung. — 7305 den t6t kiesen, den Tod
- finden. — 7309 sich ziehen xuo einem d., ein Ding in Besitz nehmen, es sich
- aneignen; vgl. zu 2868. — mit guotem heile, mit glücklichem Erfolge; un-
- ter uottes Segen; ebenso 833. — 7311 veriäzen sty., überlassen: einem den
- atrtt veriäzen = den strit einem läzen in V. 118 und 4075; vgl. daselbst die
- Anmerkung. — 7317 noch baz, noch eher, noch lieber. — 7320 iif einen
- verJnesen, einem zu Gunsten Verzicht leisten, einem vergeben.
- 7322 «der sie nicht wegen ihres guten Herzens gelobt hätte». B« — -
- 7332 wenn sie nicht geschieden .würden. — 7333 lihte adv., wahrscheinlich. —
- 7334' es volgen, einer S. beistimmen, nachgeben, sich dadurch bewegen Itfsien. —
- 254 XII. ABENTEUER,
- done wolte ers niht volgen: 7335
- er was so sere erbolgen
- der altern durch ir herten muot:
- iu dühte diu junger also guot,
- daz er si nöte verstiez,
- wand si sich vil gar verliez 7340
- ze sinem hoverehte.
- dise guoten knehte
- die heten dem langen tage
- mit manegem riterlichen slage
- nach ören ende gegeben, 7345
- und stuont noch üf der wäge ir leben,
- unz daz diu naht ane gienc
- s. 269 und ez diu vinster undervienc.
- Sus schiet si beide diu naht,
- und daz ir ietweders mäht 7350
- wol dem andern was kunt,
- daz si beide da zestunt
- an ein ander genuocte.
- und Sit ez sich wol gevuocte,
- daz siz mit eren mohten län, 7355
- so liezen siz wol understän
- unz an den anderen tac.
- si täten als er ie pfiac
- der ie rehten muot gewan:
- swie leide dem biderben man 7360
- von dem andern geschiht,
- kumt ez von muotwillen niht,
- ob er den willen trüege,
- daz er in gerne slüege,
- 7339 note sdv. , nothgedrungen , ungern. — einen verstSzen, entweder im
- Sinne von: einem sein Erbteil entziehen (wie im Ereo 403 einen des erbe*
- verstözen) oder allgemein : einen zurtlckweisen, ihm seine Bitte abschlagen.
- — 7341 daz hotereht, das bei Hofe geltende Uecht; hier vorzagsweise die
- an Artus' Hofe geltenden Bestimmungen in Betreff des Zweikampfes, vgL
- 5742 -45 und ßcethe, Einl. zu Reinmar v. Zweier S. 78—79. — 7345 dem tage
- nach eren ende geben, den Tag ehrenvoll beschließen. — 7346 ^/ der wäge »tan,
- in Gefahr schweben. — 7348 undervähen stv., hindernd daswiseheBtreten.
- 7352—53 daß vor der Hand einer an dem andern genug hatte, sieh
- beide von einander befriedigt fühlten. — 7354 gevuocte pr»t. von gevüegen,
- — 7356 underatan v. au., für eine gewisse Zeit stille sein: bewenden, unter-
- bleiben: so noch bei Ulrich von Gutenberg 71, 17 (MSPr.) und in Gott-
- fried's Tristan 6814 ed. Bechstein. — 7358 ie hier== immer, in der Bedeu-
- tung verschieden von ie im folgenden Verse, wo es jemals bedeutet. —
- 7359 rehter muoty rechter, redlicher, biederer Sinn (im Gegensatz zu fal-
- scher muot), — 3627 von muotwillen, aus eigenem Antriebe und mit Absicht;
- hier: aus feindlicher Absicht. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 255
- sone ist er im doch niht gehaz, 7365
- unde behaget im baz
- danoe da bi ein boese man,
- des er nie schaden gewan.
- Daz wart wol schin an in zwein.
- sich verkante min her Iwein 7370
- wider sinen kampfgenöz,
- wandez vür eine gäbe gröz
- ir ietweder haben wolde,
- ob er wizzen solde,
- wer der ander wsere. 7375
- siniu wehselmaere
- s. 270 begunder wider in hän.
- er sprach: «wir haben et verlän
- unser häzlichez spil:
- ich mac nü sprechen swaz ich wil. 7380
- Ich minnet ie von miner mäht
- den liebten tac vür die naht:
- da lac vil miner vröuden an,
- und vröut noch wip unde man.
- der tac ist vroelich unde clär, 7385
- diu naht trüebe unde swär,
- wand sl diu herze trüebet.
- 7367 da bi, in Yergleich damit; dieBen Sinn hat der Ausdruck auch im
- Erec 1776 u. 8393, wo die Anmerkungen nachzusehen sind; ferner in der
- Kaiserohronik 11418: do was der sin genanne stoerzir bi dem manne; im
- Parzival XVI, 782: glich antlitze u. glichez vel Anfortas bi siner swester truoc;
- von dem übelen Weibe 248 bi mir alle die nu leben immer sint gebezzert;
- im Sinne von: darnach, nach dem Vorbilde, ad exemplum iin Flore 4632:
- daz ir mackent da bi einen turn; Mitteid. Sohachb. 216, 32 die kleinen rich-
- ten sich do bi als ob iz ein vorbilde si; Alemannia VI. 280, 3 fg. (die Maße)
- .HOl man phähten bi den geschirren; bei Mone, Altt. Schausp. 101, 60 da ziet
- tich, edelen riiter, bi und ebenso in der Elisabeth ed. Bieger 4 und 11
- (Anra. zu Iwein 2738); und in der mitteldeutschen Evangelienübersetzung
- (Haupt's Zeitschrift 9, 292): toarumme wandern nicht dtne junger bi der
- läre der a/den= Marcus 7, 5: iuxta traditionem seniorum; vgl. Graft 3, 11.
- 7370 — 71 sich verkünden wider einen, sich kund geben, zu erkennen
- geben einem gegenüber, mit einem bekannt zu machen suchen. Laoh-
- mann's Schreibung verkünde, von verkunnen, ist gegen alle Handschriften ;
- auf das in Ba tiberlieferte verkunte weisen auch die Lesarten der übrigen
- Hsss. hin; die Stelle scheint zu beruhen auf Chrestiens 6216 meis eincois
- que del champ s'an voisent, se seront bien antracointie ; vgl. Paul 1. 1. 396.
- Die Beispiele, welche Lexer III, 150 von verkünden beigebracht hat,
- scheinen allerdings nicht über das 14. Jahrh. zurückzugehen. — 7372 wan
- deiz, «außer daß es». L. — 7373 haben, halten, ansehen. — 7376 — 77 wehsel-
- mcBre wider einen hän^ Zwiegespräche mit einem unterhalten. — 7379 häz-
- lieh adj., feindselig, erbittert.
- 7381 von miner mäht, wegen, in Anbetracht meiner Kraft die mir der
- Tag gab, vgl. 7410, 7445. — 7384 zu vrout ist tac als Subject zu denken. —
- 7386 swär adj. (ahd. »war), Nebenform zu swcere (ahd. «wart). —
- 256 XII. ABENTEUER,
- s6 der tac üebet
- manheit Uüde wäfen,
- so wil diu naht släfen. 7390
- ich minnet unz an dise vrist
- den tac vür allez daz der ist:
- deiswär, edel riter guot,
- nü habet ir den selben muot
- vil gar an mir verköret. 7395
- der tac si guneret:
- ich hazze in iemer mere,
- wand er mir al min ere
- vil nach hete benomen.
- diu naht si gote willekomen: 74C0
- sol ich mit eren alten,
- daz hat si mir behalten.
- Nü seht, ob ich von dem tage
- niht grözen kumber unde clage
- s. 271 wol von schulden haben mege. 7405
- und waerer langer drl er siege,
- die heten iu den sige gegeben
- und mir benomen daz leben:
- des erlät mich disiu liebiu naht,
- diu luowe git mir niuwe mäht, 7410
- da nach göt aber ein swsere tac,
- daz ich danne aber vehten mac.
- nü muoz ich aber sorgen
- üf den tac morgen.
- got enwelle michs erlän, 7415
- so muoz ich aber bestän
- den aller tiuresten man,
- des ich ie künde gewan.
- da, hoeret weizgot sorge zuo:
- got si der sine gnäde tuo. 7420
- 7388 Heben swv., pflegen; mit etwas beschäftigt sein oder zu thun haben. —
- 7392 daz der ist, was da ist; daz der = daz dar (dar). — 7897 iemer mSre,
- fortan immer. — 7400 «für die Nacht sei Gott gelobt». B. — 7402 dafür
- hat sie allein Sorge getragen; das danke ich ihrer Fürsorge. — behalteny
- bewahren, sorgen daß etwas nicht verloren gehe.
- 7406 und wenn er nur so viel länger dauerte als zu drei Hieben Zeit
- gehört. — 7411 gen, folgen. Diese Zeile fasse man als parenthetischen Satz,
- sodaß 7412 sich an 741U anschließt. — 7415 falls mir's Gort nicht ersparen
- will. — 7420 Gott möge mir Gnade erweisen, mir beistehen I vgl. zu 1172,
- 6409. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 257
- den ich da meine, daz sit ir.
- got der bewar mir
- minen lip und m!n ere:
- ichn vorhte mir nie s6 sere.
- Und wizzet, daz ich nie gewan 7425
- ze tuonne mit deheinem man
- den ich so gerne erkande.
- ihr möhtent äne schände
- mir wol sagen iuwern namen.»
- «ichn wil mich wider iuch niht schämen», 7430
- sprach min her Gäwein.
- «wir gehellen beide in ein.
- herre , ir habent mir des' verdigen (?) ;
- 8. 272 unde hetent ir geswigen,
- die rede die ir habent getan, 7435
- die wold ich gesprochen hän.
- Daz ir da minnet, daz minn ich:
- des ir da sorget, des sorg ich.
- ez ist hiute hin ein tac,
- den ich wol immer hazzen mac: 7440
- wand er hat mir die n6t getan,
- der ich ie was erlän.
- mir benäm deiswär nie mere
- ein man also sere
- mlne werllche mäht: 7445
- und möhtet ir vor der naht
- ze zwein siegen hän gesehen,
- so müese ich iu des siges jehen.
- ich hän der naht vil küme erbiten.
- 7430 wider iuch, gegen, vor euch. — 7432 gehellen stv. , überein-, zu-
- sammenstimmen. — in ein, ttberein, zusammen. — 7433 einem eines d. ver-
- dthen stv., einem in einer Sache zuvorkommen ; so nach den Handschriften
- ADcd; es ist jedoch noch sehr fraglich, ob nicht die Lesart von Bb : ir
- habent mich des furdigen vorzuziehen ist (vgl. die Anmerk. zu 914); für-
- dihen würde sich dann gleichen den Zusammensetzungen vürstän (Mhd.
- Wörterbuch 2^, 589) vürtreten (Lanzelet 5241), fürnames, und ver- statt vür-
- könnte auf mitteldeutschem Einflüsse beruhen ; mit dem Accusativ und ip
- der Bedeutung von übertreffen, überwinden finde ich verdthen noch in den
- Bruchstücken aus Heinrich Hesler's Offenbarung bei K, Roth, Dichtungen
- des deutschen Mittelalters, S. 9; der sigenunftige strxt, der die werlt uber-
- siget und den tuvel verdiget , ist unser geloube.
- 7445 verlieh adj., wehrhaft, streitbar. — 7447 ze zwein siegen sehen.
- nur so viel Zeit sehen als zu zwei Hieben gehört. «Iwein hatte (7406)
- Ton dreyen gesprochen; der hÖeesche Gawein spricht von zweyen». B.
- — 7449 eines d. h&me erbiten stv., mit ängstlicher Spannung, mit Schmerzen
- etwas erwarten. —
- BABTXAmr VON AVE. xii. 3. Aufl. 17
- 258 XII. ABENTEUER,
- swaz ich noch hän gestriteu, '7450
- so gewan ich nie so groze not.
- ich vürhte laster ode den tot
- von iu gewinnen morgen.
- wir sin in glichen sorgen.
- und si iu daz vür war geseit, 7455
- daz ich durch iuwer vrümekeit
- iu aller der eren gan,
- der ich niht sere engelten kan.
- Min herze ist leides überladen,
- daz ich üf iuweren schaden 7460
- immer sol gedenken,
- swa ez mich niht süle krenken,
- da gesche iu allez des ir gert.
- des Sit ir weizgot wol wert.
- ich wolde daz ez wsere also, 7465
- s. 273 daz dise juncvrouwen zwo
- heten swaz si dühte guot,
- und daz wir dienesthaften muot
- under ein ander müesen tragen,
- ich wil iu minen namen sagen. 7470
- Ich bin genant Gäwein.»
- «Gäwein?» «ja.» «wie wol daz schein
- diesen unsenften tac!
- manegen vientlichen slac
- hän ich von iu enpfangen. 7475
- iwer haz ist ergangen
- über iuwern gwissen dienstman.
- unde ichn zwivel niht dar an,
- swaz ir mir leides hänt getan,
- des enwsere ich alles erl&n, 7480
- het ich mich enzit genant.
- 7456—58 ich wünsche euch um euerer Kitterlichkeit willen von Herzen
- alle die Ehre, von der ich selbst möglicherweise (insofern ich davon)
- keinen großen Nachtheil habe.
- 74G2 wo nur vorauszusetzen ist, daß es mich nicht benachtheiligen^
- mich au meiner Ehre nicht schmälern (krenken swv.) werde. — 7468 vgl.
- mit 476 S und Anmerkung.
- 7480 über die Negation — des enwcere (so nach A und den Prager
- Bruchstücken in der Germania 6, 363) — in dem von niht zwivetn abhAngigen
- Satze vgl. ne fg. und die Anmerkung zu 2966 u. 6337. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 259
- wir wäreil wilen baz erkant.
- herre, ich bin ez Iwein.»
- dö wonte under in zwein
- liebe bi leide. 7485
- sl vröuten sich beide,
- daz 81 zesamne wären komen:
- daz ir dewedere hete genomen
- des andern dehein arbeit,
- daz was ir beider herzeleit. 7490
- Beide trüren unde haz
- rümten gähes daz vaz,
- und richsent dar inne
- vröude unde minne.
- daz erzeicten si wol under in: 7495
- s. 274 diu swert würfen si hin
- und liefen ein ander an.
- ezn gelebte nie dehein man
- deheinen lieberen tac,
- und enweiz joch niht ob iemen mac 7500
- also lieben geleben,
- als in da got hete gegeben,
- si underkusten tüsentstunt
- ougen Wangen unde munt.
- Dö der künec die minne 7505
- und diu küneginne
- von in zwein gesähen
- und vriundes umbevähen,
- des wundert sl s6re,
- und entweiten niht mere, 7510
- si begunden dar gäben,
- 7482 teilen adverbialer Dativ, ehemals. — erkant, bekannt: wir kannten
- ehedem einander besser. — 7483 über ez vgl. zu 2611. — 7485 tiebe fem.,
- Freude. — 7488 daz ist hier hypothetisch zu fassen und dem Sinne nach
- an die Bedeutung von ob anstreifend; darum hat auch das folgende dehein
- hier affirmativen Sinn. — dewedere, der eine oder der andere. — 7489 eine*
- arbeit nemen, durch einen in Noth gerathen, von einem Noth leiden.
- 7493 richsent =richsente von richsenen swv. , herrschen, walten; vgl.
- über diese Nebenform von richesen (schon im Althochdeutschen richison.
- neben richsenön) Erec 8203 u. 1858; Jttng. Titurel 4653, 3; Buolandes Liet
- 31, 5; Altd. Predd. aus St. Paul 9, 27 richsenot. — 7500 joch, auch. —
- 7503 underküssen swv., gegenseitig küssen, altfranz. entre - baissier ; die mit
- under zusammengesetzten Yerba reciproca kommen mit dem 12. Jahrhun-
- dert in der deutschen Hofsprache auf und scheinen dem Französischen
- nachgebildet; vgl. Wackernagel, Altfranzösische Lieder und Leiche 198.
- 17*
- 2G0 XII. ABENTEUER,
- wand si si gerne sähen
- 86 vriuntliche gebären.
- und wer si beide wären,
- dazn was da nieman erkant, 7515
- wan als man ez sit bevant.
- ouch beten die helme unt tiu naht
- ir gesiune bedaht,
- unttes kampfes grimme
- verwandelt ir stimme, 7520
- daz si da wären unerkant,
- enheten si sich niht genant.
- «Ei», sprach min her Iwein,
- «der tac der da hiute schein,
- daz swert daz den slac truoc 7525
- s. 275 den ich hiute üf iuch sluoc,
- diu müezen guneret sin.
- her Gäwein, lieber herre min,
- waz mac ich sprechen m^re,
- wan daz ich iuch ere 7530
- als iuwer riter und iuwer kneht?
- daz ist min wille und min reht.
- ir hänt mich ofte göret
- und ze guote gekeret
- min dinc s6 volleclichen, 7535
- daz man mir in den riehen
- möre guotes hat gejehen
- danne es äne iuch wsere geschehen,
- ob ich da wider möhte
- iuch geren als ez töhte, 7540
- des wolde ich iemer wesen vro:
- nune mac ich anders wan als6,
- daz ich iuwer Iwein
- iemer schine, unde ie schein,
- niuwan hiute disen tac, 7545
- den ich wol iemer heizen mac
- die gallen in dem järe:
- 7518 gesiune stn., Gesicht, Aussehen. — 7519 und des Kampfes Heftigkeit ->
- 7523 Ei (wofür die Handsohriften BDa do, die übrigen Her, Er, Es lesen)
- ist eine yermuthung..von Beneoke und Lachmann und bezeichnet hier
- einen Ausruf des Argers oder Unmuths. — 7525 tragen stv. führen
- 7.'>29 vgl. 778 und 2. Büchl. 821. — 7532 re/it neutr., Pflicht, Schuldigkeit —
- 7544 unde, wie. — 7547 soviel als: den bittersten Tag im Jahre. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND G AWEIN. 261
- wand ezn wart zewäre
- weder min hant noch min swert
- nie der unmäzen wert, 7550
- daz si in ie geslüegen slac.
- ich verwäze swert untten tac:
- s6 sol min ungewizzen hant
- ir geltes selbe sin ein pfant,
- daz si iu daz ze wandel gebe, 7555
- s. 276 daz si iu diene unz ich lebe.
- her Gäwein, doch enmöhtent ir
- niht baz gerochen sin an mir:
- wand si hat mich gun^ret
- und iuwern pris gemeret. 7560
- si hat sich selben so erwert,
- daz iu der sige ist beschert.
- ich sicher in iwer gebot:
- wan daz weiz unser herre got,
- daz ich sigelös bin. 75G5
- ich scheide iwer gevangen hin.»
- «Herre und lieber geselle, nein»,
- sprach min her G&wein.
- «daz sich dehein min äre
- mit iuwerm laster m^re! 7570
- des prises hän ich gerne rät,
- des min vriunt laster hat.
- waz töhte, ob ich mich selben trüge?
- 7550 er ist der unmäzen wert, werth daß man ihm solche Unschicklichkeit,
- Ungezogenheit beilegt; wert hat hier in der Umschreibung ziemlich die-
- selbe Function und dieselbe Bedeutung, welche sonst die Bildungssilbe
- -Itch (Auch -beere) in den Adjectiven hat (vgl. unmoezeclich, unhovebcere) ; so
- heißt's im Buolandsliede 222, 3: er scol von rehte imer munich stn, swer fit
- nicht slSt daz swert, derne wart nie mannes wert; vgl. auch 2. Büchl. 147i>
- und den Ausdruck gotes wert und in der Erlösung 6287 forhte wert. —
- 7552 verwäzen wie in V. 2026. — 7553 so, dagegen, andererseits; vgl. zu
- Erec 6653; Lieder 11, 12; 2. Büchl. 666. — ungewizzen, unverständig. —
- 7554 (meine Hand wird nun) für ihre Schuld {gelt, eigentlich die zu leistende
- Zahlung) auch selber haften, einstehen, aufkommen, büßen. — 7555 wandel,
- hier in demselben Sinne wie in V. 1645 u. 2288. — 7557 rfocÄ, wirklich,
- gewiss, unstreitig, sicherlich, glaubt mir, seid versichert, freilich, doch
- wohl eigentlich, nun einmal; vgl. zu 8011. — 7561 sich erwern, «sich ver-
- theidigen», vgl. 415. — 7562 der von Lachmann vermisste Beim auf sige
- findet sich im MSFr. 71, 20 (: gelige). — 7563 sichern in eines gebot, sich
- in Jemandes Gewalt ergeben, sich ihm unterwerfen; eigentlich als Über-
- wundener seinem Besieger Treue und Unterwerfung geloben; vgl. Athis
- und Prophilias, S. 92 (11): und sichirt ime an sine hant; vgl. den Ausdruck
- an oder in einet hant loben. — 7566 iwer gevangen , als euer Gefangener.
- 7569 — 70 daß nicht etwa meine Ehre durch deine Schande (oder: auf
- deine Kosten) Zuwachs erhaltet — 7573 trüge conj. prset. von . —
- 262 XII. ABENTEUER,
- swaz ^ren ich mich ane züge,
- so habent si alle wol gesehen, 7575
- waz uuder uns ist geschehen.
- ich sicher unde ergibe mich:
- der sigelöse der bin ich.»
- Her Iwein antwurt aber do:
- «ir wsenet lihte, daz also 7580
- disiu Sicherheit geschehe,
- daz ich ir iu ze liebe jehe.
- waeret ir mir der vremdest man
- der ie ze Riuzen hüs gewan,
- e ir mich so bestüendent me, 7585
- s. 277 zwäre ich sichert iu e.
- von rehte sicher ich von diu.»
- «nein, herre geselle, ich sicher iu»!
- sprach min her Gäwein.
- sus werte under in zwein 7590
- äne lösen lange zit
- dirre vriuntlicher strit,
- unz daz der künec unt tiu diet
- beide vrägte unde riet,
- waz under disen liuten 7595
- diu minne möhte diuten
- dem hazze also nähen,
- den si e da sähen;
- des man im schiere verjach.
- sin neve her Gäwein sprach: 7600
- «Herre, wir sulnz iu gerne sagen,
- daz ir uns iht habent vür zagen,
- ode daz des iemen wän habe,
- daz wir mit dirre vuoge iht abe
- 7574 was ich auch von Ehren mir anrechnen, beilegen würde; vgl. zu 2S73.
- 7584 ze Riuzen, bei den Bussen (nach den Handschriften BD ze
- Kriechen): sprichwörtliche Bezeichnung für etwas Weitentferntes und Wild-
- fremdes; vgl. Pfeiffer zu Walther, S. 180; Lachmann zu Walther, S. 1^5
- <4. Ausg.); in eben diesem Sinne steht ze Kriechen im 2. Büchl. 47. —
- 7587 von diu, vgl. zu 5722. — 7591 losen swv., heucheln, schmeicheln. —
- 7597 in so unmittelbarer Nähe des Hasses, so plötzlich auf den Haß
- folgend.
- 7602 daz iht, damit nicht etwa; ebenso daz iemen in der folgenden
- Zeile: daß nicht etwa jemand. — 7604 vuoge fem., aFfiglichkeit, passende
- Manier, Gelegenheit.» — daz iht, hier soviel wie: als ob etwa. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 263
- des strites komen wellen. 7005
- wir wären ^ gesellen :
- daz was uns leider unkunt '
- hiute unz an dise stunt:
- nune wont niht hazzes bi uns zwein.
- ich iuwer neve Gäwein 7610
- hän gestriten wider in,
- dem ich dienesthafter bin
- danne in der werlte ieman,
- unz er mich vrägen began,
- wie ich wsere genant. 7615
- do im min name wart erkant,
- do nanter sich sä,,
- s. 278 und rümte vientschaft da,
- und gehellen iemer m^re in ein.
- ez ist min geselle Iwein. 7620
- Und gelöubet mir daz ich iu sage:
- het erz gehabt an dem tage,
- mich hete bräht in arbeit
- min unreht und sin vrümekeit.
- diu juncvrowe hat rehtes niht, 7625
- vür die man mich hie vehten siht:
- ir swester ist mit rehte hie.
- s6 half ouch got dem rehten ie:
- des waere ich tot von siner haut,
- het ez diu naht niht erwant. 7630
- Sit mir geviel daz unheil,
- so ist mir lieber ein teil
- nach grözem ungevelle,
- daz mich min geselle
- habe tiberwunden danne erslagen. » 7635
- die rede begunde her Iwein clagen
- 7605 des strites abe komen y vom Kampfe loskommen, frei werden. —
- 7618 rtimen^ weichen; vientschaft ist Nominativ. — 7619 zu gehellen ist wir
- aus dem Zusammenhange zu ergänzen.
- 7622 ez an dem tage hän, die Zeit (hinlängliche Tageszeit) dazu haben,
- vgL über diese Ausdrucksweise die Anmerkung zu Ereo 4521; Herbort
- Troj. 15053 swer ez an der rede hat; Gottfried's Tristan 9486: ez an dem
- libe noch^ an der krefte hän; Heinrich von dem Türlin 5870: ez an dem
- herzen hän, den Muth dazu besitzen; Heinrich Wittenweiler im Bing 9^,
- 12: do moht ers nit an herzen haben; Fastnachtsspiele 1423 er hat es wol
- an leibe und an gut. — 7628 der rehte, der Gerechte; der, welcher gerechte
- Sache hat; — die Zeile enthält einen sprichwörtlichen Ausdruck, vgl.
- Mhd. Wörterb. 2», 612*», 47 und Stricker's Daniel, Fol. 93^ : wÄ half doch got dem
- rehten ie. — 7663 bei dem großen Missgeschick, das mir widerfahren ist. —
- 264 XII. ABENTEUER,
- und wart von leide schamerot,
- daz er im der eren bot
- ein lützel mere danne gnuoc.
- daz ören er im niht vertruoc: 7640
- wan rette er wol, s6 rette er baz.
- hie was zorn ine haz.
- Der rede vil d& geschach,
- daz man ir ietwedern sach
- des andern pris meren 7645
- mit sin selbes 6ren.
- s. 279 des vröute der künec sich.
- er sprach: «ir müezent ane mich
- disen strit läzen beide,
- durch daz ich iu bescheide 7650
- des iuch wol genüeget
- und sich ouch mir vüeget.»
- Diu rede wart im bevolhen gar.
- die juncvrouwen läter dar.
- er sprach; «wä. ist nn diu magt, 7655
- diu ir swester hat versagt
- niuwan durch ir übermuot
- ir erbeteil unt taz guot,
- daz in ir vater beiden lie?»>
- do sprach si gähes: «ich bin hie.» 7660
- do si sich alsus versprach
- und unrehtes selbe jach,
- ,des wart Artus der künic vrö:
- ze geziuge zoch er si alle dö.
- er sprach: vrouwe, ir hat verjehen. 7665
- 7640 rfac eren, das Erweisen von Ehre, Rtthmen, Höherstellcn. — 7641 er —
- er, jeuer — er. — 7642 zorn 8tm. , heftiger Streit, Eifer, Wetteifer.
- 7648 ane mich läzen^ mir überlassen.
- 7653 die Sache wurde ihm ganz anheimgestellt, überlassen. — 7654 läte
- = ladete; vgl. täten: taten bei Heinrich von dem Türlin 481; heim geldt:
- yrät im 1. Büohl. 1765 und Spec. Ecclesiee lu4, Z. 25; dar laden, vor sich
- laden. — 7658 «liegendes und bewegliches Vermögen; vgl. Armer Hein-
- rich 247». B. ; ähnlich steht erbe (erib) als Grundeigenthum dem hört
- gegenüber in den Gesta Romanorum, S. 16, sowie dem varenden guot,
- S. 52, Z. 2 von unten. — 7661 sich versprechen, sich zum Schaden sprechen.
- — 7662 mau hat aus dem vorhergehenden Accusativ sich für diesen Satz
- den Dativ ir zu ergänzen: und da sie sich (ir) selbst des Unrechtes, der
- Ungerechtigkeit bezichtigte. — 7664 einen ze geziuge ziehen, einen zur Be-
- zeugung (der geziuc) heranziehen, «um Zeugen nehmen. — 7665 verjehen
- 8tv., uklar und bündig erklären», bekennen. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHES IWKIS OH) GAWEIS. 265
- daz ist Tor so tu diet geschehen,
- daz irs niht wider mnget komen:
- und daz ir ir habt genomen,
- daz müezet ir ir wider geben,
- weit ir nach gerihte leben, n 7670
- «Nein, herre», sprach si, «dorch got
- ez st^ üf inwer gebot
- beide gaot nnde lip.
- ja gesprichet lihte ein wlp
- des si niht sprechen solde. 7675
- 8. 280 swer daz rechen wolde,
- daz wir wlp gesprechen,
- der muese Til gerechen.
- wir wip bedürfen alle tage,
- daz man nns tnmbe rede vertrage, 7680
- wand si nnder wilen ist
- herte nnd doch an argen list,
- gevaerlich nnd doch äne haz:
- wan Wime knnnen leider baz.
- swie ich mit Worten habe ge?am, 7685
- 86 Salt ir inwer reht bewam,
- daz ir mir niht gewalt tuot»
- er sprach: «ich läze iu iuwer guot,
- und iuwer swester habe daz ir.
- der strit ist läzen her ze mir: 7690
- ouch hat sich diu guote
- mit einvaltigem muote
- so gar her ze mir verlän:
- diu muoz ir teil ze rehte hän.
- gehellen wir zwene in ein 7695
- (ez gibt min neve Gäwein,
- daz er den sige verlorn habe),
- s6 kument ir des strites abe
- 7667 über e» wider komen vgl. zu 2923. — 7670 nach gerihte leben, dem ge-
- richtlichen Urtheilssprttche nachleben, nachkommen.
- 7672 88 steht euch zu Gebot, zur Verfügung. — 7683 gevcerlich adj.,
- was andere zu fangen oder ihnen zu schaden (teeren swr.) trachtet, ver-
- fänglich, hinterlistig. — 7685 mit etevo. varn, mit etwas verfahren, handeln,
- umgehen. — 7687 daz niht, ohne daß; dagegen daz iht (welches in B Da
- steht) würde: daß nicht, damit nicht bedeuten, und tuot müsste dann Con-
- junctiv sein. — 7690 die Entscheidung des Processes ist mir überlassen;
- vgl. zu 4553. — 1692 einvaUic adj., einfältig, arglos. — 7693 sich ze einem
- verläzen, sich auf einen verlassen, vertrauensvoll einem überlassen. —
- 7695 wir zwene, nämlich ich und dein kempfe Oäwein. — 7698 des strites
- abe kumen, hier: den Streit, den Handel verlieren.
- 266 XII. ABENTEUER,
- mit schänden unde an ere.
- BUS ist ez iemer mere 7700
- iuwer pris und iuwer heil:
- lät ir mit minnen ir teil.»
- Ditz redter, wander weste
- ir herze also veste
- an hertem gemüete, 7705
- durch reht noch durch güete
- s. 281 enhete siz nimmer getan.
- si muose gewalt od vorhte hän:
- nu gewan si vorhte von der drö.
- «nü tuot dermite», sprach si d6, 7710
- «weder minre noch me
- wan daz iu rehte ste.
- beide ich wil und muoz si wem,
- Sit daz irs niht weit enbern.
- ich teile ir liute unde laut: 7715
- des Sit ir bürge unde pfant.»
- Do sprach der künec: «daz si getan.»
- wandez an in was verlän,
- so wart ez wol verendet,
- verbürget unde verpfendet, 7720
- daz si ir erbeteil enpfienc.
- der künec sprach, dö ditz ergienc:
- oneve Gäwein, entw&fen dich:
- so entwäfen ouch her Iwein sich:
- wan iu ist beiden ruowe not.» 7725
- dö täten si daz er gebot.
- Nü was der leu üz komen,
- als ir e habent vernomen,
- da er dk in versperret wart,
- 7700 sus, «sonst, andernfalls, wenn ihr es nicht zu einer rechtlichen Ent-
- scheidung kommen lasst» (Paul). — 7702 mit minnen, vgl. zu 5731.
- 7711—12 vgl. darüber die Bemerkung zu 4874-75. — e: »tat mir rehte,
- es schickt sich ftlr mich, steht mir wohl an von Rechts wegen; oder es
- gilt mir für Recht? -- 7713 wem, vgl. zu 6068.
- 7718 an einen verläzen, einem überlassen, Übergeben, anheimstellen. —
- 7720 verbürgen swv., durch Bürgschaft sichern. — verpf enden swv. , durch
- ein Pfand sichern.
- 7728—29 da wo er, wie ihr vorhin gehört habt (vgl, 6902—4), einge-
- sperrt war; «das erste da ist mit iiz und in zu verbinden, das zweite ist
- das bei Relativen wie der, da gewöhnliche». B.; vgl. 7392. —
- ZWEIKAMPF ZWISCHEN IWEIN UND GAWEIN. 267
- und jagte üf sines herren vart, 7730
- unz si in zuo in sähen
- dort über velt gäben,
- do bestuont da niemen mere:
- si Yorbten in so sdre.
- da vlocb man unde wip 7735
- s. 282 durcb bebalten den lip,
- unz daz ber Iweiu spracb:
- «ern tuot iu debein ungemacb:
- er ist min vriunt und suochet micb.»
- dö verstuonden si alrerst sieb, 7740
- daz ez der degen msere
- mittem lewen wsere,
- von dem si wunder borten sagen
- und der den risen bet erslagen.
- «Geselle», spracb ber Gäweiu d6, 7745
- fticb mac wol iemer sin un>TÖ,
- daz icb iu sus gedanket bän
- des ir mir guotes bänt getan,
- den risen sluogent ir durcb mich:
- des ruomte min niftel sich; 7750
- wand ir enbutet mirz bi ir.
- ez bet durcb micb, seit si mir,
- der riter mittem lewen getan:
- im woltet st niht wizzen län,
- wie ir wserent genant. 7755
- dö neic icb umbe in elliu lant,
- ichn weste war ode wem,
- wan icb meinte ez bin ze dem,
- der durcb micb bestuont die not:
- unde esn letze micb der tot, 7760
- icb gediene ez iemer als icb sol.
- icb erkenne iuch bi dem lewen wol.»
- sus lief der lewe zuo im her:
- 7733 bestän , stehen bleiben , Stand halten. — 7736 um sich zu retten.
- 7747 sus d. h. so wie ich es gethan habe , so wenig. — 7748 des —
- guotes steht hier ftlr daz— guotes, vgl. daz—lasters in V. 3132; der Genetiv
- des ist durch Attraction des vorhergehenden Satzes bewirkt wie in Y. 5339.
- — 7750 sich des rüemen, damit groß thun, prahlen; adarüber jubeln». B. —
- 7751 ez einem enbieten bi einem, es einem melden lassen durch einen. —
- 7756 da verneigte ich mich (dankend und segnend) rings (umbe) nach
- allen Gegenden hin ; vgl. zu 5838. — 7760 esn letze mich, wofern mich nicht
- daran hindert; vgl. zu 2933. — 7761 vgl. 3636. —
- 268 XII. ABENTEUER, ZWEIKAMPF ZW. IWEIN UND GAWKIN.
- s. 283 sinem herren zeict er
- vröude unde vriuntschaft 7765
- mit aller der kraft,
- als ein stumbez tier dem man
- vriuntschaft erzeigen kan.
- Zehant wart in beiden
- ein ruowe bescheiden, 7770
- da in genäde unde gemach
- zuo ir wunden geschach.
- arzäte gewan her Gäwein,
- im selben unde in zwein,
- ze heilenne ir wunden. 7775
- ouch pfiac ir zallen stunden
- diu künegin untter künec Artus,
- des hinten si daz siechhüs
- Yil ünlange stunt,
- e daz si wären gesunt. 7780
- 7766 kraft, Ausdruck.
- 7771 gnade, hier: Buhe, wie 5946. — 7774 i»für sich und für sie beide;
- denn an den Löwen ist nicht zu denken». B. Auffallend bleibt diese Aus-
- drucksweise, und man könnte versucht sein hem Iwein für in zwein zu
- vermuthen. — 7778 daz siechhüs buwen, im Krankenhause wohnen, darin
- zubringen = krank darniederliegen ; vgl. biute: geriute im A. Heinrich 268.
- XIII. ABENTEUER, DIE VERSÖHNUNG. 269
- XIII. ABENTEUER,
- DIE VERSÖHNUNG.
- Kaum ist Iwein von seinen Wunden geheilt, so treibt ihn die Sehn-
- snoht wieder vom Hofe weg nach dem Lande, wo seine Gemahlin wohnt.
- Dort naht er sich zunächst dem bekannten Brunnen und verursacht durch
- denselben wieder ein solches Unwetter rings umher, daß Alles dartLber in
- Bestürzung und Zorn geräth. Laudine begehrt in dieser Noth von Lu-
- neten Bath. Diese weist sie auf den Bitter mit dem Löwen hin, der sie
- vor kurzem vom Feuertode erlöst habe; der allein sei auch der rechte
- Mann, der ihre Herrin vor fernem Anfechtungen schützen werde; er sei
- aber nur dadurch zu gewinneu, daß sie sich eidlich verpflichte, ihn mit
- seiner Gemahlin wieder auszusöhnen. Ohne zu ahnen, wer jene ist,
- schwört Laudine der listigen Lunete den verlangten Eid. Darauf eilt
- diese nach dem Brunnen und verkündigt dem dort weilenden Iwein, daß
- sie ihm die Huld ihrer Herrin wieder gewonnen habe. Freudig folgt ihr
- nun derselbe in die Burg und gibt sich dort Laudinen zu erkennen; diese
- ist anfangs überrascht und schilt über Lunetens List; bald aber findet
- zwischen beiden Gatten eine aufrichtige Versöhnung statt.
- Dö hern Iweine wart gegeben
- kraft unde gesundez leben,
- noch wären im die sinne
- von siner vrouwen minne
- so manegen wls ze verhe wunt, 7785
- in dühte, ob in ze kurzer stunt
- sin vrouwe niht enloste
- mit ir selber tröste,
- so müeser schiere sin tot.
- s. 284 in twanc diu minnende not • 7790
- üf disen gsehen gedanc:
- 7781 — 82 lauteten möglicherweise so: Do hern Iweine toart sin leben,
- kraft unde gesunt gegeben; denn die Handschrift A hat i\n gesuntj B da-
- gegen gentnt statt des im Texte stehenden gesundez, — 7785 manegen
- wU ist adverbialer Accusativ: auf manigfache Weise, wie allen toU in
- V. 3047; vgl. Kindheit Jesu 89, 63: s6 manegen lois. — ze verhe tount, aufs
- tiefste oder tief verwundet; vgl. zu 7234. — 7786 ze kurzer stunt, bald. —
- 7790 diu minnende nSt (ebenso in Wigalois 35, 1), adle Noth des Liebens,
- der Liebe, die von der Liebe erregte Noth oder wie es ein kälteres
- Gompositam ausdrücken würde: die Liebesnoth». J. Grimm's Gram-
- matik 4, 68. —
- 270 XIII. ABENTEUER,
- «ich tribez kurz ode lanc,
- sone weiz ich wie ich ir minne
- iemer gewinne,
- wan daz ich zuo dem brunnen var 7796
- und gieze dar und aber dar.
- gewinne ich kumber da von,
- so bin ich kumbers wol gewon
- und lide in gerner kurzer tage
- danne ich iemer kumber trage. 7800
- doch lid ich kumber immer mö,
- im getuo der kumber ouch s6 we,
- daz ich noch ir minne
- mit gewalt gewinne.»
- Mit sinem lewen stal er sich dar, 7805
- daz es niemen wart gewar
- da ze hove noch anderswä,
- und machte kumbers weter da.
- daz wart als ungehiure,
- daz in dem gemiure 7810
- niemen triute genesen,
- «vervluochet müezer iemer wesen»,
- sprach da wip unde man,
- «der ie von tote began •
- büwen hie ze lande. 7815
- ditz leit und dise schände
- tuot uns ein man, swenne er wil.
- bceser stete der ist vil:
- s. 285 iedoch ist ditz diu boeste stat
- dar üf ie hüs wart gesät.» 7820
- 7792 mag ich nun kurze Zeit oder lange so zubringen; ich mag es an-
- fangen wie ich will: vgl. Katharinen Marter 847 ez ste kurz oder lane, du
- must im — — entwichen; Bulmann Merswin, das Buch von den neun
- Felsen, S. 7: mache es kurz mache es lanc, so mach es doch nüt anders stn^
- du muest es duon. — 7799 kurzer tage, kurze Zeit lang. — 7800 danne f als
- daß. — 7801—4 doch «dauert die Noth, die auf mir lastet, unvermindert
- fort, wenn nicht jenes schreckliche Ungewitter auch der Königin so wehe
- thut, daß sie dadurch gezwungen wird, mich wieder zu ihrem Qemahl
- und Beschützer anzunehmen». B.
- 7808 kumbers weter, schweres Unwetter, ein Ungewitter; in der ent-
- sprechenden Stelle Y. 6(0 steht dafür swarz weter; aber dort wird wol
- wäzwetter das echte gewesen sein; über u'a^^Sturm vgl. MttUenholT und
- Scherer, Denkmäler XXXII, 20 und die Anmerk. S. 350 sowie das Mhd.
- Wörterbuch 3, 610l>, 3. — 7810 daz gemiure, Mauerwerk, Oebftude.
- DIB VERSÖHNUNG. 271
- Daz waltgevelle wart so gröz,
- untter süs untter döz
- werte mittem schalle,
- daz er die liute alle
- gar verzwivelen tete. 7825
- d6 sprach vrou Lünete:
- «vrouwe, kumt vil dräte
- der dinge ze rate,
- wä ir den man vindet
- mit dem ir überwindet 7830
- disen schaden und ditz leit.
- der ist iu weizgot ungereit,
- man ensuoche in danne verre.
- im möhtet schände merre
- niemer gewinnen, 7835
- swenner nü scheidet hinnen
- alles strites erlän,
- der iu ditz laster hat getan,
- ditz geschiht iu aber morgen:
- im wellet besorgen 7840
- dise selben sache,
- man enlät iuch mit gemache
- niemer möre geleben.»
- «mahtü mir nü rät gegeben?»
- sprach diu vrouwe zuo der magt. 7845
- «nü si dir min not geclagt,
- wan du mines dinges weist
- als6 vil BÖ iemen meist.»
- Sl sprach: «vrouwe, ir habt den rät,
- s. 283 der iu baz ze staten stät. 7850
- ich bin ein wip: nsem ich mich an
- re rätenne als ein wiser man,
- s6 wsere ich tumber danne ein kint.
- 7821 Das waUgevellCf das Umstürzen der Bäume im Walde. ^ 7822 sus
- stm.j das Sausen. — 7828 eines dinges ze rate komen, über etwas zu einem
- bestimmten Entsohlusss kommen; einer Sache abzuhelfen suchen, mit ihr
- aufs Beine kommen ; Kaiserchronik 4347 : in deme Senate quämen die herren
- des ze rate; üblicher ist: eines d. ze rate werden. — 7839 aher^ wieder. —
- 7847—48 da du über meine Verhältnisse besser als sonst jemand unter-
- richtet bist.
- 7849 rät ist hier nicht abstrakt, sondern coUektiv zu verstehen: die
- Leute welche zu raten wissen; ebenso 7857. — 7850 der iu ze staten stät,
- der euch Hilfe gewährt, über den ihr verfügen könnt. — 7851 sich an
- ntmen mit dem Infinitiv: sich vornehmen, wollen, wagen. —
- 272 XIII. ABENTEUER,
- ich lide, mit andern die hie sint,
- daz mir ze lidenne geschiht, 7855
- unz man noch dirre tage siht
- wen iuwer rät vinde
- von iuwerem gesinde,
- der dise bürde an sich neme
- und der uns ze schirme zeme. 7860
- ez mac wol sin daz ez geschiht:
- iedoch verwaene ich mich es niht.»
- Si sprach: «du solt die rede län:
- ichn han gedingen noch wän
- daz ich in iemer vinde 7865
- in minem gesinde:
- und rät dar nach daz beste.»
- si sprach: «der danne weste
- den riter der den risen sluoc
- und der mich lasters übertruoc, 78^70
- daz er mich von dem röste
- hie vor iu löste,
- der iu den selben suochte,
- ob er ze komen geruochte,
- sone wsere ez ni ender baz bewant. 7875
- doch ist mir ein dinc wol erkant:
- ezn hülfe niemannes list,
- s. 287 unz im sin vrouwe ungnsedec ist,
- daz er vüere durch in,
- weder her ode hin, 7880
- em tsete im danne Sicherheit,
- daz er nach rehter arbeit
- mit allen sinen dingen
- 78-S4 ich itde hier im Gegensätze zu ir habt den rat (7849) und soviel als:
- ich muß mir gefallen lassen was ihr beschließt. — mit andern : daftlr hat
- Lachmann, um den Vers zu glätten, unt t' andern vermuthet. — 7855 =
- Eraolius 2143. — 7856 dirre tage ist Genetiy=in diesen Tagen. — 7857 über
- rat vgl. das zu 7849 bemerkte und Mhd. Wörterb. 11», 568^, 44 fg. —
- 7858 vont aus, unter. — 7862 ich vertooBne mich des, ich halte das für wahr-
- scheinlich.
- 7868 der danne, wenn jemand; ebenso der in Y^ 7873. — 7875 nir-
- gends wäre das (nämlich das suochen) besser angebracht; nirgends wäre
- auf einen bessern Erfolg zu rechnen; das wäre wohl der beste Weg. —
- 7880 « welches von beiden es sei , her oder hin ». B. — 7882 nach rehter
- arbeit f sodaß er sich ordentlich (ehrlich, redlich) bemühte; mit red-
- Uoher Anstrengung; in gehörig angestrengter Weise; vgl. über nacA,
- welches hier die Art und Weise ausdrückt und von Hartmann öfter aar
- Umschreibung adverbialer Bestimmungen gebraucht wird, 4981, 7051 ; Breo
- 4170, 4899. —
- DIE VERSÖHNUNG. 273
- da nach hülfe ringen,
- ob er durch in iht tsete, 7885
- daz er wider haete
- siner vrouven miune. »
- diu vrouwe sprach: «die sinne,
- der mir unser herre gan,
- die kere ich alle dar an, 7890
- beide lip unde guot,
- daz ich im ir zornmuot
- vertribe, ob ich iemer mac.
- des enpfäch minen hantslac.»
- Do sprach aber vrou Lünete: 7895
- «ir sit siieze und iuwer bete,
- welch guot wip wsere von den sitcu,
- die ir ze vlize woldet biten,
- diu iht versagen künde
- einem also süezen munde? 7900
- ob es iu äne valschen list
- emest wirt oder ist,
- so muoz er wol ir hulde hän.
- ichn mac iuch des niht erlän,
- irn geh^izet imz mit eide, 7905
- e daz ich von iu scheide.»
- Des eides was si vil gereit.
- s. 288 vrou Lünete gap den eit,
- und wart vil gar üz genomen
- daz im ze staten mohte komen 7910
- nach dem si da solde varn.
- si sprach: «vrouwe, ich muoz bewarn
- mit seihen witzen den eit,
- daz mich deheiner valscheit
- 7892 zornmuot, m., zorniger Sinn; Tgl. Schiller -Lübben, Mnd. Wörterb.
- 8. V. tornemot.
- 7898 »e vlize, mit Fleiß, ernstlich, dringend. — 7901 valsc/ier list, trüge-
- rische, unredliche List. — 7903 so wird er unfehlbar sich ihre Huld er-
- werben.
- 7908 den eit geben, die Eidesformel vorsagen, vorlegen, bestimmen. —
- 7909 uz nemen, hervorheben. — 7910 das was für ihn von Wichtigkeit
- schien, ihm nämlich zur Aussöhnung mit seiner Gemahlin verhelfen
- konnte. — 7912 bewarn swv. , schützend mit etwas versehen, verwahren
- (verklausulieren). — 7913 mit seihen witzen (plur. ), mit solcher Klugheit,
- Überlegn^ng (Bedacht, Vorsicht); vgl. zu 2721. — 7914 valscheit steht nicht
- ganz sicher; A hat dafür arbeit, a dagegen schlachtkeit ; vielleicht war
- archeit oder schalcheit der vom Dichter hier gesetzte Ausdruck. — da:
- iemen, damit niemand, ne quis.
- HABTHANN VON AUE. III. 3. Aufl. 18
- 274 XIII. ABENTEUER,
- iemen zihe dar an. 7915
- er ist ein harte stseter man
- nach dem ich da rlten sol,
- und bedarf da stseter rede wol.
- weit ir nach im senden,
- diu wort mit werken enden 7920
- der ich zem eide niht enbir,
- so sprechet, vrouwe, nach mir.»
- die vinger wurden üf geleit:
- alsus gap sl den eit:
- «Ob der riter her kumt 7925
- und mir ze miner not gevrumt,
- mit tem der leu varend ist,
- daz ich an allen argen list
- mine mäht und minen sin
- dar an kerende bin, 7930
- daz ich im wider gewinne
- siner vrouwen minne:
- ich bite mir got helfen so,
- daz ich iemer werde vr6,
- und dise guote heiligen.» 7935
- done was da niht verswigen
- des er bedürfen solde
- s. 289 den si bringen wolde.
- 7916 ein harte staute man, ein Mann von sehr festem Charakter, beharr-
- licher Gesinnung, der sich nicht, leicht umstimmen oder zu etwas bewegen
- lääst. — 7918 stcete rede, ein Wort das unverfänglich, keiner Deutehing
- oder Verdrehung fähig ist, ein festes und sicheres, zuverlässiges. —
- 7920 mit werken enden, wirklich ausführen. — 7923 die vinger vf legen,
- nämlich auf das Beliquienkästchen mit den Gebeinen des oder der Heiligen ;
- daher heißt es in V. 7935 dise guote heiligen; vgl. zu Erec 3899.
- 7925 — 35. Über die Form des in diesen Zeilen enthaltenen Sohwures
- vgl. man die Bemerkung zum 1. Büchl. 142H — 42. — 7926 und mir in meiner
- Nuth sich nützlich erweist. — 7928 daz leitet hier (wie in den zu dem
- 1. Büchl. 1439 aufgeführten Eiden) den Gegenstand des SchwOrent ein,
- abhängig entweder von einem dem Sinne nach zu ergänzenden ich iwtre,
- ez ist tcär, oder von den "Worten des Schlusses: ich bite mir got helfen
- so und dise guote heiligen, welche eigentlich nur eine weiter gefasste
- Umschreibung des gewöhnlichen ich suwre enthalten. — 7933 und 7935 sind
- zusammen (wie in Gottfried's Tristan 15711 fg.) und mit dem davon ab-
- hängigen y. 7934 so zu fassen : Gott stehe mir bei und diese guten Heiligen
- und verhüte, falls ich nicht wahr gesprochen habe, daß ich jemals selig
- (iemer vro) werde; vgl. darüber die Auseinandersetzung in der Anmerk.
- zum 1. Büchl. 1423 fg. und zum Iwein 8117. Der Ausdruck daz ich iemer
- verde vro ist formelhaft und erscheint auch im 1. Büchl. 1434; vgL Mone,
- Schausp. des Mittelalters I, 10i>, 95 dat du nimmer werde» rrd (daß du
- ewig verdammt seist I), wie antwortes du eime vorsten sof — 7937 was der-
- jenige haben müsste.
- DIE VERSÖHNUNG. 275
- sich underwant vrou Lünete
- der reise die si gerne tete 7940
- Hin reit diu guote •
- mit vroelichem muote;
- und was ir dö ze der stunt
- lützel dar umbe kunt,
- do si der vart begunde, 7945
- wä si in vunde;
- und wart ir kurzliche kunt
- ir vil sseliger vunt,
- wan si in bl dem brunnen vant.
- er was ir bi dem lewen erkant: 7950
- ouch erkänte si ir herre,
- dö er si sach von verre.
- Mit guotem willen gruozter si.
- si sprach: «daz ich iuch also bi
- vunden hän, des lob ich got.» 7955
- «juncvrouwe, ist ez iuwer spot?
- ode hat ir mich gesuochet?»
- «ja, herre, ob irs geruochet.»
- «waz ist daz ir gebietet?»
- «da habt ir iuch genietet, 7960
- ein teil von iuwern schulden
- und von ir unhulden,
- von der iu diente ditz laut
- und diu mich üz hat gesant,
- einer langen arbeit: 7965
- sine welle brechen den ir eit,
- s. 290 diu mich da üz sendet,
- so hän ich ouch volendet
- 7944 — 49 über die Beimverbinduug iu diesen Versen vgl. man die Be-
- merkung zu V. 7044 fg. — 7947 kurzliche adv. , nacli kurzer Zeit, bald.
- 7953 mit guotem willen^ herzlich; vgl. zu V. 5026. — 7954 also bi, so in
- der Nähe, vgl. zu 538; Tristan 12733 er si verre oder bi; die Beispiele bei
- Haupt zum Erec 1060, S. 347; Mhd. Wörterb. I, 112», 33 fg. — 7960 (und
- 7965) sich genieten einer langen arbeite sich eifrig einer langen Mühe unter-
- ziehen, eine mühselige Arbeit auszustehen haben. — 796*2 unhulde stf., die
- Ungunst, das Übelwollen. — 7963 durch welche (auf das vorhergehende
- ir bezogen) euch die Herrschaft über dieses Land zu Theil ward. —
- 7966 sine welle brechen ^ wenn sie nicht etwa brechen will. — den ir eit,
- ihren Eid; ebenso steht noch der Artikel nach alter Weise vor dem Pro-
- nomen im Eree 6036 den mtnen lip, 7117; im 1. Büchl. 516; im Gregor 973;
- 978, 2040; vgl. auch Lieder 1, 13, 7; Erec 354 und Iwein 6851 (den ir lip?);
- sonst findet sich z. B. nä den ir siten in der Klage ed. Lachmann 1765,
- 18*
- 27G XIII. ABENTEUER,
- die rede also verre,
- daz ir aber min herre 797i>
- werden sult in kurzer vrist,
- * alse si min vrouwe ist.»
- Hie was gröz vröude von in zwein.
- doch wart min her Iwein
- vordes nie also vro. 7975
- von grozen vröuden kuste er dö
- siner juncvrouwen munt
- hende und ougen tüsenstunt.
- er sprach: «ir habt bescheinet
- vil wol wie ir mich meinet. 7980
- ich vürhte söre, und ist min clage,
- daz mir des guotes ode der tage
- ode beider zerinne,
- e ich die grözen minne
- ze rehte umb iuch verschulden müge, 7985
- als ez dem dieneste tüge,
- den ir mir nü habt getan.»
- si sprach: «die angest mugt ir län:
- ir gewinnet tage und daz guot,
- het ich gedienet den muot, 7990
- daz mir gnade wurde schin
- und swem ir gnaedec woltet sin.
- ichn hän niht baz wider iuch getan,
- irn welletz danne baz enpfän,
- dan der des andern guot entnimt, 7995
- s. 291 und swenn ez ze geltenne gezimt,
- in daz ire lant im Buolandes liet 3'), II; mit den ir wäfen 152, 28; 151, 26;
- 159, 7 und 12; 201, 11; Altdeutsche Blätter I, 236, 734. — 7969 diu rede,
- die Sache.
- 7980 einen meinen^ einem zugethan sein, ihn lieben. — 7981 und ist
- min klage ist parenthetischer Zwischensatz, dem Sinne nach so viel wie:
- zu meinem Bedauern, leider. — 7983 mir zprinnet einen dinges, mir geht
- etwas aus, gebriolit es. — 7985 ez ze rehte umbe einen verschulden , es
- einem nach Gebühr wieder vergelteii; vgl. Erec 4990 und Pickel zu
- K. Bangkrotzheim 384. — Neben mnge (wie im 2. Büchl. 512) bedient sich
- der Dichter für den Conjunctivus von ich mac im Beim auch der Form
- viege^ vgl. Iwein 7223, 7405. — 7986 sowie es dem Dienste entspr&che;
- tage ist Conj. prees. von fügen (ich tone). — 7990 — 91 sodaß mir, falls ich
- dieses Wohlwollen verdient hätte, euere (rnade zu Theil werden wfirde. —
- 7994 ir müsstet es denn höher aufnehmen, anschlagen, mehr daraus
- machen wollen. — 7995 dan der, als der, welcher. — entnemen stv., auf
- Borg nehmen, borgen. — 7996 und sobald die Zeit zur Bezahlung gekommen
- ist. Zu diesem und dem vorhergehenden Verse vergleicht Paul ans
- •ehrest. 6694 com celi qui autrui avoir ayipnnute et puis *» le rejtaie. —
- DIE VERSÖHNUNG. 277
- daz er im geltes ist gereit.
- ir entlihet mir michel arbeit,
- dö ich wsere verbrant,
- ob irz niht hsetet erwant. 8000
- vür mlnen lip was iuwer leben
- M die wäge gegeben:
- dö gäbet ir mir disen lip.
- €z verdienten niemer tüsent wip
- die gnäde die ir mir habt getan.» 8005
- er sprach: «die rede sult ir län.
- ir habt vaste überzalt:
- mir ist vergolten tüsentvalt
- swaz ich ie durch iuch getete.
- nü saget mir, vrouwe Lünete, 8010
- weiz si doch, daz ich ez bin?»
- si sprach: «daz wsere der ungewin.
- sine weiz von iu, geloubet mirz,
- zer werlde m^re, wan daz irz
- der riter mittem lewen sit. 8015
- si bevindetz noch ze guoter zit.»
- Dö riten si ze hüse dan,
- und in bekom da wip noch man.
- daz envuocte ouch anders niht
- niuwan ein wunderlich geschiht, 8020
- daz si da niemen riten sach,
- unz si begriffen ir gemach,
- dö gienc vrou Lünete
- da si an ir gebete
- 7998 entlihet, plur. prset. (entlech) vou erUlthen^ zu unterscheiden vom plur.
- prses. entlihet. — 8007 vaste üherzaln, weit (bedeutend) mehr zahlen als man
- schuldig ist; überbieten; vgl. Hadamar v. Laber 261, 7 die zal überzelen;
- Tucher's Baumeisterbuoh 243, 3; Renner 4519. — 8011 doch, v^rirklich,
- eigentlich, wohl, wie in V. 2211 ; vgl. die verschiedenen Deutungen dieses
- oft schwer wiederzugebenden Wortes zu 7ö57. — 8012 daz wcere der un-
- geißin, ogerade dadurch wäre das, was wir erreichen wollen, verloren». —
- ^014 zer werlde y in der Welt, tlberhaupt, durchaus; der Ausdruck dient
- oft nur wie hier (wo er der Verneinung beigegeben ist) zur Verallgemei-
- nerung oder Verstärkung einzelner Begriffe, wie das auch die Hartmanni-
- schen Zusammensetzungen werltsache, toerlttore, werltwise, werltzage zeigen,
- «owie das mittel- und niederdeutsche iewerlde oder iewerle (mnl. iewers)
- = jemals, und das alemannische iewelten^=itaTaet ; ebenso verwendet die
- Sprache den synonymen Ausdruck alter.
- 8017 ze hüse dan, von hier weg nach der Burg oder dem Schloß. —
- 6018 bekamen, einem in den Weg kommen, entgegenkommen. — 8020 ein
- wunderlich geschiht stf., eine wunderbare Schickung, Fügung, Zufall. —
- ^022 sin gemach begrifen, seine Wohnung erreichen, zu Hause anlangen;
- vgl. Passioual H. 28, 80 : sin nahtsedel begrifen. — 8024 da, dorthin wo. —
- 278 XXIL ABENTEUER,
- ir vrouwen alters eine vant, 8025
- & 29*2 unde saget ir zehant,
- daz er komen wsere.
- doue hete si dehein msere
- also gerne vernomen.
- si sprach: »nü si er willekomen. 8030
- ich wil in harte gerne sehen,
- swie daz mit vuoge mac geschehen,
- genc hin zuo im unde ervar,
- wil er her, od sol ich dar,
- daz si: wan ich bedarf sin. 803;>
- er gienge nach mir, bedorfter min.»
- Vil schiere braht in vrou Lünetc.
- er vuor swie in diu varen tete,
- gewäfent daz im nihtes gebrast,
- si enpfie den wirt vür einen gast. 8040
- und bi dem Ersten gruoze
- viel er ir ze vuoze
- und enhete doch deheine bete,
- dö sprach vrou Lünete:
- »vrouwe, heizet in üf stän: S04^
- und alse ich im geheizen hän,
- so sult ir loesen den eit.
- ich sage iu mitter w&rheit,
- daz diu helfe untter rät
- niuwan an iu einer stat. » sOöO
- Si sprach: «nü bewise mich:
- durch sinen willen tuon ich
- swaz ich mac unde sol.»
- si sprach: «vrouwe, ir redent wol.
- nüne hülfe im niemen baz. 8055
- sin vrouwe, diu im ist gehaz,
- 8025 alters ein*', von der Welt abgesondert, d. h. gans aUein: aUer stn., hier
- im Sinne von irertt, sceculumy Menschheit; vgl. zu 8014 und Schmeller. I, 53.
- 8038 varn hier allgemein : kommen, auftreten, erscheinen. — tete^ hieß.
- — 8040 Wirt, Hausherr, Gemahl. — gast, Fremdling. — 803i» = Erec 8W7. —
- 80i:{ und brachte gleichwohl kein Bittgesuch, kein Anliegen vor. — 8047 flem
- fit Imsen, das eidliche Versprechen erftkllen; eigentlich bedeutete hier
- lasen so viel als: einlösen, bezahlen, und wurde von phant gebraucht;
- vgl. sine triuwe, urort, vcärheit loesen bei Thomasin 2112—22. — 8048 mitter
- tccirheit (und so 8060), vgl. zu V. 5u00. — 8l>49— 50 vgl. mit 7849.
- 8051 bewisen swv. , anweisen. — 80.'>5 rremdf stf.. das Fremdsein, die
- JBntfremdung, Unvertrautheit (Abgeneigtheit , rueini^keit). —
- DIE VERSÖHNUNG. 279
- gebietent ir, diu lät ir zom:
- s. 293 gebietent ir, er ist verlorn,
- und möht iu daz wol wesen leit.
- im habt mitter wärheit 80öO
- keinen bezzern vriunt dan er ist.
- ez wolde unser herre Krist,
- und wiste mich üf die vart,
- daz er so gähes vunden wart,
- daz diu vremde von iu zwein 80G5
- wurde gesamenet in ein.
- sone sol iuch dan kein ander not
- gescheiden nimmer kne der tot.
- nu behaltet iuwer wärheit
- unde Icesent den cit. 8070
- vergebent im sine missetät,
- wand er kein ander vrouwen hat
- noch gewinnet noch gewan.
- ditz ist her iwein iuwer man.»
- Diu rede dühte si wunderlich, 8075
- und trat vil gähes hinder sich,
- si sprach: «hast(i mir war geseit,
- so hat mich dln karkeit
- wunderlichen hin gegeben.
- sol ich dem vürdermäle leben, 8080
- der üf mich dehein ahte enhät?
- deiswär des het ich gerne riit.
- mir get^te daz weter nie so we,
- ichn wolte ez liden iemer e
- 8065 — 66 damit die Entfremdung von euch beiden sich entfernte und
- sich in Einigkeit verwandelte; in ein gesamenen, zu einer Einheit zusam-
- menthun, vereinigen. — 8069 wärheit, hier soviel als: Wort, triuwe, ßdes;
- vgl. über die Bedeutung besonders Haupt zu Engelhardt 115; ebenso im
- Tristan 13226 s6 enwelt ir niht behalten iuwer wdrheit f = die triuwe behalten
- in Hartm. Liedern 9, 23; den eit b, im Gregor 2395; sin Sicherheit b, Wigal.
- 2156; vgl. auch die warheit /a?s gegebene Wort einlösen, im Tristan
- 9821 und bei Thomasin 2117. In A lautet der Text abweichend: nd haUet
- (und so auch E u. a) iwer gewarheit d. h. Sicherheit wie in V. 7881 ; Lach-
- mann schrieb gewarheit ^ das sich aber im Mhd. nicht nachweisen lässt;
- die Stellen, in denen man nach dem Mhd. Wörterb. III, 522^ gewarheit
- lesen zu können meinte, führen nach Sinn und Znsammenhang auf das
- bekannte gewarheit ^ über das die Anmerkung zu 8116 nachzusehen ist;
- übrigens habe ich den Ausdruck die warheit holden bisjetzt nur im Nd.
- gefunden, vgL Schiller -Lübben V, 604l>, 34.
- 8076 hinder sich, hinterwärts, zurück. — 8078 karkeit^ stf., Hinterlist. —
- 8079 Am geben , preisgeben , verrathen. — 8080 vürdermäle adv. , von jetzt
- ab weiter, fernerhin; vgl. zum 1. Büchl. 1025 und zu Erec 4265. —
- 280 Xlll. ABENTECEB,
- s. 204 danne ich ze langer stunde 80S5
- mines libes gunde
- deheinem so gemuoten man,
- der nie kein ahte üf mich gewan;
- und sage dir mitter wärheit,
- entwunge michs niht der eit, S090
- s6 wsere ez unergangen.
- der eit hat mich gevangen:
- der zorn ist minhalp da hin.
- gedienen müeze ich noch umb in,
- daz er mich lieber welle hän S095
- danne er mich noch habe getan.»
- Der herre Iweiu vra»lichen sprach,
- do er gehörte unde gesach,
- daz im sin rede ze heile sluoc,
- und der kumber, den er truoc, 8100
- daz der ein ende solde hän:
- «vrouwe, ich han missetän:
- zwäre daz riuwet mich,
- ouch ist daz gewoulich,
- daz man dem schuldigen man, 8105
- 8 wie swäre er schulde ie gewan,
- nach riuwen Sünde vergebe,
- und daz er in der buoze lebe,
- daz erz niemer m§ getuo.
- nune beeret anders niht da zuo: 8110
- wan kum ich nü ze huldeu,
- 8085 danne als daß. — 8086 gunde, vgl. zu V. 2068. — 8090 zwänge mich
- nicht der Eid dazu. — 8091 unergangen, uicht erfolgt, nicht geschehen. —
- 80.13 minhalp, meinerseits. — 8094 «mOge ich mir in der Folge noch das
- Verdienst bei ihm erwerben, daß er». B. — 8096 tuon hier stellvertretend
- für das vorhergehende liep hän.
- 8099 Hlahen stv., hier: eine Wendung nehmen (umschlagen), sich wen-
- den; ze heile alahen, eine glückliche Wendung nehmen. — 8106 das Ad-
- vorbium sicäre ist dem Sinne nach schwerlich richtig und steht nur in A,
- die ttbrigeu Handschriften außer D (welche groz für »wäre bietet) lesen:
- .tuoie swcere schulde er u. s. w. Ich vermuthe daher : nwie svoasre ein^schulde
- er ie gewan, vgl. meine Bemerkungen zu Iwein 3557, zu Ereo 3957 und
- C027; Zarncke- Müller I, 419, 23 fg., Bartsch zu Berthold's Crane 2608,
- Hoffmann zu Floris ende Blancefl. 2189: Gottfried von Keifen 12, 12 wie
- Mchaene ein wip; 12, 14 wie liep ein liep\ Marienlieder ed. W. Grimm 104, 9
- «'»> menltche ein herze Judith drüch; 10, 21 ei wie schöne ein paradts bis du,
- Maria; Ebernand 3378 wie für ein schätz ez were; J. Kothe, Bittersp. 886
- wie menlich her ein vürste was\ Nicol. v. Basel 269 er seite wie guot ein
- /rowe ez were; Trist. 917 s6 nahe gende ein swcere; Pass. K. 368, A er wart
- öräAe in also rtche ein anddht; 'WaU\iet ed. li«kO\iTu. WV, \^ ielpear ein tcip.
- — 81 08 in der buoze ^ in solohei Buße. —
- DIE VEBSÖHNÜKG. 281
- slue wirt von minen schulden
- uiemer mere verlorn.»
- s. 295 si sprach: «ich hän es gesworn,
- ez wser mir liep ode leit, 8115
- daz ichs mit gewarheit
- iht wider komen künde.»
- er sprach: «ditz ist diu stunde,
- die ich wol iemer heizen mac
- miner vröuden östertac.» 8120
- Do sprach diu künegin:
- «her Iwein, lieber herre min,
- nü begM genäde an mir.
- von minen schulden habet ir
- grözen kumber erliten: 8125
- 8112 sine wirt hier der Singular, während das Wort hulden, auf welches
- sich «» zurttckbezieht, im Plural steht; so noch in den Liedern IT, 1, 68;
- Ereo 4799, 8628; Gregor 138 (außer den von Lachmann zu dieser Stelle
- des Iwein angezogenen Beispielen vgl. noch zu Neidhart von Beuenthal
- 87, 10; zum Outen Gerhard 1551 und 4895); etwas ähnlicher Art ist die
- zu Iwein 458 berührte Freiheit der Bede. — 8116 geuxurheit^ die Sicher-
- heit; mit g,^ wenn ich meine Sicherheit behaupten wollte, ohne meine
- Sicherheit aufzugeben; wohl mit Bezug auf Y. 7933—35. Mit g. ist ein
- ziemlich häufiger Ausdruck und findet sich außer den im Mhd. Wörterb.
- III, 505^, 27 fg. vermerkten Stellen noch bei Heinr. v. Molk Priesterleben
- 337; im Lanzelet 4986 u. 7310; Flore 4164; Wälscher Gast 3763 u. 11425.
- In der Kindheit Jesu 83, 63 — 64 steht eine ähnlich lautende, wahrschein-
- lich Hartmann nachgesproohene Stelle: nu lie er st beltben, er künde ir
- ni/it vertriben^ mit siner gewarheit ^ ez wcere im liep oder leit; vgl. auch
- Wigalois 59, 10 des muosen st ir Sicherheit, ez wcere in liep ode leit, behal-
- ten als man in gebot. — 8116—17 daz — iht erhält imabhängigen Satze mit
- Conjunctiv nach dem Zeitwort swern, in unserer neuhochdeutschen Auf-
- fassung, einen negativen Sinn: daß nicht; so steht es nach swern in den
- Nibelungen ed. Bartsch 2368: ja hän ich des gewom, daz ich den hört iht
- zeige; Gottfried's Tristan 10729 nach den bessern Handschriften; Heinze-
- lein von Konstanz in der Minne Lehre 533: daz er geswüere wol, daz
- iender (daß nirgends) waere sin geltch; Wolfdietrich in v. d. Hagen's
- Heldenbuch, I, 124, 404: die künege habent gesworn, daz si daz velt iht
- rümen. Um diesen Gebrauch mit der in der Germania 7, 446—447 auf-
- gestellten Begel in Einklang zu bringen, hat man ich swere hier in einem
- prägnanten Sinne zu nehmen: ich schwöre und erkläre mich damit fttr
- gehindert oder gebunden, oder ich schwöre und will mich durch nichts
- davon abbringen lassen; für die Auffassung spricht ganz deutlich eine
- Stelle im Pfaffenleben (Altdeutsche Blätter, I, 229) 474: ich wil bt sinen
- hulden swern, mir enmac nieman daz erwern, si haben ez ze hazze oder ze
- nide, daz ich ez immer verswtge , ich'n sage von got swaz ich chan. Oder
- aber ich swere hatte den Sinn von «ich will verdammt, vernichtet sein»,
- wie das Volk heute noch seinen Schwur faßt, und das darauf folgende
- daz iht, daz iender, das immer bedeutete alsdann: falls (wofern, wenn)
- etwa, falls irgendwie, falls jemals; dazu vergleiche man meine Bemer-
- kungen zu dem im ersten Büchlein Hartmann's stehenden Eide Y. 1421 fg.,
- ferner Helbling I, 364 ich lob iuz üf disen eit, so der tiufel mtne toufe in
- sinen kragen soufe, ob (=daz) ich iu immer iht behöbe; ebenso die Schluß-
- worte des Eides, den der Schultheiß von Halle a/S. im Jahre 1450 leistete,
- bei Dreyhaupt, Beschreibung des Saal-Kreyses, II, 471: das schwere ich
- zu halten , das (falls) ich das breche, so übergehe mich das ewige reich
- 282 XUI. ABENTEUER,
- nü wil ich iuch durch got bitea,
- daz ir ruochet mir vergeben,
- wand er mich, unz ich hän daz leben,
- iemer mere riuwen muoz.»
- hie viel si an sinen vuoz 8130
- und manet in vil verre.
- «stöt üf», sprach der herre.
- «irn habt deheine schulde.:
- wan ich het iuwer hulde
- niuwan durch mlnen muot verlorn.» 8135
- sus wart versüenet der zom.
- Hie sach vrou Lünete
- die suone diu ir sanfte tete.
- s. 296 swä, man unde wip
- habent guot unde lip, 8140
- schoene sinne unde jugeut,
- an ander untugent,
- werdent diu gesellen
- die kunnen unde wellen
- ein ander behalten, 8145
- lät diu got alten,
- diu gewinnent manege süeze zit.
- daz was hie allez wsenlich sit.
- hie was vrou Lünete mite
- nach ir dienesthaftem site. 8150
- diu hete mit ir sinne
- ir beider unminne
- und ewige gericht unsers Herrn Jesu Christi^ und müsse sein von Judas theil,
- und über mich müsse gehen das werltUche urthel^ so über einen falschen rich-
- ter gesetzt ist. Übrigens steht auch uaoh dem sinnverwandten geheizen (oder
- mit triuwen geheizen) im Buolandes Liet 113, 10 und 182, 12 und nach den
- in der Anmerk. zum 1. Btlohlein 1423 (2. Aufl.) vermerkten Vörben das
- Uli in negativem Siuue; ferner nach geloben in A. y. Keller's Fastnachtssp.
- S. 1299 so will ich aber dir verjehen und bei der alten treto gelüben
- das ich dich ymer rner gelqfl. (Über die nach swern und verwandten Aus-
- drücken vorkommende Construktion gedenke ich nächstens in der Grer-
- mania von Bartsch noch ausführlichere Nachweise zu bringen.) — wider
- komen mit gen., von einer Sache ab- oder zurückkommen, sie rückgängig
- machen. — 8128 er nämlich: der kuniber. — 8131 vgl. mit 4853. — 8135 durch
- mlnen muot, aus eigensinniger Neigung, aus Muthwillen; vgl. zu Gregor
- 3638. — 8186 versüenen swv., zur Sühne, Versöhnung bringen.
- 8138 diu ir sanfte tete, «die ihrem Herzen wohl that». B. — 8142 ohne
- sonst irgendwelche Untugend; ohne nach der andern Seite Untugend zu
- hesitzeu; ander hier scheinbar abundierend wie das griechische aÄ.Xf»?, vgl.
- üu 2088 und Pfeiffer in der Germania 5, 39—40. — 8148 wanlich, vgl. zu
- 243:i. — 8149 hie was vdtey hierbei vrat mit \.\v1Sk\.\^, v^VtVit^ mit. — 8152 un-
- minnff Zwietracht, Feindechaft. —
- DIE VERSÖHNUNG. 285
- bräht zallem guote,
- als si in ir muote
- lange bäte gegert. 8155
- ir dienest was wol lönes wert:
- ouch wsene ich daz sis also gnoz,
- daz si des kumbers nibt verdröz.
- Ez waz guot leben waenlich hie:
- ichn weiz ab wiaz ode wie 810O
- in Sit gescbaehe beiden,
- ezn wart mir nibt bescheiden
- von dem ich die rede habe:
- durch daz enkan ouch ich dar abe
- iu niht gesagen mere, 8165
- wan got g6be uns saelde und 6re.
- 8103 zallem guote bringen , iu ein durchaus gutes Einvernehmen bringen
- oder verwandeln; vgl. 1. Büchlein 204 und Iwein 20öl.
- 8163 von denit von demjenigen von welchem; vgl. Erec 7487. —
- 8166 Benecke macht auf den u schönen Gegenschein o aufmerksam , a den
- dieses soelde unde Sre auf das tcelde unde ere im Anfange des Gedichtes
- zurückwirft». Der überladene Vers veranlasste Lachmann in der vorher-
- gehenden Zeile mit A zu schreiben: iu gesagen niuwet mere, sodaO dann
- beide Verse mit vier Hebungen als klingende gelesen werden konnten.
- Allein niuwet, das sich nur in A findet, ist verdächtig und scheint hier
- der Mundart des Schreibers anzugehören. Vielleicht steckt in wan der
- Fehler. Nach ne—ine, niht — mere, anders niht finde ich nämlich vor
- directer Bede wan einige male gespart; so im 1. Büchl. 305 — 806, im Iwein
- 593—594, im Erec 6282—86; vgl. dazu den von Gliers in MSH. I, 103^^, 13
- und Germania v. d. Hagen's X, 177, Zeile 12; vgl. auch Paul Beitr. I, 401
- über diese Stelle.
- WORTREÖISTER.
- ab praep., von.
- ab = aber 5037. 8160.
- aber 1599. 4484. et a. 2469. und a.
- 6369.
- acker masc. 4646.
- adamas masc. 3257.
- ahte fem. 2305. 3886. 6306.
- ahten swv. 2004. 5664. 6540. umbe
- etew. 6181.
- al 753. darch allez guot 1785. durch
- a. triuwe 2019. allen einen tac
- 5777. zallem iwerm leide 6106.
- über al 3115. 4654. 6232. mit alle
- 7096. al lüte 3845.
- allenthalben adt. 648.
- allertägellch 754.
- allez adv. 3092. 4396.
- almitten adv. 419.
- alrörst adv. 1797. 6494. alr^st 4734.
- als conj. 488. 790. 1248. 2189. 3878. 4172.
- 4410. 6561. als wenn 662. 754. 2219.
- 3095. 3601. a. schiere 3109. als
- er — künde 2963. als — als 295.
- alsame 755 1209.
- also 1927. 2548. a. bar 7223. a. dr&te
- 3432. a. gar 1027. a. wol — so daz
- 6650. a. guot 6644.
- alsus 543. 1170. 3502.
- alt adj. 5635.
- alten swv. 4458.
- alters eine 802.'S.
- altherre masc. 6441.
- ambet neutr. 489. 1409.
- an praep. an daz leben gebieten
- 3430. der ferste an in 4665. dA —
- an 1675.
- ander adj. 687. pleonastisch 2098.
- 4817. 8142.
- anders adv. 123. 192. 426. 919.
- anderstnnt ,adv. 354. 1360.
- anderswar 1720.
- &ne adj. u. adv. sin &ne 4735. &.
- tuon 1369. 4465. &. wesen 3539.
- &ue prcep. 558. 1445. 2657. 5366. 6892.
- &nen swv. sich 3580.
- ange mcuc. 3297.
- angesiht fem. ze ir a.' 4234.
- angesthaft adj. 4076.
- antpfano masc. 2081.
- antwürten stov. 5097. e. gen. 343.
- arbeit fem. 71. 968. 1979. 3665. 4014.
- 4091. es a. gewinnen 5776. es a.
- nemen 7489.
- arm adj. a. maere 2847. ich arme
- 3299.
- armeltche adj. 6193.
- armwlp neutr. Anmerk. zu 6267.
- art fem. zuht von a. 6292.
- arzät masc. 1555.
- asche fem. 1583.
- äventiure fem. 527 fff.
- baden swv. b&te 2190.
- bägen stv. 4566.
- balsem masc. 1582.
- baneken sw. den Up 66.
- baut neutr. 505.
- bar adj. 1028.
- baren swe. 1305.
- barschenkel adj. 2821.
- BAST — BLUOT
- 285
- bast masc. 2835. 6273.
- baz 678. 683. 1239. 3928. noch b.
- 7317.
- becke neutr. 593.
- bedecken swv. daz senen 2962. be-
- daht 681.
- bedenken v. an. ez wol 6179.
- b^enthalp 543. 4891. bSdenthalben
- 54U5.
- bedanken v. an. 121.
- bedwingen «/0.=betwingen.
- beg&n V. an. prts 3354. vrümekeit
- 2487.
- begeben stv. 4121. sieb 667.
- begiifen atv. 294. 1112. sin gemach
- 8022.
- behaben swv. 3054 den strit 4427.
- an b. 6373.
- behalten stv. 3726. 7402. 8069.
- beheften swv. sich mit 6281.
- hebern swv. 1829. 5647.
- heberten swv. ez einem an 4493.
- behüeten swv. behuote 5141. behuot
- 54l»8.
- beide adj. beidiu 351. 932. beide —
- unde 1007. 2437.
- beiten swv. 4070.
- bejac masc. 3920. 6396.
- bejagen swv. 3523. sich 7179.
- bekören swv. 1880. 4840. muot b.
- 5750.
- beklagen swv. 5626.
- bekomen v. an, 6018.
- belegen swv. beleit 438.
- beleiten swv. 6247.
- bellben stv. 176. 1094.
- beloesen swv. 4519.
- benamen adv. 154. 896. 2942. 4677.
- benemen stv. 853. 913. 1652. 4692.
- bereden swv. sich 3659.
- bereiten swv. her b. 3736. ez wider
- einen 4149. sich u&ch im üf die
- str&ze 5868. c. gen. 6250.
- berihten swv. 1213.
- bem stv. vride 1915. sselde, 6re 4855.
- smac 6447.
- beruochen swv. 5702.
- beruofen swv. u. stv. 111.
- bescheiden adj. 2715. 4381. 6298.
- bescheidenllchen adv, 2718.
- bescheinen siw. 1760. 2686.
- beschern swv. 1396. 5498.
- beschirmen swv. 2545. 2807.
- besitzen stv. 686. 2436. 7018.
- beslahen stv. 1136.
- besorgen swv. 2314.
- besperren swv. 6182.
- bestan V. an. 1539. 1632. 3267. 7733.
- einem 6673. einen mit 202. 2396.
- bestseten swv. 4205. 5089.
- bestaten swv. Anmerk. zu 4205.
- besunder adv. 2380. 6085. 6573.
- beswaeren swv. 3388.
- beswichen stv. 3859. 6819.
- bete fem. 2740. 5386. 8043. b. unde
- gebot 238. 3086. 4781. äne b. 6662.
- beteUch adj. 4546. 5361.
- betragen swv. 520. 6275.
- betriegen stv. an einem betrogen sin
- 4559.
- betten swv. einem 6571.
- betwingen stv. 1725. 3606. betwunge
- 3054.
- bevähen stv. 454. 4364.
- bevelhen stv. bevalch 383.
- bevinden stv. 1771.
- bevriden swv. 1905.
- bewseren swv. 3249. bew&rten 6948.
- bewam swv. 911. 2922. 2978. 4340.
- 6657. 7912. ez bew. 2784.
- bewegen stv, sich eines 5160. 6710.
- bewegen swv. 1638.
- bewenden swv. 24. 1584 baz bewaut
- 7875. zu einem 2438.
- bewlsen swv. 988. 5901. 8051.
- bezzer adj. 3332.
- b! adv. 341. 538. 1553. also b! 7954.
- hl sin 2857.
- hl praip. 1298. 3453. 4852. 5497. 6844.
- da bi 7367.
- bibenen, biben swv. 509.
- biderbe adj. 1927.
- biegen stv. üz gebogen 464.
- bieten .t^0. hüten 2759. sin unschulde
- 731. sich 395. 2283. einen an 594:j.
- vür 1024.
- bilde neutr. 425. 4001.
- billich adj. 1629.
- binden stv. den heim üf b. 4974. —
- 5616.
- biten stv. c. gen. 2330. einem heiles
- 6008.
- biten stv. 912. 4152. 6980. si biten 4915.
- des tages 6158. einem kämpf es 5745.
- bitter adj. 156.
- bizen stv. 2269. dan b. 6749.
- blic masc. 649.
- blicken swv. blihte 3506.
- bliucllchen adv. 2254.
- bliuwen stv. bleu 6203.
- bloBze fem. 3837.
- blöz adj. 1331. sam ein haut 3236.
- 6762.
- bluot fem. 6446.
- 28()
- BLUOTEN
- DURCH
- bluoten äiop. 1360.
- IxBse adj. 38. 2185. 2866. 4496. 5009.
- 5521.
- böge masc. 3265.
- bore inasc. 7158.
- borgen swv. 7148.
- botenbröt neutr. 2204.
- brä, fem. 445.
- bracke masc. 3276.
- braht ma-«c. 682.
- brät neutr. 5052.
- braten s^v. briet 3280.
- brechen stv. 1869. 6761. die zuht 180.
- Site 2329. 3234. geberde 5416. dan
- br. 1267. üz 1310.
- breit adj. 6432.
- bringen stv. ez br. ze 2052. ez umbe
- einen 2652.
- brinnen stv. 5301.
- bmnne masc. 553.
- brütlouft fem. 2434.
- bü masc. 2833.
- büezen siov. 1448. 1463. 6410. kum-
- ber 5596.
- bunt, Buntwerk 2193.
- buoz 3412.
- buoze fem. 4000. ze b. stftn 721.
- burcberc masc. 3772.
- burcmür fem. 4365.
- bürgetor neutr. 1259.
- bürn swv. 5373. 7080.
- büwen swv. daz siechhüs 7778.
- da 56. 1681. 1777. 2201. 2471. 7728.
- 8024 ; in der Antwort 490. 2210. 3627.
- dagen swv. 188. einem 257.
- dan 1263. 1699. 1776^ 3892.
- danc ma^c. d. sagen 5404. sin d.
- hän 2138. äne d. 2263. 6356. San-
- der d. 2594. 3774. dankes 2736.
- danne 4897. nach Comparativen 537.
- Sbd.z=als daß 7800.
- danuen. von d. 1561.
- dannoch 3263.
- dar 1341. 1562.
- daz, gesetzt daß 55. 1523. Anm. zu
- 3815 und 8117. daz niht 182. 4239.
- 4729. 7488. 7687. so daß 573. 709.
- 1138. dahin daß 709. dafür daß
- 2972. weil 4003. im Ausruf 6601.
- heim Schwur 792«. Vgl. unter iht.
- degen masc. 3028.
- dehein, kein 375. 18S4. 2394. 3401.
- 4025. ein 1972.
- dehseu stc. 6203.
- deist = daz ist 243.
- deiswär 38. 2466.
- deiz = daz ez 1087. 2160. 3947.
- der = dar. daz der 7392.
- der, Artikel, ein der liebeste 1315.
- Stellung 3728. 4147. 4273. Vor pron.
- poss. 7966.
- der, demonstrativ und relativ 609.
- 850. 1219. 1320. 1320. 2043. 2858.
- 3078. 3693. als der 1580. den jämer
- 6347. von dem 8163.
- d6r=daz er 504. 2088. 2501 (? vgl.
- Paul S. 358).
- dernider adr. = dar nider 5065.
- des 12.
- deste 247. 1605. 2622. 3176. 6390.
- deweder pron. 1046. 2988. 4164.
- 7271.
- dewedere 7488.
- dez = daz 1836.
- dicke adv. 650. dicke u. d. 3796.
- deste dicker 2853. aller dickest
- 6597 (vgl. Paul S. 343).
- diemttete adj. 1572.
- dienesthaft adj. 4768. 7468.
- diet fem. 1488. 1594. 5179.
- diezen stv. 209.
- dinc neutr. 408. min d. 7847. sin d.
- 1596. mit etelichem d. 1763. von
- gehiuren dingen 1387. mit schln-
- lichen d. 1526. ze nötigen d. 5628.
- der dinge vil 6663. 6932.
- diser, gen. disse, diss 4055. gen. pl.
- dirre 4084.
- diu instrum. zu der 753. von dia
- 5722. 7587. waz von diu 5273. ze
- diu daz 1564. vil diu baz 4395. diu
- geliche als 6621.
- diuten svw. 4437. 6110.
- dö 1183. 7003. dö dö 1731.
- doch 3529. 5491. 7557. 8011. dreimal
- gesetzt nacheinander 4678—80. und
- d. 1243. 1754.
- dörperheit fem. 7121.
- d6z masc. 253. 994.
- draben swv. 5966.
- dr&te adv. 1512. also dr. 3432.
- drewen = drowen.
- dri, dat. drin 923.
- drö fem. 4983. 7709.
- drobe a(ifv.=:dar obe 3930.
- drouwen swv. ze einem 5285. drönde
- 1242. drewen 6110.
- duuken v. an. 1715. vil d. 845. mich
- dühte des 1352. conj. dühte 2930.
- durch prcep. 83. 187. 280. 1703. 7736.
- d. got 1498. 2591. d. guot 1862.
- DÜRFEN
- EBV^BEN
- 287
- d. not 3031. d. bellben 2822. d.
- clagen 4294. d. daz 1857. 2535. d.
- daz jftr 6701.
- dürfen v. an. 552. 1210. 1252. 4443.
- 4870 c. gen.
- dürfte fem. 4863.
- dürftiginne fem. 6403.
- 4i adv. 5195.
- edel adj. 3347. 3475.
- effen swv. 3546.
- ^haft adj. 2933. 6042.
- eimber meuc. 3312.
- ein, Artikel: ein gras 334. in ein
- 2108. in pl. 33. 3361. Stellung
- 8106.
- eine, allein 1384. .2185. 3731. 4467.
- in einen 703. in eime 131.
- «inec 3287.
- einhalp adv. 3585.
- eislich adj. 408.
- «it masc. 7908. 8047.
- eiter neutr. 1,')6.
- «llen netär. 2991).
- ■en=sne.
- enbem stv. 1466. 1906. 2328. enbom
- 5401.
- «nbieten stv. 7751.
- enbizen stv. 3308. enbeiz 62.
- enblanden stv. 6343. 6391.
- «nbresten str. enbroston sin 2842.
- ende masc. u. neutr. den ende 1122.
- ein e. geben 2360. 7345. des endes
- 600. 924. 4034. swelhes endes 6684.
- in manegen enden 1251.
- enden swv. mit werken 7920. slnen
- vrumen 6066. sich 4346.
- «neben adv. 3790. 5996.
- engel masc. 2554.
- engelten stv. 213. 229. 940. 1193. 3039.
- 7152.
- enpffthen r. an. 164. baz e. 7994.
- «nsperren swv. 6247.
- entlihen stv. 7143.
- eiituemen stv. 7995.
- entriuwen adv. 493. 2112. e. nein
- 2983.
- entsagen swv. sich 6890.
- cntsitzen stv. 1421. 5010.
- entweln swv. 3762. 4357.
- entwenken swv. 1288.
- entwern swv. 6991.
- entwesen stv. 3191.
- entwürken r. an. 5382.
- «nwec 1975.
- enwiht 4413.
- enzit adv. 1860. 4747. 6651.
- er 18. ez (Deut. Wörtb. III, 1116.
- 2611. 3016. 3509. 7483. 7276. es
- männlich 1906. 2215. 4197.
- Srbsere adj. 116. 4248.
- erbarmherze adj. 4856.
- erheizen swv. 3108.
- erbeigen stv. 2737. erbolgen 1489.
- erbeteil neutr. 7658.
- erbieten stv. ir erbutet 1196.
- erblten stv. 288. 4605. 7449.
- erbunnen r. an. 5255.
- öre fem. 603. 789. 2437. 2442. 6219.
- =ha8Öre 2852. pl. 4564. mit dren
- 1021. daz stn dln dre 2528. 3989.
- ören swv. 5935. eines gedret 2751.
- als Substant. 7640.
- ergäben swv. 3275.
- erg&n r. an. 943. 2729. 3503. 3694.
- 6597. umbe einen 3145.
- ergeben stv. in gotes segen 5535.
- sich hin vür 1109.
- ergetzen swv. 207Q. ergatzte 5450.
- erhellen stv. 301.
- erholn swv. sich 2795.
- erkennen swv. 501. 2859. 2890. er-
- kant 114. 232. 7482. mir ist er-
- kant 1199. 1003. erkant tuon 5124.
- doppelter Acc. 1913. dat. u. acc.
- 1679. bemerken 3381.
- erkiesen stv. zen besten 1855. üf die
- brüst 5026.
- erkovern swv. sich 3733.
- erkunnen swv. 2532. 6514.
- erlftzeu stv. 226. acc. u. gen. 142.
- 3317. 6833.
- erlüejen swv. 5057.
- ermanen swv. 3933.
- ernem swv. 2835.
- ernest masc. 1320. 5111.
- errechen stv. 5069.
- errlten stv. 4695. 5963.
- erschtnen stv. einem vor 3931.
- erslahen stv. 8224.
- ersmecken swv. 3885.
- erest adj. zem drsten 1155. von
- örste 3121.
- örste adv. 2902. niht 6. 6991. von
- 6. 3105.
- ersterben swv. 718.
- erstrichen stc. 969.
- erstrlten stp. ez einem an 5137.
- ersuochen swv. 1297. 6283. 6433.
- ertagen swv. 5867.
- erteilen swv. 1955.
- ervceren swv. 5787.
- 4«00, (Ich e 4J'i 1315
- »rwindan ilr m S
- erzslgen .«t l* 1 T19J
- iB gen. maic 2»li 2iM rjil e
- ilnltsb etellch aijj 268
- ireweo gsdienn .re. MM, S3S*,
- c. 413. 54». lieh 1174.
- Kicb aJj. a-ls. »i7. »bi. 2U3
- 11S7. g. geteilt »SI3.
- grebe adj, 3SD.1.
- l; 2)rDH gelldta.
- g. MJ. vou (
- ){aDz atlj. 3*0.
- 334 n gel. »S. *iM9.
- >. tseo. gel. sla -i:
- gllihen -»-.. 576.
- 6^0. •iiei. tioj. tJj*. ;i4T.
- od mir XM.
- eh «»(. K. iKu*/-. 16. SW. 1180,
- gvblten . 4H3». gebiten nel
- gebot nf»«-. J.11. rui. bele.
- gemnot adj. wol g. äSDS. SJSÜ. auoic
- B. ISOO.
- gemaatlloli a. 734g.
- J9»9- ««*ä JMS. T7J1.
- geuldelAii adj 7!M.
- genftdenwr. a«iB. im ftf den vnoi
- gensndeiiltobeu adi. SlfiO.
- gsneasn iti, ich geois« 3399. genAien
- »40. SS. 1107. 1353. c. gtK. 1T3T
- genge odf' 3374,
- geDldsien inr, 4833.
- '■.310.700.910. 1177.169*
- 31»9. 4697.
- ganlgan •lt. 3944,
- genitt/eni. 129.«,
- [erftten dp. Sau. 1399. 7
- Bereit i»^. 1008. 10(9. 9094. 29JE.
- 5ea7. T309. c. «tn. S41i.
- gereita adv. 14!». lA ger. — lA 3(0»
- geielte neHtr. 9i3. 3463.
- gsrlofa maic. 1GT7. 4904. 67«).
- gwiugeD JWB. 1384.
- gerllen ire. 14iS. 3134. 3!39. genten
- gerlnte fuufr. 401. nluwez 3285
- 330. 3367. 4873,
- lUffv se. 773 33B7. 3080. 3073.
- t t.t ge> 708
- bcn i'( 33 3
- 4731 «BIO 5373 einen
- IU34 3476
- getrollten im er getrOite 13u.
- getrftwen ii» 4I0I 4983.
- getuon tD 317 JJOS elneir«de34
- 313 gelorilQ 3u9
- gevierlleh n((J 7683.
- gerilde wi,(r.
- gCEnn aij Viü-
- 1). cncu.
- golt iK-a(r. sw>
- gut moK. B. d
- heimlich wtj. intti.
- hell ni/j. einem h. Iuod 7.
- heiren . ±»:>. 7103. 1 halten 417«.
- HEBGESELLE — KNEHT
- 291
- b. eines wesen 4329. 5350. mit h.
- 1841.
- hergeselle masc. 6746.
- herre, her masc. min her 91.'i.
- hörschaft /«m. 6837.
- herte adj. 696. 352'i.
- herte fem. 2719.
- herze neutr. 3941.
- hie 33U3.
- hin 6342. hin dan 2253.
- hlnaht adv. 4491.
- hinder prcep. h. sich 8076.
- hinken stv. hanc 4936.
- hinnen adv. 1764. von b. 4306.
- hime neutr. 3232.
- hiare od«. 2830.
- hdchvart fem. 2327.
- höohzit fem. 35.
- hof maftc. ze hove 4272.
- höhe a4v. höher g&n 5288.
- homüz masc. 209 {oder vielmehr hor-
- nuz ? vgl. duz : hornuz in der Krone
- 1490).
- houbetsOnde fem. 1896.
- houbetvrost ma»c. 6537.
- houwen »tv. dan h. 7138.
- hovereht neutr. 7341.
- boveroht adj. 464.
- bovesch adj. 1417.
- hovescheit fem. 788. 2714. 3387.
- bovezuht fem. 6253.
- htteten siov. huote 3915.
- hulde fem. sin selbes h. 3221. mit
- h. 221. 1714.
- humhel masc. 206.
- huobe fetti. 2883. 4464.
- huote fem. 2892. 3676.
- hurt fem. 5155.
- hüs neutr. 3771.
- büsr&t masc. 6541.
- hüt /«w<. hiute 466.
- ie 1951. 4060. 73.'»8. ie m6re 4o62.
- noch ie 4276. jemals 609. 987.
- ieman, lernen, daz lernen 7603. '
- iemer 5477. 7017. iemer man 1817.
- i. dehein 1892. i. mö 7801.
- iender adv. 659. 1086.
- ietweder 1008. 1710. 4936. 7087.
- iczuo 2512.
- iht 175. 491. daz iht = cfa/I etwa \
- A07S.= daß nicht etwa (ne forte, ne
- qua) 1084. 2734. 2788. 3443. 38.59.
- 7603. 8117 (nach sworn).
- immer 1294. 2:i47.
- in adv. hin in, hinein 98.
- Ingesinde neutr. 6418.
- inne. d& — inne 157. hinne 1741.
- irre adj. 2895.
- irren swv. 2555. 2905.
- irrevart fem. 5765.
- isen neutr. 7223.
- Iseugewant neutr. 9G.'i.
- jach von jehen.
- jsemerlichen adv. 1889.
- jftrzal/em. 3055.
- j&rzU neutr. 2942.
- jehen stv. 14. jach 374. einem uäcli
- jehen 2986. c. gen. 4431. 5192. de»
- siges 6357. c. gen. u. dat. 188.'i.
- 1972. 7322. mit abh. Satze 7271.
- j&mer moAC. 3213.
- jftmern swv. nach etew. 3216.
- joch conj. 161. 3712.
- junc adj. jungestezlt 1158. ze jungest
- 3300.
- kampfgeselle masc. 7u85.
- kampfwise masc. 7127.
- karo adj. 5666. 7190.
- karkeit fem. 8078.
- kebsen swv. 3171.
- kein a4j. 1507.
- kemen&te fem. 81. 5211.
- kempfe masc. 4168.
- kempfen swv. 4327.
- kören swv. 4670. 7282. zuo k. 159.
- wider k. 3203. vttr k. 6097. über
- einen 3370. ez an einen 2791. 2894.
- 3750.
- ketene fem. 591.
- kewe fem. 6688.
- kezzel ma^c. 3277.
- kiesen stc. 614. den t6t 7305. sl
- kurn 4814.
- kinnebein neutr. 461. 5334.
- kint neutr. der Unseelden k. 4449. =
- Mädchen 316. 4470.
- kintheit/«»». 5671. 6330.
- klä fem. 6690.
- klage fem. 4914.
- klagobsBre adj. 1566. 6909.
- klagen swv. 4294. 6912. ez kl. 2075.
- kleine adj. 3455.
- kleine adv. 6484.
- kueht masc. 2513. 2901. des tiuvols
- 6338.
- 19'
- 292
- KOMEN — M^BE
- komen v. an. also k. 1389. von
- Witzen k. 5194. einem baz, wol k.
- 2031. 6650. es wider 2923. 7667.
- es abe 7705. 7968. einen strltes
- vttr 914.
- koste fem. 6538.
- kouf masc. 7187.
- krachen «lov.- 4416.
- kraft fem. 166. 365. 1088. 3763. 6553.
- 6838. 7766.
- kranc adj- 2012. 3255. 6669.
- kranoheit fem. 6640.
- krenken swv. 7462.
- kroenen swv. 6463.
- krogieren swv. 7106.
- kttchenkneht 4923.
- kulter masc. 1373.
- kumber ma«c. 2838. k. weter 7808.
- kumbern swv. 5222.
- küme adv. 645. 7449. also k. 973.
- vil k. 1338. wie k. 1700.
- ktlnde fem. eines, k. h&u 2805.
- kttndekeit fem. 2182.
- ktknnen v. an. künde 1998. 5359. ver-
- stehen 861.
- ktlnneschaft fem. 803.
- kunrieren swv. 6659.
- kunt adj. einem k. werden 3868.
- kür fem. mit vrler k. 4354.
- kurz adj. k. bete 5811. k. oder lanc
- 7792.
- kurzliche adv. 7947.
- lachen neutr. 6459.
- laden swv. her wider 2030 l&te
- 7654.
- lanc adj. des was niht 1. IIJSO. com-
- parat. langer 322. c. gen. 7406.
- lange adv. 2139. langer 1549.
- lant neutr. ze lande varn 2969.
- lantvolc neutr. 4050.
- lantwer/«rt. 2168.
- laster neuir. 693. eines 1. h&n 796.
- lasterbsere adj. 2600.
- lästerlich adj. 2645.
- lasterlichen ade. 2480.
- lästern swv. 4292.
- laz adj. 7040.
- Uzen, l&n sto. 628. 1370. 4121. 4296.
- tuon u. I. 510. &ne haz 338. w&r
- 5555. genozzen 3142. ez gAn I.
- 7124. ez an einen 4.547. ez her
- ze einem 4553. von ein ander g&n
- 1. 5311. sich da an 1. 7173.
- ledecllchen ade. 1711.
- ledegen swv. 4619.
- ledic adj. 1712. 1. werden 5857.
- legen swv. geleit 33. =6(;^ra6«n 1427
- hin 874. 1508. 3416. 4408. 5307.
- vür 4038. üf 1190. die vinger üf
- 7923. in 4049. an einen 1385. 1687.
- 1848. an 1. 2199.
- leide adv. 403. leider 6333.
- leide fem. 6969.
- leisieren stov. 5324.
- leisten swv. 6590.
- leit adj. 2021. 7172.
- leiten swv. 6379.
- 16re fem. 4.
- Idren swv. 3569. 4371. gelöret 21.
- lesen stv. 6202.
- letzen swv. 7760. latzte 2933.
- lieh fem. 1333. 1669. 3595.
- liden stv. lite 3427.
- liebe adv. 2557. 5968.
- liebe fem. 187. 907. 7485. mit liebe
- 2431.
- lieben «tcr. , lieb sein 45. 2674.
- lieben swv., lieb machen 2146.
- liegen stv. sl lugen 2376.
- liep adj. 1. ze 4187.
- liep neutr. 1316.
- lihte adv. 347. 2293. 5452. 7333.
- llmen swv. 5327.
- linde adj. 5570.
- Itnwftt fem. 3455.
- Up masc. 45. 176. 3445. 1. gewinnen
- 6851. at den 1. vgl. unter v&hen
- u. riten. temschreibend 1318. 3936.
- 6810.
- list masc. 7901. mit listen 4414.
- listvröude fem. 4419.
- liut neutr. 2149. 2362. 1. unde lant
- 2386. 2889. 4438.
- loben swv., gern sehen 492. verspre-
- chen 382.
- löchern swv. 585.
- loesen swv. den eit 8047. 8070. sich
- 1. 4161.
- lön masc. es 16ii h&n 2669. 3801.
- lönen swv. dat. u. gen. 1197.
- lösen stov. 7591.
- Itlgemsere neutr. 3658.
- lützel adj. 3763.
- machen swv. 1029.
- mäht fem. 7381.
- msere adj. 7189. also ra. 1709.
- msere neutr. 56. 185. 227. 1836. 2327.
- 3374. 5515. 6585. armez 2847. niu-
- MAGET — NACH
- 293
- wez 6079. m. sagen 482. 2613. in
- dem m. als 3567.
- maget, m> fem. 1153.
- man masc. 536. 456. 501. wip noch
- m. 6145.
- m&ne masc. 2135.
- manecvalt adj. 124.
- manen swv. einen bt einem 4852.
- Bit gemant 1857.
- mange fem. 4363.
- mangelen swv. 5470.
- manheit fem. 3731.
- männeclich, jederman 63. 4694. 7104.
- mftnschlu masc. 2135.
- mantelUn neutr. 6485.
- market ma^c. 6086.
- marmelin adj. 584.
- massenle fem. 6897.
- maz neutr. 2692. 3906.
- mäze fem. 1044. es im eine m. nemen
- 831. Wurfes m. 3896. min m. 6629.
- &nem. 3828. üz der m. 3274. Az der
- m. 6633. einem ze m. 6082. einem
- ze m. wesen 1076. ze guoter m.
- 3365.
- mö=:möre 83. 4105. c. gen. 1635.
- niht mö 2282. 2931. nie md 3286.
- 5509. 7022. minre noch m6 6315.
- 7711.
- meile fem. 7230.
- meineide adj. 3185.
- meinen swv. 2685. 7098. 7980.
- meinlich adj. 1600. 7236.
- meisteil adv. 3746.
- meisterinne fem. 1625.
- meistern swv. 1098. 3254.
- meisterschaft fem. 165. 1540. 4084.
- 4870.
- möre, vgl. m6. 1180. c. gen. 2288.
- iemer m. 7397. nie m. 355. 374.
- 2441. 3785. 6550. 7214.
- merken swv, ez einem 191.
- merre adj. 733.
- michel adj. 249. 428. 1488. 3665.
- 6771.
- michel adv. m. harter 2906. 4391.
- miden stv^ meit llOU.
- mies neutr. 5570.
- miete fem. 4843.
- mieten swv. 246.
- milte adj. c. gen. 7132.
- mute fem. 4539.
- miltekeit fem. 4561.
- min neutr. 5733.
- minhalp 8093.
- minne fem. 1542. 7284. mit minneu
- 2886. 5731. 7294. vrou Minne 1537.
- minnen swn. die minnende not
- 7790.
- minre adv. 2497. m. noch mö 6315.
- 7711.
- misUch adj. 616. 2599. 5133.
- missedenken v. an. 7028.
- misseg&n v. an. 1130. 4126.
- misserftt masc. 5272.
- missesagen swv. 1939. 3524.
- missetrcesten swv. sich 5161.
- missetuon v. an. 1585. 1873.
- missewende fem. 2644.
- missezemen stv. 4549.
- mit prcep. 3346. 6046. dft mite 3448.
- mite adv. m. wesen 8149.= dA mite
- 6500.
- mitte adj. 399. 1114. 1270.
- mitten = mit den 1012. 1377. 4448.
- 5189.
- möre masc. 3348.
- mort masc. 6686.
- müede fem. 7242.
- mtkejen swv. 749. 2831. muote 5765.
- müelich adj. 4837.
- mtlezen v. an. 724. 2169. 4586. müeze
- 838. 1888. muose 352. müese 1636.
- 1736. 2921. 4731. 6159.
- mtlgen v. an. 1761. ez mac 4498.
- mac noch kan 2286. mohte 1262.
- 4058. 5096. 6500. möhte 626. 1317.
- 5513. 6091. möhtent 2263. wol m.
- 3993.
- münster neutr. 1409.
- munt masc. mit lachendem m. 2964.
- mit 6inem m. 4568.
- muot masc. 6. 368. 475. 760. 2906.
- 3716. m. gewinnen 3552. durch
- ir m. 1867. 8135. in ir muote
- 5664. in sinen m. nemen 1987.
- n&ch ir m. 498. im ist ze m. 606o.
- muoten swv. 5331.
- muotwille masc. 7362.
- muoze fem. 289.
- müzerhabech masc. 284.
- n& adv. 964. 3314.
- nach adv. 2541. 3663. 6500. vil n.
- 1061.
- nftch prcep. 3324. 4542. 6006. 6541.
- 7882. n&ch Ären 2901. 3749. 6162.
- 7175. 7345. n. gewinne 1558. u.
- gewonheit 34. n. güete 1661. n.
- lobe 7. n, rehte 305. n. schaden
- 4981. n. schänden 7051. n. schul-
- den 183. n. vräge 5767.
- 2JH
- nAcHVART — BEDELICH
- iiAolivurt film. ftrt7o,
- iiKiJmi Hii^r, tiAU (i'ior».
- iiAhtt tuh. iiAlinr *J2H7.
- ii ar/(«, 474. ^.'IH. ti. \iti,\\ 4(Kiri.
- iiüht. oiniiN nalitON 1)7h.
- immo ma«('. .M|hh.
- iiUmtiltiihdu iioinoltohon.
- ittt (IMI-) I.MI. •J.^(l. 'iWi. 5H0. 1173.
- y(U»H. :lln.^. iiut». m>7H. 4no2. r>2.M».
- 74in. ndfl/i loh (MilouK<'n 412D, iat
- MWtvol (lolu^ln \)\i\, niht »wtvcln
- 74MO.
- ui^U^h ftrtrfi, \H\H.
- uititfou «N'i*. 7(n)*J, diu »por n. 7077.
- \\^\\\, u. loh 8^:14. M'J'J.
- ««»uu»Uoho« im6'. r.»7<'». :UM^. 4734.
- i\ttiut>h >«/♦', in Uou nu4»»t l\>87. oinon
- rt» «. 4.NvN0. T\>*n>. Im u. t»a. »ioh
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- UVV« »MO, 410»« ur,'. ihHJi». tioh TS«.
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- . ^CV
- nötpfant neutr. 7220.
- nt 2R8. 3240. 3684.
- nütze a(^j. nutzer 4447.
- ob con). 1899. 4598. waz ob 3591.
- und ob 4052.
- ob pra'j). 581. 1167.
- ober adj. diu o. hant 1537.
- oder, ode, od, zu Anfang des Satzes
- 1898. 3386.
- ort neutr. 624.
- euch conj. 511. 1621. 2042. 2208. 2396.
- 2547. 5167. danne ouch 787.
- ougeu .«irr. sich 3502.
- ougeuweide fem. 404.
- ouffost masc. 3058.
- ouwA 1681.
- ouwt interj. o. wan 1660. — 1700.
- 2167.
- !>»!«$ m^Mtr. 6426.
- pf^nt mtmfr. 1336. 7»^.>4. le pf. 8t*n
- pfiiMBV*t^u pi. 3o.
- ptt^lS^u **r. 45M. ^X>. S5Ä>. 5015. 5344-
- 5rT<> phUoh: er$»eh 4431.
- pfVinl mutr, tS?^.
- vrUUvWa ^^r. 3^1-
- x*«fc rfc» ww*. «T:^
- r*i •«■*•«».*.. T \düi *€■*« 4490. i^^iK
- (iV*:». (»Kt;. r rt-,"» 34Äi. i<» wirt
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- •i"„ : X«. -,» . - laj lue
- "**'"^ » ♦«■•tutett. 3:cä.-v
- REDELICHE
- SEGENEN
- l>i»5
- redeliche adv. 1793.
- reht neutr. 565. 1649. 3572. 7532.
- iuwer r. 6246. dos r. h&n 6771.
- im sin r. tuon 556. sin r. getuon
- 4750. nach rehte 305. nach slme
- r. 5594. von r. 1576. ze r. 248.
- 2043.
- reht adj. 7359. 7628.
- rehte adv. 901. 1963. 4892. vil r. 3925.
- reine adv. 5358.
- recken skv. rahte 3304.
- rlche neutr. 4;i76. pL 47.
- riebe adj. 34. 2580. 3462. 5204. r. got
- 5972.
- rlcheit fem. 2425.
- richsenen swv. 7493.
- ridieren swv. 6484.
- rihten swv. c. dat. 4233.
- rinc masc. 5380. 6907. 6931.
- ringe adv. 3820.
- ringen stv. 4281.
- risen stv. 538U. 6727.
- rlten ste. 787. 2811. 4163. üf den lip
- 4394. vür r. 4694. zuo r. 3704.
- riterllch adj. 387. 1153. 2815.
- riterschaft /em. 913. 2443. 2806.
- riuwe fem. 1604.
- riuweclich adj. 6379.
- riuwen ste. roii 413. 2919.
- riuwevar adj. 4846.
- riuwic adj. l.')94. 3149.
- ros neutr. 96.'>. 3700.
- rosselouf masc. 6987.
- röst masc. .5437.
- röten swv. 7230.
- rüch adj. 267. ruhen 928. 6.'.36.
- rücke masc. ze r. 4940. über den
- r. dan 5305.
- rückelingen adv. 67.')9.
- rüemen swv. 7750 (Haupt zu Erec
- 2892).
- rüeren swv. 1087. diu bein 2141.
- rümen swv. 7618. den rinc 6931. sich
- des r. 7750. einem den puneiz
- 6984. ez einem 3313.
- runze fem. 4.'»8.
- ruochen swv. isj. :525. 12.12. 1573. 5759.
- ruozvar adj. 4:13.
- «& 82. 2544.
- Sache fem. 40l^5.
- sselde fern. 3. pl. 277s,
- saelec adj. lUs. 2241. .3969.
- flseleclichen adv. 27so.
- sagen swv. 227. 5827. eine schulde
- fif einen 4050.
- salse fem. 3279.
- sam 3591. sam — sam 1428.
- säme masc. 7086.
- samenen swv. in ein 8066.
- sament adv. 884. beidiu s. (■).'>33.
- samit masc. 6485.
- aaranunge fern. 305.
- sanfte adv. 546. 8138.
- sarjant masc. 3708.
- schaffen stv. 1780. 4.')8o. 653S. slu
- dinc 1596. brunneu 2.')3l.
- schal masc. 2645.
- schale masc. 6238.
- schalcbeit /ff)//. 845. 153n.
- schalclich adj. 2506.
- schalclichen adv. 6177.
- schäme fem. 18. äne seh. 6200.
- schände fem. 3490. vrou Seh. 1579.
- pl. 3394. n&ch seh. 7051.
- Scharlach neutr. 326.
- schedelichen adv. 4200.
- scheiden a/r. von 6ren 5252. den
- zwivel 4914. oz seh. 7276. sich
- 3126. 4979.
- scheltuere masc. 7163.
- schelten ste. 1871. des tödes seh.
- 7162.
- schemelich adj. 3490.
- schiere adv. 49SH. ze seh. 324. als
- seh. so 917. 3109.
- schimpf masc. 879. 2692. 4411.
- schimpflichen adv. 2589.
- schin adj. seh. tuon 2854. werden
- 7991.
- schinden sicv. er schinte .3901.
- schlnen stv. 248. 3127. 3626. 3956.
- 4280. 5778. doppelter Nom. 1331.
- einem an seh. 5476.
- schinllch adj. 1527.
- schirmen, schermcn swv. c. dat. et
- gen. 572.
- schiuften swr. 5966.
- schoene fem. 1925.
- schouwcn swv. 794.
- schrin masc. 5545.
- schroten stv. er schriete 1101.
- schrundc fem. 4020.
- schuldegeere masc. 54:J0.
- schult fem. 3377. schulde 2040. die
- schulde ;{223. von slnen, minen
- seh. 1.350. 4067. in eines seh. stän
- 5181.
- schuole fem. 700.'».
- schür matc. 2832.
- schürfen swv. .39<».'i.
- schüten swv. abe scli. 77U.
- segenen swr. 9*^4.
- 296
- SEHEN
- STBOUWEN
- sehen stv. mit doppeltem 'Acc. 1314.
- sich 529. 959.
- sehsstunt 3485.
- sehste adj. 92.
- sei 3456.
- seit masc. 3454.
- selp, selbe, s. dritte 5278. selb ander
- 7218.
- selten adv. immer 5471.
- seltssene adj. 465. 7192.
- senden swv. üz dem satele 2584.
- nftoh gelte 7166.
- senede von senen.
- senen swv. senede = senende 71.
- 1811. 3083.
- senfte adj. 2954.
- senfte fem. im pl. 6583.
- senken swo. 7080.
- senllch adj. 1604.
- sÄr neutr. 6220. 6863.
- sÄre ade. vil s. 1072.
- Sicherheit fem. 2235. 2756. 3777.
- sichern Shcv. 7563.
- slde fem. 6198.
- siecheit fem. 3607.
- siechtaom ma^c. 2934.
- sieden stv. ez söt 32S0.
- sigelös adj. 7070.
- slgen stv. 3943.
- sin masc. 530. 1656. 3399. 6195.
- 7196.
- sin oder wesen v. an. mit gen. 3590.
- 4220. mit etew. 3064. got si, der
- 1172. 7420. ez was, daz 1137.
- Sit conj. ade. 36. 132. 1035. 1137.
- 1760. baz 8. 3028.
- Site masc. 2027. nach riterllchen s.
- 2S1.'). 3560. guote s. 4326 (vgl. guot).
- vrevelllche s. 3714. in den s. 3120.
- wider den s. 4326. mit selbem s.
- 6922.
- Site fem. pl. 6268 (?). ze beiden s.
- 3063.
- sitzen stv. gesezzen sin 135. ticfi
- setzen 889. 1216. 6493.
- sinften swe. 3099.
- siusen swv. 994.
- sla fem. 5961.
- slac masc. der 6ren 3204. minnen
- 6.'>05. der saeldeu 4141. nach dem
- sl. 1108. ze slage 1073.
- slahen ste. 5.14. 422S. 66.34. under d.
- arm 5025. ze heile 8099.
- slahte fem. 2236.
- slegetor neutr. 1080.
- slegetür fem. lo83.
- slifen Ktc. er gleif 1111.
- sloz neutr. 505.
- smac masc. 6447.
- smsehe adj. 1576.
- smsehen swv. 3201.
- sm&reides masc. 623.
- so, so. 86 ich beste kan 1775. siV
- er meiste mac 2776. s6 leide als
- 2346. s6yerre6070. wenn, während
- 823. 2708. 38.'»6. damit 2498. da-
- gegen 1341. 18.14. 7573. so helfe
- mfr got 6163.
- sorge fem. 1.534.
- speehe adj. 6941.
- sp&te adv. 2154.
- sper neutr. 4700. 5025. neigen 7077.
- üf die brast slahen 7078.
- sperisen neutr. .')030.
- spil neutr. 4805. 6282.
- spinnen stv. si spannen 6205.
- spor masc. mit den sp. nemen 1012.
- sprechen ^r. 5755. an die suone
- 6930. üf einen 5479. wider einen
- 65. 7.34. 1702. einem 6183. einem
- au etew. 112. 167. 3208. einen an
- spr. 4086. 5443.
- springen stv. in sine helfe 5403.
- stsBte adj. 6809. 7916. 7918.
- stsBte fem. 4581. 6504.
- st&n V. an. von dem rosse .'i568. —
- 2305. 4884. — 4088. ze buose 721.
- ze prlse 6052. ze staten 7850. ze
- wette 1232. dar 906. einen 4316.
- Stare adj. 6932.
- etat fem. ze st. 2919.
- State fem. 2197. 6981. über st. 4402.
- ze rehten staten 5320. ze staten
- komen 3143. 6781. ze st. ligen
- 6736. ze st. gestän 5707. 7850.
- stechel adj. 3773.
- stellen swv. gestalt 6193. 6915.
- Stic masc. 266.
- stiege fem. 6434.
- stillen swv. ez st. 2365.
- stiure fem. 6332.
- stiuren swv. lKu3.
- strftfen swv. 171.
- str&le fem. 3266.
- strecken swv. gestraht .'iu48.
- strichen stv. 197,'».
- strit masc. 381. den str. heben 871.
- behaben 4427. einem den str. län
- 118. 4075. 7«H>7. 7690. &ne str. IS.*!».
- 3027.
- stritec adj. 6950.
- striteu stv. an str. 1731. str. n4ch 7.
- str6 neutr. niht ein str. 1440. 7:i57,
- ströawen swv. 4713.
- STREBEN — TRÜWEN
- 297
- strüben swe. 2820.
- strüch masc. 3953.
- strüchen swv. 3669. 4936.
- stunde fem. 23. in niuwen stunden
- 467. in kurzen st. 4973. zen st.
- 1105. zeinen st. 3361. ze manegen
- St. 3380.
- stunt fern, an dirre st. 1882. in, ze
- kurzer st. 2258. 7786. deste kurzer
- St. 5146. vttr dise st. 3182. vgl.
- anderstunt. sehsstunt.
- Sturm masc. 4363.
- süberlich adj. 4385.
- stkeneriune fem. 2056.
- süeze adf* 3478. 6409.
- stlezen swv. er suozte 3306.
- sügen swe. er souo 3899.
- suln V. an. 204. ich sol 923. 4223.
- 4788. sttle 2230. solde 325. 386.
- 910. 1142. 1294. 3512. 5096.
- sümen swv. 6172. sich 2467. 6654.
- sunder fem. 5607.
- sunewende fem. 2941.
- Buochen swv. 2284.
- suochhunt masc. 3894.
- suone fem. 2052. 3631.
- sus 178. 4883. 7700. 7747.
- süs masc. 7822.
- 8W& 208. 1331. 3021. 3080.
- swach adj. 39. 1558. 1570. 1574.
- swache adv. 3403.
- swachen swv. 1589. 2485.
- swachheit fem. 3393.
- swselre adj. 404. 4304.
- swsere fem. 94. 1143. 2687.
- swar adv. 1715.
- sw&r adj. 7386.
- swäre adv. 829. 2813.
- sw&ren swv. 2251.
- swarte fem. 435.
- sweben swv. 157.
- sweder 1085. 7280.
- swelh , swelher pron. 1850.
- swelle fem. 6745.
- swenne conj. 23. 627. 2092.
- swer pron. 196. 1393. 2270. 2839. 4192.
- 5528.
- 8 wem stv. (swir, swar, gesworn) 1354.
- 1549.
- swern stv. (swer, swuor , gesworn).
- mit gen. 2410. daz iht im abhän-
- gigen Satze 8117.
- 8 wert neutr. 3224.
- swie conj. 133. 785. 1863. 2145.
- swigen stv. sweich : bestreich 3474.
- tac masc: swserer t. 1740. lieber t.
- 1743. allen t. 2775. kurzer tage
- 7799. dirre tage 7856. vür den t.
- 5080.
- tal neutr. ze tal 1050.
- tavelrunde fem. 4534.
- teil neutr. u. masc. ein t. 758. 2113.
- ze teile einem geben 834.
- teilen swv. ein spil 4873. ez einem
- 4630. sich 15.'>9.
- tief adj. 5791.
- tier neutr. 3326.
- tiure adj. 1804. 3338. 4862. comp.
- tiurre 1937.
- tiure adv. 5694. 6956.
- tiuvel masc. 1272.
- tjost fem. 2549.
- tjostieren swv. 7:!9.
- toben swv. niht t. 2086.
- tobesuht fem. 32.13.
- tohte, töhte von tagen,
- töre masc. 3260. der edele t. 3347.
- tot masc. 4095. zem töde 1543.
- tdtmager adj. 4935.
- tötriuwessere masc. 610.
- tötvar adj. 3942.
- tötwunde fem. 1051.
- tougen adv. 5190. 6974.
- tougen neutr. 1791. *
- tragen .<(^9. muot 4768. Unwillen 4867.
- den slac 7525. ez ringe 3820. den
- 11p swäre 2819. minne einem 1542.
- mit einem 1790. vtlr 5035.
- trahen masc. 6226.
- trehten ma^c. 4773.
- trelt von tragen,
- triben stv. üf einen 5313. dar ge-
- triben komen 7100.
- triegen stv. 692. trüge 7573.
- trinken stv. 2463.
- triute von trüwen 998. 7811.
- triuwe fem. 2012. 3390. 4342. durch
- tr. 3151. von minen tr. 1979. vgl.
- entriuwen.
- triuwelös odf/. 712. 3186.
- troesten swv. 6586. einen eines d.
- 146. einen an etew. 2125.
- truoc von triegen.
- troumen swv. 829. 3517.
- trüebe adj. 6301.
- trüebe fem. 628.
- trüeben swv. 7293.
- trügevröude fem. 4413.
- truhsseze ma,sc. 2388.
- trütgeselle m^sc. 1471.
- trüwen swv. triute 415. 998. 7811.
- mit dat. u. gen. 4101.
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- 300
- VERLIGEN — VRUMK
- ▼erligen stv. 3044. sich 3790. ver-
- legen 7171.
- vermezzen stv. sich eines 5282.
- vermiden stv. 380.
- vermiesen swtf. 441.
- vermissen swv. mit gen. 1516.
- verpfenden swv. 7720. dar 7224.
- verpflegen stv. 5388.
- verr&tsere ?nasc. 3118.
- verr&tserinne fem. 4048.
- verre adv. 683. vll v. 2622. so v.
- 6070. V. baz 887. aller verrest
- 711. V. genäden 2666. v. manen
- 4853. 8131. V. stän 4316.
- versagen swv. mit dat. 1622. 3799.
- 7656.
- verschroten stv. 7229.
- verschulden swv. 4641. ez umbe einen
- 7985.
- versehen ste. sich 480. 2185. 6522.
- sich es 6311. sich umbe einen 4131.
- versene fem. 1117.
- versinnen swv. 3178. sich 3972.
- versitzen stv. 1338- 3198. daz ge-
- lübede 3056.
- versm&hen swv. 4651. 5185.
- versprechen stv. 5534. sich 7661.
- verst&n v. an. einem die tür 1290.
- sich 333.
- verstözen xtv. 361. 7339.
- versüenen swv. 8136.
- versümen swv. 32(>9. sich'v. an 6063.
- versuochen swv. 2913.
- verswigen stv. mit doppeltem Acc.
- 1836. 4447.
- vert adv. 4054.
- vertragen stv. 1.59. 873. 1227. 1347.
- 4779.
- vertrlben stv. tage v. 3050.
- verv&hen stv. ez übel, wol 1822. 3852.
- 5172.
- vervarn stv. 2797.
- verwsenen swv. sich des 7862.
- verwalken stv. 435.
- verw&zen sto. 2026. 7.')52.
- verwischen swc. 6218.
- verwürken v. an. 2568.
- verzagen swe. 1400. 2734.
- verzihen stv. 748. 6922. sich eines
- v. 2863.
- verzinsen smt. den IJp 7227.
- veste adj. 1476.
- vier 821.
- vil. lützel noch vil niuwan 4H74.
- llhte vil 5589.
- vinden str. mit dopp. Acc. 928. 2914.
- rat einem 7857.
- vinger masc. die vinger üf legen
- 7923.
- vingerlln neutr. 1202.
- visch masc. 6217.
- viur neutr. 6215.
- vlögftn swv. 3315.
- Vliesen = Verliesen.
- vUz ma^c. ze vi. 7898.
- vllzen stv. sich des vi. 851. sich
- vi. üf 61.
- vlorn = verlorn,
- vluochen «irr. 7066.
- volenden swv. sich 1813.
- volgffire masc. 1886.
- volgen swv. 3895. ea v. 7334.
- voUecUch adj. 2440.
- volsagen swv. 187.
- volvarn stv. 896. 6150.
- volzieheu stv. 2908.
- von prcpp. 1141. 1183. 1310. 1324.
- 1350. 1656. 2972. 3400. 3649. 3874.
- 4003. 4014. 4377. 5075. 5386. fern
- von 3085. durch 3104. aus 2301.
- 3389. 7976. d& von 1043. 1658.
- vor adv. 2483. 4620. 5049.
- vor praip. vor maneger stunt 21 10.
- vorburc fem. 4368.
- vorder adj. 4317.
- vordes adv. 36. 1304. 3028. 4620.
- vorhte fem. v. des 2874. von vorhten
- 4014.
- vorhtUch adj. 1443.
- Yrd.ge fem. vr. eines hän 6305. n4ch
- vr. 5765.
- vrävel, vrevel adj. 4585.
- vrävelich , vrevellich adj. 3714.
- vreise fem. 673. 6184.
- vremde adj. 4921. 7196.
- vremde fem. 8065.
- vrl adj. vor etew. 1532.
- vride masc. 1915. 5386.
- vrlliche adv. 3983.
- vrisch adj. T2H.
- vrist fem. .322. 1205. an dirre vr.
- 1168. 2518. an der vr. 476u.
- vristen swv. 654. 1166. 1827. 582(».
- vriste 5151. sich 1283.
- vriunt masc. 21.')8.
- vriunt fem. 1303.
- vrö adj. mit gen. 1751.
- vrou fem. 3396. 3723. min vr. 1625.
- 2224.
- vröude fem. 63.
- vröudebeere adj. 1144.
- vröuwen swr. 7384.
- vrnme masc. 2415. :{686. es vr. h&u
- 4133. sinen vr. enden 6ü66.
- VRUMEKEIT — WERHAFT
- 301
- Trumekeit fem. 56. 1639. 1797. 2487.
- 4349.
- vrumeclichen adv. 2732. 3077.
- vramen swv. 578.
- ▼ruo 1765.
- Yttegen swv. ez vuocte 3152. sicli
- V. 7652.
- vahshuot masc. 6536.
- vuoge fem. 863. 1435. 2417. 2888. 7604.
- vuore fem. 3014.
- vuoz masc. under v. vallen 1578. ze
- vüezen 1767.
- ▼ar adv. 3601. 6097. hin v. 1109. 1270.
- 4019. wider unde vür 1145.
- vdr prcBp. 689. 918. 3229. 6053. vür
- sich 1701. 3604. vür die zit, den
- tac, diso stunt 2810. 3182. 5080.
- vürbaz adv. 2927. 5444.
- vürderm&le adv. 8080.
- vürdem avov. 3047. sich 2498.
- vQrdihen stv. (?) 7433.
- vümamens adv. 1238. 5369.
- vurt masc. 3732.
- w& 694. 3838. wä nü 7111.
- w&c masc. 3673.
- wsBge adj. 4871. 6937.
- wiBhe adj. 3908.
- wsehe fem. 6942.
- wsenen swv. wsene 6498. wände 502.
- w. daz lernen 588.
- wsenllch adj. 1960. 2433. 8148.
- wsBtlioh adj. 4375.
- w&fen neutr. 6892. Interjection 3511.
- w&fenrieme masc. 320.
- w&ge fem. 539. 2937. 4324. 7346.
- w&gen swv. 3861 (?).
- wahsen stv. zuo w. 462.
- wälhisch adj. 6457.
- walopieren swv. 2553.
- walten stv. 6531.
- waltgevelle neutr. 3836. 7821.
- waltman masc. 598.
- walttöre masc. 440.
- vr&n=iwenn nicht , außer, nur 195.
- 416. 670. wan einen 3116. niht
- anders wan 3891. wan daz 201.
- 654. 3151. 3168. 4675. 7372.
- wan=:quidni, utinam 1660. 2214. 3140.
- 5491.
- w&n masc. 692. 2345. 2673. 6308. w.
- ze 1756. nkch w. 968. 2672. üf
- den w. 6672.
- wanc masc. 5326. 6502.
- wandel masc. 1901. 2288. 2900. 7555.
- w. h&n 4155. ze w. 1645.
- wandelbsere atfj. 199.
- wandeluuge fem. 188tl.
- wank^el adj. 1877.
- wanne fem. 443.
- want fem. 91. 6283. 7048.
- war=woA«» 781. 1273.
- war fem. 311. w. nemen umbe sich
- 5188. w. tuon 7141.
- w&r adj. w. h&n 868.
- w&rheit /«n. 12. 477. 601. vür die
- w. sagen 2979. mit der w. 5000.
- 8048. 8060. 8069.
- warnen swv. 2195. sich w. eines d.
- 1860.
- w&t fem. 2198.
- waz neutr. zu wer 349. waz von
- diu 5273. w. ob 3591. 5864. 6617.
- umbe w. 1180.
- w&zweter neutr. (?) 640.
- w6 interj. 1400.
- wec masc. w. machen 5187. alle
- wege 3878. üz ir wege sin 2166.
- under w. län 4257. 4880.
- weder adj. adv. 1957. 3832. uirum
- 6317. 7880. weder— Ode 475.
- wegemüede adj. 5587.
- wegen stv. wider einem 5348. en-
- gegen einem 7256.
- wehsei masc. 3009. 7206.
- wehselsere masc. 7190.
- wehselmsere neutr. 6076. 7376.
- wehsein swv. 7212. m. gen. 2990.
- wehselslac mcisc. 1047.
- weih pron. 2599.
- wiellenp. an. got enwelle 4490. wolte,
- wolde 1436. 2117. 4503. wolt=woltet
- 1485. glauben, meinen 213. 1263.
- 2702. 3309. 500O.
- wein swv. wählen 2198.
- wenden swv. mit acc. u. gen. 2359.
- s6 gewant sin 1548. 1823. 3854.
- 4461. 4730. umbe einen 190. 1203.
- wenen swv. 3322.
- wenken swv. 1375.
- wenne conj. 2113. 2259.
- wer fem. 1860. 3712. ze w. 1853.
- &ne w. 4093. 433U. 6635. mit w.
- 6677.
- werben stv. 7194.
- werc neutr. 58. 760. 4321. w. unde
- Wille 2696.
- wercgadem neutr. 6187.
- werden stv. ich wirde 537. mit gen.
- 1593. ze räto 3431. mit partic.
- proes. 5891.
- werfen stv. daz ors von einem 5323.
- werhaft adj. 5409.
- wider adr. v.
- rite» X!9. w.
- ande
- Tita 114.1.
- a, 134. ITWi.
- M3!). a.'rfw. 4n
- 0. -4SÜ. d* V,
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- Hi» /em., WU,
- . .einer w. m
- 4164.
- wlie orfj. 1-iP.
- «US. 3619. 6461
- isprap. il Üi:-. 1174. 1313. 1938.
- IMI eeT3«ei. iep[tw<>Wa6a.'ä.
- >elG«3. ».il d. 4.11«.
- ZIL — ZWIVELN
- 303
- zil neutr. 880. 1839. üf daz z., daz
- 5420.
- Zinsen stoe. 636.5. 6649.
- /insgebe masc. 6377.
- 7.1t fem, übeUu zlt 1741. zit h&n
- 537,'i. 5548. vttr die z. 2810. ze dirre
- z. 217.
- zom masc. 159. 1381. 7642.
- zorn adj. 702. 2225.
- zornmuot masc. 7892.
- zornic adj. 2027.
- zornvar a/. 451.
- zoubersere maae. 1394.
- zonberlist /iiaxc. 1284.
- zücken .twc. 1018.
- zuht fem. 124. 130. 165. ISO. 1677.
- 3400. 4053. &ne z. 1M56.
- zuhtlÖB adj. 90.
- zno prcep. 2413. 6373. d& zuo 3931.
- d& zuo unde 3482.
- zw&re = ze wftre 430. S49. 1671. 6168.
- zwlvel maitC. 916. 3866.
- zwlvelllch adj. 6075.
- zwiveln swe. niht zw, 748().
- Berichtigungen:
- Vers 209 lies: hörn uz, statt: hornüz, vgl. Wortregister.
- » 3058 1.: ougest, st.: ougent.
- » 4279 1.: her G&wein, st.: der G.
- Ililiilillil
- a bios DDi Das isa
- Sil,
- -2-
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